3. Venedig bis auf Tizian. Die Vivarini. Die Bellini. Antonello da Messina. Giorgione, Palma, Lorenzo Lotto. Girolamo Romanino und Morcito. Im Anfänge des 15. Jahrhunderts ist Florenz unbedingt der wich tigste Mittelpunkt italienischer Kunstübung. Und auf lange Zeit hinaus bleibt es reicher an künst lerischen Gedanken, sowohl in der Malerei, wie in der Plastik, als irgend eine Stadt oder Landschaft Italiens. Aber hundert Jahre später giebt es in Venedig eine Malerei, die uns noch natürlicher und dabei noch glänzender er scheint, als was um die gleiche Zeit Florenz und die von ihm ausgehenden Schulen bieten. Die ganze Erscheinung der venezianischen Kunst gewinnt uns leichter; sie ist ver ständlich und nimmt uns ohne Studium, ohne jede gelehrte Voraussetzung für sich ein. Ihre Gegenstände erklären sich von selbst, ihre Formen sind angenehm, ihre Farben im Vergleich mit Bildern anderer Schulen mannich- saltig und an und für sich leuchtend. Diesen gewinnenden Eindruck machen auch die späteren Ausläufer im siebzehnten, ja selbst im achtzehnten Jahr hundert. Es bleibt immer noch etwas an diesen Bildern, was dem modernen Menschen auf den ersten Blick gefällt, während man gleichzeitigen Leistungen einer mittelitalienischen Schule gegenüber leicht den Eindruck von etwas ab geleitetem und abgestandenem hat, was in unerfreulichem Maße den Gedanken an die vergangene Blüte Hervorrust. Dies ist bei den Venezianern der letzte, unzerstörbare Rest, dessen was die Kunstsprache Realismus nennt, was aber als wirkliche Macht in Volk, Land und Stadt lebte und in der Malerei nur eine ihrer Erscheinungsarten fand. Venedig hatte nach hundertjährigem Kampfe 1381 Genua, die einzige Nebenbuhlerin zur See, besiegt und bald daraus sich zuerst die Insel Corfu und dann allmählich viele Teile Griechenlands unterworfen. Seit 1404 Jig. 108. Teil eines Triptychons von Crivelli. Berlin.