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klnr-I-kti-.: 20 Pfennig ^srn-^urs«vD LL «>O^O O O-U UN Anzelgenpr«!«: N?L?,KLVR't!7 KV^tW ,«u«m Rabaue ulw .nacv Tart«, nur tomv.AuNr. mtt N.L.Z. ^rnd" ll«dulä«»a<«. Matz- u. Datenvorscdrttt. unvrrdtndi. SrlUlwi " »«»«gspreisÄW.'i'LW:L^-»A/M BeUellgld. extr. Autland « Mk. etn«cvl.Porio. Erscheint «Sat. mora. gerilgewr. L7V8»IA>M: ««Ida u. In ariin tzülalea«»^anaaS Kttiat-mi-a«^^!,! »honnement-Annahme: auch nimmt tcdcS Postamt Bestellungen an. ÄrrtchtSstand Letpztg («mtsgrr.Leipzig) Pottschea-Kto. Leipzig 2004. »«» ««»»»»«ar Taaedlatt -nt»Slt dl« amtlich«« ««ka««tmach»«g«n »«» VolU«ivritfldiu»S L«U»,ia Uk. SIS W!K'«'L'S LMvock, a-° 2«. Uov-mk-r ,924 N'LMWL;' W,rr,«7^.ÄS 1t«. I-drg. Skinkrelii. kWlW-, Mlmi> Eindrücke von einer Pariser Reise Don 8. 8»«N8er (Berlin). In Paris habe ich nirgends Sympathien für den roten Zarismus oder, wie Kautsky ihn nennt, den Moskauer Bonapartismus gefunden, wenn man von der kleinen Gruppe der grundsätzlich aus bequemer Entfernung zustimmenden westlichen Kommunisten obsieht. Nicht in den Kreisen hinter und um Herriot, der die völkerrechtliche Anerkennung der Kommu nistischen Republik der Vereinigten Sowjets durchsetzte und den klugen Hcrbette zum Botschafter bei ihr bestellte, noch gar bei den exporthungrigen In dustriellen, deren ungemein beredter Anwalt und Fürsprecher Senator de Monzie ist. Herriot be- gründete die Notwendigkeit der Anerkennung, nach dem englischen Vorgang, zunächst mit jenen Motiven, die überall Geltung erlangt haben: dem kritischen Zustand der west- und zentraleuropäischen Wirtschaft, die sich trotz dem den Austauschverkchr erschwerenden russische» Außenhandelsmonopol, keiner Mühe ent ziehen darf, die im östlichen Riesenreiche schlummern- den ökonomischen Werte erschließen zu helfen. Allge mein fürchtet man in Frankreich, durch weiteres Äb- seitsstchcn von Deutschland, England und den Der- einigten Staaten wirtschaftlich in den Hintergrund gedrängt zu werden. Herriot erklärte rückhaltlos, seit dem Frieden von Lausanne habe sich die Situation völlig verändert, er hatte nicht nötig, den kundigen Hörern ins Ge dächtnis zurückzurufen, wie sehr Moskau ihn ge fürchtet und mit welchen Mitteln cs ihn zu Hinter treiben versucht hat, wie umgekehrt die Abschwächung des famosen Vertrages von Sevres durch das von Franklin-Bouillon vermittelte Abkommen mit Angora vom Oktober 1921 in Moskau ja den allergrößten Argwohn erregte. (Das heißt: Das Mißtrauen ist wechselseitig, da keiner den anderen über die Motive seiner Freundschaft zu täuschen vermag. Moskau ist kommunistisch und nationalistisch, wobei die Klassenkampfidee innerhalb des Gebietes des zaristi schen Orient-Imperialismus nicht einmal die Dor- Herrschaft übt, Angora hingegen ist rein nationa listisch und unterdrückt die kommunistischen Regungen in seinem Machtbczirk mit Stumpf und Stiel. Doku mentarisches darüber gibt die leider zeitlich zu früh abgeschlossene Schrift von Elias Hurwicz: Die Orient politik der dritten Internationale, Berlin 1921/22.) Der auf Zweckmäßigkeitsgründen aufgebaute Bund zwischen Moskau und Angora hat also jetzt seinen Schrecken verloren, die Iungtürken haben ihre außen- politische Handlungsfreiheit wiedergewonnen, und schon beginnt die öffentliche Meinung in der Türkei sich den Kaukasusländern aus religiösem und „pantu- ranischem" Gemeinschaftsgefühl zuzuwenden; Aser beidschan, Datum und Dagestan versprechen zwischen den so innigst Verbündeten von gestern einen Keil zu treiben. Da dem so ist, liegt cs umgekehrt wieder im europäischen Interesse, für die Lösung der Meerengcnfrage die Mitarbeit des nächstbeteiligten Rußland zu gewinnen. Herriot betont, daß sie ohne Rußland überhaupt nicht lösbar sei. Denkt man zu gleich an England und Deutschland, so sieht man alte Gegensätze und machtpolitische Sicherungsbedürfnisse in neuer Verschränkung wieder auftauchen. Ein in der französischen Russenpolitik auch des Linksblocks bewußt, wenn auch unausgesprochen mitwirkendes Motiv ist die Vorstellung von hinterhältigen Ab machungen und Mysterien des Rapollo-Dertragcs. Es gibt kluge Leute in Paris, die den deutschen Nationalbolschcwismus noch immer nicht komisch nehmen können. Aber wichtiger ist die Regulierung der Vorkriegsschulden, ist die Aufgabe, Moskau zur grundsätzlichen Anerkennung der privaten Entschädigungsrechte zu bringen; und ferner: die Sterilisierung der kommunistischen Propaganda nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Moskau. Doch das sind keine spezifisch französischen Probleme. Das englische Erlebnis mit Moskau, das nun mit der Annullierung von Macdonalds Der- tragscntwurf durch Baldwin endet, hat auch in Pari« zu denken gegeben. Man kann sich schließlich einen Ausgleich über die Schuldenverrechnung, über die Klassifizierung der Anleihen (ie nach der Zeit ihres Mschlusses und ihres ursprünglichen Iwäkes) und über den Entschädigungsmodus für Konzessionäre vorstcllcn. Man glaubt auch, daß der Selbst erhaltungstrieb der Moskauer Regierungsmänner ihre Einsicht sehr bald schärfen wird, daß ohne die Initiativkräfte des westlichen Privatkapitals und der westlichen Technik Rußland sich nicht erheben kann. Mer woran man zweifelt das ist die Loyalität der Russen, wenn sie erklären, daß ihre diplomatischen Vertretungen keine Filialen der dritten Internatio- ualc seien und keine verschleierten Betriebe zur An kurbelung der Weltrevolution. Ob echt oder ge- fälscht: der Sinowjew-Brief gilt als Symbol einer weltrevolutionärcn Aufgabe, die nicht vernach lässigt werden darf, wenn einmal an den Zentren der kapitalistisch organisierten Staaten Sowjet-Ver- tretungen eingerichtet sind. Man weist darauf hin, daß sich unter Curzon die erste russische Handelsdelegation in London nieder- gelassen hatte, gleichzeitig aber ein so genialer Propa. gandist wie der Erzbolschcwik Nikolaus Rotstein das Bindeglied zwischen Lenin und den englischen Kommunisten gewesen sei. Aber selbst wenn man onnimmt. daß diese frühe Phase nun überwunden sei (Rotstein hat sich seither in Persien getummelt), so bleibt die Tatsache einer außerordentlich ver- General Rnthnflns -egnnW Ein BeMtz des stnnzjWen Mivisterrnts WM der Mu-mig Don Oberpostsekretär ^«I»tn«r, Leipzig Berlin, 25. November. (Letzte MelDung > Wie von zuverlässiger Leite gemeldet wirb, ist Vie Begnadigung des Generals von Rattzusius heute vormittag erfolgt. Paris, 25. November. Die heutige Nlorgenpresse bestätigt, daß der Ministerrat, der heute morgen im Elysöe statt findet, sich mit der Frage der Begnadigung General von Nathusius' befassen wird. Wie der „Matin* meldet, hat man sich gestern in den Wandelqängen der Kammer lebhaft mit dieser Frage befaßt und hat im allgemeinen der Auf fassung Ausdruck gegeben, daß die Regierung wahr ¬ scheinlich den General begnadigen werde. Rian hat dabei darauf hingewicsen, daß durch die Ver urteilung eine unerwünschte Rückwirkung auf den Ausfall der deutschen Wahlen be wirkt werden könne. Der „Ouotidicn* meldet so gar, daß die französische Regierung bereits be fehl offen habe, den General zu begnadigen, und daß in dem Ministerrat das Begnadigunqsdekret nur noch zur Unterschrift dem Präsidenten der Republik unterbreitet werden wird. Ne RmWirWft der Reichsbahn Gehalts- und Lohnerhöhung — Der Personalstand Berlin, 25. November. Der Verwaltungsrat der deutschen Reichsbahn- ! gesellschaft hat den von der Verwaltung vorgcschlagc- I nen Lohn- und Gehaltserhöhungen zu- - gestimmt. Die Erhöhung der Bezüge für Arbeiter und Beamte der Gruppen 1 bis 6 tritt rückwirkend mit dem 16. November in Kraft. Die neuc Per» sonalordnuny wurde ausgestellt. In der Besprechung der Finanzwirtschaft der Reichsbahn wurde hervorgehoben, daß die Sicherung des Dienstes der Rcparationsschuldverschrcibungen die erste Aufgabe der Verwaltung sein müsse, und daß ihre Erfüllung nur möglich sei, wenn die Reichs bahn auf das sorgfältigste verwaltet wird. Die Ver- waltung rechnet für das Jahr 1925 mit einem Personal st and von 777000 Köpfen gegenüber 593 000 im Jahre 1913. Die Ausgaben für Personal werden auf 62 Prozent der Gesamtbctricbsausgaben geschätzt gegenüber 50 Prozent im Jahre 1913. Es wurde vom Dcrwaltungsrat zur Kenntnis genommen, daß Staatssekretär Vogt mit der Vertretung der preußischen Interessen in der Reichsbahn beauftragt worden ist. FMniiWii -er Minten Berlin, 25 November. Die Beamtenspitzenorganisationrn, mit Ausnahme des Reichsbundes der höheren Beamten, nahmen heute vormittag in einer gemeinsamen Sitzung zu dem Erfolg der Besoldungs« aktivn Stellung. Das Ergebnis der Beratungen war die Annahme folgender Entschließung: „Die Beamtenspitzenorganisationen haben nach dem gänzlich unbefriedigenden Ergebnis der Verhandlungen mit dem Reichsfinanzministerium weitere Schritte bei dem Reichsrat, dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister persönlich unter- nommen. Die hierdurch erzielten geringen Ver. besserungen tragen den berechtigten Ansprüchen der Beamten in keiner Weise Rechnung. Trotzdem ist durch den vorliegenden Beschluß des Reichsrates die Besoldungsaktion formell zu einem vor- läufigen Abschluß gekommen. Die Spitzen. organisationen können sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden geben und werden nach dem Zusammen- tritt des neuen Reichstages die Aktion erneut auf nehmen. Ihr Ziel ist, durch eine verhältnismäßig starke Hebung der Beamten der unteren und mittleren Besoldungsgruppen das Unrecht der Besol> dungsrcgclung vom Juni 1924 zu beseitigen und eine grundsätzliche Besoldung«, reform durchzusetzen. Die Spitzenverbände fordern daher ihre Mitglieder auf, bei den bevorstehenden Wahlen dafür einzutreten, daß eine den Beamten« sowie den allgemeinen Arbeitnehmer- und Der- braucherintereffen gerecht werdende Zusammensetzung der Parlamente gesichert wird. Deutscher Beamtenbund, Allgemeiner Deutscher Be- amtenbund, Gesamtverband Deutscher Beamten- gewcrkschaften, Ring Deutscher Beamtenverbände.* MMemM im MM Dessau, 25. November. Im Landtag wurden der sozialistische Abgeordnete Deist, Ministerialdirektor Weber (Demokrat) und Ministerialdirektor Müller (Parteilos) zu Staat«. Ministern gewählt. Der neue anhaltische Landtag trat heute unter dem Vorsitz des Alterspräsidenten, Abgeordneten Trautewein (Soz.), zusammen. Zum Vize- Präsidenten wurde Abg. Peus (Soz.) mit 18 gcyen 15 weiße Stimmen wiedergewählt, zum ersten Vize- Präsidenten Dr. Heine (deutschnational) mit 19 gegen 13 weiße Stimmen, zum 2. Vizepräsident der Dolksparteiler Giesemann mit 15 gegen 17 weiße und eine zersplitterte Stimme. Der Streik der Dreher bei Siemens, der vor fast drei Wochen zur Stillegung des ganzen Dynamo- Werkes mit einer Belegschaft von fast 4000 Mann führte, ist beendet. Die Dreher werden die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufnehmen und nach Maßgabe des Betriebs wieder eingestellt wer den. Das Werk wird am heutigen Dienstag seinen Betrieb wieder eröffnen. * Der neue Oberkommandierende der Rheinarmee, General Guillaumat. ist gestern abend von Paris nach Mainz abgereist, wo er heute seinen feierlichen Einzug halten wird. zweigten und glänzend organisierten Missionstätig, keit Moskau« im Sinn« und nach den Geboten der von der dritten Internationale bekannten Ideale; und immer wieder wird von der Geheimpolizei aller westlichen und östlichen Länder aufgespürtes Beweis- material vorgezeigt, wonach auch die Handels- delegationen grundsätzlich politische Aufgaben zu er- füllen hätten. Das gilt besonders von der Orientpolitik Moskaus, die natürlich England in Afghanistan, in den arabischen Dasallenreichen, längs der indischen Grenzen, in Südpersien und bis nach Aegypten am unbequemsten werden, wenn man schon von den Län- dern um das Kaspische Meer und überhaupt vom Nahen Orient abschen will. Man erinnere sich daran, daß Churchill, der jetzige Finanzminister im Kabinett Baldwin, nie sein Mißtrauen gegen die Sowjetregierung bezwingen konnte, auch damals nicht, als ,Lloyd George und Sir Robert Horne ihm zu- redeten, an die unbedingte Loyalität Krassins zu glauben. Cs wird ihm nicht schwer fallen, unter Hin- weis auf den Sinowjew-Brief das an sich schon rege Mißtrauen gegen die Diplomaten Moskaus zu steigern und sich auf den Fortbestand der Geheim« instruktionen zu berufen, die die Regierung im Kreml ihren Handelsvertretungen mit auf den Weg zu geben pflegt: Agitation unter den Soldaten; Bildung kommunistischer Keimzellen, wo noch keine kommu- nistischen Parteien bestehen; Kauf und Bestechung der Presse; Organisierung von Streiks; systematische Verbreitung antikapitalistischer Losungen usw. Die Franzosen sind an sich nicht so schreckhaft, sie halten den Giftgehalt der bolschewistischen Lehre für außer- ordentlich abgcschwächt, weisen darauf hin, daß sie nicht einmal in Polen oder in Rumänien, von Deutschland ganz zu schweigen, Ausbreitung gewinne, und glauben an die langsame Heraufkunft einer russischen Bauern. Demokratie, mit der sich ausgezeichnet werde leben lassen. Dieser Glaube ist nun nicht allein auf Frankreich beschränkt. Doch zunächst wollen wir sehen, was Botschafter Krassin in Paris ausrichten und wie Rakowski in London einen schöpferischen Verkehr mit dem Kabin">' i Baldwin in Schwung bringen wird. '! Die bevorstehenden Rcichstagswahlen sind des. halb von so ungeheurer Bedeutung, weil sie darüber entscheidend sein werden, ob der in den letzten zwölf Monaten außen- wie innenpolitisch einaeschlagenc Kurs beibchalten oder durch eine Politik der starken Geste abgelöst werden soll. Denn darüber darf es keinen Zweifel geben: die Uebertragung der Re gierungsgewalt an die Rechtsparteien müßte unbedingt einen Bruch mit der bisherigen Politik zur Folge haben. Die Deutschnationalen würden sich selber Lügen strafen und ihren ganzen moralischen Kredit aufs Spiel setzen, wenn sie, zur Regierung berufen, die Politik fortsetzcn wollten, die sie bisher aufs schärfste bekämpft haben. Sie müßten unbe dingt versuchen, die Berechtigung ihrer seit nunmehr sechs Jahren geübten Kritik zu erweisen. Da sich Deutschland aber den Luxus politischer Experimente, etwa im Sinne des Ruhrkampfes, un möglich wieder leisten kann, dürfte es lohnend sein, Betrachtungen darüber anzustrllen, ob und wie sich die bisherige Politik bewährt hat. Betrachtet man so die Entwicklung der Verhältnisse seit den Lagen der Euno-Regierung, dann muß wohl jeder, wenn ex der Wahrheit die Ehre gibt, bekennen, daß wir auf dem Wege der Weltgeltung und der inneren Ge sundung ein gut Stück vorwärtsgckommen sind. Unserem Ansehen und unserer Ehre im Auslande hat die Erfiillungspolitik nicht geschadet. Wer das be hauptet, kennt die Einstellung der Völker nicht oder sagt wissentlich die Unwahrheit. Im Gegenteil ist als Aktivum unserer Außenpolitik festzustellen, daß wir durch unser Bestreben, einmal übernommene Verpflichtungen in den Möglichkeitsyrenzen zu er füllen, uns die Achtung und da« Vertrauen der Welt, auf das wir berechtigten Anspruch erheben dürfen, in hohem Grade wiedererworben haben. Au« dem völlig ohnmächtigen, in sich zerrissenen, scheinbar dem inneren Verfall preisgegebenen Volke hat sich wieder ein festgefügter Staat mit immerhin sehr anerkennens, werter Ordnung und einem kräftigen Wirtschafts leben entwickelt, dessen Vertreter sich erstmalig als gleichberechtigte Unterhändler mit denen der früheren Feindbundstaaten an den Verhandlungstisch gesetzt und trotz aller ihnen abgerungenen Zugeständnisse nennenswerte Erfolge errungen haben. Dank der festen Hand des Reichsfinanzministers und der ziel- sicheren Politik des Reichsbankprästdenten haben wir, wenn auch mit ungeheuren Opfern, die Schreckens- zeit der Inflation, des Verlustes allen und jeden Kredits, zum Erstaunen der ganzen Welt überrasch.nü schnell überwunden. Die Finanzwirtschaft des Reiches, der Länder und der Gemeinden ist geordnet, die Lage des ersteren darf als recht gut, die der letzteren teilweise als glänzend bezeichnet werden. Allerdings darf man dabei nicht verkennen, daß die gegenwärtige Steuerpolitik ohne Gefährdung des Wirtschaftslebens und der Existenzen auf die Dauer nicht aufrcchtcrhalten werden kann. Die Volkswirt- schäft hat sich trotz der ihr auferlegten schweren Be- lastung langsam, aber stetig erholt, Streik« und ge- waltsame Störungen sind zur Seltenheit geworden. Die Bevölkerung trägt mit bewundernswertem Opfer sinn die aufgebürdeten unvermeidlichen Lasten. Diese Zeichen offenbarer Wiedergesundung genügen für den Beweis, daß die Politik der Reichsregierung nicht ohne Erfolge gewesen ist. Gewiß soll dabei zugegeben werden, daß die von der bisherigen Regierung vertretene Politik vom deutschen Volke unerhörte Opfer an materiellen und ideellen Werten gefordert hat. Aber kann man wirk lich glauben, es wäre durch energischeren Widerstand, durch Unnachgicbigkeit mehr zu erreichen gewesen? Man sollte meinen, der Ruhrkampf habe dem ganzen deutschen Volke hierüber die Augen geöffnet. Ganz gewiß mag er nicht ohne Einwirkung auf die Politik der früheren feindlichen Völker, besonders der Franzosen und Belgier, gewesen sein und uns insofern bis zu einem gewissen Grade genützt haben. Aber stehen die Lahmlegung fast unseres gesamten Wirtschaftskörpers, die Leiden von Millionen unserer Volksgenossen, die Zerstörung ungeheurer Werte auch nur annähernd im Verhältnis zu diesem Nutzen? Gerade dieses Schulbeispiel sollte uns allen die Augen darüber öffnen, daß uns nur eine Politik entsagungs. reicher, opferwilliger Geduld vorwärtsbringcn kann. Eine solche Politik wahrster und reinster Vaterlands liebe ist aber nur tragbar von einer starken demo kratischen Regierung, der auch die arbeitende Be- völkerung aller Schichten ihre Unterstützung nicht versagt. Dieser Erkenntnis gegenüber müff-m alle persün- liehen, materiellen und Gefühlsrücksichtcn m den Hintergrund treten. Wollen wir nicht das zarte Pflänzlein deutscher Wiedergefundung auf das schwerste gefährden, dann können wir am 7. Dezember nur den Parteien unsere Stimme geben, die uns eine selche Regierung gewährleisten, gleichgültig, ob wir sonst mit allem einverstanden sind oder nicht. Lassen wir die jetzt befolgte Politik sich crst richtig aus- wirken, und prüfen wir dann, ob die Steuerleute am Ruder des Reiches den rechten Kurs eingeschlagen laben. Wir werden es !m Interesse der Gesundung uns res Volkes und der Weltbesricdignng nicht zu l . ' 'd"N.