Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192408086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240808
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-08
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M ksi len dvnÄ, IIIIIIIIIIIIIII rF- ^-2 W ttsn rsn IlL. Sv. wy en inz« »pivr. u k im Uck)l kieke des e L. Vnrekftk.: 20 Loickpfg. -- 200 ^il!!«sklvn ftl. krettsg, ckeo 8. Lugust 1924 - «lr die G-fa«t-(«tadl-u.Vo,N-)«»Na«*: «1NgeigkI»^Ikk»S. Dle 12g«lpallene 24 mo> breite wm.-Zeil« »wetundzwanstg Soldptenntge, tzamtltenanzeigrn von Privaten ww-Zetle lech« Äoldplenntge. Selegenheittanzet-en. Glellenaesuche - — Nettamezeilen u. Rabatte usw .nacb r«tt. yar komb.Auftr. mit N.L.L. Nrrugelpr. 1708S-17OS2): «benda u. in allen tztltalen Anzeigen» und Vondrrdedtngungen. Platz- und Datenvorsebrttten unverbindlich. Abonnement-Lnnatzme auch nimmt jedes Poktaml Veslellungen an. Srlüllungron Leipzig Postscheck-rronto Leipzig 3004. La» Leipziger TagabLatt »i« »»«ich«» U»k«»»t»ia«d»»»aen dell »»riH-ivrSNdiu»» 8-U>»ia _ verantwortlich iür den Tert: Ehelredaktrur «. «»ltzftei«, Leipzig. Ulk. 203 verantwortlich für Inserate: OStvald Miiller. Letpzia-Naunvot. ->»1u.verlag: LeipztgerverlagSdructerel « in b.H.vorm. Fischer»KUrsten. Berliner Dchrtktlettung Kocvstr 21 (Fernspr.DSnhoff 3600-3663) . . DresdnerTchriltlettung Loschwtv. 2chilleri>r.LS(Fernspr 34793) U8. Isnrg. Hallesche Schrtftlettung Marttnstratze 17 (Fernsprecher 8SS8) PeE«»r«,,lMMrLr:M OA TN Vefiellgld. ar». Ausland «Gm. einicyl.Porlo. Erscheint »Sgl morg N MRR M R N WW^ M M M M M, M N MD HSV. Gewalt lchlieh, «rfllllung au« «chrtttl.Geschästtft., Druckeres: rielvzig. IobauntSaafle 8 (Fernspr.Ori«gesvr. Sammel-Rr.:70811. gerngeipr. 17089-17092): «benda u. in allen Filialen Anzeigen» und Vie Deutschen in London Don Geheimrat 0r. 8. Svsnssr ' Berlin, 7. August. Die Stimmung der deutschen Delegation, die sich nach London begeben hat, ist durch die Besprechungen mit dem Staatssekretär Hughes kurz vor ihrer Abreise ganz wesentlich gehoben worden. Sie war nicht allzu rosig, wie man begreifen wird; und wenn gewisse Herrschaften, die sich zur Teilnahme an der Fahrt über den Kanal unter possierlichen Grimassen hcrandrängten, als ob die Londoner Arbeit haupt sächlich aus einer Reihe himmlischer Gelage und sommerlicher Lustbarkeiten bestände, so gab es hin- wieder hohe Beamte, die an sich besonders qualifiziert wären, durch ihre Anwesenheit die Londoner Per- Handlungen zu befruchten, aber im Hinblick auf die Schwere der in London zu treffenden Vereinbarungen glücklich waren, daheim zu bleiben. Denn unzweifelhaft ist die Harmonie unter den Alliierten nur durch Konzessionen erkauft worden, die den Rahmen des Dawcs-Gutachtens verschieben, um nicht zu sagen: sprengen. Man denke nur an die Bestimmungen, die ursprünglich die souveränen Boll- machten des Transfer-Ausschusses umschrci- ben und nun so abgeandert wurden, dass diesem Souverän ein anderer übergeordnet wurde; ferner an jene anderen, durch die dem Deutschen Reich Sach- leistungen auferlegt werden können, die unsere handelspolitische Freiheit beinahe illusorisch machen. Es ist nicht leichtzunehmen, wenn Frankreich, um ein Beispiel anzuführen, uns zu Koks liefe- rungen für die lothringischen Erze über den ver traglich. festgesetzten Termin (1930) ohne Gegen leistungen zwingen könnte. Gerade weil an unserem Lelstungswillen niemals wieder der geringste Arg- wohn aufkommen darf, muß man wünschen, daß durch die Eingangspforte »um Frieden sich keme neuen Be» stimmungen einschleichen, die die Erfüllung der lau tersten Dorsätze materiell unmöglich zu machen ver möchten. ' Aber auf dl« Erörterung solcher Einzelheiten» wenn sie auch ihr besondere» Gewicht haben, wollen wir heute nicht näher eingehen. Dem amerikanischen Staalsfekretär Huöhe », der über die Vorgänge aus der Londoner Konferenz auf» genaueste unterrichtet ist, waren sie zweifellos gegenwärtig, al» er sich mit den maßgebenden Persönlichkeiten der deutschen Re- gierung unterhielt, er konnte aber jeden Ansatz zum Pessimismus dadurch verscheuchen, daß er auf den Sieg der Schiedsgerichtsidee hinwies und- die grundsätzliche Veränderung in der Zusammen- setzuntz der Reparationskommission mit Nachdruck unterstreichen durfte. In dieser Hinsicht hat ß.in der Tat die Loüdoner Konferenz einen fundamentalen Wandel herbeigeführt, der von un- schätzbarer Bedeutung werden kann. Der Kampf um die Reparationskommission war, wie man sich er» innert, im Begriff, in Frankreich zu einer natio- nalen Prestigefrage gemacht zu werden, es war di« letzte Bastion, hinter der sich die nationalen „Blockisten" verschanzten. Bei dem Gespräch mit französischen Politikern, die das Poincarssche Erbe im Grunde ihres Herzens verabscheuten, stieß man doch immer wieder auf die Warnung: man möchte ja nicht an da» Heiligtum der Reparationskommission zu rühren versuchen, ohne daß sie zu sagen wußten, wie mit der bisherigen Zusammensetzung der Kom- Mission, also ohne gleichberechtigtes amerikanisches Mitglied, eine neue, eine europäische Politik zu in- augurieren sei. Daß es gelunaen ist, diese entschei- dende Kommission nach den ursprünglichen Absichten des Versailler Vertrages wiederherzustellen und durch den Beitritt eines Amerikaners zu „objektivieren", muß tatsächlich al» das verheißungsvollste Ergebnis der Konferenz betrachtet werden- Im übrigen wissen wir, daß die wichtigsten Ver- Handlungen in London seit der Ankunft der Deut schen weniger den „besten Methoden", das Gutachten in die Präzis zu. Übersetzen, gewidmet sein werden, al» den politischen Fragen, di« mit der militäri - schen Räumung des Ruhrgebiets und dem Beginn der Laufzeiten für das Verschwinden der fremden Besatzung im alt besetzten Gebiete zusammenhängen. An diesen Punkten ist das ganze Gelände noch mit den schlimmsten Vorurteilen aus der Poincaräschen Zeit überladen, und es sieht bisher nicht so au«, al» ob Herriot sich in kühnem Vorstoß aus den Klauen des militaristischen Mißtrauens be- freien und auch für diese fundamentalsten Dinge die Zuflucht zum Schiedsgericht nehmen wollte. Es scheint vielmehr, al» ob beabsichtigt sei, daß statt des Recht», wege» und statt einer juristischen Interpretation aller strittigen Aragen Le» Versailler Vertrages die Pfade de» politischen Schacher» und der Kompromiß formel beschritten werden sollen. In der Unter- hausdebatte. in der Macdonald die Neugier der englischen Volksvertreter über die bisherigen Ergeb- Nisse der Konferenz im optimistischen Sinne »u be- friedigen suchte, hatLloydGeorgeim Hörbereich der deutschen Ankömmlinge in gewohnter kritischer Hellsichtigkeit den Finger auf die brennendste Wunde gelegt, d. k. auf den Teil des Programms — der nicht zum Programm gehört. Der Premier hat auf Lloyd George« Fragen nur die unbestimmte Antwort zu tzeben vermocht: er würde nicht einwilligen, daß ein britischer Soldat auch nur eine Minute länger in Köln verblieb«, al« notwendig sei» um die dem Britischen Reich durch den Versailler Vertrag auf- erlegten Bedingungen ehrlich zu erfüllen. Ich glaub«, soweit »eine Kenntnisse der intimeren außenpoli tischen Vorgänge reicht, au» dieser elastischen Antwort einmal «in. Abrücken vom juristischen Formali»mu» (da, Recht muß sich der Politik anpaffenl) und dann die Bereitwilligkeit zu erkennen, sich zunächst an «nm» Kompromiß über die Räumungsfrage zu be- tetligen, vorau»gesetzt. daß die direkten Der- Handlungen zwischen Deutschland und Frankreich zu einem solchen Kompromiß führen. Wir müssen nn» 1 kn diesem Augenblick den Sachverhalt genau so ver- > gegenwärtigen, wie er tatsächlich ist und durch di« Machtfaktoren beeinflußt wird. Macdonald» Antwort auf Lloyd Georges Frage war ausweichend- Er überhörte die Feststellung des Führer» der Libe ralen: die Erklärung, die fünf Jahre hätten noch nicht zu laufen begonnen, sei nicht» anderes al» der Versuch, sich auf unehrenhafte Weise einer Vertrags- Verpflichtung zu entziehen. Aber gleichzeitig deutete er an. daß die Engländer die Kölner Zone nicht räumen dürften, um etwa einer „anderen Macht" den Platz zu überlassen, denn dadurch würde die Lage für die Deutschen in Köln, bei dem zwischen ihnen und den britischen Truppen bestehenden freundschaft lichen Verhältnis, weit schlimmer als bisher. Der Sozialist Macdonald hat, als überparteilicher Poli» tiker. nur zu antworten gewußt: es ist besser, sich mit kleinen Fortschritten und mit einem allmählichen Siege der Vernunft und der Gerechtigkeit zufrieden zu geben, als alles zu fordern und nichts zu erhalten. Das ist der Sinn. Wenn es auch schwer fällt, zu glauben, daß bis zum Wochenende (wie Macdonald es als wünschens- wert bezeichnet hat) in bezug auf dieses wichtigste Problem eine annehmbare Lösung gefunden sein kann, so ist unser Optimismus doch stark und begründet genug, wesentliche Erleichterungen gegenüber der gegenwärtigen Lage zu erhoffen, weil wir Grund zu der Annahme haben, daß nun ohne Zeitverlust alle Bemühungen der großen europäischen Kabinette darauf gerichtet sein werden, den Stier bei den Hörnern zu packen und noch vor Ablauf diese» Jahres das widerhaarige Sicherungsproblem zu bezwingen. Was die angcdrohte Belassung der französisch belgischen Eisenbahner in Rheinland und Westfalen betrifft, so ist ein Kompromiß ausgeschlos- sen. Und zwar nicht nur, weil sie den Sinn des Gutachtens fälschen würde. Auch die amerikanischen Geldgeber wissen es, daß mit diesem Fremdkörper im Leibe der deutsche Wirtschaft,- und Verwaltungs apparat gefährlichen Blutstauungen ausgesetzt wäre. Possierlich aber ist es. wenn der deutschen Delegation in dem Augenblick, wo sie an Ort und Stelle ist und Gelegenheit hat, sich in die politisch-psychologische Atmosphäre außerhalb de» Reiches und speziell in dem angelsächsischen. Zentralpunkt der Wett «tnzu- fühlen, ganze Bündel geharnischter Sonett« nach- gesandt werden, die von partvipoli^schen Verein »meiern oder gar von publtPstischen Rüpeln gedichtet sind- Die Aufgabe unserer Ver treter ist schwer, aber sie ist politisch'im Grunde ein- fach. Auch stehen sie in London nicht allein, sondern haben mindestens die ganze angelsächsische Welt de» Planeten zum Bundesgenossen. Das ist für heute und für die Zukunft eine Situation, die uns hoffen läßt. * - Sanktionen, Gachliefernngen und Transfer Die Donnerstag. Berhantzlnnge« London, 7. August. (E i g. Te l.) In der heuti gen Vormittagssitzung des Rates der Sechzehn wurde die Erörterung der Sanktion»frage fortgesetzt, während gleichzeitig die beiden Sachverständigen kommissionen tagten. Zn einigen Londoner Morgenblättern wird er wähnt, daß Herriot geringe Neigung zeigt, auf die deutschen Abänderungsvorschläge zu den Beschlüssen der ersten Kommission (Verfehlungen und Sanktio nen) einzugehen. Die französische Delegation habe sich dann bei ihrem Widerspruch allein gesehen und sii auch von anderer Seite nicht unterstützt worden. Die deutsche Forderung geht dahin, daß der Begriff der Verfehlungen germuer umschrieben werde, als dies in den Kommisstonsbeschlüffen geschehen ist, daß Sonderaktionen einer einzelnen Macht ausgeschlossen scien und die Frage, ob eine Verfehlung vorliege, nicht ohne Genehmigung Deutschlands erörtert werde. An die Erörterung der Sanktionsformel soll sich die Amnestie anschließen. Hier tritt di« deutsche Denkschrift für volle Amnestie aller Verurteilten und Rückkehr aller Ausgewiesenen ein. Die deutsche Delegation will auch für den Fall von Streitigkeiten über Amnestiefragen «in Schiedsgericht unter neutralem Vorsitz vorgesehen wissen. In den Kommissionen sind heute vormittag in der Hauptsache die Beschlüsse der dritten Kommission über die wirtschaftliche Räumung de» Ruhrgebiet«» verhandelt worden. Die deutsche Denkschrift schlägt eine rascher« einheitliche Reihenfolge der wirtschaftlichen Räumungsmaßnah- men ver. Reichsfinanzministertum und Reich»v«r- krhrsministerium sind in der Lage, in weit kürzerer Frist al» in zwei Monaten, nämlich schon in acht Tagen, die Verwaltung wieder vollständig zu übernehme», lieber Umfang und technisch« Durch führung der Räumung soll etn paritätischer Au», schuß entscheiden können. Die schwierigsten Fragen, die in den Kommissionen zu behandeln sind, be- treffen di« Sachlieferungen und den Tran»- f, r. Hierin find auch di« deutsche» Gegenvorschläge sehr ausführlich. Da» vorgeschlagen« Schied»» gertcht in den Angelegenheiten de« Tran»fer lehnt die deutsch« Denkschrift ab, da dadurch di« Trarmserkommisfia« erheblich a« Autori- Heftige Zwischenfälle vor -em Staatsgerichtshof Seite S Vor der Regelung der interalliierten Schulden? Eibe Kinanzministerkonferenz in Pans London, 7. August. fEig. Tel.) Unmittelvar nach der Londoner Konfe renz wird sofort in Paris eine Konferenz der Finanzminister der alli ierten Länder zusammentreten, um die Frage der Besatzungsrosten und die Neuregelung des Verteilungsschlüssels von Spa zu erörtern. Der amerikanische Botschafter Kellogg hat auf eine schriftliche Einladung von Ele mente! im Einvernehmen mit der amerikanischen Regierung erklärt, vast eine amerikanische Delegation an dieser Finanzministerkonferenz teil neh men wird, da Amerika an der Erörterung dieser Frage interessiert sei. Kellogg macht dann mehrer« juristische Ausführungen, um dieses „neuerwachte Interesse" formalrechtlich zu begründen. Diese „Begründung" ist aber nur der Versuch, einen Borwand zu finden, um eine amerikanische Beteiligung an der Erörterung der interalliierten Tchuldenfrage « ermöglichen. töt einbüßen würde. Sollte trotzdem das Schied», gcricht verlangt werden, so müßten nach deutscher Auffassung seine Befugnisse ganz eng und genau ab- gegrenzt werden. Gegen die Beschlüsse für die Sach- lieferungen wendet sich die deutsche Denkschrift am ausführlichsten. Die deutsche Delegation steht auf dem Standpunkt, daß di« Sachlieferungen nur nach freier Vereinbarung geleistet werden können. Eine Haftung der deutschen Regierung für Sachlieferun- M» wird abgelehnt. Auch hier sieht die deursche Detilschrift für Streitfall« ein Schiedsgericht vor. Günstig« Aussichten London, 7. August. (Gig. Tel.) Die Londoner Konferenz ist jetzt wieder in voller Tätigkeit. Die Sachverstandigen, die gestern di« deutsche Denkschrift einer sachlichen Prüfung unterzogen haben, einigten sich, um rasch zum Ziele zu gelangen, auf die Ber- teilung des Beratungsstoffe» an zwei Unterkom- Missionen, denen bestimmt« Fragen zugewiesen wurden. Der übereinstimmende Eindruck in Kon- ferenzkreisen war, daß die Sachverständigen von dem guten Willen beseelt »raren, die deutschen Ein. wände sachlich -»prüfen und zum Teil neue Formulierungen zu finden, in denen die Ursprung- liehen Beschlüsse der Kommissionen und die deutschen Vorschläge al« neu« gemeinsame Vor schläge an den Rat der Sechzehn gehen sollen. Es zeigt sich auf keiner Seite die Neigung, di« Vorschläge oder Abänderungspläne der deutschen Sachver. ständigen um jeden Preis zu bekämpfen und zurück- zuweisen. Durch die rein sachlich« Ein stellung wurde die Arbeit gestern sehr gefördert. Einige Fragen von größerer Bedeutung wurden der unmittelbaren Erörterung im Rat der Sechzehn vor. gelegt, so -. D. di« Sanktion»», die Amnestie-, das Schiedsgerichtsverfahren, die Lisenbahnregie- und die Transfer-Frage. Wenn das gestrig« Tempo beibehalten werden kann, dann ist durchaus möglich, daß die Admission der Sachverständigen schon heute zu Ende kommen kann. Der Rat der Sechzehn wird noch nicht so weit sein. Die Fragen, in denen er einen Ausgleich zwischen den Formulierungen der Alliierten uns denen der deutschen Delegation finden soll, sind auch viel schwieriger. Sie berühren das rein politische Gebiet. Im Gremium der Delegationsführer wird man bei einzelnen Beratungspunkten auf Wider, stand gefaßt sein müssen. Aber es kann — wenn erst einmal das Eis gebrochen ist — immerhin ge schehen, daß der Rot der Sechzehn in zwei oder drei Tagen sein Derhandlungsprogramm erledigt und sich über die Formulierung der in Betracht kommenden Artikel des Londoner Protokoll» verständigt. Dann ist am letzten Tage dieser Woche das Werk der Lon doner Konferenz getan. Getan, aber darum nicht vollendet. Denn es fehlt noch da» Wichtigste, damit die Unterschriften unter da» Schlußprotokoll gesetzt werden können: ein Ab- kommen über die militärische Räumung. Hier steckt man noch in den ersten Anfängen. Der Begleitbrief de» Reichskanzler» zur deutschen Denkschrift ist, wie übereinstimmend ver- sichert wird, in der gestrigen Abendsttzung de» Rate» der Sechzehn nicht zur Erörterung ge. langt, was man auch nicht erwartet hab«. Da» ist kein Negativum, sondern «in Positivum. Der Anspruch DeutschUnüd» auf di« Erfüllung dieser selbst- verständlichen Dorau»setzung für das Inkrafttreten und di« Durchführung de» Dawes-Plane» ist auf der Konferenz anerkannt. Keine der alliierten Delego. tioneu ä»t Widerspruch gegen die Feststellung er- hoben, daß die deutsch« Delegation entscheidenden Wert darauf legt, di« Frag« der militärischen Räu- mung der über den Vertrag von Versailles hinaus besetzte» Gebiete zur Erörterung zu stellen. Da» ist eine wichtige Tatsache. Sie bedeutet die, wenn auch nicht in den Erklärungen ausgedrückte A n - erkennung der engen Verbindung zwischen Dawes. Plan und Räumungs" frage. In den englischen und amerikanischen Kreisen hatte man erwartet, datz Mac- donald als Vorsitzender der Konferenz in der Abendsitzuna des Rates der Sech zehn die Initiative ergreifen werde, um bei den an der Ruhrbesetzung beteiligten Mächten besondere Verhandlungen über die Räumungsfrage anzuregen. Das ist vorerst noch nicht geschehen. Aber Per sönlichkeiten, die dem englischen Premier minister nahestehen, glauben, datz heute, spätestens Freitag, in irgendeiner Form die Verhandlungen zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien in Gang gebracht wer den. Mit ihrem Erfolg wird in diesen Kreisen gerechnet. Unzweifelhaft wird von Paris auf Herrio ' ein starker Druck im Sinne stärkerer Unnachg'cbigkcit ausgeübt und von ihm gefordert, daß er ar der zweijährigen Frist festhalte. Der französische Ministerpräsident scheint sich dieseyl Einfluß nicht ga>r- entziehen zu können. Aber selbst Freunde Hcrriocs finden, daß seine und Frankreichs Positionen sich niii jed?m verzögertem Tage verschlechtern.. Wenn, wie man glaubt, tatsächlich am Sonnabend die Arbeiten der Konsirenz abgeschlossen werden sollten, w.nn nach mühsamen Wochen über die Bedingungen der Durchführung des Dawes-Planes volle Einigung zwischen den alliierten Mächten und Deutschland er. zielt worden ist, welch ungeheuere Belastung für die französische Politik würde die Verantwortung da'ur bedeuten, das Wcrk der Londoner Konferenz scheitern zu lassen an dec Weigerung, die militärische Räu- mung innerhalb eines angemessenen Termins zu vollziehen. Guter Eindruck der deutschen Denkschrift Loudon, 7. August. (Eig. Tel.) Die englisch« Presse verzichtet im allgemeinen auf längere Kommen, tare der deutschen Denkschrift. „Daily News" weist in ganz kurzen Ausführungen darauf hin, daß die Frage der militärischen Besetzung des. Ruhrgebietes während der Konferenz gelöst werden muß, wenn der Dawes-Plan mit Aussicht auf Erfolg angewendet werden soll. Die diplomati- schen Berichterstatter der Blätter geben lange, aber anscheinend nicht sehr genaue Beschreibungen einzelner deutscher Einwendungen, betonen aber, daß keine einzige Einwendung zu ernster Kritik herausfordere. Ueber jedes deutsche Bedenken werde sich reden lassen. . Derschiedne englische Blätter deuten heute an, daß man in französischen Kreisen bereit sei, die Frage der militärischen Räumung des Ruhrgebiete» in einem direkten Abkommen mit Deutschland zu regeln, unter der Voraussetzung, daß Deutschland wenigstens durch sein Verhalten bekundet, lang» fristige handelspolitische Abmachungen mit Frankreich zu treffen. Die „Times" insbesondere weisen daraus hin, daß, sobald die Frag« der militärischen Räumung des Ruhrgebietes gelöst sei, sich auch sehr rasch eine geeignete Formel für eizr Uebereinkommen in der Sisenbahnfrage ergeben würde. Ein Uebereinkommen werde wahrscheinlich erreicht werden, wenn man auf deutscher Seite eine Zusage geben würde, wonach für den Zeitraum, wo noch Teile de» Ruhrgebiete« besetzt seien, ein Streik der deutschen Eisenbahner auf bestimmten strategischen Strecken ausgeschlossen wäre. Bezeichnend für den günstigen Eindruck der deut schen Denkschrift ist folgende Feststellung des diplo. malischen Berichterstatters der „Daily Mail": „Das allgemein« Gefühl hier besteht darin, daß es keine großen Schwierigkeiten bereiten wird, di« Frage über di« französisch-belgisch« Okkupation de« Ruhvgebiete» zu lösen." Di« deutschen „Bemerkungen"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite