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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192410078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241007
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241007
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- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1924
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Monat
1924-10
- Tag 1924-10-07
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Monat
1924-10
-
Jahr
1924
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8«tt« 4 Ole»»tag, 6«a 7. Oktober Ltm die Steuerfreiheit der Gemeinden Ltebergang der Einkommenstenererhebung auf die Finanzämter Vom Ttadtstcueramt Leipzig wird uns acschric- bcn: Ter Grundgedanke möglichster Icntralijierung aus dem Gebiete des Steuerwescns ist gesund. Leider wird er von den Reichssinuiitbehörden überspannt. Daß die Gesetzgebung sür das ganze Reichs gebiet aus den Hauptsteuergebietcn (Einkommen-, Vennögen- und Umsansteuer) einheitlich sein muß, daß die Veranlagung in allen deutschen Ländern nach den gleichen Grundsätzen ersolgen muß, daS wird niemand »>ebr ernstlich bestreiten wolleri. Es ist ein großer Fortschritt, daß dem früheren Steuer- wirrivarr der deutschen Länder und Ländchen hier endlich ein Ende gemacht worden ist. Eine ge schlossene Reichssinanzvenvaltung hat sür die Sin- beit des Reiches als Staatsgebilde und Wirtfchasts- gebiet und sür die Erhaltung der Währung gewiß bohe Bedeutung, allein die Zentralisierung darf nicht überspannt werden! Zn Verfolgung dieses Zentralisalionsprinzips bat nun der Reicbssinanzminister auch die Ein- bebunq der Reicvsstcucrn, in erster Linie der Ein kommensteuer, nach und nach den städtischen U a s s enstellen entzogen und aus die Finanz ämter übertragen. Zn Sachsen haben die Großstädte Leipzig, Dresden und Chemnitz die Ein- bebung der Einkommensteuer an den Hebestellen ihrer städtischen Steuerümter bis jetzt mit besorgt, was in erster Linie im Interesse ibrer Einwohnerschaft gelegen ivar. Wie bereits amtlich bekanntgegeben worden ist, ist nun in Leipzig mit dem l. Oktober d. I. diesem Brauche ein Ende gemacht worden. Nur siinf ,Finanzämter nehmen von 'Restzahlungen abgesehen — noch Ein- kommensteuerzahlnngen entgegen. Zn Dresden aeht die Einkommenstcuererbebung am 1. Zanuar 1925 aus die dortiaen drei Finanzämter über, in Ebem- nin jetzt. Was solche Maßnahmen für die breite Masse der Steuerzahler bedeuten, wird man mit Verwunderung wakr, .venu man hört, daß das Stadtsteueramt Leip zig Einkoinmenstenerzahlungen bis jetzt an nicht weniger als 22 städtischen Stenerbebestellen entgegen- eeuomiueii hat. Diese Hebestelleu sind über das ganze Stadtgebiet planmäßig verteilt, 6 in Alt-Leipzig und 10 in den Vororten. Infolge der direkten Zahlung der Einkonnnenslencr ans Gehälter und Löhne durch die Arbeitgeber haben zwar nur etwa 20 Prozent der Leipziger Steuerpflichtigen mit einer Steuer- hcbestelle zu tun, in der größeren Hauptsache die In haber von Betrieben des Handels, der Industrie, des Gewerbes und der Landwirtschaft. Das ist aber noch iunner eine Zahl von Ott 000. Diese Kategorie von Steuerzahlern hat — gleichgültig, ob die Ein- lemenstener von Reichs- oder städtischen Kassen er hoben wird — ohnehin laufend mit den städtischen Struerhebcstellen zu tun, weil dort die sächsische Ge werbesteuer (die Arbeitgeberabgabe allein in Ter minen monatlich) sowie die Grundsteuer zu zahlen sind, de'gleichen die Brandvcrsicherungsbciträge, die Gewerbelguimerbeiträge, die Mietzinssteuer und anderes. Alle diese Steuerpflichtigen haben das dringende Interesse, ihre sämtliche n Steuern, also auch die Einkommensteuer am einer einzigen Stelle zu entrichten. Die Vereinigung aller Steuer- rrhcbniigsgeschäsle bei nur einer, für einen örtlich begrenzten Bezirk zuständigen Kasse hat unleugbar erhebliche Vorteile. Die Steuerpflichtigen begrüßen eine solche Einrichtung dankbar, weil sie es ihnen besonders erleichtert, sich durch persönliche Nachfrage einen Ueberblick über die mannigfachen ihnen auf erlegten Verpflichtungen zu verschaffen. Das ist für sie besonders in den jetzigen Zeiten ständiger Aende- rungen und Neuerungen wertvoll und kommt natur gemäß auch dem Einhebungsgeschäft zugute. Das Studlsteueramt ist bei einer solchen Einrichtung in der Loge, bei Bedarf das vorhandene Kassenpersonal in größerem Umfange oder auch ausschließlich für die Einhebnng derjenigen Steuern einzusetzcn, die je weils die meiste Tätigkeit beanspruchen. Es kann das Kasse.lpcrsonal leicht aus dem sonstigen Personal der Hebesiclle» vermehren und weiter auch ans dem Personal der übrigen städtischen Verwal tungsstellen vorübergehend Verstärkung erhalten Dadurch ist es leicht möglich, auch bei plötzlichem und heftigem Anschwellen der Einhebungsgcsch.ifte so- fort ausgleichend einzugreisen und Stockungen an- znhalten. Macht man von diesen Möglichkeiten Ge brauch, so wird der Steuereinqang gefördert und zugleich ein wirtschaftliches Arbeiten und eine höhere Leistung des Verwaltnngsapparates erreicht. So wertvolle Vorteile sollte man ohne zwingende Not wendigkeit nicht preicgebcn. Ein beträchtlicher Teil unserer Einwohnerschaft hat nunmebr vom l. Oktober ab zu den Hebestellen weitere Wege und zu den Zchlungctctmincn wird in den fünf Finanzämtern ein vierfach so großer An- drang zu verzeichnen sein, als bisher an den 22 städtischen Hebestrllen. Wie diese große Zahl von Steuerpflichtigen dabei saclzgemäß bedient werden scll, noch dazu ohne daß eingearbeitete Steuer beamte ron der Stadt gleichzeitig ans die Finanz ämter übernommen werden, ist nicht zu übersehen. Es ist zudem statistisch festgestellt, daß die Arbeits leistung der Beamten des städtischen Eteneramtes die der Finanzämter erheblich übertrifft. Im übrigen haben sich die Einrichtungen bei der Erhebung der Einkommensteuer durch städtische Stellen nicht nur in Leipzig, sondern in ganz Sachsen Jahrzehnte hin durch bewährt. Die Tätigkeit der Gemeinde aus dem Gebiete der Landessteuerverwaltung war und ist noch jetzt weit umfassender als auf dem Gebiete der Reichsstcuerverwaltung. Die Landesregierung hat dieser Tätigkeit ihre Anerkennung nicht nur aus- gesprochen, sondern auch dadurch zum Ausdruck ge bracht, daß sie den Gemeinden Stundungs-, Erlaß- nnd Niederschlagunqsbcfugnisse eingeräumt und diese nach und nach erweitert hat. Wenn auch die Ver waltung der Neichssteuern in mancher Beziehung höhere Ansprüche stellt, so darf man doch nicht ner- geffen, daß gegenwärtig nur noch größere Städte Hilfsstellen der Finanzämter sind, die besondere Slenerbeamte von guter Fachbildung uwd langjähriger Erfahrung haben, und daß diese Städte seither wohl auch bei der Einhebung der Neichseinkommenstencr den Anforderungen voll genügt haben. Ohne Not sollten bewährte Einrichtungen und die dabei sich ergeben- d» Vorteile nicht ausgeqeben werden. Das liegt im eigensten finanziellen Interesse des Reiches. Selbstverständlich hat der Rat kein Mittel un versucht gelassen, um dieser Maßnahme der Reichs- finanzverwaltunq cntgegenzuwirken, die eine nicht im Interesse der Steuerzahler liegende Heber spannung des Zentralisationsgedankens darstellt. Auch der Vorstand des Sächsischen Gemeinde tages vertritt einhellig die Meinung, daß die Ein hebnng der Einkommenstener durch die Finanzämter allein sehr zum Nachteile des Publikums ausschlaqen werde und daß aus alle Fälle zu er streben sei, daß das Einhebungsgeschäst auch in Zu kunft bei den Gemeinden bleibe, mindestens aber die nötige Anzahl von Zahlstellen vorhanden sein müsse. In Verfolgung dieses letzteren Gedankens hat der Rat denn auch das Landesfinanzamt ersucht, daß dann, wenn nun einmal die Zentralisierungs bestrebungen des Rcichssinanzministeriums durch geführt werden müßten, wenn rveiter eine Ueber- nahme der beim Stadlsteueramt überflüssig werden den städtischen Steuerbeamteu auf das Reich ab- glehnt werde lganz im Gegensatz zu der klebernahmc aller städtisck)eu Ilmsatzsteuerbeamten bei dem Ileberqange der Binsatzsteuerverwaltunq auf die Finanzämter', doch zum mindesten eine Anzahl von städtischen S t e u e r h e b e ft e l l e n als A n- nahmestellen für die Reichseinkommensteuer be- stehen gelassen und der Stadt die dafür erwachseriden Selbstkosten erstattet werden möchten. Hierzu sei bemerkt, daß solche Annahmestellen — also städtische Stenerhebestellen, Sparkassenfilialen, Banken nsw. — nach den Richtlinien des Reichs» finanzministcrs zulässig sind und daß zur Deckung der durch ihre Unterhaltung entstehenden Kosten von den Steuerpflichtigen Gebühren, etwa nach der Höhe der Zahlkartengebührcn, erhoben werden könnten. Ein solches Verfahren ist aber schon ans steuerpsychologischcn Gründen ver Das Monogramm Von «»Isdunri In Lugano wohnte ich in einer kleinen Pension in der Eaisnrinetta. Es war spottbillig. Ich be- zahlte für Zimmer, Frühstück und Mittagessen, das alltidings manchmal zu wünschen übrig ließ, ganze drei Franken. Dafür hatre das Zimmer eine wunderbare Aussicht auf den See. Abends krochen die Bergbahnen wie goldene Raupen am Himmels baum empor. In der Pension wohnte noch eine junge, a ch t - zehnjährige Engländerin, eine An gestellte der Bank of England: blond, hübsch, schnippisch und selbständig wie ein Mann von dreißig Jahren. Sie pflegte mir das Kompliment zu machen, daß sie doppelt so alt sei wie ich. Wenn ich ehrlich sein will, so blieb ich ihretwegen minde stens vier Wochen länger als ich zuerst beabsichtigt hatte. Ich lud sie einmal in den Eolombino ein, wo es ein Rumpsteak gibt, wie leider iu Mitteleuropa nirgends, und dazu eine frisch angefcrtigte Mayon naise, daß einem die Zunge am Gaumen zittert. Wir tranken Asti dazu und am Schluß einen Cafe nero für 30 Centimes, mit dem ein „deutscher Eine- Marl Mokka" nicht konkurrieren kann. Am Schlug bestand sie energisch darauf, selbst zu zahlen. Wir gingen manchmal im Mondschein nach Sor- rcngo. Die Lust am Abend war kühl. Die junge Engländerin noch kühler. Es gelang mir nicht, ihr näher zu kommen. Eines Tages hatte sie die „Vogue" oder sonst eine englische Modezeitschrift. „Sehen Sie die neueste Mode: man trägt das Monogramm eines geliebten Menschen vorn im KlciLersatz cingestickt wie ein Wäschezeichen. Wie finden Sie das? Albern, wie?" „Im Gegenteil," ich opponierte heftig, „das ist eine reizende Idee." Sie sah mich an und schwieg. Acht Tage später fuhr sie weg. Ich brachte sie zur Bahn. Ich verstaute ihren Koffer im Coupe und schenkte ihr zum Abschied mein Reklvmheft. Der Zug ruckte schon an, da sah ich auf einmal, daß sie ein ganz modernes Kleid trug mit dem be wußten Monogramm. Ich scherzte: „Wer ist denn der Glückliche? Es ist ja nur ein Buchstabe. Was ist das für ein Buchstabe?" Sic schob mich aus dem Waggon. „Gehen Sie hinaus. Der Zug fährt schon ab. Ich sage es Ihnen durchs Fenster." Ich stand auf dem Bahnsteig. Sie öffnete unter dem Schleier zaghaft die schmalen roten Lippen. Der Zug glitt schon an mir vorüber. „K!" sagte sie leise, ..Kl" Ich fuhr in die Pension und packte meinen Koffer. Ich hatte von Lugano und meiner blöden Schüchternheit genug. Dresdner Oper. Zur Ergänzung des Dresdner Ltraußzyklus ist die „ I o s e p h s l e g e n d e " in den Spielplau ausgenommen worden. Ueber die Inszenierung des Werkes wird uns berichtet: Getreu den Anweisungen des Buches wurde die prunkvollste Renaissancemaskerade zelebriert. Potiphars Palast ist ein rauschender Vierklang aus Meergrün, Sill>cr Purpur und tiefem Blau, der die Melodie kostbar erlesener Gewänder trägt. Diese Komposition ist von Hasait, Piiltz und Fanto entworfen worden. Die Szene mit ihren Kontrastesfekken (Schema: grazile weiße Nlädchenkörper, ungeschlachte schwarze Sklaven, nackte Borer, schwergepanzertc Leibwachen) war von Ellen P e tz wirkungsvoll auf den Ton kalter Pracht gestimmt Ellen Petz ist die neue Leiterin des Balletts, die sich mit dieser Inszenierung rühmlich einführte. Als Potiphars Weib, der Herodiastochter brünstige Schwester, spielte und tanzte sie, mit weinrotem Haar, dämonische Laster- Hastigkeit. Iril Gadescow war, wennschon kein fünfzehnjähriger Hirtenknabe, von ungekünstelt jünglingshafter Anmut und Würde. Die musikalische Leitung hatte Fritz Busch. Vorhergegangen war eine Neueinstudierung der „Feuersnot". Kutz schbach dirigierte gewissenhaft wie stets. Auf der Szene entfaltete Alois M o r a buntbewegtes Soniiwcndgetümmel, und Staegcmann zwang seinem von Natur spröden Bariton das Menschen mögliche an Volumen und Kantilene für die Partie des Ebner» Kunrad ab. Or. k.. fehlt, denn der Steuerzahler, der eine ihm ohnehin lästige Zahlungspflicht erfüllt, darf nicht noch durch eine Gebühr, mag sie auch gering bemessen sein, weiter verärgert werben. Derartige Kleinigkeiten ärgern weit mehr als der Betrag wert ist; auch die Vertretung der Leipziger Handelskammer, der Gr- werbetammer und des Hausbesitze» haben sich ein hellig gegen ein solches Verfahren ausgesprochen. Die Reichsfinanzbehörden haben nun unter Fest halten am starren System auch die/ Zahlung einer Iahrespauschalcntsckzädigung für die Einrichtung solcher städtischer Annahmestellen abcjelehnt. Am 1. Oktober haben fünf Finanzämter die Einhebung der Einkommensteuer und auch die Zwangsvollstreckung übernommen, trotz Einspruchs der Großstädte, des Sächsischen Gemeindetages, des Deutschen Städtetages und auch der sächsisct-en Ministerien des Innern und der Finanzen! Diese Maßnahme ist um so unser stünd lich er, als vom Aufkommen der Reichseinkommen- steuer jetzt neun Zehntel den Ländern und Gemeinden zufließen, also nahezu der gesamte Ertrag. Es ist ein Unding, die Einziehung der Steuer einer Stelle zu übertragen, die nur zu 10 Prozent am Ertrag inter essiert ist, eine Summe, die kaum zur Deckung des Aufwandes für den dazu erforderlichen Apparat ausreichen dürfte. Das gewichtige Gründe dafür sprechen, die Regelung des Besteuerungsrechtes auch weiterhin dem Reiche vorzubehaltcn ist bereit» oben ausgeführt. Die Maßnahme aber, daß die Ver anlagung und Erhebung einer Steuer dem praktisch allein am Ertrag interessierten Steuerempfängern entzogen wird, ist milde gesagt „ungewöhnlich" und entbehrt der inneren Berechtigung. Der Rat zu Dresden wendet sich jetzt in einer Mit teilung an die Presse, überschrieben: „Unver ständliche Maßnahmen des Reichs- k i n a n z m i n i st e r s", scharf gegen diese neue Be einträchtigung der Stadl. Darin heißt cs wörtlich: „Wenn das Reichssinauzmtnisterium behauptet, dass sich in anderen LiLdtrn die Uedrrnahme des Er- hebungädicnstea aus die Finanzämter reibungslos voll zogen und durchaus bewahr» habe, sa wird ihm über diejenigen Falle, wo dies nicht der Fall ist, nicht berich tr» worden fein ES wies auch hier — wie bel der Umsatzsteuer — und seiner,et» auch bet der wrunderwerbSsteuerverwalrung und wie auch jetzt neuerdings mit der Vinrichiung eige ner Bollftrettungsamier bei den Finanz ilmiern — das Prinzip der Zentralisteruno über spann» ohne Rücksicht darauf, das, Höchstleistungen aus allen (ftevteien doch nur bei entsprechender Dczrntra lisierung zu erreichen sind. Die Massnahme tft umso unverständlicher, als gerade bel der Einkommensteuer ml» der Möglichkeit einer grundsätzlichen Arnderung dahin zu rechnen tft, daft Lander und (ftrmrindcn nicht nur, wie bisher einen Teil der Steuer vom Reich zugewiesen bekommen, sondern auch die Steuer selbst veranlagen und erheben. Bor allen« nmft immer wie der auf die s ch w e r e S ch a d t g u n g d e r S t e u e r za hier selbst hingewiesen werden; denn mit aller Entschiedenheit wir» sich die Stad» dagegen wenden müssen, das, die Finanzämter, wenn sie nach »er Ueber »ahme der Einkommensteuereinhebung die (Seschäsir «ich« selbst besorgen können, nun sich um Hilfe wieder an »le Gemeinden wenden." Eine ähnliche Mitteilung hat das Ehemnitzer S t a d t st e u e r n m t an die dortige Presse gegeben. Wir können dem nur beipslichten. Es schweben zur Zeit Verhandlungen wegen einer Umgestaltung der Reichseiniommen-steuer und ihrer Verteilung, schon auf Grund der Forderungen des Dawes-Gutachtens. Rian spricht z. B. von der Wiedereinführung von Gemeindezuschlägen. Bei dieser Sachlage ist cs ein Unding, den gegenwärtigen Zustand zu ändern, so lange nicht Klarheit über die künftige Gestaltung der Einkommensteuer besteht. Die Stadt Leipzig wird durch die von ihr verlangte Abgabe der Ein- tommensteuererhebung an die Finanzämter gezwun- gen den jetzt für die Struereinhebunq vorhandenen Llpparat zu zerschlagen. Bei der Ueberyabe der Umsatzsteuerverwaltnng an das Reich sind seinerzeit wenigstens die städtischen Beamten mit übernommen worden. Die Stadt rrird jetzt über die Beamten und Räume anderweit verfügen müssen und wenn dann, vielleicht schon binnen kurzem, den Städten gewisse Verwaltungsgeschäste wieder übertragen werden, wird unter großen Schwierigkeiten der Apparat rekonstruiert werden müssen. Gret Palucca »ibi beu» abend 7^ Ut>r im Fesrsaate des Zentraltcheaters den angekündigtcn Tanzabend. Das Proaramm bringt im ersten Teile .Tanz und Aus druck". im zweiten Teile „Tanzriwthmen". Am Klavier: Herbert Tr.rntow: Schlagzeug: Inge Focrfter. Rundfunk-Programm Leipzig. Dienstag, den 7. Oktober. 11.55 Uhr: Wirtschaft»»»», > richten. Anschließend Konzert aus einem Tuo-Ppono... Rönisch der Firma Ludwig Hupfeld «.-(ft., Leipzig. 12.58 Uhr: Rauener Zeitzeichen, l Uhr: Börsen- und Pressebericht 4 Uhr: Amtliche Berliner Wirtschastsnach- richten und amtliche Devisen. 4.30-6 Uhr: Konzert der Hauskapcve, unterbrochen durch die „Beyerstundc" und den Vortrag von Frau v. Bomsdorsf-Leibing: „Herbst, soazicrgang". 6 Uor: Hamburger und amerikaniswe Wirtschastsnachrichten. 7.30—7.55 Uhr: Bortrag: Ernst Smigeliki: .Die Beters Bibliothek". 7.55—8.1(1 Uhr: Englischer Humor, Vorlesung ln englischer Lprache aus ParrstianS Lustiger 2vrachzeitschrist „Little Puck". L-ktoverhest Lprecherin: Min 2. (ftordon. 8.15 Ubr: Otto Ernst-Abend (zu seinem 62. Geburtstag). Einleitende Worte von Julius Witte. Mitwirkende: Pros. Ad. Winds, Karl Kehler und die Rundsunkhauskapcllc. Ouvertüre (RundsunktiauskapcUe). Gedichte (Pros. A. Winds). („Wintermärctien", .Blühendes Glück" .Ter Erbe", .Stiller Besuch".) Gedichte (Karl Kehler). (.Hart niickige Liebe", .Lütt Ian", .Ein Freudcntag".) Aus -Asmus Semper 2. Teil: „Bon rauschenden Büchen im Winter" (Pros. Ad. Winds). Aus „Asmus Sempcrs Jugendland: .Warum Asmus den Milchtops zersck, »o usw. (Karl Kehler-. Aus „Appeljcvnut" (Karl Kehlcri Balladen (Prof. Ad. Winds). i.Sltndslui", „Ai- RanderS".) Schluhüück (Rundsiinthauskapellc). An schuehend (etwa 0.30 Ubr- Pressebericht und Hackebeils Sportsunkdtensr. Berlin. Dienstag, den 7. Oktober. 4.30—6.30 Uhr: Unter- ballungsrnusik (Berliner Funk-Kapelle). 7.30 U»r: Vo rrag: Herr Pros. Dr. Wegner: .Wettervoraussage", aus besondere Veranlassung der Pädagog. Avr. des Zentra - instttuts für Erziehung und Unterricht. 8 Ubr: Mär kisch e r A b c n d. I. Vorrrag: Herr Pros. Tr. Lampe, Dir. d. Pädagog. Ab», des Zentralinsrittits sür Erzicvmig und Unterricht: .Mark und Märker". 8.30 Uvr: Ge sang. I n st r u m c n r a l m u s i k, Rezitation. Mitwirkende: Kammersänger Eornelis Bronsgecst. Pros. Emil Prill, Flöte, Kapellmeister Otto Urack Klavier. Alfred Braun, Lchillenheater, Karl Kämpf. Klavier. Günther Ramin bringt in seinem Orgelkonzert am 10. Oktober in der Tdomaskirche Werke von Reger, Land mann. Kaminski, Ramin, Liszt, Cssar Franck, ;. T. Erst aufführungen. Walter Gteseling gibt am 13. Oktober im Ratbaussaale «inen «inmuligcn Klavierabend. Kirchliche Nachrichten OrgrlvortrSgr in der Audrcaskiribr. Dienstag, den , Oktober, abends 8 Uhr, von Orgauisl Georg Winkler, unter Mitwirkung von Hanna Dncnwnld, Konzert sängerin, Gertraude Lt-thien. Konzertsängerin, Alben M. BeNschmnnn, Bratsche und Heinrich Mal; Violine. Werke lebender Leipziger Komponisten. 2. Krag Ediert, Alfred Valentin Hcutz, H Malz, Georg Winkler, Paul Klengel, Fran; Mever-Ambros. Eintritt srei. Gethsemane»rche Leipzig Lühnig. Mittwoch, den 8. Oktober, abends 8 Uhr: Gemeindcabeno mit Lickst- bildervortvag von Buchhändler Hagemann über „Evange lisches Leben in Spanien". Lutherkirche. Dienstag, abends 8 Uhr, hält Psr. Zierold Bibeistunde im Genieindcdaiise. Thema: Das Leben Jesu. Die heutige Abend-Motette in 2t. Johannis (Anfang 8 Uhr) unter Mitwirkung von Fr!. 2use Düring (2opr.) bringt „Kirckweid lieber" von Anion Bruckner, Franz 2cbuberi, Ferb. Hummel u. a. Der Einiriu ist frei. Geschäftliches Ledcrftühlr «uv Klubsessel w-rveu schon nach verhält- »ismähig kurzer Zeit u n a n s e b n l l ch , -wen» mau es an der richtigen Pflege der Lederen",Uge fehlen Iaht. Sie eisck>. neu abgewetzt, die Farbe »vstvindet. Sie werben aber wie nen und vleibcu schon, wenn das Leoer tenelmahig initErdal in Dosen nui Dem roten Frosch, weih oder farbig, gepflegt wiro. Die Pasta braucht nur hauchdünn ausgerragen, dann gebürstet und mit wei chem Tuet» nachpoliert zu werdcn. Das Lever behält seine Farbe, es bleibt weich und schön, Flecken verschwinden und es bekommt seinen ursprünglichen Glan;. Humor uuv Stimmung ist die Devise, unl.r der speziell in diesem Monat das bekannte N aumann - Bräu stellt. Die zielvewuhte, rührige Leitung dieses Unter- nedmens durch den Inhaber, Herrn Emil Albrecht, bietet alles auf, um d:u Gäste» einen Aufenthalt so äuge nehm wie möglic» zu machen. Tie zur Zeit und bis Moiigtsschlutz täglich stattsinDenden Oktober-Feste erhalten «ine besondere Note durch Ausschank des hochprozentigen Ebarakterbicres „Auiealor". dessen Süssigkeit allabendlich gepriesen wird. Das verstau»« Orchester unter persön licher Leitung von W. Hancke wetteifert mit Drehers Alpenspielen nin die Gunst des Publikums. Ein Stück Orig n a l - B a h e r n hat sich im Naumann-Brau auf getan Man kann sich am Watschcntanz, Schuhplattler une Geiaugseiittagen crsreueu. Zu rühmen hleidt noch die gute, preiswerte und stadtbekannte Küche. Auslns N a u in a n n B ran! Mose uns Heim Bon Ottl Die 1. Herbstmesse „Mode und Heim" im Ber lin e r S p o r t p a l a st ist amüsant, weil sie so «statt den Umschwung der Zeiten, die Verwandlung, kor sich der Begriff „Heim" durch die Mode gefallen lassen mußte, hinlegt. Schloß man sich früher gegen die Weit ad, so treibt man jetzt die Politik der offenen Türe. Herein alle Kiangorgien und Geräusch-Kas kaden der Theater, Säle und Straßen! In Zei tungen und Zeitschriften zusammengerafft, was man nicht unmittelbar vom rotierenden Leben auffangen kann! Und ebenso stark wie diese Aufsaugetendcnz ist der Drang: Heraus aus den vier Wänden! Wenn Grammophonmusik die Eintretensen in der Messt empfängt, so hat eine kundenhungrige „beste Motor- rndfirma" die Zusammenhänge, dir ihr dienen, er raten; sie plakatiert überall ihren „Heimartikel" uns stellt ihn ans. Die Technik hat das letzte Bollwerk der Tradition, das Heim, gestürmt. Sie zersetzt die Gestalt der häuslichen Frau und macht die eingetapseile, elementare Eva für andere Beschäftigung und andere Lebensführung frei. Für Sticken und Laubsägen, Buchbinden und Batiken hat sic keine Zeit mehr Im Berliner Sportpalast starren sich die verschiede, nen Systeme der Staubsauger „ohns Strom, ohne Motor, ohne Pumpe" konkurrenzwütig an; eine aus- gckiügelte Maschine passiert den Spinat für den modernen Säugling, schneidet Nudeln, wiegt Fleisch preßt den Saft aus dem Obst; selbst Rer-Weck- Apparate werden von einem pneumatischen Konsee- vierungsvrrsahren herausgefordert. In einem Pa villon bäckt man im „Kiichcn-Wunder" Kuchen aus offener Flamme — sür 3 Pfennige Gas —, in einem andcren ist jeder sein eigener Vernickler, und ein Fensterputzapparat reduziert die Arbeit auf garantiert drei Minuten und fünf Handgriffe. Aus jedem Stand gellen einem Superlative um die Augen u»d Ohren. Schreib- und Rechenmaschinen Haden Sie Stelle der Nähmaschine eingenommen, und zwischen wenigen Resten von Gardinen, Bronzen und Möbeln, die für keine Epoche bezeichnend sind und sich von umwälzenden Entwicklungen weiterschleppen lassen, stehen Wahrzeichen des Heute, einbruchssicher- Stahl- und Panzerlüren. Als letzten Triumph spielt die Meffeleitung das Ie-ka-si jeder kann filmen — aus, die Uebermomeniphotographic, mit der man sich auf ewig dem festlichen Mvmenr verbindet, die man entwickelt nach Hause »ragen kann — das Heim als Kino. Zu dem Kulturrotwälsch dieser Veranstaltung gehört es, daß inmitten von „Elfenbcingleitern" für Tisch- und Enihlbeine, dem unverlierbaren Schirm in der Tasche, der für mich acht Tage zu spät auf taucht, und einer aus uudefinierbaren Gründ.u importierten Schau Münchener Zweiten - Rangs- Malerei, eine der betanntcsten Modehausmaguatin- nen Berlins, ihre Schätze bloßstellt. Die Kollegen haben wohl, als sie den trüb-ungescheuerten Bretter belag der Halle, sahen, Lunte gerochen und sich zurückgezogen. Aber von dieser einzigen, der Er wähnung werten Estrade der Schals, Pelze, Kleider kann man mancherlei für die laufende Saison lernen. Der Glaubenssatz: Rock und Bluse zieht am Abend nur d»e Provinzlerin an, ist vor allem widerrufen. Die Kasak, die doch nur eine Meta, morphose der Bluse ist, in Silberbrokat mit Chin chilla zum weißen, in Goldlam<t zum schwarzen Crepc-de-chine-Röckchen, ist große Toilette. „Der Kuß" hiftter der Bambuswand. In der Galerie der Schönen Künste in Tokio befindet sich zurzeit eine Ausstellung, auf der auch Europa in mehreren Meisterwerken vertreten ist. In der euro päischen Abteilung befindet sich unter andern be- rühmten Schöpfungen auch Rodins herrliches Bildwerk „Der Kuß". Nun ist, wie man weiß, dieser dem Europäer so sympathische Akt in Japan nicht nur unbekannt, sondern er gilt sogar als höchst unanständig. So gerieten die Aussteller in große Verlegenheit und wußten nicht, ob sie der Stimme ihres künstlerischen Gewissens oder der ihrer Moral folgen sollten. Schließlich halfen sie sich aus der Klemme, indem sie die Rodinsche Gruppe, die -inize Zeit verboten war, mit einem Verschlag aus Bambus umaaben. Hinter diese undurchdringliche Wand dürfen nur einige wenige Anserwählte tre ten, von denen man annehmen darf, daß die Be sichtigung des „unsittlichen" Werkes ihrer Moral nicht schaden wird.
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