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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-21
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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21. v«««ad«e Vom Tage Oeuifthe Reichsbahn und französische Regle Scharf getrennter Betrieb — Di« Ab. gren-ung — Derkehrserleichterungen Bei den Verhandlungen zwischen der deutschen Reichsbahn und der französisch-belgischen Regle galt es, in irgendeiner Form da» Rhein- und Ruhrgebiet wieder an da» deutsche Verkehrsnetz anzuschließen, um die ohnehin schwer leidenden Gebiete aus ihrer Abschnürung zu befreien. So wurde ein Abkommen getroffen, da» den Anschlußbctrieb der beiden Der. Weitungen regelt und am 10. d. M wirksam ge worden ist. Der Betrieb der deutschen Reichsbahn und der Regie wird scharf getrennt durchgeführt. Fahr- karten werden nur bi» zu den »Grenzstationen* au», gegeben; dort müssen für die Weiterfahrt neue Fahr- karten der Verwaltung der Anschlußstrccke gelöst werden. Die Regiezüge —- das ist ausdrücklich ver- cinbart worden —, die auf deutsch verwalteten Dahn- Höfen enden, dürfen nur mit deutschem Personal be- setzt sein. Die Eisenbahnwerkstätten Limburg und Dortmund werden der Reichsbahn wieder übergeben, die für Rechnung der Regie Ausbesserungen durch, zuführen hat. Die rechtsrheinischen Strecken in Vaden einschließlich der Riedbahn von Mannheim über Groß-Gerau nach Frankfurt a. M. mit den An. schlüssen nach Germersheim, Speier, Ludwigshafen und Worms bleiben in deutschem Betrieb mit Aus- nähme der letztgenannten Bahnhöfe selbst, die der Regie unterstehen. Auch die Strecke Frankfurt—Bad Homburg — Friedrichsdorf — Usingen — Weilburg — Eschhofen auf der Linie nach Limburg bleibt deutsch; das Stück bis Limburg und von dort nörd lich bis Staffel wird im Gemeinschastsbetrieb durch geführt; von Staffel ab ist wieder Reichsbahnbetricb über Westerburg, Altenkirchen, Au usw. Hier schließt die englische Zone (Brückenkopf Köln) an, wo die Reichsbahn den Betrieb nach wie vor in der Hand hat. Die von dieser Linie östlich gelegenen Bahnen bleiben von der Regie unberührt; auf den westlich gelegenen ist teilweise Gemein- schaftsbetrieb, einige kurze Strecken Reich», bahnbetrieb. Di« Strecke Hamm — Unna — Schwerte — Mettmann (nach Düsseldorf), ebenso die süd lich davon verlaufende Strecke über Elberfeld- Barmen nach Köln und die von diesen Bahnen nach Norden in das Ruhrgebiet führenden Stichbahnen bis Hattingen, Kupferdreh, Velbert, Ratingen (Bahn- Höfe selbst in Regiebetrieb!), sowie die Strecke Dort, mund—Scharnhorst und die Strecken von Dortmund- Süd nach Löttringhausen, Vorhalle und östlich davon bleiben in Reichsbahnbetrieb. Die Strecke Scharn- horst—Dortmund Hauptbahnhof wird gemeinschaft lich betrieben. Zm Norden des Ruhr» gebiets bleibt der deutsche Betrieb erhalten, und zwar auf der großen nach Holland führenden Durch- gangslinie von Hamm über Lünen nach Dülmen bzw. von Münster bis Wesel einschließlich und allen nörd lich dieser Linie gelegenen Strecken. Inzwischen sind bereits einige Verkehrs- erleichterungen eingctreten. So wurde am 12. d. M. der Schnell- und Personenzugverkehr auf der Strecke Frankfurt a. M. — Darmstadt wieder ausgenommen; jedoch halten die Züge vor läufig nicht auf den Stationen, die zum besetzten Ge biet gehören. Weiter soll demnächst die fron- zöfische Paß- und Zollrevision in Scharnhorst und Brakel, die die Züge oft stundenlang aufhielt und den gesamten Verkehr störte, aufgehoben und nach Dortmund hinein verlegt werden, wo die Züge enden. Die Abstimmung der Fahrpläne und die Durchführung eines reibungslosen Anschluß verkehr» wird leider noch einige Zeit auf sich warten lassen. * Die Rückvergütung für gezahlt« Gas- u»b Stromverbrauch. Wie bereit» im Stadtverordneten, bericht kurz gemeldet, hat da» Kollegium beschlossen, eine Rückvergütung von lO Prozent zu gewähren. Der zur Annahme gelangte Antrag lautete: »Allen denjenigen Abnehmern, di« ihre Gas-, Strom, oder Wasserrechnung IV« 1V23, d. h. diejenigen der Gang nummern mit den Endziffern 7—25, 32—50, 67—75 und 82—100, bi« einschließlich 5. Januar 1V24 voll bezahlt haben, eine Rückvergütung von 10 Prozent auf den Betrag obiger Rehnung IV a/1923 in Einheiten zu gewähren. Di« Rück- Vergütung erfolgt in der Weise, daß diese von der Rechnung V. 1023/24 (nicht IV 1023/24, wie zu erst gemeldet) in Abzug gebracht wird, und zwar werden hiervon Bruchteile von Einheiten nach oben abgerundet.* Durch die Aeußerung'n der Ratsmit glieder ist zu schließen, daß der Rat in seiner nächsten Sitzung diesem Beschluß der Stadtverordneten bei- treten wird. Papienrotgeld al» Eammelobjikt. Die aus dem Verkehr zurückgezogenen Papiernotgeldscheine, die da» Mcßamt für die Mustermessen in Leipzig mit Genehmigung des Reichsfinonzministeriums zur ver gangenen Herbstmesse herausgegeben hatte, sind ein beliebte» Sammelobjekt geworden. Bekanntlich tragen die vier verschiedenen Scheine wohlqelnngene Reproduktionen von Lithographien des Leipziger Künstlers Erich Gvuner, die sich auf die Messe be- ziehen. Um der Nachfrage entgegenzukommen, ist der Verkauf dem Internationalen Derkchrsbüro, G. m. b. H., übertragen worden, das in seiner Sorti- mcntsbuchhandlung im Erdgeschoß der Alten Wage, Markt 4, eine Verkaufsstelle eingerichtet hat. Ordnung in den Gchnellzügen Deutschland war einst stolz darauf, in seinen Zügen eine musterhafte Sauberkeit und Ordnung durchzuführen und über Beamte zu verfügen, die jedem Brstechuuasvcrsuch unzugänglich waren. Die Not der letzten Jahre mit ihren Auswüchsen an Schieber, und Protzentum, da» das Re se. vublikum der O-Züge besonders in den höheren Klassen wesentlich veränderte, hat diese Disziplin ge- lockert. So kam es vor, daß gcw sse Elemente mit ihrem n cht immer einwandfreien weiblichen Anhang vornehmlich die Abteile erster Klasse bevölkerten, obwohl sie vielfach nur Fahrkarten zweiter oder gar dritter Klasse gelöst hatten. Man beobachtete auch, daß ganze Abteile als »Besetzt* bezeichnet wurden, um derartige Reisende gegen ein »Trinkgeld* gut unrerbringen zu können. Beschwerden bei den Beamten fanden selten Unterstützung oder begegneten sogar offener Ablehnung. Gegen diese Mißstände, die noch immer nicht ganz verschwunden sind, richtet sich ein neuer Erlaß des Reichsverkehrsmtnisters, in dem es u. a. heißt: »Dies« Mißständen muß wit allen zu Gebote Sehenden Mitteln ein Ende gemacht werden; wenn di« ständigen Kontrollbeamteu zur Ueberwachung der V-Küge nicht ausreichen, ist die Hilfe der Kriminalpolizei in Anspruch zu nehmen. Verfehlungen der Beamten sind mit Streng« za ahnden; bei unehrlicher Handlung hat Dienst entlassung und Strafanzeige zu erfolgen, nm die ehrlich« und standesbewutzten Beamt« von den unsauberen Elementen zu befreien.* Auch gegen die Nichtbeachtung de« Rauchverbotes in den Zügen soll strenger ein geschritten und bei der Zusammenstellung der Züge darauf geachtet werden, daß genügend Nichtraucher abteile vorhanden und die Löagcn und Abteile deutlich beschildert sind. M't Wirkung vom 8. Dezember sind auch die Geldbußen, die bei Nebertretungen verhängt werden, in Goldmark festgesetzt worden. Sie betragen mindestens eine Goldmark und im Höchstfalle 150 Gol dmark. Man darf nur hoffen, daß die Mahnung des Ministers ihre W rkung nicht verfehlt, und daß auch das Reisepublikum gewisse Unsitten wieder ablegt; Bestechungen dürfen nicht erst versucht werden. Es muß jeder zu seinem Teil dazu beitragen, daß die alte Ordnung in den deutschen Zügen wieder- hergestcllt wird. Da» Bnchmuseum und sein Lescsaal (Zeitzer Straße 121.) ist an allen Feiertagen, außer Dien»- tag, den 25. Dezember, von 10—1 Uhr geöffnet. Im Raum der Wechsclausstellungen werden Arbeiten von Professor Franz Hein gezeigt, der kürzlich seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Oie Zahlung der Leleph-a-ebühee» Obgleich sämtlich« Fernsprechteilnehmer durch Zusendung eines besonderen Merkblatte- über die veränderte Einziehung-weise der verschied«« Art« von Fernsprechgebühr« sowie der gestundet« Tel«- grazchengebührm unterrichtet worden find, werd« doch noch täglich beim hiesig« Fernsprechamt zahl- reiche schriftliche, mündlich« und fernmündliche An fragen über die getroffene Aenderung gehaltm. Hier- , durch entsteht dem Fernsprechamt ein großer Auf- wand an Zeit, Personal und Betriebsmitteln. Deshalb werden hier kurz die hauptsächlichsten Ge sichtspunkte des neu« Verfahrens nochmals hervor gehoben. Die Gebühr« werd« nicht mehr monatlich, sondern Zug um Zug nach Fälligkeit erhob«. Diese Fälligkeit tritt ein, sobald die Summe aller in Be tracht kommend« Gtt>ühren d« Betrag von lO erreicht hat. In diesem Falle erhält der Teilnehmer durch Postkarte eine Mitteilung über seine Ge bührenschuld mit der Aufforderung zur Zahlungs leistung, der er binn« einer Woche nachkomm« must, um die andernfalls ohne weiteres eintretende Sperre deS Anschlusses zu vermeiden. Die Belege, aus den« die Zusammensetzung der Gebührenschüld zu ersehen ist, werden wie bisher monatlich nur einmal nach Abschluß der Monatsrechnnng über- sankt. Es ist n'cht angängig, den Teilnehmern jedes- mal bei Übersendung der erwähnten Zahlungsaus- forderung eine Zusammenstellung über die Ent stehung seiner Gebührenschüld zu übersend«. Durch diese Regelung wird selbstverständlich das Recht des Teilnehmers, nach Eingang der Gesvrächs- blätter usw die gleichzeitig übersandte Abrechnung nachzuprüsen und etwa vorgekommene Irrtibner be richtig« zu lassen, nicht berührt. Zur Annahme von nicht wertbeständigem Notgeld durch die Postkassen liegt kein Bedürf- nis mehr vor. Mit Ablauf des Monats Dezember nehmen die Postkassen daher daS nicht wertbeständige Notgeld allgemein nicht mehr an. Hinsichtlich des wertbeständigen Notgeldes bleibt es bei der bis herigen llcbung. Gründung eines Weltwirtschaft-- Instituts in Leipzig In der ersten Mitgliederversammlung der »Ge sellschaft der Freund« der Handelshochschule Leipzig* überraschte der Rektor der Handelshochschule dir Gäste mit der Mitteilung, daß in Leipzig ein Welt wirtschafts-Institut gegründet norden sei. Dieses Weltwirtschaftsinstitut, das An- fang nächsten Jahres eröffnet werden soll, wird neben dem bekannten Kieler Institut das zweite dieser Art auf deutschem Boden sein. Es stellt sich die Aufgabe, durch Vorlesungen und wissenschaftliche Uebungen die Probleme der Weltwirtschaft zu erforschen. Eine Bibliothek entsprechenden Inhaltes soll Studenten und Lehrern das Bildungsmaterial liefern, und der Leipziger Lerlagsbuchhandel hat durch erhebliche Stiftungen an Büchern bereite einen Grundstock ge- schaffen. Ferner soll durch Vortragskurse in- und ausländischer Gelehrter die Unmittelbarkeit der An schauungen und Beziehungen unterstützt werden. Auch Vorrräge in fremden Sprachen sind vorgesehen. Es ist mit Genugtuung zu begrüßen, daß gerade Leipzig mit der einzigen wirklich internationalen deutschen Messe der Sitz dieses Instituts wird, das wieder die Fäden ins Ausland spinnen soll. Mit Recht wird in dem Prospekt des neuen Instituts darauf verwiesen, daß, ähnlich wie Seuchen jede Schranke überspringen, auch Wirtschaftskrisen alsbald von einem Staat auf den anderen übergreifen. Und in der Erforschung der Ursachen und Gründe der deutschen wie der internationalen Wirtschafts, krise hat sich gerade der derzeitige Rektor der Leip- ziger Handelshochschule, Prof. Dr. Ernst Schultz«, einen Namen gemacht. Seine in kurzer Folge er- schienen« Werke »Die Zerrüttung der Weltwirtschaft*, »Organisatoren und Wirtschaftssührer* und das erst vor wenigen Tagen erschienene Buch »Not und Per- schwendung* (Leipzig, ff. A. Brockhaus) sind die erst« und einzigen Werke großen Stiles, die mit einer überreichen Fülle von Material den uns allen auf den Nägeln brennenden wirtschaftlichen Problemen auf den Grund gehen. In Professor Schultzes Händen und unter seiner Leitung wird das neue Leipziger Weltwirtschaftsinstrtut, das der allgemeinsten För- derung sicher fei» d«rf, sehr bald «in neues Zentrum deutscher wissenschaftlicher Arbeit werd«. Nachdem der geschäftliche Teil der Tagung er- ledigt und der Vorstand in Anerkennung seiner Leistungen wiedergewählt war, gab der Rektor Pro- fessor Dr. Ernst Schultze in eine» fesselnden Vor trag «in interessante» Bild von Wechselwirkungen zwischen »Wirtschaftsleben und Welt- anschauung*. Gr wie» darauf hin, wie z. B. die Eile bei den Völkern ganz verschieden gewertet werde. Der Orient lehne sie al» kulturwi-drig ab und betracht« die Arbeit al» eine Straf', während da» Amerikanertum gerade in der geschäftlichen Hast feine Befriedigung finde. Wie anders würde auch die Welt heute au»sehen, wenn nicht an zwei Stellen der Lehre de» Kon-Futse bestimmt worden wäre, daß jeder im Ausland« verstorbene Lhinese in hei mischer Erd« ruhen müsse, wenn also statt dessen eine chinesische Auswanderung alle Kontinente über- schwemmt hätte. Der düster puritanische Charakter der Calvirnsch« Lehre habe ganzen Völkern seinen - Stempel aufgedrückt, anderseits habe aber geschäftlicher Sinn und Kirchentum sich besonder, aus amerikani schem Boden nicht ausgeschlossen, habe sich dort auch mit der Sklaverei abgcfunden. Ebenso habe in Eng land die Manchesterlehre mit der scheußlichen Au». Nutzung der Kinderarbeit sich wohl mit der Kirche vertragen. Der materiellen Ueberproduktion, wie sie da» Manchestertum anstrebte, trat dann der Sozialis mus in den Weg, der gerade diese Ueberproduktion verhindern wollte, ein Bestreben, da» sich bi» in unsere Tage auswirke. Wie sich aber von innen heraus wirtschaftliche Gebilde innerlich allmählich wandeln können, beweise am schlagendsten die Entwicklung der Aktiengesellschaften, die ihren Charakter völlig ge- ändert hätten und sich heute zu dem Grundsatz be- kennen, daß, wer auf längere Zeit arbeiten will, ehrlich arbeiten muß. Diesem schließlich den Ideal, begriff deutscher Arbeit an dem Beispiele von Goethes Faust nachweisenden Vortrag« folgte eine auf die Finessen modernster Rechtsunterscheidung eingehend« Darlegung von Professor Dr. Ger st mann über »Zwischen Handelsprinzip und Umsatz steuer*. Durch diese an Anregungen reiche Tagung hat di« »Gesellschaft der Freunde der Handelshochschule Leip- zig* in der erfolgreichsten Weise für ihre Ziele ge- worben und gezeigt, wa« wir Deutschen auch noch durch eigene Kraft vermögen, wenn eine Sache frisch und energisch angepackt wird. Zürsorgerveferr Erholung »hei» Gelcuau. In Kreis« unserer Leser dürfte nn Hinblick besonder» aus tue bevor- stehende Festzeit der Hinwei» willkommen sein, daß der Eächgsche Staatsbeamtenverein für Wohlfahrts- einrichtungen sein in gesunder, geschützter Höhenlage (000 Meter) am Walde und an der Staatsstraße Chemnitz—Annaberg, nahe dem Städtchen Thum, unterhaltenes, bestens eingerichtete» Erholungsheim in Gelenau (Erzg.) auch im Winter geöffnet hält. Al» gemeinnützige Unternehmuna ist ihre Benutzung > für kürzeren oder längeren Aufenthalt zu mäßigen Preisen, je nach Ansprüchen, nicht nur auf An gehörige de« Deamtenstandes beschränkt. An- Meldungen für Heimwohnungen sind an den be zeichneten Verein, Drerden-A., Waisenhaus- straße 34, II., zu richten. * Ausgabe an Fürsorgeempfänger, Rentner »vd Arbeitslose. Ausgabe, Gerber st raße 3: Mehl, das Pfund 18 Pf., Margarine 60 Pf., Kern seife, tz Stück 200 Gramm, 25 Pf. Ausgabevon Schweinefleisch, gute Qualität, im Städtischen Schlachthof, am Freitag, Sonnabend und Montag. Der Preis für ein Pfund beträgt 1 Marl. Pensionszahlung. Da» Dersorgungsamt Leipzig gibt bekannt, daß die nächste Pensionszahlung heute erfolgt. weihnachiSvertaut per Leipziger Mittelstand-Hilfe. Die Leip;»»« Mittelsiand-bilse weist wiederholt daraus hin, datz ihre verkausSstelte Borkplay L/4 (S Minuten vom -auptbahnhos) in dieser Woche von tzlv bis 2 Uhr. autzerdem Sonntag. 23. Dezember, von H bis 4 Uhr gcSssnet ist. Versäume keiner di« nie wicdcrkcbrcnde Gelegenheit, nützliche und wertvolle -aus- Ausstattung-- und Sunstgrgenstände von bester yriodcnSqualität preis« wer» zu erwerben, seine WeibnachiSrtntäuIe hier zu machen, und so dazu bcizurragcn, die traurig« Lag« der Angehörigen des Mittelstandes zu mildern. — Vom 24. Dezember bi« einschtietziich 2. Januar bleibt die «er- I kausSstelle wegen Bestandaufnahme sür Annahme und s Verkauf aeschloss«: Auszahlungen in dieser Zen nur I Freitag, 28- Dezember, und Sonnabend, 29. Dezember. Verlorene Schätz« Die Kunstsammlungen in Tokio*) Don Lrn»t 6ro»r» Durch die Katastrophe am 1. September hat das japanische Volt und mit ihm die ganze Menschheck einen Verlust erlitten, der in Europa bisher nur wenigen zum Bewußtsein gekommen zu sein scheint, später aber vielleicht länger und bitterer empfunden werden wird al» der Verlust an Menschen, den man zunächst begreiflicherweise am meisten beklagt. Das Erdbeben mit seinem Gefolge, fflut und Brand, hat aller Wahrscheinlichkeit nach einen großen Teil der japanischen, chinesischen und koreanischen Kunstsch tze vernichtet, die den kostbarsten und unersetzlichsten Besitz Japan» bildeten, ffreilich haben weder Tokio noch der ganz moderne Hasen- und Handelsplatz Palohama zu den großen Werkstätten der Kunst ge hört, wie die alten Hauptstädte de» Reiches. Die T'mpel und Paläste Tokio», da« nur wenig mehr als LOO Jahre alt ist, stehen an künstlerischer Bedeutung weit hinter den wundervollen alten Bauwerken Naras und Kioto» zurück. Selbst die besten, di« von den Fremden angestaunten Grabtempel der Tokugawa Shogune in den Hainen von ULno und Ehiba zeigen wie die ähnlichen, noch berühmteren in Nikko, mit ihrer etwa» aufdringlichen, bunten Pracht nur den Spätherbst der buddhistischen Archi- tektur. Aber wenn Tokio auch nicht eben viele und große eigene, bodenständige Kunstwerke aufzuweisen vermochte, so hatte es dafür al» der Sitz der kaiser lichen Regierung und der Wohnort der vornehmsten und reichsten Familien aus allen Teilen de« Lande» eine wahrhaft ungeheure Meng« der wertvollsten Dinge zusammengezogen. In Tokio war der japanische Kunstbesitz *) Der Freiburger Professor Dr. L. Gross« g'bt in dem von ihm herausgegebenen 2. Ostasien- Heft de» »Cicerone* (XV, 22). da» mit vielen Abbildungen versehene Aufsätze über Rü-Ma»ken. buddhistisch« Madonnen u. a. m. enthält, eine seh interessante Darstellung über die Verluste an ostasia tischer Kunst durch da» große Erdbeben diese» Iah- re», deren Hauptpartien wir hier mit Erlaubnis de» Verlage» Klinkhardt äc Biermann wiedergeben. zentralisiert, wie es der französische in Paris ist. Für die me.sten Bewohner und Besucher der Stadt war von diesen Reichtümern allerdings nur das sichtbar, was dauernd oder zeitweilig in dem Kaiserlichen Museum im Ueno-Parke zur Schau stand. Dieses Museum ist nach den Berichten der Zeitungen eingestürzt. Um das Gebäude ist es nicht sckmde. Dem älteren Teile, der nach dem Entwürfe des amerikanischen Architekten Conder in sogenann- tcm orientalischen Stile aus rotem Backstein aus- geführt war, kann man weder Schönheit noch Zweck mäßigkeit nachrühmen — und der neuere, eine Stif- tung zur Hochzeit des damaligen Kronprinzen, stellte ein ziemlich vollständiges Kompendium der Fehler dar, die der Museumsbaukunst gelungen sind. Aber der Kern war besser als die Schale. Dor allem ent hielt da» Ueno-Museum die größte und beste öfsent- liche Sammlung von Werken der japanischen Geräte- fünfte, die in den Niuseen von Kioto und Nara nur unzulänglich vertreten waren. Nur hier konnte der Freund der japanischen Keramik, dem die Privatsammlungen nicht offen standen, eine einiger, maßen umfassende Anschauung dieser eigentüm- lichsten Kunst des Fernen Osten« gewinnen, die sich in Japan allein aus einem Kunstqewerb« zu einer Kunst im höchsten Sinne de» Worte» entwickelt hat. Noch reicher war die Abteilung der Lacke, die nicht nur viele japanische Stück« höchsten Range», sondern auch «»»gezeichnete alte chinesische besaß. Plastik und Dialerei traten im ULno-Museum zwar nicht ganz so überwältigend auf wie in Nara und Kioto, aber immer noch imponierend genug. Aber so Biele» und Schöne» mit dem Kaiserlichen Museum zugrunde qegangen sein mag dieser Verlust erscheint mir kaum der Red« wert, wenn ich an die Privotsammlungen denke, die die dämonisch« Wut der Elemente wahr- scheinlich verschlungen hat. Denn weitau» der größt, Teil de» Kunstbesitzes der japanischen Hauptstadt war in ihren Adelspalösten und Bürgerhäusern ge- borgen, ein fast unermeßliche- Reichtum, von dem sich nur der eine annähernde Vorstellung zu bilden vermag, der ihn wie ich jahrelang durchforscht hat, ohne ihn erschöpfen zu können. Da find zuerst d-e Schatz« der alten Dai myo. familien. die beinahe alle, nach dem Sturze der Tokuqawareqieruna ihr« Residenzen in ihren ehe- maligen Herrschaften verlassen hatten und mit ihrer kostbaren Habe nach Tokio gezogen waren. Dies« Schätze sind meist keine Kunstsammlungen im mo- dernen Sinne des Wortes, fondern vielmehr An sammlungen von Kunstwerken aller Art, wie sie sich in einem fürstlichen Haushalte mit der Zeit gleich sam von selbst bilden. Während der letzten Jahr zehnte ist das stolze Kunsterbe der Daimyogeschlechter allerdings immer mehr überwuchert und teilweise aufgesogen worden von den Sammlungen der neuen, nach der Revolution zu Macht und Reichtum ge- langten Männer. In Japan gilt da« Kunstsammeln fast für eine Pflicht reicher Leute; und gerade E m. porkömmlinge pflegen sie bereitwillig zu er füllen, weil sie sich auf diese Weise am bequemsten einen gewissen Nimbus von Vornehmheit und Bil dung erwerben, den man auch noch in dem modernen Japan schätzt. Und so entspann sich denn unter den Mitgliedern des neuen Geld- und Amtsadels ein leidenschaftlicher Wettbewerb um den Besitz alter, womöglich berühmter Kunstwerke, der in verhältnis mäßig kurzer Zeit unzählige Sammlungen geschaffen ha:, manche darunter von einem solchen Umfange, daß sie wohl nur in Amerika ihresgleichen haben. Indessen imponieren diese Sammlungen nicht etwa nur durch ihre Masse, sondern in der Regel auch durch ihre Güte. Denn wenn ihre Schöpfer und Besitzer auch nicht alle große Kenner sind, so sind viele doch ehrliche Freunde der Kunst, und die meisten waren klug genug, um sich von Sachvrrstän- diqen beraten -u lassen. Diese riesigen Sammlungen und eine unübrrseh. bare Schar von kleineren, die -u derselben Zeit ent- standen waren, batten die in den Provinzen zer streuten klösterlichen und fürstlichen Kunstschätze in einem solchen Maße aufgesogen, daß schon vor dem Kriege sicherlich der größte Teil de» beweglichen japanischen Kunstbesitze» in Tokio und seiner nächsten Umgebung vereint war: Es hat nicht an Männern gefehlt, die in dieser Ausammenhäufung der r. Ttto- nalen Schätze an einem durch Erdbeben und Feuer», brünste beständig bedrohten One eine schwer» Gefahr sahen. Ihre Befürchtungen sind nur allzu sehr ge- rechtfertigt worden. Wir wissen freilich noch nicht genau und werden e» vielleicht auch nie erfahren, wie viele Kunstwerke am 1. September zu Staub und Afch« geworden find. Denn e» ist nicht «ova- nischer Brauch, Not und Schmerz vor Fremden zu offenbaren. Man muß also darauf gefaßt sein, daß in Tokio sehr Vieles und Bedeutendes vernichtet worden ist, und man darf sich auch nicht darüber täuschen, daß die vernichteten Kunstwerke — sowohl die chinesisch n als auch die japanischen — unersetzlich sind. Piß in China Dinge erhalten sein sollten welche die durch das japanische Erdbeben gerissenen Lücken auszu- füllen vermöchten, ist einstweilen zum mindesten un. wahrscheinlich. Und die gegenwärtige japanische Kunst sieht nicht danach aus, als ob sie die Welt für die verlorenen Werke ihrer alten Meister entschädigen könnte. Sie ist in der Tat schwächlich und unsicher, ffreilich ist sie es nicht nur durch eigene Schuld, sondern zu nicht geringem Teile infolge ihrer Be- lastung durch ein überreiches Erbe. Die mächtigen Werke der Vorfahren find für die Nachkommen ver hängnisvoll geworden; die Autorität ihrer muje- stätischen Vollendung hat den Mut und die Kraft zu neuem selbständigen schaffen gelähmt. Japan, das man mit Recht ein »Museum der ostasiatischen Kunst* genannt Hot, war zu voll von alten Meisterwerken. Sein Aunstwesen glich einem alten, sorgfältig geschonten Hochwalde, in dessen feierlichem, tiefem Schatten sich kein junger Aufwuch» zu erheben vermag. Die Katastrophe vom 1. Septemoer hat diesen stolzen Hochwald gelichtet und st« hat dadurch vielleicht Raum, Luft und Licht für die Entwicklung der neuen Kunst geschaffen, die den Javanern bisher gefehlt Kat und die sie brauchen. Ein junges Geschlecht kann sich nicht nur mit alter Kunst begnügen, auch wenn die Werke der Vergangenheit denen, di« e» selbst hervor?«bringen vermöchte, ästhetisch weit überlegen sein sollten; denn die Kunst dient nicht nur dem ästhetischen Genüsse, sondern sie ist ein überaus wichtige» soziale» Organ al» ein Mittel der Ent' ladung. der Mitteilung und der Erregung; und des- halb muß sich jede» neue Geschlecht eine neue Kunst schaffen, die seinen besonderen Lebenebedingungeu und Lebensbedürfnissen entspricht. Man hat gesagt, daß die Kunstwerke, die «in Volk hervo-bringe und hinterlasse, der eigentliche Zweck se<ne» Leben« feien. Ich glaube eher, daß umgekehrt alle Kunst nur »in Mittel zum Leben sei, und da es immer der Zmeck ist. der die Mittel h-rvorkmingt, so wollen wir hoffen, daß der stark« Lebenswille des japanischen Volke» au» den Ruinen von Tokio eine neu« Kunst aufblühe» lassen wird.
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