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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192407046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240704
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-04
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Leipziger Chronik Die »geschäftstüchtige" Reichspost Wo man heute auch in das öffentliche Leben hin- rinschanen mag, überall hört man die gleichen Klagen über Geldschwicrigkeiten. Richt, daß wir jetzt weniger Zahlungsmittel im Lande »hatten als in goldenen Fricdenszeiten, aber die Intensität des Umlaufs Hot nachgelassen, und das Geld ist vielfach so festgelrgt, daß die (Meidbewegung im Verkehr benachteiligt wird. Diesein Mangel der Umlaufsgeschwindigkeit der Gelder geht leider eine ebenso große Verständ nislosigkeit für die gegenwärtigen anormalen Verhältnisse parallel, und zwar nicht etwa im kleinen Verkehr, sondern gerade bei solchen stellen, von denen man eigentlich einige Rücksicht auf das P r i n a t p u b l i k u m er warten dürste. Jeder weiß, wie schwer es jetzt ist, sein Porte- feuille so im Gang zu halten, datz er überhaupt Zah- limgen leisten kann, wenn aber bei allen diesen Schwirrigkeitcn Geldscheine, wie z. V. die Rat sch e i n e d e » Leipziger Mcßamts, sogar bei Kassen von Behörden Aufnahme- s ch w i e r i g ke i t c n begegnen, so muß dies in der breiten Oessentlichkeit Ueberraschunq und Erbitterung auslascn. Wer heute bei der P o st Einzahlungen zu leisten hat und nur mit diesem Meßamtsgcld aus gerüstet ist, wird unverrichteter Dinge abgefertigt. Wenn auch die Reichspost bereit» vor einiger Zeit die Annahme der Meßamtsschrine nur noch für eine kurze Frist znqesagt hatte, so besteht doch für eine Stich haltigkeit dieses Standpunktes keinerlei Anlaß. Da das Notgeld des Mcßcnnts offiziell noch bis 15. Juli im Umlaüf bleiben soll, so er scheint es wenig rücksichtsvoll und auch durchaus unzweckmäßig, daß bereits jetzt die Pevt dieses Notgeld nblehnt. Ganz abgesehen davon, oTß dem Publikum durch unnütze Wege eine Zeitvergeudung zugcinutct wird, liegt in dieser schwerfälligen Hand habung der Einziehung von Notgeld eine Unkulanz, die nur zu bedauern ist. Die Lösung der Frage, wie dieses Notgeld ohne allzu große Belästigung de« Publikums au» dem Verkehr zu ziehen ist, würde sich viel einfacher vollziehen, wenn diese Zahlungssnrro- aate in den Behörden lassen konzentriert würden, anstatt es dein einzelnen zu überlass«,!, sich kleine Beträge dieses Notgelde» in Rentenmark umzubauschen. Gegen diese Forderung ist nicht der Einwand zu erheben, daß dadurch die Post einen Mehraufwand an Arbeit erfahren würde, die dem Sparsamkeitsprinzip der Behörde nicht entspräche. Der Zahlungsverkehr würde sich im Gegen- teil viel glatter abwickeln, wenn dem Vubli» kum etwas inehr Entgegenkomnwn erwiesen und es nicht veranlaßt würde, sich erst das von der Post auf Zahlungsstatt zuzelass«»« Geld zu verschaffen und die Arbeitstättqksit der Beamten durch wiederholte« Erscheinen unnötig zu erschweren. Von derartig „bürokratischen" Hemmungen im Zahlungsverkehr sollte sich unter den Behörden besonders die Reichsvost befreien. Ein« weitere Beobachtung, die leider auch in den Geschäftsbereich der Reichspöst fällt, betrifft die Art der Gebührenberechnung für Sonderled lliVMst- Di« Post arbeitet in dieser Beziehung nicht nur anit einer gewissen Niporosität gegenüber ihrer Kundschaft, sondern außerdem auch zu teuer- Wie mm» vielfach die Feststellrurq machen kann, daß sich das Publikum noch nicht ganz au« der Insla- tionsperiode herauegefnnden hat und vielfach den Wert der Goldmark nicht gebührend zu schätzen wefß, so logt mich die Poft für di« Bewertung von Leistung und Gegenleistung noch nicht den angemes» ünen Maßstab an. Dem Telephonteilnehmer, der mit einer Zahlung rückständiger Gebühren in Verzug gerät, wird der Anschluß an das Telephonnetz versagt. Dieses Verfahren kann zwar mit dem kauf- mänuischen Grundsatz: „Der nicht bezahlt, erhält auch nichts mehr geliefert" entschuldigt werden, doch wäre auch in dieser Beziehung gegenüber dem Tele- Phonteilnehmer etwas mehr Entgegenkommen am Platze, da eine plötzliche Aussperrung vom Telephon- netz für das Geschäftsleben empfindliche Nachteile in sich schließt. Außerdem wird der Zahlungssaumigc für die Sperrung seiner Telephonnummcr mit eine Gebühr von fünf Goldmark belastet. Man kann diesen Aderlaß am Geldbeutel des Publikums nur als eine Strafmaßnahme betrachten, zu der die Postverwaltuug unseres Erachtens nicht be rechtigt ist. Auch nach dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung wird in der Vornahme der Sper rung nicht ein solcher Arbeitsaufwand zu erblicken sein, der eine so hohe Gebühr rrchtfer- tigte. Ls zeigt sich also auch hier der Mangel an Verständnis für den Begriff der „Goldmark". Die „Gcschäftstiichtigkrit" der Reichspöst soll gewiß un- angctastet bleiben, aber man sollte dabei doch etwas mehr an da» Publikum und die veränderten Geld.» Verhältnisse denken. Verfolgungswnhu Am Mittwoch früh gegen X4 Uhr ereignete sich im Hause Sebastian-Bach-Straßc 17 «ine blutige F a m i l i e n s z e n c. Der im dritten Stockwerk woh nende Möbelpolicrer R. Retnicke drang in einem Anfall von Verfolgungswahn auf seine Frau ein und verletzte sie nicht unerheblich durch Schläge mit einem Hammer und Stiche mit dem Stemmeisen und einer Feil«. Durch die Rufe der Frau wurde» die Mitbewohner des Hauses aufmerksam. Sie holte» polizeiliche Hilfe. Reinicke, der scho» öfters derartige An fälle gehabt hat und bereits in der Heilanstalt Alt-Scherbitz untergebracht war, wurde der Nerven heilanstalt zugeführt. Frau Reinicke mußte da« Krankenhaus aussuchen. Sie konnte aber, da die Verletzungen nicht erheblicher Art waren, »weder nach Hause entlassen werden. Schwindeleien unter „Pseudonym" Ende Mai ist in Hof bei dem Führer der Pfad» fiuderqrnppc Hof ein junger dRann erschienen, der sich Otto Braun aus Leipzig genannt hat und die Unterstützung mehrerer dortiger Pfadfinder in An- spruch nahm, seinen Quartiergeber auch noch um Psadsinderkleidcr, ein Paar Sandalen, ein Küchen messer und ein schwarz-wciß-rotes Pfadfinderabzei- chcn zum Anstecken bestohlen hat. Es ist bekannt ge- worden, daß er sich auch Otto Balzer aus Kamenz genannt hat. Wer Angaben über die Person des Brann-Balzer zu machen vermag, wird gebeten, sich bei der Kriminalpolizei zu melden. Bei dem Wieder- 'anftreten veranlasse man seine Festnahme. Aehnliche Schwindeleien betreibt ein angeblicher Fritz Behr, der behauptet, aus Pirmasens vertrie ben worden zu sein. Er sucht vermutlich nur jiidische Filmen auf und beruft sich dort auf verschiedene jüdische Persönlichkeiten sowie auf die Loge. Geldkassendiebstahl. Zn der Vornaischen Straße sind am Sonntag, den 29. Juni, nach mittags, durch Einbruch au seiner Wohnung ge stohlen worden: l Bl echka fette, 50^5^10 Zentimeter groß, grau gestrichen, aber abgenutzt, mit etwa 520 Mark in verschiedenen Scheinen sowie 82 GaReinheiten, ferner Wäsche. Eitwruch in eine Gastwirtschaft. Durch Tiirbruch wurden in der Nackt zum 1. Zuli aus einem Gast- zinnner in der Berliner Straße gestohlen: Liköre, Bnchsenmilck, Damenkleidcr, ein fast neuer blau lackierter Kinderwagen mit Plane sowie ein Herren fahrrad Nr. 987 979. DaS Lastauto auf dem Fußsteig. Am 2. uni, vor mittags l-411 Ahr, ist in Leipzig-Paunsdorf aus der Niesaer Straße das Lastauto der Mühlenwerke in Oelsnih, da die Steuerung versagte, auf den Fußweg hinaufgefahren, wobei ein mit 100 Flaschen Gose beladener Handwagen samt der Ladung zer trümmert »vurde; auch ein 7 Meter langes Stück Zaun wurde «mgesahren. Wie festgestellt wurde, hatte sich eine Mütterschraube gelöst. Mit dem Revolver bedroht. Ein« Kaufmanns- rhefrau hat am 30. v. M. angezcigt, daß sie am selben Tage abends kurz nach 10 Uhr in der Hospital» straßc, gegenüber der Einmündung des Gerichts weges, durch zwei Männer angehalten worden sei, von denen einer sic mit einem Revolver bedroht habe. Ein Passant, der in dem Augenblicke an ihr und den Männern vorbeigegangen sei, hatte den Vorfall gar nicht beachtet, obgleich sie ihm zugerufen hätte, sic werde mit einem Revolver bedroht. Später hätte sie sich zwei Damen angrschloffcn, mit denen sie nach Leipzig-Thonberg zu wcitergegangen sei. Zur Auf- klärung des Vorfalles werden die beiden Damen, be sonders aber jener Passant gebeten, sich bei der Kri minalpolizei zu melden. j Einbrecher Bon E« werden jetzt viele Einbrüche verübt, so viele wie noch nie zuvor, denn das Stahlbad des Krieges und das Schlammbad der nachfolgenden Ereignisse hat die Moral in ganz besonders herzerquickender Weise gehoben. Angesichts dieser vielen Einbrüche sind natürlich alle Guten besorgt. Wer nicht zu der Gilde der Knacker gehört, fühlt sich in seinem Heim nicht mehr sicher und hebt bei jedem verdächtigen Geräusch er schreckt den Kopf. Blanche kaufen sich auch "Adwehr- wasfen, als da sind Gummiknüppel, mit denen sie daheim auf die Sofakisscn schlagen, um sich zu üben. Doch das nutzt alles nichts. Sie werden trotzdem bestohlen. Dabei fällt mir ein, wie ich einmal - selber hatte Einbrecher werden wollen. Ich will diese Geschichte zur Abschreckung für die Jugend wahrheitsgetreu berichten. Ich zählte damals fünfzehn oder sechzehn Jahre, und nachdem ich mehrere Monate hindurch mich mit gleichgesinnten Freunden im Rinqkampf geübt hatte, beschloß ich unter dem Einfluß eine» Knaben, der aus düsteren Stadtvierteln stammte, Ein brecher zu werden. Und zwar wollte ich nur bei Reichen einbrechen und das entwendete Geld an die Armen verteilen. Für mich wollte ich nur soviel zurückbehalten, um mir einen grauen Gehrock zu kaufen. Ich hatte da- -nalv eine Lchlväche für lang« graue Gehröcke, wie sie vürdige, distinguierte Engländer zu trogen pflegten. Ich setz.-e mir eine Radfahrermütze auf, band mir kincn Wollschal um und schlich mit meinem Freunde «acht« auf eine Villa zu. Ick kam mir selbst unheim- lich und ehrfurchtgebietend vor. Meine Hände waren eiskalt. Mein Freund hotte ein Messer im Stiefel und einen Gegenstand au» Draht in der Hand, mit »em er angab, alle Türen aufbrechen zu können. Wir kletterten über eine Gartenmauer, schlichen «ntek fürchterlichem Herzklopfen einen Kiesweg ent- lang i'nd verbargen uns hinter eine Hecke. 9R«in Freund behauptete, Stimmen zu hören. Ick hin- gegen hörte nicht«, hockte auf dem feuchten Rasen vnd bereut« lediglich diese» allzu kühne Abenteuer. Hach ein« Weil« kört« auch ich ttwa». E» war «in leiser Schritt, Sahrhaftttz: rin Herr in, Sommer paletot und Zylinder schritt vorsichtig zur Mauer. Es blitzte sekundenlang seine elektrische Taschenlampe ans, und dann sah ich zu meinem maßlosen Erstaunen, wie der Herr seinen eleganten Sommerpaletot raffte, den Zylinder abnahm, ihn am Rande zwischen die Zähne klemmte und sich mit ungewöhnlicher Ge wandtheit über die Blauer schwang. Da die Mauer mit Scherben bestückt war, hatte er ein klei nes Kissen hinaufqeleqt. Alles das erledigte sich lautlos und in wenigen Sekunden. „Los!" zischte mir mein Freund ins Ohr, „Bahn frei. Das war der Besitzer!" Ich fühlte instinktiv, daß die« unmöglich der Hausherr gewesen sein könne, sondern daß dies etwas Geheimnisvolles, Unheimliches, Verbrecherisches war. So rasch wie das Aufblitzen der Taschenlaterne hatte ich in eine unbekannte und vielleicht dämonisch« Welt geschaut. Und ehe mein Freund noch einen neuen Befehl geben konnte, sprang ich auf, riß aus, rannte zur Mauer, kletterte hinüber, zerriß mir meine Hose und fiel schwer auf die Straße. - Gin Polizist war nicht da. Rein. Bloß ein Mädchen sah mich mrd lachte. Auch dieses Mädchen erschien mir unheimlich. Der Herr im Zylinder war verschwunden. Mein Freund hatte unter dem Einfluß meines überstürzten Aufbruchs seine Unternehmung ver- schoben, jedoch mit dem Messer, das er bei sich trug, ein Zeichen in die Mauer geritzt. Ls war ein ge heimnisvolles Zeichen und glich einem Hakenkreuz, dem zwei Beine ausqcriffen waren. E» sollte — wie er mir später strena vertraulich verriet — soviel heißen wie „hütet euch!" Indessen hat auch er seine Laufbahn al» Einbre cher aufgegeben und ist Junger Mann in einem Exportgeschäft geworden. Lieder der Don-Kosaken. Um die künstlerische Sensation ist man herumqekommen. Nur die Massensuggestion hat auch in Leipzig ihre Opfer scharenweise gefordert. E« ist seltsam, welche An- spruckslosigkeit sich gewisse Kunstverständige aus- erlegen, wenn auf dem Podium statt eines Männer chore» im Frack, ein Männerchor in schwarzen Russen-Blusen erscheint. Da wird als eine Art musikalischer Offenbarung hinqenommen, was man sonst al» kaum diskutable Eeitenangelegenhest der Kunst a-zutun pflegt. Liegt darin nicht ein gerade- I krettog, üea T. 1»N Ausstellung Frauenberuf« In der Ausstellung ist eine Anzahl führender Firmen vertreten, deren Erzeugnisse in engster Per- bindung mit der Arbeit der Frau stehen. So stellte Paul Kühn eine Musterküche großen Stils mit allen technischen Neuheiten, die im Haus- sraucnberuf kraft-, zeit- und materialsparend wirten. Rieschel» Grudeöfen und die Gasherde der Thügina versetzen die Hausfrau in den Konflikt der Entscheidung ob Grude oder Gas für die Speise- bereitung vorzuziehen ist. In der Koje der Firma Göpfert ist blitzendes Aluminium gestapelt, das mehr und mehr di« Emaillewaren verdrängt. Wie di« Hausfrau Speisen frisch halten kann, führt die Firma SchmiedelLSachse an Hand ihres Kon. servierungsapparates vor. Das gleiche Resultat er- zielt mit anderen Apparaten Otto Scholz, sowie die Firma Zirrgiebel. Mit Wannen, Wasch- und Wringmaschinen ist Otto Garbad« vertreten. Diesen Leipziger Firmen schließen sich auswärtige an, vor allem Hersteller chemischer Produkte. Henkel L C o. Düsseldorf, bringen nbcn ihren Rei- nigungsmitteln Persil und Ata ein neues Eicrkonser- vrerungsmittel Portil, die ckem Fabrik Schleich Berlin, außer Parfümerien ein Waschmittel Ogronah die Sunlich t-Gesellschast, Mannheim, führt prak- tisch die Reinigungskraft ihrer Lux-Flocken vor, mäh- rend.Gentner, Göppingen, den Waschextrakt Gold, perle empfiehlt. Ein Idyll inmitten oll des Kunst- und Geiverbe- fleißcs bildet die Koje „Blumen fürs Heim" von Sus. Friedel, Leipzig. Die kust- und farbensinnige' Zusammenstellung der Blütenpracht ist ein ästhe- Uscher Genuß. — Schönstes Kunstgewerbe in Por- zellan und Bronze, s owie Kristall reichen Schliffes zeigt Otto Buhlmann, Leipzig. Einen weiteren Hinweis verdienen die vom Ausgcsta^ter der Aus stellung, Innenarchitekt Ahrens, entworfenen Möbel. Zum Schluß seien den im kaufmännisch« Beruf tätigen Frauen die Rechen- und Addiermaschinen der Firma Stube, Leipzig, zur Beachtung empfohlen. Auch an der Nachbarkoje von R. R L b e r. Textil- waren, Leipzig, wird niemand achtlos vorübergehen. Der Freitags-Vortraq, 5 Uhr, bringt eine Erlau- terung d«s Aufbaus der Höheren Schule für Frauen- berufe durch Oberlehrerin Fräulein Kichm. Schülerinnen, dieser Schule werden erzgebirgisch: Lieder singen. Rheinischer Abend Es war ein guter Gedanke des Rheinländer- Vereins in Leipzig, gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Rhein- und Ruhrland umstrittener ist als je eine qroßzüg'g« Gedenk- und Erinncrungsfeier zu veranftaltcn. Den Mittelpunkt der schönen Feier im Zoologischen Harten bildete eine Ansprache des Reichstagsabgeordneten Landgerichtsdirektors Dr. Wunderlich (Leipzig), der in begeisterten Wor- ten für die Sache unserer Brüder nnd Schwestern im Westen warb. Sie hatten die Willkür der Feinde am eigenen Leibe gespürt. Was sie gelitten hätten, da von mache sich der Mitteldeutsche keinen Begriff. Nicht nur persönllichc Vergewaltigung sei an der Tagesordnung, auch die ganze Wirtschaft sei auf das schwerste zerrüttet und geschädigt. Nock) immer ver- folge der Franzose hartnäckig die Absicht, das Rhein- land von uns abzutrennen, aus dem Ruhr- land einen zersplitterten Sonderftaaten- komplex zu machen. In der Wiedergutmachung des Unrechts an Vertriebenen und Gefangenen sei man erst am Anfang. Hier stehe noch viel Arbeit bevor. Zuletztsoll« man nicht vergessen, daß bereits 1925 laut Versailler Vertrag di« erste Zone zu raumen fei. Rhein, Ruhr und Reich auf ewig ungeteilt müsse unsere Losung fein. Den festlichen Teil bestritten abwechselnd das Musikkorps des 2. Batl. (Sachs.) Iusanterie-Mgi- ments Nr. 11 sowie dessen Spiclmannszug, das Waldhornquartett des Gewandhaus-Orchesters und der neue Leipziger Männergssang-Perekn. Rhein- ländersoli boten Opernsänger Ernst Wachter und Konzertsänger Andreas Irion. In vorgeschrit tener Stunde beschloß der Gesang des „Deutschland- liebes" die Feier. * Bevöst'erungsvargönge in Leipzig. Nach dem 26. Wochennachweis des Statistischen Amtes der Stadt Leipzig fanden in der Woche vom 22. bis 28. Juni 94 Eheschließungen statt. Die Zahl der Lebend geborenen betrug in der Woche vom 15. bis 21. Juni 182„ davon 100 Knaben und 82 Mädchen. 46 Lebend geborene waren unehelicher Abkunft. Totgeborene wurden 6 fcstgestellt. Gestorben sind in der Woche vom 22. bis 28. Juni 125 Personen, darunter 8 Kin- der unter 1 Jahr. Unter den Gestorbenen war die Zahl der männlichen Personen mit 64 etwa» größer als die Zahl der weiblichen (61). Von den Tode», fällen entfielen auf Kindbettfieber 1, Keuchhusten 1, Tuberkulös': 20, Lungenentzündung 5, sonstige Krank heiten der Atmungsorgane 3, organische Herzleiden 6, Gchirnschlag >2, Krämpfe der Kinder 2, Plagen- und Darmkatarrh 4, Krebs 18. 7 Personen erlagen tödlichen Unfällen, die gleiche Zahl endete durch Selbstmord. Keine Erhöhung der DüngeradfuhrgekShr. Das Presseamt der Stadt Leipzig schreibt uns: Die in der letzten Stadtverordnetensitzung erwähnten Ge rüchte, nach denen die Düngerabstlhrgebühr sich be deutend erhöhen soll, entsprechen in keiner Weise den Tatsachen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist viel- mehr mit dem Gegenteil, nämlich einer Herab- setznng der Düngerabkuhr zu rechnen. TalmudTftora-rynaqoor, Kcilstratze 4, Otto-Schill- Slratze 6. Freitag, den 4. Juii, Abendgebet 7.SV Utzr. — Sonnabend, den 5. Juli, Morgengebct 8.30 Ubr, Jugend- goltesdiens, 3.3» Uhr. M'.mcha ö Uhr, nach Mimcha Perek. — Vortrag. SabatnuLgang 2.33 Uhr. ToS amrrilaniswc Konsulat hat am 4. Juli, da dieser Tag ein amerikanischer Nationalfeiertag ist, geschlossen. Kunstkalender Teller Feier des ArbettrrbtlduugStnstiluiS. Zur Feier der Freilassung TollcrS nach fünfjähriger Festungshaft, veranstaltet das Allg. ArbeiterbildungSinstitut TienS- tag, den 8. Juli, abends >,:8 Uhr. im Feurichsaal, Schul- stratzc, eine Vorlesung des .Schwalbenbuches", in dem Toller die Eindrücke und Stimmungen d«S Gesangcnttin« in lyrische Form gefakt hat. Friy Reiff wild mit dieser Vorlesung Abschicd von Leipzig nehmen. Karton nur an de: Abendkasse zum Preise von 1 Matt für Richt- anrcchtlcr. Konservaiorium der Musik zu Leipzig. Freitag, den 4. Juli, abcndö 6 Uhr, AuffuhrungSabend. Ein trittsgeld 1 GM. Im Programm: Toccata und Fuge siir Orgel (Op. 129, T-Moll) von M. Reger; Konzert für Klarinette (Ov. 74, Nr. 2, Es-Tnr) von C. M. von ik- c b c r ; Gesänge siir eine Altstimme mit Bratsche m»d Klavier von I. BrahmS: Konzert flir Klavier (A-Moll, 1. Satz) von E. Grieg. Don Kosaken 6yor. Auf vielseitigem Wunsch findet Freitag, 8 Uhr, ein zweites und letztes Konzert des Ton-Kosaken-Chors im Großen Fesisaale des ZcnlralthcatcrS mit vollständig neuer Vortragösolge statt. — Karlen sind bei Tb. Altbosf, Konzertkassc, und Franz Jost. Peterssteinwcg 1, zu haben. MSnnrrgcsangvrrein Concordia e. B. Sonnabend, den 5. Juli, nachni. 5 Uhr. ein 2. Konzert im Saale de« Gewandhauses aus Anlah der sechzigstihrigen Jubelfeier des Vereins. Chöre von Schubert, Neumann. Traescke, Rictsch. v. Othegraven und Hcgar gelangen zur Auf führung. Mitwirkendc find Edith v. VoigllSnder (Vio line) und Hans Geitzenhöncr (Begleitung). Karlen er hältlich bei C. S>. Klemm. Ncumartt. Tein Konzert folgt abends 8 Uhr ein AestaktuS im Saale dcS Zoologischen Gartens. „Die Große Welt" nnd „Der Die Das" sind Zeit- schriften, deren periodisches Erscheinen für eifr großes Publikum bereits eine Lebcnsnotwendigkeit ge- worden ist- Sie zu kaufen und zu les«n ist vielen Tausenden ein Bedürfnis wie der Sonntagsausslug oder der Theaterbesuch. — „Die Große Welt" Nr. 4 bringt wieder in bunter, lebendiger Fülle Erzählun gen und Bilder, die den Titel des Hesics vollkommen rechtfertigen. Und der Zweizeiler: Spare dir das Reisegeld! Kaufe dir „Die Groß« Well'I wird allen denen ein tröstlicher Rat fern, die nach einem Sommrrfrischenersatz suchen. - Und daß das 7. Heft von „Der Die Das" jedermann wunderschöne Unterhaltung bedeuten wird, wenn er abgespannt, ohne eigentlich müde zu sein, feiert, lehrt der andere Zweizeiler: Langeweile hast du, was? ' - Kauf' dir schleunigst „Der Die Das"! - „Die Große WUt ist für Gm. 1,50, „Der Die Das* für Gm. —FO überall zu haben oder durch die Leip- zigcr Verlagsdruckerei, G. m. b. H., oorm. Fischer L Kürsten, Leipzig, Iohannisgasse 8, direkt zu beziehen- Die vorliegende Ausgabe umfaßt 12 Seiten zu grotesker Irrtum? Zugegeben, daß unter den dreißig oder vierzig Kosaken, die sich unter Serge Iaroffs Leitung znsammenqerottet haben, Säuger mit unwahrscheinlich ergiebigem und schönem Stimmengut befinden, und zugegeben auch, daß in vielen dieser Leute jene undefinierbare Musikalität schlummert, die 'nstinklsicher ist. ohne erlernt zu wirken, die dumpfes seelisches Erleben gelegentlich zur schreckhaften Realität eines Klangs und zum Schrei des gefesselten Menschen nach dem Licht werden läßt — zugegeben all diese natürlichen Vor züge der Rasse und all die derb-feinen Reize des Volkstums: auf die Dauer wirkt solch« Art Kunst peinlich langweilig und lästig. Ein einzelnes Lied, wie das der „Darkcnschlepper" — man kennt es ans der we't. besseren Wiedergabe im „Blauen Vogel" — kann ergreifen. Aber der Rest des Programms? Kitsch ohne Unterschied, Kitsch. 8er um so stutim-mta^r wirkt, als sich mit ihm der Ernst der Wiedergabe verbindet. Man wird sich im übrigen nm diejenigen nicht zu sorgen brauchen, denen die dargcreichtcn musikalischen Gaben offenbar noch nickt genügten: solche Leute dürften auch nicht für die Erkenntnis zu gewinnen sein, daß eine Beethoven-Sinfonie etwas anderes ist. als die Petersburger Schlitten fahrt oder das Gebet einer Jungfrau ... k4 8. Um Pauer» Nachfolge in Stuttgart Durch ^>cn Verlust dcs als Konservatoriums Direktor nach Leipzig berufenen Professors Max Pauer war das Konservatorium in Stuttgartin eine schwie rige Lage versetzt worden; denn es war nicht leicht, einen guten Ersatz für ihn zu finden. Das Stutt garter Konservatorium hofft, durch die Berufung von Wilhelm Kemp ff zum Lehrer für Klavier- spiel und Direktor die Frage gut gelöst zu haben. Kempff, der 1595 in Jüterbog als der Sohn dcs Potsdamer Musikdirektors und Organisten Kempff geboren wurde, gilt als einer der begabtesten Musiker der jungen Generation. Lr lebte bisher als freier Künstler und hat sich während seiner Konzert- reisen durch ganz Europa einen ausgezeichneten Namen aeschaffen. Professor Willstätter nach Berlin berufen. Wie wir erfahren, hat die Kaiser-Wilhelm-Gesellichaft in Berlin dem Münchner Lhemieprofessor Dr. Richard W-illstättcr eine neu zu errichtende, nach seinen Wünschen auszugestaltende Forschunqsstell« angcboten. Damit würde der Gelehrte an die For- schung-ftelle, an der er bereit, eine Reihe von Jahren tätig war, zurückkehrcn.- Das Wissenschaft- lichc Mitglied des Kaiser-Mlhelm-Instttuts für Chemie in Berlin-Dahlem, Privatdozent Dr. Otto Hahn, ist zum zweiten Direktor des genannten In- stituts ernannt worden. Eine Berufung al» ordent licher Professor der physikalischen Chemie an die Technische Hochschule in Hannover hat er abqelehnt. Launenhaft« Primadonnen. Im Opernhaus zu Stuttgart mußte dieser Tage ein« Vorstellung der Oper „Eugen Onegin" abgesagt werden, da die beiden Vertreterinnen der Hauptrollen, Moje Forbach und Hedwig Iungkurth, vergessen hatten, zum Singen in das Theater zu kommen. Das Haus war nahezu ausverkauft. Das Publikum wartete ungefähr eine halbe Stunde, bis jemand von der Direktion vor der Rampe erschien und dem Publikum die Mitteilung machte, daß es der Inten danz beim besten Willen nicht gelungen sei, fest zustellen, wosich dieDamenim Augenblick befänden. Arabesken Es gibt Mäuntiherzcn mit eigentümlicher Akustik: Sie hören das Flüstern einer Frau besser als die Stimme der Pflicht. * In den schlimmsten Fällen pflegen die Frauen die Wahrheit zu sagen, weil sie wissen, daß man ihnen nicht glauben wird. * Prinzipien sind die Prothesen für fehlend« Eharaktece. * Kinder können Ausrufe- und Fragezeichen, Binde- und Trennungsstriche einer Ehe bedeuten. * Man muß anerkannt geistreich sein, um da« Privileg des Schweigen» zu genießen. * Man sollte niemanden darum beneiden, daß er reich ist! Denn entweder: Er ist auch außerdem ein vorzüglicher Mensch — dann wird er von seinem Geld« vorzüglichen Gebrauch machen. Oder: Er ist weiter nichts als reich — dann soll man ihm nicht noch diese seine einzige gute Eigenschaft mißgönnen. (Ditte AvvoriSmcn entnedmen wir dem «eu«fte* Heft d«O .Leden«', Rr. U.)
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