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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192408095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-09
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
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»««». !«««,« . Folg« aeld): L Tag). i r AttLN von ! u. boarbcii«» ,n Adam. I. Lonrad. er Lllchner. bosmann. siin Remea »am-Borcher, gephori» ter 2. »lasia rrtea«' er A. Waller Rothkappcl lav« Kaiser »tgar Hering N.Basadercn, r Tanz, ein- auegestihrt ILnzerinuen. Dobra, d r. AN. nach L'n Uhr. »: 1Z7. Anr.» rheingold. »ten. ,for 8-rnr. nrr 2>eiv lAnr.-Dorst. BUHne. kttotg des lter D. ElU». > 2ul. HorN. ert Hübner, land K.Huih SrottM Ovo LullneTaiiie l. Schtppang Hastings Hausw rtm l. Schönsied« lensimadchcit ers A. Hentschel »kt. nach l» Uhr. Außer An ¬ aler « le Theaters er« Pirl. v. s Aachwtß. ick» Müller n in einem auf: Nacht szilgen von kar Kanehl. > Müller « Kinne Leibnitz Reimer« r Weinhold ihr wollt M. ges. lv Uhr. Sesamigast- - Theaters lanieRach«. e Nernru« I riEt« l rnhatn vl»1. INZ Arnold vildenhain. uttermliiel- wildenhain Iga Beckow nia Fris, eltka Hauff itgelehrter, i Weißbach m Straube a Carsten« de Bruyn »er, irt Paulus ,e Riecher« ;rmann Wiemann thur Löw« Akt. ch lv-^NHr. »gteNacht. Mer e a«f«e- r. averns. isteiil ind >m Ptrh- ug. 192t. !« GiUS- ehbach, id« sksl- »chatt en. neinde Nreitag Grdciik- gr«age« »rmtttag e'baw: Sonntag ii 1 Uhr. »e«. «ratze 6. ndgcbet Ordnung indschcine l. 94 441. L. L9195. S». 37775, N,444<>', 1-7.8.24.' 1 gcwcse- tttrwcn- >t gezahlt 6./S. 24. imachung na des lächii bis lt^gcseht. cinttl-Xr.: 20 S,Iili>sz. -- Aw U!IIl»r<I«i> U. Anzelgenprei,: iwetundzwanztg Soldvienntge, gamtlienanzeiarn von Privaten mm.Zeile sechs Sloldpsennige. «elegenhettAan,eigen. Ttellenaesuche ReName,eilen u. Nabaile usw nach Tarts. Für komb. «uflr. mit R. S H. Sonderdedtngungen. Platz» und Datenvorfchrtften unverdindltch. «LrlüllungSort Letvrig PoMcdeck-Nonto Leipzig 3004. La» Leipziger Taaeblatt enttzttt di« anetliche« Pekanntinachnnaen da» Polizetvrilsidin««» Leipzig aU»»ch^ »lldme»-- Durch die Pol« mDe>"'cv- VeZchgvprPrS Mn der -Kurier - land monatlich r.so« n Beitellgtd. extr. »u«land K Gm. etnschl.Porto. Erscheint lägt, i »r . Höh. Gewalt schltetzt Srsüllung au» Gchrtstl. GeschLitss«., Drua-. - i Sripstg. Nodannt-aafle 8 tTernspr.Or»»gesvr. Sammel»Rr.: 70841 y«rngespr. 1708S-l70S2): ebenda u. in allen Filialen Anzeigen- und Abonnemem-Annahme auch nimmt sede» Postamt Bestellungen an. verantwortlich lür den Tert: Ehelrcdakteur L. «oldttei», Leipzig. I^r. 204 «erantworttich slir Inserate: V»«atd «Aller. Letpzia.Zraunvo». 8ooasdei«I. Üeo S LuSUvt 1924 Dmk«.Verlag: Leipztgerverlagödruckrret G m b.H.vorm.FischerLllürsten. ' Berliner Gchriltleiiung Kochstr. 21 (Fernspr.Dünbosf 3600—SSWs Dresdner Tchriktlettung Loschwitz. SchlllerNr. Sb «Fernspr S47SS) Hallelche Tchristlcitung Marttnstratze 17 (Fernsprecher 8S88> IIS. I«drg. Neue Zwischenfälle im Gtaaisgerichtshof Seite 3 Geschicktes Auftreten der Deutschen Oie Franzosen sekundieren -en deutschen Vertretern Staat und Lan-wirtschaft Bon Reichsminister a. D. Ur.-Inz SoUtvIn. Berlin, 8. August. Die Landwirtschaft Deutschlands macht zweifel los eine schwere Krise durch. Man hat ihr Steuer- last en von 40—50 Prozent und mehr ihres nor malen Verdienstes aufgelegt; hat die Frachten für ihre Betriebsmaterialien wie für ihre Erzeugnisse ungebührlich erhöht, damit ihre Erzeugungskosten gesteigert und ihren Anteil an dem Preis, den der Verbraucher bezahlen muß, herabgemindert. Man hat sie ourch Zwangs maßnahmen in der zweckmäßigen Verwer tung ihrer Produkte gehindert. Früher sind wir das größte Zucker ausfuhrland der Welt gewesen Die Zwangswirtschaft in Zucker brachte es aber dahin, daß bei uns der Rübenbau als unlohnend derart eingeschränkt wurde, daß wir unseren eigenen Be darf nicht mehr deckten, sondern auf starke Ein fuhren angewiesen waren. Als sich der Rübenbau wieder hob, weil man die Freigabe der Zuckerwirt schaft in Aussicht stellte, hatten wir beträchtliche Mengen Zucker für die Ausfuhr übrig. Aber man gab sie nicht ganz frei, sondern immer nur einzelne Kontingente. Darüber sank der deutsche Zucker- preiS tief unter den Weltmarktpreis. Und gerade als dieser noch hoch stand, wurde keine Aus fuhrerlaubnis gegeben, sondern erst als er gründlich gefallen war und im Ausland keine Nach frage nach Zucker herrschte. Da Landwirtschaft und Zuckerindustrie aber dringend Betriebskapital brauchten und Steuern zahlen mußten, waren sie gezwungen, zu den schlechten Preisen zu verkaufen, bei denen sie für ihr Erzeugnis knapp zwei Drittel dessen erlösten, was sie vorher hätten bekommen können. Vielfach mußten sie inzwischen Kredit zu ungeheuren Zinsen ausnehmen. Bei der planlosen Handhabung der Kontingentserteilung wurde schließlich sogar mehr zur Ausfuhr freiqegeben, als verfügbar war. Kontingentsscheine für Äusfuhr von Zucker der letzten Ernte werden heute wie sauer Bier au »geboten. Niemand nimmt sie, weil in- Mischen die Inlandspreis« HSHer als die des Aus lords geworden find. Ader trotz alles Fiasko« denkt die Bürokratie des Reichssinanzministeriums nicht daran, aus die Zwangswirtschaft zu verzichten. <qchon.gibt es Kontingentscheine für Zucker der kom menden Kampagne. Die'Vormundschaft wird fort gesetzt, obgleich der Vormund den Richtbefähigungs nachweis erbracht hat. Wir hatten eine überaus reiche Haferernte, und da unsere Landwirtschaft vielfach dazu über gegangen ist, an ihre Arbeitspferde Kartoffelflocken statt Hafer zu verfüttern, hätte sie beträchtliche Mengen Hafer ausfahren können. Aber die Aus fuhr war verboten. Im Inland war die Nachfrage gering, der Preis daher gedrückt. Dle Landwirt« konnten die Konjunktur im Ausland nicht ausnutzen, konnten sich durch Haferausfuhr kein Betriebskapital verschaffen. Erst im Frühjahr wurde ein Kontingent zur Äusfuhr sreigegeben. In Roggen und Weizen hatten wir 1923 eine Rekordernte gehabt, aber sie war vielfach feucht eingebracht. Um ein brauchbares Mehl zu erzielen, war die Zumischung trocken geernteten, hätten, kleberreichen Korns oder die Mischung unseres Mehls mit Auslandsmebl notwendig. Die Einfuhr war daher — wie stets nach feucht ein gebrachter Ernte — relativ groß. Wer die Äussuhr war verboten. Die Reichsgetreide st eile hatte ihre Riesenankäufe von Getreide und Mehl vielfach nicht sachgemäß gelagert und stieß sie, als die gefährlichen Frühjahrsmonate kamen, schnell ab, um sie nicht verderben zu lasten. Den Mühlen und dem Handel fehlte es an Geld, um ihre großen Bestände aufzunehmen, was stark aus die Prette drückte; um so mehr, als der Terminhandel, ja selbst das handelsrechtliche Lieferungsgeschäft nicht erlaubt war. Trotz der den Bedarf weit übersteigenden In landsvorräte blieb die Ausfuhr verboten. 1913 hatten wir in Roggen einen Ausfuhrüber schuß von 582 000 Tonnen gehabt, aber auch eine Weizenausfuhr von 538 000 Tonnen und eine Ausfuhr von 195 000 Tonnen Weizenmehl und 225000 Tonnen Rogggenmehl bei einer Gesamt- mehleinfubr von 18 868 Tonnen. Die Ausfuhr verbot« ließen diesen ganzen gewaltigen Handels verkehr nicht wieder hochkommen, obgleich dieser ein dringendes Bedürfnis war. Inlandsgetreide wie Mehl waren daher lange Zeit fast unverkäuflich, worüber die Preisspanne zwischen Inlands- und Auslandsgetretde immer größer werden mußte. Der Landwirt mußte sein Getreide verschleudern. Erst im April gab man ein Kontingent zur Ausfuhr frei, was sofort ein Anziehen der Preise bewirkte. Natürlich läßt sich nachzehnjähriger Unter bindung ein solches Geschäft nicht rasch in den alten Gang dringen. Am wenigsten dann, wenn die Ausfuhr picht völlig freiqegeben ist, sondern jeweilig nur ein bestimmtes Kontingent und wenn Handel und Mühlen nickt Sicherheit Haden, daß nach besten Ausnützung die Ausfuhr nicht wieder gesperrt wird. Nachdem «um so die Landwirtschaft in ein« recht schwierig« Lage gebracht hat, will man ihr durch den Zöllschuh wieder aushelfen. Ein über aus gefährliches Beginnen. Gefährlich für unsere aus stärkste Ausfuhr angewiesene Industrie, der die Produktionskosten damit verteuert werden, während di« Ausgabe ist, diese stark herabzudxücken! . Gefähr lich, stlr di« Finanzen von Reick, Ländern und Ge meinden, deren Gekalts-, Lohn- und Matettalaus- gaben durch die Lebensmittelverteuerung wachsen, während die Zolleinnahmen lediglich den Repara- tionsgläubigern zugute kommen! Gefährlich aber auch für die Landwirtschaft selbst! Wenn sie sich einmal auf die dauernd künstlich hochgehaltenen Ge treidepreise eingestellt hat, so kann eine plötzliche Beseitigung des Zollschutzes, etwa durch Neuwahlen oder eine Volksabstimmung, verhängnisvolle Folgen haben. Daß die neuerdings stark gestiegenen Getreide preise die Wiedereinführung von Getreidezöllen — noch dazu der autonomen des Bülowtarifs — zur zeit nicht möglich erscheinen lasten, haben auch der wirtschaftliche und der Finanzausschuß des Reichs wirtschastsrats eingesehen. Sie haben deshalb be antragt, den Zeitpunkt ihres Inkrast sehens der Reichsregierung überlasten zu sollen. Diese- soll dabei die wirtschaftlichen und die Preis- Verhältnisse in Erwägung ziehen. Das ist ein gefährlicher Verlegenheitsbeschluß. Getreideexport häuser des Auslandes können in Erwartung einer solchen Zolleinführunq gewaltige Posten ausländischen Getreides und Mehls nach Deutschland legen, an denen sie den Zoll bei seiner Einführung verdienen würden. Diese großen Läger würden natürlich durch ihr bloßes Vorhandensein preisdrückend wir ken. Bei der enormen Geldfülle und den lächerlich niedrigen Zinssätzen in den Vereinigten Staaten würde die Finanzierung eines solchen Riesen geschäftes aus keine Schwierigkeiten stoßen. Und Mitläufer aus anderen Staaten würden sich an schließen. Mit der Vollmacht an die Regie rung, zu der ihr gelegen erscheinenden Zeit die Zölle einzuführen, würde ein überaus gefährliches Moment der Unsicherheit und der Speku lation in bas ganze Getreidegeschäft getragen werden. Um eine übermäßige Verteuerung des wichtigsten Lebensmittels zu verhüten, hat man den Vorschlag gemacht, die Regierung — eventuell gemeinsam mtt «irrem Äusschuß des Reichstags — zu ermächtigen, die Zölle zeitweise zu ermäßigen oder sogar ganz zu suspendieren. Damit käme aber ein noch wett größeres Moment der Unsicher heit, ja geradezu amtlicher Willkür in die Preis bewegung, das geschäftlich gar nicht zu tragen wäre. Dabei würd« die Mitwirkung des Reichstag«- od«r SachverständigenausschusteS noch schlimmer wirken, als die autonome Befugnis der Regierung. Seme bloße Einberufung würde die schwersten Erfchütte- rungen des Marktes-Nach sich ziehen. Die Ersah- rangen, die man in änderen Larnern mit der glei tenden Zollskala (slickmS scal«) gewacht hat, warnen dringend, solche Experimente in irgendeiner Form zu wiederholen. Die augenblickliche deutsch« AgrarkrisiS ist keine die Landwirtschaft besonders treffende. Sie ist ein Ausfluß der allgemeinen deut schen Wirtschaftskrise und hat die gleichen Ursachen wie diese. Sie ist daher nicht allein und nicht auf Kosten der anderen Wirtschaftszweige zu hei len. Ihre wichtigsten Bttriebsmaterialien: Kali dünger, ist auf 90 Prozent, Stickstoffdünger auf 77 Prozent des Vorkriegspreises herabgesetzt, und nur Phosphordünger steht um 17 Prozent höher als damals. Die Kohlenpreise haben eine 20prozen- tige Ermäßigung erfahren. Nach Beseitigung der Micumverträge ist ihre weitere Senkung zu er warten. Mehr als für jeden anderen ErwerbS- zweig ist stlr die Landwirtschaft bereit- geschehen in der Erleichterung des Kredits. Wettere groß zügige Maßnahmen (Rentenbank) find in Aussicht genommen, so daß in absehbarer Zeit mit einer ganz wesentlichen Verbilligung de« land wirtschaftlichen Im Mobiliar- wie Mo biliarkredits zu rechnen ist. Wesentlich« Hilfe muß auf steuerlichem Gebiet — aber freilich nicht bloß für die Landwittsckaft — gebracht werden. Nicht minder durch Herabsetzung der Güterfrach ten. Das eine wie das andere wird fich ermög lichen lasten, sobald wir wieder wirtschaftlich wie verwaltungsmäßig Herren im besetzten Gebiet find. Schließlich wird es Ausgabe der Landwirtschaft sein, fick im Weg« der Selbsthilfe einen größeren Anteil am Konsumentenpreis ihrer Er zeugnisse zu sichern. Völkische tlnverfchämthett Eine verhindert« Ariedevskvndgebnvg Ess««, 8. August. (E i g. Te l.) Gestern abend sollte in Sagen i. W ein« Versammlung der .Deutschen Fttedvnsqesellschaft" stottftnden, in der der Generalsekretär der französischen Liga für Menschenrecht«, Germet, sprechen sollte. Im letzten Augenblick wurde di« Abhaltung der Der- sammlung durch nationalistisch, Ueberariff« ver hindert. Die vaterländischen Verband« in Sagen erklärten dem Oberbürgermeister, fall» die Ver sammlung stattfände, würden fi« »mit 10000 Mann anrücken und alle»kurzundklein schlagen*. Darauf nahm der Oberbürgermeister di« erteilt« Erlaubnis zur Abhaltung der Versamm lung in der Stadlballe zurück. Sämtliche Saal- befitzer Hag«ns weigerten fich, ihr« Raum« zur Ver fügung zu stellen, da fi« die Eingriffe der Völkischen befürchteten und di« Polizei sich außer- stand« erklärte, die Versammlung zu schützen. London, 8. August. (E i g. Te l.) Im dritten Ausschuß sollen die Arbeiten gestern glatt von- statten gegangen sein, ohne zu besonderen Bespre chungen Anlaß zu gebe,:. Don deutscher Seite wurde der größte Wert darauf gelegt, das Schieds gerichtsverfahren soweit auszudehnen, daß man auch von deutscher Seite jederzeit in der Lage sei, gegen ungerechte Entscheidungen der Ausfüh- rungsorgane des Dawes-Plans Berufung einlegen zu können. Die Amnestiefrage, die kurz vor ihrem Ab- schluß stehen soll, ist an einen Iuristen-Ausschuß verwiesen worden. Es verlautet, daß Frankreich von der Amnestie diejenigen Vergehen ausgeschlossen wissen will, di« wegen Totschlag oder Sabotage mit Todeserfolg verurteilt würden, während man von deutscher Seite, vor allem in einer längeren Rede des Reichskanzlers im Sechzehner-Ausschuß, darauf bestauben haben soll, daß „aktive Sepa- rat ist en" nicht von der Bestrafung ausgeschlossen werden könnten. Gegen den deutschen Standpunkt soll Herriot eingewendet haben, daß, wenn er deutsche Saboteure nicht erschießen lasse, es in Frankreich einen mettwürdigen Eindruck machen würde, wenn man von deutscher Seite Separatisten wegen Hoch verrats an di« Wand stellen will, und Maevonalp sott nach dem Bericht des »Daily Telegraph" sich recht ironisch «der den Mtschranch veS Begriffe» »Hochverrat" durch deutsche Ge richte ausgesprochen und anempfohlen haben, aus beiden Leiten, bei Deut schen und Franzosen, „die Tafel« der Ruhrepisode mit einem Schwamm a«S- zuwischen". Nach sehr zuverlässigen englischen Meldungen des von Snowden informierten Berichterstatters des „Daily Telegraph" soll gestern nachmittag im Rat der Sechzehn ein« kleine Bombe geplatzt sein, als die englischen Bankiers erklären ließen, daß sie wegen der von Macdonald im russischen Vertrag hinter ihrem Rücken zugesicherten Anleihe für die Sowjetrogierung es ablehnen müßten, sich auf irgendwelche Verhandlungen über di« Placie rung der deutschen Anleihe in London entlassen. Mit anerkennenswertem Geschick sollen die deutschen Unterhändler sofort die Frage aufge- warfen haben, was in einem solchen Falle der schlecht- verhehlten Sabotage des Darres-Planes auf feiten der Londoner Finanz zu geschehen habe, da der Ab satz der Anleihe bekanntlich einer der fünfPunkte fei, die die Reparationskommiffion als Voraus setzung für die Feststellung, daß der Dawes-Plan in. Kraft getreten sei und somit auch die wirtschaft- liehe Räumung des Ruhrgebietes abgeschlossen sei, festgesetzt habe: Die Franzosen, die den csinn dieser deutschen Anfrage richtig erfaßten, sekundierten der deutsch«! Delegation, indem sie sofort erklärten: „Kein« Anleihe, kein DaweSpln«, keine RLttmung!" Darob, immer nach der Schilderung des .Daily Telegraph", lebhaftes Entsetzen auf englischer Seite. Macdonald beeilte sich, für di« amerikanische, belgisch« und englische Delegatton die Versicherung abzugeben, daß man alles nur Erdenkliche tun werde, um die Ausgabe der notwendigen Anleihe sicher zustellen. Das war es aber, was diesmal Deutsche und Franzosen als gemeinsame Interessenten am Zustandekommen der Anleihe erfahren wollten. Man dürfte nicht fehlgehen mit der Annahme, daß die Vertagung des Sechzehnerausschufles auf heut« nach- mittag dazu bestimmt ist, Amerikanern und Belgiern Gelegenheit zu geben, durch Fühlungnahme mtt der Eity Unterlagen für die Verwirklichung ihrer Zusage zu erlangen. * .Times" und .Daily Telegraph" begrüßen außer- ordentlich lebhaft den Austausch der Höflichkeits besuche zrrischen den deutschen und französischen De- legationsches», da» ein gutes Vorzeichen für direkte Verhandlungen -wischen beiden Ländern sei. .Daily Telegraph" meldet, daß Elemente! und Rollet einen neuen Räumungsplan an Stelle des vor 14 Tagen entworfenen ausgestellt haben, der m manchen Einzelheiten nicht den Beifall Herriots ae- funden habe. Dieser Plan sei in bezug auf die einzzelnen Fristen viel elastischer, schreibe aber dafür viel genauer vor, welche wirtschaftlichen Forderungen Frankreich erfüllt sehen möchte, wenn es Deutschland in der Frage der Räumung erheblich entgeqenkomme. Noch diesem Plan wünscht Frankreich mit Deutsch- land einen Handelsvertrag und ein neues Sach- lie,'«rung»syste» tzu verabreden. Rollet soll ferner als eine der Bedingungen für eine baldige Räumung des Ruhrgebietes die vollständige Entmilitarisierung der Sicl)«rheitspolizei in Vorschlag gebracht haben- lieber diese Vorschläge sind weit voneinander abweichende Darstellungen verbreitet. Während die .Times" behauptet, daß die Mehrzahl der Fragen vom Rat der Sechzehn entschieden werden müssen, behauptet der .Daily Telegraph", daß durch da» EntgegenkommenvonSeydoux eine ganz« Anzahl wichtiger Fragen für Deutschland günstig entschieden worden sei. So habe dieser «. a. an- geboten, daß die Rheinlandkommistion von den Alliierten den Auftrag erhalten solle, die Beschlüsse und Dekrete, die sie seit der Ruhrbesetzung erlassen habe, daraufhin zu prüfen, inwiefern dies« Ver ordnungen im Widerspruch ständen zum Geist des Dawes-Planes und alsdann, wenn derartige Ab weichungen festgestellt worden feien, zu revidieren seien. Die .Daily News" behauptet, daß nach langen Verhandlungen die vorgeschlagenen Fristen für die wirtschaftliche Räumung angenommen worden seien, und zwar soll der Dawes-Plan statt am 1ö. Oktober am 5. Oktober in Kraft treten. Alle Zollbesttmmungen sollen bi» zum 24. September aufgehoben sein und alle Maßnahmen zur Ausbeutung und Kontrolle der Bergwerke am 1. Oktober in Kraft treten. * London, 8 August. Zuverlässig pextmttet, daß di« hier verbreitete Meldung, die deutsche Delegation habe den Bericht des ersten Komitees angenommen, in dieser Form nicht -utrisft. Es darf nicht außer acht gelassen werden, daß es sich bei den Berichten der Sachoerständigenkomitces, wie von alliierter Seite stet» hervorgehoben wurde, nur um Air- empfehlungen, keineswegs um endgültige Beschlüsse handelt. Es kann daher kaum erwartet werden, daß das Ergebnis der Verhandlungen vor Abschluß aller Komitrcberatungen beftrnnt gegeben wird. Suter Fortschritt -er Konferenzarbeiten Londo», 8. August. (Eig. Tel.) Der Rar der Sechzehn, der sich gestern nachmittag mit der 800- Millionen-Änleihe und d«n mtt ihr zusammenhängen den wirtschaftlichen und finanziellen Fragen befaßte, mit ihnen aber noch nicht zu Ende kam, hat sich auf heute nachmittag vertagt. Ursprünglich war dis nächste Sitzung auf 10 Uhr vormittags festgesetzt, also zu einer früheren Stunde al« gestern. Nachher er» folgte die Verschiebung auf Uhr nachmittags. Auf beiden Seiten, sowohl bei der deutschen Dele gation, als auch bei den Alliierten, bestand der» Wunsch nach einer Atempause, die dazu bemHt werden könnte, die bisherigen Beratungs ergebnisse zu sichten . und auf deren Grundlage wettere Verhandlungen vorzubereiten. Macdonald hatte gestern eine lang« Besprechung mit Herriot und Theunis. Die deutsche Delegation fand sich unmittel bar nach der Sitzung des Sechzehnervate» kn Arbeits zimmer Stresemanns zusammen und bettet bis in die späten Nachtstunden hinein. Di« Führer der alliierten Delegation wollen morgen vormittag noch einmal zusammentreten, da Macdonald gestern durch die Verhandlungen über den russischen Vertrag im Parlament in Anspruch genommen war und fiir die Konferenzfragen wenig Zeit übrig hatte. Die internen Beratungen hüben und drüben lassen darauf schließen, daß nach Erledigung der Sanktion»- frage dir Entscheidung über die wichtigsten Vereinbarungen in der Zweiten und Dritten Kam- Mission der Alliierten (die toirtschastliche Räumung, Eisenbahnreyie, Sachlieferungen und Transfer) nahe bevorsteht, und beide Derhandlungspa». teien, nachdem sie di« Ansprüche aneinander geordnet haben, nunmehr ihre neuen Vorschläge formvlreren, um einander näherzukommen. - Die beiden Sachverständigenkom- Missionen werden heute bereit» um 11 Uhr vor- mittag» zusammentveten. Sie hoffen, ihre Arbeiten heut« abend abschließen zu können- Der Rat der Sechzehn wird noch ekttge Tage gebrauchen. Macdonald äußerte gestern, er hoffe, am Montag fertig zu werden. In der Konferenz zwischen Macdonald, Herriot und Theuni« dürft« auch über die Termine der militärischen RiNnmmg Gesprochen
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