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201, 29. August 1907. Nichtamtlicher Teil. »örsinblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 8433 Verfasser Titel Wie oft vorhanden Wie oft gelesen Scott: Der Talisman 13 mal 227 mal „ Waverley 12 „ 113 „ Stenkiewicz: Huo vaäi's? 6 132 „ Sohnrey: Fricdestnchens Lebenslauf 5 „ 160 „ Spielhagen: Allzeit voran. 2 Bände 7 „ 18t „ „ Problematische Naturen. 2 Bände 12 „ 283 ., Storm: Novellen. 8 Bände 9 979 „ Sudermann: Frau Sorge 12 523 „ Wildenbruch: Das edle Blut 6 255 ., „ Schwesterseele 9 „ 273 „ Wolfs: Der Sülfmeister. 2 Bände 125 ., Am öftesten gelesen wurden also Storms Novellen und Gustav Freytags Soll und Haben. Charakteristisch ist übri gens, daß nicht einmal der dritte Teil der Leser, die den ersten Band der Ahnen gelesen, bis zu den letzten Bänden vor gedrungen sind. Clara Viebigs Kinder der Eifel wurden in 2 Exemplaren nur 68mal gelesen, das schlafende Heer eben falls in 2 Exemplaren 70mal. Über die starke Inanspruchnahme der belehrenden Literatur heißt es in dem Bericht: »Es ist erstaunlich, von welch enormem Wissensdrang oft einfache Arbeiter beseelt sind. Schriftsteller wie Nansen, Eyth, Sven Hedin, Grube, Jameson interessieren unsre Bevölkerung im höchsten Maße. Daneben bringen Bücher aus der Technik, mögen sie Schiffe, Schiffsmaschinen, Photographie oder chemische Substanzen betreffen, es zu erfreulich hohen Benutzungsziffern. Auch Hamburgensien werden häufig gefordert.« Wie selten mitunter Bücher eines bekannten Schrift stellers überhaupt anwesend sind, läßt die folgende Zusammen stellung erkennen, die an einem bestimmten Tage in der Zweigbibliothek am Pferdemarkt gemacht worden ist: Vorhandene Davon Mithin noch Bände: ausgeliehen: vorhanden: Achleitner 49 44 5 Alexis 39 31 8 Böhlau 39 37 2 Boy-Cd 38 38 0 Busch 97 95 2 Dahn 78 59 19 Daudet 35 23 12 Ebers 76 54 22 Ebner-Eschenbach 62 57 5 Fontane 49 46 3 Ganghofer 85 77 8 Gerstäcker 164 157 7 Heyse 77 63 14 Marryat 89 83 6 Meyer, C. F. 35 28 7 Niese 29 26 3 Ompteda 9l 83 8 Spielhagen 153 145 8 Storm 28 28 0 Sudermann 75 65 10 Vtebig 30 29 1 Die Bücherhalle besitzt einen sogenannten Jndikator- katalog, in dem die Benutzer sich Uber die vorhandenen Bücher unterrichten und zugleich ersehen können, welche ver liehen sind. Infolgedessen werden nur solche Bücher ver langt, die wirklich vorhanden sind. Man beabsichtigt außer dem, die in England schon lange bestehende Einrichtung des open kwo688 (offener Zutritt) einzuführen, wonach es den Benutzern gestattet ist, in die Bibliothek selbst einzutreten und sich ein passendes Buch auszusuchen. Die Patriotische Gesellschaft hat 1906 eine eigene Kommission zum Studium dieser Einrichtung nach England entsandt. Der Bericht der Kommission ist ebenfalls im Jahrbuch enthalten. Senat und Bürgerschaft von Hamburg haben die bis herige Subvention von 20 000 ^ auf 70 000 ^ jährlich Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. erhöht. Herr Werner Beit hat der Bücherhalle 40000 ^ testamentarisch überwiesen. Außerdem hatte man Stiftungen von 1000, 3000 und 4000 ^ zu verzeichnen. 1906 be trugen die Einnahmen 129651 die Ausgaben 84013 ^, o daß noch ein Überschuß von 45 638 verblieb. Was die »Hamburgische Hausbibliothek« betrifft, so hat die Patriotische Gesellschaft diese Sammlung im Verein mit der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde und der Lehrer oereinigung gegründet. Anfänglich strebte man hauptsächlich die Herausgabe älterer und neuerer Werke, Biographien usw. an, die mit der kulturellen Entwicklung Hamburgs und der Hansestädte in engem Zusammenhang stehen. Die ersten Bände wurden mit Hilfe einer freiwilligen Geldspende herausgegeben, und die Herausgabe der folgenden Bände, für die man Werke von allgemeinem Interesse wählte, erfolgte mit Hilfe des Ertrags der vorhergehenden Bände. Soweit aus den einzelnen Jahresberichten zu ersehen ist, sind in der Sammlung erschienen: Hertz: Mein Elternhaus; GrimmsSagen; Jeremias Gotthelf: Uli der Knecht; Otto Ludwig: Zwischen Himmel und Erde; Heinrich Stilling: Jugend, Jünglings jahre und Wanderschaft; Gustav Falke: Ausgewählte Ge dichte; Emma Dina Hertz: Die Urgroßeltern Beets; Immer - mann: Der Oberhof; Hebbel: Jugendjahre und Gedichte; Friedrich von Müller: Erinnerungen aus den Kriegszeiten von 1606—1813; Timm Kröger: Neun Novellen; Kleist: Prinz Friedrich von Homburg nnd Der zerbrochene Krug. Verleger der Sammlung ist Alfred Janssen in Hamburg. Im ganzen waren bis zum 31. Januar 1907 65 000 Bände abgesetzt. Gedruckt waren bis dahin von den neu erschienenen Werken je 3000 Exemplare der Schriften von Kleist, Müller und Jmmermann, je 5000 derjenigen von Kröger, Falke, Stilling und Ludwig, 10 000 Exemplare der Schrift Die Urgroßeltern Beets, je 11000 derjenigen von Gotthelf und Hebbel (1. und 2. Ausgabe), 14 000 des Buchs von Grimm und 20 000 desjenigen von Hertz, im ganzen 90 000 Bände, davon allein 25 000 im Jahre 1906. vr. O. Zippel berichtet in einem eignen Abschnitt über die »Hamburgische Hausbibliothek«. Er erzählt darin unter anderm, wie alle Bemühungen, von Wilhelm Raabe und andern großen Dichtern und Schriftstellern ein Buch zu bringen, gescheitert sind. Was Falke und Timm Kröger betrifft, so hat die Kommission das Recht auf die Heraus gabe einer begrenzten Anzahl von Exemplaren gegen eine bestimmte Abgabe von jedem Exemplar erhalten. Die Patriotische Gesellschaft hat die finanzielle Basis der Haus bibliothek verbreitert durch die Gewährung eines zinsfreien Kredits von 3000 Erwähnt sei noch die Tätigkeit der von der Patriotischen Gesellschaft eingesetzten Kommission zur Auswahl guter Jugendschriften. Diese hat ihren Standpunkt dargelegt in der Schrift: Denkschrift über die Frage der Jugendschriften in Hamburg, ausgearbeitet von der Jugendschriften-Kommisston der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (Patriotische Gesellschaft) (Hamburg, Lucas Gräfe, 1899). Außerdem hat sie jedes Jahr ein Verzeichnis der von ihr empfohlenen Jugendschriften ver breitet. Die Kommission hat übrigens ihren anfänglich sehr schroffen Standpunkt allmählich gemildert und 1905 ihre Tätigkeit einstweilen eingestellt. * * * In Frankfurt a. M. besteht seit 1894 ein Verein »Freie Bibliothek und Lesehallen«, der bei seiner Gründung über 3000 ^ Jahresbeiträge und 800 ^ einmalige Zuwendungen verfügte. Während die Lesesäle der Stadtbibliothek und der C. von Rolhschildschen öffent lichen Bibliothek mehr den wissenschaftlichen Studien dienen, schuf der Verein eine öffentliche Volkslesehalle. Schon im 1100