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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192410078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19241007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19241007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-07
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
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»tztob« von Ncw j)ors chwächcrer erbcrichlc und ekle in Lonbun.) flau und '.rotz für Stardard- von Amertta BerrchtZwochc tetig fallenden immer noch in roten, und für cife akzeptterl wird, daß die groß wie im latürlich onzu- oischen wieder iig und stetig, den wechseln'- icndcnmz vor- saktor. E-an^ a den Bedarf :in Ueberschuß igcnd zu'scin, nicht durch die dürste in de» seit geraumer ch wieder aus- ren unterwor- inn im Verte Statistik ze:qt :s gesund i't. t herrsche ldcn er guten Pose- zu crwrrten, gen werden. rationstobtc. ster P?n- er der Vcr- tskohle um l. >>eß. G. ui. r Kaffeevrcisc duktionsländrr rtschc Aousnm auft nur den itz entwirtelte hei besonders den. währ"nd er notierte je ior bis Extra- erikaner 2.10 llt ab Lager t: Das ent sprechend ab- orte 'alg'nde m 0.72—0.77, Sm. -Theater Fernspr. 2-'KL. ern. Berlin. Oktober, loutmsrlr». besceden.» len unter Ver- Offendachschen Begebenhei««>i en Mels<e^»'Fl. «retlchnejde^t reklor 2. Klein, leitung: Srogrovl. D Blanvalet. te, lein, Lachter M. Lind l«oi» Mullkstud. K. Engelmann ilteder d. Theat. ffe» Parisienne: iseur C. Martell hieu E. Burlo and W. Schmidt «chon E. Or,h ^m Theater ,e» varisienn«: »erodier« E. Navarra iztenl W. Wermann mr E. Wo>f r Lakai L>. Eichler Mustkakademie, iu,pieler.Schau- n, Musikanten, Zett um >815. Ende 10»^ Uhr. von 10 Uhr ab eüffnet. INI«: !i«rnrus Illllo rio6«,!>v Itale- Sv. und s Akten tser. ritz Biehweg. Appeblom Ä. de Bruyn mnsson Psörin. Ad Braunstein ai». lahren: lein« Tochter M. Halicz Appebloin A. de Bruyn thr Sohn N. Schassganz Grove O. Berlow trom C.Paulus kakat G. Dankwart nenhö. N Bild). Ende S--4 Uhr. : Don morgens ßvaloi kloterstrull« 6,15,17.18 19 tkvr IVeilliod. >rl>1n»I Uevgge ogarneee. »zerl. lrtoder: »snü N»n, »e»ut- »»» r.« «h. Home >beNit. srk Hotz- 2i«k>er- ki. u «>- »rrv »dl 17, lS. kiiuel-iir.: L0 S-Uph. - roo liilllienl«, lli. V dk r^> ßPAKHK OK U» «azeigenpreis: UW RUM U M-U M M M U. 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HÄesckdr Mrittleitnii« Regierungsumbildung auf -em toten Punkt Vorbesprechungen des Reichskabinetts — Die Parteien beraten am Mittwoch — Nansen für veutschlaniw Eintritt in den Völkerbund - Fortsetzung der Londoner Anleiheverhandlungen Zur Entscheidung 6. Oktober. N I. Als sich Marx im November 1923 im Reichstage als Kanzler vorstellte, wurde ihm allgeil,ein nur eine kurze Amtsdauer voraus gesagt. Der stille Mann, der seine Antrittsrede wie eine langweilige Verordnung monoton voin Manuskript ablas, imponierte nicht. Man hatte sich an die schmetternden Ruhr- und Rlzein- fanfaren seines Amtsoorgängers Stresemann gewöhnt und hielt daher alles, was nicht die Trommelfelle in Gefahr des Platzens brachte, für schwächlich und undeutsch. Das war die „Aera des starken Mannes", die der „passiven Resistenz des ehrbaren Kaufmanns" gefolgt war. Für Marx erfand man keinen Namen, weil er selbst darauf verzichtete, sich in den Mittelpunkt der Strömungen zu rücken. Vorsichtig tastete sich der Kanzler vorwärts, und langsam wuchs er sich in sein Amt ein. Dann kamen die Fehlwahlen am 4. Mai, der neue Reichstag galt als totgeboren. Man täuschte sich wieder. Ruhig setzte Marx seine Politik fort, die, obwohl aus Kompromissen bestehend, nie mals die demokratische Linie verließ und auf der Londoner Konferenz Anschluß an die Weltpolitik fand. Welch großer Anteil an dieser spezifisch außenpolitischen Entwicklung auf Marx entfiel, geht allein aus der Tatsache hervor, daß der Kanzler selbst nach London delegiert wurde, weil nian das gebrechliche Werkzeug unserer neuen Außenpolitik nicht dem Reichsminister des Aeußecen, allein Stresemann, anvertrauen wollte — noch konnte. Die Londoner Konferenz bedeutet« für Deutschland einen doppelten Erfolg. Nach außen wurde uns der Weg, wenn auch unter schwersten Bedingungen, freigegeben; im Innern wurden die Kräfte gefesselt, die bisher ungehindert die Deutsche Republik zu sabotieren versucht hatten. Am 23. August kroch die Reaktion unter das Joch des „zweiten Versailles", nachdem sie auf den „Untergang in Ehren", der dem deutschen Volke gerade von dieser Seite als das Köstlichste auf Erden gepriesen wird, ohne Gewissensqualen verzichtet hatte. Die sogenannte Koalition der Mitte hat trotz hartnäckigen Widerstrebens einzelner Teile ihre Aufgabe gelöst. Der Dawes-Plan ist unter Dach, der Aufbau Deutschlands kann beginnen. Dazu reicht die gegenwärtige und äußerst schmalbrüstige „Mitte" nicht aus. Deshalb setzte denn auch fast organisch eine Umschichtung der Kräfte ein. In Deutschland pflegen sich seit alters her Umgruppierungen der Parteien hinter den Kulissen abzuspielen. Auch diesmal wird von dieser Regel nicht abgewichen. So werden denn seit nahezu einem Monat neue Regierungen „ge bildet". Stresemann spielt dabei selbstverständlich die erste Geige. Mit seiner Spritztour vom Urlaubsort nach Berlin fing« es an. Wie ein ge schäftiger Auktionator griff er die Dinge an. In rasender Folge wurden alle Möglichkeiten neuer Partei-Bedingungen angeboten. Nicht ohne Ge brauchsanweisung. Mit dem Bürgerblock be gann man, mit der „idealen Volksgemeinschaft" hört man auf. Reichstagsauflösung. Man spricht seit Monaten davon, in letzten Tagen häufiger. Sie zu fordern, stempelt zum Schreier. Viel richtiger dünkt es uns, die Oqscheien endlich einmal vor die Kulissen zu zitieren, damit man sieht, wie die Rollen verteilt find. Der deutsche Wähler will sehen, was ist, nachdem er es aufgegeben hat, aus diesem Theaterdonner der wahren und falschen Volksgemeinschaften, der Ultimaten und der Richtlinien etwas Uber das Verhalten der Parteien herauszuhören. Klarheit — und im Augenblick wäre der Spuk verflogen. Gin« Aufgabe für den Kanzler Marx. Im Lande besteht die Meinung, daß man so nicht weiterwursteln kann. Deshalb verlangt man auf jeden Fall eine schnell« Entscheidung. Oer Reichstagsauflösung entgegen Berlin, «. Oktober. sE i g. T e!.) Das Reichskabinett ist heute vormit tag zu einer weiteren Beratung über bi« Regierunasumbilvung auf ver Grundlage der Volksgemeinschaft zusam- mengetrcten. Vor allen Dingen wurden Richtlinien für die Führung der Slntzen- und Innenpolitik er örtert, die als Grundlage für die Zusam menfassung der Parteien dienen sollen. Die Reichsregierung hat erwogen, in, welcher Form die angebotenen Verhand lungen fortgesetzt und welche Folgerungen gezogen werden sollen, wenn der Gedanke der Volksgemeinsckast — wie, voraus zusehen ist — sich nicht verwirklichen !ätzt. Die Fraktionen treten am Mittwoch zu sammen, um ihre Politik in dieser Frage festzulegen. von erheblicher Bedeutung wird für den Gang drr Verhandlungen de« Beschluß der Demokraten sein. Sie werden dem! Gedanken der Volksgemeinschaft zuftimmen, für den Fall des Scheiterns aber eine einseitige Erweiterung der gegenwSrtige« Koalition »ach rechts a b l e h n e n. Die Sozialdemokraten werden wohl die Handlung ihrer Führer gut- heihen, da eine grundsStzliche Ablehnung nicht in Betracht kommt, und dann werde» die Deutschnat ionale «, die eS i» der Aussprache mit dem Reichskanzler ver mieden haben, sich irgendwie festzulegen, Farbe bekennen müssen. ES hat aller dings den Anschein, als ob sie dies gern vermeiden und auch die sozialdemokra tischen Voraussetzungen mit Gegen fragen beantworten wollen, n« »er Sozialdemokratie das endgülitg« »Nein" zuznschiebe«. Diese Taktik wird ihnen dadurch er schwert, datz sie sich in erster Reihe zn den Richtlinien des Reichskanzlers z« Lüstern haben werden, die die mastgebende Grundlage für die weitere» Verhandlun gen bilden sollen. Wie die demokratisch« Fraktion wird auch das Zentrum eine einseitige Erweiterung d«S Kabinetts »ach rechts ablehne«, nachdem flch die Sozial demokraten mit de« politische« Richt linien des Reichskanzlers einverstan den erklärt habe«. Bei den Parteien der Mitte setzt ftch immer mehr die Auf fassung durch, ei« Scheiter« dar Verhand lungen über die RegiernngSumbUdung im Sinne des Reichskanzlers müsse zur Auflösung des Reichstages und zu einem Appell an die Wöhler führe«. Loeb und die Sächsische Staatsbank chluß des Geschäfts sind lunaen hierüber und der Ab allein duri di« Sä« Don unserer Dresdener Redaktion p. Dresden v. Oktober. Die Nachrichteustelle der Staatskaiqlei teilt mit: „Unter der Ueberschrift „Der Fall Loeb, die Sächsische Staatsbank und die 4. Serie der sächsisci)en Braunkohlenanleihe" gehen fortgesetzt No- tizen durch die Presse, in denen im Zusammenhang mit dem Fall Loeb di« zwischen der Sächsischen und Thüringischen Staatsbank bestehende Interessen, gemeinschaft abfälligen Bemerkungen unter zogen, sowie die Ausgabe der 4. Serie der sächsischen Braunkohlenanleih« al» geheimnisvoll und unter Mitwirkung de» Präsidenten Loeb und seiner Hinter männer erfolgt bezeichnet und dabei dem Gedanken in mehr oder minder versteckter Form Ausdruck ge- geben wird, „daß es mit dieser Anleihe eine eigene Bewandtnis habe." Obwohl diese Verdächtigungen bereit» in einer amtlich beeinflußten Mitteilung zurückgewiesen find, kehren sie in einem Teil der Presse in teilweise anderer Form wieder. Dem gegenüber sei nochmals folgendes festgestellt: Der sächsische Staat hat insgcfamt vier Serien der sächsischen Braunkohlenanleche aus^egeben. Die ver einigte 1. bis 2. Serie, sowie die 3. Serie sind zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt rror- den und zwar die i. vis 2. Serie bereits im Februar IS23, di« 3. im Februar/März lft23. Di« 4 Serie ist im Ganzen im Juli 1923 an eine Stell« verkauft worden, nachdem bereit» bei Auflegung der dritten Anleihe da» Publikum wenig Interesse für di« Anleihe gezeigt hatte und der Ab satz auf Schwierigkeiten gesto fen war. Die Perhand- 'fchluß des Geschäfts sind durch da» Finanzmin sterium erfolgt. Weder ichsische noch die Thüringisch« Staatsbank und insbesondere auch nicht deren Präsidenten sind hieran beteiligt gewesen. Käuferin der Anleihe ist ein an- gesehene» Bankinstitut in Berlin, da» sich wieder holt mit der Unterbringung wertbeständiger Anleihen befaßt hat. Die in einzelnen Blättern gemachten Angaben, daß der Bankier Simon in Berlin bei den Verhandlungen eine erhebliche Rolle gespielt habe, ist vollständig äu» der Luft gegriffen. Der Bankier Simon ist an den Verhandlungen absolut unbeteiligt gewesen. Ebenso trifft e» nicht zu, daß der Käuferin der Anleihe erlaubt worden sei, di« Anleihestücke selbst zu drucken. Der Druck ist durch da» Finanzministerium veranlaßt, das für den Er satz dieser Kosten besondere Bedingungen gestellt hat. Im übrigen «seist jeder Kurszettel der Dresdener und der Berliner Börse die 4. Serie der sächsischen Braunkohlenanleihe auf. Wenn bisher wenige Stücke dieser Anleihe in den Verkehr gekommen sind, so liegt die» eben darin begründet, daß die Stücke in festen Händen find. . Das die Angaben über die Verbindung der Sächsischen und Thüringischen Staatsbank anlangt, ist es richtig, daß der Präsident der Thüringische, üben sie dies« Funk- Nachdem Präsident Staatsbank Mitglied de» Direktorium» der Sächsischen Staatsbank war und umgekehrt der Präsident der Sächsischen Staatsbank Mitglied de» Direktoriums der Thüringischen Bank. Di« Inter essengemeinschaft der beiden Staatsbanken hat sich bewährt. Die Selbständigkeit beider Institute ist dadurch nicht berührt worden. Unrichtig ist die in einem Blatte gebrachte Meldung, „daß man sich in sächsischen Landtagskreisen zunächst an der Höhe des Gehalte» für den sächsischen Bankdirektor gestoßen habe und sie in Verbindung mit der Inter- effengemeinschaft gebracht hat". Mit Gehaltsfragen hatte die Frage einer Interessengemeinschaft zwischen der Thüringischen und der Sächsischen Staatsbank nicht das geringste zu tun. Für jede» der beiden Institute setzte das zuständige Ministerium die Gehälter für die Mitglieder de» Direktorium, selbständig fest. Soweit die Präsidenten der beiden Staatsbanken Mitglieder des Direktorium»^ der anderen Bank sind, tion ehrenaprtlich aus. . Loeb au» dem D enst der Thüringischen Staats bank qeschiedtn ist, hat sich seine Funktion al» Mit- gked des Direktoriums der Sächsischen Staatsbank von selbst erledigt. Die Mitteilung eine» Bsotte«, daß sich die beiden Bankdirektoren dadurch tn die Hande gearbeitet hätten, daß sie in den gegenseitigen Regierungsblättern entsprechende Propaganda artikel veröffentlicht hätten, entbehrt schon des- wegen jeder tatsächlichen Grundlage, weil der Präsi dent der Sächsischen Staatsbank in seinem Beruf« derart in Anspruch genommen ist, daß ihm keine Zeit bleibt, Propagandaortikel zu schreiben. Die Sächsische Staatsbank hält strikt an dem Grundsatz fest, sich von feder Poll t 1 k fernzuhalten, da die Staatsbank jede» werbende, der Allgemeinheit dienende Unternahmen nicht nach politischen, sondern muh wirtschaftlichen Gesichtspunkten geleitet werden muß. Diesen Grundsatz hat auch der Beirat der Sächsischen Staatsbank und der au» ihm hervor gegangene engere Ausschuß streng und unentwegt verfolgt." Schacht ist wieder in London Berlin, S. Oktober (Lig. Tel.) Reich»bank- Präsident Dr. Schacht, der am Sonnabend für einen Tag nach Berlin -urückgekehrt war, um an der Generalversammlung der Reich»bank teilzunehmen, ist noch «n selben Tage mach London wieder abgeveist, um di« A n lei he, erh au d- langen zum Abschluß zu bringen. Auch Reichs- finanzmintstrr Dr. Luther wird berett» in den nächsten Togen sich wieder nach London begeben, um noch rm Verlauf« dieser Woche den endgültigen Anleiheoertrog zu unterzeichn»». In der Normandie M. Perri», Anfang Oktober. Von unsere« PariserKorrespondentea Die politische Meinung eine» Lande» wird in der Hauptstadt fabriziert. Ader unter dieser fabrizierten Oberfläche liegt etwas anderes, «hteres, das man — selbst in der Hauptstadt lebend — zu unterschätzen geneigt ist: die Meinung der Provinz. Langsamer als in der Hauptstadt gehen hier die Handlungen vor sich, was einmal eingewurzelt ist im Fühlen und DenkeMeläßt sich nicht mit einem Ruck herauereißen. InWlitrscher Hinsicht ist der Groß städter ein Opportunist — denn er hat im Grunde andere Sorgen als politische, zu denen ihm der barte Existenzkampf wenig Zett läßt. Und di«, denen er Zeit läßt, die Rentner usw. — sie zahlen nicht recht mit. Ein« Reife in die Provin» kann so zur Lntdek- kungrfahrt werden. Die Tradition der Vergangen- heit liegt nicht nur in den wunderbaren, alten go tischen Kirchen, sondern auch in denen, die sie füllen, die um sie herumwodnen. Zn Rouen, der reichen, blühenden Handelsstadt, von der Franz I. ernst zu Karl V. sagte: „Rouen ist die erste Stadt .Frank reichs, denn Paris «st nur eine Provinz" blüht der Konservatismus. Konservativ ist der Bürgermeister, konservativ die Deputierten de» Kreises, konservativ der Kreistag, konservativ das vielaciesene „Journal d« Rouen". Von der Macht der Kirche konnte man sich gerade in diesen Tagen, in denen eine geistig« Pilgerfahrt allabendlich die Gläubiger Rouens in der Kathedrale mit deu Lourde»-Waüsohrern ver- der Kathedrale mit deu Lourdes-Wäüsahrern einigte einen Begriff machen. Autzerovdentlich zufaürnd war mir daher die Verteauenstundgebung des in seiner Mehrheit kon- servativen Kreistages für die Politik Hrrriots. Ich besprach darüber den Chefredakteur einer Rouener Zeitung: Za, die sichere Position Herrcots ist unser--- wendbar, meinte mein Gewährsmann. Das will viel sagen in einem konservativ-klerikalen Milieu — gegenüber einer antcklerikalen Regierung. Man hat eben auch hier einaesehen, daß die Politik Poincarss mit ihren großen Heereslasten für ein Land undurch- fürbar ist, das der Krieg au» seinem fincn»iell sorg losen Rednerdasein herausgerissen, in Milliarden schulden verwickelt hat. während die Forderungen an einen fast zahlungsunfähigen Gegner — wenigstens für den Augenblick — al» illusorisch angesehen wei den. Man sagt nicht mehr: zumal die seit dem Kriegs sehr entwickelte Textilindustrie der Normandi' hofft, auch in Deutschland ein Absatzgebiet zu finden, Ma» wünscht ferner deutsche Maschinen zu impor tieren, «eiter zu importieren und man denkt weh mütig an di« gute und billige Kohle, die Deutschland «in Jahr vor dem Kriege liefern begonnen hatte. Der Normanne ist ein Praktikus. Er will Geld verdienen, zu müßigen Sentimentalitäten neigt er nicht. Der Krieg ilt vorbei — er ist dieser Provinz mit ihrem schönen kräftigen Menschenschlag, wo mau au» den endlosen Totentafeln der normanischen Friedhöfe in Stadt und Dors sehen kann — teuer genug zu stehen gekommen; es gilt den Krieg zu liquidieren. Das scheint mir die politische Meinung d»r Normandi« zu sein. Dir Provinz geht mit dem der verstehen wird, die Liquidativs durchzufiihrcn. Herriots Außenpolitik wird also restlos gebil ligt — der Stormaune hat einen vielgerichleteu und geschmähten praktischen Redefin». Man ist gegenüber den durch die Abrüstung gebotenen Vor teilen bereit, dem Ministerium Herriot kogar sein« antiklerikale Enn-.ernng zu verzeihen Ab?» aus den gleich a mate.ictlen Gründen könnte — '.ch sage nicht:: wird — e»ne Lciaqrduna ycrrwk^ durch srur« Finanzpolitik sich ergeben. Die Besitzlastrn werden sich ganz ungewöhnlich, steigern müßen, wenn man zu einem geregelten BuBdget gelangen will. Auch die normannischen Bauern Flattbert», Mauoassar/s, Kolas sind keineLegendenfiguren, sondern bereit, ihre» Besitz zu verteidigen, und ginge dabei ein Ministe rium zu Grunde. Im ganzen hat man hier den Eindruck Herriot und seine Aemter-Politik wird, wenn di« Personen, die sie durchführen, der Bevöl kerung auch nicht immer sympathisch sind, unter stützt. Dir Rormanda« hat nun an der Herriotschen Außenpolitik, lurmentlich an der deutschen, ein star- k«s regionales Interesse. Die Hauptindustrie der Normandi« ist textiler Art. Der Pfundtur» hat den Engländern den Import fast unmöglich gemacht, die normannischen Textilfabriken hätten fast «in französische» Monovol, wenn — Frankreich nicht den Kriqz und damit das Elsaß gewonnen hatte. Noch st ja das Elsaß nicht al» Konkurrenz im Innern ge- ahrltch-, dem» er hat durch den Versailler Vertrag ein Wöboucht nach Deutschland nicht verloren, bas chiießlich lieber bei den Elsässern al» den Polen einen hohen Bedarf deckt, aber wenn die Meist- »egiinsttgungsklausel nicht bestimmt durchgeführt wird, ist da» Elsaß im Innern der Konkurrent der Normandiei So wünscht man denn hier unbedingt da» Zustandekommen de« Vertrage» -wischen Franr- reich und Deutschland. Zrar» Llsy- George Wa-tlan-idaiin R. Pari», S. Oktober. Wie der „Matin" au» London erfährt, wird die Frau Lloyd George» al» liberal« Kandidatin austreten, «a tztr Thoma» M ersetz«, der sich »urücktzi»G» WiL.
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