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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-01
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
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voiuier»t»g, 6e» 1. Leipziger Chronik Lm Zeichen -er pelze Pelzmesse in Leipzig, Pelzvorführungen im Hotel Astoria» Pelzmodenschau in der Al. bcrt Halle Leipzig steht, wie alljährlich um die Osterzeit unstreitig im Zeichen der Pelze. Wenn die sich verjüngende Natur man hat, von den Pelzum. hüllungcn Abschied zu nehmen, wird nochmals eine Gcneralschau über die Erzeugnisse der Pelzbeklei- dungsknnst adgenommen, wird der Feldzugsplan für die nächste Saison bekanntgegeben. Pon den Peranstaltungen anläßlich der Leipziger Osterpelzmcsse bildet di« P e l z m o d e n s ch a u un- streitig den Elou. Pom Ncichsbunde deutscher Kürschner aufs sorgfältigste vorbereit stellt sie ge wissermaßen das letzte gesellschaftliche Ereignis der Saison dar. Nicht nur Pelzhändler und Pelzlieb- Haber versammeln sich zu den Darbietungen der Pelzmodcnschau in dem weite» Rund der Albert- Halle» sondernauch alles, was sich zum „tout Leipzig* rechnen zu können glaubt. — Man hat auch in diesem ahre an dem glücklichen Gedanken festgchalten, die eigentliche Pelzmodenschau in ein artiges Lustspiel zu kleiden» das von Hans Bernhard geschickt zu sammengesetzt und von Rudi Gfaller inszeniert worden ist. „Mode ist Trumpf" heißt der Wien gib acht! „Unerhörtes war von dieser Revue, über- Haupt von dem neuen Revucngeisi, der über Wien und Berlin heraufzog, gefabelt uwrdcn. Unerhört war in der Tat der Eindruck, den diese Revue „Wien gib acht* auf das ausverkaufte Haus machte. Man erwartete Sensationen, vielleicht sogar Skan dalöses. Das Skandalöse bliob aus, die Sensa- tionen aber trafen ein; sie waren durchweg ästhe tischer Natur." Die „Münchner Zeitung", die am 2. April, also vor kaum einem Monat, ihre Kritik der größten Aussraltunasrcvuc der Gegenwart mit diesen Worten einlcitet, kann mit Recht in ihrer spaltenlangen Rezension kaum genügend Worte der Begeisterung und des Lobes dieser auf dem Kontinent einzig artigen und einmaligen Schöpfung blühender Phan tasie uizd künstlerischer Gestaltungskraft finden. In der Tat ist die Revue „Wien gib acht* d i c Sen sation jeder Stadt, welche das Glück hat, das Wiener Roi.au/ertheatcr beherbergen zu können. Im Augen blick hat in München in der Preße ein förmlicher Wettkampf in der Begutachtung der neuesten — diesmal glücklicherweise unpolitischen — Münchner Sensation eingesetzt. „Aehnliches haben München und das Deutsche Theater kaum in den Zeiten seiner blendendsten Knnstlcrfcste erlebt* schrieben die „Münchner Neuesten Nachrichten* vom 3. April. Die Gelegenheit, die Wahrheit des Dichlerwortes zu bekräftigen, daß Leipzig ein Klein-Paris sei und seine Leute bilde, hat selbstverständlich die rührige Direktion Adolf Pogcl nicht ungenutzt vorübcrgehen laßen, was kaum anders zu erwarten war. Das Varietc- Krystallpalast, welches mit den Programmen der letzten Monate von Sensation zu Sensation vorangcgangcn ist, wird sich im Mai selbst überbieten und „Wien gib acht* wird da» Gespräch Leipzigs sein. Niemand versäume daher, zur Erstaufführung am «onnabend, den 3. Mai — am 1. und 2. Mai btcibt das Parictö wegen den Vorbereitungen ge schlossen — sich seinen Platz im Theater zu sichern: Denn: „Im ganzen ist dieser lange, bunte, bewegte, mit vieler Länder Sitten, vieler Körper Schönheit, vieler Instrumente Klangs vieler Kleider Eleganz, vieler schöner Beine Tanzschritt durchsetzte, durch- guirlte, durchglänztc Abend eine Erholung, eine Erhebung, eine Aufmischung. Wir leben wieder — konnte dieser Titel heißen. Eine freie, leicht-» lockere Atmosphäre, die der am meisten begrützk, der sein Leben von düsterer und schwerer Luft um geben weiß." Auf in -en Krystallpalast? Pelzscherz dieses Jahres. Einem griesgrämigen Pro- sessor der Trachtenkunde, der aus seinen Forschungen über die Veränderung der Pelztrachten die Mode als Spiritusrektor ausgeschaltet wiissen will, wird von seinem Töchterchen und seinem Asirjtenten» der im Nebenamt (?) Liebhaber seiner Tochter ist, im Verein mit der hilfreichen Göttin der Jugend über- zeugend die Allmacht der Mode vor Augen geführt. — Der Kunst und des guten Laune Reinhold Bal- quv » vom Leipziger Schauspielhaus,Therese Miet und ihres Gatten Rudi Gfaller vom städtischen Operettentheater, denen Margarete Rößner als Jugend hilfreich assistiert, gelingt es „Mode ist Trumpf* über das Niveau einer bloßen Rahmenvcr- anstaltung nicht unbeträchtlich zu erheben. Neben Tänzen, die da» Balett des Stadttheaters anmutig schlingt, bildet diestärkste Beweiskraft der Göttin Jugend naturgemäß die Pelzmodenschau. In allen drei Akten des Lustspielchcns zog ein schier nicht endenwollender Reigen graziöser Mane- quins, die in die kostbarsten Pelzmändel mt edelsten Seidenfutter gehüllt waren, über die Bühne und durch das Rund der Arena. Man sah wahre »Wunder- werke, für die eine Unzahl der verschiedensten Pelz- tiere ihr Kleid hatte hcrgeben müssen. Feh, Skunks, »Maulwurf, Fohlen. Opposum, Bisam, Nerz, Nutria, Zobel, Affe, Hermelin, Iltis, Seal, Füchse aller »Arten und Bären, doch , wer kann sie alle aufzählen, die da in geschmackvoller Verarbeitung vor einer entzückten Zuschauerschaft paradierten. »Besonders bemerkens wert erscheint, daß, mag es sich um den langen Mantel, die kurze Jacke und das noch immer viel getragene Eape handeln, auf die geschmackvolle Zusammen stellung der einzelnen Felle, die mitunter anmutige Figuren und Zeichnungen bilden, ganz besonderer Wert gelegt wird. Auch pikant« Farbenzusammen- stellungen, z. V. grün mit schwarzen Fohlen, scheinen in die kommende Pclzmode eine eigene Signatur zu tragen. Neben den ersten Pelzbekleidungsfirmen aus dem Reich sind natürlich auch Leipzigs Wclthäuser aus- mrrschiert. Das Pelzhaus S chü l e r zeigt zu den kostbaren Pelzhüllen märchenhaft schöne Gescllschafts- toiletten von Fr. H. Schüler. Die Leipziger Firma R. Danzig führte zu einem prachtvollen Scalbisam. mantel mit weißem Fuchsbcsatz ein wundervolles Kleid der Firma Rose Hahn vor. Auch ein Maul- wurfcapemantel mit blauem Tiberbesatz und leuchten- de« orangefarbenem Seidenfutter von R. Danzig, gleichfalls mit einem wunderbar dazu paßendem Kleide von Rose Hahn wurde viel bemerkt. Daß die renommierten Häuser Dienstfrei, W o h l r a b, Maerz, Kirsten und Leonhard, Leipzig, mit hervorragend schönen Mänteln. Jacken und Tapes vertreten waren, ist fast zu selbstverständlich, als das man cs noch besonders hervorzuhcben brauchte. H—l. Scharfe Verkehrskomtrolle Fast kein Tag vergeht, an dem sich nicht einige Autounfällc ereignen, die nicht allein auf die Un achtsamkeit des Publikums, sondern auf zu schnelles Fahren der Wagenlenker zurückzuführcn sind. In vielen Fällen entziehen sich die Führer ihrer Fest- stellung durch die Flucht, die sie sich durch Ausschal- ten der Beleuchtung der Erkennungszeichen erlcich- tern. Erst am 27. d. M. wurde ein solcher Fall be obachtet. In der Reitzenhainer Straße fand durch das unvorschriftsmößige und wilde Fahren eines Kraftdroschkcnffihrers eine Frau den Tod. Um den Unfällen zu steuern hat das Polizeipräsidium die Kontrolle der Kraftfahrzeuge neu ge regelt und verschärft. Die damit beauf- traqten Beamten werden die Kontrollen in Zivil, -. T. in Personenkraftwagen ausübcn und auch auf übermäßig schnell fahrende »Radfahrer fahnden. Wer kennt den rasenden Radfahrer? In der Frankfurter Straße, an der Einmündung der König- Johann-Straße, ist am 25. d. M., nachmittags kurz vor 6 Uhr eine junge Kontoristin von einem Kraft- wagen angestoßen worden und zu Falle gekommen. Ihr Fahrrad geriet unter ein Rad des Autos. Sie selbst erlitt einige Verletzungen. Verursacht wurde der Unfall durch einen rasend fahrenden »Radfahrer, der den Kraftwagen überholt hatte als die Konto- ristin mit ihrem Fahrrade eben aus der König- Iohann-Straße in die Frankfurter Straße einfahrcn wollte. Um nicht von dem rücksichtslosen Radler an gefahren zu werden, sprang das junge »Mädchen von ihrem Rade herunter und kam dabei dem Kraft Bon Liebenden z« lesen Bon krankt „Komm, Geliebte!" sagt der Liebende, „Früh- ling ist's, Frühling im Jahr, Frühling in der »Welt, Frühling in meinem Herzen! Komm, wir wollen in den »Mai ziehen! Ich will deine Hand fassen und mit dir unter den Apfelblüten wandeln, ich will mit dir an den ergrünenden Bäumen hin- gehc», ich will die schüchternen Veilchen erspähen, die sich unter den Blättern verbergen, wie sich dein süßes Angesicht immerfort hinter jedem meiner Ge- danken verbirgt. »Mir bist du, was diese Zeit bedeutet. Mir bist du die kleine Blume, die sich eben öffnet, das saftige, sprossende Gras, der Vogel, dessen Zwitschern wieder hörbar wird, der erste Schmetterling, der im warmen »Wind schaukelt. Die heiße Sonne ruht auf deiner Lippe, der Mond auf deiner Stirn, deine Stimme ist wie das Plaudern der Bäche, und do ist nichts An genehmes im Wald oder am Hügel, das du nicht bist. Du bist der Schlüssel, ohne den ich kalt und ver zweifelt, außerhalb der Bedeutung des Lebens und des »Weltalls stehe. Die Liebe, die du in mir erweckst, erschließt alle Geheimnisse. Du bist die Eine. Es kann keine andere sein- Es gibt nur einen Himmel, der alles umspannt, nur eine Erde, die olles trägt, und nur ein Meer, das alles umspült- Ganz ebenso bist du mir dies« unendliche Einbeit. Ich schweb« in dir wie em Vogel in der Luft, ich schwimme in dir wie der Filch im Meer, ich gehe und komme und all meinem Tun liegt der Gedanke an dich zugrunde. Du hast das »Weltall verzaubert. Komm! Alles ist trunken vor Freude! Das Leben flutet wie ein Springbrunnen empor und der Sprühregen benetzt mein Herz. Küchlein piepsen, Nestlinge rufen, Lämmer Hüpfen, Kinder spielen in den Straßen, die Wasser tanzen und die Sonn« lächelt wie ein« glückliche »Mutter aus alle» nieder — und in mir branden die jungen »Dünsche des Lebens. Nun liebe mich» süße Fran, denn diele Tag« kehren nie wieder Nie wieder wird der Ruf de« Blute« dem Ruf« de» sprossenden Grün« solche Antwort geben! Nie wieder können wir einander in der Herr lichLeit der Jugend nahe sein, unter dem schöpferischen Einstrom des Frühlings, verklärt vom Licht. Sag« mir: „Ich liebe dich! Sage es nochmals! Sag' es immer wieder!" Ein neuer Bühnenvorhang sür die Leipziger Oper? Eine Erscheinung, die in das ganze ge- wandelte künstlerische Bild unserer Oper nicht mehr hineinpaßtc, soll demnächst verschwinden: der alte Bühnenvorhang. Es war von jeher ernüch- ternd, bei den letzten Takten eines Orchcstervor- sptels zu bemerken, wie hinter dem fadenscheinigen Hauptvorhang ein« Schuhgardine fortgezogen wurde, und wie sich nun das Szcnenbild bereits in nackten Einzelheiten erkennbar darbot. Das soll nun, wie wir hören, anders werden. Es hat sich, zweifellos herausgelockt durch die letzten Erfolge unserer Opern- bühne, ein Kunstfreund gesunden, der einen neuen Dükncnvorhang stiften wird. Das Publikum wird vielleicht schon demnächst die Ucberrascbung erleben. Cs ist zu hoffen, daß dieser vereinzelte Beweis hilss- bereiter Gesinnung ermutigend auf andere Leipziger Kunstfreunde wirken und bald ähnliche Stiftungen zur Folge haben wird. Schließlich verdeckt der neue Vorhang dock» keineswegs die mancherlei übrigen Schäden und Unzulänglichkeiten, die auch der tüchtigsten Operndircktion ohne beträchtliche Geldmittel nicht zu tilgen gelingen dürfte. Warum sollte sich im wohlhabenden Bürgertum heute nicht noch eher als im alten Staate eine Gesellschaft zur Förderung idealer Kulturwerte zusammensinden, die die traditionellen Ehrenpflichten der ehemaligen Potentaten und der reichen Städte übernehmen würde? Die Bl«»«« Vier. Unter diesem Titel, der offen- bar in Erinnerung an den einstigen Blauen Reiter Franz Marc» und Kandinskys gewählt wurd«, haben sich jetzt di« in Weimar wirkenden Künstler Linoel Feiniggrr, Alexei von Iawlenski, Wassili Kandinski «nd Paul Klee vereinigt, um in Nordamerika mit einer Auswahl wichtigster »Werke auf die Jugend einzuwirkrn. Zu diesem Zwecke wird Frau E. E. Scheper auf Einladung des Smith College Northampton »Massachusetts dort Vorträge kalten und Ausstellungen der Blauen Vier veranstal- ten. Dann soll auch in anderen Universitäten der Bereinigten Staaten diese Karrst gezeigt werden. wagen, dessen Führer vorschriftsmäßig fuhr, zu nahe. , »Wer über den rücksichtslosen Radfahrer Angaben machen kann, wird gebeten, sich baldigst bei der Kri minalpolizei zu melden. Vrikettpreise Die Preisprüfungsstelle Leipzig hält nach Der- Handlungen mit dem Verband Leipziger Kohlen- großhändler folgende Kleinhandelspreise sür Braun- kohlenbriketts «Hausbrand) für angemessen: 1 Ztr. 1,10 2 Ztr. 2,15 3 Ztr. 3.25 4 Ztr. 4M.il, 5 Ztr. 5,40 .il. Diese Preise gelten bei Bezug ab Lager: bei Lieferung frei Haus tritt ein Zuschlag von 10 Pf. sür jeden Zentner. Die Preise gelten als angemessen für das Stadtgebiet Leipzig und für die zur Zuständigkeit der Preisprüfungsstellc Leipzig ge hörigen Nachbargemeinden. Bei jeder ihr bekannt- werdeden Ueberschreitung dieser Preise wird die Prcisprüfungsstelle ein« Kalkulation des betreffen, den Händlers beiziehen und die Berechtigung de» Ueberprcises nachziehen. Die Kohlenhändler werden darauf hingewiesen, daß sic sür die Forderung höherer Preise gegenüber der Preistrciberei-Dcrord- nung verantwortlich sind. Teuerungszahlen für Leipzig Der innere »Wert der Mark hat sich am 30. April, gemessen an der Teuerungszahl des Statistischen »Amtes Leipzig (101,66 G.-M.), wie folgt verändert: 25. Februar — 15V Prozent, 3. März —11H Pro- zent, 10. März — 12Z Prozent, 17. März — 9,9 Pro- zent, 24. März —7,7 Prozent, 31. März —9,6 Pro- zent, 9. April —3 Prozent, 16. »April —1,9 Pro zent, 23. April —0,6 Prozent. Die Zahlung der MietzinSfteuer »Lei der Aufwertungssteuer (Mietzinssteuer) ist Steuerschuldner der Grundstückseigentümer. Es haftet aber neben dein Grundstückseigentümer der Mieter für den au fihn entfallenden Teil der Auf wertungssteuer. Die Steuerbehörden haben jedoch di« Steuer anteilig von dem Mieter erst dann ein- zuheben, wenn der Vermieter den Beweis er bracht hat, daß es ihm nicht möglich ist, den auf den Mieter entfallenden Teil der Steuer von diesem zu erlangen. Aufwertunyssteuer kann bei Zahlungs- Unfähigkeit des Inhabers der »Räume erlassen wer den. Gesuche um Erlaß der Steuer für zahlungs- fähige »Mieter sind stets vom Grundstückseigentümer einzurcichen und entsprechend zu begründen. Es ist nicht angängig, daß Mieter in der Hoffnung auf Erlaß die gesetzlich vorgeschriebcne Entrichtung ihres Steueranteils an den Hauseigentümer in weitem Ilm- fange unterlaßen und dadurch die Zahlung der Steuer durch die Hauseigentümer an die Steuerhebestellen vereiteln. »Von säumigen oder böswilligen Mietern wird, falls sie ihren Steuercmteil nicht rechtzeitig an den Grundstückseigentümer entrichten, der Verzugs- zuschlag erhoben werden. * Die Aufwertungs-(Mietzin»-)Steu«r haben die Grundstückseigentümer vom »Monat »Mai 1924 an jedesmal bis zum 5. des Monats zu entrichten. Bei nicht rechtzeitiger Zahlung ist für jeden auf die Fällig, keit folgenden angefangenen halben Kalendcrmonöt ein Zuschlag von 5 v. H. des Rückstandes an Steuer und Zuschlag zu zahlen. * Landeskulturrenteu. »Wer auf seinem Grund- stücke noch eine Landeskulturrente lasten hat, tut gut, sie abzulösen, solange die Dritte Steuernotverord- nung in Geltung ist. Jetzt ist das Ablösungskapital verhältnismäßig gering. Sollte die genannt« Ver ordnung, die stark bekämpft wird, aufgehoben wer- den, so hätte der Grundstückseigentümer zu gewär tigen, daß er bei einer späteren »Ablösung wesentlich mehr zahlen müßte. Die Ablösungskapitale können in größeren Städten bei der Hebestellc, sonst bei der Landeskulturrentenbank in Dresdcn-Neustadt 6, Astcrstraße 3, unter Beifügung des Postgelds für die Antwort, erfragt werden. Bei einr« Anfrage sind der Betrag und die Nummer der Rente, sowie das Grundbuchblatt anzugeben. Mahnung wegen Einkommenüener-Borauszahlun- gen. Die zu monatlichenund die zu vierteljährlichen Vorauszahlungen verpflichteten Personen haben die am 10. April 1924 fällig gewesenen und noch nicht gezahlten Beträge nunmehr spätestens bis zum 7. Mai 1924 zu entrichten. Leichenfun- in -er Elster Dienstag wurde in der Elster, am Palmengarten- wchr, eine unbekannte Tote aufgefunden, die etwa acht bis zehn Tage im Wasser gelegen haben mag. Offenbar liegt Selbstmord vor. Die Leiche war u. a. bekleidet mit einem blauen Flauschmantel, schwarzem Lheviotkleid und weißem Hemd ohne Zeichen. Die Tote ist etwa 25 bis 30 Jahre all, IM Meter groß und von kräftiger Gestalt', sic hat blondes Haar; im Oberkiefer befinden sich drei künstliche Zähne. Die angeführten Gegenstände können bei der Anatomie, Liebigstraße, wo sich auch der Leichnam befindet, besichtigt werden. Umzug der Steuerrhebestelle 4. Die Kanzlei- und Kassenräume der Steucrhebestelle 4 sowie die Zahl stelle für die Vergnügungssteuer befinden sich ab 2. Mai 1924 Nonnenmühlgasse 10, 2. Obergeschoß. Revtuer, FSrsocgeempfnger, Erwerbslose, Kriegs beschädigte ujw. »Ausgabe von »Rindfleisch (sehr gute Qualität) Freitag, den 2. Mai, und Sonnabend, den 3. Mai, ab 8 Uhr frü im Städtischen Schlacht- Hof. Das Pfund kostet 52 »Pfennige. " Mahnung au Elter». Vom Betriebsamt der Stadt Leipzig wird uns geschrieben: Es wird häufig beobachtet, daß Kinder die Hahnkästchen der »Wasser- cinführung in den Fußwegen zum Kuyelspiel be- nutzen; hierdurch können Störungen an den öffent lichen Wasserversorgungsanlagen entstehen. Aus diesem Grunde ist der »Mißbrauch dieser Teile ver- boten. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Die Eltern werden aufgefordert, in ihrem Interesse ihren Kindern einzuschärfen, sich nicht an den Gas-, Wasser- und elektrischen Einrichtungen zu vergreifen, da sie für alle aus der Zuwiderhandlung entstehenden Fol- gen (Kosten für »Wiederinstandsetzung, Schadenersatz ansprüche bei Unfällen) haftbar gemacht werde,!. Die Hausbesitzer werden gebeten, auch ihrerseits durch Uebcrwachung der öffentlichen, ihren Grundstücken dienenden Einrichtungen für Gas und Wasser, und durch Abwehr von Verstößen dazu beizutragen, daß diese Einrichtungen immer betriebsbereit sind. Motette in d«r Thomaskirche. Freitag. 2. Mai, abdends 6 Uhr, und Sonnabend, 3. Mai, mittags IM Uhr. Orgel: I. S. »Bach, Präludium und Fug«, E-Moll. Porgctragen von Herrn Günther Ramin. Chor: Motette von I. S. Bach: „Singet dem Herrn ein neues Lied." — Sonntag, 4. Mai, vormittags 9,30 Uhr, in der Thomaskirche: Kirchen musik. I. S. Dach, Kantate Nr. 104: „Du Hirte Israel höre." Nicht stehe» bleibe» — weitergehe»! Das Stehen- bleiben auf den Bürgersteigen nimmt immer mehr überhand. Die Stillstehenden lassen den Vorüber gehenden häufig nicht einmal soviel Platz, daß sie auf dem Fußweg weiterkommen können. Besonders störend wirkt diese Unsitte an belebten Straßen kreuzungen. wie z. B. an den Ecken der Kreuzung Nikolai st raße — Brühl, an denen der außerordentlich rege Fußverkehr zwischen Hauptbahn- Hof und innerer Stadt zum großen Teil vorüber flutet. Das Polizeipräsidium hat sich deshalb ge- nötigt gesehen. seine Pollzugsbeamten zu schärferem Einschreiten gegen di« Unsitte des Stehenbleibcns anzuhalten. Ein Lastwagen gestohlen. Wiederholt sind in letzter Zeit von Stand- bzw. Lagerplätzen Lastwagen gestohlen worden. Neuerdings ist wieder der Ver lust eines solchen Wagens bemerkt worden. Von einem Wagenplatze, Speicherstraße sl, am Dresdner Bahnhofe, ist ein einspänniger Rollwagen mit Gabel, ungestrichen, 50 Zentner Tragkraft, mit dem Firmenschild »Bochmann L Co., gestohlen worden. Maschinendiebstahl. Don der technischen Messe sind nach ihrer Beendigung drei große Maschinen verschwunden. Die Maschinen, eine große Dielspindelbohrmaschine, eine Präzisions-Drehbank und eine Lcitspindeldrehbank, sind in drei Kisten verpackt gewesen, die mit Inhalt 95, 190 und »280 Kilogramm wiegen. Die Maschinen tragen eingegos- scn die Herstellerfirma „Boley*. Angaben über den »Verbleib der Maschinen werden an die Kriminal abteilung erbeten. * Dtenftiubiläum. Der Vorsteher der mechanischen M> teilung bet der Firma E. Dienst. L.-Gohlis, Walter Knetsel, feiert am 2. Mat sein 25tährigrS Dienst- jubilSum. Tisch b ein-Ausstellung Der Leipziger Kun st verein stellt im Museum der bildenden Künste Werke von Ioh. Fr. Aug. Tischbein aus. Um vom Schassen dieses Leipziger Akademiedirektors (Oescrs Nachfolger seit 1800) einen Gesamteindruck zu ermöglichen, sind zahl- reiche Porträts aus Museen und aus Pritvatbesitz — besonders aus dem Privatbesih von Leipzig und Umgebung — herbeigeschasst worden. Diesem Tischbein (man glaubt nicht, wieviele „Tischbeine" es gab! Siebzehn Maler dieses Namens und dieser Familie find nachgewiesen!) widersuhr das typische äußere Schicksal der Por trätisten des absolutistischen Zeitalters: Kabinetts maler an verschiedenen kleinen deutschen Fürsten hösen; Reisen nach Holland, Frankreich, Italien und Rußland; und überall saß er vor seiner Stasselei und malte erlauchte Persönlichkeiten, Kosleute, reich« Bürger — und immer wieder seine Familie. Dem Besucher solch einer retrospektiven Aus stellung bereitet cs eine eigene Genugtuung, mit dem Schritt vor diese Gemälde zugleich den Schritt aus unzulänglicher und unsertiger Gegenwart heraus in eine Sphäre zu tun, deren Vergangensein bereits Wert und Vollkommenheit bedeutet. Da ist nichts zu spüren von unlösbaren Problemen und von Kämpfen um Formprinzipien. Sondern von jedem Bild bereits und noch mehr von der Gesamtheit der Bilder geht eine beglückende Ruhe aus. Und man sühlt: Mögen wir auch, durch historische Distanz dazu verführt, ein wenig zu deutlich und eindeutig sehen — solch Maler wie Tischbein und solch eine Epoche wie das Rokoko waren ruhig und klar und künstlerisch gefestigt. Hier gab cs keine seel'schen Kämpfe und keine intellektuellen Formkrämpse vor und während der Produktion! Hier nahm ein aus Tradition und Charakter sicherer »Mann die Palette und malte! Erstaunlich, aber aus das eben Angedeuttte zu- rücksührdar ist die pbnsioanomische Verwandtschaft unter den Porträts: Die Damen alle vornehm und sanft, scharmant und ein bißchen sentimental: große braune Augen; Pfirstchhaut; kleine rosige Nüstern; ein Glanzlichtchen aus der Nasenspitz«; ein etwas voller Mund »nd in dessen Winkeln frauenhafte Grübchen. Die Herren alle vornehm und sanft, ge- bildet und ein wenig arrogant. — Und doch: »Auch bei Tischbein und trotz aller künstlerischen Cindcut'g- keit eine Entwicklung des Künstlers! Von spiele- rischer Freude an Seide und Glanz zu ernsterer, auch in den Farben herberer Darstellung; vom prunk- süchtigen Bild der Lady Foster (1778) zu dem Schwarz und Rot des Porträts der Caroline Tisch- bei« (1808); vom französischen Rokoko zu englischem Einfluß (der Kulturweg des 18. Jahrhundert!); vom waldeckschen Rat und Kabinettsmaler zum Direktor der „Zeichnungs-, »Malerei- und »Architekturakademie" in Leipzig! (Verschiedene Wege, die dasselbe be deuten.) Dieser wohltuende Spaziergang im 18. Jahr hundert, er wird vervollständigt durch brokatene Stühle und Sofas und durch Tischchen mit zierffcben Intarsien; er wird bereichert durch historische Er innerungen außcrmalerischer »Art, wenn man die Bilder Schillers und Wielands, der Anna Amalia und »Bertuchs erblickt: er wird verschönt durch einen kleinen Katalog mit kleinen »Aufsätzen von Dr. W. Teupser und von H. Dingeldey und mit mebreren guten Bildreproduktionen. Niemand sollte diesen wohltuenden Spaziergang unterlassen. Die milde Lust des Rokoko ist uns Heutigen, was den Kindern ein Märchen ist, das im Abend erzählt wird. k. IL. Slo preisgekrönter phtlofophifcher Sitteuromau. Das große dänische Derlagshaus Gyldendall in Kopenhagen, das seinerzeit die Werke Ibsens und Björnsons herausgegebcn hatte, schrieb vor kurzem einen »Wettbewerb für einen philosophisch qe- halten«» Sittenromon aus. Das beste »Werk, dem die aus hervorragenden Schriftstellern und Ge lehrten bestehende Jury den ersten Preis zuerkennen werde, sollt« mit 70 000 dänischen Kronen (etwa 50000 Goldmark) gekrönt werden. Dem glücklichen Autor sind außerdem weitere 20 000 dänische Kronen al» Honorar in Aussicht gestellt worden. Es waren insgesamt fünfzig dänisch« und norwegische Manu- skripte eingelaufrn. Die Jury hat einstimmig den ersten Pr«i» einem Roman Anker Larsen», der den Titel „Der Stein der Weisen" fuhrt zu- erkanntz
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