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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192412069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-06
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
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Sonnsdeock, ckew S. Vevemder N MMte »vk üm M;sM Die Verhandlung gegen die 33 Angeklagten wird am Freitag morgen mit der Vernehmung der Zeugen fortgesetzt. Polizeirat Bueiek (Gletwitz), der sich bereits im Prozeß Wieczorek ausführlich über den .Verband schlesischer Aufständischer" ausgelassen hat, gibt Auskunft, ob und wieweit das Ziel des Ver» bandes, — Oberschlesien gewaltsam vom Reiche zu lösen und Polen anzugliedcrn — unter der Be» völkerung bekannt gewesen sei. Nach seiner Dar stellung kennt jedes Kind in Oberschlesien das Ziel oes Verbandes- Somit haben auch die Angeklagten gewußt, welche Bestrebungen der .Verband schlesischer Aufständischer" hatte, als sie ihm beitraten. Pfarrer Carl Stawinoga (Deutsch-Zernitz) wird befragt, ob er etwas besonderes an der Tätigkeit des Ver bandes beobachtet habe. Der Zeuge verneint di« Frage. Ls hätte sich alles im geheimen abgespielt. Die Angeklagten bezeichnet er als die Besten seiner Gemeinde, die, soweit ihm bekannt sei, alle gut deutsch gesinnt wären. Wirtschaftlich ständen sie schlecht da. Lehrer Ernst Strzys (Nieborowid) kann über den Verband nichts aussagen. Gr wird über einzelne Angeklagte, über deren Leumund, Familien verhältnisse, geistige Verfassung, Bildungsgrad usw. befragt. Gr kann über die Betreffenden nichts Ungünstiges aussagen. Es sind durchweg ein- fache, arbeitsame Leute, von denen man nicht an nehmen kann, daß sie Böses im Schilde geführt haben und dem Verband beigetreten sind, um dem hoch verräterischen Ziel Vorschub zu leisten. Amtsvor steher Kalusa (Pilchowitz) glaubt, daß den An- geklagten die Ziele der Insurgenten bekannt gewesen sind, da in den Zeitungen genügend darüber ge- schrieben wäre. Aber auch er ist der festen Ueber- zeugung, daß die Angeklagten dem Zwang gehorchend dem Verbände beigetreten sind, ohne sich große Ge danken dabei zu machen. Mehrere Zeugen geben an, daß Arbeitern, die dem Verband nicht beigetreten wären und auf deut schem Gebiet wohnten, ihr Arbeitsverhältnis auf der Grube Bjurow gekündigt worden ist- Andere sollen wieder eingestellt worden sein, nachdem sie ihren Beitritt erklärt haben. Das Ltrteü Nach dreieinhalbstündiger Beratung fällte der Vorsitzende sagenden Spruch: Die Angeklagten Valentin Stanik, Emanuel Biadarz und Leo Swientq werden kostenlos frei- gesprochen. Zu vier Monaten Festungshaft und 10« Mark Geldstrafe werden verurteilt: Lugen Trella, Bernhard Duscha und Max Dilczek. Zu sechs Monaten Festungshaft und 200 Mark Geld- strafe werde» alle übrigen Angeklagten verurteilt. Sämtliche Geld- und Freiheitsstrafen werden durch die Untersuchungshaft als verbüßt angesehen. Bei den Angeklagten August Goldman«, Franz Foit I, Franz Blacha und Florian Przybilla gelte» drei Monate, drei Wochen als verbüßt. Sämtliche Haft- befehle sind aufgehoben worden. Die Iugspitzbahn. Wie wir erfahren, wurde nun mehr die endgültige Ausführung der Zuqspitzbahn der bekannten Firma für Drahtseilbahnen Adolf Bleiche rt <L Lo., Leipzig, in Auftrag ge geben. Damit kommt eine lange Dorentwicklung der Projektierung zum Abschluß: lagen doch bereits seit dem Jahre 1000 eine Reihe von Projekten zur Erbauung einer Bahn auf die Zugspitze vor, deren Verwirklichung aber immer wieder an der Finanz frage scheiterte. Nach langen schwierigen Verhand lungen ist es d«m Konsortium der Oesterreichischen Zugspitzenbahn, A.-G-, gelungen, die Finanzierung durch Zusammengehen österreichischer und deutscher Finanzgruppen sicherzustellen. Das endgültige Bau projekt wurde von der Firma Bleichert nach dem neuen Seilsck webebahnsystem Bleichert-Zuegg auf' gestellt unter Mitbenutzung der durch die Seilbahn- A.-G. geleisteten Drofektarbeiten und unter Mit' Wirkung des Professors Findei» von der Tech nischen Hochschule Wien. Da d-ie Sprengarbeiten im Fels zum Teil bereits in diesem Sommer in An- griff genommen waren, wird es möglich sein, die Dahn plangemäß am 1. August 1928 zu eröffnen. Lekpnlger Tageblatt 2. Brannkohlenfachmesse, Frühjahr 1925. Lus- gehend vom geschäftlichen Erfolg der Aussteller auf der ersten Leipziger Braunloh'ensachmcsse veranstalten das Mitteldeutsche Braunkohlen-Syndikat G. m. b. H., Le pzig, und da« Ostelbisch» Braunkohlen-Syndikat D. m. b. H., Berlin, anläßlich der nächstjährigen Leipziger Frühjahrsmesse eine gemeinsame, erweiterte 2. Braunkohlenfachmesse (1.—11. März 1925). Diese Draunkohlenfachmesse soll erneut der allgemeinen Auf- klärung über die Einrichtungen zur bergbaulichen Ge winnung und chem schen Veredelung, besonders aber der feuerung-technischen wie rvärmewirtschafil'chen Verwendungsmöglichkeiten der Braunkohle dienen. Berstelaeruag von FuadgcgeastSndea der Großen Leipziger Straßenbahn. Am 8. Dezember 1924, vor- mittag« 10 Uhr, beginnt im Untergeschoß, Zimmer 40, der Großen Leipziger Straßenbahn, Zeitzer Straße 12, die Versteigerung der verfallenen Fundgegenständ« durch den Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Leipzig. * Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Ortsgruppe Leipzig. Die Mitglieder der Ortsgruppe Leipzig beteiligen sich vollzählig an den Werbeveran- staltungen am Sonnabend, den 6., und Sonntag, den 7. Dezember. Auskunft erteilen die Abteilungs- und Zugführer. Für di« Marschkapelle werden noch eine Anzahl Musiker mit Instrumenten gesucht. Aus die am Freitag, den 12. Dezember, im Festsaale des Kentraltyeaters stattfindervde Republikanische Kundgebung wird besonders hingewiesen. Oie angeblichen Mißstände beim Großmarlt Die Kommunisten haben bei ihrer Wahlagitation die Behauptung aufgestellt, der Leiter des städtischen Großmorktes, Hans Aufschläger, habe sich durch seine Geschäfte mit der Stadt maßlos bereichert, und di« verantwortlichen Stadträte, der Dezernent und der Oberbürgermeister hätten dies schweigend geduldet. Der Rat dementierte sofort, das hindert« die Kommunisten jedoch nicht, noch gröbere Behauptungen aufzustellen. Der Rat hat sich darauf hin am Freitag in seiner Sitzung mit der Angelegen heit befaßt und beschlossen, Strafantrag geaen die Beleidiger zu stellen. Das Presseamt verbreitet darüber folgend« Mitteilung: „In den Nummern 187, 189 und 191 der „Sachs. Arbeiterzeitung" und in den Nummern 218 und 217 der Zeitschrift „Die Werktätigen" sind gegen di« Stadträt« Heyrr und Bammes, sowie gegen Stadtrechtsrat Lenke Beschuldigung«» er hoben worden, die nach dem Ergebnis der sofort angestellten Erörterungen völi'a unbegrün det sind. Der Rat hat deshalb beschlossen, wegen der beleidigenden Artikel in den beiden Zeitungen gegen den Verfasser der Artikel bzw. gegen die verantwortliben Schriftleiter Strafantrag wegen Beleidigung der drei Gen-'nn^n »u stellen und die Staatsanwaltschaft um Urbernahme der Strafverfolgung im öffentlichen Interesse zu er suchen." In der Nr. 194 der „Sächs. Arbeiterzeitung" wird die Sache erneut au>i"ezogen und nicht mehr und nicht weniger gefordert: 1. Sofortig« Verhaftung Hans Aufschlägers und seine gerichtlich« Ab urteilung. 2. Dispensierung des sozialdemokratischen Stadtrats Heyer. 3. Dienstentlassung des Stadt rechtsrats Lenke. 4. Untersuchung, inwieweit der Rat der Stadt Leipzig, insbesondere der Oberbür germeister Dr. Rothe und Stadial Hofmann sich der Mitwisserschaft und Duldung schuldig gemacht haben. 8. Einberufung einer Stadt verordnetensitzung und Einsetzung eines Unter- suchungsau»schuss«s unter Hinzuziehung von Per- treter der KPD. und der Leipziger Großbetriebe. 6. Strafantrag de» Rates der Stadt Leipzig gegen die Sächsisch« Arbeiter-Zeitung, um restlos« Klä rung der Angelegenheit herbeizuführen. 7. Auf rechterhaltung d«> Großmarktes unter Kontrolle der Betriebsräte Groß-Leipzig«. Man sieht, an „zug kräftig«!" Wahlparole mangelt es nicht. Nur ist der Verantwortliche der „Sächs. Arbeiterzeitung" Land tagsabgeordnet«» und daher immun. Di« groß« Gest«, daß gegen sie Strafantrag gestellt werden soll, verpufft also. Der ganze Prozeß wird sich deshalb nur gegen den Verantwortlichen des „Werktätigen" rechten können. Der Mlskt Bei der Reichstagswahl am 7. Dezember findet wiederum en amtlich herge st ellter Stimm zettel Verwendung. Dieser ist für den 29. Wahl- kreis so hergestellt, daß er eine Nachahmung nicht finden kann, insbesondere auf einem Papier mit einem Wasserzeichen gedruckt. Der Stimmberechtigte erhält den Stimmzettel erst, wenn er den Abstimmungsraum betritt, zugleich mit einem amtlichen Umschlag. Der Stimmberechtigte begibt sich mit Stimmzettel und Umschlag in den Nebenraum oder an den mit einer Vorrichtung gegen S'cht geschützten Nebentisch. Dort kennzeichnet er mit dem dort befindlichen Bleistift auf dem Stimm- zettel durch «in Kreuz oder in sonst erkennbarer Weise, welchem Kreiswahlvorschlag er seine Stimme geben will. Ss empfiehlt sich für den Stimmberechtigten, sich selbst den Bleistift mitzubringen. Der gekennzeichnete Stimmzettel wird einmal oder zwei- mal gefaltet und in den Umschlag gelegt. Danach tritt der Wähler an den Dorstandstisch, nennt seinen Namen und auf Erfordern seine Woh nung und übergibt, sobald der Schriftführer den Namen in der Stimmliste oder Stimmkartei auf- gefunden hat, den Umschlag mit dem Stimmzettel dem Abstimmungsvorsteher, der ihn ungeöffnet sofort in die Stimm urne legt. Andere al» die amt- liehen Stimmzettel dürfen zur Wahl keine Der- Wendung finden und sind ungültig. * Wahlmüde an den Pranger! Der Rat der Stadt Leipizg hat folgenden be merkenswerten Besluß gefaßt, der auch im amtlichen Teil der vorliegenden Nummer bekannt gemacht wird: Um allgemein die Möglichkeit zu g«ben, nach- zuprüfen, wer bei der Rcichstagswahl am 7. De zember sein Wahlrecht nicht ausgeübt hat, werden die Wahllisten an einem noch zu bestim men den Tage nach der Wahl in der Wandelhalle des Neuen Rathauses zur öff ent- lichen Einsicht ausliegen. Der Tag der Aus' lequng wird noch bekanntgeqeben. * Man wird diesem Beschluß nur zustimmen kön- neu, denn Wahlrecht bedeutet Wahl pflicht. Und jeder, der ohne Not, nur aus Trägheit oder Bequemlichkeit nicht wählt, verdient es nicht, staatsbürgerliche Rechte zu besitzen. — Eine weitere Bckantmachunq des Rates und des Polizei präsidiums Leipzig regelt den Aufenthalt in den Wahllokalen. Ratsbeschlüsse Zugestimmt wurde vorbehaltlich der Denehmi- gung der Stadtverordneten der Neuregelung der Grundgehälter und der Sozialzulagen für die städtischen Beamten und Ange stell- ten. — Wegen Besetzung der zweiten Pfarr stelle an der Dethlehemsklrche sollen Pfarrer Martin Lang« in Röbiadors bei Wilsdruff, Pfarrer Walter Lenz von der Emmauskirche in Sellerhausen und Pfarrer Näther von der Bethle- hemskirche dec Kirchgemeinde vovgeschlagen werden. Da die Ruhclohnordnung für die städtischen Ar beiter vor Weihnachten nicht in Kraft treten kann, wird der Gewährung einer einm rligen Unter» stützung von je 30 M.gr k,.adie Arbeiter. Ruheständler und hi« Hinterbliebenen städti scher Arbeiter und demzufolge die Bewilligung von 27 150 Mark zu Lasten der Ruhelohnrücklaae »"ge stimmt. — Bewilligt wurden ferner 13 850 Mark tür Herstellung einer elektrischen Beleuchtung»' anlage des Tunnels an der Eilenbur ger Straße. — Zugestimmt wurde der Einfüh rung fremdsprachlichen Unterricht« al» Pflichtunter- richt und der dadurch bedingten Erhöhung der Pflichtstundenzahl in vier Kontoristinnenklassen der städtischen Fock' und Fortbildungsschule für Mäd chen — Zentralschule Rentner, Fürsorgeempfänger, Erwerbslose, Kriegs beschädigte usw. Ausgabe von Rindfleisch (gute Qualität) Sonnabend, den S- Dezember 1924, ab 8 Uhr früh, im städtischen Schlachthof. Das Pfund kostet 88 Pfennige. Ausgabe in der Gerber- — Selb« 7 straße 3 (Glaskolonodc) in dn: Zeit von 8 bi» 121'hr vormittags: Mehl 1 Pfund 18 Pf., Gries 1 Pfd. 20 Pf., Nudeln 2 Pfd. 95 Pf., Diktoria-Erbsen 1 Pfd. 15 Pf., Bohnen 1 Pfd. 25 Pf., Margarine 1 Pfd. 57 Pf., Kakao 1 Pfd. 70 Pf., Kernseife. * VenSgerungeu bet Zivilprozeffea. Die Handels kammer Leipzig hat in einem Schreiben an das sächsische Iustiznttnisterium zu den Mißständen im Zivilprozeßverfahren Stellung genommen, veranlaßt durch die dauernden Klagen bezirksongehöriger Firmen über die außerordentlichen Verzögerungen. Sie ist diesen Klagen nachgegangen und hat fest gestellt, daß die Mängel keineswegs auf das Arbeiten der Gerichte und insbesondere des Leipziger Amts- gerichts zurückjjuführen sind, wo vielmehr alles Möa- liche zur Abhilfe der Mißstände getan worden ist, sondern daß sie auf Mängel im Verfahren zurückzu- führen sind. " Viehzählung. Es hat sich eraeebn, daß noch nicht alle Besitzer von Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Federvieh ihren Viehbestand bei den Polizeiwachen angemeldet haben. Da auf die Unterlassung der Anzeige hohe Strafen gesetzt sind, werden die säumigen Viehhalter hiermit veranlaßt, die Anzeige nunmehr sofort auf der ihnen am nächsten gelegenen Polizeiwache nachzuholen. vatlenberg TNeater. Am Sonntag, ncuvmittagi Utzr, kommt da- Battenberg-Theater mit seinem Vies- jö-rigcn Weihnachtsmärchen. „Pcterle. der Tchusterbub", heraus. TaS Märchen, das vom Oberspielleiter Thilo Schmidt n«u einstudiert Ist. bringt das tiefe Gemüt d«S Peterle. sowie seine innige Liebe zur Mutter stark zum Ausdruck. Alle FSHrmfle und Hindernisse überwindet Betcrle mit Hilfe dcS ChriftdndeS und de« Knecht Ruprecht. Alle leine tollen Streiche entspringen aus Lieb« zu den Eltern einem tt«scn Gemüt. DaS Märchen findet alle Sonn- und Festtage, nachmittags ZIL Uhr, statt Kunstkalender Neues Operettentheater. Tie andauernd grossen Er folge der Revue Haden die Direktion veranlasst, das Werk den ganzen Monat Dezember hindurch zur Auf führung zu bringen, auch an den Weihnachtsfetertagcn. Zu dielen Ausfiihrungen ist der Vorverkauf bereits er öffnet und sei zeitige Plahbesorgnng empfohlen. Der Kunstmaler und künstlerische Beirat des Leip- ziqcr Schauspielhauses, Franz Nitsch « , ist von der Knnstgcwerbc. und Handwerker-Schule der Stadt Leipzig als Lehrer gewonnen worden. Lehrstoff wird lein: .Form und Farbe im Handwerk bis zum künstlerischen Aufbau'. Hierbei sind EntwickelungSmöglichkeiten für Gehilfen bis zur künstlerischen Selbständigkeit gegeben. In Betracht kommen Maler und Keramiker. Beginn dcS Kurses Anfang Januar sMontags und Donnerstags von K—9 Uhr). Konscrvatvrtum der Musik. Sounlag, den 7. Dezem ber, nachmittags pünktlich 4H Uhr: 2. Aufführung der Hausmusik. Karten zu 2,50 Mark. Programm: Sonate für Klavier und Violoncell, LP. L8, E-Moll von I. BrahmS; Fantasicstücke für Klarinette und Klavier. LP. 73 von R Schumann: Biblische Lieder von A. Dvorak: Quintett für 2 Violinen. Viola, Violoncell und Kiarinette. LP. IS, A-Dur von St. Krehl. AuSführendc: Davtsson-Streichquartett, LSkar Lastner, Julius Klengel, Max Pauer, W'lly Schrcinicke, Max Wünsche. «alerte Del Vecchio. Heul«, Sonntag. Eröffnung der groben Weihnachts-Kunst-Schau, eine Sammlung von Werden erster Deutscher Meister, u. a. Achenbach. ArgproS, Baur'edi Eompton, Turnet, L- Dill, v. de Venne, Frey, Gaisser, Gefskcn, Halber«, KranS, Heuser, Pippel, Reich- Dtaffclstein. Rolofs. Röth, Roubaud, Schmuhler, Stuhl müller, Wenk, Wopfncr u. v. a. m. DaS Graphische Kabinett enthält Arbeiten von Greiner, Herrman, Klemm, Klinger, Kolb, Meid, Müller, Münch-Khe, Lpplor, Orlik, Pacschke u. v. a. m. Ein interessanter Katalog gelangt soeben zur Versendung. ——— r-l4^ s. Rundfunk,Programm Leipzig« Sonnabend, den 6. Dezember: Mrtschaftsrund'unk: 6 Uhr: Mrtschoftsnachrichten für die Landwirtschrft. Unterhaltungsrundfunk: 12 Uhr: Mittagsmusik 12.58 Uhr: Nauener Zeitzeichen. 1 Uhr: Börsen- und Prrssedec.cht. 4.30—6 Uhr: Konzert der Hauskapell». 6.15—6.30 Uhr: Funkbastlerstunde. 7—7.S0 Uhr: Dorttag: Pol.-Ober- Wachtmeister Pau! Kaferkorn: „Dir Gefahren der Straß«". 7,80—8 Uhr: Vortrag: Tr. Stetnitzer: .Richard-Dagner- arodlen". 8.15 Uhr: Weihnachtsmärchen für kleine Höre rinnen und Hörer. Das Rotkäppchen. Een MärchciAwel von Emil Alfred Herrmann. Dar Rotkäppchen: Drude Alfen, Der Wolf: Prof. Ad. WtndS. Die Mutter: Hedda Wardegg. Die Großmutter: Marie Dalldorf. Der Jäger: Karl Keßler. K'.nder. Spielleitung: Pros. Ad. Winds. Kindecchöre. «instudiut von Ernst Lmigelski. Die Musik au»ge'ührt von d«r Rnndfunkhau»kap«ll«. Leitung: Kapellmeister: Simon. MMMe Begebenheit Von «semnnn Vknsnse Die allgemein und mit Recht beliebte Dichterin tat den bekannten letzten Federstrich an ihrem neuesten Werk und setzte dann hinter da» Manu- sftipt den erlösenden Schlußpunkt. Damit war der Roman nun fertig. Die beiden, um di« eS sich darin handelte, hatten sich jetzt endlich, unL zwar nicht satt, sondern nur gekriegt. Ob sie einander später auch einmal satt kriegen würden, das kümmerte die Dich terin sehr wenig. Die war froh, daß sie den zwei bändigen Wälzer glücklich zu einem glücklichen Schluß geführt hatte, sie spritzte di« Feder auS, wusch sich die Hände und legte sich dann schlafen. Rach getaner Arbeit ist gut ruhn. Die allgemein und mit Recht beliebt« Dichterin träumt« von den hohen Auflagen, die ihr Roman zweifellos machen würde. Denn ihr Roman war wirklich schön. Rur selten war aus wohlqeübten Meisterinnenhänden «in so edler Held hervorgcgrngen, wie der es war, den die Dichterin rosenrot und himmelblau angestrichen hatte, und noch niemals hatte man «ine Jungfrau von einer Schönheit geschaut, di« so rein war wie jene, welche mittels einer raffinierten Mischung von Weiß und Gold erzielt zu haben di« Dichterin sich schmeicheln durfte. Aber da geschah das Wunderbare, daß, während die Dichterin schlief, ihr W«rk plötzlich um Mitter nacht lebendig wurde. D«r Held und die Heldin darin lösten sich aus ihm los, taten aus den papi«r- nen Setten einen kühnen Sprung ins Leben, schüttel ten sich kräftig, so daß sie di« umgehängten Kostüme verloren, rieben sich die Färb« aus den Augen und standen endlich seft aus den Deinen, nackt und un- geschminkt, und guckten einander verwundert an. Rur ganz lose hing an der Heldin noch da« Brautkleid und an dem Helden der Hochzeitsfrack. Sie waren grenzenlos erstaunt, dmn es war ihnen -umut«. als ob sie einander schon einmal irgendwo begegnet wären. „Wer sind Ster" fragte der Held erschrocken. .Ich? Ich bin die Heldin. Kennen Sie mich denn nicht?" „Die Heldin? Ach ja. War es nicht so, daß wir eben unmittelbar vor unserer Hochzeit standen?" „Natürlich," sagte die Heldin und schämte sich und wurde ein wenig rot. Der Held nagte an seiner Unterlippe und mustert« verlegen sein« Braut, die da plötzlich so wirklichkeitsgetreu vor ihm stand. „Hören Sie," schlug «r vor, „ob es am End« nicht besser wäre, wenn wir uns die Sach« zuvor noch einmal gründlich überlegten?" „Ja," sagte die Heldin, „dieser Meinung bin ich auch. Denn — nehmen Sie mir diese Offenheit nicht Übel, mein Herr! — es scheint mir, als ob Sie keineswegs da- hielten, was die Dichterin mir von Ihnen versprochen hat!" „Wieso?" „Run, s«hen Sie doch, Ihr« schöne rosenrote und himmelblaue Färb«, di« nicht ganz echt zu sein scheint, löst sich von Ihnen los. Sie seh«r auch «in wenig mitgenommen aus, mein Herr, «ine be ginnende Glatze haben Sie gleichfalls, nebenbei auch krumm« Bein«, und auch Ihr edler Zug um den Mund hat sich mit einem Male verloren. Urw mir scheint, daß Sie auch gar nicht so reich sind, wie man von Ihnen behauptet hat. Die scharfen Bügel falten an Ihren Beinkleidern find futsch. Sie tragen außerdem Röllchen, mein Herr, und Sie duften nach einem Groschen-Parfüm, das ich abscklut nicht ver tragen kann." „llnd Sie?" versetzte der Held erbost. „Sind Sie vielleicht der Engel, alS den man Sie mir ver kauft hat? Das Gold Ihres Herzens ist ia nur Schaumgold, St« find eine ganz gewöhnliche, be rechnende Person, Sie haben es nur darauf ab gesehen, «inen wohlhabenden Mann zu fangen, nicht einmal anständig kochen können Sie, ein Seelen leben haben Sie schon gar nicht, und daß ein Mann von einigen geistigen Ansprüchen mit Ihnen glück- lich werden könnte, das möchte ich stark bezweifeln." „Wie?" rief di« Helvi« voller Empörung aus, „was erlauben Sie sich. Sie Tölpel?!" „Adieu," versetzte der Held gekränkt. „Ls wäre tief unter meiner Würde, wenn ich mich mit einer so dummen GanS noch weiter unter-alten wollte!' So sagt« der ^«ld, lüftet« flüchtig den Aut und ging zur Tür hinaus, di« Heldin mit ihrem Zorn und mit dem Schaumgold ihrer Tugend allein lassend und sich draußen eins pfeifend. Die Heldin aber nahm das Schaumgold auS ihrem Her- zen, riß sich den Brautschleier vom Kops und ver ließ gleichfalls das Zimmer, um sich draußen im Leben nach einem neuen Mann umzutun, nach einem Beamten vom Steueramt etwa, der besser als dieser Faselhans zu ihr paßte, der angeblich ein Baron war . . . . . . Die allgemein und mit Recht beliebte Dich terin aber, als sie am nächsten Morgen erwachte, schickte da- Manuskript ihres Romane« eing^chrieden an ihren Verleger, b«r es auch unverzüglich druckte. Ein ungemein schön ausgestattetes Weihnachtsbuch entstand, das nur den einen Mangel aufwies, daß es weder einen Helden noch «in« Heldia hatte, son dern nur die leeren Kostüme, in denen der Held uck> die Heldin zuvor gesteckt halten, was indessen die Leser gar nicht merkten, so daß der Dichterin glück licherweise kein materieller Schaden entstand . . . Ill Sm siik kechk mt llik Wenn man einen Menschen als Dummkoof oder etwas Schlimmeres bezeichnen will, gebraucht man wohl die Redensart, er könne nicht rechts und link« unterscheiden. Man will damit ein«, auch das geistige Wesen umfassende Minderwertigkeit bezeichnen. Dr« steht es damit?. Ist auch hier Volk,»stimme Wahr heitsstimme? Oder ist das Rechtsltnkswort eine jener Gedankenlosigkeiten, di« nicht Sinn gewinnen, weil st« alt sind? Professor Curt Elze-Rostock hat die Frage gehörig untersucht. Er berichtet darüber in der .Zeitschrift für angewandt« Psychologie". Der «in- fachste Fall liegt vor, wenn jemand, der sich im Augenblick für rechts und link» entscheiden soll, in Verlegenheit gerät. Den rechten Handschuh oder Pantoffel zu wählen, mit dem rechten Fuß anzu- treten, auf d«m linken kehrtzumachen, mit der rechten Hand zu grüßen, sind dann heikle Aufgaben. Nur ein Teil des hier zutage tretenden Gebrechens scheint vorzulieqen, wenn jemand, nach dem Weg gefragt, zrcar sein« Angaben mit richtiger Rechts linksentscheidung macht, dazu aber unbedacht ein« Handbeweaung nach der falschen Seite ausführt. Die Schwierigkeit wächst, wenn recht» und links an Gegenständen bestimmt werden sollen, di« den g r g e n üb e rst e h e n be n Betrachter an schauen, so daß für sie recht» ist, wo für ihn link», und link», wo für ibn recht». Hier wird die Ent scheidung durch die Beziehung auf den Gegenstand verwirrt. Mancher kommt nicht oder nur schwer zur Klarheit, wenn er den rechten und linken einer TÜr bezeichnen, recht» um den Tisch herum gehen oder eine Mannschaft durch Kommando nach rechts oder links leiten soll. Die in der Spiegel richtung, also falsch gezeichneten X, 8 und 2, die bei manchen gemalten Schildern auffallen, verraten eine ähnliche Unsicherheit de« Zeichner». Die Mehrzahl derer, die mit recht» und link« auf schlechtem Fuß stehen, hält zur Entscheidung Hilfs- mittel bereit Der eine hilft sich dadurch, daß er mit der schveibgewohntrn Rechten eine strichelnde Bewegung andeutet, jener, indem er in der einen Hand einen Gegenstand, etwa ein kleines Tuch oder eine Tasche, tragt. Schwierige Umkehrungen wer- den zuweilen dadurch bewältigt, daß man in Ge danken kehrtmacht. Der Nechtslinksmangel sucht ebenso Recht»- wie Linkshändige heim. Das Alter schützt nicht vor dieser Schwäche. Auch die Gebildeten sind gegen diesen Fähigkeit-Mangel nicht gefeit. Selbst hohe Begabung bietet dagegen keinen Schutz, wie der genial« Helmholtz beweist. In der berühmten Rede, die er an seinem siebzigsten Geburtstag hielt, bekannte er, ein schwaches Gedächtnis für unzu- sammenhängendc Dina« und eine damit verbundene Unfähigkeit, rechts uns links zu unterscheiden, hätten ihm schon früh ernst zu schaffen gemacht. So habe es ibn viel Mühe gekostet, Wörter einer Fremd- sprach«, unregelmäßige Wortformen und Geschichts zahlen auswendig zu lernen. Diese Schwierigkeit nabe mit den Jahren zugenommen. Helmholtz bringt hier mit psychologischem Scharfblick Rcchtslinks- Unsicherheit und einen bestimmten Gedächtnis- mangel in Zusammenhang. Beide Schwächen sind nicht immer, ober doch häufig verbunden. So mußt« eine für rechts und link» besonder» unbegabte Stu- dentin Has Geschtchtsstudtum aufgeben, weil sie kein« Jahreszahlen und einzelnen Namen behalten konnte. Das Volk wittert also die Wahrheit, wenn es von der Schwierigkeit, recht» und link» auseinanderzu- halten, eia Bild für eine umfassendere Minder wertigkeit hernimmt. Es bewertet sie nur zu hart und verkennt, daß damit höhere, selbst überragrnde Leistungen recht wohl vereinbar sind. Im übrigen betrachtet Professor Elze da» Vermög«.l, rechts und links zu unterscheiden, al» eine in sich beschlossene Anlage eigener Art. Er versetzt sie an eine be- stimmt« Hirnstelle, die Schlafengegend des Großhirn», und bezeichnet ihre ausgeprägt mangel haft» Betätigung nach einem Vorschlag von Professor Katz als Recht»link»blindh«tt". S. s—>.
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