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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192407046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240704
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-04
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
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B.^gspr«I-ÄW-°'L^::?-7^:?^LÄ« O-» UH Anzeige«»««-: K»A^^WWÄL Besteügld ertr Au-land 6Gm.einlcvl.Poe,o. Erschein: lag! mora. >. > U U. M N M. ME M E M M MM M M M.M oeiundzwanzlg «oldpicnnige, ^ainiltenauzcigea van Privaten HSH.Sewan schlteb«SNUllungau« Schristl.GeschüstStt.^Drucker»«: -o-A-ile lech« Soldplennige. Sclegcnhct,San,eigen. Stellengesuch.- Se«V,ia. AoVanniSgafle 8 cJernspr. OrlSgelvr. Gammel-Rr.: 70811. -tctiame,eilen u. Rabatt« usw nach Tarif. ^ür komb.Austr.mit N.L,^. i^rrnacivr >708S-1?E>: ebenda u. in allen Filialen An,eigen-ui«d Sonderbedingungen. Plav- und DatenvorichriNen unverbindlich. Abonnemeni-Annahme: auch nimm« lebe« Postamt Bestellungen an. Erfüllung«»« Leipzig Poslschcck-Komo Leipzig 300«. r«K Leipziger Tageblatt eatbiilt di« »»tliche» vekaantmachaagen deS Valizeipralidiams Leivzig VerantwortNch sllr den Tert: I. V : Vaal Seidel, Leipzig. fE» 168 verantwortlich »iir Inserate: O»»ald VtUller, Lciptia-Naunbof. Druck ».Verlag: LeipzigervertagSdruckerei S m b.H.1,orw.!ztlcher L Kllrsten. kreitsg, üeo 4. füll 1924 Berliner Schristleilung Dresdner Zchrtillcitung -allesche Schristlettung Kochstr. 21 lssernlpr.TVnbofs 3600-3663» , Loschwitz. Schiller,>r. 35« Sernspr 3«703, 118. ssbro Martlnstrabe 17 (Fernsprecher 3588» Der weiß-blaue Ministerpräsident 3. Juli. K. I.. Lautes Sprechen wirt) in Deutschland schon als Politik angesehen. Das wissen am besten die Bayern. Da sie von Natur mit einer kräftigen Aussprache gesegnet sind, und dieses Talent außerdem durch ständige Uebung noch beträchtlich ausbilden, so kommt es denn, daß Bayern eine politische Bedeutung im Reiche erlangt hat, die in keinem Verhältnis zu seiner Flöchenausdehnung, noch weniger zu seiner Be- nölkerungszahl steht. Eine Beseitigung dieses Mißverhältnisses hat der Bayer stets durch noch stärkeres Krachschlagen zu vereiteln gewußt. Das war von alters her d i e bayrisch „Politik", und da sie reiche Früchte trug, wurde daran fest- gehalten. Dies „angestammte" Verfahren er wies sich vor allem nach dem Zusammenbruch im Jahre 1918 als sehr nutzbringend. Je lauter Bayern schrie, desto mehr Wirkung erzielte es auf den geschwächten Norden, der durch die Um stellung auf die neue Zeit stark mit sich beschäftigt war. Bayern, das sehr schnell die Revolution abreagierte und so Kräfte zum Handeln frei be kam, versuchte auf echt „vaterländische" Art die Notlage des Reiches auszunutzen, um für sich Vorteile, auf bayrisch: Reservate, heraus- zuschlagcn. Einer der Hauptmacher dieser Aktion ist seht Ministerpräsident von Bayern geworden. Dr. Held, Ehrendoktor der philosophischen Fakultät an der Universität Innsbruck, hat die Nachfolgerschaft Knillings angetreten. Zögernd tritt er in das grelle Licht der Regierungs bank. Wie schön war es dagegen in dem Halb dunkel der Bayrischen Volkspartci. Willenlos befolgten die Strohmänner Lerchenfeld, Knilling und auch Kahr seine Winke. Wenn man sich ver gegenwärtigt, daß die Kabinettskrise volle drei Monate währte, daß sich niemand in Paizern freiwillig kereitfand, die Ehre der Minister präsidentschaft auf sich zu nehmen, so wird der Entschluß Helds, die Leitung der Staatsgcschäfte öffentlich zu übernehmen, nur als eine Per fc ge n l, c i t s l ö'su n g zu betrachten sein. Es muß schon schlimm stehen, wenn der Parteiführer die Regierung in einem Augenblick übernimmt, in dem die Partei nur durch Koali tionen die Mehrheit erlangt, nachdem er vorher das gleiche Amt zu einer Zeit abgelehnt hatte, als die Partei allein die Mehrheit besaß. Die Persönlichkeit Helds ist nicht über ragend. Keine Fiihrrrnatur, sondern ein aal glatter Parteimann, ein äußerst geschickter Ver handlungsleiter,' der auch dann noch ein Kom promiß zustande bringt, wenn alle schon auf gegeben haben. Ein gewandter Parteikutichicrer, der die Links- und Rechtsströmung bei der Stange hält. Niemals aber ein Führer, der die Blassen zu Taten hinreißt, oder gar eigene Ideen cufzuweisen hat und zu verwirklichen sucht. Des halb wird alles beim alten bleiben. Die bayiische Regierungserklärung, wenn >hr überhaupt eine Bedeutung zukommt, zeigt an, daß die Zeiten spurlos an Bayern vorübergehen. Bayrisch-konservativ oder weiß blau allewege! Die bayrische Politik kennt, ab- gesehen von der am Anfang skizierten Haupt beteiligung, nur ein politisches Ziel: die Liq ui- dierung der Revolution. Darin ist alles enthalten! Gegen den Marxismus, gegen Berlin, gegen die Weimarer Ver fassung, gegen alles, was vom Unitarismus „verseucht" ist. Die Denkschrift, die Knil ling im Herbst vorigen Jahres in Berlin über reicht hat, und die von Held größtenteils in spiriert worden war, soll Richtschnur der bay- rsichen Regrerungspolitik sein. Das l>edeutet Kampf. Es soll uns gleich sein, wie sich Held in Bayern durchsetzt. Schwere Aufgaben harren seiner, denn er selbst hat ja sein Land im Gegen satz zu preußischen Junkern und Reaktionären, die U n ordnungszelle Deutschlands genannt. Die Programmrede deutet jedoch schon unver- blümt an, daß in Bayern mit Hilfe der Rechten einseitig gegen die Linke vorgegangen wird. Das Interesse im Reiche für die bayrisch Politik hebt erst an, wenn Held versuchen wird, seinen Sta a ts p rä si d e n t e n t ra u m, den Statthalterposten für den König, zu verwirk lichen. Trotzdem sich die Mehrheit des bayrischen Volkes gegen diesen Plan ausgesprochen hat, steht diese Frage mit an der Spitze des Pro gramms. Uebrigens ein Zeichen dafür, wie sehr die Wünsche des Volkes, dessen bester Gradmesser doch nun einmal die Abstimmung ist, zugunsten einer Partei unberücksichtigt bleiben. Direkte Gegenwehr vom Reich wird Held aber vor allem dann erfahren, wenn er offen die Rück- eroberung der Eisenbahn und Poft beginnt. Auch dieser Passus des Regierungsprogramms ist ein Beleg für die unwahrhastige und wenig vater ländische Politik der bayrischen Regierung. Jeder Deutsche weiß, daß die Eisenbahn eine große Rolle im Dawes-Gutachten spielt, von dessen Roherem der Reichsregierung mit -en Ministerpräsidenten -er Länder Oie Durchführung -es Dawesplanes Berlin, 3. Juli. si?ig. Tel.) Tie Konferenz der MinifterpräfivenLcn unv LtaatSpräsidenten der deutschen Länder ist heute vormittag nm 10 Uhr beim Reichs kanzler zusamniengctreten. Sämtliche Landcsobcrhänptcr sind anwesend. Lo vor allem die drei neuen Ministerpräsidenten K> e l d für Bauern, Bazille sür Würt temberg und Brandenstein für Mecklenburg. Der preußische Ministerpräsident Braun, der zurzeit nicht in Berlin weilt, wird durch Ltatösckrctär Weis mann vertreten. Tie Konferenz dient einer Besprechung der allgemeinen politischen Lage, vor allem der Behandlung der Rcparationsfragc, des Tawcsgutachtcns und seiner Verwirklichung, die vielfach in die Tphärc der Länder eingrcift. Tie Be sprechungen sind durch längere Vnssührnngen des Reichskanzlers eingelcitet wor den. Auch der Rcichsanszcnminister Ltresenrann nimmt an der Besprechung teil. u Berlin, 3. Juli. (Lig. Tel.) Die all' gemeine Aufmerksamkeit konzentriert sich jetzt nach der vorläufigen Erledigung der Militärkontrollsragc auf die Vorbereitungen zur Verwirklichung des Dawes-Planes. Ihnen gilt die heutige Konferenz der Ministerpräsidenten, und sie war auch dos Thema der gestrigen Tagung- des Reichsverbandes der In- duftrie. Die dazu notwendigen Gesetzentwürfe be finden sich bereits in der Ansabeitung, ohne daß das Justizministerium aber bisher in der Lage gewesen wäre, zweifellos fcstzustellen, ob cs sich dabei um verfassungsändcrndc Gesetze handelt, zu deren An- nähme eine Zweidrittelmehrheit des Reichs tages notwendig sein würde. Sodann ist auch im Falle, daß diese Frage bejaht wird, das Schicksal der Gesetze noch keineswegs entschieden, d. h., es ist nicht vollkommen ausgeschlossen, daß sich auch im jetzigen Reichstag noch eine Zweidrittelmehrheit fin- det, so daß eine neue Parlamentsauflösung über flüssig wird. Auch die Arbeiten der drei O ganisationg- körn itces schreiten nicht gerade schnell nowärts. Insbesondere muß das bei dein Komitee festgestellt werden, dessen Ausgabe die Vergebung der Industic- obligationen ist. Jedoch werden, wie ja heute auch offiziös bekonntgegebcn wird, diese Schwierigkeiten keineswegs etwa von Deutschland verursacht, sondern sie sind zwischen den Vertretern der einzelnen Alliier ten entstanden. Diese Darstellung wird dadurch be stätigt, daß der bisherige Vertreter Frankreichs in diesem Komitee, Deschamps, soeben abberufen und durch Professor Allix ersetzt worden ist, der bereits als Mitglied des Dawes-Komitees in Berlin war und sich dabei als sachlicher und voruteilsloser Unterhändler ausgezeichnet hat. Am ruhigsten und vollkommensten scheint das Eisenbahnkomitee seine schwierig^ Arbeit dem Ende nahegebracht zu haben. Der Giand der Arbeiten für -en Dawesplan Vom Wolsfschen Büro wird folgende Mit teilung verbreitet: Die schriftlichen Unterlagen der Entwürfe für die Arbeiten des Komitees waren von deutscher Seite schon fertiggestellt, bevor die Komitees zu ihrer erst-^ Sitzung znsammengetrcten waren. Die alliierten Mitglieder des Eisenbahnkomitees und des Gold- nctenkomitees haben demgemäß auch wiederholt an erkannt, daß auf deutscher Seite alles ge schehen ist, was zur Beschleunigung der Vorarbei ten und zur Durchführung des Snchverständigenqut- achtens erforderlich war. lieber den Stand der Arbeiten der drei Organisationskomitecs erfahren wir folgendes: Das Gold notenkomitee tritt noch Ende dieser Woche in Berlin zu seiner letzten Sitzung zusammen, so daß angenommen werden kann, daß die verschiede- nen Gesetzentwürfe, die sich aus die Errichtung der Goldnotenbank beziehen, nämlich die Entwürfe sür das Goldnotenbankgesetz, das Bankstatut, das Renten, bankgesetz und das Münzgesetz in der nächsten Woche fcrtiggrstellt werden. Das Eisenbahnkomitee beendigt heute seine zweite Lesung. Am 10. Juli tritt es zur zweiten Lesung in London zusammen. Die dritte Lesung nimmt voraussichtlich 4—5 Tage in Anspruch, so daß mit der Fertigstellung der auf die Reichsbahn bezüglichen Gesetze in dem Eisenbahn- komitee selbst vor -em 15. Juli nicht gerechnet wer- den kann. Wann das Industrieobligations- komitee seine Arbeiten beenden wird, läßt sich zurzeit überhaupt noch nicht absrhen. Das Komitee Durchführung wir die Befreiung der besetzten Gebiete erhoffen. Bayern versucht diese Pläne zu durchkreuzen, ohne von seiner Seite etwas anderes als billige Phrasen anzubieten. Herr Held dürfte sich aber täuschen, wenn er glaubt, seine Ziele leicht zu erreichen. In dem selben Verhältnis wie seine Partei an Kraft ver loren hat, in demselben Verhältnis hat die Macht des Reiches gewonnen — dank der Weimarer Verfassung. Auch Bayern wird sich bequemen müssen, sich der neuen Zeit anzu»>asseu. Be kanntlich dauert die Umstellung im Bannkreis des Maßkruges etwas länger. kann wegen der. Haltung des bisherigen französischen Vertreters in dem Komitee, Deschamps, in den grundlegenden Fragen überhaupt noch nicht zu einer Einigung kommen. Das weitere Tempo der Arbeit in diesem Komitee wird davon abhängen, welche Hal- tung nach dem Rücktritt von Deschamps das neu ernannte französische Mitglied des Komitees ein- nehmen wird und welchen Einfluß die Ernennung eines neutralen fünften Mitgliedes aus die Arbeiten haben wrd. Ter Zeitpunkt, zu dem die Gesetze dem Reichs tag vorgelegt werden können, hängt demnach gar nicht in erster Linie von der Entscheidung der Reichsregierung, sondern von den Organisatonskom- tees ab. Die Reichsregierung hat den drin" "den Wunsch, daß die Komitees ihre Arbeiten so >„)irell als möglich zu Ende führen und wird, wie bisher, auch weiterhin die Komitees zur Erreichung dieses Zieles mit allen Mitteln unterstützen. Oer Reichsvep-an- -er deutschen Industrie über das Gutachten Berlin, 2. Juli. iE ig. Te l.s Im Hanptausschuß des Reichsverbandes der deutschen Industrie er- statteten heute berufene Sachkenner Bericht über die Beratungen des hier zur Bearbeitung des Sach verständigengutachtens eingesetzten Ausschusses. Rechtsanwalt Lammers sprach' über die Stellung des Reichs verbau des zum Sachverständigengutachten, Professor Flcchtheim üver die I n d u st r i c o k 1 i g a t i o n e n, Direktor Dr. Silvcrbcrg über die Organisation der Eisenbahn, Direktor Eremer über die Gold- bank, Reichsminister a. D. v. Raumer über die Auswirkungen des Gutachtens auf das Budget. Mit über hundert gegen zehn Stimmen wurde bei zwölf Stimmenthaltungen dann folgende Ent schließung angenommen: „Der Hanptausschuß des Rcichsvcrbandes der deutschen Industrie bestätigt die Entschließung des Präsidiums und Vorstandes vom 24. April 1024 und erklärt, daß durch die inzwischen cingetretene Ent- Wicklung der geschäftlichen Lage die Bedenken über die Erfüllbarkeit der Reparationsansprüche e r - he blich verstärkt sind. Er weist in Uebcrcin- stimmnng der Grundbedingung des Gutachtens er- neut darauf hin, daß die alsbaldige Wiederher stellung der vollen administrativen und wirtschaftlichen Souveränität des Deutschen Reiches in den besetzten Gebieten Deutsch, lands für den Fall der Annahme des Gutachtens g c - sichert sein muß." Verzögerung der Londoner Konferenz? Frankfurt a. M., 3. Juli. (E i g. Tc l.) Von einem Teil der französischen Presse, auch von ent schieden links eingestellten Blättern, wird gegen die deutsche Regierung seit Tagen der Vorwurf erhoben, daß sie die Verabschiedung der zur Durchführung des Dawesplancs notwendigen Gesetze absicht - lich verschleppe. Es scheint, daß es sich hier um ein grundsätzliches Mißverständnis handelt, das bis in die maßgebenden Kreise reicht. Wie der Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" non einer in der Regel ausgezeichnet unterrichteten Seite hört, ist Herriot selbst bi- in die letzten Tage der Auffassung gewesen, daß die deutsche Regierung in der Lage sein würde, die verschiedenen Gesetzent würfe vor Zusammentritt der Londoner Konferenz durch den Reichstag votieren zn lassen. Dieser Irr- tum ist um lo befremdlicher als, wenn nicht Herriot selbst, so doch seinen Mitarbeitern, im Außen- Ministerium bekannt sein muß, daß die Gesetzent würfe, bevor sie dem Reichstag vorqelegt werden können, der Zustimmung der Re para- t i o n s k n m m i s s i o n bedürfen und daß die vor- bereitenden Arbeiten in dem auf Grund des Sach verständigengutachtens eingesetzten gemischten Ko- mitee noch ziemlich weit von ihrem Abschluß ent fernt sind. Herriot ist auf dieses Mißverständnis von kompetenter Seite aufmerksam gemacht worden und cs scheint die Folge zu sein, daß man hier ernst- hast eine Hinausschiebung des für den 16. Juli in Aussicht genommenen Zusammentritts der Londoner Konferenz in Erwägung zieht, da man »um Teil auch au« innerpolitischen Gründen den größten Wert darauf legt, daß die orei Gesetz entwürfe über die Eisenbahnen, die Industrieobli gationen und die Emissionsbank noch vor dem Be ginn der interalliierten Beratungen unter Dach und Fach seien. Günstige Aussichten für die deutsche Anleihe London, 3. Juli. sEig. Tel.) Der „Daily Telegraph" meldet, daß nach einem glatten Ver laus der Londoner Konferenz derDawesplan «in 1. September in vollem Umfange in Kraft treten könne, da höchstens noch vier bis sechs Wochen notwendig seien, um die Ausschüsse und Kontrollorgane cinznsetzcn. Sei dies aber geschehen, so sei der Zeitpunkt gekommen, wo die im Dawes- plan vorgesehene Anleihe v o n 4 0 M i l l i o n e n Pfund in England und Amerika aufgelegt werden könne. Das Blatt meint, daß man in unter- richteten Litykreisen jetzt viel günstiger über die Aussichten einer deutschen Anleihe denke als noch vor einiger Zeit. -end man im Frühjahr iroch darauf hinwies, daß die Ver zinsung der Anleihe 7—8 Prozent netto betrogen müßte, sei man jetzt zu der Ueberzcuqurm gelangt, daß 6—7 Prozent ausreichend sein würden. Ser Katt Beschamps Paris, 3. Juli. (E i g. Te l.) Die „L r e Rou- vellc beschästigt sich in ihrem Leitartikel mit den Gründen, orc die Demission des französischen Sach verständigen Deschamps in dem Ausschuß für die deutschen Indnjtrieobligationcn herbeigcführt haben. Der Konflikt, der die Abdankung des Vorsitzenden der Liller Handelskammer erzwungen hat, geht dem Blatt zufolge darauf zurück, daß dieser sich aus den Dirck- tincn des Kabinetts Poincare inspirierte und aus dieser Grundlage verlangte, daß zur Aufbringung der ä Milliarden Hypotheken der deutschen Industrie lediglich gewisse große deutsche Industricfirmen hcr- nngczogcn würden Diesem Gesichtspunkte sei der italienische Vertreter Bianchini entgcgengctreten, und nach einer Reihe nutzlos verlaufener Be sprechungen sei Herr Deschamps gezwungen gewesen, seine Demission cinzureühcn. Der Standpunkt Poin- corö—Deschamps war illusorisch. Es erscheint in brr Tat unmöglich, die ö Milliarden, die verlangt werdet, aufzutrciben, wenn nicht die Gesamtheit der deut- scheu Industrie hcrangczogcn wird. Der (Müschen- fall Deschamps beweist, daß, wenn die Politik des nationalen Blocks fortgeführt worden wäre, sic prak tisch eine Ausführung des Dawesplanes verhindert haben würde. Oie Hetze gegen Herriot Paris, 3. Juli. (Eig. Tel.) Ein Teil der Oppositionsprcssc läßt heute bereits erkennen, wie einige Erklärungen, die Herriot anscheinend gestern im Senatsausschuß abgegeben hat, in der nächsten Zeit gegen das Kabinett ausgewertet werden sollen. Das „Echo de Paris , das die schärfste und die gehässigste Opposition treibt, laßt sich heute von seinem Londoner Berichterstatter den angeblichen Inhalt der englischen Einladung zur Londoner Konferenz melden. Die Londoner Note, so heißt es dort, erkläre zunächst, daß die Londoner Konferenz, nachdem nunmehr der Sachverständigen plan von allen Mächten angenommen sei, im wesent lichen den Zweck haben werde- sich über die Mittel der Durchführung zu einigen. Da der Lach- verständigenberichl Verpflichtungen sür Deutschland enthalte, die über den Versailler Vertrag hinaus gehen, so müsse man im voraus ein Arrangement treffen, das von allen Ländern zn unterzeichnen sei, die irgendwie an der Ausführung des Planes be teiligt seien, d. h. von den Deutschen ebenso- gut wie v o n den Alliierten. Damit dieses Arrangement nicht die Form einer Erneuerung des Versailler Vertrages annehme, solle auch ein Proto- koll mit folgenden vier Punkten unterzeichnet werden: 1. Dir Signatarmächtc treten dem Lachvcrständi- gcnplan bei. 2. Zu einem von der Konferenz scstzusetzendcn Zeitpunkt muß Deutschland olle Maßnahmen für die Durchführung des Planes getroffen haben. 3. Zn einem Zeipunkt, der etwa 2 bis 3 Wochen nach dem ersten liegt, müssen die Alliierten alle wirtschaftlichen und sinanziellen Sanktionen gegen Deutschland aufgehoben haben. 4. Die Alliierten verpflichten sich, keine Sank tionen mchr onznwenden- wenn Deutschland seine Verpflichtungen nicht ernstlich verletzt. Jeder zu künftige Verstoß soll durch einen n c u e n, von der Reparationskommission unabhängigen Orga nismus geprüft werden, da die neuen Verpflich tungen Deutschlands nicht im Rahmen des Per- sailler Vertrages liegen. Alle Meinungsverschieden heiten über die Auslegung dieses Protokolls werden vom Internationalen Gerichtshof im Haag erledigt. Pertinax benutzt diese ihm sehr gelegen kom- mend« Informatik« »u scharfe« A»ßriffen
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