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kinrol-w.: 20 Oolljpfg. --- 200 Wliafüen ^Srn-^u»s«d« Reklamezeilen ulw. naw Taris. PretSnawlatz bei Abschluh. Platz- Datenvorschrttten unverbindlich. Für da« Ausland entsprechender Aufschlag. SrsüllungSori Leipzig Postscheckkonto Leipzig 3001. Durch die Post in Deutschland monatlich ' »Ur die «-samt-lTiadt-u Post.)«»Na«»: VLzUgSprelS. z Goldmark; Ausland 6 Goldmark ein- ^i»KkIge«HDrriv. Die I2geipaltene 24 nun breite om^Zeite twiiestlicd Porto. Erscheint täglich morgens. Höhere Gewali uvcluuvzwanzig Goldplennigc, Familicnanzcigen von Privaten lchlieszr Erfüllung au«. Schrillleitung. GclchäliSllelle, Druckerei M M MM, M mw.Lerlc lech« Goldpsennigc. Gelegenheitsan,eigen. Stellengesuche Leipzig. AohanniSgasse 8 lJernspr.OrlSgespr. Sammel-Nr.: 70S11. M Reklamczeilen usw. nach Tarif. PretSnachlatz bei Abschlutz. Plov-und ' 1708S-170S2): ebenda u. in allen Filialen Anzetaen-und schließlich Porto. Erscheint täglich morgens. Höhere Gewalt schließt Erfüllung au«. 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Ueber das Wie jedoch ist eine Einigung noch nicht erzielt worden. Denn immer noch werden die ehemaligen Kriegsgegner Deutsch lands von der Vorstellung beherrscht, daß das deutsche Volk bis zur Grenze seiner Leistungs- fähigkeit zahlen und deshalb über.diele Grenze hinaus belastet werden müsse. Dieser Geist spiegelt sich auch im Dawes-Bericht wider. Die sachverständigen fühlten mehr oder weniger dumpf den Widerspruch, der darin liegt, und suchten ihn durch eine Fülle von Klauseln zu Theben. Aber ein über seine Leistungsfqhigkeit belastetes Deutschland ist kein taugliches' Glied der Weltwirtschaft. Das weiß man in Deutsch land und auch anderwärts. In Deutschland drückt sich dieses Wissen darin aus, daß sich die Stimmen mehren, die den Dawes-Bericht ab- lcbnen. Meist in etwas gewundenen Sätzen uri.d mehr zwischen den Zeilen, weil das Sach- verständigrnkomitee schließlich ja doch eine Instanz ist, die in der Welt Ansehen genießt. Anderwärts führt diese Erkenntnis zu einem Rivalitätskampfe um die Führung bei der Wiederherstellung der Weltwirtschaft. Dafür kommen natürlich nur zwei LänLer tn Betracht: Amerika und England. Der Kampfzwischen Dollar und Pfund ist der äußere Aus druck dieses Wettstreites, bei dessen Austragung auch Deutschland eine hervorragende Rolle zu- gc,dacht ist. Denn dieses hochentwickelte in dustrielle Land vor allem ist es, das es in der Weltwirtschaft einzubeziehen gilt. Man kann sich zu dem neuesten Keynes stellen wie man will, man kann von der K u n st w ä h r u n g, die er predigt, begeistert sekn oder sie ablehnen und auf eine alleinselig- nmchen.de Goldwährung schwören; eines läßt sich nicht leugnen: die Keynesschcn Gedankengänge lassen sich mit Verstandesgründcn nicht von vornherein ablehnen. Dazu sprechen zu viel wirt- schaftliche Tatsachen für sie. Man kann sie zu nächst nur glauben oder nicht glauben, und das allein genügt nicht, um alle Bedenken zu zer- streuen, die Amerika wegen seines Goüdüber- flusses haben muß. So wird die Keynessche Lehre einerseits England in seinem Streben um die wirtschaftliche Vorherrschaft das Rückgrad stärken, während es Amerika aus seiner Taten losigkeit aufrüttelt. Daraus wohl erklärt sich die größere Geneigtheit der weltwirtschafttreiben- treibenden Kreise Amerikas, Deutschland Geld zu leihen, um so auf die Art und Weise, wie Deutschland in den Weltwirtschaftsprozeß wieder cingegliedert werden soll, Einfluß zu erlangen. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß der Kampf zwischen Dollar und Pfund eine praktische Bedeutung erlangt, die das Sachverständigengut achten, soweit es für Deutschland unerträgliche Lasten bringt, zum toten Buchstaben macht. Deutschlands Aufgabe sollte es sein, diese Mög lichkeiten nach Kräften zu fördern. Dies kann aber sicher nicht dadurch geschehen, daß — wie gewisse Kreise anscheinend versuchen — eine der Ablehnung des Gutachtens günstige Stimung erzeugt wird. Wir müssen alle Möglich keiten, die sich uns bieten, ergreifen, auch wenn sie zunächst noch keine ideale Lösung darstellen. Wir müssen uns endlich abgowöhnen, prinzipielle Standpunkte einzunehmen. Das wird freilich schwer fallen. Die Neigung der Deutschen, um Prinzipien zik kämpfen statt um praktische Er- folge hat sich in der letzten Zeit ja eher verstärkt. Der Streik im Kohlenbergbau könnte beendigt sein, wenn sich nicht beide Parteien auf ihre Prinzipien versteiften. Die Arbeiter er- klären, sie wollen länger arbeiten aber prinzipiell am Achtstundentag festhalten, die Unternehmer und der Schiedsspruch jedoch stehen auf dem Standpunkte, daß die Mehrarbeit zwingendes Recht sein müssen und lehnen die von den Ar- beitern au» freien Stücken an gebotene Mehr- arbeit ab. Den Schaden für diesen Streit um das reine Prinzipielle trägt die deutsche Wirt schaft. Diese Erkenntnis sollte uns auch in den großen weltwirtschaftlichen Fragen als Leitstern dienqn. . Oie industrielle Fronde»«««»->» Oawesplan Der völkische Oberfinanzrat Bang als Wortführer Diskussion wir- ausgeschlossen Berlin, 19. Mai. (Eig. Tel.) Die in der vori- gen Woche gegründete „Deutsche Industrie!» len-Vereinigung* hatte zu heute vormittag die deutsche Industrie zu einer großen Kundgebung gegen die Annahme des Sachvcrstandi- gcnberichtes ins Hotel Esplanade geladen. Der Einladung waren etwa 200—300 Industrielle gefolgt, non bekannten Persönlichkeiten nur die, die bei der Begründung des Bundes beteiligt waren. Aus den leitenden Kreisen des Reichsverbandes der deutschen Industrie und der Bereinigung deutscher Arbeitgeber verbände war Geheimrat Borsig erschienen, der anscheinend auch in der Diskussion zu dem Programm der neuen Bereinigung Stellung nehmen wollte, doch zog man es vor, um die größere Einheitlichkeit der Kundgebung nicht zu mindern, keineDiskus- sion zu veranstalten. Die Tagung selbst wurde geleitet von dem Di rektor der Rütgerswerke Möllers-Berlin. Herr Möllers erklärte, die Betätigung des Bcrbandes sei wirtschaftspolitisch, nicht parteipolitisch. Neben dem grundsätzlichen Aufbau einer deutschen Wirtschafte- ordnung — die heutige Wirtschaftsordnung sei „weder deutsch noch Wirtschaft* (!), sei die wesentliche Auf- gäbe der Bereinigung die Stellungnahme zu den Sachverständigengutachten. Deshalb sei sie gegründet worden. Das Ziel sei, das Steuer im Reichsverband der deutschen Industrie herumzuwerfen und damit die Bereinigung als selbständige Organisation un- nötig zu machen. Allerdings sei es zweifelhaft, ob unter der jetzigen Leitung ein Umschwung im Reichs- verband möglich sei. Dieselbe Gegnerschaft wie gegen die Reparationspolitik des Reichsverbandes bestehe auch gegen die „Vereinigung deutscher Arbeitgeber verbünde*. Dieser Erklärung folgte ein langes Referat des Oberfinanzrats a. D. Dang, des Finanzsachverstän digen der „Deutschen Zeitung*, den man sich ebenso wie bei der Gründunasversammlung, auch diesmal wieder als wirtschaftlichen Berater verschrieben hatte. Herr Dang begann mit einer persönlichen Erklärung. E sei in der Presse als Finanzminister der Kapp-„Regierung* bezeichnet worden, doch sei er weder Tage noch Stunden, oder auch nur für Se kunden, Finanzminister Kapps gewesen. Wahr sei vielmehr, daß Kapp ihm den Antrag zur Ueber- nähme des Finanzministeriums gemacht Hobe, daß er aber diesen Antrag abgelehnt HÄe. Der Plan der Sachverständigen sei nur eine Zusammenfassung der beiden Reparation»- angebote der Regierung Cuno vom 2. Btai und 7. Juli 1923. Damals habe man eine Belastung der deutschen Reichseisenbahnen und des Industricbesitzes mit je 10 Milliarden Goldmark und Berpfändungs- recht angeboten. Damals seien bereits die Steuern und Zölle der Entente zur Verfügung gestellt worden. Bei der Industriebelastung nach dem Gut achten handele es sich um die „bolschewistische Methode der Micumverträge, übertragen auf die Reparationsleistungen*. Sodann behauptete der Redner, daß durch die Kontrolle, die in dem Sach- vcrständigenplan festgesetzt sei, der feindliche Schnüffeldicnst der Fabrikbesichtigungen bis ins ein zelne durchgeführt werden würde. Die Beamten würden zu Zöllnern des feindlichen Prokonsuls. Die in der Oeffentlichkeit und auch vom „Reichsverband der Deutschen Industrie* besonders gerühmte Rege lung der Transferse, mit denen sich Herr Bang nur sehr kurz beschäftigte,, seien im Grunde ge nommen nur ein Mittel zur äußersten Ausbeutung und Knebelung der deutschen Wirtschaft. Auch mit der neuen Währung würde es nicht» sein. Wir bekommen eine hinkende Währung, genau so hinkend wie die, die wir hatten. Am Nachmittag wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt: „Die Stellungnahme der Leitung de« „Reichsverbandes* zu dem sogenann- ten Sachverständigengutachten hält di« Versammlung für durchaus verfehlt. Anstatt diese Gutachten für annehmbar zu erklären, hatte di« Spitzenvertretung der deutschen Industrie die Verpflichtung gehabt, auf die schweren Schäden hinzuweisen, die dem gesamten deutschen Volksleben aus einer Annahme der Gut achten droht. Denn die Reparationsforderungen Frankreichs seien im Grunde genommen direkt von der amerikanischen Hochfinanz, und auch di« Sachverständigen selbst seien nur Sachwalter der Interessen des Morgon-Kapitals." Die platzverteilnng im Reichstag Breslau, 19. Mai. (Eig. Tel.) Die dem Reichs tagspräsidenten Loebe nahestehende „Breslauer Bolkswacht* berichtet im Hinblick auf die für den 20. Mai einbcrufen« Sitzung der Parteiführer des neuen Reichstages, in der über die Platzverteilung gesprochen werden soll, über di« Schwierig keiten, denen die Platzfrage begegnen werde. Es heißt dort: Fangen wir bei der Linken an, so werden zunächst 62 Kommunisten ihre Plätze auf der äußer sten Linken nehmen und neben ihnen müßte nach dem ultraradikalen Programm, das er im Wahlkampfe verfocht, Herr Kunze mit seinen drei Getreuen Unter- kunft finden. An die 100 Sozialdemokraten, die sich dann anschließen, müßten sich von Rechts wegen die 32 Völkischen gruppieren, denn sie haben sich anti- kapitalistischer gebärdet, als die Mittelparteien. Gräfe und Ludendorff sind ober jetzt nicht be reit, soweit nach links überzusiedeln, und wollen in der Nachbarschaft der Deutschnationa- l e n bleiben, und zwar nicht einmal rechts von ihnen, sondern links. Diesen Platz bestreiten ihnen jedoch die 44 Abgeordneten der Deutschen Dolkspartei, die ihrerseits behauptet, sie sei die nächste Nachbarin der Deutschnationalen. Es wird sich weiter eine An»- einadersetzung daran knüpfen, ob di« Deutsche Volks- Partei, wie di« Völkischen es wünschen, links vom Zen- trum Platz nehmen. Eine solche Gruppierung, aber im entgegengesetzten Sinn«, wünscht di« Bayrische Volkspartei, die bisher zwischen Demokraten und Zentrum saß und die nunmehr recht» vom Zen trum bei den nationalen Parteien ihren Platz finden möchte. Ueber di« Präsidcntenfrage weiß das Blatt sodann noch zu berichten, daß di« Deutschnationaleu als Nachfolger Loebe» unverbindlich den ehe- maligen Oberbürgermeister und Staatssekretär Dallraff und da« Staat»rat«nitglied Stet- ninger nennen, und meint dazu, daß die sozial demokratische Fraktion den Gelüsten der Deursch- «»»tzinsch« Wirk Oie Besprechungen der Mittelparteien Berlin, 19. Mai. (Eig. Tel.) Im Laufe des heutigen Tages finden unter den Führern der der zeitigen Regierungsparteien Besprechungen statt, ine der Aufstellung eines gemeinsamen außenpoli tischen Programms oder vielleicht richtiger ge wisser Mindestforderungen gelten, die, falls die Deutschnationalen sie annehmen, eine Verständi gung über eine Regierungsbildung mit ihnen mög- lieh machen würden. Eigentliche Verhandlungen zwischen den Deutschnationalen und den anderen Fraktionen über eine gemeinsame Regierungsbildung haben wohl noch nicht stattgefunden. Berlin. 19. Mai. (Eig. Tel.) Im Reichstag traten heute um die Mittagsstunde wieder die Führer der bürgerlichen Mittelparteien zusammen, um ihre Besprechung über die im Reichstag gemeinsam zu ver folgende Politik fortzusetzen. Eine gemeinsame Erklärung zur auswärtigen Politik wird vor bereitet. „Tapfere" Halenlreuzler Halle, 19. Mai. (Eig. Te l.) Am Sonntag fand aus Anlaß des 20. Stiftungsfestes des jüdischen Halleschen Turnvereins 1904 in der Turnhalle des Realgymnasiums ein Hallenturnfest statt. Als gegen 10 Uhr vormittags die jugendlichen Turner und Turnerinnen auf dem Schulhofe der genannten Schule sich versammelten, versuchten 20—25 mit Windjacken bekleidete Hakenkreuzjünglinge, die dicke Stöcke und Gummiknüppel in den Händen hielten, in den Schul hof einzudringen. Da dieser Versuch mißlang, klet terten sie über das den Hof umgebende Gitter und überfielen die Mtqlieder des Turnverein«, die sich zur Wehr setzten. Als das Ueberfallkommando der Schutzpolizei herbeigerufen wurde, flohen die An greifer in die gegnüberliegende Volksschule, wo sie sich in den einzelnen Klassenzimmern versteckten. Die Schutzpolizei, di« schnell zur Stelle war, suchte das Gttbäude ab und brachte die Hakenkreuzler in ge schlossenem Zug« zur nächsten Polizeiwache. * Der Polizeipräsident von Berlin hat di« „Rote Fahne* für die Zeit vom 18 Rai hi« zum 14. Im» Z. »erbot». . Oer Block -er Linken in Krankreich Don Privatdozent VViMsim Der republikanische Geist ist eine der charakteristischen Eigenheiten der großen französischen Wählermassen. Man mag manchmal das Gefühl hoben, daß er im Laufe der Zeit müde geworden märe, — in Augenblicken, wo das Volk seine republi- konischen Errungenschaften bedroht sah, schloß es sich doch immer wieder zum Schutze der Republik zu sammen, Ein derartiger Augenblick schien den Fran- zosen auch jetzt gekommen. Im „nationalen Block*, auf den sich das Kabinett Poincar6 stützte, waren Parteien vereinigt, denen es nicht mehr allzu ferne lag, den von ihnen und ihren in der Regierung sitzen den Vertretern schwer kompromittierten Parlamen- tarismus durch eine Diktatur zu ersetzen. Es bestand die Gefahr, daß nach Italien und Spanien auch Frankreich seine parlamentarische Vergangenheit ver leugnen könnte. Das führte dazu, daß die links republikanischen Parteien von den Radikalen, die mit der Clcmenceau-Gruppe gebrochen hatten, bis zu den Sozialisten, deren intransigenter Flügel als selb ständige kommunistische Gruppe sich abqespaltet hatte, ein Wahlbündnis schlossen, indem sie ihre Differenzen dem einen großen Gesichtspunkt, der Sicherung der Republik, untcrordneten. Die sozia- listischcn Parteiprogramme stehen einer Wohl- koalition mit den Bürgerlichen nicht entgegen, und auf dem bevorstehenden Parteitag wird entschic den werden, ob die Partei ihren Mitgliedern den Eintritt in die Regierung gestatten oder doch zum mindesten ihnen entgegen den Parteiprogrammen die Annahme des Budgets freistellen wird. Es entsteht nun die Frage, in welcher Weise die neue Kammermehrheit und die von ihr gewählt« Re gierung an die Angelegenheiten der Innen- und Außenpolitik herantreten wird. Klar ist dabei, daß beide Gebiete in innigem Zusammenhang stciM werden. In der Innenpolitik kommt zunächst die Ver waltungsreform in Betracht. Drc französische Verwaltung ist zu sehr zentralisiert, der bürokratische Apparat arbeitet zu schwerfällig, den untergeordnet n Stellen ist die Bewegungsfreiheit allzu sehr gchcmnn. die Gefahr einer Schematisierung der Verwaltung ist allzu groß. Seit etwa einem Pierteljahrhunderr wird eine Vcrwaltungsrcform im Sinne eines der historischen Entwicklung Rechnung tragenden Rcgio- nalismus gefordert. Das Programm will das Deparement als Einteilungsprinzip festhalten, aber die Macht des nach schematischen Weisungen der Pariser Zentralstelle arbeitenden Präfekten ein schränken, indem gewisse Zweige der Verwaltung der Aufsicht des Präfekten entzogen und nach den Be- dürfnissen mehrerer Departements verwaltet werden. Sodann sehen die Programme eine Erweiterung der Autonomie der Städte, die unter -em Regime Poincarös stark zensuriert waren, und die Schaffung von Zwcckverbänden zur Forderung ge wisser Sonderinteressen bestimmter Gebiete vor. Es handelt sich also um einen individualistisch ge- richteten Proqrammpnnkt der neuen Regierungs mehrheit. Es soll mit der Obrigkeitspolitik, dü im demokratischen Staate nicht mehr am Platze ist, ge brochen werden. Dieser Richtung soll nun auch hi: Handelspolitik folgen. Hier ist einer der Punkte, in denen sich Außen- und Innenpolitik auf das engste berühren. Es wird darauf hingcwiesen, daß durch die Prohibitionspolitik gegenüber der Ein- fuhr deutscher Waren systematisch die besten Repa- rationsmöglichkeiten zerstört wurden, vielleicht zum Vorteil einiger weniger französischen Industriellen, sicher aber zum Nachteil des Landes. Di« Linke be kämpft die für die einzelnen Ursprungsländer ver- sclfiedenen Zolltarife und fordert die Durchführung eines einheitlichen Goldzolltarifs ohne Rücksicht auf die Herkunft der Ware auf Grund mög lichst langfristiger Handelsverträge. Eine Mehrheit, die zum großen Teile mit den Stimmen der werktätigen Bevölkerung gewählt ist, wird ihr Augenmerk auch der sozialen Gesetz gebung zürnenden müssen, nachdem Ansätze, die auf diesem Gebiete, namentlich während des Krieges, ge macht wurden, zum großen Teile von der rein Oollarpariläten an Auslanösbörsen tn Billionen Mark iS. Mai 17. Mat Zürich Amsterdam 48 43 Lvado» — 4.2 Prag . . . . ... . 42 — Rew Bork (Borbörse). 42 „ (Nachbörse) 4« »««Istmircher Kelckimilll * 8oa6erIrsdEl