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18 Reviers verunglückten im vorigen Jahre mit dem Leben 12 Bergleute, außer diesen kamen noch 247 leichte und schwere Verwundungen vor. — Am 6. d. fand in Freiberg der erste deutsch katholische Gottesdienst, abgehalten von vr. Bauer aus Dresden, statt. Eines starken Menschenzudranges ungeachtet, fiel auch nicht die geringste Störung vor. Diese neue Gemeinde ist jetzt die kleinste im Lande, sie zählt in der Stadt nur 3 Familien. 1 In Berlin spricht man, daß die Amnestie der Polen in kürzester Frist ausgesprochen wer den würde. Alle Todesstrafen, sowie alle Frei heitsstrafen unter 8 Jahren sollen erlassen wer den. Zugleich geht das Gerücht, daß em Preß- aesetz erfolgen würde, ähnlich dem neuen baier- schen, Preßfreiheit für innere Angelegenheiten verheißend, aber mit allen Beschränkungen, Cen- surbedingungen und strengen Strafen, die nur möglich. 1 In Hanau wollte man auch dieses Jahr, am S. Jan., das Constitutionsfest wie gewöhn lich auf eine sehr einfache Weise stiem; dieses geschah bisher immer durch eine Parade der Bürgergarde, welche in die Kirche zog und die Feier mit einem Balle beschloß. Leider aber - durfte diesmal das „sogenannte" Constitu- tionSfest durch einen Umzug nicht gefeiert wer den. Dagegen aber wurde Abends die Stadt dergestalt illuminirt, wie es seit langen Zeiten nicht der Fall gewesen ist. Alle Fenster, von dm Vornehmsten bis herab zu den Aermsten waren erleuchtet und mit Kränzen geschmückt. Die Lust hallte wieder vom Rufe: „Es lebe die Constitution!" ES soll aber für man chen vornehmen Hessen ein Acrgerniß gewesen sein. — 1 In den gewesenen Sonderbundskantonen will man die Aufhebung aller Klöster und Ein ziehung ihres Vermögens, auch das Verbot künf tiger Etablirung religiöser Orden für immer be schließen. Die dermaligen Mitglieder sollen Pen sionen erhalten aus den Fonds der Klöster, und aus diesen zugleich die Schuld getilgt werden, welche die Sonderbundscalamität veranlaßt hat. Der Ueberschuß soll zu Spitälern und zur He bung des öffentlichen Unterrichts verwendet wer den. — Auch in Mailand sind viele der flüch tigen Schweizer-Jesuiten bettelnd und um Mit leid flehend angelangt, wurden aber, wie sie es wohl verdienten, überall barsch zurückgewiescn. Von pfeifenden Straßenjungen wurden sie zur Polizek begleitet, wo sie die Weisung erhielten, die str sie ungesunde Luft Mailands zu meiden. — Die Unruhen in Neapel wollen sich noch nicht beseitigen lassen, die Stadt ist ganz von Fremden leer und mit gespannter ängstlicher Er wartung harrt man der Dinge, die da kommen sollen. 1 Aus München wird vom 25. Dec. ge schrieben, daß die Eisenbahn von Bamberg bis an die ReichSgrenze bei Hof bis zum 1. Juni 1848 vollendet und nach Uebereinkunft mit Sachsen auch dessen Eisenbahn bis dahin her gestellt sein wird, mit Ausnahme einiger schwie rigen Stellen. Sachsen wird aber dafür Sorge tragen, daß auch auf diesen rasche Beförderung eintrete. s Einige österreichische Offiziere, welche sich auf Urlaub in Berlin befanden, haben in die sen Tagen plötzlich Befehl erhalten, sich bis zum 18. d. M. bei ihren resp. Regimentern in Böh men einzufinden. Es findet ein allgemeines Vorrücken der österreichischen Streitkräfte gegen Italien hin statt. 1 In Mailand hat am 3. d. M. ein blu tiger Cigarrencrawall stattgefunden. Eine Par tei daselbst (die Bewegungspartei) wollte nicht mehr dulden, daß Cigarren geraucht würden, sowie es überhaupt in ihrem Sinne lag, nichts Ausländisches mehr verkaufen ' zu lassen. Das ließen sich wohl die Italiener gefallen, aber an dere Nationen, namentlich die sonst so ruhigen Deutschen, nicht. Somit kam es erst zu Schlä gerei, dabei blieb es aber noch nicht, sondern das Militair schritt ein, und nun gab cs Todte und Verwundete; wie viel? ist noch nicht ange geben. -k Sultan Abd-el-Kader ist abgetreten von der politischen Bühne, auf der er seit 10 Jahren eine so bedeutende Rolle spielte; einge engt in maroccanische Truppen-Abtheilungen, schlug er sich nur durch, um — sich den Fran zosen zu ergeben. Herzog Au male ist der Glückliche, der die von den französischen Gene rälen gesäete Ruhmesernte in seine Scheuer schleppt. Schade, daß die Nachricht nicht vor der Kammereröffnung nach Paris gelangte, sie würde in der Thronrede gehörig benutzt worden sein; so wird wohl Horace Vernet den glor reichen Moment für die Galerie zu Versailles malen, wo der unglückliche Emir sich vor dem jugendlichen Prinzen schutzflehend beugt. In Petersburg wird im Cabinet große Freude sein und ein außerordentlicher Gesandter nach dem Kaukasus gehen, um Schamyl zu bereden, sich nun ebenfalls einem kaiserlichen Prinzen gefäl ligst zu unterwerfen. — Ein Augenzeuge berich tet über die letzte Katastrophe Abd-el-Kaders: das Erste, was sich der Emir vom Prinzen Aumale erbat, war, sich für einen gefangenen Freund, Bou Hamado, in Fez zu verwenden und an Alle zu denken, welche für ihn gelitten. Er schätzte sich glücklich, als man ihn bald ein schiffte, um nicht auf afrikanischem Boden ge fangen gehalten zu werden, und dankte dem Prinzen mit d n Worten: Allah, Allah; Gott verläßt seine Diener nicht ganz. Aus der sehr