Volltext Seite (XML)
Leipziger "r»gedi»tt SoLaeoena, 6«ll s. veremder S«lt« « wählt am öie Liste ? km Iven» m «er MI Pros. Sr. Wolin 8oe- in en IS und damit keine Geltung beanspruchen ir le it ist mit dem Geschick eines rukebedürstigen freventlich aespielt worden, selten ist seine Wiedergenesung so erschwert, die mühe» r c e ) : ge- i e n- 0<IUg der er- eder e >n schln wic- und atio- ings. und eine agen, .'tzten st es l> n c Zu- l>at. mit die ern n - ter er- rin- iti- sch- Ul). )as se ien :nn ch« r- >6 er öl- ein pro- chaft z e n ohl- zu- ist, den oirt- n s t. Der antisemitische Schwindel. Ein Beispiel für die grotesken Blüten, die der Antisemitismus zeitigt, ist die Tatsache, daß ein leiblicher Vetter des Dres dener deutschnationalcn Spitzenkandidaten Ansatz ein Herr Dr. Holländer ist, so daß den Anti- semiten kaum zu empfehlen ist, deutschnational zu wählen. Bei den Völkischen ist freilich da« Blut oft noch weniger echt.. . n ll !N- en Kr an sie !l. rd r. cun. bcr. tige licl;- t o - !gen . e n sei ruch ächt rde- er- er. )ar- dem von ung der hen zu gen Aufruf der Leipziger republikanischen Studenten Das Kartell republikanischer Stu» denten, Ortsgruppe Leipzig, erläßt folgenden Aufruf: „Deutsche Studenten! Rhein und Ruhr .beginnen aufzuatmen. Die erste Feste! ist gelöst- Der Anfang der nationalen Befreiung ist gemocht. Wer hat diesen Anfang gemacht? Nicht di« Parteien, die sich sechs Jahre lang als die allei nigen Hüter der nationalen Freiheit aufgespielt haben. Nicht die Parteien, die alle zähen und ziel- bewußten Politiker als Söldlinge des Auslandes, als internationale Schwärmer verleumdet haben. Nein! Gerade die Verleumdeten, die drei Par teien -der Republik, sind es ge wesen. Sie haben in schweigender und geduldiger Arbeit von Anfang an die Linie festgehalten, die heute zum Beginn der Erlösung von Rhein und Ruhr geführt hat- Sie haben die viel gelästerte „antinationale" Außenpolitik getragen, der wir heute den Anfang der nationalen Freiheit verdanken. Deutsche Studenten! Nun ist es offenbar ge worden, wer die wirklichen Parteien des nationalen Aufstiegs und der nationalen Freiheit sind. Nicht die Parteien der lauten natio nalen Phrase, sondern die Parteien der stillen und ernsten nationalen Arbeit, di« drei Parteien der Re- publik. Nicht di« Parteien des sozialen Abbaus, sondern di« Parteien de» sozialen Ausbaus, die drei Parteien der Republik! Deutsche Studenten! Der Weg der Arbeit und des Friedens, den uns di« drei republikanischen Par teien geführt haben, muß zu Ende gegangen werden. Er soll uns vom Rhein zur Donau führen- Das befreite Reich muß zur groß deutschen Re- publik erweitert werden. Dafür ist uns das schwarz-rot-goldene Banner der Einheit und Frei heit, das Banner von Jahn und Arndt, Symbol. Deutsche Studenten! Söhne und Töchter des deutschen Volkes! Die Sache der nationalen Frei- heit, des sozialen Fortschritts und der Republik ist eine und dieselbe. Darum wählt die Parteien, die ein großes freies Deutschland im befriedeten Europa uallen, ein Deutschland, in dem deutsche Menschen leben können- Wählt die Parteien der Republik: So-ioldemokraten — Demokraten — Zentrum." 5MIIMO, i>. 8. veM., MM 8 Hk spricht der Spitzenkandidat der Deutschen Demokratischen Partei Die deutsche Frau war vor dem Kriege eminent unpolitisch. Sie war gewöhnt, der Ueberzeugung des Mannes, des Vaters, zu folgen, nur vereinzelt lösten sich die berufstätigen Frauen daraus ab — Ausnahmen, die schon damals politisch selbständig dachten, gab es zumal in den Kreisen der Frauen- bewegunq zahlreiche — doch es kommt hier nicht auf Einzelne, sondern auf die Gesamtheit an. Die erschütternden Verhältnisse des Krieges schafften hierin Wandel. Auch die Masse der Frauen wurde in die politischen Fragen hineingezogen — aber nur insoweit, als sie die Folgen der politischen Verhältnisse in ihrem eigenen häuslichen Kreise spürte. Ein wirkliches Interesse für Politik ist trotz aller Vorträge und Beratungen, trotz Bürger- und Staa- tenkundc auch heute noch bei der Gesamt*»-'- d:r Frauen nur sehr spärlich vorhanden. Auch heute noch gehen viele Frauen zur Wahl wie zu einem Familienspaziergang, ohne daran zu denken, daß es ein Weg ist, auf dem sie beweisen sollen, daß das Recht, als gleichwertiger Staatsbürger neben dem Mann« zu stehen, keiner Unwürdigen verliehen ist. Jedes Recht birgt in sich eine Pflicht. — Jedes Vertrauen bedarf des Beweises! — Wie steht es mit der Ausübung unserer Pflicht? Sind nicht auch heute noch viele Frauen der bequemen Ansicht, daß sie nur brauchen mit zu wählen, statt selbst zu wählen? Es ist für derartige Ansichten aber die Zeit heute zu ernst und schrcer. Zu einschneidend greift Deutschlands Schicksal jedem einzelnen heut« ans Herz. Zu eng sind wir mit unserer Heimat heute verbunden, viel, viel mehr als zu der Zeit, da Deutschland groß und glücklich war. Es heißt Farbe bekennen — sich selbst entscheiden so — oder so! Prüfen wir ernst und voll wahrer Liebe zu unserer Heimat, die so schön, so reich und voll blühen- den Lebens ist und doch so schwer leiden muß. — Wählen wir dann nach freiem Ermessen das. was uns als das Gesunde, das Starke, als das Beste erscheint! Ile „mlerMWr" Fnnt «eie« die WWlk Dresden, 8. Dezember. Zu der gestrigen Mitteilung der Staatskanzlei über „Vaterländische Verbände^ wird uns noch mit- geteilt: Inn Sachsen ist die Organisation der „Vater- ländischen Verbände" werter ausgebaut worden, und zwar zu einem .Landesverband« der Vereinigten Vaterländischen Verbände". Am 23. November wurde zu diesem Zwecke in Dresden ein« Vertreter- Versammlung abgehalten, die der Geschäftsführer der Dresdner Ortsgruppe, der ehemalige Korvetten- kapitän v. A b c n d r o t h, der neulich als einer der Helfershelfer Ehrhardts bei seiner Flucht aus dem Leipziger Gefängnis bezeichnet wurde, ein berufen hatte. Etwa 40 Vertreter der verschiedenen Verbände und Vereine waren der Einladung gefolgt. Zumeist waren es Delegierte von Dresdner Orts- gruppen, die vielfach die Ermächtigung hatten, di« auswärtigen sächsischen Ortsgruppen ihrer Verbände mit zu vertreten. Das Tagungslokal war bezeich nenderweise -n den Sihungsräumen des „Sächsischen Militärvercinsbundes", Dresden. Unter den ver tretenen Verbänden sind noch zu erwähnen, der Ver- ein „Weiß-Grün", der „Sächsische Kriegerverein", der „Nationale Klub", der „Deutsche See-Verein", der „Deutschnationale Handlungsgehilfenverband", die „Altengilde" usw. Unter den Persönlichkeiten fällt besonders der Vertreter des „Nationalen Klubs", der General v. Stolzmann auf, weil dieser Herr einst eine sehr wichtige militärisch« Stelle in der deutschen Republik bekleidete. Er war der Vorgänger -es Generals Müller, der Kommandeur der 4. Reichswehrdivision in Dresden. Auch ist bemerkenswert, daß der „Deutschnationalc Handlungsgehilfenverband" durch seinen Ge schäftsführer Herrn Arno Bis rast vertreten war. Diese angebliche Berufsorganisation hat sich also stramm auf das republikanische und antisemiti sche Progrmm der Vereinigte- Vaterländischen Ver- bände festgelegt. Besonders pikant dabei ist. daß Herr Dierast als Reichstaqskandidat der Deutschen Volkspartei im Wahlkreis Dresden-Bautzen an vierter Stelle präsentiert wird. Me Wähler der Deutschen Volkspartei im Wahlkreise Dresden- Bautzen sollen also ihr« Stimme einem ausge- sprochenea Antisemiten geben- Die Richtlinien des „Sächsischen Landes» verbände« der Vereinigten Vaterländischen Per- bände" sind natürlich dieselben, wie die -es Reichs- vcrbandcs, die wir bereits veröffentlicht haben. Allerdings hat diese Vertreterversammlung eine, und zwar eine sehr berechtigte Streichung vor genommen. In Punkt 2 der Richtlinien sind di: Worte „Wiederaufrichtung der angestammten erb- lichen und monarchistischen Gewalt" entfernt worden, offenbar weil sie gar zu deutlich sind. Außer- dem ist man ja auch Mitglied des Reichsverbandes der Vereinigten Vaterländischen Verbände, der die sen Satz von der Aufrichtung der monarchistischen Ge walt nicht gestrichen hat- Jedenfalls ist es klar, daß diese Vereinigten Vaterländischen Verbände eingeschworen« Feinde der Republik sind. Es ist Pflicht aller Republi« kaner, der Gefahr, die sich hier ankündigt, am 7. Dezember einen starken Damm entgegcnzustellrn. Ist Frau «k Wählerin von HUe« floobtn«r-l.od»ob. Das so heiß erstrebte Recht, bei den Wahlen als freie Staatsbürgerin mitwählen zu dürfen, ist den Frauen der neuen Zeit zuHebilligt worden. Zweimal schon haben rcir es ausgeübt, neu« Wahlen, deren schicksalhafte Bedeutung jedem Deutschen ohne wei teres klar ist, stehen vor der Tür — da erhebt sich die Frage: Wie haben wir Frauen gewählt — wie, d. h. in welchem Sinne sollen wir wählen? Haben wir überhaupt schon richtig gewählt, haben wir nach reiflicher Ueberlegung, nach ernsthafter Prüfung — nach Miterleben der politischen un wirtschaftlichen Verhältnisse uns entschlossen, dieser oder fener Partei unsere Stimm« zu geben? Oder ließen wir uns (ich spreche hier in erster Linie zu den verheirateten, den im Hause lebenden Frauen) nicht vielleicht vom Mann, vom Sohn oder Bruder einen Wahlzettel in die Hand drücken und gohHN den gedankenlos ab ohne zu prüfen, ob die darin ent haltenen Namen unseren Anschauungen entsprechen? Viele Rechte haben wir in dieser neuen Zeit er halten — Rechte, um di« kluge und einsichtige Frauen ein Leben lang gerungen, gekämpft, mit clller Kraft ihres Herzens und Geistes. Ein reiches Erbe ist uns in den Schoß gefallen — wie wenden wir es an? Es ist eine heilig ernste Sache um das Recht zu wählen! Wenn irgend an einer Stelle, ist hier ein gewisses Selbst, und Machtgefühl am Platze, ein star kes Gefühl aber vor allem für Verantwortlichkeit. Eine Stimme kann den Ausschlag geben, jeder ein- zelne trägt gleiche Macht, aber auch gleiche Pflicht zur Wahlurne. Es ist die Pflicht jeder deutschen Frau in dieser ungeheuer ernsten Zeit, sich darüber klar zu werdcn, was es heißt: die Leiter des Staatswesens zu wählen! MnllMleMMMlW im Gasthof Probstheida deutschen Staatsgrundqesetze». seine Verächtlich machung und Beschimpfung durch unverantwortliche Personen und — leider auch — durch besoldete Diener der deutschen Republik. Darauf beruht zu einem wesentlichen Teile die Untergrabung der staatlichen Autorität der deutschen Republik und dir bedenkliche Verwirrung des öffentlichen Rechts» bewußtsein». Es ist höchste Zeit, daß diese staats- zerstörende Methode unterbunden und daß die neue Reichsverfassung allgemein als höchstes deutsches De- setz anerkann* und geachtet wird. Ohne die Siche- rung dieser staatsrechtlichen Grund» läge kein innerer Friede, keine Gesundung unserer Wirtschaft, keine zielklare Außenpolitik, sie mag ein Ziel haben, welches sie wolle! Deshalb ist die Siche rung der Weimarer Verfassung d i e nationale Auf- gäbe unserer gesamten Innenpolitik. Die Deutsche Demokratische Partei hat sich stets sür diese Aufgabe eingesetzt und wird dies auch in Zukunft mit allem Nachdruck tun. Wer wahrhaft national gesinnt ist. darf am 7. Dezember nur eine Vartei wählen, der es mit dem Schutze der Weimarer Ver fassung unbedingt Ernst ist- AOm M Msbail äer dtuWn SstmM „Die Tage der Könige sind endgültig dahin. Sie haben sich überlebt, die Zeit hat sie überholt, uns sie werden nicht wicderkommen, ebensowenig wie die geharnischten Ritter wieder auferstchen werden. Wo wir heute in Europa noch Staatsgeb.ld« monarchi stischer Prägung erblicken, handelt es sich mehr oder weniger um Scheinmonarchien, die morgen ver schwänden, wenn der Monarch es wagte, die eng- gezogenen Befugnisse mit einem kleinen Schritt zu übertreten. Kabinette, verwurzelt in den Parlamenten, die wiederum tief im Boden des Volkes verwurzelt sind, regieren heute die größten Nationen. Di« politischen und wirtschaftlichen Probleme moderner Groß- staaten sind derart ungeheuer (fast erscheinen sie un lösbar), daß ein Monarch selbst genialer Veran lagung nicht imstande wäre, sie auch nur zu über- blicken, geschweige denn, sie zu meistern. Das ganze Volk bis in die feinsten Verzweigungen muß an ihrer Lösung Mitarbeiten, indem cs seine Wünsche und Nöte, Ansichten, Instinkte und Ziele un- aufhörlich durch tausend Kanäle dem aus der Nation geborenen Parlament zuleitet, das seinerseits wiederum die Regierung inspiriert. Dieser Prozeß ist stetig un- obnc Pause un- wirkt sich permanent aus in -er Umformung, Neuformung der politischen und wirtschaftlichen Körperschaften, der Aendrrung, Veränderung, Ergänzung des Kabinetts. Diese durch unaufhörliche Wachsamkeit und Wachheit des ganzen Volkes erzeugte Spannung un- Anschauung der Der- antwortlichkeit und Umsicht sichert allein denüber- legten Kurs des Staatsschiffes und die sofortige Korrektur dieses Kurses bei bedenklichen Ausschlägen des Ruders. Es ist natürlich keine Kunst, ein Stvatsschiff mit einem forschen „Voll dampf voraus!" geradeswegs gegen die Klip pen zu jagen. Das deutsche Volk hat diese Höllenfahrt hinter sich und kann ein Lied davon singen. Die Republik allein bietet die Gewähr, daß das deutsche Volk einen Weg geleitet wird, der es aus tausend Nöten und Gefahren einer glück licheren Zukunft entgegcnführt: sie allein, die Republik, weil sie allein den lebendigen Einsatz aller Kräfte der Nation ermöglicht und sichert. Noch ist freilich die deutsche Republik erst im Grundriß und Umriß entworfen — wir alle wissen es. Um so mehr ist die Pflicht eines jeden deutschen Bürgers, dem an seinem Volk gelegen ist, seine Kräfte für Aufbau und Ausbau der Republik ein- zusenen. Bausteine herbei, ihr Werkleute, und die Arm« gerührt, daß jenes Gebäude des Rechts, der Menschenwürde und der Freiheit ent. stehen möge, als das wir uns „die deutscheRe- publik der Zukunft erträumen!" K«ll«rm»nn Patriotismus Wie traurig würde es um die Zukunft unseres Vaterlandes bestellt sein, wenn Patriotismus allgemein so definiert würde, wie es im heutigen Deutschland Deutschnationale und Völkische für allein richtig halten. Um als Patriot gewertet zu werden, müßt« man sonach mindestens Monarchist sein, die schwarz»weiß-rote Fabne hochhalten, -em Militaris mus nachtrauern und im übrigen sich in den Ge dankengängen der Lrbpachi-Patrioten zurechtfinden. Auf jeden Fall müßt« man als guter Patriot am 7. Dezember deutschnational wählen, denn die Exi stenz und das Wohl dos Vaterlandes sind einzig un allein abhängig von der Politik jen«r selbst- und herrschfüchtigen Klasse, der es „patriotische" Pflicht bedeutet, um jeden Preis wieder ans Ruder zu kommen. — Die allgemeine Lage, in der sich unser Vaterland wegen der Katastrophenpolitik der Konservativen be findet, stellt -em Patriotismus Aufgaben, wie sie schwieriger und verantwortungsvoller kaum je ge- wesen sind. Es genügt heute nicht, daß jemand den redlichen Willen hat, „patriotisch" zu handeln, son dern man muß wissen, was dem Vaterlande im Augenblick Nutzen oder Schaden bringt, un entschlossen sein, das dem Vaterland Nützliche um jeden Preis durckqufetzen. Zn dieser Hinsicht kann man Vertrauen heutzutage aber nur dem Patriotismus solcher Männer ent- aegenbringen, von denen man die Gewißheit hat, daß sie ihr persönliches Interesse gegenüber den Inter- essen -er Allgemeinheit in den Hintergrund treten lassen. Echter Patriotismus besteht ja eben gerade darin, Opfer zu bringen für die Allgemeinheit. Der echte deutsche Patriot unserer Tage wird ein Mann äußersten Pflicht- und Derantwortungsbewußtseins und, soweit er als Volksvertreter in Frage kommt, auch ein entschlossener Reformator auf sehr vielen Ge- bieten sein müssen, die jene Männer schmählichst ver- nachlässigt haben, die in Deutschland den Patriotie- mus gepachtet zu haben glaubten. Wer nur Halbwegs logisch zu denken vermag, dem kann es nicht zweifelhaft sein, wie er sich am 7. De zember zu entscheiden hat. Jedenfalls: rechts stehendieschlechtestenPatrioten. K. ». Ist IMWrseM Don Oberstaatsanwalt klllns-Eiscnach. Es gibt Schlagworte, die trotz hundertfältiger Widerlegung immer noch hervorgeholt werden und mit denen von reaktionärer Seite zum Unheil unse res deutschen Volkes schon seit Jahren schlimmste Verwirrung gestiftet wird. Zu solchen Schlagworten gehört die Behauptung vom Dolchstoß der Heimat und vom Rechtsbruch des 9. November 1918, mit dem die deutschen Nationalisten bekanntlich die Ungültig keit der neuen Reichsverfassung erweisen möchten. Auch im gegenwärtigen Wahlkampf Zielen diese Dinge wieder eine erheblich« Rolle, so daß ein kurzer geschichtlicher Rückblick am Platze ist. Als im November 1918 der alte deutsch« Staat in Trümmer ging, da schrieb der völkische Abgeord nete Graf Reventlow. er gebe zugleich mit der Monarchie das ganze alte System preis. Um tz'-- selbe Zeit war in der deutschnationalen Zeitung „Die Post" zu lesen, man müsse Ludcndorfs den Dor» wurf machen, daß er ein ganzes großes Dolk dem Unglück und der S-^ande überliefert habe Der völ kische Abgeordnete Wulle schrieb damals, er knüpfe die einzige Hoffnung auf Rettung des deutschen Dol les an den edlen Farbendreiklang Schwarz-Rot^tzold. D-r dentsch""ttonale Spitzenkandidat für Oberbayern- Schwaben, von Tirpitz, hatte schon während tz»s Krieges in seinen Feldbriefen nach Hanle a-^rie- ben: „Sieg oder Niederlage! Mit dem Klassen- und Kastenstaatc ist cs vorbei! Wir bekommen tz" '--'«e Demokratie!" Und am 13. Oktober 1918 hielt Herr Stresemann von der Deutschen Vol'spir*- .i Berlin eine Rede, in der er sagte, daß niemand weiter als die Oberste Hceresleituna die Verantwor tung trage für das Dahinschwinden des letzten Restes deu"-b-" Siegeswillens. Diesen klaren Erkenntnissen führender rechts gerichteter Persönlichkeiten entsprach auch die allge meine damalige- Auffassung des deutschen Volks, daß -. unrettbar verloren le», ^»shalb rührte sich keine Hand zu ihrer Unterstützung, auch der völkische Herr von Graefe tat nichts, obwohl er früher feierlich versichert hatte, er werde sich sür die Monarchie „in Stücke hauen" lassen, au-*» der Oberst von Tannheim schwieg, der die bayrischen Offiziere jetzt nach sechs Jahren wieder zu unbe- dingter Treue für „König" Rupprecht verpflichten möchte. Damals war sich auch das ganze Volk dar über einig, daß es sich nm 9. November 1918 gar nicht um eine Revolution handele nicht um einen gewaltsamen Umsturz der bestehenden Gewalt, son- dern um den Zusammenbruch eines bloßgestellten Systems, das jahrelang mit Kühnheit den Mantel der Ruhmredigkeit um seine Schultern geschwungen hatte, und das nunmehr, als dieser Mantel fiel, auch -en Herzog preisqeben mußte. Freilich hatte das deutsche Volk damals noch nicht vergessen, daß wir im Felde unterlegen waren, daß zwei Millionen Amerikaner beim Abschluß des Waffenstillstandes in der feindlichen Westfront stan den: — entgegen der Prophezeiung des deutsch»«"->. nalen Führers Hergt, der uns bekanntlich im Januar 1918 damit trösten wollte, die amerikanische Armee könne weder schwimmen noch fliegen und werde deshalb niemals herüberkommen. Das deutsche Volk hatte um die Wende 1918/19 auch noch nicht vergessen, daß unsere bulgarischen BnndesgenoK.'.i schon im September 1918, also sechs Wochen vor unserem Zusammenbruch die Flinte ins Korn ge worfen hatten, daß danach Türken und Oesterreiche.- ihre Unterwerfung anboten und damals jedem im Schützengraben klar wurde, daß nunmehr der Welt krieg auch für uns verloren war. Wir hatten seiner zeit auch noch nicht vergessen, daß die Oberste Heeres leitung Ende September und Anfang Oktober 1918 jene bekannten Kapitulationstelegramme an die aus wärtige Leitung nach Berlin gesandt hatte, in denen die sofortige Herausgabe eines Friedensangebotes verlangt wurde, obwohl die Armee im Augenblick „noch fest gefügt stehe und die feindlichen Angriffe abwehre". Was aber haben wir inzwischen erlebt? Die deutsche Reaktion erfand die Dolchstoßlegende, wonach die Heimat unsere Front meuchlings erdolcht haben sollte. Sie berief sich dabei auf den englischen General Maurice, der gesagt haben sollte, zwei Wochen länger und die Entente wäre geschlagen worden, und Maurice blieb hierfür Kronzeuge, ob wohl er schon 1922 die ihm in den Mund gelegte Aeußerung schriftlich dementiert harte. Trotz alle dem arbeitet Herr Emminger als Kandidat der Bay- rischen Volkspartek selbst heute noch mit jener Dolch stoßlegende. Die Reaktion beschimpfte als „No ve mb e r v e r b r e ch e r" die Männer, die in der Stunde höchster Seenot das Steuer des deutschen Reichsschisfes ergriffen, als die alten Führer in alle Winde davonliefen. Die Reaktion nannte die Manner, denen die undankbare Aufgabe zufiel, den Waffenstillstand im Walde von Compiegn- abzu schließen, und die das auf Geheiß der Obersten Heeresleitung taten, diese Männer nannte sie „Erz halunken". Und warum geschah das alles? Warum wird das deutsche Volk, nachdem es nach einem Aus- spruch des alten Führers der preußischen Konser vativen, von Heydebrand und der Lasa, vier Jahre lang von seiner Leitung „belogen und betrogen" war, von denselben Elementen, die es so belogen hatten, mit groben Geschichtslügen gepei- nigt. warum wurden von dieser Seite klare Tatsachen verfälscht die wir doch seinerzeit alle bebenden Her zens miterlebt hatten? Nur aus dem Grunde, weil man auf der rechten Seite diese GeschichtsfäUchung brauchte, um die reaktionäre Agitation darauf auf zubauen, weil man sie brauchte, um den v. Novem ber 1918 zu einem Rechtsbruch stempeln und daraus folgern zu können, daß alles, was sich aus diesem angeblichen Rechtsbruch ergebe, also auch die neue Reichsverfassung von Weimar, gar nicht Recht und Gesetz sei könne. Selten Volkes so innerliche . .... . . . volle Arbeit um Errichtung und Befestigung eines neuen Staatsfundamentes so verwirrt worden, als wie es von feiten der Rechten mit unserem unglück lichen Volke geschehen ist. Wir kennen die trau rigen Folgen jener nichtswürdigen Agitation und Hetz«: die Unterminierung de«