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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192408315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240831
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-31
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
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Als sie vor fünfzig Jahren erschienen, hatte Brandes sich bereits al- Kenner des heimischen, dänischen Schrifttums be währt, gewaltig aufrütelnd di« versumpfte Philo soph:« und Dichtung in leidenschaftliche Bewegung verseht. Dann war er aus einer großen Bildungs reise durch Europa gezogen, überall den freiheitlich Gesinnten sich nähernd und bei ihnen die aller Be schränkung und Beschränktheit feindlich« Gesinnung stärkend, die ihm angeboren war. Nach der Rückkehr begann Brandes im Winter 1871 an der Kopenhagener Universität seine Vor lesungen über die Literatur de- neunzehnten Jahr hunderts. Sie erregten ein unerhörtes Auf sehen. Man stürmte fast das Lokal, man stand eine Stunde draußen in Regen und Schnee, um einen Platz zu erhalten, man sprach wochenlang von der Neuheit der verkündeten Ideen und von der Kühnheit de- Mannes, der so offen die Schäden der vergötterten dänischen Literatur zu enthüllen wagte. Sogleich erschien auch eine deutsch« llebersetzunq der ersten Reihe, versaßt von dem tüchtigen Heine- Biographen Adolf Strodtman«, der auch die folgen den vier Bände verdeutschte, während der sechste und letzte, in weitem Abstand folgend, von Rudow übertragen wurde. Gin Dutzend Auflagen bezeugten den Erfolg, der den jeder verwandten deutschen Lei- stunq übertraf. Inzwischen hatte Brande- von 1877—1883 In Berlin gewellt Am Schluffe diese- Exils unter nahm er eine eigene deutsche Bearbeitung seine- gro ßen Werke«; aber sie schloß sich so eng der Strödt- mannschen Fassung an, daß der Autor von der litera rischen SachverstLndigenkammer in Leipzig ge- nötigt wurde, di« erschienenen Bände vernichten zu lassen. So blieb di« Ausgab« unvollständig, und jetzt erst, nach vierzig Jahren, kommt «- zu «in«r eltchrSnik Non-sch der Reklame Der internationale «Mame-Aongreß, der kürz lich in London unter dem Schlagwort .Wahr heit in der Kellam«" tagt«, war di« grdtzte ver- lammtung der «eschästgleute, di« London 1« ge- sehen hat. Aus der Fülle der erfahrungsreichen, ledendlgen vottrüg« seien hier ein paar Sttttftichter und «»»schnitte gegeben. Lord Durnham, Besitzer des Londoner .Daily Telegraph', setzte sich mit der so weit verbreiteten irrigen Meinung auseinander, daß Reklame die Ware verteure. Dies sei einer der für die Entwicklung des Handels fchLdltch sten und hinderlichsten Trugschlüsse. Ohne Reklame können Fabrikant und Händler die Weltmärkte nicht erobern; ohne die Markenreklame des Fabrikanten wisse das Publikum kaum, was es kaufen soll, und ohne die Reklame de, Detaillisten wisse es nicht, wo es diese Ware billig erhalten könne. Mehr Reklame, mehr Umsatz, größere Produktton, billigere Herstellungskosten, niedrigere Preise; die, sei der Kreislauf. Ein Beispiel aus Amerika: Die Fabrikanten eine» sehr bekannten amerikanischen Frühstücks- gerichts, da» gebrauchsfertig in Kartonschachteln ver kauft wird, konnten dank der Reklame die Produktion dermaßen erhöhen, daß sie die Packung sukzessive auf da» doppelte Format bringen und den Preis um ein Drittel reduzieren konnten. Da» Publi kum erhält also heute da» doppelte Quantum um zwei Drittel des ursprünglichen Preises. Der Präsident der Associated Advertising Clubs of the World, Lou Holland, führte aus: Bor neun Jahren stand eine Grossistenfirma für pharma zeutisch« Spezialitäten vor dem Konkurs. Die Passiven überstiegen die Aktiven um 1400 000 Dollar. Der Derwaltungsrat hatte seine schwere Konkurs- anmeldungs-Sitzung. Da macht« der Präsident den erstaunlichen Vorschlag, 100 000 Dollar in Reklame anzulcgen; er wisse wie. Der Derwaltungsrat hielt ihm di« Geschäftslage mit Nachdruck unter die Augen; der Präsident entwickelte seinen Plan und bemerkte dazu sarkastisch, wenn man schon im Begriff stehe, 1400 000 Dollar zu verlieren, so könne man auch noch 100 000 Dollar mehr verlieren. Man folgte seinem Rat, die Reklame wurde nach seinen Plänen unter nommen, der Umsatz stellte sich ein, die Firma be- zahlte alle ihre Gläubiger und rentiert heute glän zend. — Der Redner war zu Ende, da stand hinten im Saal ein Zuhörer auf und riet: .Er spricht die Wahrheit; ich war jener Präsident und heiße Myers au» Cincinati." Ein anderer Redner betonte die bekannte Tatsache, daß ein Fabrikant, der für sein Produkt Marken- Reklame macht, es sich gar nicht leisten kann, minder wertige Ware zu liefern; denn wenn seine Marke den in der Reklame gemachten Versprechungen nicht gerecht wird, so ist sie schneller und grünlicher in Mißkredit gebracht als ein namenlose» Fabrikat. Seine eigene Reklame kehrt sich dann gegen ihn und er wird es unendlich schwer haben, dem verschrieenen .Marken'-Artikel wiedü zum Ansehen zu verhelfen. Wenn man daher sehe, daß eine große Reklame- kamvagne für einen neuen Artikel gemacht werde, so dürfe man ihn schon aus Dernunftgründen getrost und mit Vertrauen kaufen; überzeugt, daß der Fabrikant das Produkt und seine Derwendunas- Möglichkeit nach allen erdenklichen Seiten gründlich prüfte, bepgk v e» auf den Markt brachte und große Summen in dessen Einführungs-Reklame investierte. Nur bei anhaltendem Absatz rentieren sich die heute nötigen bedeutenden Reklameausgaben; minder wertige Produkte konnten sich selbst bei bester Reklame auf die Dauer nicht halten. Doch nicht nur über geschäftliche Reklame wurde gesprochen. Der frühere Ministerpräsident Stanley Baldwin erwähnte, wie die Reklame, oder Propa- ganda, oder Publizität, oder wie man es nennen wolle, während des Weltkriege» England große Dienste geleistet habe. Nie zuvor habe man sich in Zeiten von Not der Reklame bedient, um das Volk zum Sparen aufzufordern; die in diesem Sinne während de» Weltkrieges entwickelte Tätigkeit hatte Da» Elend der deutschen Einwanderer In Kon stantinopel. Aus Konstantinopel schreibt uns ein Freund unseres Blattes: Immer wieder kommen Leute ohne Barmittel aus Deutschland in Kon stantinopel an. Wochenlang suchen sie Stellung, aber alles ist vergebens. Da» türkische Gesetz schreibt unter Androhung der Konzessionsentziehung vor, einen großen Prozentsatz Muselmanen in den Betrieben anzustellen und an ihrer Stelle Christ en-Ent- lassungen vorzunehmen. Gelingt es einmal unter Tausenden einem, einen Posten zu erhalten, so ist er meist so schlecht bezahlt, daß er nicht einmal das Existenzminimum verdient. Auch gibt es in keinem Betriebe, sei es in europäischen oder einheimische», bestimmte Arbeitszeiten, meist muß für ein Hungergehalt über zehn und zwölf Stunden ge arbeitet werden. Es gibt Geschäfte, besonders Lebens- mittelgeschäfte, die erst um 2 Uyr nachts schließen. Gouvernanten, Schwestern und Kindergärtnerinnen geht es genau so. Sie sind gezwungen, sich über Ge- ' ober einen Riesenerfolg zu verzeichnen, denn die drastische Sprache und packenden Illustrationen der Reklame-Fachleute, gewohnt, durch die gtttungs- Inserate zu Hunderttausenden zu sprechen, habe ein- dringlicher al» jedes Regierungsdekret auf die Not wendigkeit der durch den Krieg bedingten Ein schränkungen hingewiesen. Sir Charles Htgham, der englische Reklame könig, der während de» Krieges die Propaganda zur Rekrutenwerbung leitete, erklärte, daß trotz dem Fortschritt, der durch Filmreklame und Radio ge- macht wurde, die moderne Zeitung und Zeitschrift das schnell st e, billigste und wirkungsvollst« Reklamemittel, um die meisten Leute in der kürzesten Zeit zu erreichen, sei und bleiben werde. Harry Dwight Smith, ein führender amerika nischer Reklame-Fachmann, svrach über Reklame- Untersuchungen durch die Reklamefirmen se ne» Landes. Gemeint ist die Untersuchung der Verhält nisse für den Absatz eines Artikels, für den Reklame gemacht werden soll. Sind günstige Vorbedingungen für dessen Ausnahme vorhanden? Welche Be- völkerungskreise werden ihn kaufen? In welcher Form kaufen sie ihn am liebsten? Was erwarten sie von ihm? Welche Reklamemittel soll man anwenden, um ihn anzupreisen, und welche Argumente zu seinen Gunsten ins Feld führen? Smith berichtete über die Arbeit der besonderen Abteilungen ameri. kanischer Reklamefirmen, die solche Reklamc-Unter- suchungen gegen Honorar durchführen, und erklärte, wie die Erfahrung gelehrt habe, daß es rentabler sei, eine bescheidene Summe für solchen „Service" aus- zulegen und dann ein Produkt auf sicherer Grund- lag« zu lancieren, als die großen Summen, die eine Reklamekampagne bedinge, aufs Ungewisse aus- zugeben. bühr, trotz wohltönender Engagements, von ein heimischen Hausfrauen ausnutzen zu lassen. Die Stellesuchenden sind, wenn st« nicht genug Geld be sitzen, um mindesten» zwei bi» drei Monate auf eigen« Kosten zu leben, dem sicheren Elend preisaegeben und geraten in jammervollsten Zustand. Oft begegnen nnem Deutsche und Ocsterreicher i» zerlumptester Kleidung, halb verhungert aus der Straß« und betteln, andere werden Mädchentrcider, Zuhälter, Verbrecher. Es kann nicht genug davor gewarnt werden, so auf gut Glück ohne feste Anstellung in die Türkei zu reisen, wie es ein« so große Zahl Deutscher — auch viel« Sachsen und Bewohner Mitteldeutschland» — dauernd tun. Sie befinden sich alle mit wenigen Ausnahmen in der bittersten Not und gehen elendiglich zugrunde. A. 8. Verkehrt« Sparmaßnahmen am Stadttheater Halle. Das Hallesche Stadttheater begann die neue Spielzeit mit einer ^Fa u st" - A u ffüh r u n g, in der sich der vom Magistrat durchgeführte Per- sonalabbau bemerkbar machte und in der bei verschieednen Bühnenbildern die Sparmaßnahmen deutlich in die Erscheinung traten. Der zweite Abend aber brachte die vollendete Katastrophe. Verdi« „Othello" ging in Szene. Nach dem ersten Akt aber schon mußte die Vorstellung abge- krochen werden, da der mn zahllosen Proben über lastete Fritz Berghoff seine Partie trotz Stimm- bandmassaae durch Fachärzte nicht zu Ende singen konnte. Da da» zweite Fach infolge Personal abbaues unbesetzt geblieben ist, war kein Ersatz zur Stelle. Lin Sänger des Magdeburger Stadt theater« konnte erst nach 8 Uhr abends in Halle ein treffen. Deshalb verzichtete man auf ihn. Lin an derer Ausweg wurde gesucht. Man wollte den „Faust" widerholen, aber es stellte sich heraus, daß man die Darsteller nicht zusammenbringen konnte. Schließlich schickte man da» Publikum nach Hause. Die Theaterbesucher gaben in nicht miß- Anverstehender Weise ihrer Empörung über den Magistrat und über seine ihm so hochgepriesenen Sparmaßnahmen Ausdruck. Schuljunge«, die Vermögen verdienen. „Je jünger ein Jockei ist, desto besser." Dies Wort eines der berühmtesten Jockeis, Steve Donoghue, erhält sein« Berechtigung durch die großen Erfolge, die in jüngster Zeit auf britischen Rennplätzen Reiter errungen haben, di« noch dem schulpflichtigen Alter angehoren. Von diesen Schuljungen, die schon Vermögen verdienen, plaudert Cavendish Hope in einem Londoner Blatt. „Wenige Leute wissen," schreibt er, „daß die meisten unserer führenden Jockeis noch nicht 20 Jahre sind oder höchstens 25 Jahre erreicht haben. Don den 12 erfolgreichsten Jockeis der letzten Saison waren nicht weniger als neun noch unter 20. Diese „klassischen" Reiter er ringen bereits Ruhm und Reichtümer, wenn ihre Altersgenossen sich noch auf der Schulbank ab- quülen. Ein Beispiel für diesen frühen Beginn der cLD Wmm IM« IM-M > I-eiprls. Sevsknuns von provlolonorroion Hentsnmaxk-Sparkonten VsrLfturuvx: 8°/, kilrs bei kügiiebsr Vsrküxunß, 12'/, » » » Iwollatixsr Lüo6Lxullxskr!»t oclsr uuk 1 blotutt kssi Lei LilllueoSoläsrL uuk 15 luge lurci länger kset: kübrua« von 1» ru ssünst. LsäLLLiwssn. Vurvh Vsrorämmg das SLebsisokon Wnistoriuras ä«r äustir rur ^.noubmo von dlkincksUrvIcksin iw k'alls äos S 1808 äss DürgsrUcbsn l-losotrbuok« srwLohtigtl gäbe", deren erste zwei Bände, den vier ersten der früheren entsprechend, schön gedruckt im Verlag von Erich Reih in Berlin soeben herausgekommen sind. Wie die Rückseite des Titels besagt, ist noch immer die Strodtmannsche Übertragung die Grund lage, als neuer Verdeutschet zeichnet Ernst Richard Eckert. Der Vergleich der alten und der neuen Fas sung ergibt, daß der Wortlaut im allgemeinen der gleiche geblieben ist; nur hier und da ist eine Stelle gekürzt, ein Zitat verdeutlicht, ein meist geringfügi ger Zusatz festzustellen. Ob daraufhin die Ankündi- gung einer Neubearbeitung berechtigt sei, ob ein neuer Uebersetzer sich eigener Tätigkeit rühmen dürfe, ob nicht heute die Leipziger Sachverständigen ebenso entscheiden würden wie ehemals, — alles das soll nicht erörtert werden. Denn die „Hauptströmungen" find schon zu einem historischen Denkmal geworden; sie künden von einem Denken, das überall auf dem festen Boden des Glaubens an den Sieg de- Liberalismus, an den nahe bevorstehenden!1 ober gang in ein Weltteich der Vernunft und der Demo kratie fußt. David Friedrich Strauß, Renan, Feuerbach leuch ten mit ihrem Skeptizismus, ihrem Vertrauen auf das eigene Denken vor, um, wie Brandes in der Vorrede sagt, den Siegesgang der Humanität durch di« Nationalitäten und die Klassen darzustellen. So wird hi«r die Literaturgeschichte zur Schilderung eines gewaltigen Kampfes. Auf der einen Seite die philosophische und religiöse Orthodoxie, der politische Absolutismus und di« Reaktion, das zähe Festhalten an veralteter Moral und Kunstanschauung, — auf der ander«» die mutig vorwärts schreitenden Geister, die alle „Vorurteile" ausrotten wollen und unter dem Banner der Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit die Gedanken der ersten französischen Revolution versechten. Als ihre Vorläufer treten zuerst Rousseau und Goethe mit seinem „Werther" auf, dann die franzö sischen Schriftsteller, die, von den neuen Ideen be rührt, ihnen in ihrer Heimat den Boden bereits», am wirksamsten Frau von Stael, die mutige Tochter Reckers, die mit dem Buche „lleber Deutschland" der französischen Romantik den Weg bereitet. Ehe Brandes sich ihr -»wendet, gibt er in den folgenden Teilen große geschlossene Bilder von der gänzlich verschiedenen deutschen Romantik, von der nach Napoleons Sturz einsetzenden Reaktion in Frankreich und von den großen englischen Dichtern des beginnenden Jahrhunderts, zusammengesaßt unter dem Namen der See-Schule, weil sie an den schönen Seen Nordengland- sich vereinten. Bis hier her reichen die vorliegenden beiden Bände. Uns ztcht ft» ihn« zvmal -ft Schilderung der deutschenRomantikan. Al- wir jung waren, lasen wir diesen Band mit Begeisterung. War doch die Darstellung erfüllt von der gleichen Gesinnung, die auch wir damals empfanden: Abneigung gegen die abstrakten Gedanken der, wie wir meinten, für immer überwundenen idealistischen Systeme Fichtes, Schellings und Hegels, gegen das unbestimmte Sehnen nach der blauen Blume, gegen das wirklich, keitsfremde Schwärmen für Waldeinsamkeit und Märchenwelten. Noch konnte uns die Berufung auf Julian Schmidt, Gottschall und Berthold Auerbach als Autoritäten nicht stören, noch empfanden wir nicht, wie sehr die Schilderung auf der Oberfläche der Erscheinungen blieb, wie stark Anekdotenhaftes sich vordrängte. Wir labten uns an der im besten Sinne geistreichen, von innerem Feuer durchglühten Darstellung und kontnen uns von dem Buche nicht losreißen, das von Persönlichkeiten und Zuständen die lebendigste Anschauung gab. Dieser Zauber nimmt uns jetzt noch gefangen. Aber was damals aus Grund der spärlichen, nur in Hayms großem Werke „Die romantische Schule" ver tieften Forschung als zutreffend gelten konnte, er scheint heute an zahllosen Stellen überholt. Mit keinem Zeitraum hat unsere Wissenschaft sich seitdem so eingehend befaßt wie mit diesem, und so ist von ihm ein ganz neues, richtigeres Bild gewonnen wor den. Brandes hat alles das mit gutem Rechte igno riert: Cr zittert kein einziges nach den siebziger Jahren erschienenes Buch. Cr spricht von der „be rüchtigten romantischen Ironie", schleudert gegen Schillers „Tell" die gleichen Vorwürfe des Spieß bürgertums und politischer Leisetreteret, wie «inst Ludwig Börne, sieht in dem junsen Friedrich Schlegel schon den gealterten Diener Metternichs. Und doch können solche Mängel kaum den Reiz des Buches beeinträchtigen. Au- ihm strahlen unverstaubt die Bildnisse der großen, anziehenden Menschen, die blitzenden Schwertschläge gegen Frömmler, Philister, politische und moralische Heuchler. Solche Meister stücke wie in diesem Band«, die große Karoline, die Gattin A. W. Schlegels und Schelling-, wie im zweiten Frau von Krüdener, Shelley und zumal da große Byron-Porträt, zeigen, was Brandes in der Schule Sainte Deuves und Hippolyte Taines ge lernt, was er aus Eigenem zu deren Darstellungs kunst hinzubrachte. Wie die äußere Erscheinung des großen Dänen durch seine Büste von Max Klingers Hand, durch Max Liebermanns meisterliches Bildnis für immer aufbewahrt worden ist, so werden di« „Haupt- strömungen" ihn der Nachwelt als einen dtt füh renden Europäer au- der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts darkftlft». Dft »mm. * -Rik« 6 Iockcilaufbahn ist Donoghues Sohn Pat. der erst im Oktober 14 Jahre wird. Lr ritt mit seinem Vater und gegen ihn in vrrfchiedenen berühmten Rennen und hat sogar schon gegen ihn gewonnen. Ein anderer Jockei, der häufig al» Neben buhler seines Vater» auftrttt, ist W. Mc Lachlan jun. Obwohl er erst 18 geworden ist, hat er bereits bei den größten Rennen Erfolge zu verzeichnen und ist auf der Liste der besten eng- lischen Jockei» bereit, an die sechst« Stelle gerückt. Die Internationale Studrntenkonförderatio« Die Frankfurter Zeitung meldet aus Stockholm: Die Leitung der Vereinigten schwedischen Studenten, verbände beschloß, auf dem bevorstehenden inter- ! nationalen Studentenkongreß in Warschau mit aller ! Entschiedenheit erneut zu verlangen, daß di« Inter nationale Studenten-Konföderation auch die stu dentischen Organisationen Deutsch, land» und Oesterreich» als Mitglieder auf- nehme. Zu diesem Zweck sollen die Vertreter der schwedischen Studenten in Fühlung mit den übrigen neutralen Ländern und England treten. Man i nimmt an, daß von den französischen Studenten i keine Schwierigkeiten mehr gemacht werden diirf- ten, rechnet aber noch mit einem Widerstand der Belgier, Polen und Südslaven. Anekdoten Jacques Offenbach fuhr «inst aus einem Dampser, auf dem sich außer ihm auch der Herzog von Nassau befand, ohne daß der Komponist es roußte. Am Ufer wurde das Schiff mit Vivat emp fangen und die Musik spielte einen Marsch au- einer Operette. Da trat Offenbach vor, grüßte uttd sagte gerührt: „Das ist doch schön, wie ich hier empfangen werde!" Im selben Augenblick wurde ihm zu- gerufen: „Machen Sie Platz, damit Seine Hohheit äussteigen kann!" * Rudolf Virchow in Berlin prüft« äußerst streng. Cr hatte die Angewohnheit, einen Examen kandidaten nach drei falschen Antworten durchfallen zu lassen. So prüfte er einen Russen, dessen mangelndes deutsches Sprachtalent nur noch von seiner wissen schaftlichen Unkenntnis übertroffen wurde. Als erste Frage legte Virchow dem Russen ein mikroskopisches Präparat vor und fragte: „Was ist das?" — „Das ist der Ljeber", erwiderte der Russe. Darauf Virchow: „Erstens heißt's Leber, -weitens heißt's d i e Leber, drittens ist es die Lunge, und viertens können Sie gehen!" ' S Philipp von Orleans versuchte sich oft und gern auf dem Gebiet der schönen Künste, wobei allerdings sestzustellen bleibt, daß dies mit mehr Eifer als Erfolg geschah. Sein« ganz besondere Neigung gatt der Dichtkunst, und er setzte seine Höf linge in nicht geringe Verlegenheit, wenn er sie um ein Urteil über seine Leistungen bat, weil sie wußten, daß auch die leiseste Kritik sichere Ungnade be deutete. Gelegentlich weilte der Herr von Ssvigny am Hose. Der Fürst zeigt« ihm bald seine letzten Verse und sagte: „Ein schlechtes Gedicht, SLvigny, doch ich lege Wert darauf, Ihre Meinung zu hören!" Mer dieser zog sich aus der Schlinge und sagte: „Sire, Sie wollten nur ein schlechtes Gedicht machen, und es ist Ihnen so vortrefflich ge lungen!" O Ein Reisender, der aus der Schweiz zurückkehrte und Voltaire besuchte, kam mit diesem auf di« Schweizer Literatur zu sprechen. Voltaire äußerte sich dabei mit viel Anerkennung über den Dichter Haller. Der Besucher bedauerte, daß Haller, dem er auch begegnet war, für Voltaire nur abfällige Kritik übriggehabt hätte. Da zuckte Voltaire hoch mütig die Schulter und sagte mit kühler Geste: „Ick, sehe, wir haben uns beide in unserem Urteile geirrt." (Wir entnehmen diese Anekdoten dem S. Heft der Zeitschrift „Die Große Welt", und zwar der Rubrik „Die WelteinNarren- haus". Verlag Leipziger Verlagsdruckerei, G. m. b. H., vorm. Fischer L Kürsten, Leipzig, Iohannisgasse 8.) , auch äußerlich würdige Ausgabe bedeutet einen Zu wachs jeder deutschen Bücherei, die das Kostbare, das innerlich Gesunde, das von starkem Persönlichkeits charakter Erfüllte aus dem Gesanttbereich des Schrifttums in sich vereinigen will. Leipziger Schauspiel undMufik 19241 rs Die Winterpläue. Das Städtische Schauspiel hat zur Erst- aufführung erworben: Shaw: „Die heilige Jo- Hanna"; Strindberg: „Die Folkungersaqe"; Hamsun: „Spiel des Lebens". Als erste Ur aufführung der Spielzeit wird Melchior Vischers „Teemeister" herauskommen. Es wir ken ferner im Spielplan erscheinen Werke von Sternheim, Unruh, Zuckmayer. Mit einigen ganz neuen Autoren wird zurzeit noch per- handelt. — An Unterhaltungsstücken werden zu- nächst gespielt werden: „Unsere kleine Frau" von Avery Hopwood, „Die tot« Tante" von Kurt Götz, Hamlet im Krähwinkel" von Impekoven und Mathern. Ueber die geplanten Nenimrenierungen klassischer Werke ist bereits berichtet worden. — Auch das Leipziger Schauspielhaus hat, rett wir erfahren, für den Winter ein reiches Programm in Vorbereitung: Zur Uraufführung wurden erworben: „Jakob und der Teuft!" von Hans Ioft RehNsch (im Manuskript), „Frau Dupertail" von Lrngerke, „Der alte Esel" von Ole Bang, „Komödie um Rosa" von Fved Antoine Angcrmeyer, „Loyalität" von Galsworthy (gleichzeitig mit Frankfurt), „Vincenz" von Hermann Kasack. Von wesentlichen Erstaufführungen seien genannt: „Der goldene Schnitt" von Ludwig Ber- ger, „Der Kaufmann von Venedig" in der neuen Uebertragung von Hans Ro t h e-Leipzig; und schließlich zwei interessante Ausgrabungen: „Die Sozialaristokraten" von Arno Holz und das Pup- penspiel von Dr. Faust." Dom Gewandhaus wird un» geschrieben: Im kommenden Winter werden wieder — wie 1922/23 — 20 Anrechtskonzerte und 2 Sonder- Chorkonzerte (die 1923/24 ausfielen) veranstaltet werden. Wilhelm Furtwängler tritt im D^ember eine Reift nach Amerika an und wird in folgedessen statt 16 Konzerten (wie in den Vorjahren) 14 Konzert« dirigieren. Eine Unter brechung der Gewandhaus-Konzerte tritt durch seine Beurlaubung nicht ein. In der Zeit seiner Abwesenheit fallen beide Sonder-Chorkonzerte (Donnerstag») und ein Chorkonzert im Anrecht unter Dr. Karl Straube. Die Gastdirigen ten sind: Brecher, Klemperep. Knap- pertsftut». Mult« »Md
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