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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-20
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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antarktischen Kontinent und zu den meisten bisher erforschten Gebieten, einschließlich des Südpol». Allerdings sind Roß, Scott und Ghackleton Engländer, aber dem geheimen Vorgang jetzt ist keine internationale Beratung vorangegangen. Mit diesem an Walfischen und See hunden so reichen Gebiet hat sich England wieder ein Kontrollrcich angeeignet, das ihm von großem Nutzen ist." Die Erweckung der Toten. Die amerikanische Smarlhcit, die so viel gerühmt wird, bewährt sich aus einem Gebiete ganz sicher nicht. In der Medizin fallen nämlich die Amerikaner auf jeden erdenklichen Schwindel herein: Beweis: die vielen Put ent- Medizin em, die alles, vom Beinbruch bis zur Cholera, heilen sollen, sowie die Scharen von Kräuterdoktoren und anderen Quacksalbern, die das Land unsicher machen. In St. Louis ist jetzt, so schreibt man der „Franksirrter Zeitung", ein Institut entdeckt worden, das den Doktorgrad „in ubsontia" verlieh-, es hat Hunderte von Bar bieren, Kellnern, Schuhmacher und sonstigen Hand werkern als „praktische Aerzte" auf die leidende Menschheit losgelösten. Den Vogel abgcschosscn hat aber unbedingt die „Natureopothic Health School" in Chicago. Dieses Institut schickte „Vorlesungs- Verzeichnisse" aus, in welchen den Schülern die ihce Belehrung auch per Bost erhalten t'onnien, ver sprochen wurde, sie könnten in den Stand gesetzt werden, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Wenn die Korrespondenten die Prospekte nicht selbst gesehen hätten, würde man es wohl nicbt glauben, aber cs steht darin ausdrücklich zn lesen: „Unser drittes großes Verfahren zur Wiederherstellung des Men schen befähigt den Wissenden, alle, auch die widrigsten Verhältnisse, unter seine Macht zu bekommen, jeder Krankheit Herr zu werden, alle verlorenen Glieder zu ersetzen und die Wiedererweckung von Toten zu erzielen, sowohl solcher, die erst kürzlich ge storben sind und wir auch der schon starben sind, wie auch der schon länger Abgeschiedenen." Und diese Wissenschaft ver kaufen die uaturopalhischen Herren für 30 Dollars! Entschädigung für einen Brautstand von 10 Jahren. Im Jahre >912 hatte sich in Nizza ein junges Mädchen mit eurem Mann verlobt, der ober sein Heiratsversprcchen nickt hielt. Zuerst hindert--- ihn der Krieg, sein Gelöbnis zu erfüllen, und svöter wurde die Hochzeitsfeier, obwohl die beiden bereits zweimal von der Kanzel herab verkündet worden waren, immer wieder hinausgeschoben. Im Jahre 1921 kam der junge Mann plötzlich von ''e'nen Cheabsichten ab und brach sein Verhältnis endgültig ab. Die Braut war mit diesem Bruch jedoch nickt einverstanden. Sie mar der Ansicht, das; sie nach einer Verlobung, die zehn Jahre gedauert harte, etwas mehr Nücksicht verdiene, und sie tlagte ihr-n Ex bräutigam ein, indem sie von ihm eine Entschädigung von 50 000 Franken verlangte. Das Gericht kam, obwohl es der verlassenen Braut nicht die von ihr verlangte Summe zusprach, zum Schluffe, daß sie auf alle Fälle eine Entschädigung verdient habe und sprach ihr 6090 Franken zu, mit der Be gründung, daß, wenn auch der Bruch eines Herrats versprechens nicht immer das Nechl auf eine Ent schädigung bedinge, ein solcher doch — und namentlich, wenn er ohne berechtigten Grund erfolge — von schwerem Nachteile für die Braut sein könne. Nament lich in vorliegendem Falle habe die verlassene Braut durch den Bruch noch einem Brautstände von zehn Jahren »richt nur einen materiellen, sondern auch einen moralischen Schaden erlitten, weil man eine verlassene Braut doch etwas scheel ansehe, und weil cs ihr in Anbetracht dessen, daß sie bedeutend älter aewvrdcn sei, schwer falle, noch einen Munn zu rinden. Angenehme Gegend. In Amerika sind die kleinen Städte eines Bezirkes sehr eifersüchtig aus- einander und versuchen, von fick den denkbar besten und non den Konkurrenzorten den schlechtesten Sindtuct zu erwecken. Kürzlich war in der Stadt Ä. ein Reisender und erkundigte sich nacb der Nachbar stadt B. „Geben Sie nicht nach B.," sagte der Wirt, dort können Sie umS Leben kommen, da ver sinken Sie einfach im Treck. Dis Stadt liegt miten im Sumpf und Schlamm; neulich hatte ick dort zu tun, und in der Hauptstraße von B. sah ich einen ganz neuen Zylinder im Treck stehen. Ich stieß mit meinem Stock daran, da kam ein Gesicht darunter zum Vorschein. „Na," sagte ich zu dem Mann, „das ist ein schöner Schlamm hier, was?" „Tas will ich meinen," sagte der, „ich stehe ja noch oben aus dem Verdeck vom Omnibus." Aus -em Gerichtssaal Schläge als Schlager Ohrfeigen in aller Liebe. — Was dem Londoner Publikum gefällt. Schauplatz dcrHandluug: Londoner Ge richtssaal. Personen: Am Klägertisch: der amerikanisch: Bühnenstar Miß Madelaine Marshall — auf der Anklagebank: Th« atcrdircktor Mr. Hobdan vom Lon doner Garricktheater und Mr. Biest, verantwortlicher Redakteur eicner Londoner Zeitung — am Zcnaen- tisch: der Bühnenstar und Partner der Klägerin, Mr. Elton — im Zuschauer:aum: bekannte Bühnen darsteller und Premierenpubliknm, bis auf den letzten Stehplatz „ansverkaufl". Vorspiel: Im G a r r i ck t h e a t c r w. .0 das Rodau-Nühr-Drama „Im Hinter hall" gespielt. Im dritte» Akt hat die Hauptdarstellerin Miß Marshall ihrem Partner, Mr. Elton, drei kräftige Ohrfeigen zu hauen. In de:: Proben wurde ver abredet, daß sie die Schläge nur andeuten sollte. Als das Stück bei der Uraufführung durch-,usallen drohte, bekam cs die Diva im dritten Alt mit der Wut zn tiui. In dieser Stimmung schlug sie ihrem entsetzten Partner in Wirklichkeit dreimal ins Gesicht, daß er vor Schmerzen laut aufschrie. Das Publikum applaudierte diesen „Regie-Einfall" wie. besessen und verlangte die Szene cin >-apo. Auf einmal war der Erfolg des Abends entschieden. Die Kritik lehnte zwar dos Stück ab, mußte aber die Begeisterung des Parketts und vor ollem der Galerie über die Öhrseigenszcne anerkennen. Die nächsten Abende waren ausvcrkauft. Jeder wollte nur sehen, wie die Diva dem Star ins Gesicht schlug. Alles andere war überflüssig. Der Direktor gab dem Gc- ohrfelgten allabendlich eine besondere Schlag. Zulage — und er hatte Hunderte Male fein Haus übervoll. Handlung: Nun ereignete es sich, daß die so erfolggekrönten Darsteller sich einmal privat zankten. Als am Abend die von allen so sehn süchtig erwartete Schlägerei kam, sprang Mr. Elton beijeitg, so daß die. Diva mit den Händchen in die Luft schlug. Das Publikum, wegen des entgangenen Vergnügens empört, begann zu pfeifen. Ein T h e a t c r s t a n d a l entstand. Am nächsten Morgen wurde der „Szcnenansfall" im Schlager des Garrick- Tbeatcrs in einigen Londoner Plättern vermerkt. Der Erfolg des Stückes blieb aus, das Theater leer .... Der Direktor bat, flehte, bettelte — die beiden sollten Frieden schließen, damit sie sich nachher wieder ohrfeigen konnten. Alles vergebens. Da! An einem Abend setzte die Dion wieder das leider so leere Haus in Erstaunen: sie schlug dem Partner, der langst nichts Böses mehr ahnte, mehrere Male mit der Faust ins Gesichr. Abermals sprach man von dem Zwischenfall. Eine Zeitung brachte sogar die Enthüllung, daß die Diva dem Partner dieses Mal die Schläge versetzt hätte, weil sie ihn wegen eines „unmanierlichen, größen wahnsinnigen Betragens" schon seit den ersten Proben verachte und hasse. Diese Nachricht habe der Direktor dem Interviewer höchstpersönlich zur Veröffent lichung mitgegebcn. Der Gerichtsakt: Die Dina klagt gegen ihren Direktor und gegen den verantwortlichen Redakteur jenes Blattes wegen schwerer Ehrcnbele.idigung. Die „Enthüllung" sei unwahr. Sie Haffe ihren Partner gar nicht. Auch denke sie nicht daran, ihn für großen wahnsinnig zn halten oder ihn zu verachten. Er sei ihr sogar ein sehr, sehr lieber, angenehmer Kollege. Und heute abend werde sie ihn wieder wie einst ohr feigen. Bedingung sei nur, daß der Direktor die Gage verdoppele, der Redakteur sich entschuldige und alles mit,Bedauern als unwahr znrücknähme. Nachspiel (mit Sckluß-Apothcose): Und in den Armen liegen sich beide — Klägerin und Angeklagter. Man hat sich gütlich geeinigt. Der Direktor ist glückselig, denn sein Theater ist bereits wieder für die nächsten beiden Wochen aus- verkauft. > Der Schauspieler ist glückselig, denn er darf nach dieser grandiosen Ehren- nnd Liebeserklärung ruhig seine Bombenrolle wieder mit der versöhnten Diva vor vollem Hause spielen. Und die Diva, ist glückselig, denn sic bekommt dopveltt Gage, war Heldin eines Prozesses nnd kann jetzt wieder den (heimlich immer noch so oder <!« 20. v«»«Ld« emder Es ist Die Löschung Ge- ver Spiegelkrieg 16j nie mit den de ¬ nn d bnvnotischen Zuständen äußern der Wissenschaft »»bekannt sind." enaues Bild sicher, wirt- geben .und m a r x i st i - ein. be- ye- französische en die ver- :t des Essers offel das ichzeitig be- pwicl Kar es Genusses »cnschaftlichei mäßigen al^ bens. Ka , ein w!rk- Rcizbar'cit cken soll. Modell gc- von seiner — mit den bendc Men- erst jetzt er- Diichter sich is Nyheter" Arbeiten t sind. Sic : Palme, in er in dem e Zelte auf- stertigt; das n ihrer drei ian gewußt, , darum hat Henk machte, mals von ailic Palme sprechen un- en „Dagen» > zum ersten te auch nur g n, eine Aus- die Grenzen t ist. Der en Plan ae- ergsGe ll m t s ch a u )ter Strind- der Maler k von üb c Stockholmer Tagen eine ert, schreibt: ire er Maler ialer des nselstrich die In Bern, -chmidt ani- crschossen. ren; in der holte ihn stade. Der »bank, legte ß er soeben Polizei zn der Familie iter wurde gen Wochen öttern eine einer g e- beamten fsen der anwaltschast ren. Dahr- )c bestimmt, mna, einem Greisin La piellos hohe u starb ai fahren ihres fr verlassen. Bett. Ihre udert Jahre Aste sie noch ctztcn Jahre sammenhang aller Wahr pas gewesen garo" intcr- von Lang das Dorado konservier: cht fest, das dem Krieg , den ruf,: als achtzig : Jahre er- c Umständen cschichtc der lütter. Der : Tochter ist worden. In ffante Falle Unnibal Ca- hobe Alter unverbeffer- war bereits ialer Horarc :n. Der be- tcnelle lebte nzigjähriger unden lang, ded Methu- Zoltan g'- m Berichten igeuncr, der diente, das r trank tsächlich Oer Traum vor -er Ehe Camille Flam marion, der bekannte Direktor der Pariser Sternwarte, erzählt in seinen: Buch „Rätsel des Seelenlebens" mehrere inter essante Ehegcschichten, denen stets ein Traum voran ging. Flammarion schreibt: „In dem klrinen fran zösischen Städtchen Nievrc lebt; ein junges Mädchen von seltener Schönheit-, sic war die Tochter eines Backers. Diele bewarben sich um ihre Haud, dar unter auch ein reicher Gutsbesitzer, den ihre Eltern sehr bevorzugten. Aber Fräulein Robin liebte ihn nicht und schlug ihn aus. Da sie von ihren Angehörigen sehr gedrängt wurde, sich zur Ehe zu entschließen, ging sie einmal in die Kirche und flehte die Mutter Gottes nm Hilfe an. In der Nacht darauf sah sic im Traum einen jungen Mann in Rcisekloidung, mit großem Stroh hut und Brille. Am andern Morgen erklärte sie ihren Eltern, sic werde den reichen Bewerber keines falls heiraten, sondern warten, bis der Rechte kommt. Im Sommer wurde nun der junge Bedoliöre. von seinem Freunde Lafanre^ einem bekannten Nechtsgelchrten, veranlaßt, eine Reise durch Frank reich zu machen. Sie kamen nach Nievrc und be suchten dort einen Ball. Fräulein Robin sah sie ein treten und das Herz stockte ihr vor Schrecken; sie er- kannte in ihm den jungen Mann, den sie im Traume gesehen. Der Reisende erblickte sie, lernte sie kennen und lieben, und einige Monate später waren sie ver heiratet. Es war das erstemal, daß Bedolierc in jenes Städtchen kam. Diese wunderliche Ehcgeschichte steht nicht ver einzelt da. Und ich glaube nicht indiskret zu sein, wenn ich errähle, daß Mister Jansen, einer der kanntesten Astronomen, seine Frau im Traume sehen, lange bevor er sie kennen lernte. Alfred Maurin berichtet einen analogen Fall, er, meiner Ansicht nach mit Unrecht, durch die kannte Theorie der im Erinncrungsvermügen ver borgenen Bilder erklärt. Sein Freund, ein Biblio- thekar des Parlaments, erzählte ihm einmal, er habe im Traume eine Dame gesehen, die ihm bis dahin unbekannt war und später seine Gemahlin wurde. Nack der Ansicht Maurin liege hier ein Fall unbe wußter Erinnerung vor. Dec Bibliothekar gl-ubte, die Dnme bis dahin nie gesehen zu haben, er dürfte jedoch ihr irgendwo bereits begegnet sein, hat den Vorfall vergessen, und viele Jahre später tauchte dac Ereignis plötzlich in seiner Erinnerung aus. Der größte Fehler der Theoretiker ist, schreibt Flammarion, daß sie alles erklären wollen. ein eitler Wahn, alles mit den sogenannten exakten Methoden der Naturwissenschaft erklären zn wollen. Es ist bester, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Seele mit Fähigkeiten ausgestattct ist, die in die Ferne wirken und sehen ohne Hilfsmittel der Sinne, die sich in Träumen und die bis jetzt aglischc beschäftigen, einen R ng konnte, wer luch als Eher tend machte, ine Ahnung blieb ihr eugnetcn tingcs ver- idcn, ob die r ob sic den Ein wahrer und heilerer Barockrvman von vraovvozsl Die Löschung eincs Grubenbrande» mit Kohlen säure. Kohlensäure wird schon längere Zeit als Feucrlöschmittcl verweiset, aber im großen Stil wurde cs zum erstenmal zum Löschen eines Gruben brandes in Pcnnsylvanien benutzt. Wie in der ..Umschau" berichtet wird, dämmte man oas Feuer -,»nächst in der üblichen Weise ab, unterband alle Luftzufuhr und blies dann Kohlendioxyd durch be sondere Bohrlöcher eür. Es wurden 1440 Stahl- flaschen zu je 20 Kilogramm Kohlensäure »gelegt. Von Zeit zu Zeit wurden aus der Gegend des Brand herdes Gasproben durch dünne Röhren entnommen; auch die Innentemperatur wurde ständig beobachtet. Man verbrauchte innerhalb von drei Monaten 160 000 Kilogramm Kohlendioxyd, bis das Feuer ge löscht war. Master wurde dem Brandherd erst dann zugcführt, als alle Flammen erloschen waren. Die Ausgaben sür Kohlendioxyd betrugen nur 10 Prozent der ganzen zur Feuerbelampsung verwendeten Summe. Dir Grube ist jetzt wieder im Betrieb. Der Südpol — iu aller Sille annektiert. „Ja oller Stille," so schreibt der „Motin", „hat England ans alles Gebiet, das zwischen dem 20. und 25. westlichen Längengrade und dem 58. Breitengrade liegt, seine Hand g-elegt. Die auf diese friedliche Annexion be- »»glichen behördlichen Verfügungen werden iu der „Gazette offizellc des Iles Falkland" veröffentlicht, das allerdings, wie i>er „Matin" hinzufügt, leine sehr weit verbreitete Bekanntmachung sei. Die Annexion erstreckt sich auf alle Zugangsstraßcn zum Lm vielten Tag war jede Hoffnung erloschen, fie bekreuzten sich bei der Andacht eifriger denn früher, weil es ihnen war, als hätte der Böse sie versucht, — da aber landete wieder die Gondel mit dem Fremden, der diesmal allein lam, und schon wie ein alter Bekannter bei ihnen cintrat. Geflissentlich hakte der geschickt« Agent Eolbert's etliche Tage verstreichen lassen, weil er genau wußte, daß jeder Wunsch fasten muß, wenn er :rn- gestüm zur Erfüllung drängen soll. Nnd weil neben den Leuten von Murano nun durch viele Stunden hungrige Wünsche geglitten rvaren, leuchteten alle Gesichter auf, als der Fremde wieder zu ihnen sprach, sich wieder eine Glasperle blasen ließ, die er fürstlich belohnte wie das erste Mal. Freundlich, aber scheinbar ohne persönliches Interesse kam er wieder ans das erste Gespräch zurück, forschte sie gütig und etwas überlegen nach ihrem Lebea aus, lächelte wie mitleidig, als sie erzählten, daß sie nur an etliclsen großen Festtagen in: Jahr nach Venedig hinüber kamen. ..Ja. das ist eine schöne, ruhige Existenz, die Ihr hier führt'. Unsereiner kann sich so etwas, freilich nicht Porstellen. Ich bin nämlich aus Paris, nnd Paris ja, liebe Leute, von solch einer Stadt habt Ihr leine Ahnung. Und das Leben dort! Ü:ü> das Geld, das unm haufenweise verdienen kann! Und dir Weiber! Sa pristi, da läßt sich's leben . . . Aber für Euch wäre das nichts, wirklich nichts. Tenn der Mensch muß von Iugerid aus an alles getvöhnt sein, an das Leben i» der großen Stabt, an das Gcldverdienen und an den willen Jubel.... Ihr könntet da- aye- nicht und warum solltet Ihr es auch?! Ihr verdient bchaglich ein bißchen Geld, habt brave Frauen, viele Kinder, fahrt am Fest des heiligen Markus, zu Ostern und Fronleichnam hinüber nach der Stadt und könnt den: Schöpfer danken, daß Ihr nicht wißt, wie's in den großen Städten zügelst!" Sie sahen ihn mißmutig an, die Augen < der Jungen flammten und Lamotta öffnete den M»n, als wolle er widersprechen. Sie alle fühlten trotz des Lobes, das er ihnen und ihrem Dasein spendete, die weltmännische Geringschätzung, die in seinen Worten lag. Sie spürten, daß er sie als kleine Leute ansah und behandelte, die zu besclfränl: und zu scltzvach sind, um die großen und starken Tinge der Welt zu erfassen. Es verdroß sie, daß er so kurzhin behaupten wollte: „Das ist nichts für Euch!" tzs drängte sie, ihn: zu beweisen, caß sie viel unternehmender und beiveglicher ivaren, als cr §u denken schien. So kamen sie, ohne daß er es nöt:g hätte, sie abermals zu versuchen, von selbst auf die Perspektiven, die er ihnen vor einigen Tagen erschlossen hatte, fragten jetzt schon, ob es denn in Paris gar keinen tüchtigen Spiegelbläfer gebe, wie die Löhne dort seien usw. Juan freute sich, daß seine List so gut gelang und die Geldgier der Italiener ganz so groß war. wie er sie eingeschätzt hatte. Er sprach noch lange mit ihnen, scheinbar immer unpersönlich und fuhr auch diesmal 'Hxück, ohne sie in irgend ein.» Weise verpflichte: zu haben. Erst als er das dritte Mal wieder kam, eröffnete er ihnen bestimmte Vorschläge und begann mit ihnen über eine Uebersiediung nach Paris zu verhandeln. Er hatte gemeint, jetzt leichtes Spiel mit ihnen zu haben, aber er hatte ihre Schlauheit für geringer erachtet als ihre Geldgier unv mußte nun zu seinem un frohen G'aunen sehen, daß diese Leute, die noch vor einer Woche harmlose Seelen gewesen waren, sich schon jetzt zu fühlen begannen und mit allerlei Wnikelzügen und Ausreden sein Angebot immer mehr in die .Höhe txeibea wollten. Er hatte ihn.n in Colber-'s Auftrag wirklich fünffachen Verdienst zugesichcrt und ließ sich auf ihr Drängen und Feilschen hin sogar bis znm sechsfachen treiben, er versprach ihnen außerdem den weitgehendsten 'Schuh des Königs nnd obendrein noch für jeden eine Lebensrente, der sich verpflichten wölkte, eine bestimmte Reihe von Jahren in der künftigen königlichen Spiegelmanusaktnr zu arbeiten. Diese Unterhandlungen gingen durch viele Tage oder richtiger durch viele Nächte hindurch, denn Juan konnte sich bei Tag nicht immer wieder in Muranv sehen lassen, ohne aufzufallen und die ganze An werbung musttc ja ein tiefes Geheimnis bleiben, von dem nicht einmal die Familien der Arbeiter erfahren dursten, denn die Frauen und Ange hörigen hätten es versucht, ihre Männer, Söhne oder Brüder in der Heimat zn halten und hätten obendrein sicl)er nicht vermocht zn schweigen. Nach etwa zwei Wochen war alles Ge schäftliche tu Ordnung gebracht Lamotta und Rivctla, die besten Glätter, wollten mit den Meisterbläsern Barbini und Moräne in König Ludwigs Dienste tickten und sich verpflichteten, vier Jahre lang ausschließlich in seiner Mai:n- saktnr zu arbeiten. Juan ging nm: daran, die Vorbereitungen zur Flucht zu treffen, da ja die Arbeiter von Murano nur heimlich, niemals aber mit Erlaubnis des Togen Venedig verlassen durften. Er hatte schon alles vorbedacht nnd besorgt, da tvarf ilpil Moräne, der noch habgieriger war als die andern, , ein letztes Hindernis :n den Weg, mit dem J:wn sckpn nicht mehr gerechnet hatte. Moräne ver- ' ßciste sich nämlich plötzlich au: das Gesetz. Spielt: , bald den Furchtsamen, bald den Gewissenhafte::, > der sich *.::cht entschließen kann, „1» patrm" zu verlassen und zu verraten, sprach mit tönenden Worten und großen Gesten von sem bejammerns werten Loü. das die Hinterlassenen der Spiegel arbeiter vom Zorn der Republik zu erwarten hätten, malte die Gefahren und Folgen der Flieht viel mehr) verhaßten nnd mißachteten Partner all- abenölick ungestraft und unbehindert ins Gesick: schlag«: . . . Lin ärztlicher Kunstfehler Eine für Aerztc grnndsätzlick onßeroiiN'ntttck wichtige Entscheidung wurde nach zwölfstünüige: Verhandlung von der 0. Strafkammer des Ber liner Landgerichts lii unter Vorsitz von Land- gerichtsdirektor Ohnesorge in ci"cr Strafsache gegen den praktischen Arzt Dr. M. wegen fahrlässige: Tötung gefällt: Zu Dr. M. wurde eine Patientin ge- bracht, bei der eine Fehlgeburt im Gang: war. Bei der Herausnahme der Frucht passierte dein dlrzt ein häufig Vorkommendes Mißgeschick, nämlich daß er mit der Zange die Gebärmutterwgnd perforierte. Zwei Tage svcttrr starb die Patientin :m Krankenwagen auf dem Transport zu'::: Kranken haus. Die Anklage :varf Dr. M. vor, daß er die Patientin zu Fuß habe uach Hanse gehen losten, und daß er sich nicht genügend u:n sie gekümmert habe. LLctztores stellte sich in der Verhandlung zwar als unrichtig lwrans, die Strafkammer stellte aber eine Fahrlässigkeit insofern fest, als die Patientin von dem Arzt nicht sofort in klinische B e Handlung gebracht morden sei, und daß er den Angehörigen nicht sofort völlige Aufklärung über den unglücklichen Zufall und die sich darauf ergebende Lebensgefahr gegeben habe. Die Gutachten der Sach verständigen, unter denen sich drei Universitäts- profcfforcn befanden, gingen in den entscheiden den Punkten wesentlich auseinander. — Professor Dr. Liepmann und Professor Dr. Duchrffcn, sowie ein dritter Sachverständiger ver traten die Ansicht, daß der Angettagtc alles getan hättc, was von einem praktischen Arzt zn verlangen wäre. Professor Schäfer u:ck Mcdizinalrat Dr. Stürmer erblickten vor allem in der Untersuchung der sofortigen klinischen Bestand lung einen ärztlichen Kunstfestlcr. In der Tat wurde der Angeklagte wegen fahrlässiger Tötung zu einen: Jahr Gefängnis verurteilt. Die Straf kammer schloß sich damit den strengen Gutachten von Brofeffor Schäfer und Mcdizinalrat Dr. Stürmer an. Die Verteidiger haben sofort gegen das Urteil R e - Vision beim Reichsgericht angemeldct und stützen sich darauf, daß das Gericht den Begriff der Sorgfaltspflicht überspannt habe. (Auf die Entscheidung des Reichsgerichts, die von großer grundsätzlicher Bedeutung ist, darf man gespannt sein.) Haftentlassung Kaehue». In der Straffache gegen den jungen Kachne, in der er in der ersten Instanz zu Jahren Gefängnis verurteilt morden ist und gegen das cr Berufung eingelegt hat, steht Termin vor der Strafkammer in Potsdam erst nm 22. Januar an. Wegen der neuerlichen nächtlichen Vorgänge ist das eingeleitete Strafverfahren noch nicht bis zu einen: greifbaren Stadium gediehen. Kachne, der in Schutzha ft genommen war, ist wieder ent- lassen worden, da sein Verteidiger Beschwerde ein- gelegt hatte. Die Eltern vergiftet. Vor vier Jahren waren in einem Ort bei Regensburg die Ebclevte Plcndl knrz nacheinander gestorben. Späte: richtete sich gegen den Sohn der dringende Verdacht, seine Eltern vergiftet zu haben, um früher in den Besitz des Hofes zu kommen. In den nachträglim ausqeqrabenen Leichen konnte Arsenik nach- aewicscn werden. Der Sohn stand ietzt wcgcl: Elternmordes vor dem Volksgericht in Regensburg, das ihn zu z c st n I a h r c n Z u ch t h « u s ve: urteilte. Eine gerichtliche Entscheidung zur Zinsfrage. Bei dem vielfachen Irttereffc, dem jetzt di« Frage der Zinsberechnung der Banken begegnet, dürfte eine Entscheidung des Landgerichts II in Berlin, die za dieser Frage ergangen ist, wichtig sein. Ein Kauf mann hatte einer Bank den Auftrag zum Ankauf von Effekten erteilt und mit einem Scheck bezahlt, der erst einige Tage nach der Belastung des Kunden mit den: Kaufpreis ihm gutgebrachk werden konnte. Für dir Zeit zw scheu den: Belastungs- und dem Gutschritfs- tage berechnete die Pank dem Kunden 13 Proz. pro Tag, so daß sein« Zinsschuld sich auf 15 Billiarden belief. Da der Kunde zunächst Aufklärung über die Die vorliegende Ausgabe umfaßt L2 Seiten so lebhaft mW schrecklich aus, daß auch die Anderen zu zittern begannen und sanden, das; alle Versprechungen Iuan'S nicht dem gleich kämen, was sie, die Flüchtlinge, dafür aufs Spiel setzten. Juan aber, der schon bis ans Aeußcrste der von Eolbert gewährten Mittel, so wie seiner eigenen Geduld gelangt war, erklärte kurzweg: „Nicht ein Sou mehr wird bewilligt! Wenn ihr nicht mitkommt, gut, bau:: l;aben wir uns eben nur acht Tage laug miteinander unterhalten und ihr könnt bleiben, wo ihr wollt und wie ihr seid! Ich versuche dann eben mein Glück in Nürnberg, wo die Leute intelligenter und auch mutiger sind, als hier!" Sie sahen, daß cs ihn: ernst war und sic wagten leinen Widcripruch, denn schrecklicher »sä', als alles andere schien ihnen der Gedanke, das; all saS schöne Geld, das in Frankreich offenbar aus der Straße lag, ihnen cittchhen nnd nach Nürnberg «ließen könne. Ium:, der sah, daß cr Herr der Situation blieb, fügte noch hinzu: „Tamit Eure zarten Gewissen übrigens ganz ruhig sein können, habt Ihr es gar nicht nötig zu fliehen! Ihr braucht nicht zn fliehen! Ihr flieht nicht!" Sie sahen ihr: verblüfft nnd verständnislos an. „Nein, ich nehme alle Schuld ans mich. Ihr seid brave Leute und havt nie daran gedacht, dir ehrlvürdige Republik zu verlassen. Verstanden?'" „Aber " „Aber — Ihr werdet eines Nachts, sagen wir. übermorgen, paßt Euch das? Also übermorgen Nacht, tvenn Ihr cm« der Weinstube heimkehrt, werdet Ihr übersatten nnd fortgcschlepfft. Ihr braucht blök keinen Widerstand zu leiste::. Abgemacht?" .Abgc'nachtk"
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