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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-01
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
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ck«o 1. 8«ite 12 zu sein. als in den übrigen Teilen de» Reiches ist Die Lage des Einzelhandels im besetzten Gebiet U lv. Der Einzelhandel hat in den Kriegs- und Nachkriegsjahren stets auf der Schattenseite der Konjunklur gestanden. Diele Linzelyandelegeschäft« arbeiten heute noch mit weniger als der Hälft« ihres früheren Warenbestandes, manche werden mit einem Lager, das nur noch den zehnten Teil des einst be sessenen ausmacht, mühsam ausrccht erhalten, und groß ist die Zahl derjenigen, die ihre Läden gänzlich haben schließen müssen. Mehr als anderwärts hat der Einzelhandel im besetzten Gebiet unter dem so wohl von den deutschen als auch von den Besatzungs behörden aus ihn ausgeübten Druck der Wucher- 'Gesetzgebung zu leiden gehabt und wird noch heute davon betroffen. Es gibt kaum ein noch so angesehenes Geschäft im besetzten Gebiet, das nicht wegen irgendeines vermeintlichen Vergehens gegen die Wuchergesetze bestraft worden wäre. Besonder» stark wurde der von den französischen, belgischen und englischen Behörden ausgeübte Druck, als sich das allgemein« Preisniveau nach Einführung der Ren- renmark stabilisierte, und di« Besatzung»- truppen, die bis dahin für ihr hochvalutarsiches t-eld mit geringen Mitteln sehr gut hatten leben können, nun nicht mehr so kaufkräftig waren wie bisher. Die Besatzungsbehörden versuch ten daher, durch scharf« Preiskontrollen das Preis- Niveau hcrabzudrücken, und es sind aus diesem Be streben heraus noch bis vor kurzem Bestrafungen er folgt. die in zahlreichen Fällen von der gesamten Kaufmannschaft als unberechtigt empfunden wurden, weil nämlrch nicht der Gcwinnaufschlag als zu hoch bsanstairüet wurde, sondern weil der Verkaufspreis der auf Grund einer einwandfreien Kalkulation fest gesetzt war, als zu teuer bezeichnet wurde. Die größten Schwierigkeiten erwachsen den Ab- nehmern »m bcfttzten Gebiet durch die Verkehrs- und Zollschranken. Di« Waren liegen ost monatelang auf den Bahnhöfen, ehe sie ihren Emp- fänger erreichen, und müssen bei dem meist kurz gestellten Zahlungsziel bezahlt werden, lange bevor die ivendung ui oen Besitz des Abnehmers gelangt ist und in reu Verkauf genommen werden kann. Der Geldmangel und Zinsverlust infolge der Unmöglichkeit eines schnellen Warenumschlags sind hier besonders groß. Deshalb fordert der Einzelhandel im besetzten Ge biet von feinen Lieferern entsprechende Uondrtions- erleichtermlgen, insbesondere die Einräumung eines erweiterten Zahlungszrcls in eurem der verlängerten Transportdauer entsprechenden Ausmaß. Kein«»- falls dürsten Rechnungen eher fällig werden, als di« Ware cingegangen ist und »m ordnungsmäßigen Ge schäftsgang nachgepriist werden konnte. Noch schwieriger ist di« Einfuhr von Ware aus dem Ausland ins besetzte Gebiet. In Bonn lagen beispielsweise beim dortigen Zollamt gegenwärtig Tausende von Paketen, die der Per- zollung harren. Eine Erleichterung gegenüber dem früheren Zustand ist di« P a u scha l v e r z o l l u na an der Binnenzollinie beim Versand der Ware durch Postpakete, da dies wesentlich zur Beschleunigung der Transporte beiträgt. Eine Reih« von Artikeln, u. a. Seidenstoffe, sind jedoch von der Pauschalverzollung, Li« je nach dem Gewicht des Paketes verschieden hoch gestaffelt ist, ausgenommen und unterliegen der Einzelverzollung nach den Sätzen des in ter- affilierten 'Trlrisro. Durch di« häufigen Stichproben, denen die Paketsendungen aus dem un besetzten Gebiet unterworfen werden, sind jedoch auch hier Verzögerungen an der Tagesordnung, so daß viel« Firmen sich die Pakete unter „Dringend"' kom men lassen, was natürlich den Preis der Ware nicht unbeträchtlich erhöht. Eine schwere Benachteiligung erblickt die Ab nehmerschaft im besetzten Gebiet darin, daß sie den an der Binnenzollinie zur Erhebung gelan genden Zoll allein tragen muß, und sie fordert die Zahlung dieses Zolles durch den Lieferanten un »sinne einer einheitlichen Preisbildung für das g e - samte Reichsgebiet. Durch diese Sonder zölle, die einen Teil der Reparationslasten bilden, wird der Einzelhandel im besetzten Gebiet einseitig belastet und schwer benachteiligt; da» all gemeine Preisniveau wird dadurch über dos im un besetzten Deutschland erheblich gesteigert, und die Kvnsumsähigkeit der Derbraucherschaft demgemäß zu- ungunsten des Einzelhandels geschwächt. Wenn da gegen jeder Fabrikant oder Großhändler diese Zoll- spesen im Verhältnis seines Gesamtumsatzes in die allgemeine Kalkulation mit vinrechnen würde, so würde die Verteuerung der War« und damit die Belastung der Dolksgesamtheit nur minimal sein, aber es würde eine gerechte Verteilung und eine einheitliche Preisbildung für das gesamte Reichsgebiet erreicht werden. Die bereits nach dieser Richtung hin zwischen Abnehmer- und Lieferanten verbänden geführten Verhandlungen haben leider zu einem Ergebnis bisher nicht geführt. Soweit wie irgendmöglich, decken daher viel« Abnehmer ihren Bedarf bei denjenigen Lieferanten, die im besetzten Gebiet ansässig sind oder dort eine Zweigniederlassung errichtet haben, wie dies von zahlreichen Firmen der Berliner Bekleidungs industrie und des Textilgroßhandels geschehen ist. Auch sind die Bemühungen der ausländischen, ins besondere französischen und belgischen Firmen, deren Vertreter zumal während der Zeit der Franken baisse das besetzte Gebiet überschwemmten, in vielen Fällen erfolgreich gewesen, da sie nicht nur billigere Preise stellen, sondern auch längeres Zi«l gewähren konnten. In normalen Zeiten dürfte es jedoch der französischen Konfektion, di« viel im Rheinland verkauft hat, schwer fallen, Eingang zu finden, da e» ihr bisher nicht gelungen ist, die in Geschmack, Schnitt und Verarbeitung richtig« Ware für den deutschen Markt herzustcllen. Erfolgreicher jedoch scheinen die Bemühungen der Brüsseler Wäsche industrie Mehr der Einzelhandel im besetzten Gebiet durch die über aus hohen Gewerbesteuern belastet, die allein durchschnittlich 2(4 Proz. vom Umsatz ausmachen. Es ist dies eine Folge des besonders großen Geld bedarf», den die Kommunen im besetzten Ge biet infolge der vielen Lieferungen und Aufwen- düngen für die Bcsatzungsbchörden haben, und der sie dazu zwingt, di« Gewerbesteuerschraube auf» äußerste anzuspannen. Im besonderen erleidet der Einzelhandel noch nicht unbeträchtlich« Schäden durch den Rückgang des Fremdenver kehr». ' Alle diese besonderen Schwierigkeiten, unter denen der Einzelhandel im besetzten Gebiet weit mehr als im übrigen Reichsgebiet zu leiden hat, erfordern eine billig« Rücksichtnahme und ein Lntaegenkommen fetten» der Lief«. Kitten im unbesetzten Gebiet. (Astr einen Teil der Auslage wiederholt.) x»d«t IVoNkdureou» rtialtob«, 6 Voadool «. üarllo SvktuLb. O«ia <to ». Verlln 8ot»iuLK Seist <io » iio düedot. itur» dr. <to » ito oteite. ttaiB do 6«, Tränst. <io «. bomtoo, »0 Tags No. a. ?»rt» . . «Io » äwoieritiun . , . ito » Kopeodagm» , , , <to ». ito. » Krüssel . . . ito. ». Koro . . ito. ». VI«» . . a». ». ^»ckria . . a<>. ». 8ua«p«t , . «Io. a. 8«ra . , a«. a. Setgrmt ao » ^rnon . 6o. «. Strchr'ivlm . . - ito. ». Vuvoo» Xlr«« . . ito «. Okrtsttaot» . ctc>' s. Klo <te Janeiro Englische Warenmärkte vo« 2d. April London Gummi 1,0^, London Zucker 29, Glas gow Eisen 5.1/16. Liverpool, 29. April. Baumwolle. Umsatz 7000, Import 3200 Ballen. Tendenz: kaum stetig. American fully middling loko 17,71, April 17^5, Mai 17,06, Juni 16-i7, Juli 16,47, August 15,69. Amerikanische 12 Punkte, brasilianische 12 Punkte und ägyptische 15 Punkte niedriger. — Aegyp- tcr: Mai 21,73, August 21,35, Oktober 20,25. Londoner Oelpreise vom 29. April. Leinsaat Kalkutta per April-Mai 19 bez., La Plata per loko Hüll 17,75, La Plata per April-Mai 17F0, La Plata per Mai-Iuni 17M, Tendenz für Rapssaatöl be hauptet, Rapssaat Toria 17Z7 Br., Rapsöl, raffi niert loko 50^, Rapsöl, roh loko 47Z0, Rapsöl (Hüll extra) 45, Leinsaatöl loko 36,75, Leinsaatöl per Mai-August 30,25, Leinsaatöl per Sept.-Dez. 35B7, Tendenz für Leinsaatöl behauptet. ämerlllaalEr lVarenmartzl 8oaäerlcsde1 New 'Kork, 29. April. Baumwolle: Eröffnung unregelmäßig. Im Verlaufe befestigten sich die Notierungen auf an regende Kabel und Käufe der Lokohäuser. Später sanken di« Preise auf Verkäufe des Südens, erholten sich aber am Nachmittag auf Käufe der Häuser am Platze. Gegen Schluß führten teilweise Realisa- tioncn einen neuen Preisrückgang herbei. He Chicago, 29. April. Korn: Eröffnung mit Baisse auf günstig« Ernteberichte des Südwcsten. Tagsüber befestigten sich die Notierungen auf geringe inländische Zu fuhren, Verkäufe der Baissiers und Käufe der Kom missionshäuser. Schluß fester. Mais: Eröffnung mit Baisse infolge schlechter Nachfrage am Kassamarkt bei Zunahme der Be stände. Später fester auf teilweise Rückkäufe der Baissiers und geringe Bestände. Gegen Schluß neue Baisse auf teilweise Realisationen. Der Schluß war behauptet. k»d«I <1«o VVolkt-Nureon» RovVelc »ooltoit. öa. ioltoit. lata ito. N»i «a <to. 8«atdf. «ta. vard-, ita »tu kaanmolla. lato <>o. ü»i ito. ^ick <to. ito. 3«»t. 8som»oIIrol. io t!i. u. Vots-8öf»o Ootttoivit., loto Koo. tot» Slot. Kot. lot, li««o 29. 28. 54.37 64^7 15.12 13-48 27.78 27.00 24 9b 1307 12.45! 12-05 29.44 27.88 26.50 25.00 15.12 13.58 13.10 12.50 12.08 17000 492k 21L0 18000 13.37 50 13.37-S0 48.37 '7 77 7.67 7.S7 b.OO K.02 21.50 — 29. 28. Neivdke» L.LO 5.50 H-ÄLfN 11.60 11.50 7-Iz 7-87 7.87 10 07 4.40 00. loli 10.Z5 12.31 potiol. ii> 16.40 16.40 <!o. io isoii, 650 L,?0 <!». 8iro<*kil. IZ.liO 13.50 <!o. Oroiiil doi 4 50 4.50 lucior ito« 4,54 4,40 ilo 476 4,59 lorpoolin 88 00 69.00 8»>»ooool«'p,o 82.50 82.62 (io* vrl. kaum». 2975 29.75 *)«n,o, 8od»i»i 121.00 120.00 6o. iiruwioter 121-00 120,00 ttoi« loko 9100 91.00 Nokl ipr »o 510-b.dt 5.10-5.S0 Uotroiüot. o toz. z«d 3»d öo o. it Xoot 14- 14 o Noaoo, >1» 6o. 4oli »oi,. 0»i 6». tl»i 3«. 4«>i ko;r»o. 0»i ito. 4oli 8el>o>»lr, tloi ö». ^oll 28. 1060 10.85 10.5250 10 7750 29. 1O3S7 103.00 106.12 10^.25 üiopoo por Noi^ 8,»ct 8ck«eivo: ! -loleoi« olilti.l'i. tocliNdi oieilr. . oioliitec Lekooioorotyk«:! ito im »«sleoi 29. l 9.65 9.S7S0 146000 O Borfkontrierung der Frankenverpflichtungen. Der Berliner Börsenvorstand hat in feiner heutigen Sitzung sich mit der Frage einer Dor- skontrierung der noch bestehenden Engagements in französischer Valuta beschäftigt. Bei der von allen Seiten anerkannten Wichtigkeit des Gegenstandes und dem Umstand, daß solche Li«serungsver- pflichtunyen auch in Kreisen namentlich des Einzel handels bestehen, welche dem Börsenvorstand nicht zugänglich sind, hat dies«r beschlossen, den Zen- tralvorstand des deutschen Bank- und Dankiergrwerbes e. D-, den Verein Ber liner Getreide- und P r o d u k t c n h ä n d- ler, den Verein der Interessenten der Metallbörse zu Berlin, den Verein deutscher Metallhändler und den Verein der am Metallhandel beteiligten Firmen zu ersuchen, diese Erhebungen bei ihren Mitgliedern vorzunchmen und das Ergebnis der Devisen- abrechnungsstell« Berlin als einer neutralen Stell« zur Schaffung eines Ueberblickes über dies« noch bestehenden Verpflichtungen mitzuteilen. O Julius Berger, Tiefbau - A.-G., in Ber l i n. Die Dividende für das letzte Geschäftsjahr fällt a u » (i. P. 100 Proz.). Der Geschäftsgang wivd al» leidlich günstig bezeichnet- Ein größere: Au»land»aulftvag sei zum Abschluß gelangt. Die Schwierigkeiten bei Gebrüder Ster» in Dort mund überwunden Wie wir nach Redaktionsschluß erfahren, haben sich die Schwierigkeiten bei dem Dortmunder Bank haus Gebrüder Stern al« nicht so folgenschwer er wiesen. wie man anfang» befürchtete. Die Firma brauchte sich nicht unter Geschaftsaufsicht zu begeben. Tatsache ist, daß die Firma mit Schwie rigkeiten zu kämpfen hatte, die darau» entstanden sind, daß fällig« Zahlungen einiger größe rer Debitoren nicht pünktlich ringe- gangen waren, und die Firma infolgedessen zwei Zahlungen nicht prompt leisten konnte. Auf Grund sofort eingeleiteter Verhandlungen ist es aber mög lich gewesen, Liese Zahlungen sofort zu leisten. (FüreinenTeilderAuflagewiederholt) Gtresemann über unsere Außenpolitik Magdeburg, 29. April. Der Reicksmtnister des Aeußern Dr. Stresemann sprach heute abend in einer Versammlung der Deutschen Volks partei vor etwa 5000 Zuhörern im Kristall-Palast; eine Parallelversammlung mußt« abgehalten werden, auf der der Außenminister aber nicht mehr sprechen konnte. Ltr«semann befaßte sich sofort mit dem Sach verständigengutachten und verteidigte die Regierung gegen den Vorwurf des Großadmirals v. Tirpitz, daß sie so schnell auf das Gutachten geantwortet habe. Dieser Tadel sei unberechtigt, weil das Gutachten uns nicht etwa erst in den letzten Wochen überreicht, von uns gelesen und dann ein Beschluß von uns gefaßt rrurde, sondern weil auch schneller von uns seit Wochen Beratungen gepflo- gen worden sind, Vertreter des Reichsverkehrsmint- steriums und des Finanzministeriums in Paris wa ren, und weil wegen der Währungsbank mit Dr. Schacht verhandelt wurde. „Wie kann heute von Deutschland überhaupt Außenpolitik getrieben werden? Ein Führer der Völkischen hat gesagt: „Wir wollen mit schwarz-weiß- roten Fahnen über den Rhein ziehen. Ich kann da» als Außenminister nicht sagen. Es wäre eine ver- derbliche Illusionspolitik, sich darüber zu täuschen, daß man nur dann Menschen über den Rhein ziehen lassen kann, wenn sie die Macht haben, den Sieg zu erringen. - Der deutschnationale Abgeordnete Schlange- Schöning«» hat in Hamburg g«sagt: „Waffenknecht schaft ist zu brechen, Schuldknechtschaft nicht". Ich wäre Herrn Schlange dankbar, wenn er sagte, wie die Waffenknechtschaft zu brechen wäre. Ich be dauere cs außerordentlich, daß wir während des Krieges nicht in die „Schuldknechtschaft" anderer Staaten dadurch geraten sind, daß wir bei ihnen ein paar Milliarden Kriegsanleihe ausgenommen haben. (Bravo!) Dann wären diese Staaten an dem Ausgang des Krieges ganz anders interessiert gewesen. Und wenn jetzt eine Anleihe von 800 Millionen geboten wird, so ist es eine ganz falsche Darstellung, dies mit dem Gedanken abzutun: wir geraten in fremde Schuldknechtschaft. Ich begrüße die Anteilnahme Amerikas und Englands. Wenn ich den Engländern sage, daß wir jetzt Freiheit verlangen in wirtschaft- licher Beziehung, dann werden sie darüber ganz anders denken, wenn ihr Gold in unserem Lande arbeitet." Stresemann wandte sich dann gegen einzelne falsche Darstellungen über die Sachverständigen berichte und führte aus: Das Gutachten sagt: Deutschland kann in den ersten drei Jahren nicht herangezogen werden zu Leistungen. — Es darf in den Jahren des Moratoriums nichts aus dem Budget zahlen, weil jede Zahlung mit einer Gefahr für die deutsch« Währung verbunden wäre, und weU sie einsehen, daß das deutsche Budget nichts hergeben kann für die feindlichen Lasten. Damit bricht eine Schuldlüge zusammen, die ebenso groß ist wie die von der Schuld am Kriege überhaupt. Denn Poinearö hat seine Ruhrbesetzuug, seine Politik der ganzen Welt gegenüber zu rechtfertigen versucht, indem er sagte, Deutschland könne zahlen und wolle n'cht. Ihm erwidern die Sachverständigen: Die Deutschen können nicht und dürfen nicht. Wenn Deutschland unter diesen Umständen zahlt, so würde es seine Währung vernichten. — Damit ist der stärkste moralische Vorwurf, der bisher gegen die deutsche Politik erhoben worden ist, hinfällig. Die Sachverständigen haben erklärt: Wir werden uns mit Politik nicht beschäftigen, wir sind nur Wirt schaftler. In Wirklichkeit greifen sie in den Kern der europäischen Frage ein. In einem dritten Absatz mit der Ueberschrift „Militärische Fragen" sagen die Sachverständigen, die deutsche Wirtschaft und ihre Produktivität darf nicht ein- geschränkt werden durch irgendeine andere Kontrolle, als diejenige wirtschaftliche Kontrolle, die wir hier Vorschlägen. Wir haben den Satz geprägt: Durch Arbeit und Opfer zur Freiheit! Gewiß kann jemand sagen: Unsinn! Durch Macht zur Freiheit! — Gebt mir die Macht! Aber wenn ich die Macht habe, muß ich das nehmen, was ich brauche, um zur Freiheit zu kommen. Um die Rückkehr der Ausgewiesenen, die Wiederherstellung der ganzen Reichsbahnhoheit im besetzten Gebiet wird es harte Kämpfe geben. Meine Meinung ist, daß wenn wir das Gutachten annehmen, wir dafür zu sorgen haben, daß diese politischen Voraussetzungen erfüllt werden, daß darüber hinaus sichergestellt wird die Rückkehr sämtlicher Gefangenen, die Frankreich ans dem Ruhrkampf, aus dem Volenaufstand, aus Obcrschlesiens Besetzung noch bei sich hat. Wir waren uns im Kabinett darüber klar, daß estöricht wäre, wenn jetzt, wo die Anfrage an uns kam, ob wir sachlich Mitarbeiten wollten, wir ein „Unannehmbar" sagten. Wir hätten da die stanze Weltgegenuns, und PoincarL hätte freie Hand bekommen gegen uns. Daß wir ja gesagt haben, wurde in Varis als am allerwenigsten erwünscht an- gelchen. Ls wird gesagt, wir seien oft getäuscht worden. Allerdings, aber durch die Teilnahme der Bereinigten Staaten ist diesmal mehr Aussicht für eine Durchführung vorhanden. Ich bin sehr skeptisch darüber, obEngland in der Lage ist, gegen Frankreich viel durchzusehen. Da gegen sind die Vereinigten Staaten dazu besser in der Lage, da sie die Geldgeber aller Staaten sind. Ls ist ganz falsch, wenn jemand sagt, die Politik der Reichsregierung sei aus Angst vor dem zu sammengesetzt, was werden würde, wenn wir nein sagten. Nein, sie ist getragen von der Verant wortung, daß man in dieser Zeit, wenn man eine andere Macht nicht hat, zunächst einmal für eines zu sorgen hat, daß wir wenigstens einige Jahre ruhiger, friedlicher Entwicklung vor un» haben, daß wir wissen, wo unsere Grenzen sind, daß Herr Poincart nicht Land besetzen kann, wie es ihm paßt, und daß wir einen Konnex Herstellen mit den zwölf Millionen Deutschen im besetzten übrigen Deutsch- land. In diesen ganzen Kämpfen seit 1918 sehe ich weit weniger Fragen finanzieller und wirtschaftlicher Art, sondern ich bin so eingestellt, daß ich nicht glaube, daß di« wirtschaftlichen Fragen den Vor rang vor den politischen haben, sondern die poli tischen den Vorrang vor den wirt- schaftlichen. Weil ich di« Politik heut« vor die finanziellen Fragen stelle, sage ich: E« wär« eine erbärmlich« Regierung, die auch nicht da» Letzte täte, um Rhein und Ruhr wiederzugewinnen. Unser Weg ist der allein richtige gewesen von jener Ein stellung aus, die uns durch die Entwicklung auch die Möglichkeit gibt, in anderer Weise auch wieder ein politisch aktionsfähiges Land zu werden. Die rheinischen Industriellen un- -as Gutachten -er Sachverständigen KSK», 29. April. (Eig. Tel.) Der Gesamtvor- stand des Verbandes rheinischer In dustrieller Hot sich in einer besonderen Sitzung vom 26. d. M. eingehend mit dem Gutachten der Sachverständigen befaßt. Nach dem ausführ lichen Bericht des Vorsitzenden, Generaldirektors Dr. Langen, und des geschäftsführenden Vorstandsmit gliedes Dr. Meyer stellte sich der Vorstand einstimmig auf den Boden der vom Reichsverband der deutschen Industrie abgegebenen Erklärung. Die einmütig« Uebereinstimmung der rheinischen Industrie mit der Auffassung des Reichsverbondes erscheint im vorliegenden Falle namentlich auch des- wegen besonders bedeutsam, weil vom Reichs- verband gerade die Notwendigkeit der Wieder- Herstellung der wirtschaftlichen Einheit vom besetzten und unbesetzten Gebiet nachdrücklich betont wird. Ra-itsch, -er lästige Ausländer Wien, 28. April. (Eig. Tel.) Stephan Ra- ditsch, der kroatische Bauernführer, der seit Mo naten in Wien lebt und von dort aus seine Wei sungen an die 68 oppositionellen Abgeordneten seiner Partei erteilt, hat der österreichischen Regierung Unannehmlichkeiten bereitet. Dem Drängen der Regierungspresse in Belgrad folgend, machte dis jugoslawische Regierung das Wiener Außenamt dar- auf aufm«rksam, daß eine Agitation, wie sie Raditsch in Wien betreiben könne, sich schlecht mit einem kor rekten nachbarlichen Verhältnis vereinbaren lasse. Stephan Raditsch, der die oppositionellen Politiker in Belgrad dahin beeinflußte, daß das Kabinett Pasitsch in die Minderheit geriet, will be kanntlich die zentralistische Verfassung Iugcslaw'ens durch eine andere ersetzen, die insbesondere Kroatien eine eigene Verwaltung gewährleistet. Auch war er in den letzten Wochen Mittelpunkt von Bestrebun gen, die nach Wien alle unzufriedenen Minoritäten aus den Nachbarstaaten zu einer Konferenz zufam- menberufen wollten. Wie wir von zuverlässiger Seit« erfahren, dürfte Raditsch heute tatsächlich auf- gefordert werden, sein Gastrecht in Wien nicht zu mißbrauchen, und es fernerhin zu unterlassen, von Wien aus eine Politik zu betreiben, die auf eine Aenderung der Verfassung Jugoslawiens abliefr. Dieser Wink wird ihm zu erkennen geben, daß sein Aufentk)alt in Deutschöstcrreich ein Ende finden muß, wenn er mit der Agitation etwa fortfahren sollte. Knitiing deutscher Gesandter in Mexiko Berlin, 30. April. (Eig. Tel.) Zum deutschen Gesandten in Mexiko wurde der Leiter der ost asiatischen Abteilung im Auswärtigen Amt, Mini- sterialdirektor Hubert Knitting, ernannt. Der Nachfolger des vor kurzem verstorbenen mexikanischen Gesandten Grafen Montgelas wurde im Jahre 186k geboren und war, bevor er im Jahre 1897 in das Auswärtige Amt eintrat, im preußischen Iustizmini- sterium beschäftigt. Don dort kam er nach Sidney, Apia (Samoa) und nach Schanghai. Nach einer mehr- jährigen Tätigkeit im Auswärtigen Amt wurde er wieder nach Ostasien geschickt, wo er auch zum Gene ralkonsul in Ostasien ernannt wurde. Im Jahre 1917 ins Auswärtige Amt zurückberufen, wurde er 1920 zum Ministerialdirektor ernannt und leitete als sol- cher seit 1920 die ostasiatische Abteilung. Rennen zu Homburg-Horn 29. April. „ 1. R. 1. Thomas' Muratts (Graf), 2. Jinil^..!, (Ackermann), 3. Abcndwolke (H. Schmidt). — Ferner- Obsidian. Toto: 463; 35, 18. B«.: 180; 32, 16. 2. R. 1. StratmannS Meilenstein (Ackermann), 2. Jmmerwcitz (Reinecke), 3. Antiopc (M. Schmidt). — Ferner: Tamara. Toto: 31; 18, IS. BK.: 28; 16, 14. 3. R. 1. Sitzles Blauschwarz (Tyhr) ging allein über die Bahn. 4. R. 1. HaeynS Columbus cHuguent»), 2. Toto (M. Schmidt), 3. Sapicnta (Gras). — Ferner: Compag, Cicken. Toto: 16; 11, 14. B«.: 14; 10, 13. 5. R. 1. HemsothS Hanseat (Zimmermann), 2. Grcnzschuh (Ackermann), 3. Bafur (TarraS). — Ferner: LNexPreb. Toto: 36; 23, 16. B«.: 32; Li, 14. 6. R. 1. v. Wedemeyers Leander (H. Schmidt), 2. Cosimo (Reinecke), 3. Kasbeck (Grabsch). — Ferner: Habanera, Jungfernrede. Toto: 24; 17, 14. B.K.: 22; IS, 13. 7. R. I. HemsothS Achill (Dhhr), 2. Waldrun (Broda jr.), 3. Bajazzo (Mihan). 3 liefen. Toto: 12. BK.: 11. Rennen zu Maifons-Laffitie 1. R. 1. WallonS Rappel (Winkfield), 2. La Ta- bariere (Besch), 3. Bon Placement (Allcmand). — Ferner: Ttltil, Jnovatcur, Negosol, Carbide, Mikado, Stdt Lkba, Earthagcne, Maraussan, Dernie Ne, Tri- bulct, Perspektive, Tout de Go, Dagon, Fazi, San Mar tin, Hurtcan, Girofla. Toto: 236; 48, 25, 70. L».: 180; 43, 32. S4. 2. R. 1. Henrtquct» Calatrava 3 (Payer), 2. Theoreme (Bouillon), 3. Midland (LeSptnaz). — Ferner: Saint Domingue, La Paswurclle, Cremorna, Rejaumont, Vald'or. Indre, Sirgurd 3, Bourgogne, Mcneur, Forcta, SclectuS, Fir Gros. Toto: 119; 24, 20, 13. BK.: 107; 22, 18, 12. 3. R. 1. Reiff» The Falcon (Semblat), 2. Swee- lang« (Dumen), 3. Vpre» 6 (SSling). — Ferner: Suede, Helflngfor», Belcolor, Lollcrette, Pegase 6, Mr. Spratt, «Ulelulia 3. Toto: 74; 18, 14, 14. B«.: 67; 16, 13, 13. 4. R.: 1. Lohns Sir »allahad (ONeill), 2. Le Lcpucin (Williams), 3. Golden Hope (Bnllock). — Ferner: Ouoi, Sao Paulo, Apaste. — Toto: Sv; 26, 16. — B.-K.: 4S: 23, 14. 5. R.: 1. Randons Fianc « (Thomas), 2. Franc Jeu Bartholomew), 3. Lancefleche (Litiari). — Ferner: The Mohawk, Malherbem Lovrrly Lou, Fundv. — Toto: 31; SO, 32, 29. — B.-K.: R; 27, 29, 26. 6. R.: 1. Lknayans Lurydiee (Bouillon), 2. Man Desir (Meyer). 3. Bahama (Bayer). — Ferner: Lowe, Le Bellerophon, Peregrinus, Hourvari, Mariposan. — Toro: 32; 14, 18. 12. — B.-«.: M; 13. 16. 11. 7. R.: 1. Bolterras Spadr (Beton). 2. Llaire (Som- dadou»), S. Tetah «Romain). — Ferner: Lorrez«, L« Vene tien Hector 2, Ulette, Bluebrll. — Toto: 57; 19, 19, 67.— V1; 17, 17, S4.
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