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174, 30. Juli ISIS. Nichtamtlicher Teil. s, d. Dtschn. «uchh»nd,i. 8735 Verbindungen verfügt wie die Presse. Die besten wissenschaft lichen und praktischen Köpfe der Nation rechnen es sich heute zur Ehre, die Ergebnisse ihrer Erfahrungen und Forschungen der breiten Öffentlichkeit durch die Zeitung zu unterbreiten, und wenn Erfindungen, Entdeckungen oder wissenschaftliche Forschungen in ausführlichen Fachwerken zuerst niedergelegt werden, er fahren sie durch die Presse ihre Besprechung, Bekämpfung oder Anerkennung. Die Zeitungen haben aber nicht erst nach Jahrzehnten, sondern schon nach Jahres-, selbst Monatsfrist für die breite Masse der geistig Schaffenden und Interessierten einen un schätzbaren Wert. Alle Berufe, der Politiker, Journalist und Volkswirt, der Mediziner, der Jurist, Philologe und Theo loge, der Kaufmann, der Techniker, der Gelehrte, der Künstler, sie alle können aus dem Inhalt der Zeitungen unschätzbare Werte ziehen. Wir haben nun in unfercni Brockhaus, Meyer, Herder Lexika, die Uber alles hinter uns Liegende vorzüglich unter richten. Was uns fehlt, ist ein sich stets ergänzendes und erweiterndes Lexikon des Tages, ein »Lexikon der Gegen wart», das uns in periodischen Bänden bietet, was die Presse an Artikeln von dauerndem Wert bringt. Die bisherigen Methoden, sich den Zeitungsinhalt dienst bar zu machen, sind mangelhaft und unzulänglich. Der außerordentliche Wert bestimmter Zeitungsnachrichten und Artikel für bestimmte Zwecke hat auch bisher schon dazu geführt, Sammlungen von Artikeln anzulegen, sei es nun von Privatpersonen, sei es von Behörden, Handelskammern, großen Fabriken, Zeitungen usw. Wenn diese Sammlungen einen wirklichen Gebrauchswert haben sollen, genügt aber das bloße Ausschneiden und Sammeln der Artikel' allein nicht. Es müssen umfangreiche Kartotheken und Registraturen an gelegt werden, die nicht allein viel Arbeit und Geld, sondern auch eigene Räumlichkeiten erfordern. Die einzige bemerkens werte, aber sich nur auf bestimmte Gebiete beschränkende Sammlung dieser Art sind die politischen Registraturen des Frhrn. v, Fechenbach auf Schloß Laudenbach bei Aschaffenburg. Diese Sammlung konnte nur durch den Fleiß und die großen Aufwendungen eines Mannes geschaffen werden, der darin seine Lebensausgabe erblickte. Ganz abgesehen von der Un vollständigkeit dieser nur »politischen» Registraturen, erfordert ihre Benutzung jedesmal besondere Erlaubnis ihres Besitzers und eine Reise nach Schloß Laudenbach. Das Forkenbecksche Zeitungsmuseum in Aachen kommt nicht für unsere Zwecke in Betracht. Die Zeitungsausschnittebureaus, die von billigem Per sonal die Zeitungen lesen lassen, betrachten ihre Aufgabe als erfüllt, wenn sie ihren Abonnenten die Ausschnitte geliefert haben. Die Arbeit des Registrierens verbleibt den Abonnenten. Zudem arbeiten diese Bureaus teuer und naheliegenderweise nicht zureichend zuverlässig, so daß sie für ernsthafte Inter essenten nur so lange in Betracht kommen, als nichts Besseres und Billigeres existiert. Dem von Gelehrteukreisen in letzter Zeit so eifrig pro pagierten Plane eines Reichs-Zeitungs-Museums stellen sich so unüberwindliche technische und finanzielle Schwierigkeiten entgegen, daß seine Ausführung in absehbarer Zeit nicht er wartet werden kann. Übrigens würde für den praktischen Gebrauch der Allgemeinheit ein solches Museum nicht in Betracht kommen, da ein Versenden der Bände in größerem Stile und ebenso der Kartotheken-Jndices unmöglich wäre. Die ideale Lösung der vorstehend erörterten Probleme soll nun durch die Monatsschrift »Lexikon der Gegen wart» erfolgen, deren erste Lieferung im Oktober dieses Jahres zur Ausgabe kommen wird. Der von dem Schrift steller C. W. Schmidt in Berlin verfaßte Plan zu diesem Archiv der deutschen Presse wurde von einer Reihe pro minenter Persönlichkeiten, wie Oberbürgermeister vr. Adickes in Frankfurt a/M, Generaldirektor der Hamburg—Amerika- Linie Ballin, Exz. Bernh. Dernburg, vr. St. Kekuls von Stradonitz, Prof. vr. Franz v. Litzt, Bürgermeister von Berlin vr. Georg Reicke, dem Präsidenten des Hansabundes vr. Rießer, vr. Gust. v. Schmoller in Berlin, zahlreichen Mit gliedern des Reichstages usw. gebilligt, seine Durchführung für sehr wertvoll und die Ausführung für notwendig erklärt, da ein solches Lexikon von hoher politischer, volkswirtschaftlicher und kultureller Bedeutung ist. Das Lexikon der Gegenwart ist nach den Bedürfnissen der Interessenten in vier Hauptgruppen gegliedert; es enthält die I. Abteilung: Politik, die II. Abteilung: Wirtschaft und Sozialpolitik, die III. Abteilung: Kunst und Literatur, und die IV. Abteilung: Wissenschaft und moderne Kulturprobleme. Die Vorteile der Buchform und der Abteilungen sind einleuchtend: Das Buch ist handlich, nimmt keinen großen Raum ein, die einzelnen Blätter können nicht wie bei Kartotheken in Unordnung gebracht werden oder verloren gehen und sind bequem zu gebrauchen. Durch die Gliederung in Abteilungen braucht jeder nur zu kaufen, was ihn interessiert. Die Ausgabe in Monats heften gestattet die denkbar schnellste Orientierung über den neuesten Zeituugsinhalt und die Kosten des Jahres werkes werden durch ihre Verteilung auf zwölf Monatsbeträge weniger merklich. Die Bearbeitung der großen Zeitungen des deutschen Sprachgebietes (Deutschland, Österreich, Schweiz) erfolgt nach einheitlichen, zweckgemäßen Grundsätzen durch Redakteure, die als Journalisten von Beruf Gewähr für eine gediegene Arbeit bieten. Ausführliche Zeitungs-, Per sonen-, Sach- und Ortsregister machen die Benutzung be quemer. Überdies wird jedes Heft eine fachmännisch be arbeitete Bibliographie der einschlägigen Bücher sowie der Zeitfchriftenaufsätze bringen; nicht unerwähnt soll endlich der billige Preis sein. Es kostet ein ca. 480 Quart seiten umfassender Monatsband auf holzfreiem Papier nur 4 das Lexikon der Gegenwart ist also billiger als die primitivste Artikelsammlung aus einer einzigen großen Zeitung und um bedeutendes billiger als die Benutzung irgendeines Ausschnittebureaus, wobei nicht zu unterschätzen ist, daß schon die äußere Form eine ungleich gefälligere ist als die von Zeitungsausschnitten, ganz zu schweigen von den hier vermiedenen Wiederholungen. Überdies wird durch die Bearbeitung des systematisch geordneten, durch Jndices leicht auffindbaren Materials dem Benutzer, für den Zeit Geld ist, der von allem Ballast besreite Zeitungsinhalt ge boten. Mit leichter Mühe wird sich nun feststellen lasten, was auf jedem Gebiete bisher in der Presse publiziert wurde; an Motiven und Anregungen zu eigenem Schaffen dürfte das Lexikon der Gegenwart eine wahre Fundgrube werden, dem Forscher schon nach wenigen Jahren unersetzlich sein, aber auch die anderen Leser zu gründlicherer Anteil nahme am gesamten öffentlichen Leben befähigen und an regen, ein Unternehmen, das aus die Anteilnahme der All gemeinheit rechnen kann?) Kleine Mitteilungen. tkorrckturbogen und Manuskripte in> Postverkehr. — Im Publikum bestehen noch vielfach Zweifel über die postalischen Vorschriften für Korrekturbogen und Manuskripte. Korrektur bogen werden gegen das Drucksachenporto besördert. Es ist nach der Postordnung gestattet, ihnen das Manuskript beizulegen und in den Korrekturbogen Änderungen und Zusätze zu machen, die die Korrektur, die Form und den Druck betreffen, solche Zusätze bei mangelndem Raum auch aus besonderem Zettel ch Weitere Auskünfte über das Lexikon der Gegenwart gibt Gr ölig, Bibliothekar des I. I. Patent-Amtes in Wien. 1137»