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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192407110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-11
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
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krettsg, üen 11. M 1924 Herriot und Macdonald einig Das Ergebnis von Paris habe, den en ick. >nn. daß Peretti oder Fohr ¬ es den soeben haben, lei°8!i-aüc> 17.18,1! r m » v o. e Lerlin kann, muß im eigenen Interesse die Partei Herriots und Macdonalds ergreifen. Schon längst hätten Marx und Stresemann aus ihrer Reserve heraustreten und ganz offen sich zu dem Programm der beiden Demokraten bekennen müssen. Fernruf 'ttiiiiiW Hai« in o!iL. nz Arnold Mdenhain. Uicrinittel- Mldcnhvtn -Michaelis na Fritz ttila Hanfs tgeletzrrer, ans Böhni n «kranke lui-e Elan dr Druyii !er, >ld Balqntz is Riechen rrrnann Wiemann i «chrodcr !. Akt. g. i»k, N!>r e vertaeie dis mit ndnnlts: !i'6 lriniibe^. abselr reidacd, nn. krsuleii! Son von, IN. Juli. (Cig. Tel.) Als Macdonald gestern nacht nach Lon don zurückkehrts, hat er dem Vertreter des „Daily Yrprest" folgende Erklärungen abgegeben: „Unsere Konferenz in Paris war ein völliger Erfolg. Ich glaube, dast ich behaup ten darf, vast ich alles erreicht habe, wozu ich die Reise nach Paris antrat. Ich habe Paris verlassen müssen, früher als es wünschenswert war, um in der Lage zu sein, an der Debatte teilzunchmen, die für heute angeseht wurde. Ach hätte die Angelegenheit viel besser erledigen können, wenn ich hätte länger in Paris bleiben können. Cs wurde mir aber so dargestellt, als ob es notwendig sei, vast ich am Donnerstag wieder in London sei. Die erste Nachricht, vast die Debatte ver schoben wurde, erhielt ich, als ich heute nacht am Viktoria-Bahnhof ankam. Ach war dadurch unangenehm berührt. Die Debatte ist nicht auf Verlangen der Re gierung, sondern auf eine Aktion der Opposition hin vertagt worden. Ach bin nichtsdestoweniger befriedigt über das Abkommen, das Herriot und ich erreicht haben, und der französische Ministerpräsident ist jetzt ganz glücklich über seine innerpolitische Lage. »eit. viel,eit: n«t. Tnikvurs !>r. A. M. Musik von rliire.» iSrof?. iudri!e:i. iler Fülscggsr Pisiu, ein ursche V. H-rli ieuUmegd Schädnch issr-, Derf- Nflclmaim kkchl Rotzrvold chendreitz. Akt. . IO'. Uhr. die Lerche Auch von Deutschland aus sollte viel aktiver als bisher die Friedenspolitik Härriots und Mac donalds unterstützt werden. Daß die l>eiden Männer vom besten Willen beseelt sind und auch Tatkraft besitzen, hat sich in den letzten Tagen wiederholt gezeigt. Während bei uns die Ge- Heimräte in allen Ministerien die Politik der ver- antwortlichen Minister immer wieder durch kreuzen können, wird in Paris der Ministerial direktor Peretti della Rocca, der gegen Herriot intrigiert hat, ohne viel Federlesens aus dem Dienst entfernt. Dabei war Peretti della Rocca nicht ein gewöhnlicher Beamter. Er hatte .im französischen Außenministerium seit langem ungeheuren Einfluß und konnte etwa mit dem deutschen Geheimrat Holstein verglichen werden, der vor dem Kriege über ein Jahrzehnt lang das deutsche Äußenamt fast unbeschränkt beherrschte. Der Sturz Perettis beweist besser als schöne Worte, daß Hörriot nicht gewillt ist, nach der ersten Probe mit den Anhängern Poin- earss die Flinte ins Korn zu werfen. Der Kampf gegen die demokratischen Regierungen Englands und Frankreichs wird von den Na- tionalisten aller Länder weitergeführt werden. Deutschland, das für absehbare Zeit nur in einem Demokratischen Europa wieder hochkommen «t«»«d» «Uder». Durch die Polt mTcutlch- «tnder-Kurier »land inonattnp 3.5VGm BesteLgld. extr. Ausland 6 Gm. cinslvs.Potto. Cria-eini »Sgl. mory Jovannsi 8 ii,ern,vr.^risgcivr.Tammci-vtr.:.U8ii. . W--- Reklame »eilen u. Rabatte usw.nach Tarii/gürkomb^Äultr. mit Ä.L.I. geengetpr. 170^0-17002): ebenda u. in allen Fttiaicn Anzeigen-und Sonderbedtimungen. Platz- und Tatenvorfchriften unverbindlich. Adonnement-Annahine auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. ErliilningSort Leipzig Postscheck-Nonto Leipzig 300t. Da« L-ivzis-r r»s-bl«tt «etbill« »i« »»Hiebs« «etiuentmack»«»«» d«S ««iv,ia __ «eranrwortlich für den Text: I. V: P««i Lridsl. Leipzig. vir. 178 verantwortlich fiir Inserate: Oswald Miiller, Lcipzia-Naunbof. Drucku.Verlag: LcipztgerVerlagSdruckerei G m b.H.vorm. Fischer L Kürsten. Enttäuschung in Berlin Von unserer Berliner Redaktion K. Berlin, 10. Juli. (Eig. Tel.) Das Lom- munique von Paris bestätigt die gestern von uns ausgesrochen« Auffassung, wonach damit zu rechnen ist, daß die Londoner Konferenz in einzelnen Etappen stattfinden wird und daß mindestens zu der ersten dieser Etappen Deutschland noch nicht zugclafsen werden wird. Daß Deutschland in einem späteren Stadium zur Teilnahme aufgefordert werden wird, scheint jedoch daraus hervorzugehen, daß nach Herriots und Macdonals Pariser Be sprechungen nicht von den „beteiligten", sondern von den „interessierten" Regierungen die Rede ist. Jedenfalls aber wird Deutschland demgemäß nicht an der Konferenz teilnehmen können, ehe nicht die Dawes-Gesetzgebung den Reichstag passiert hat. Die Reichsrcgierung muß also versuchen, diese Gesetze durchzubringen, ohne die Gegenzugeständnisse, die ihr ja eben erst die Londoner Konferenz bringen soll, schon in der Hand zu haben. Wie sehr sich dadurch aber die inner politische Loge der Reichsgerierung verschlechtert, ist ohn weiteres klar. So sieht man an den hiesigen amtlichen Stellen das Ergebnis der gestrigen Pariser Zusammenkunft mit unverhohlener Enttäuschung an, wenngleich diese Enttäuschung zu einem gewissen Teile auch einfach nur der Rückschlag der über triebenen Erwartungen ist, denen sich einflußreiche Kreise hier schon wieder hingegeben haben und wie sie sich, um ein Beispiel zu nennen, etwa in dem Frankfurter Sonntagsprogramm der Partei des Außenministers finden. Aber hiervon abgesehen ist die Enttäuschung Berlins doch auch sachlich gerecht- fertigt. Die Pariser Beschlüsse bedeuten jedenfalls eine wesentliche Abschwächung der durch das englische Weißbuch bekanntgegebenen Abmachungen von Eheguers, denn sie erkennen nicht mehr an, daß in dem Dawesplan dem Reiche Verpflichtungen auf erlegt werden sollen, die über den Versailler Ver trag hinausgehen, und auch davon ist keine Rede mehr, daß 14 Tage nach der Annahme der Aus führungsgesetze durch den Reichstag die Wieder herstellung der deutschen Souveränität in West deutschland beginnen soll. Als besonders drückend wird hier empfunden, daß Ke Reparation». Berliner Äcvrittleilung: Kochstr. 21 (Fcrnspr. Dönhoff 3600-3663) . Dresdner Schristleitung Loschwitz, Tchillerilr. 35 (Fernspr 347S3) 118. Iskra Hallcsche Schristlettung MarUnstrabc 17 (Fernsprecher 8588» nci«: :srts 'li.'HIIIMlMli tom Mission nunmehr nach wie vor oberste Instanz in allen Neparationssragen bleiben soll, wenn auch mit amerikanischer Betiligung. In dieser amerikanischen Beteiligung allerdings und in der damit ungebahnten stärkeren Beeinflussung der europäischen Geschicke durch die Vereinigten Staaten sieht man hier das einzige halbwegs er- treuliche Ergebnis der gestrigen Minister begegnung. Wie man übrhaupt jetzt, nachdem die übertriebenen Hoffnungen auf Herriot natürlich.'r- weise nicht in Erfüllung gehen tonnten, aus dem besten Wege zu sein scheint, alles Heil von Amerika zu erwarten, indem man annimmt, daß es wirksamere Waffen, namentlich finan- zieller Natur, gegen die Poincaristen besitzt, als sie Herriot zur Verfügung stehen. Ob es von diesen Waffen allerdings Gebrauch zu machen willens ist, ist noch eine andere Frage, wenngleich sich die Union setzt tasächlich stark für die Verwirkkich'.uig des Dawesplancs engagiert zu haben scheint. Diese Aeußerung Macdonalds beleuchtet blitz- artig den Konflikt zwischen dem englischen Minister- Präsidenten und seinem Parlament. Am Dienstag abend wußte man bereits in London, daß die außen- politische Debatte, wie wir bereits mitteilten, wahr scheinlich auf Montag vertagt werden würde. Gestern im Laufe des Tages haben in London Ver sammlungen der liberalen und der konservativen Führer stattgefunden, in denen beschlossen wurde, Hie Debatte auf Montag zu vertagen. Der „Daily Herald„ meldet aus Washing- ton, daß sich bereits gestern abend auf Grund der Informationen aus London und Paris die Beamten des amerikanischen Außenministeriums, obwohl sie es ablehnten, einen offiziösen Kommentar zu den cnglisch-französischen Verhandlungen zu geben, sich dahin äußerten, daß die Verhandlungen zwischen Macdonald und Herriot, wonach den Vereinig ten Staaten eine volle Stimme in der Repa rativ nskom Mission in jenen Fragen zu erteilt werden würde, die sich auf die Anwendung des Dawesberichtes beziehen, vom amerikanischen Standpunkt aus-als undurchführbar bezeich net werden müßten. Rur «ine Episode 10. Juli. E. pp Macdonald hatte den gewaltigen Plan, durch die Londoner Konferenz Europa von Grund aus umzugestalten. Er wollte den Versailler Vertrag, an dem der Kontinent nun schon fünf Jahre lang trankt, stillschweigend durch das Dawes.Gutachten ersetzen. Die R ep a r a t i o n s k o m m i s s i o n, die den Vertrag stets als ein Machtinstrument Frank reichs benutzt hatte, sollte nach.der Absicht des englischen Premierministers durch ein un parteiisches Schiedsgericht abgelöst werden. Da mit wäre die europäische Politik auf eine ganz neue Grundlage gestellt worden. In Ehrauers hatte Macdonald auch Herriot für diesen Plan gewonnen. Die Regierungen Englands und Frankreichs waren bereit, den Geist zu lxmnen, der von Versailles ausgegangen war und die Völker Europas ständig beunruhigt hatte. Es war vorauszusehen, daß sich gegen diesen beabsichtigten Umschwung alle Anhänger der Versailler Politik erheben würden. Vor allem sollte Herriot zu Fall gebracht werden. Die chauvinistische Pariser Presse begann gegen den demokratischen Ministerpräsidenten Frankreichs eine infernalische Hetze. Sie fand willige Hand langer im französischen Außenministerium, wo heute noch Anhänger des nationalen Blocks wichtige Posten innehabcn. Der bekannte Pertinax vom „Echo de Paris" und der klerikale General Castelnau leiteten den An sturm gegen Herriot. Wieder zeigte es sich, welches Unheil eine verantwortungslose Presse unter Umständen anrichten kann. Bei der un geheuren Flut der Verleumdungen, die sich über den französischen Ministerpräsidenten ergoß, be gannen selbst Anhänger der radikalen Partei an ihrem Ehef zu zweifeln. Poincarü rüstete sich schon zum entscheidenden Stoß, den er im Senat gegen seinen Nachfolger zu führen gedachte. In diesem Augenblick, der die ganze bisherige Arbeit der englischen Regierung zu gefährden schien, bewies Macdonald eine wunderbare Entschluß kraft. Er fuhr sofort nach Paris und — rettete Herriot. Gewiß mußten die beiden Demokraten ihre weitgespannten Pläne um einige Pflöcke zurück stecken. Es ist auf den ersten Anhieb nicht ge lungen, den Versailler Friedensvertrag zu Fall zu bringen. Auch die Reparationskommisnon bleibt. Sie soll die Stelle sein, die über Ver fehlungen Deutschlands gegen das Dawes-Gut achten" entscheidet. Ferner ist die Beteiligung Deutschlands an der Londoner Konferenz nun nicht mehr so sicher wie früher. Trotzdem kann von einer „vernichtenden Niederlage" Mac donalds, von der in deutschnationalen Blättern geschrieben wurde, keine Rede sein. Es war besser, für den Augenblick auf einige Programmpunkte zu verzichten, als die demokratische Entente zwischen England und Frankreich zu zerstören. Uebrigens würde die Reparationskommission durch den von Macdonald und Herriot ge wünschten Eintritt eines amerikanischen Vertreters gründlich umgestaltet. Nur des wegen, weil Amerika sich aus der Reparations kommission zurückgezogen hat, konnte Frankreich diese Körperschaft so bedingungslos für seine Politik in Anspruch nehmen. Die Vereinigten Staaten haben also jetzt Gelegenheit, zu be- weisen, daß sie an der Befriedung Europas wirk lich Mitarbeiten wollen. Wenn Amerika in die Reparationskommission eintritt, so kann Rückschlag, den Herriot und Macdonald im Kampfe mit ihren Gegnern erlitten schnell wieder ausgleichen. Auch von Deutschland aus sollte viel abznwinken und zu sagen: „Nein, nein. Es ist der Anfang einer Verständigung." Die großen Informationsblätter, die bekanntlich hier als Regierungspresse angesprochen werden, gehen heute in ihrer Z u st i >n m ü n g zu der Politik Herriots weiter als in den letzten Tagen. Insbesondere hebt der „Petit Parisi en" her- vor, daß ein bedeutsamer Schritt zu einer allgemei- neu Regelung gemacht worden fei. Auch Sauerwein im „Matin" äußert sich in anerkennendem Sinne, führt aber am Schlüsse seines Artikels ausführlich an, daß Macdonald gestern nachmittag zu ihm ge sagt habe: „Ich bitte Sie eindringlich, Herr Sauer wein, sprechen Sie nickt von einer vollständigen Einigung, von einer endgültigen Regelung. Sagen Sie ganz einfach, daß wir die wesentlichsten Grundlagen gefunden haben, um in Zu kunft eine Einigung zu erzielen." Die Tatsache, daß die Möglichkeit einer Einladung Deutschlands zu der Konferenz im Kommunique überhaupt nicht erwähnt ist, gibt Marcel Ray im „Petit Jour nal" Anlaß zu der Auslegung, die Note enthalte implicite, daß die deutsche Regierung nicht nach London berufen werden soll. Wenn die Alli ierten sich über die Modalitäten geeinigt haben, so werden sie Berlin ihren ausführlichen Plan für das Sachverständigengutachten mitteilen. Berlin kann ihn alsdann annehmen, wie er ist, oder den Wunsch ausdrücken, „Bemerkungen vorzutragen, und zwar entweder vor einer neuen Konferenz oder, was wünschenswert wäre, vor der Repa- rationskommission. Die Regierungspresse äußert sich in außerordentlich optimistischer Weise und hebt vor allen Dingen die Wiederherstel lung des Vertrauens zwischen London und Paris hervor. Vezugspreis ÄL Anieigenpreis: AuLlond 6<Äm. cinichl.Porio. tlricveinlrägi mory cwciundjwanpg Goldpfcnnigc, Famittenaniciaen von Pnvai n Lü,. Gewali Ichlietzt Erfüllung auS Schnitt .Seiwäf.rst., Druckerei: mm-Zeile ,-chS (^dptennige^ Stellenaeittch- L«ipPa. JodanniSgasse 8 cFernspr.Onsgclpr. Sammci-Nr.: ,W11. . Reklamezetlen u. Rabatte usw . nach Tarif. Für komb.Auftr. mit R. L Z. Beruhigung i« pari« Pari», 10. Juli. (Lig. Tel.) Die gestrige Der- öffcntlichung des Kommuniques über die Zusammen- kuuft Herriots und Macdonalds Hot unverkennbar beruhigend auf die französische öffentliche Mei nung und die Presse gewirkt. Wie man in den Wandelgängen der Kammer gestern abend noch hörte, haben die Abgeordneten trotz der Prügel- szcnen, zu denen es während der Besprechung des Amnestiegesetzes gekommen ist, Gelegenheit genom men, sich mit dem Wortlaut des Kommuniques ver traut zu machen, was besonders in den Kreisen der Rregierungsmehrheit, aber auch auf mehrere Per sönlichkeiten der Linken, die in den letzten Tagen schwankend erschienen, einen ausgezeichneten E'n druck gemacht haben soll. Unter der O p p o s i t i o n s p r e s s e ist heute früh auch eine etwas weniger scharf« Tonart zu ver- zeichnen. Nach den persönlichen Angriffen, di« Prrtinax in der ganzen letzten Zeit gegen das Kabinett gerichtet hat, versucht er, den heutigen Kom mentar in einem verhältnismäßig sachlichen'- Ton zu halten und findet Worte einer gewissen Anerkennung für das gestrige Kommunique. Allerdings beeilt er sich, darauf hinzuweisen, daß Herriot diesmal von „Ratgebern" umgeben gewesen sei, die zweifellos die Akten besser gekannt haben", als bei seiner Reise nach Ehrquers. Mit diesen Einschränkungen gibt Per- tlnax zu, daß Herriot diesmal die französischen Inter- essen wirksamer verteidigt habe. Unter den sach lichen Aussetzungen, die Pertinax zu machen hat, ist besonders hcrvorzuhcbcn, daß er in dem Absatz über dir Sicherheitsfrage eine Anspielung auf die Bei- behaltung der französiösch-belgischen Regie im Rheinland vermißt. Er sieht auch trotz aller Ver sicherungen, daß das Sachverständigcn-Gutachten den Versailler Vertrag nicht verdrängen solle, im gestri gen Kommunique die Einführung eines vollkommen neuen Regimes von Reparationen. Auch mit der Ernennung eines amerikanischen Mitgliedes für die Reparationskommission für den Fall der Feststellung einer deutschen Nichterfüllung ist er nicht einver standen. Der „Eclair", der außer dem „Echo de Paris" in der letzten Zeit der Hauptführer der Opposition gewesen ist, versucht durch die Erzählung kleiner nebensächlicher Anekdoten den Wert des gestri gen Kommuniques gU schmälern. So berichtet das Blatt, daß Herriot vor den Journalisten Macdonald andauernd unterbrochen habe, indem er in franzö sischer Sprache dazwischen gerufen habe: ..Die Eini- gung ist vollständig!", , bis Macdonald diesen Satz von Dolmetschern übersetzen ließ, um unverzüglich Das Sündenregister peretti della Roccas London, 10. Juli. (Eig. Tel.) In englischen politischen und parlamentarischen Kreisen ist man außerordentlich befriedigt, daß heute in Paris der bevorstehende Rücktritt Peretti della Roccas von der Leitung des Quai d'Orsay als eine versöhnliche Geste gegenüber England offiziös angekündigt worden ist. Der heute Nacht von Reuter zur Veröffentlichung angekündigte Brief- wechsel zwischenEngland und seinen Alliierten über die Vorbereitung der Londoner Konferenz beweist nach englischer Auffassung sonnenklar, della Rocca, sei cs aus Höflichkeit ILssigkeit, Pertinax am 3. Auli gestattet englische» Standpunkt fälschlich als eine Ver einbarung ztvischeu Ramsah Macdonald und Herriot darznstellen und ferner ohne ausreichende Dementis die Behauptung von der französischen Presse hat in die Welt setzen lassen, daß Frankreich von diesen Mitteilungen Englands an Belgien, Japan und Italien nichts ge wußt habe. Offenbar hat man von englischer Seite, bevor inan in sachliche Vereinbarungen eingetreten ist, noch Vorlage des Aktenmaterials die baldig« Entfernung des französischen Kabinettschefs gefordert und durch gesetzt. Macdonald hat in seinem Briefwechsel deut- lich bekannt, daß er derartige Gedankengängc, wie sie in den Mitteilungen nach Rom, Brüssel und Japan niedergelegt wurden, Herriot gegenüber entwickelt habe, daß sie aber in keiner Beziehung zum Gegen- stand von irgendwelchen Beschlüssen oder Verein barungen gemacht worden seien, da die Premier minister Wert darauf legten, die volle Ent schlußfreiheit der Konferenz zu wahren. Der einwandfreie Wortlaut dieser Mitteilungen er ledigte damit den Vorwurf von Pertinax und des Quai d'Orsay, wonach Romsay Macdonald sich als Sieger gegenüber Herriot in ein falsches Licht gesetzt habe. Der Briefwechsel enthält aber noch folgende in teressante Tatsache, die für die gefährliche Betätigung Peretti della Roccas überaus bezeichnend ist. Der Unterstaatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, Sir Eyre Lrowe, schreibt am 24. Juni an ^eretti della Rocca einen Brief, in dem er mitteilt, daß England an Belgien und Italien eine Erläuterung des englischen Standpunktes übermittelt habe, der in den fünf von Pertinax etwas entstellt wiedergegebe nen Leitsätzen gipfelte. Am 27. Juni, sieben Tage vor der Attacke von Pertinax, bestätigt Peretti della Rocca den Inhalt des Briefes von Erowe und er klärt. daß die von England angeschnittenen Probleme von den französischen Sachverständigen eingehend ge prüft würden. Peretti della Rocca wußte also am 27. Juni nicht nur auf dem amtlichen Wege durch Aktenstücke ebenso viel wie jede andere alliierte Re gierung, sondern war obendrein in der Lage, die fran zösischen Sachverständigenberatungen über die Frage durch seine viel ausführlichere Kenntnis als Zuhörer der Unterhaltungen in Chequers zu er gänzen. Wenn also von englischer Seite die Ausfas- sung vertreten wird, daß der alte Mitarbeiter Poin- carös Peretti della Rocca die englisch-französische Verständigung, die Ramsay Macdonald und Herriot angebahnt haben und die vom englischen Auswärti- gen Amt in mustergültiger Weis« gefördert worden ist, fahrlässig oder böswillig gefährdet hat, so ist dies ein Vorwurf, der auf Grund des Aktenmaterials als durchaus zutreffend bezeichnet werden muß. Ministerrat in Paris Pari», 10. Juli. (Eig. Tel.) Wie „Petit Journal" mitteilt, werden sich am nächsten Montag französische Sachverständige nach LPidon begeben, um gemeinschaftlich mit den englischen Sachverständigen das Programm und das Material der Londoner Konferenz vorzubereiten. Heute vormittag find« im Elysee unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik ein Ministerrat statt, bei dem die Resultate der gestrigen B-- sprechung-n zwischen Herriot und dem englischen Premierminister besprochen werden. ,17» : n. er trcrnr»
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