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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-23
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Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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8ollat»g, den LS. vrremder Vom Tage Oie Leipziger Sa-- und Strompreise Daserfte Urteil gegen die Städtischen Technischen Werke Der Arbeitsausschuß der .Schutzgemeinschaft gegen den städtische« Wucher in Leipzig' bittet uns um Veröffentlichung einer längeren Zuschrift, m der es u. a. heißt: .In der Etadtverordnetensitzung am letzten Mitt woch ist beschlossen worden, daß die Rechnungen für den Verbrauch von Strom, Gas und Wasser im August, September und Oktober ebenfalls mit Sin- heilen zu bezahlen sind. Nur die einzige Ver- giinstigung ist erzielt worden, daß 10 Prozent auf die bis 5. Januar 1924 bezahlten Rechnungen gut geschrieben werden sollen. Die vorgcbrachten Begrün- düngen des Generaldirektor« Dr. Paul sowohl, al» auch diefenigen de» Oberbürgermersters Dr. Roth« und de» Berichterstatter» konnten nicht überzeugen. d?ß die willkürliche Berechnung des zurückliegenden Verbrauches mit Einheiten gerechtfertigt ist. Nun muß also erst do» Gericht sprechen und die Bürger g'gcn die ungesetzliche Forderung der Städtischen Technischen Werke schützen. Denn eine Aufwertung im Sinne de« Berichterstatter» kann überhaupt nie mals in Frage kommen, da da« Notgesetz vom 2 4. Oktober 1923 ausdrücklich als Preis den längsten Zeitraum für rückwirkende Berechnung von Gas. St om und Wasser 16 Tag« dem Lieferanten z,«gesteht. Eine weitere Ausdehnung dieser Frist hat der Retchsfinonzminister ausdrücklich abgelehnt, da hiergegen die allerschwersten Bedenken sprächen. Eine technische Beg-ündung der geforderten Vr-ise haben die Aus« führungen von Dr. Paul aoer auch in keiner Wci^e erbracht, eher können die Worte des Oberbürger, me'sters Dr. Rothe ü.n Eindruck zu hoher Preise verstärkcn, «ocun er mitteilte, daß der N t die Beantwortung d-r den Städtische«, Technischen Werken gestellten Fragen der Staatsanwal^^aft „ebgrlehnt* habe. Wir und die Leipziger Einwohner schaft haben zu der ob« «osten Behörde, die die Staatsanwaltschaft darsteilr, das unbedingte Ver trauen, daß sie di« Beantwortung dieser Fragen er- zwingen wird, denn der Rat der Stadt und die Städtischen Technischen Werke wissen ganz genau, warum die Beantwortung der gestellten Fragen ab- gelehnt wird. Diese Fragen, einwandfrei richtig be antwortet, würden das Dunkel lüften, hinter dem die Ueberpreise entstanden sind. Wir fordern die Mitglieder der Schutzgemeinschaft zu einmütigem Protest gegen diese Stellung nahme des Rates und der Stadtverordneten auf. E« soll am Sonntag, 30. Dezember, vormittags 10 Uhr, eine weitere große Protestversamn. lung im Zentralthcater stattfinden. Wie wir kurz vor Abgang dieser Anschrift er- fahren, ist am Freitag, den 21. Dezember, das erste Urteil des hiesigen Amtsgerichte, gegen die Städtischen Technischen Werke ergangen. Danach ist nunmehr vom Gericht bestätigt worden, daß für die Zeit bi,-um 15. Oktober diese, Jahre, eine Berechnung in Einhei ten «vzniSssig ist. Die Schutzgemeinschaft wird unbeirrt den Kampf gegen die Städtischen Technischen Werke weiter- führen. Sie steht auf dem Standpunkte, daß die Werke für das Publikum und nicht di« Abnehmer für die Werke da find. Die Werke haben sich also billiger- Im Schlitte« über di« Alpe« Aus Ernst Haeckel« Reisebriefen. Nicht alle großen Forscher und bedeutenden Per sönlichkeiten sind gute Driefschreiber. Die Gabe der Schilderung in Anschaulichkeit und plastischer Der- lebendigung ist nur wenigen gegeben, und um so wertvoller sind uns briefliche Dokument« von Ge- lehrten, die über diese wertvolle Gabe verfügt haben. Zu ihnen gehört gewiß auch Ernst Haeckel, der seine weiten, in der Jugend wie in vorgerückterem Alter unternommenen Studien- reisen in ausführlichen Skizzen Angehörigen und Freunden geschildert hat. Gerade die schlichte Briefform dieser Reisesktzzen macht ihren großen ursprünglichen Reiz au«. Der Verlag K. F. Koeh ler in Leipzig hat den früher veröffentlichten Reise- schilderunqen Haeckel« au» Italien und Indien ein neue» Bändchen folgen lassen, da«, von Heinrich Schmidt, dem Leiter de» Ien«ns«r Ernst-Haeckel- Archiv«, zusammengestellt, unter dem Titel »Berg- und Seefahrten 1857 —1883' Neisebriefe au» der Feder de» großen Forscher» enthält. Unsere Zeit, di« durch Expreßzügk, Flugzeuge und Luxusdampfer alle Rciseschwier gkciten sozu- sagen im Schlaf überwindet, macht sich kaum noch klar, wie mühselig selbst schon nach der Erbauung der ersten großen Eisenbahnlinie» da» Reisen in solchen Gebieten gewesen ist, in die das Dampfroß noch nicht vorzudringen vermochte, weil Dergmassiv« und Schluchten noch nicht durch kühn« Kehren und Tunnel überwunden worden waren. So war ein« Winterfahrt über den Sankt Gott hard, die Ernst Haeckel im Februar 1859 unternommen hatte, noch ein schwierige» Beginnen. Anschaulich schildert der iunq« Gelehrte die Dampfer, fahrt über den Vierwaldstätter See. die in Luzern begann, und der von Flüelen aus die Weiter- fahrt im Postschlitten folgte. Ein Vergnügen muß da» nicht gewesen sein: denn Haeckel betont, daß er darin mit einem Reisegefährten kaum Platz hatte. .Doch auch diese»', so erzählt der Reisende, .dauerte nicht lange, da wir schon auf der nächsten Station in eine Karaunme von sech» Schlitten gesondert ge- »ockt wurden. weife erfüllbaren und berechtigten Forderungen der Abnehmer zu fügen. Dir fordern nunmehr auch di« Einwohner Leipzig» auf, klagbar gegen die Städtischen Werke auf Grund diese» Urteil» vorzugehen.' Ole gesetzliche Miete im neue« Jahr 1.45 Prozent der Friedensmiete Die Zuschläge zur Grundmiete für die Zeit ob 1. Januar 1924 sind von der Kreishaupt mannschaft Leipzig al» Beschwerdeinstanz gemäß der Verordnung des Justizministeriums vom 18. 12. 23 für Leipzig wie folgt festg setzt worden: 1. Zuschlag für den Ve valtuug-auf» wand und für die sächsischen HauSmaras» kosten sowie für den Zinsendienst aus L,L v. H.; L. Zuschlag sür die übrigen Betriebs, kosten einschl. der AauSrnannSarbeit^ tf 7,2 b. H.r 3. Zusch.ag sür die lausenden Znstai*dsetzurrgSarbeiten aus « v. H.; 4. Zu» schlag sür die grossen AnstandsetzungS- arbeiten aus 2 v. S.; zusammen jährlich auf 17,4 v. S. der shriedenSmiete. Für den Monat Januar istder12. Teil hiervon also 1,45 vom Hundert der Friedensmiete zu zahlen. Bei Zahlung in Papicrmark ist der Umrechnung der amtlich festqcstellte Berliner Goldmarkurs des Tages vor der Zahlung zugrunde zu legen. Leipziger Großhandel Der Zentralverband des Deutschen Großhandels, Dezirksgruppe Leipzig, hielt im Kaufmännischen Dereinshaus seine Monatsversammluntz ab, in der Dr. Künnecke in seinem Tätigkeitsbericht aus das Steuerwesen, die Devisenverordnung, sowie aus die Einführung des Goldmark Giro-Derkehrs und der Goldmark Bilanzen zu sprechen kam. In diesem Zu sammenhang« wurde mitgeteilt, daß der Verband der Bücherrevisoren am 27. und 28. Dezember praktische Kurse für die Buchhalter der Groß- betriebe abhalten wird, um an Hand praktischer Hebungen die neue Duchsührungssorm zu veranschau- lichen. In einem längeren Referat erstattete dann Syndikus Dr. Zvphel einen Bericht über die Steuernot und die einzelnen Abwehrmaßnah- men des Reich- und der Stadt Leipzig. Er ver wahrte sich besonders gegen die Abgabe politik unserer Stadt. Die Einkommen- steuern müssen dem Reiche erhalten bleiben und dürfen nicht an di« Länder fallen. Es sei steuer technisch ein Unding, den Umsatz der Betriebe zur Einkommensteuerquelle zu machen. Aus diesem Grunde sei auch jede Erhöhung der Umsatzsteuer abzulehnen, da sie vom Großhandel nicht getragen werden könne. Richt die hohen Löhne, sondern die städtischen, staatlichen und Dankabgaben machen den deutschen Großhandel konkurrenzunfähig. Die Spitzen- verbände hätten besonder- wegen der Leipziger Ab- gabenpolitik eine Eingabe an den Reichs präsidenten gerichtet und ihn gebeten, die Stadt Leipzig unter di« Finanzkontrolle des Reiches zu stellen. Im wetteren Verlaus der Versammlung wurde solgende Entschließung angenommen, die sich mit dem Stand der Sozialversicherung besaßt: .Da« RctchsarbettSmlntttertum -ai durch Utaarttfe in da» verhärmt» zwischen den «erzten und den Kranken kassen den Streit «nisacht. der stch zum Nachteil der ver- stcherten vor der Oesfentlichkett abspielt. Soweit durch di« Maßnahmen des Ministerium» die Gefahr heraufbeschworen wurde, daß der Merzte stand in seinen wirtschaftlichem und moralischem Gefiiq« ge stört wird, erhebt der Grobhandel Einspruch da- gegen, indem er geltend macht daß an dem Bestehen einer moralNch unan astbarcn und wissenschaftlich höchst- gebildeten Aerrteschast da» deutsche Kultur- und Diri- sebailSleben ein hohe» Interesse da« Durch den Streit ist sedoch der gewiss ungewollte Erfolg eingetreten. dass vor aller Augen die Lebenöfühigkeit und Lebrn»ward«g- kett der gesamten Sozialversicherung in Frage gestellt wurde. Man hat e.'.'anni, dass die Sozialversicherung in der seht gültigen Gestalt ihren Zweck verfehlt, indem sie wesentlich dazu dient, ein« Organisation mit einem überwuchernden Veamienstab zu erhallen, wahrend die Ausgabe, der Ne gewidmet ist. Not leide». Dagegen belaste» Ne die Arbeitgeberschast. die doch lebten <rnde» alle Bettröge mittelbar oder unmiilel- bar aus,„bringen bat. mit untragbaren Lasten. Hiernach stell« der Grosshandel da» Ersordernt» aus dass di« Sozialversicherung von Grund au» um- gestaltet werde. Die Hilst »Nr di, HilsS- bedürftigen ist zum eigentlichenZweckezu erheben und inil dem geringsten Aufwand von Mitteln ,um grösstmöglichsten Erfolg zn führen. Die Arbeit hierzu sollte unaerzüntich ausgenommen werden da die Erwerb?stönde. insbesondere auch der Grosshandel, serne'btn nicht mehr gesonnen sind neben der Uebcrlast von Steuern zweckwidrige Ausgaben zu leisten.' Zum Schluß beschäftigte sich die Versammlung mit der von der sächsischen Regierung geplanten Umgestaltung des Schulwesens. Die von Dr. Wünsche beabsichtigte Reform wurde abge- lehnt und ein dahingehender Antrog angenommen. Teuerungszahlen für Leipzig Rach den Berechnungen de- Statistischen Amts der Stadt Leipzig betrug der Mindestaufwand einer aus 2 Erwachsenen und Z Kindern von 12, 7 und 1)4 Jahren bestehenden Familie in je 4 Wochen in Leipzig (in Mark) für: 1. Nahrung, Wohnung, Heizung und Beleuch tung: Teuerungszahl 1 (T 1); 2. Kleidung, Wäsche und Schuhwerk: Teuerung-- zahl 2 (T 2); 3. Genußmittel, Körperpflege, Kleidungsrevara- turen, Hauswäsche und Wirtschaft-gegenstände, Ver kehr, Kultur- und Unterhaltung-Zwecke, Abgaben: Teuerungszahl Z (T 3); 4. alle wichtigeren Lebensbedürfnisse: Gesamt teuerungszahl (T 1 und T 2 und T 3). Stichtag IS. 11. 23 2«. U. 23 3 12- 23 10. 12. 23 17. 12. 23 17« MS 900 186143600 171 562 3M 172 345 MO 109624000 99625000 (D1> «D2» cDS) (T1-ssD2»-r3) »in Millionen) 76198000 1SSOO MO 15 692400 105791200 136 231000 16 485 MO 23889 300 134 987 OM 19070 400 32086 200 * - 21655 200 40 283 ,00 24240 000 48 480000 ' Der neue Brotpreis. Da» Presseamt der Stadt Leipzig schreibt uns: Die Preisprüfungsstelle hält auf Grund ihrer Feststellungen über die Höhe de» Mehlpreise» eine abermalige sofortige Herabsetzung des Brotpreises für notwendig. Sie erachtet einen Preis von 16 Pfennigen für das Pfund Roggenbrot erster Sorte (70 Prozent) gegenwärtig für angemessen. Jede angezeigte Heber- schreitung wird auf ihre Berechtigung nachgeprüft werden. Wem!« Mtsede LkM-LiiM, l-elßrlg. ^KUeustapttal: tzl 1.200.000.000 ksssrvsL rd.: dl 900 000.000 ^Vir vsrrillsvll kelltsumarlroinlLßSll bi» auk ^eitorss v!« kolgl: 6"/, Mrs «lsbr bsi tüxliebsr VerMzunx, 8°/. » » » 1 monatiger Lüvckiguogslrist oder auk 1 dlonat kost und Mdren LMUlvidS« günst. ksclmgungsn. Wir hatten uns beide (der Reisebegleiter war ein unterwegs mit Haeckel bekanntgewordener österreichischer Offizier) in unserem Schltttchrn bald recht behaglich zurechtgesetzt und sahen uns, ganz in Pelz und Tücher bis über die Ohren warm ringe- packt, die wundervolle Winterpracht der Schneewelt recht nach Herzenslust an. Eine solche Alpenland- schast im Schneekleid ist wirklich ein ganz eigenes, unvergleichlichc» Naturwunder, das man selbst ge- nassen haben muß, um einen ordentlichen Begriff davon zu haben. Di« weiten, fleckenlosen, schim- mernden Schneeselder, abwechselnd mit den bunten, nackten Wänden der steilen Felsen und dem weiß- gesprenkelten Graugrün der Tannenwälder, ver leihen der ganzen Landschaft einen feierlichen Schimmer, einen festlichen Glanz, der durch die Totenstille weit und breit noch gehoben wird. Nur von den größeren Sturzbächen und Wasserfällen bleibt ein Teil noch ungefroren und. unterbricht durch sein laute» Murmeln die eintönige Stille. Aber auch der Rand von Wiesen ist von breiten Eisschollen überdacht, und die kleineren Wasserfälle hangen, ganz gefroren, wie prächtige, blaugrüne Stalaktiten von den hohen FelsEnden herab. Ganz eigentümlich stehen in der allgemeinen Schneedecke die zahlreichen kleinen, braunen Hänschen isoliert da: und auch die qroßen, überall zerstreuten, dunklen Fel-blöcke ge- währen dem Auqe in dem blendenden Weiß der Schneedecke einen Anhaltspunkt. Sä an der Anblick dieser Hochalpen im Winter hatte all« Mühen und Kosten dieser Reise allein ausgewogen. Bereit» in Altdorf hatte un» der Posthalter qesaqt, daß der Uebergang sehr schwierr«; sein würde, da die Posten von drüben seit zwei Tagen wegen starken Schneefall» ausqeblieben seien. Bald sollten wir erfahren, wie bedeutend er gewesen. Schon am Fuß de» mächtigen Bristenstocke, wo die eigentliche Gotthardstraße steiler und steiler be" nnt, hatte der bi» dahin zwei bi» drei Fuß tiefe 5 'ne« eine Dicke von vier Fuß erreicht, so daß da" Pferd langsam gehen mußte. Kau» waren wir c e Stunde über Wasen hinaus, al» es plötzlich r einem Schnee berg stillstand, an dem die Straß» wie abgeschn'tten aufzuhören schien. E» ergab sich, ' »ß wir vor einer frisch herabgestürzten Lawine stanrn, die den heut« früh erst frisch geschaufelten Weg bereit» wieder verschüttet hatte. Dir mußten versuchen, un« erst wieder hindurchzuarbeiten, so gut e» ging. Luerü mußten die Passagiere absteigen, den mächtigen Schneehaufen überklettern und durch Stampfen mit den Füßen so fest zu trampeln suchen, daß die Pferde hinüber konnten. Nachdem die Straße so ziemlich geebnet schien, wurde mit unserem ersten Schlitten der Versuch gemacht, ihn hinüber zu bringen, was denn auch mit vieler Mühe gelang. Schlimmer erging es dem zweiten, dessen Pferd nach den ersten Versuchen seitlich auswich und mit dem ganzen Körper in dem lockeren Schnee versank, so daß nur noch Kopf, Hals und ein Teil de» Rückens herausschauten. Beim Versuch, es herauszutreiben, geriet es nur noch tiefer hinein, und zuletzt mußten sämtliche Passagiere sich Vorspannen, um das arme Tier, das ganz im Schnee versunken war, heraus- zuziehen. Noch schlimmer erging es dem fünften Schlitten, der bei der höchsten Schneekante umstürzte und sich ganz überschlug. Zum Glück hielt jedoch da» Pferd fest: er erhielt auch nur Bagage. In dieser Art mußten wir un» noch ein paarmal durch die dichten Schncemasscn hindurcharbeiten.' Mit nicht geringerer Anschaulichkeit schildert Haeckel dann den weiteren Verlauf der Reise, die am ersten Tag bis Andermatt geführt hatte. .Di« armen Pferde', erzählt er, .hatten genug zu tun, ihren eigenen Kadaver hinauszulchaffen, und nicht besser erging es un» selbst, da wir, dieser Art zu gehen gänzlich ungewohnt, unbehilflich hinter dem Schlitten hcrkeuchten und sedeemal, wenn wir nur einen Schritt breit über die schon betretene Bahn hinaustraten, bi» an die Hüften mit den gan zen Beinen im Schnee versanken. Dies war das Unangenehmste der ganzen Tour, da die Beine durch diese mächtige Därmeentziehung trotz ihrer vielfachen Hülle bald ganz erstarrt waren, während der Ober körper, übermäßig durch die Anstrengung erhitzt, schwitzte. Stellenweise mußte auch durch eine kleine Lawine erst ein Hohlweg gegraben werden oder ein» größere im Bogen umfahren werden. Heftiger Schneesturm hüllte schließlich alles in undurchsich tige«. trübes Helldunkel. Bald dienten nur noch die Telegraphenstangen in der endlosen Schneewüst«, in der man keine zehn Schritt weit sehen konnte, al» Führer, und wir konnten wirklich von Glück sagen, al» wir nach sechsstündiger schwerster Arbeit ohne Verlust die Höhe de» Passe» und bald darauf da« Hospiz mit der Her» erq« auf dem Sankt Gotthard erreicht hatten." -4/r Lu/a//un^ «/ar 2er/unp Katn« k/n /ardraod«^ e-ickttk Hier or»e oam LZ. 2)a»arnLer 5adn Brre/rrck^ar «x/er Bos/aen/ adonn/ar/, °ra/ acxL t/kkoz/sq, «4» ckaan a/na e-aLSLr i o« 20 /Venn/p endoden w/n/, ck/a e/er^oa/ ru/ck///. — Zarnar 5Ü4en vr> aZ/a «üe/anipar» Zlos/da» «Lor, «üe dn 2) revidar «Ko 2e//mv Ls/ unr «//rskl -s»/e//4en, »a// c//e Fs- »/e//ynseri nscd </s»n ck OsrsruLsr »red/ »nedr snno/r/u, um so/orHps ?/»/e//tt»v, ob r/e «Üo 2e//ttno 4ör /snusr Lsdn Br/a/üZpsr Ls- s/s///sn, o«/er a-eüar e/urotz un, ckdarv/esa» Ladan vo//s i. Oer VerisL. Lebhafte- Geschäft De! großem Angebot und außerordentlich starker Nachfrage setzte da« Geschäft in der Leipziger stadt sehen Markthalle am Sonnabend be- reits in den frühen Morg nstunden voll ein. Die Preiie h'elten sich in der Hauptsache aus der Höhe l de» Vortage». Fettwaren konnten zum Teil billiger notiert werden. Butter war um 20 Goldpfennige g^f.llen. Da» Pfund wurde mit 3L Mark verlaust. Mar- gar ine war je ncch Qualität zwischen 54 und 75 Pfennigen zu hob.en. Eier wurden mit 25, Schmelzmargarine mit 80 und 90 Pfenn'g n abgegeben. Kokosfett kostete 80 und 90 Pfen nige, Rindertalg 80 Pf nnig«: Speckfett wurdc mit 1,4 und 1H Goldma-ck ang'boten, ge räucherter und Salzspeck für 12 und 1,4 Goldmark, Kunstspeisefett für 75 Pfennige. Frischfleisch wurde -u den Pre'sen des Dv'toqes notiert. Rindfleisch stellte sich auf 1,2 bis 1Z, Kalbfleisch auf 14 und 1,5, Schnitzel auf 2 4, Hammelfleisch auk 1L, Schweinefleisch auf 13 b?« 14. Geschah- te» auf 1,4. Gehackte» Rind ans 14 und ge hackte» Schweinefleisch auf 1/1 Gol^a k. Gefrierfleisch war unverändert. Ebenso Wurstwnren, die zum Einhei'»preis von 2 Gold mark das Pfund abgegeben wurden. Schellfisch kostete 80, Kabeksau 65. Seelachs 50, Scholle 90, Heibuttzunq« 60, Seezunge 350, Karpfen 150, Schleie 220. Zander 250. Salzheringe 25 bi» 60 Pfennige da« Pfund, Matjeshe-inge 35 Pfennige da« Stück Wild und Geflügel hatte die Preise nicht geändert. Kartoffeln und Gemüse konnten ebenfalls zu den bisher notierten Preisen gekauft werden. DVumenkohl hatte nicht unbeträchtlich nachgelassen. Der Kopf schwankte zwischen 25 Pfennigen und einer Goldmark. Angestellteuversicheruug. Die Amtshauptmann schaft Leipzig gibt bekannt: Die Dersichevunqspfticht- grenz« ist mit Wirkung vom 1. Dezember 1923 auf einen Iahresarbeitsverdienst von 4000 Goldmark festgesetzt worden. Als Goldmark gilt der Wert von zehn Zweiundvierzigstel de» nord- amerikanischen Dollar», wie er auf Grund de» Mittel- kurses der amtlichen Berliner Notierung auf Zah lung New Park am Vortage der Gehalt», oder Ab- schlaqszahlung sestgestellt ist. ' Au»schuß kür den Arbett»uachwei«. Zur Bil- düng des endgültigen Verwaltungsausschusses für den öffentlichen Arbeitsnachweis Leipzig und Um- gebung werden die in dessen Bezirk vorhandenen wirtschaftlichen Bereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufgefordert, bi» zum 15. Januar 1924 Vorschlagslisten für die Bestellung der Beisitzer und ihrer Stellvertreter einzureichen. Der Bezirk des öffentlichen Arbeitsnachweises Leipzig und Umgebung umfaßt die Stadt Leipzig und 42 im Bezirk der Amtshauptmannschaft Leipzig gelegen« Gemeinden bzw. Gutsbezirk«. So reiste man noch im Jahre 1859 im Winter nach Italien! Literaturwissenschaft von heute Der Berliner Ordinarius für deutsche Literatur Professor Julius Petersen hat kürlich in der „Berliner Gesellschaft für Wissenschaft und Er- ziehung' seinen eigenen Standpunkt in den neusssten Strömungen der deutschen Literaturwissenschaft in einem Festvortrag etwa in der folgenden Weise for- muliert: „Die Literaturgeschichte, ein Kind der Ro mantik, ist im neunzehnten Jahrhundert zu orien- tieren nach den beiden epochalen Namen Gervi- nu» und Scherer. Der eine, ästhetischer Kritik abgeneigt, stellt sein« Betrachtungsweise betont po litisch ein und holt die gcsinnunqsstarken Träger in den Vordergrund, für überzeitliche Gestalten wie etwa Hölderlin ohne Verständnis, für den Ganzheit, qedanken der deutschen Literatur bewußt einttctend. Der andere in einer Zeit wirkend, die nicht von der Politik, sondern von den Naturwissenschaften be- herrscht ist. Petersen schützte aber W. Scherer vor dem Vorwurf, er sei unphilosophisch gewesen, wenn- gleich e« nur der Positivismus war, den er vertrat. Darum wurde Scherer, und namentlich die rationa listische Enge seiner .Poetik', erdrückt durch Dil- thev, dessen Tqpenlehre und'die meisterhaft be- trieben« individualpsychologisch aufgebaute Persön- lichkeitsdarstelluna wirksam wurden in einer Zeit, die sich, philologische Forschungsarbeit nützend, der Monographie zuwandte. Wie deren Weg von Erich Schmidt» stoss belastetem „Lessing' zu Gundolf, .Goethe' und Bertram» .Nietzsche' führte und die Lockerung von der Literaturgeschichte zu Intuition und Mythos durchmachte, da» brachte Petersen doch nicht etwa dazu, die Literaturgeschichte nunmehr totzusagen: vielmehr wollte er die heute philosoohtschem Einfluß nachqebenden, zur Literaturwissenschaft erweiterten Gegenwartsströmungen deutlich machen, indem er die auf Stammes-, Stil- und Geistesverwandtschaft hin- arbeitenden Werke charakterisiert«. Da» ergab knapp« Kritik an Nadler» Grup-ierungsprinzipien nach Landschaften und ihre« Willkürlichkeiten, an Strich« so ausschließlich noch Worrinaer und Wölfflin kunstwissenschaftlich orientierte» Romantik- begriff oder an Kor ff» Irrytisnaliomys für die Goethezett.
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