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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192410078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-07
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
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oia«»«r -er il, »md «anchcs d«r Wahlspruch »e« t» derbste >este Mann der , dar ehemalige «nd Reichs- der Fachleute" z, die Leitung ttcm übernom- artet hat nie »eralen Partei, und Lavierens, Zahre 1919 und zusammen mit die Ardeits- thrt die Dolks- rutschnationalen iten macht uns lkspartei wäre»! selten", »sozial- er Partei auch , wurde mund- ;ra«m -u Wil- t »itunterzeich- nicht viel mehr wähl wurde es wurde dos bis sie unter r wenig ruhm- ferich l<ark be reit wurde. ht viel Klarheit annehmen will, ne starte — an »illen — Partei, ihm denn anch ei mehrfach in ^geworfen wor- Auhörer immer > im Augenblick er. Alles war niemand wagte die Partei schon tresemann das r. Die Maretzki, und eine ganze e Arbeit eifrig ur trügerischer Partei lwch ge- trat. lgers Strese- m Eingeweihten Nur solche Mit- r in Vorschlag, olksgemeinschast genüberstanden, andidaten, nicht ker und Heinze Lr hat die ihm ie Große Koali- sten Stoß ünrch oßen Koalition Scholz von der Ungriff und die r Scholz wurde chnationalen. »alb der Partei oar tot, es lebe roße Sehnsucht, es kam die Ab- iigung, ein Teil ein bedenklich zswahlen brach- n heißersehnten daß man ein , die Deutsch- vonnen. igsfraktion der klare Richtlinie Krise über gestellt werden: ist immer noch ist ausschließlich cattivnsführung eift, dann muß in seinem Ein- uch von Herrn »roße Koalition ig zum Bürger- Deutsche Volks- ran ernstlich im tserhalten- ungspartei, die tenden Staats- Schwierigkeiten Nachbarpartei -er Regierung irkt, als Rc- Heu. N -0 deutschen Der delitsche lar, den der Filene vor t nunmehr zur er Preisträger ntlicht. Einst- 1. Preis von.' lufgestellt rvor- de» Weltfrie- lnb im übrigen t Ausbau des »erfahrens, -ur e zwischen den tionalen Wirt- öOV Dollar be- en gangen aus, Iler Kolo- rstellung wirt- ne ausgespro- kleine Preise Es waren im Iso fast genau » und England wurde. S«i1« 11 Auf -er M-r-ersuche «i» falscher Verdacht Am Moina« durcheilte du- «erücht die »ladt, »eil es der Pelt-et »elungen sei, de« «»«der der Hildegard Wechseldanni au« Vuiriftsch fest »unrhmeu. Leider geh, da» «erilch» de« r«t fachen »orau«. <es wurde ein Mann »erhaftrt, auf »en der den der rtaat-anwalischaft rrluffrne »ie« vriet paftle und gegen »en sich noch eine «ritze «»derer Verdachtsmomente ergaben. Da sich tedoch keiaerlei Beweis erbringen lieft, daft »er Arft genomnieue mit dem Ditter identisch sei, wurde er Montag nachmittag au» »er Haft ent lasse«. Wir ersatzrrn hierzu folgende titnzel tzeite«: Am Sonntag abeitd wurde der Leipziger Krimi- nalpolizei ein Mann zugefjihrt, der un Verdacht stand, den Mord an der Hildegard Wech'elbaum 'n Eutritzsch begangen zu haben. Der mutmaßliche Täter wurde in einer Ortschaft bei Kieritzsch sestgenommen, wo er als Hofsänger austrat. Der selbe Mann hatte sich tags zuvor in einer Gastwirt schaft in Leipzig aufgehalten und dort in einer Weise über die Mordsache gesprochen, die dem Wirt verdächtig erschien. Als der Gast das Lokal ver- ließ, schickte der Inhaber seinen Sohn hinterher. Dieser uendete sich an einen Sipobeamten, der die Personalien des Verdächtigten feststelltc. Die Fest nahme des Mannes bei Kieritzsch erfolgte auf Grund des von der Staatsanwalt erlassenen Steckbriefes hin. Trotzdem der Verhaftete sofort leugnete, mit der Mordtat und dem Ueberfall auf die Gastwirts- rhefrau am Plösner Weg etwas zu tun zu l)aben, ergaben sich Belastungsmomente, die seine Frei lassung verhinderten. Eine Gegenüberstellung mit der überfallenen Gnstwirtssrau erbrachte jedoch keine sichere Bestätigung, daß der Mann identisch mit dein Wegelagerer sei. Der mutmaßliche Täter wurde Moniag mittag im Gefangenautomobil nach der Morüstelle in Eutritzsch gebracht, um am Platze vernommen zu rverden. Die weitere Untersuchung ergab dann doch, daß der festgenommene „Hofsänger" nicht als Tater in Frage komme. Die Suche nach dem Mörder muß also fort gesetzt werden. Wir möchten unsere Leser er mahnen, jede verdächtig erscheinende Spur der Po lizei mitzntcilen, damit es bald gelingt, den unbe kannten Verbrecher unschädlich zu machen. Es »st natürlich möglich, daß der Töter nicht zu den Obdach- losen gehört, die sich in Eutritzsch aufzulmlten pfle gen, sondern in anderen K r e i s e n z u s u ch e n ist. Scho» aus diesem Grunde ist volle M i t- arbeik des Publikums dringend not wendig, damit der Wüstling unschädlich gemacht werden kann, ehe er seinen Trieben an anderen Orten nackfgehen kann. Sprung au» -em ,neuster Am Sonntag früh stürzte sich eine ältere Fran in einem Hanse der Albertinerstraße in L.-Lindenau vom vierten Stockwerk aus auf die Straße hinab. Die Frau war sofort tot. Der Selbstmord hätte leicht einen Unfall nach sich ziehen können- In dem Augenblick, als ein Briefträger auf seinem Bestell gange das Haus betreten wollte, fiel die Frau mit aller Wucht neben dem Beamten nieder. War nm die Frau Selbstmord verübte, ist nicht bekannt. r. Filmbrand. Am Sonntag nachmittag wurde die Feuerwehrhauptwache vom Lichtspielhaus „Skala" in der Windmühlenftraße alarmiert, wo ein Filmstreifen in Brand geraten war. Eine größere Gefahr für die Zuschauer ist nicht ent standen, da der Brand alsbald unterdrückt werden konnte. Deutschlands Fahrt nach Orplid Die deutsche überseeische Auswanderung in den Jahren 1922 und 1923 Das Statistisck-e Reichsamt hat in der Stati stik des Deutschen Reiches, Bernd 307, die Zahlen über die deutsche überseeische Auswanderung in den Jahren 1922 und 1923 veröffentlicht. Staunend liest man die gewaltigen Ziffern, die ein stummes und dock» beredtes Zeugnis für -ie uirtschaftliche Not Deutschlands liefern. Aus der folgenden Ilebersichk ergeben sich zunächst die Durchschniriszahlen der deut- scheu Auswanderung im Zeitraum von 1871 bis 1920 im Vergleich mit -en Jahren 1921 bis 102.'!. Jaüre: .Iadresdurchlchniit: ,Zavre: Iabrrsdnrwsamii! 1871/75 187V,»0 78 MN 1906 IN 26 6 > l 46 231 19ll 13 15882 1881/85 171 457 19>n 2» 23'7 1886 !»» 97 027 192 l 2.1451 1891/95 8951 1922 36 527 1896/1900 1901 1W5 25 462 29 308 1923 115 116 Die Gesamtzahl der deutschen Auswanderer in den 53 Jahren betrug drei Millionen, wovon allein 2,7 Millionen nach den Vereinigten Starrten von Anrerik übersiedelten. Aick 100 000 der Gesamt bevölkerung entfielen im Jahre 1923 187 Auswan derer gegenüber 00 im Jahre 1922, 38 im Jahre 1921 und 36 im letzten Vorkriegsjahrfünft. Leit 32 Jahren hatte Deutschland nicht so Hohe Aus- wandcrungszahlen zu verzeichnen, wie im Jahre 1923. Nicht Abenteuer- und Unternehmungslust u'e in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhun derts war die Veranlassung für diese Blassenans Wanderung, sondern die sich immer schwieriger ge staltende wirtschaftliche Lage Deutschland--. Deutschlands einst so blühende Industrie ist in ihrer Wettbewerbsfähigkeit mit dem Auslände so stark gehemmt, daß Betriebseinschränkungeu und -stillegungen und damit verbundene Arbeitslosigkeit die Folgen sind. Und darum entstammen auch von den gesamten deutschen Auswanderern 4 3 P r o - zent der Industrie einschließlich Baugewerbe, dann folgt die Land- und Forstwirtschaft mit 15 Prozent, das Handels- und V e r s iche - rngsgewerbc mit 13,9 Prozent. 14 Prozent entfallen auf die Berussgruppe für h ä us 1 i ch e Dienste. Hier ist besonders stark das weibliche Geschlecht beteiligt. Von der Gesamtzahl der weib lichen Auswanderer entfällt allein auf diese Gruppe über die Hälfte. Haupteinwanderungsgebiet sind die Bereinigten Staaten von Nordamerika. Hierhin wanderten aus Deutschland im Jahre 1923 allein 92 808 (also vier Fünftel der Gesamtheit), im Jahre 1922 24 605 Personen aus. 8920 wählten 1923 als nene Heimat Brasilien gegenüber 5261 im Jahre 1922. Au> andere Gebiete von Amerika ohne nähere Auaabcn entfielen 1923 II 781, 1922 5979 deutsche Aus wanderer. Die Zahlen der Auswanderer »ach Afrika, Asien und A u st r a l i e n sind sehr gering. Während noch im Jahre 1913 28,6 Prozent d-r deutschen Auswanderer fremde Aussahrthäsen be nutzten, war dies im Jahre 1923 nur noch bei einem Prozent der Fall. In der Hauptsache erfolgte d.e Auswandcrung über Hamburg, Bremen und Bremerhaven. Hamburg war Ausfahnhafen 1922 für 23 921, 1923 für 64 152 Personen Bremen und Bremer haven 1922 für 11964, 1923 für 49 660 Personen. Interessant ist die nachstehende Tabelle, dir ein Bild über das Herkunstsgebier der deutschen Aus- wandcr gibt. Herkunftsgebiel. Auswanderer: Am 100000 er inwodn ennalt. Auswandere 1913 1922 1923 1913 19" 1923 Vrcunen I 2 272 18 212 54 719 31 49 115 Bauern -'218 5 022 15 878 31 69 215 Launen 998 2 323 7 20'. 20 1-i 1 1^ Wnrilemberg 685 2411 12 706 91 4.'6 Baden 605 20N 7 1.1 >9 310 Dvttriiiaen 30!» 4!>>I 2251 19 32 612 Hessen Hamvurq 145 398 1 550 11 30 151 !»8!> 3 105 6 0'5 92 2!X» 570 Bremen .31»! 653 2 <9.6 115 204 832 Besonders ausfällig ist die starke An swan derun aus W ürtte m berg im Jahre 1923, die sich gegen das Jahr 1922 mehr als verfünffacht hat, so das; hier auf je 200 Einwohner rin Auswanderer kommt. Sehr stark sind ferner von der Auswanderung ln- 1 raffen: Bauern, Baden, Sachsen. Von den preußischen Provinzen haben das stärkste Anwachsen der Auswandercrzahlen Schleswig-Holstein, Hannover und Pommern nufzuweisen. Ganz außergewöhnlich hoch sind die für Hamburg und Bremen gemeldeten Ziffern. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, daß ein Teil dieser Auswanderer in beiden Städten nicht dauernd ortsansässig war, sondern sich nur für eine kurze Dauer vor der Ausreise dort aufgehallen hat. An der Auswanderung ist überwiegend das m ännlich e G eschl e ch l beteiligt. Neber deutsche Häfen wanderten 1923 65 734 männliche gegenüber 48 078 weiblichen Personen aus. Die im Jahre 1923 über deutscin' Häsen beförderten Personen verteilten sich auf folgendes Lebensalter: Lcben»alier inänn- Uw Vlo icni 06 ! weid- licl, Bro ;eni inner 1 7>avr .380 388 0.8 1 dis unter 11 Zavre 5 521 8.1 5 492 11.1 14 „ 17 „ I 986 3.0 2 232 1.6 17 ->j 11513 175 8 '»79 17.2 21 I I 30 I 26 977 41,0 17438 36,3 30 „ „ 50 17197 26.2 11 716 21.' über 50 2157 3„3 2533 Die Auswanderer »etzten sich 1923 aus rund 80 000 Ledigen und 11419 Familien nut durchschnittlich drei Personen zusammen. Für das Jahr 1924 ist zunächst ein starker Rückgang der Auswanderung zu verzeichnen, der darauf zurück,'«führen sein dürfte, daß die Deutsch land von den Vereiniaten Staaten zugestandene Ein- rvanderunasquote für das am 30. Juni abgelnufene Rechnungsjahr 1923/24 völlig erschöpft war. Im ersten Halbjahr 1924 betrug die Zahl der Aus wanderer 30 871. Aber ob alle Auswanderer in der Ferne ihr Orplid gefunden haben? Ma» muß wohl daran zweifeln. K«NN0«r Meißener Oomfahrt Am 5. Oktober sand eine Domfahrt nach Meißen statt. Der „Vvltskirchliche Laieiibnnd für Sachsen" hatte ans Leipzig, Dresden, Ehemnitz, Eythra, Colditz usw. etwa 5000 Evangelische in Mciß-n versammelt, die ihren Willen bekundeten, den altehrwürdigen Meißner Dom als evangelisches Heiligtum erhalten zn sehen. Alle Reden und Ver anstaltungen standen unter dem Zeichen evangelischen Geistes und des konfessionellen Friedens. Aus dem Marktplatz in Meißen hielt der evangelische Landes bischof I). Ihmels eins kurze, markige Ansprache. Der stimmungsvolle, festlich geschmückte Marktplatz vermochte die Zuhörer nicht zn fassen. Persönliches Ehristeiltu.n und Wille zur Kirche: in diese beid-ni Grundgedanken faßte >>- Ihmels zuversichtlich, würde- und kraftvoll den Sinn der Domfahrt des Laienbundes zusammen. Der Tag wird allen Teil nehmern unvergeßlich sein. Vor allem werden auch die zündenden Aborte des Bundesvorsitzenden Prof. Hickmann nachwirken, der in der überfüllten Frauenkirck>e sprach. Nicht Priester- oder Pastoren kirche, sondern Volkskirche will die Kirche Luthers lein. In dem „V o l k s k i r ch 1 i ch e n L a i e n b u n d" l>at sie für Sachsen eine Organi sation, die nicht übersehe» werde» ka»». -k. * Von der Sparkasse der Stadt Leipzig. Im September wurden abgeferiigt: 5055 Einzahlungen mit 1547 neuen Büchern mit 877 951,31 Reiiteiimarl, 1425 Rückzahlungen mit 97 erloschene» Bücher» mit 551362,63 Rentenmark. Der Bestand beträgt 8100 Konten mit l 873 1'27,35 Rentenmark. Umtausch de» Eijeudahnnotgelde» bi» 15. Oktober. Bekanntlich ist das auf Goldmark und Dollar lau tende wertbeständige Notgeld der Deutschen Reichs bahn mit dem Änsgadedatum vom 23. Oktober uuv 7. November 1923 aafgerufen und die Einlösungs frist ans den 15. Oktober d. I. festgesetzt worden. Da Anzeichen vorhanden sind, daß die seinerzeit er gangen.- amtliche Bekanntmachung nicht genügende Beachtung gefunden hat, sei nochmals daraus hin gewiesen, mit dein Bemerken, daß der Umtausch des Notgeldes bei allen E i s e n b a h n k a s s ' n erfolgt. Nach dem 15. Oktober eingehende Ennösungr- anträge werden grundsätzlich a b g e 1 e h n t. seitens . . . Dir „Französische Akademie" ist die höchste der gelehrten Körperschaften!, die Fcantrcich besitzt. Mehr als das: sie ist überhaupt die angesehenste, vor- nehmste, erlauchteste görperschast dieses Landes, und ihr anzugehürcil, die größte Ehre, die einem Fran zosen widerfahren tann. Nachdem Bonaparte schon Kaiser geworden tvar, wollte er auch noch zum Mit glied dir Akademie gewählt sein, und bis auf den lieutigen Tag steht kein Franzose so hoch, daß er sich nicht durch die Aufnahme unter die vierzig „Un- sterblichen" noch erhoben fühlte. Und doch hat die „Französische Akademie" keinen anderen Zweck als den, über die Reinheit der Muttersprache zu wachen. Was sie sonst zu tim hat, besonders die Verteilung von unzähligen Preisen, kommt lediglich davon her, daß sie fortwährend von Leuten, die ihr nicht angehören konnten, mit großen oder kleinen Erbschaften bedacht wird, — nur wetze» der Ehre, jährlich oder alle paar Jahre einmal bei irgendeiner Sitzung der Akademie genau»! zn werden. In Frankreich darf denn auch niemand, der nicht den Makel der Unkultur auf sich nehmen will, solche Sprachgreuel begehen, wie sie bei uns gang j und gäbe sind. Kürzlich erst wurde hier über die „letzten Endes".Seuche geklagt, die gegenwärtig un rcr uns umgeht- Nicht minder schlimm ist aber die „s e i t e n s"-Epidemie, die womöglich noch heftiger wütet. Einige Stichproben: „Ein sachverständiges Urteil über die Durch führung des Londoner Paktes seitens einer ame titanischen Bant", in solcher Votokndensprache läßt sich ein für Zeitungen arbeitender Herr vernehmen, in dessen Firma anch noch das Wort „literarisch" vorlomint! Auf -eulsch könnte es natürlich nur heißen: Ein sachverständiges Urteil einer ameri- kanischcn Bank über die Durchführung des Londoner Pakts." Aus einem kaufmännischen Rundschreiben: i „Andernfalls kann seitens (anstatt von!) der ! Schiffahrtslinie ein Aufschlag erhoben tverden", I „Die Ausreiseerlaubnis wird seitens (ansrait ' von!) des einheimischen Finanzamtes ansgeslellr" ! Und gar in einer der besten deutschen Zeitungen j lese ich dieser Tage: „Das Schreiben rief eine scharfe Entgegnung seitens des Gouverneurs (anstatt: Entgegnung des Gouverneurs!) hervor", und im gleichen Blau, ans der Feder eines sonst ansgczeich- ' neten Journalisten: „...eine ausführliche Theater ! kritik seitens des Theaterkritikers!" Man kann hernach nur fragen: Fehlt es uns an Ehrfurcht vor der Muttersprache, weil wir keine Deutsche Akademie haben, oder haben wir keine Deutsche Akademie, weil es uns nn Ehrfurcht vor der Muttersprache fehlt? -pur In fünf Jahren um die Welt. In unserer Reval- tivn stellten sich Montag zwei Weltreisende vor. ein Ehepaar aus Rio de Janeiro, das seit dem Jahre 1922 mit Fahrrädern unterwegs ist und bisher Afrika und Australien durchquert hat. Nach der Landung iu Gibraltar wurden Spanien, Francreich, Italien, die Schweiz, Luxemburg, Belgien, Holland und Deutschland besucht- Die Fahrt wird weiter durch Polen, dir Tschechoslowakei, lkigarn, Serbien, Rumänien, Rußland, die Türkei, Persien und Indien gehe» und 1927 in Rio de Janeiro enden. Interessant ist bei diesem Unternehmen, daß es nicht einer Aden» ! truerlust entsprang, sondern pädagogischen Zwecken dient. Die beiden Weltrrisenden sine» un Lehrberuf tätig und sollen ihre Eindrücke und Er lebnisse für Unterrichtszwecke niederschreiben. Dein- eutsprechend besuchen sie in den Städten, die sie be rühren, vor allem kulturellen Zwecken dienende In stilute wie Museen. Schulen, Kirchen. Seinen Unter halt verdient das Paar vorwiegend durch Postkarten verkauf. Bisher ist die Reise bis ans eine Erkran- tnng d-r Fran an Malaria ohne Zwischenfall von stallen gegangen. Nordamcrita hat die Einreise nicht gestattet, da der Mann ehemals mexikanischer Offizier »rar. * Lohnbewegung im Schneidergewerbe. Aus Fachkreisen rrird uns geschrieben, daß der Lohnrarir in der Maß-Schneiderei gekündigt worden ist und von der Gehilfenschaft höhere Löhne verlangt werden. Vorwort zum „Intermezzo" von De Mekseck 8te»uü ( osivriti, 1924 bz' 2Vckols.Ii für.cknei. Am 36. >7sti>i>er firivet die Nraussuhrung von IlichaVd Ltrantz' „I n 1 e r m e ;; o" in Dresden lall. Wir erhallen vom Berlage A d o I p li >zürstner - Berlin freundliche dlenelimiguna, ichon heute Vas interessante un-d humorvolle Vor wort zu dieser .Bürgerlichen tlontüdic" — eine insizanlge Aenheruna des ttomponisten zum Pro dtem seines eigenen Lchassenö — nnirrn Lesern be kannlzugeben. OS ist dem demnächst erseveincwden ttlavterguSzug des Werkes entnommen. Di« Re». l. Die klassische Oper kennt zwei Arten, den die Handlitng fortbewegrnden Dialog auszuführen: reine Prosa oder das sogenannte Seccorezitativ mit Ecmbolabegleitung. Nur Beethoven und Marschner verwende» an bedeutsamen Stellen sehr wirkungsvoll das stimmungsvolle Melodram. In Mozarts deutschen Opern ist die eigentliche Handlung fast ausschließlich in gesprochener Prosa dargeslellt, an die sich meistens als retardierendes Moment ohne Uebcrgang Gesangs- stücke in Liedform, in freieren Formen geiptltenc Ensembles, die zu längeren sinfonischen Gebilden ge- steigerten großen Finales und die mit einem Orchefterrezitativ (reeitutivn u<<omijas-uuto) als Auftakt rinsetzende Arie anschlicßen. Außer den Werken Gllrcks und Nicolais „Lustigen Weibern" enthält nur die Zauberflöte ein längeres, die Hand- lung wirkluy bedeutungsvoll fortbildcndes Rezitativ: die erhabene Szene -wischen Tamino uird dem Priester: zugleich ein Höhepunkt in Mozarts drama tischem Schaffen. In seinen italienischen Opern übernimmt Mozart von der Opera buffa das Secco- rezitvckiv, in Lost fan tutte mit dem erheblichen Fort schritt, daß in Momenten, wo der Dialog mit lyri- schen Zügen durchsetzt ist, das Orchester vorüber- gehend die Begleitung übernimmt. Diese kurzen Andeutungen dürsten jedem Fach mann in Erinnerung bringen, welche Sorgfalt unser« großen Meister dem Dialog al» Träger der Haupt handlung zuyewandt haben, wobei es ällerding» auf fällt, daß keiner unserer Klassiker der seinen Nuancen Ä» Kch a» d« Entwicklung von rrincr Prosa über Melodram, Leccorezitativ, Recitativo nccompagnata tnw zur breit ansströmcnden Gcsangs- melodie ergeben können. Vielleicht ist cs doch der eigentümliche, ganz aus dem realen Leben geschöpfte, von nüchternster All togsprosa durch mancherlei Dialogfarbenstalen bis zum gefühlvollen Gesang sich steigernde Stoff, der mich — nach vieler in meinen bisherigen Werken auf natürliche' Formung des Dialogs gerichteten Mühe — mit zwingender Notwendigkeit zu dem Stil führte, der im Intermezzo Gestalt gewonnen hat. Sinnvoller Deklamation und lebhaftem Tempo des Gespräches habe ich immer, mit von Werk zu Werk sich steigerndem Gelingen, die größte Aufmerksamkeit angedeihen lassen. Ist in meinem ersten ürnmatischen Werke Guntram die von Richard Wagner genau durchgrsiihrtc Scheidung der rein rezitierten und rein lyrischen Partien fast vollständig vernachlässigt, so wurde in Salome und Elektra der Dialog vor der Ü berflutung durch das sinfonische Orchester wesentlich befreit. Er ist jedoch leider noch immer genügend mit instrumentaler Polyphonie belastet, wenn nicht die sorgfältigste Ausarbeitung der allerdings peinlich genau bezeichneten Dyuomik -cun Orchester diejenige Durchsichtigkeit verleiht, die ich bei der Komposition vorausgesetzt und bei vollendeten Ausführungen anch erzielt gesehen habe. Da jedoch beim Theater nur selten mir solchen Idoalaufführungen zu rechnen ist, siih ich mich immer mehr gezwungen, den Ausgleich zwischen Länger und Orck)ester von vornherein so sicherzustellen, d»iz auch bei weniger vollkommener Ausführung vor allem die Handlung wrnigstens in ihren wesentlichsten Grundziigen sichtbar und g r m e i n v e r st ii n d 1 i ch, ' das Werk also nicht direkt entstellt oder mißverständ lich zur Darstellung gelangen werde. Zeugen dieser Bemühungen sind die Partituren der Fran ohne Schatten und der Ariadnr. In ersterer ist der Versuch gemacht, besonders in der Partie der Amme — unicr Begleitung eines großenteils solistischen, nur fein untermalenden Or chesters den Stil und das Tempo des alten Secco- rezitntiv» neu zu beleben, bisher iriver nicht mit dem Erfola, daß der gerade in diesen Szene» äußerst wichtige Dialog restlos zu absolutcrDrut- lichZeit gebracht wurdr. Sei es nun, da' infolge einer fehlerlmstc» Ber- anl^ung meinerseits selbst dieses so ganz dünne und durchsichtige Orchester sich immer noch zu polyphon gebärdet, zu unruhig figuriert ist und das gesprochene Wort auf der Bühue behindert, sei es, daß die maugclhaste Sprnchtechnit des Durchschnittes unserer Opernsänger, oder die bei uns Deutschen leider oft gaumige Toubildung und zu starte Tongebung auf unseren großen Bühnen daran Schuld tragen. Orchesterpolyphonir, und sei sie in den zartesten Farben, im schwächen Pianissimo, ist nun einmal der Tod des auf der Bühne gesprochenen Wortes, und der leidige Satan 1>at uns Deutschen den Kontrapunkt iu die Wiege gelegt, damit es uns aus der Opernbühne nicht allzu wohl ergehe. Selbst unserem größten dramatischen Meister sind „Idealrezitative", wenn ich mich so ansdrücken darf, nur iu Lvhengriu und R-eingold gelungen, während § keine ...«.ampfuug des Orchesters in deu großen polyphonen Sinfonien des ll. Tristan-, des III. Sieg- friedaktes dem Zuhörer den Genuß des Dichterwort.'s vermitteln kann. Wer m.ine späteren Opcrnpartitnren genau kennt, wird zugestehen müssen, daß bei deutlicher Textanssprache durch den Sänger, bei strengster Gc- nanigkeit in der Bcachluiaz der Orchestcrzei-Oen — bis ans wenige Stellen, in denen zugunsten einer notic endigen großen Steigerung der Sänger von dem zu äußerster Krastentwicklung anwachsenden Orchester überflutet werden darf — die T c x t w o r t e vom Zuhörer deutlich ausgefnßt werden müssen. Ich höre kein Lob wohlgefälliger, als wenn mir als Dirigenten meiner Elektra die Anerkennung ge spendet wird: „teilte abend habe ich mal jeoes Wort verstanden." Ist dies nicht der Fall, so tann mit Sicherheit der Schluß gezogen werden, daß der Orchesterpart nicht in der von mir genau vorgeichrir- benen Weise wlrdcrgegcben wurde. . Bei dieser Gelegenheit sei auf die czanz besonvere Art meiner O r ch e st e r d y n a m i k hingewirsen, die sich ojt nicht mehr dar auf beschränkt, die Stärlegrade pp, p, f, ff für das ganze Orchester anzusordern, sondern die gleichzeitig einzelnen Gruppen, ja sogar einzelnen Instrnmenten verschiedensten Zeichen vorschreidt, deren genaue Innehaltung — das Hauptynordernis für den richtigen Stil des Orchestcrvortrags meiner Partituren — allerdings «ine heilte noch etwas un- gewohnte Orck.st rd-'zi">ip vor»"-; - b-r v'' Grnndbedingnnq dafür ist, daß meine Partituren auch nirklich so erklingen, wie sie von mir gedacht sind. Besondere Aufmerksamkeit erfordert ein pein lich ausgeführtcs fp änd jedes expressiv, das einer einzelnen Stimme ein, wenn auch oft kaum merk liches Uebergewicht über die Ncbenstimmen zu ver leihen fordert. Feingliedrige Polyphonie kann nur so zu klarer Darstellung gelangen. Eiu>> vorln» - Stimme kann wichtige Nebeniäden zerstören. Ie polyphoner und ko.nplizierter eine Partitur ist, desto notlkendiger erscheint es, daß jeder Instrumentalist, unbekümmert darum, welch Stärkegrade seinen Nach barn im Orck)ester vorgcschrieben sind, genau die Zeichen spiele, die in seiner Stimme stehen. Es seien zur Erläuterung hier einige Monnm.'ntalans spräche Hans von Bülows eingejlvchien: „crescendo beißt pp, diminuendo - ff!!" .Die meisten Kapell meister können keine Partituren lesen." Einem be rühmten Tenor schrieb er ins Album: „Mein lieber Wachtel, ein Viertel ist kein Achtel." Auf einer Orchesterprobe in Meiningen ries er dem ersten Hör- nisten zu: „forte". Der Hornist blies stärker. Bülow tlopste ab und sagte sanft verweisend: „Ich habe Ihnen doch gesagt, forte." Der Hornist ' lies noch stärker. Bülow zum dritten Male abtlopsend, mir merklich erhobener Stimme: „Erstes Horn, forte!" Der Hornist antwortet verzweifelt: „Aber, Herr von Bülow, ich kann nicht mehr stärker blasen." Bülow, mit mephistophelischem Lächeln und äußerster Süßig keit im Ton: „Das ist cs ja gerade. Ich sage Ihnen die ganze Zeit sorlc und Sie blasen soruvährend forlissimo." Großes Hallo! Von diesi-m Tage war der Unterschied zwischen Fo und FFo sestgestelli. — Viele traurige Erlahrnngen mußten den Wunsch in mir immer dringender mackx», ans alle Fälle zn verhindern, daß ein Pnltviruiose mit die Blech instrumente begeistert anfeuernden Fäusten, im Ver- trauen auf die Unzerstörbarkeit einer Tristan- oder Mcistersingerpartitur, den Sänger zum bloßen Mundöffirer degradiere. Keine noch so glanzvoll dröhnende Darstellung des orchestralen Teils durch viele unserer 1>eute lei- der auch Opern dirigierenden Konzertkapellmeister kann die berechtigten Klagen über derlei Ohrcnschmäuse ans Kosten des Verständnisses der Handlung nnd des Dichtcrwortes verstummen mache». Diesem Bedürfnis verdankt die Partitur der Ariadne ihre Entstehung. Ohne daß da» Orchester hier zu einem bloßen Begleitungsinstriiment "ernr- teilt ist, müssen in jeder Aufführung bei aller Aus- druckskraft des „Kammerorckesiers" Ton und Wort des Sängers immer verständlich bleiben, sei der amtierend« Dirigent noch so her-l»»
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