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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231225
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-25
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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vleantn-, tt«a 2S v«s«nde» tung der Verwaltungskosten. Eine mehrstellig, Dollarzahl würde daher dringend gebraucht werden, um so mehr, al» die leider unvermeidlichen Spar» Maßnahmen die Deutsche Bücherei -wmgen, ihren Betrieb im Neuen Jahr auf da» äußerste einzuschränken und sogar ihre Lesesälefür die Benutzung zu schließen. Wäre ihr durch da» fiktive Kapital die Möglichkeit gegeben, nicht nur den Statusquo aufrechtzuerhaltcn, sondern Reue» zu unternehmen, so sähe sie sich alsbald vor eine lange Reihe wichtiger Kultur« usgaben gestellt, durch deren Lösung sie ihre Unentbehrlichkeit und ihren Wert für da» deutsche Geistes» und Wirtschaftsleben erst reiht be weisen könnte. Vor allem könnte sie dann wirklich das werden, wa» sie ihrer Bestimmung nach sein soll: Die zentrale national« Bücherei großen Stiles, deren Schätze jedermann zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Die Lese sä le könnten von morgens um 8 bi» abend» um S — auch Sonntags — geöffnet sein, die Aushändigung der Bücyer an den Benutzer würde mit der größten Schnelligkeit, in wenig»» Minuten, vor sich gehen, die Kataloge könnten auf einer Höh« geyalten werden, daß jeder Besucher sich sofort über die g« samte Literatur jedes — auch de» kleinsten — Spezialgebietes, orientieren könnte. Die Deutsche Bücherei würde weiterhin durch ständig« Aus stellungen auch dem Fernerstehcuden eine Vor», stellung von den Schützen geben, deren glückliche Be sitzerin sie ist, indem sie einmal die neueste Literatur dieses oder jenes Wissensgebiete», ein andermal Li« Produktion eines Verlages, dann wieder Zelt schriften von bestimmtem Charakter usw. in ihrem Ausstellungsraum zeigte. Endlich aber könnte die Deutsche Bücherei dann auch an die Er weiterung ihrer großen bibliogra phischen Arbeiten gehen, zu denen sie infolge ihrer universalen Anlage berufen ist. Da sie die ge samt« deutsche Bllcherproduktion der Gegenwart sammelt, könnte sie schlechtweg zur biblio graphischen Zentrale Deutschland» werden. Leider zerbrechen alle diese schönen Träume an der unerbittlichen Wirklichkeit. Die Deutsche Bücherei kann nicht nur an keine Erwenerung ihres Wirkungskreises denken, sondern muß zunächst nufhören, öffentliche Bibliothek zu sein, und sich damit begnügen, als Archiv des deutschen Schrifttum» die Schütze zu sammeln, deren Ausbeutung nun vielleicht erst dem nächsten Geschlecht möglich sein wird. Daß durch die Schließung der Deutschen Bücherei für die Benutzung Tausenden von Geistesarbeitern ein sehr böses Weihnachtsgeschenk gemacht wird, weiß niemand bester als die Leitung oer Deutschen Bücherei, die sich diesen bitteren Entschluß nur abgerungen hat, weil es augenblicklich keinen anderen Ausweg gibt. Damit ist aber nicht gesagt, daß nicht doch noch ein Ausweg gefunden werde» könnte. Das Deutsche Reich, der Freistaat Sachsen und di« Stadt Leipzig können in der eignen Not der Deutschen Bücherei nicht mehr so viel Mittel zur Verfügung stellen, al» sie braucht; wie aber, wenn die fehlenden Mittel durch frei willige Spenden aufgebracht werden könnten? Schon hat sich eine .Rothilfe der Deutsche» Bücherei* organisiert, von deren Erfolg es abhüngt, ob die Deutsche Bücherei in absehbarer Zeit wieder eröffnet werden kann. Weihnachten ist die Zeit ver Wunder und Ucberraschungen. Vielleicht findet der Appell der Nothitfe in der deutsche» Oeffentlichkeit eine» so starke» Widerhall, daß selbst all die Träume u»d Wünsch«, die hier au»aesprochea wurde«, Wirk lichkeit werden. Dann könnte da« deutsche Volk stotz sein auf sein« Deutsche Bücherei, denn das» wäre sie auch im vollen Sinne de» Worte» eine Sckövkung, ein Werk de» deutschen Volke» und ei» unlösbarer Bestandteil seine» Nationalvermögen». vr für die Deutsche Bücherei. Sehr geehrte Redaktion! Sie wollen von mir wissen, was ich als Direktor des Zoologischen Gartens tun würde, wenn mir eine sechsstrllige Dollarfumme zur Verfügung stände? Nach finanziell so schweren Jahren, w« wir sie hinter uns haben, ist es allerdings schwierig, sich in irreale Bedingungssätze ewzuledcn. Aber gesctzt: e« stünde mir diese Summe zur Ver fügung: ich würde mir Affen kaufen und noch mal» A f f e n kaufen und vor allen Dingen: Schim pansen, Gorilla, Orang-Utang». Und mit allen diesen Tieren würde ich psychologische Ver- gleich» st udien anstellen mit dem Komi» sapiens (Varietät domo politieus). Sie können überzeugt sein, es würden sich bald überraschende Re- sultate ergeben. Ihr ergebener 0r. S«i»l»lns Direktor des Zoologischen Garrens. Wao die Humoristen sagen: Liebe» Leipziger Tageblatt! 60 000 hältst du lockend meiner Begierde vor? Ofseugestanden, rch bin an anderen Nuuen-Taumel gewohnt. Und heute zumal, da ich meine Phantape besonders auspeitschen soll, begehre ich stärkere Sti- mulantien. Der Dollar steht in diesem Augenblick bloß 3 Komma 7 Billionen Mark — da hanüelt es sich also um eine Bagatelle im Verhältnis zu den ungeheuren Planen, die mir vor schweben. , Ein Fachkollege von mir hat berechnet, daß die von mir verfaßten Druckschriften einen größeren Be- trag ergeben, als Goethes gesammelte Wcr^e, doppelt genommen. Weitaus größer ist indes noch die Zahl meiner Skizzen, Entwürfe, angefangenen Wert«, die ich nur dann vollenden könnte, wenn mir ein Wun- der zu Hilfe käme. Weil ich nämlich bei aller Pro duktion unweigerlich von der Zigarette ab hängig bin, von den Tausenden von Zigaretten, dir ich nicht mehr erschwingen kann. Meine sämtlichen Schriften, di« zahllosen humo ristischen wie die wissenschaftlichen, sind wörtlich ge nommen Rauch-Produkte, alles was rch literarisch zuwege gebracht habe, ist Zeile für Zette erqualmt und erpafft. Und hierin liegt eigentlich schon die Beantwortung der dpllarischen Rundfrage: Ich möchte gern noch weitere hundert Druckbänd« schaffen, auf der Basis eines phantastisch-immensen Zigarettcnlagers, das heißt also: ich würde die vorgegautclten Dollartausende restlos in Glimm st engel verwandeln, zu dem alleinigen Zwecke, meinen schriftstellerischen Beruf vollenden zu können. Mit Schrecken verfolge ich täglich das Zusammen schrumpfen meines Rauchbestandcs. Versiegt er mir völlig, dann adieu dichterische, humoriswme, philo sophisch« Produktion! Meine schönsten Werke blieben ungeschrieben, und meine getreuen Leser werden der Vergangenheit nachseufzen, da ich noch was zu rauchen und zu dichten hatte. Also her mit den 60 000 Dollar, — ohne der Wohltätigkeit Schranken zu setzen! Treffen sie morgen bei mir ein, so ent- zünde ich an ihnen ein aromatisches Drandopser, aus dessen Dünsten sich eine Fülle literarischer Herrlich, keilen entwickeln soll! Ist auch die« Glück utopisch. — ich erfaß' e», Als ob ich es in Wirklichkeit schon hätte, Und bahne mir zum Gipfel des Parnasses Den Weg per Dollar und per Zigarette! KI»x»ntt»p VkoLrkvRenkI (Charlokttnburcfl Der Mitverfasser des erfolgreichen Lustspiels Die blaue Maus* schreibt uns: Herr Gott, wenn ich 60 000 Dollar (das sind sanierte dreieinhalb österreichische Millia d?n) be säße, würde ich vor allem auf keine Rundfrage mehr antworten . . . Dann würde ist sofort nicht nur da« Geld, son dern auch meine .Richtung* wechseln. Kein Erinnere -ich ... Bon (Hannover) Weihnachten... über der traurigen Ebene Nord- frantreichs lagen weiße Nebel, die der Wind vor sich her trieb, als seien es lange Totenzüge von Schatten, die das unerbittliche Schicksal ins Ungewiss« dahin jagt; aber auch die deutschen Länder stöhnten unter der strengen Last, da der Frost selbst die harten Steine onnagte und da» groß« Bahrtuch sich lagerte über Frankenland bi» fernehin, wo di« gräßlichen Mauer- aeripp« tagten: da» zerschossene Verdun und seine Fort», eine todkochende Hölle, die Hunderttausende verschlang. Tag und Nacht, umbraust vom Orkan der Granaten, Minen, Puloerschwaden und Gaswolken, darinnen Tiere und Menschen, Pferde, Kühe, Hunde, deutsche Menschen französische Menschen in sinnlosem Irrsinn aufbrannten; aber mitten dahinein in dies« Hölle führte die ungeheure Schlange aus Schotter, Schnee und zerstampftem Kreidescklamm, die graue schmutzig« Heeresstratze, von zahllosen derben Schaft- stiefeln ungezählter Hunderttausend« zerstampft; die lief von der oeutschen Grenze hinüber durch noch un- versehrt« wohlbestellt« Dörfer, wo stattliches Vieh an der Krippe brüllte und die Dauern, verbissen, den Soldaten grüßten, bi» in di« Schützengräben, bi» an die Front, wo dein Strauch mehr Wurzeln schlagen konnte und kein Vogel singt. An jener Stelle aber we't hinter der Front, wo das weiße Schlößchen unrer Linden träumt, führte di« graue Landstraße vorbei dicht unter den Mauern des Park», und von den goti schen Zinnen de» Warttums über dem Schlosse konnte man die Landstraße stundenweit dahinkriechen sehen, und dort oben in allen Winden der Ros« weht« die Flagge schwarzweißrot, unsere deutsch« Flagg«. Dies war da» Hauptquartier der Armee Kron- prinz; hier wohnte unser junger Feldherr; Auto- wagen, bunt lackiert, mit Tannenreisern geschmückt und lustigen Fähnlein, warteten an der Ausfahrt; hohe Offizier« des Stabe», Stern« auf den pelzbesetzten Militärmänteln und rote purpurn« Streifen das Bein kleid entlang, kamen und gingen mit wichtigen Leder mappen voll geheimnisvoller Akten; di« Feldgendar, men patroullierten um die hell« Parkmauer, und die Lakaien in ihrer goldstrotzenden Gala führten die edlen Reitpferde und schlanken Terrier spazieren: aber Tomi, der Lieblingsterrier, kam nie von der Seite seine» Herrn... Ungezählt« Scharen, unaezäblt«, di« deutschen De- schütze, di« deutschen Vferve, di« deutschen Ulanen, Husar«», Jäger; ich seh« euch wieder: eine ununter, schridbare, einförmig«, eisenklirrend« Mass«, di« von der Heimat über die Grenze geworfen ist, hinein in -i« Hölle Verstmi, denn alle zogen diese» Wege», schleppten schwer am vierpsündigen Gepäck, spürten stumpf di« Midigkeit der Glieder, sprachen kaum mit dem kaum gekannten Nebenmann, dachten dumpf: .Der ander« wird es sein* und schritten, von Feldgendar- meri« und nachfolgender Kavallerie getrieben, gefaßt hinein in ihr unentrinnbares Schicksal. Schritt um Schritt in den von Millionen anderen Füßen vor gebahnten Stapfen voran drängend, durch Schotter und Kreideschlamm, klang allen dumpf und stumpf aus dem eintönigen Stampfen des Marschtaktes immer dieselbe, immer dieselbe irrsinnige Melodie: .Und mit Klingclingeling Und mit Singesangesang Gehn wir Schrttt so um Schritt In den Tod.* Brüder, Söhne, ich kann euch nicht erkennen, kann keinen vom anderen unterscheiden, Kinder von deutschen Müttern, ihr seid alle gleich ge worden und verschmolzen zur willenlosen Herde l», eisernen Schmiedenetz der Disziplin, aber zuweilen löst sich doch aus der großen Schatdenkarawane ein mir vertrautes Gesicht, und im endlosen Zug« der Tod geweihten erkenne ich eine Stirn, ein Auge, das ich kannte. Das bist du, Erni Herzfeld kleiner blasser Ulan, armes vergrämtes Kindergesicht, verwunderten Auges gar nicht erfassend, was mit dir hier geschah, nur so mityestoßen, bis die erlösende Kugel oor Verdun dich traf. Ei ja, das bist du, Otto Zobel, ein ziger guter Junge, du gingst pfeifend und Zuversicht- lick die lange Straße, gar nicht anders als wie wir früher zum Fußballspiel oder Wettlauf gingen; aber auf d«r Brück« dort vor Verdun steht schon Freund Tod und aufschluchzend wirst du Froher dem Erlöser in die Arme sinken, denn es stirbt sich schwer im Lenze. Und da bist auch du, mein Jung«, Ramon v. Sacher- Masoch, zwanzigjährig, so brav und stolz, gerade so wie wir gestern noch im blühenden Luxemburg. Garten, in Pari« miteinander gelacht haben, und öä ich dich aufwachsen gesehen hab« vom Kind zum Mann«, früh ruhmerwählt und von allen geliebt und bewundert, wohm verflog dein Bild, das schöne, da die Erd« doch so voll ist und froh an Gemeinem und Niederem? Ach, und jetzt seh' ich auch dich wieder, Han» Ehrrnbaum-Degele auch ein einziges Kind, mit d?w Geschlechter verschwanden, junger Dichter, so Hit da« Herz voll ungesungener Lieder di.se furchtbare Straß« dahingenommen; und dich, Erich Herkow, Genius der Mathematik, und der Kopf, der, ein Jahr- tausendwunder, Erkenntnis beherrschte, di« nur zwei, drei Leister in Europa verstehen; dahinten die sinn- los« Höll« hat ihn verschlungen. — Und verscklana auch dich, Otto Braun Hölderlin-Jüngling, rührend schön, edel, hellenischen Geiste», und dich, Ott» Hapke, einfach«!, guter, getreuer Freund, und dich, Bs» be einzige» Lustspiel von mir würde mehr da» Rampen- licht erblicken, denn ich könnte dann den ganzen Tag auf die Tantiemen pfeifen! I chwürd« nur jedes fünfte Jahr ein möglichst expres- s sionistisches Stück schreiben, das kein.» Pfennig tragen dürfte. Die Hauptsache wäre für mich, daß man mich literarisch nimmt, denn dann könnte ich mir ja auch diesen — Luxus l e i st e n. Wien. KI»x»ntt»r Vn?«! Lakonisch äußert der Verfasser der .Fünf Frank furter*, der doch mit Millionärsein vertraut sein müßte: .Ich würde mich wundern!* München. Lmrt Küü'ar O Wenn . . . ich 100 000 Dollars hätte!* Na, ganz klar: da machte ich viel! Sehr viel! Zunächst würde ich vor Freude verrückt. Unter dieser Voraussetzung w^ren meine weiteren Handlungen sehr vernünftig und wohl verständlich. Zunächst würfe ich meinen ganzen Bestand an Papiermark, Rentenmark, Effekten und anderen Schaumweinetiketten in den tiefen .Schacht* des Vergessens. Sodann würde ich mir einen über lebensgroßen Pankee-Doodle andudeln — aber nicht in Asbach-Uralt oder garantiert reinem Kartoffel kognak, sondern in Old Scotch von Swecps, und all« Umsatz-, Vermögens-, Einkommens- und andere Er drosselungssteuern bezahlen und dazu noch „Wtt freu' ich mich! Wie freu' ich mich!* singen (verrückt — wie gesagt!). Hierauf wollte ich mich in eine erstklassige Irrenanstalt mit allem Komfort und ständig lausen- dem Kaltwasser einkausen, um für den Rest meiner Tage jedenfalls eine sichere Zuflucht zu haben. In der Stille jenes Sanftatoriums könnte ick dann endlich mein abendfüllendes Iambendroma schreiben, das mir seit Jahren sehr unter den Federn liegt. Solange mich der Ernst des Daseins umgrustet, muß ich egal lauter lustige Sachen schreiben, damit dl« andern lachen. Aber mit Dollars auf dem Pegasus — da könnte ich lachen. Im Ernst! Einen weiteren Teil meines Pizzarovermögens würde ich verwenden, um mir, statt imaginärer Dol larschätze, einen einzigen, aber richtigen Dollar- schätz in Shimmyformat zuzulegcn. Natür lich in Idealkonkurrenz mit einem Benzinrad. Wir würden durch die ganze halbe Welt auteln, besonders um die Promenade, und da» Benzol würde in Strö- men laufen. Die Passanten vor uns auch. Jeden überfahrenen Droschkengaul würde ich an Ort und Stelle bar bezahlen. An langweiliaen Abenden käme dann mein Vetter Eduard, und ich ginge mit ihm in ein« Vorstellung von .Causa Georg Kaiser* im Alten Theater zu Baalsdorf. Natürlich Rangenlaube, wo man unge stört essen und sein Fläschchen Schaumwein auf die dramatische Kunst leeren kann. Herrlich: mal ganz unbefangen ins Theater gehen zu können und sich nicht grün ärgern zu müssen, wenn die verehrliche Konkurrenz bessere Stücke schreibt! Dann würde ich, um der Kunst weiter zu dienen, die gesammelte Hcdwig-Courths-Maler bi» zum letz ten Exemplar erwerben und «inftampfen lassen. Mtt dem so gewonnenen blütenreinen Holzfaserpapier würde ich die deutsche Erde düngen von der Maa» bis an die Memel usw. Bei dem Gedanken an die zu er wartende Kohlernte läuft mir da» Wasser au» allen Poren. Aus dem Verein der Gaseinheitsprotestant«» würde ich sofort austreten und mir ein eigenes Elektrizitätswerk bauen lassen. Die gesetz liche Miete würde ich in eine Villa im Grünewald tauschen, wo ich den ganzen Tag dreißig Grammo phone spielen lassen würde. In jedem Zimmer ein». Aber nur, wenn Besuch da wäre! Und schließlich würde ich sämtliche .Wenns* der deutschen Sprache zu jedem Preise an mich bringen. Denn solange es auch mtt: noch ein einziges .Wenn* Luvriy, sonnengebraunter junger Athlet, und dich, Curt Gronenberg, blonder verronnener Baldur; ;a, du wohl starbst von allen am schwersten, denn du sähest und wußtest den Wahnsinn und gingst gezwungen und beugtest dich doch in Demut vor dem Schicksal und starbest schweigend, wie die ruhig Starken für das, was man Pflicht nennt; und Schweizer und Kersten und Sieghof, ach, ich seh« immer mehr, immer mehr, und sind doch alle nur ein paar Blätter, die vom Bau. .e fielen und am Weihnachtsabend zünden viele Mütter ihr Lichtlein an und denken an einen, den nur sie kannten, sie ganz allein unter allen, und der ihr alles war und nun schon so viele Jahre dahin... Droben auf dem gotischen Turm de» Schlößchens, das hinter den Linden träumt, standen oft Gestalten und blickten weit hinaus auf di« graue geschlängelte Hceresstraße, wo di« Protzkästen raffelten, die braven Pferde vorüberkeuchten, kot- und schmutzbespritzt, in eisernen Sturmhauben, im grauen Feldrock ihr alle, alle vorübcrgezogen seid hinab in tue Hölle Verdun. An dem Winkel, wo di« Landstraße um die weiße Mcuer des Schlößchens biegt, saht ihr oft auf dem Turme stehen und euch grüßen, unseren jungen Feld herrn; dann plötzlich ertönte scharfes Kommando: .Achtung!* und die Füße stampften blind in die Pfütze von Kohle- und Krerdcschlamm, hunderttausend Köpie grüßten nach rechts, und im Parademarsch zogen die Namenlosen, Feldgrauen, Ungekannten, dumpf und gl-'ichmäßig hinüber ins Totenreich — .und mit Klingelingcling und mit Singesangrsanq geht, es Schritt um Schritt in den Tod, Tod, Tod*; aber der Kronprinz grüßte und droben wehte unsere deutsch« Fahne. Ja, da stand er, die Zigarette im Mund«, einen Hellen Ordensstcrn auf der schmucken Husaren uniform, und Tomi, sein Lieblingsterrier, stand da- ncben und bellte vergnügt und mußte über di« Rett gert- sprinaen, und oft waren schön« elegant« Frauen bei ihm auf dem Turm hinter der weißen Mauer und blickten neugierig und leicht gerührt den furchtbaren Todcsweg hrnab. Tänzerinnen, reizende Phrynen und Schäferinnen, denn da drüben war di« andere Seite, di^ ander« Welt, wo Sektpfropf«» spring.» und viel gescherzt, geküßt und gelacht wird während die ins Eisenhemd der Disziplin gepreßten bleichen Gesichter wortlos dahinzieh«n und unsere deutsch« Fahne grüßen. Und einmal zogen sie wieder in da» ferne Dröhnen der Kugelstürme hinein — da» war am Weih nacht «morgen ISIS —, do flog von Mund zu Mund da» strenge Dort: .Morgen beginnt di« groß« Offensive, der Generalstab ist d^ob-n und blickt ruf uns*, und richtig, dort, wo die Landstraße am Turm vorbciführt, dort statt« man auf da» Mauerwerk «inen Tcumeatzoum gepflanzt, einen richtigen D«ihnachts- gibt, kriege ich di« 100000 Dollar» nie. E» sei denn. Sie zahlen Sie mir für diesen Beittag als Honorar. Leipzig. 0r. ttnn» vseknttx * Denn ich 60 000 Dollar hätte... würde ich vor allem lernen, Margarine schieben — brs sich mein Geld verhundertfacht. Das muß ganz leicht fein, sonst brächten e» doch die Dummen n cht zustande. Run aber — mit *ünf Millionen Dollar — ah, nun bin ich wirklich reich; und richte mir ein Leben ein, wie e» mtt längst gebührt: In München laß ich mir ein Häuschen bauen mit zwanzig Zimmern — von Professor Karl Jäger — im vornehmsten Viertel, am Herzogpark. Dahm iad ich me ne Freunde. In München bleibe ich das ganze Jahr. Nur im Frühling gehe ich nach Bozen. Besser nach den Balearen - - auf mein Gut. Zu den Elefanten. Ich will nämlich Elefanten h..lt n. Drei — oder: sechs; einzeln fühlen sie sich e nsam. Ich liebe Elefantrn über alles nnd werde sie schr schön dressieren. Nicht zu Kunststücken — das wäre unwürd g so heiliger Tiere; nur zu Gehorsam und Anhänglichkeit. Im Mai etwa beste ge ich mein Flugzeug (ich will nie anders reisen) und lande am Starnberger See. Gustav Meyrink hat Motorboote: ich fahre mit ihm. Am Ostufer wird meine Villa stehen. Einmal b'- suche ich Meyrink drüben in Starnberg — mo: g n kommt er zu mir nach Leoni. Den Juni verbringe ich in Abbazia; da ist «'s noch nickt zu heiß. Doch schon Ende de» Monais fliege ich in die Karpathen. Mein Gestüt wird nämlich am Fuße d'r Karpathen liegen, weil da so schöner Boden ist zu:» Reiten und Fahren. Ob ch mit 24 Pferden auslanye? Ick zweifle sehr. Drei irische Hunter für mich, je zwei für meins Frau, den Sohn und die Tochter — macht zwölf Reitpferde — wir brauchen doch auch Grooms. Für mich ein Sechsergespann — meine Frau wird ein-ui Viererzug wünschen, die Tochter e n Pony. Für me n Sechsergespann muß ich zehn Traber rechnen, um das Schmitzpferd austauschcn zu können... Dann Wirt- schaftsgäule... Donnerwetter, es geht ins Gelb. Ich wcr^e Sorgen haben. Wie damals als Leutnant — wo ich secks Pferde hielt, bei 120 Mark Gage. Meine Glaub ger schlossen sich zu einem Verein zusammen mit Fabne und Blechmusik. Dock Pferde brauche ich —sorgst pfeife ich auf das Reichsein ... Ich mache es kurz, n<chme eine Hypothek auf d'e Balearen und schaffe dreiß'g Krampen an. Autos — für den Sohn. Zwei, denke 'ch. Dis Oktober bleibe ich auf dem Lande. Dann... ja, wohin? Paris. Oder Berlin? Nein, ich habe doch qiein Häuschen in München. Ich w ll secks Sekretärinnen halten: zwei arbeiten b's Mittag, zwei in die Nacht. Die übrigen haben auszuhelfen, an den Ausgangstagen. Herrgott, was werde ich erleben! Schreiben! Zwanzigmal mehr als jetzt. Ich werde mir alle Geschäfte vom Le be halten und nur produzieren. Kein einziger Fremder oder Freimd kommt mir über die Schwelle. Nie ein Briefbote. Für die Steuerbekenntn s habe ich meinen eigenen Direktor — der Kerl soll schwitzen. Ich kümmere mich um kein Pferd, um keine Wirtschaft. Die Sekretärinnen sollen die Elefanten futtern. Ich schre be. ?. K. Ich bitte höflich, die ver- fprockenen 50 000 Dollar auf mem Postscheckkonto 11' 0 zu überweisen. Ergebcnst München. Rott» Kotts * .Was ich täte, wenn ich 50 000 Dollar besäße? — Ich würde verrückt, bliebe also Schrift- stelle«.* München. ^osestlm Klnzolnstr Ich würde Ringelnatz ein Haus kaufen und ihn vertraglich verpflichten, Hans Reimann ins Austragstüberl zu übernehmen. München. polsr Settnr bäum mit Goldflitter und Kerzen besteckt wie daheim, und droben auf der Zinne standen die Generale und grüßten stumm die stumm vorbeidefiliercnde Truppe: „Still — gestunden! Erste Marschkompanie!" Sie reckten sich um die weiße Blauer bis weit Hine:» in die verschneiten Felder, und nun erkannten sie, »er da oben stand. Jung, blond gesund, gepflegt, ein leeres lackendes Iungensgesicht; Deutschlands Kron prinz; rechts ein hoher herrischer Mann mit rohe» seelenlosen Zügen; aber klug wie Sperberblick und willensstark; links eine breite schwere Gestalt, ein gutes väterliches Gesicht, aber ganz geistessern, unerlöst dumpf, die schwere stumpfe Masse der Erde, das waren Ludendorff und Hindenburg, die Genien dieses Krieges der Unverantwortliche aus Hochmut, der Unverantwortliche aus Demut, und zwi schen ihnen der unoerartwortliche Leichtsinn. Sie blickten herab auf die totgemeihten Namenlosen, als deren Dauer und Denkmal sie selber auf dem Turm der Geschichte stehen. Und der alte Hindenburg sprach zu ihnen Worte der heiligsten Einfalt: „Kameraden; heute ist Weihnachten; da blickt Gott selber auf unser Vaterland und sorgt für den Sieg der deutsck)«» Waffen über den tückischen Erbfeind. Diele von uns, Kameraden, werden vielleicht bald abberufen werden zu: großen Armee im Himmel; aber dann nehmen wir mit uns da» Bewußtsein treuer Pflichterfüllung und blicken von oben hernieder auf unser blühendes Vaterland und unser glorreiches Herrscherhaus. Und nun singen wir noch ein Weihnachtslied zusammen." Da klang weit über die verschneiten französisch » Felder das deutsche Lied: „Stille Nacht, heilige Naht." Die kleine Balletteuse aus Brüssel, die hinter dem Vorhang aus dem weißen Schlößchen herablugt« ruf di« große Weihnachtsparade, führt« sich das duftig« Batisttüchlein an di« weinenden Augen. Aber dann sprach Ludendorff: Kameraden. Für Gott, König und Vaterland, ob wir nun in der Heimat uns Wieder sehen oder auf dem Felde der Ehre bleiben, wir tun unsere Pflicht: und nun wollen wir hinaus und sie ordentlich dreschen." Der Kronprinz rief nur: „Prost Neujahr Kameraden*, und di« Trupp« erwiderter „Prost Neujahr, Hoheit*. Dann ließ er Tomi über eine Gerte springen. Da lachten alle, denn Tomi ist so ein possierliches Tier. Und dann formierten sich die Kolonnen zum Weitermarsch, aber vor der Rampe, an der die Kolonnen vorübermußtcn, standen Diener und Gendarmen, die hatten jeder Zigarr«n und ein Päck chen mit Honigkuchen, nnd sie sagten: „Die ein« Zi garre ist von Ludendorff nnd di« andere vom Kron prinzen und der Honigkuchen von Hindenburg, denn der Alt« hat ein gute« Herz.* Da sagtet ihr alle, er hat ein gutes Herz, und dann zogt ihr di« groß« Straße hinunter und kommt nun niemals wieder
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