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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192412069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-06
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Monat
1924-12
-
Jahr
1924
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Selle 2 l-elpelger D«ged1»tt Soauedenü, ckea S. veeemder WösW der iWtWn Parlmenls Eln Attentatsplan auf die englischen Minister El n Weitere politische Nachrichten Seite 8 des Kohlensyn- deutsche Kohlen unter Ein Kenner der Der- In einer Rosengart.'» Truppc >. über die .Die F zember vor allem mit diesen Ueberbleibscl» der schwarz-we ß-rvlen G:si»»i>»gcn ausräumen, um an jene leider allziikurze l dcrale Epoche des neuen Reiches 'bis 1879) anzuknüpfe». in der schwarz-weiß- rot die Sprache und das Vollbringen des Fort schritts und des A >lfstiegs war. London. 5. Dezemder. Wie die „Daily Mail* meldet, hat Asquith gestern die englische Negierung davon unterrichtet, daß man im Laufe der strafrechtlichen Ermittelun gen in Kairo einen Plan der ägyptischen Nationa listen entdeckt habe, prominente Mitglieder der englischen Regierung zu ermor» d e n. Diese Mitteilung ist gestern in einer Sonder sitzung des Kabinetts erörtert worden, und der Innenminister soll nach Rücksprache mit der Lon- doner Kriminalpolizei eine Ueberwachung aller Minister durch Detektive und eine lieber- wachung aller Londoner Ministerien durch stark bewaffnete Kriininalschutzlcute angeordnet haben. Aus Kairo wird gemeldet, daß Abgesandte der ägyptischen nationalistischen Partei dem König Fuad eine Petition überericht Haden, aus die hin diee Minister einen dreistündigen Kabinettsrat hiel ten. Ziwar Pascha berief darauf den Präsidenten des Parlaments zu sich und teilte ihm mit, daß das Kabinett die P a r l a m e n t s a u f l ö s u n g be schlossen habe. London, 5. Dezember. Die Mitteilung der „Daily Mail" über die Ent deckung eines Komplotts zur Ermordung her vorragender Mitglieder des britischen Kabinetts be hauptet, es bestünden alle Anzeichen, daß das Kom plott das Ergebnis der von der Wafd-Partei (die nationalistische Partei von Zaglul Pascha) ein- geleiteten und geführten Propaganda sei. Die Be hörden erhielten besondere praktische Anweisungen, wie sie sich verhalten sollen, wenn irgendein Anschlag auf einen Minister, einem Beamten oder ein Rc- gierunqsgebäude unternommen werden sollte. Sir Geoffrey Archer, Gouverneur von Uganda, ist zum Generalgouverneur des Sudan ernannt worden. genden Regelung gelangen könne. Im Verlaufe seiner Rede hat Baldwin dann noch unterstrichen, daß seine Regierung eine demokratische Re gierung sei, bestrebt, alle aufbauenden Kräfte zur Mitarbeit heranzuziehen. Baldwin zitierte ein Wort des amerikanischen Präsidenten Lincoln und erklärte, daß das englische Regierungssystem das System einer Regierung für das Volk und durch das Volk sei. Macdonald hat heute in der konservativen Wochen schrift „Spectator" der konservativen Partei den Vorschlag gemacht, die Basis für eine überpar teiliche englische Außenpolitik fest- zulegen. Erster Grundsatz müsse sein, daß England auf keinerlei neuem Gebiet politische Verpflich tungen oder H e r r sch a f t s a u f g a b e n auf sich nehme. Die Friedenspolitik müsse durch den Völkerbun d betrieben werden. England aber mllsie sich außerhalb der Befugnisse und militärischen Verbindlichkeiten gegenüber anderen Mächten halten. Auf dieser Grundlage wäre es nach Macdonalds Ansicht möglich, die englische Außenpolitik aus der parteipolitischen Erörterung auszuschalten. Unzufriedenheit mit dem Schiedsspruch im Banlgerveibe ' Berlin, 5. Dezember. Line stark besuchte Versammlung des Bank beamtenverein». die gestern abend in Ber lin stattfand, übte scharfe ablehneende Kritik an den am 29. November gefällten Schied«- spruch für das Bankgewerbe. In einer Reso lutton wird der Reichsarbeit»mtnister gebeten, „durch persönliche» Eingreifen eine Regelung ,u treffen, die den wirtschaftlichen und sozialen Nöten der Angestellten im Bankqewerbe gerecht werden.* der völ- Bang ein sachliches Wirtschaftspro- ,Dic deutsche Wirtschaft sein, nicht gegen die Selbständigkeit, Ertüchtigung und den Wohl stand des deutschen Volkes, wie sie es heute zu gunsten unserer internationalen hohen Herren ist, sondern f ü r sie (Anm. d. Red.: Anscheinend für den Wohlstand), wenn sie zu einer wirklichen Volkswirt schaft, d. h. zu einer völkischen wird." Die „Deutsche Zeitung", die in diesen Ausführun- gen „tiefgründige" Erkenntnisse sieht, scheint über. Haupt einen besonders scharfen Blick für derartige Dinge zu haben. Auch in dem gestern veröffentlich ten Geschäftsbericht der Dis ko ir Lo ge se lisch« ft findet sie stumme Anklagen gegen die jetzige Regierung- In der redaktionellen Besprechung des Berichtes heißt es: „Im übrigen sei noch erwähnt, daß die Diskontogesellschaft, wie auch wohl die Mehrzahl der übrigen Großbanken, nicht daran denkt, von dem aus dem soeben zustande- gekommenen deutsch-englischen Handelsvertrag er reichten Recht, wieder in England Filialen zu er richten, Gebrauch zu machen. Das dort zu crwar- tcnde Geschäft dürfte in keinem Verhältnis zu dem Risiko stehen, das sie dabei eingehen würden. Don dieser Absicht der Bankwelt müßte die Regierung doch unterrichtet sein. Aus der Regierung lastet der Vorwurf, lebenswichtige Interessen der deutschen Wirtschaft in dem Handelsverträge preisgegeben zu haben gegenüber uns nichts bedeutenden Zusagen der englischen Regierung." Die Regierung hat jedenfalls der wirklichen An sicht unserer Wirtschaft, die dringend eine Deseiti. gung der bestehenden Schwierigkeiten im deutsch englischen Handelsverkehr verlangte, durch den Ab- schluß des Handelsvertrages Rechnung getragen. Das fchwerste Risiko für unseren Außenhandel wäre je doch eine erneute Störung unserer internattonalen Beziehungen, die unweigerlich cintrctcn würde, wenn deutschnationale oder völkische Politiker die deutsche Politik machen würden. * Die Holland ruppc dikats verkaufe in Holland Inlands, und Weltmarkpreis. hältnissr schreibt darüber in der „Frankfurter Ztg.": „Millionen sind auf diese Weise dem deutschen Vvlksvermögen entzogen worden. Die der Gruppe angehörigen Mitglieder haben in Form der Tonnen umlage die Kosten dieses Prozesses tragen müssen- — Nach Friedensschluss ist für die Repa- rotionskohle der Inlandspreis zu zahlen. Nun lieferte aber Deutschland nach Holland die Kohle unter dem Inlandpreis und unter dem Weltmarkt preis. Ist es ein Wunder, wenn die Franzosen und Belgier diesen Umstand aufgriffen, um eine Er- Mäßigung der Reparationskohlcn. preise zu verlangen? Leider haben sie diese Er mäßigung auch durchgesetzt. Die innere Berechtigung für das französische Verlangen haben wir leider wieder einmal selb st geschaffe n." Ise «eilkil MintWeWter iii SMen f. Dresden, 5. Dezember. Das Ministerium des Innern, das Volksbildung-;. Ministerium und das Finanzministerium erlassen eine gemeinsame Verordnung zur Neuregelung der Beamtenbesoldung. Es heißt da: Unter Vorbehalt und bis zu einer gesetzlichen Regelung sind den planmäßigen Beamten und Lehrern die Grund gehälter nach den neuen Tarifen, die Kinder- beih ' lfen in Höhe von 18, 20 und 22 Renten mark monatlich und die E h es r a u - B c i h i I s e in Höhe von 12 Rentenmark monatlich zu zahlen. Der örtliche Sonderzuschlag von 5 v. H. für die Beamten, die ihren dienstlichen Wohnsitz in Berlin haben, tritt auch zu den erhöhten Bezügen. Die sich so ergebenden Beträge sind mit Wirkung vom 16. November ab für die Besoldungsgruppe .1, I bis VI, und für die übrigen vom 1. Dezember 1924 ab zu gewähren- Sir Robert Hornc hat den stellvertretenden Vorsitz im Aufsichtsrat der Daldwinwerke niedergelegt. Als Grund wird angegeben, daß sich Sir Robert Horne der Bildung eines Trusts der ginkbergwerke widmen wolle. Kultusminister Or. Kaiser über das sächsische Schulwesen Löbau, 5. Dezember. In einer Wahlversammlung der Deutschen Polls- parrei in Löbau sprach am Donnerstag Kultusminister Dr. Kaiser. Nach allgemeinen politischen Aus- führungen, die einen Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit der Deutschen Bolkspartei darstellten und in der er sich gegen eine Machtpolitik nach außen wie innen aussprach, wandte er sich brennenden Kultur fragen zu: „Ls tobt der Kampf um die D o l k s s ch u l c. Auf dr einen Seite stellt man Rückgang der Leistungen und der Zucht in der Volksschule fest, auf der anderen Seite sieht man nur Fortschritt- Das Unterrichts. Ministerium darf sich auf keine der beiden Seiten schlagen, sondern muß sich auf rein sachlichen Boden stellen. Auf der einen Seite lebt noch sehr viel Gutt» in der Volksschule, und auch manches Gute ist neu geschaffen worden. Vor allem ist ein größeres Ver trauensverhältnis zwischen Lehrern und ichülern festzustcllcn, was wiederum die Arbeit s. etstung befruchtet. Auf der and Will Rußland einen Konflikt? Loudon, 5 Dezember. In englischen politischen Kreisen ist man über die militärische Aktivität Rußlands an der Grenze der Randstaaten und über die agitatorische Akivität der Kommunisten in den Rand staaten sehr besorgt. Es erscheint fast kein« Zeitung, die nicht mehrere Meldungen über die rus- sischen Truppenzusammenziehungen an der Grenze der Randstaaten bringt. Eine Agnturmeldung will sogar schon von Kämpfen an der Grenze zwischen Rußland und Estland wissen, während ein anderes Blatt behauptet, dass Rußland unter dem Vorwande, daß mehrere „Angestellte" des diplomatischen Appa- rates der Sowjets in Reval ums Leben gekommen waren, „Aufklärung von der Regierung von Estland gefordert habe," eine Forderung, die man hier als Auftakt zu einem diplomatischen und politischen Konflikt betrachtet- Die Linien -er englischen Außenpolitik London, 5. Dezember. Da die Aussprache zwischen Herriot und Chamberlain bevorsteht, Hot Baldwin gestern abend in seiner Rede in der Albert Hall daraus ver zichtet, das Problem der Außenpolitik zu er örtern. Er hat sich damit begnügt, die bereits von Chamberlain abgegebene Versicherung zu erneuern, wonach es der konservativen Partei und der neuen englischen Regierung völlig fern liege, die Mordtat in Aeqypten als Vorwand zu benutzen, um die Un abhängigkeit Aegyptens antasten zu wollen. Man werde die Unobhängigkeitsdeklarotion von 1922 nicht »urückzunehmen. und es seien gute Aussichten vorhanden, daß man über alle noch aus stehenden Fragen zu einer für beide Teile befriedi WiktslWWlWe llWiil Die Erfolge der demokratischen Außen- und Wirtschaftspolitik, die Haltlosigkeit der deutschnatio nalen Anwürfe gegen die zielbewußte Befreiungs arbeit werden von der „Germania" knapp und treffend zusammenqefaßt: „Man muß schon eine deutschnationale Parteibrille tragen, um die Entwicklung unserer Verhältnisse im letzten Jahr als einen Niedergang zu bezeichnen. Ist es ein Niedergang, daß die Regierung ohne Deutschnationale ein vertrauensvolle» Zu sammenarbeiten mit den Völkern anqebahnt l>at, daß sie in London als gleichberechtigter Faktor mit unseren Gegnern verhandeln konnte. daß die deutsche Anleihe in allen Ländern überzeichnet wurde, daß das besetzte - biet zum Teil geräumt ist und weiter ge räumt wird, daß am 21. September die Binnen- zollinie aufgehoben wurde, der Paßzwung fortfiel, die Rückgabe der Forsten, Domänen, der beschlagnahmten Kohlengruben und Kokereien er folgte, daß die Eisenbahn im besetzten Gebiet wieder in deutsche Hände übergeben wurde, daß die >a französisch-", Gefängnissen schmachtenden Deutschen ihre Freiheit wicdererhielten und die Ausgewie senen zurückkehren konnten?" * Diesen „dürftigen Ergebnissen" stellt tische Oberfinanzrat Dr. wahrhaft klares und gramm gegenüber: soll ein Mittel Mmillll IlUMls Belk-inink ziir JemttM Mannheim, 5. Dezember. stark bestick ten Wöhlerversammlung im sprach gestern abend Admiral von der erste Gouverneur ven Kiautschau, Flagaensrage und sagte dab,.' u. a.: Flaggensrage ist insofern eine komplizierte, weil sic gefühlsmäßig und verstandes mäßig beurteilt werden muß-, denn alle gefühls mäßigen Fragen sind recht schwierig zu behandeln. Meine gefühlsmäßige Stellung zur schwarz weiß-roten Flagge, die ich verlassen haben soll, kann ich folgendermaßen kennzeichnen: Ich habe die alte Gouvcrneurflagge, die lO Jahre lang über meinem Hause als Abzeichen geweht hat, als ich nach Hause ging und verabschiedet wurde, mitgenommen und habe diese schvarz-weiß-rote Flagge nur noch bei ganz besonders feierlichen Ge legenheiten während des Krieges verwendet. Im übrigen hat meine Frau. die mit mir dieü' Gouverncurzeit geteilt hat, diese Flagge in meinem Auftrage verpackt, und sie ist bestimmt, daß sie einmal auf meinem Sarg gelegt werden soll, wert cs die Flagge war. Unter der cs mir vergönnt war. über zehn Jahre hindurch etwas für das Vaterland zu leisten. Ich würde diese Bestimmung auch getroffen haben, wenn die schwarz-weiß-rote Flagge im neuen Reiche ganz verschwunden wäre. Aber sic ist nicht ganz ver schwunden, sondern heute noch die Flagge der Marine. Anderseits will ich aber auch bekennen- Wenn es mir möglich wäre, mit meinen 70 Jahre» noch einmal so crwas zu leisten, wie es mir zuteil geworden ist in der Gonverncurszeit in Kiautschou, und wenn das dann geschähe unter der heutigen schwarz-rot-goldenen Flagge, die auch unsere Gesandtschaften und Botschaften führen, dann würde ich auch diese schwarz-rot-goldene Fahne mit nehmen und bestimmen, sie solle neben die schwarz- wciß-rote Flagge auf meinen Sarg gelegt werde», und ich bin überzeugr. daß die beiden Flaggen s i ch ausgezeichnet vertragen würden. Sic sind beide ein Symbol des deutschen Vaterlandes. Aber Schwarz-Rot Gold war schon ein Symbol des einstigen G r o ß d e u t sch l a n d s, als die deutschen Fürsten »och nicht einig waren, und cs ist das Symbol der Zukunft, in der das deutsche Volk sich selbst führt, in der das deutsche Volk reis geworden, seine Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Am Schluß seiner Ausführungen wandte sich der Admiral gegen die Angriffe ehemaliger Mannheimer Marineoffiziere gegen seine Zugehörigkeit zum I „Reichsbanner". In einem Brief an de» Admiral Truppe! heißt cs u. a.: „Ihre ehemaligen Kameraden wenden sich von Ihnen ab." Truppe! sagte dazu: ,»Ich pull keine Kritik üben, denn ich selbst habe dieses ,'.DcimL»chen schon einmal begangen. Ich, habe mich klsschal von einem abgewandt, der sich unser I nannte, und zwar habe ich mich abgewandt ! von dem Großadmiral Wilhelm II. von dem Tage an, wo er Acer und Flotte, Volk und Ehre verließ und über die Grenze ging." Den Ausführun gen des Generals folgte langan haltender, stürmischer Beifall. Günstige Wahlaussichten der Demokraten Ostsachfens Bautzen, 5. Dezember. Nach dem bisherigen Verlauf des Wahlkanrpfcs I sind die Aussichten der Demokraten im Wahlkreis Ostsachscn (Bautzen — Dresden) überaus gün stig. Mit Bestimmtheit kann man schon heute einen picht unbeträchtlichen Stimmenzuwachs Vor aussagen, und man rechnet damit, daß die Demo kraten in diesem Wahlkreise zwei Mandate er halten werden (gegen ein Mandat bei den letzten Wahlen). Nach übereinstimmenden Beobachtungen steht fest, daß sich die Wähler entschieden von der Phrasen;»olitik der übrigen Parteien abkchren und sich der praktischen Politik zuwenden, die von den Demokraten gewährleistet ist. Die günstige Aufnahme der demokratischen Politik zeigt sich nicht zuletzt in dem starken Besuch der demokratischen Wahlversammlungen. Ein erfreuliches Zeichen ist die Tatsache, daß der demokratische Gedanken auch auf dem platten Lande, selbst in rein landwirt schaftlichen Gegenden, die bisher die Deutschnatio nalen als ihre ureigenste Domäne anzusprechen pflegten, Anhänger findet. In kleinen Orten, in denen im letzten Wahlkamps in demokratischen Wahl- verscmrmlungen fast niemand anwesend war, zeigt sich jetzt auffallend starker Besuch, ganz im Gegensatz zu den Versammlungen anderer Parteienn, nament- lich der Rechten. Die demokratischen Versammlungen verlaufen überall in Ruhe und strengster Disziplin; wenn sic an einigen Orten bewegteren Charakter zeigten, so ist das nur auf das provozierende Ver- I halten deutschnationaler Dcbattere-dner zurückzufüh- I ron. So wurde in einem kleinen landwirtschaftlichen Ort« bei Bautzen der demokratische Redner nach sei nem Referat von einem Junker dahin beschicken, ! daß er dessen Kartellträger erwarte. Auch in wendischen Kreisen, um die wic-der ein heißes Liede-wevben eingesetzt hat, ist eine Verstärkung des demokratischen Anhanges unverkennbar. Aus dem blauen Dunst, den die Deutschnationalen seit langem vorgemacht haben, erkennen die Wenden inuner deut licher, daß ihre Bestrebungen von Natur aus demo kratischen Charakt.r haben. Die Dcutschnatio- ! nalen scheinen übrigens ihrer Sache selbst nicht sicher zu sein, denn sie üben in ihren Versammlungen, in denen sie sich unverblümt als Monarchisten und Anhänger des alten Heeres bezeichnen, ganz ab- I sonderliche Gepflogenheiten, entweder tagen sie hinter I verschlossenen Türen, oder wo sie sich schon in di« I Oefefntlichkeit wag«n, lassen sie Aussprachen nicht zu. Auffallend still ist es im Lager der Völ- ! kischen geworden, di« vor noch nicht langer Zeit in Ostsachsen recht viel Lärm schlugen. Line Lchrvü- chung der extremen Flügel und eine Stär- I lang der Mitte sieht man schon jetzt voraus. MM; iiMWlitW; RlUMM London, 3. Dezember. Gestern abend veranstaltete die unionistische Par- tei in der Alberthall eine große Siegesfeier. Bereits ! seit Wochen war die Halle „ausvcrkauft", da über 20 000 Anträge auf Zulassiingskärtcn bei den ein zelnen Wahlkrcisorgonisationen cingeganoen waren und nur 10 000 Personen untcrgebracht werden konn ten. Der Andrang der eingeschriebene» Mitglieder der unionistische» Partei war so stark, daß die Partei leitung davon obsehen musste, der ausländischen Presse und sonstigen Interessenten, die nicht Mitglieder der Partei waren, Karten zur Verfügung zu stellen. Baldwins Rede, dix, wie.i» unterrichteten Kreisen behauptet wurde, eine Paraphrase der Thronrede sein sollte, ging davon aus, daß der Sieg der konser- vativcn Partei als ein solcher gesunder Lebens anschauung und Nüchternheit anzusprechcn sei. Er persönlich hüte sich davor, Hoffnungen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde zu erwecken. Die Konservative» hätten gesiegt, weil das Volk glaubte, daß sie mit Ausdauer und in vernünftiger Weise der Wohlfahrt des Landes dienen würden, ohne wirtschaftlichen Trugbildern zu folgen hie sie eines der größten Länder Europas auf den Weg des Bankrotts geführt haben. Unser Volk hat den So zialismus verworfen und hat cs abgelehnt, sich von Moskau regieren zu lassen. Baldwin berührte danach kurz die zur Untersuchung über die Steigerung der Lebensmittelprcise cingeleitcten Er hebungen. Von dieser Untersuchung hoffe er, daß sie Mittel und Wege finden werde, um eine größere Ernte als bisher aus dem nationalen Boden zu ziehen. Zwei Dinge seien cs ferner, auf die sich die Regierung mit aller Energie konzentrieren werde. Er spreche augenblicklich nicht von der Arbeitslosigkeit, zu deren Bekämpfung sich die vergangene Regierung der ihr von der früheren konservativen hinterlassenen Methoden bedient und diese als sehr nützlich befunden i habe. Es habe sich lctzihin eine Besserung des eng- I Uschen Handels bemerkbar gemacht; dies sei das ein- zige wirksame Mittel zur Behebung der Arbeitslosig keit. Alwr von zwei anderen Uebclständen müsse das Land befreit werden: von der Knappheit an Häusern und den städtischen „Sumpfvierteln". Wenn die Re gierung nicht ein Vermächtnis von schmutzigen und überfüllten Wohnungen zurücklassen wolle, so müsse sie sich durch einen Urwald von persönlichen Inter- cssen, die mit den Eumpfviertel» der Großstädte ver knüpft sind, hindurcharbciten. Aber die Regierung habe genügend Triebkraft, um das zu tun, und er hoffe, dass es gelingen werde, daß die Klasse der kleinen Hausbesitzer bedeutend vergrößert werde. Die Wohnungszwangswirtschaft werde noch eine Zeit bestehen bleiben müssen, und man werde nicht versuchen, die Frage der Wohnungs knappheit einfach durch Bauen von Häusern zu ruinösen Preisen zu lösen. Man müsse aber die vrivate Unternehmungslust anfeuern, und wenn man dadurch die Herstellung einer genügenden Anzahl kleiner Häuser erzielt habe, werde man die Wohnung»- wirtschaft aufhcbcn können. Die zweite große Frage, mit der sie sich beschäftigte, sei die der Arbeiter pensionen und der Bekämpfung der frühen Sterb lichkeit unter den Lohnarbeitern. Durch Sparsamkeit in anderen Richtungen werde es möglich werden, hier für Mittel bereitzustellen. Fällen nicht unberccht'-gt sind. Die sächsische Lehrer schaft hat mir «ine Hetz« gegen die Volksschule in di» Schuhe geschoben. Nichts liegt mir ferner, als die Reaktron in der Schule emzuführen. Ich beab sichtige weder die Lehrerausbildung, die sich die Lehrerschaft schwer erkämpft hat, auch nur um einen Schritt rückwärts zu bringen, noch die Aufsicht der Kirche in der Schule wieder cinzufllhrcn. Wie in der Volksschule, so ist es auch in der höheren Schule seit Bestehen der Koalition in Sachsen vorwärts gegangen. Freilich, zur Refor m der höheren Schul« rst setzt die denkbar unallnstiaste Zeit. Denn wir haben noch kein einheitliches Er ziehungsziel für die ködere Schule. Zudem md noch zu viel unerprobte Höhere Schulen im Wer- >en. Jedenfalls, um einer rein parteimäßigen Lin- tellung willen soll man die höhere Schule nicht rcfor- Mieren. Die Statistik zeigt, daß die höheren Schulen zumeist von den niederen und mittleren Schichten dcg Volkes besucht werden, verhältnismäßig wenig von den oberen. Darum ist auch die höher« Schule eine Sache des ganzen Volkes. Da« Reichsschul gesetz ist im Werden begriffen und man ist gerade in letzter Zeit rin gut Stück vorwärts ge- kommen- Eine Gefahr für die Hochschulen liegt darin, das man diese jetzt nach Weltanschauungen einzustufen versucht. In Sachsen aber sollen Hoch schulen lediglich Staatsanstalten sein, unao- hanaig von parteipolitischem Einfluß." Am Schlüsse betonte der Minister, daß di« säch sische Lehrerschaft sehr gut organisiert sei und ziel bewußt arbeite und infolgedessen auch große Erfolge erzielt hat. Die Ausführungen wurden mit starkem Beifall ausgenommen. 75. Geburtstag des Generalfeldmarschalls von Mackensen 6. Dezember Auf seiner Besitzung Falkenwalde bei Stettin vollendet am 6. Dezember Generalfeldmarschall August von Mackensen sein 75. Lebensjahr. Auf Haus Leivnttz bei Schmiedeberg (Provinz Sachsen) als der Sproß einer alten Landwirtssamilie geboren, war Mackensen auch zum Landwirt bestimmt und hörte - .... . nach einer praktischen Lehrzeit auf der Universität letstung befruchtet. Auf der anderen Seite aber Halle ökonomisch« Vorlesungen. In seine Dienst hat es sich gezeigt, daß die Klagen der Ettern über zeit als Einjähriger beim 2. Leibhusarenrcgiment m Nachlassen der Leistungen in der Polkschule in vielen I Lissa (Posen) fiel der Deutsch - französiAe Krieg. -- "" " - Im Moj 187Z wurde er mit seinem alten Patent als aktiver Leutnant bei den 2. Leibhusaren angestellt. Dem Großen Generalstab gehörte er über 13 Jahre, zuletzt als erster Adjutant des Grafen Schliessen, an- Im Jahre 1899 wurde Mackensen in den erb lichen Adelsstand erhoben. 1908 wurde er komman dierender General des 17. Armeekorps. Anfang November 1914 wurde General v. Mackensen zum Oberbefehlshaber der 9. Armee ernannt. Nach der Einnahme Lembergs im Sommer 1915 wurde Mackensen zum Generalfeldmarschall ernannt. Nach dem Frieden von Bukarest blieb der Generalseld- marschall mit dem Besatzungskeere in Rumänien. Auf dem Rückmarsch in die Heimat wurde er Mitte Dezember 1918 in der Nähe von Budapest von den Ungarn in eine Falle gelockt und dann von den Franzosen interniert. Erst im Dezember 1919 konnte Mackensen in die Heimat zurückkehren.
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