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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-20
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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dcr eine heitere Natur Depression. Dcr Ge- abhängig zu sein, Er verlor allen einen Zustand dumpfer eltchronik Die Tragödie eines Schauspielveteranen Wie Karl Büller starb. Der Tod Karl William Büllers, eines der erfolg reichsten Gastspiel-Komikers der deutschen Bühne, enthüllt die tief ergreifende Tragik, die den Lebens abend des Schauspieles verdüstert. So man cher Theaterbesucher wird sich gefragt l>al»en, warum dcr alte Herr bis in das hohe Alter hinein seine Gastspielreisen, selbst bis in kleine Provinz- städte, fortsctzte. Er tat es nicht, wie man vielfach nnnahm, um seinen Reichtum zu vergrößern. So erfolgreich Büllers Gastspielreisen nach waren — sie galten doch nur der Sicherung seines Lebens abends. Noch Ende Oktober, als ihm bereits ein heftiges Ischiaskeiden gepackt hatte, gastierte er in Hildesheim und Flensburg. Niemand merkte es, daß er unter lleberwindung körperlicher Schmerzen auf dcr Bühne stand. Bon dieser letzten Tournee nach Schloß Dölitz b. Leipzig heimgelchrt, wo er als Untermieter wohnte, mußte Büller, der in gcsclsiiftlichcn Dingen ziemlich weltfremd war, erkennen, daß das verdiente Honorar in der damals ärgsten Geldentwertungs periode zu nichts zerschmolzen war und kaum zur Lebcnsfristung für einige Tage reichte. Büller, dessen denkwürdiger Wchrhahn in dcr Wiener Erstauffüh rung im Bolkstheater den „Biberpelz" einige Jahre nach dcr Berliner Uraufführung zum großen Erfolg geführt hatte, sah nach einem an Arbeit und Er folgen reichen Leben den gesicherten Lebensabend im Grau dcr Not und Sorge zerrinnen. Aus dem Kreise dcr Familie Büllers werden uns die Todesursache und die letzten Stunden des Ver blichenen etwa so geschildert: Als Büller die Situa tion erkannte, ergriff ihn, besaß, eine tiefe seelische danke, von Wohltätern war ihm unerträglich. Lebensmut und verfiel in Apathie, die nur durch das Errechnen von Zahlen unterbrochen wurde. Ganze Seiten Vang hat er so n o l l g c r c ch n c t, gerechnet und gerechnet, was alles kostet und wie lange cs noch reichen werde, wenn er gezwungen rväre, längere Zeit mit. den Gastspielreisen zu pausieren. Die Zahlen verwirrten sich und schließlich verwirrte sich sein Geist. Er leistete dem an sich harmlosen Ischins- liciden keinen Widerstand, er wollte sterben . . . Fast viertausend Mal hat er den Striese gespielt und zwei Generationen von Menschen erheitert. Er starb an der Erkenntnis, daß dies alles nicht genug war, das Ziel, einen vor Not geschützten Lebens- abend, zu erreichen. kl. kl. Gibt es reinrassige Menschen? Mit kaum einem anderen Begriff wird wohl ein solcher Mißbrauch getrieben wie mit dem dcr Men schenrassen. Dr. Maxim Ping spricht darüber in der „tunsci)au" ein kräftiges Wörtlein: Es sei nur er wähnt, daß es keine c n»igc Arbeit gibt, die eine der wenigen für die Rasse charakteristiscoen Eigenschailcn, die Pigmentierung dcr Haut, auf exakt wisscnschoftlici>em Wege erforscht hätte. Ebensowenig wisse» wir über den Einfluß photochemischer Einwir kungen auf die Hautfarbe. Welche Unklarheit über § diese Begriffe herrscht, zeigt am besten, daß es allen Ernjrcs versucht wurde, die Borträtmalcreien 'lter Meister als Pcweismaterial hcranzuziehcn. Dante Gabriel Rosetti, dcr doch schon einer der Modernen ist hat z. B. alle seine englischen Schönheiten als tuberkulöse Typen abkonterfcit. Es wird trotzdem icmem vernünftigen Menschen cinsallcn, die Erg- lu.dcr ün'.er Zeit --ls ausnahmslos di-'iem Tiuus zugehörig zu betracht.». Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus als direkt lächerlich muß cs aber bezeichnet werden, wenn von dcr ? ch ii d e l s o r in auf die geistige Tätigkeit ge- : folgert wirb. Es muß klar ausgesprochen werden, daß ein solä)cs Beginnen gänzlich uursitzenschaitlich > ist, keinerlei begründete Unterlagen besitzr und nichts j anderes als eine Spielerei darstellt. Als Kuriosum i mag erwähnt sein, daß Helmholtz, dem man doch ! wohl kaum den Vorwurf geistiger Minderwertigkeit > machen kann, ein ausgesprochener Wasserkopf war. Ebenso unklar ist dcr Begriff dcr „Reinrassig- - leit". Reinrassige Menschen dürfte es heutzutage überhaupt nicht geben. Vielleicht in ganz unzugänglichen Winkeln Inner- australicns und Polynesiens existieren noch Menschen, die als einigermaßen unvcrmischt be- zeichnet werden können. Kn Europa, Afrika und Amerika kann davon gar keine Rede sein. Bei den sehr wenig umständlichen Arten des „Hof machens" unserer Vorfahren während dcr Kriege und Raubzüge des Altertums und Mittelalters ist kaum anzunehmen, daß es auch nur eine einzige Familie in Europa gibt, die zu irgendeiner Zeit nicy: „Ga st rollen" anderer Rassen au^inveisen hätte. 3t»lt00 Goldmart erbeutet. Einem Boten des Lübe-ter Hochofenwerkcs wurden auf den, Wege zum Hauptpostamt 36 615 Goldmark entwendet. Der Bote gibt an, daß ihm diese bei einem epileptischen Anfall auf dem Wege abhanden gekommen seien. Das Geld war in zwölf offenen Couverts mit Auf- schristen von Lübecker Firmen und in sieben Wert- briefen an auswärtige Firmen verpackt, die zusammen in braunes Packpapier eingeschlagen waren. Die Firma setzt dem Wicderbringer des Geldes zehn Prozent des gesamten Betrages als Belohnung aus. Diebstähle von Edeltannen. Wie in den letzten Jahren in dcr Weihnachtswochc, so sind auch in diesem Jahre in Leipzig wieder eine An zahl von Edeltannen aus Anlagen und Gärten gestohlen worden. Aus einem Grundstück an dcr Schwägrichenstraße sind in dcr Nacht zum 18. d. M. 2 Silbertannen (ausländische Pflan zen) abgcsägt und gestohlen worden. Eine dieser ist etwa 7 Meter und die andere etwa 8 Meter hoch, beide sind aber über und über mit Wcißkalk bespritzt, was bei der Verwendung als Weihnachtsbäume un bedingt auffallcn müßte. Dcr Bestohlene hat 100 Goldmark als Belohnung ausgesetzt. — Ein gleicher Diebstahl wurde in einem Garten in Oetzsch verübt. Hier fielen den Dieben 8 Edeltannen, sog. BIautannrn, 2 bis 214 Meter hoch, zum Opfer. Auch diese Art Koniferen befinden sich, nie die Silbertannen, als Wcihnachtsbäumc nicht im Handel. Der Geschädigte hat 50 Goldmark als Belohnung auf die Ermittelung dcr Diebe ausgesetzt. Am Tatorte haben die Täter ein vernickeltes Zigarettenetui ver loren, auf besten vorderem Deckel eine Photographie zwei nackter Fraucnfignren angebracht ist. Angaben über die Diebe dieser Bäume erbittet die Kriminal polizei. Ehemann für den Haushalt gesucht. In einer ! Weimarer Zeitung inseriert eine Dame, die „der : neuen Ze t" angehört: „Junge, hübsche Dame, die j berufstätig ist und Familie ernähren kann, sucht zwecks baldiger Heirat die Bekanntschaft eines jungen i Herrn, der kochen und haushalten usw. kann, eventuell aus der Schokoladenbranche." Flüchtiger „Generaldireltor". Ein 27sährigcr Bankgeneraldirektvr hat Mittwoch früh Berlin mit unbekanntem Ziel verlosten, nachdem er vorher noch auf einen ungedeckten Scheck 5 0 000 Gold mark von einer anderen Bank abgehoben hatte. Ter Flüchtige, ein gewisser Lerch, batte im Süden Berlins eine Kredit- und Handelsbank er öffnet; aber nur der Eingeweihte wußte, daß dort außer den» Empsangsraum mit drei Schrcib- maschinendamen und dem Privatkontor deS „Herrn Generaldirektors" nicht vorhanden war. Immerhin haben viele Bankkunden den, Unternehmen ihr Ber- trauen geschenkt. Moderne Jugend. D'c Berliner Polizei über raschte nachts in einer Gastwirtschaft im Süden Berlins einen Spielklnb. Dabei stellte sich heraus, daß der Vorsitzende erst 18 Jahre und dcr Schriftführer nur 15 Iahrealtwar. Von den Mitgliedern war das älteste 18, das jüngste zwölf Jahre alt. Sturmschaden in Berlin. Ein ungewöhnlich hef- tiger Sturm hat gestern in Berlin viel Schaden an gerichtet. Besonders übel spielte dcr Wind dem W e i h n a ch t s m a r k t auf dem Leipziger Platz mit, wo fast alle Buden umgeworfcn und fortgcwcht wurden. Aufgehobene Wochenschriftverbote. Die Wochen- schriften „Revue" und „Arena", die vom Wehr- kreiskommanbo in Dresden verboten worden waren, sind wieder freigegcben worden, da das Reichswchrministerium es abgelehnt hat, gleiche und ähnliche Wochenschriften im Reiche zu verbieten. Uebersluss in Amerika — Rot in Europa. Die mit Getreide bebaute Fläche in Amerika war in dicsem Jahre, wie in einer Statistik in „Werft, Reederei, Hafen" mitgeteilt wird, in den hauptsäch- lichen Exportländern um 21 Prozent größer als im Vorjahre. Die guten Ernten in vielen Teilen Europas erfüllen nun die Farmer in diesen Exportländern mit großer Sorge, zumal da sich die Kaufkraft Europas außerordentlich verringert hat. Man weiß nicht, wo man mitdcm Gctreidehinsoll, und in den Ver- einigten Staaten wird von dcr Regierung gefordert, sie solle 200 Millionen Bushels aufknusen und für das nächste Jahr cinlaqern. Staatssekretär Hoover hat bekannt gemacht, daß in den Maga zinen dcr Vereinigten Staaten zehntausend Scalslinfelle verwahrt sind — eine außer- ordentlich hohe Zahl—, die dort liegen, bis die Mode sich wieder geändert hat und sie neuerlich zum Vor schein ruft. Die gegenwärtige Mode, die Sealskin in den Hintergrund schiebt und die bunten Pelze bc- vorzugt, ist die Ursache, daß im Gegensatz zu den andern Jahren, in denen mindestens 12—18 000 Felle verkauft wurden, dieses Jahr bloß 2000 Stück in den Handel gekommen sind. Sie sind für 80 Dollar das Stück veräußert worden. Die Regierung dcr Ver einigten Staaten, die die A l a s k a i n sc l n, auf denen dieser Pelz erbeutet wird, besitzt, hat auch das Monopol für Seal in den Vereinigten Staaten in ihren Händen. „Der politische Sivv de» Völkerbundes." Uebcr dieses Thema sprach im Leipziger Kriegs- gegnerbunde (Ortsgruppe der Deutschen Frie- dcneges.) an Stelle des verhinderten Herrn Dr. Weh berg, Herr Wolfgang Schwarz-Berlin, ehemaliger Sekretär der Liga für den Völkerbund. Der Redner gab in einem fesselnden Vortrag einen allgemeinen Umriß über den Zweck und die politischen Ziele des Völkerbundes. Er wies besonders darauf hin, wie wenig die einzelnen Völker, und besonders die Deut- schcn, abgesehen von den Diplomaten und denjenigen, die sich direkt mit diesem Problem besänftigt haben, in das Wesen dieses segensreichsten Bundes der Erde cingedrungen sind. Der Grund dafür ist, daß ,n der gesamten Weltpresse nur sehr wenig über die Arbeit, die Ziele und die bisherigen Erfolge dieser Institu tion berichtet worden ist, meist werden nur die Mängel, welche dem Völkerbund naturgemäß noch anhnften, hervorgchoben. Wenn man in Betracht z'eht. di ß der Völkerbund erst wenige Jahre seine Tätigkeit entfaltet, müssen wohl auch seine Gegner zug'ben daß die politischen Erfolge recht beachtens wert sind. Dem VB. gehören bis jetzt etwa fünfzig Nationen an, abseits stehen von de» Großmächten nur noch die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Rußland und Deutschland. Für Deutschland wird es immer klarer, daß sein Eintritt eine politische Notwendigkeit ist, hat doch neuerdings der Reichs kanzler Dr. Marx in seiner Programmredc aus- acsprochen, sich angesichts dcr wirtschaftlichen Kata strophe an den VB. wenden zu wollen. Der dem VD. angedichtete Zweck der restlosen Erfüllung des Versailler Vertrages ist irrig, denn Versailles und Genf stehen sich in vielen Punkten direkt gegensätzlich gegenüber. Als ein erfreuliches Zeichen welt wirtschaftlicher Verständigung weist der Vorsitzende, Herr Wilhelm Achilles, auf ein Kabcltclegramm hin, welches der Oberbürgermeister Herr Dr. Rothe an die Stadtverwaltung von Chicago richtete, worin er sein Interesse für einen Welt-Städtebund bekundete. Weiter erfuhr man von der zufällig anwesenden Sekretärin dcr amerikanischen Frauen-Friedens- gesellschaft Miß Purritt aus New Bork Interessantes über die verschiedene Auffassung, welche die Dölkerbundsidee in den Verein'gten Staaten findet. Der Kricgsgegncrbund versammelt sich am Freitag, den 4. Januar, ab 8 Uhr, in den Gaströiimen des Hotels zum Deutschen Haus am Köi-igsplatz, außerdem soll im Januar eine große öffentliche Kundgebung stattfinden, wobei General von Schönaich und Poöizeioberst Dr. Schützin- gcr sprechen sollen. Um dieses zu ermöglichen, soll ein Garantiefonds gesammelt werden. Windmühlenflügel Von vorl» kflilttnsr Es war einmal ein kleiner Ort. In dem blühten nur Rosen, altgcwordcnc Dichter und junge Lieves- paarc. Auch ein Karmelitcrinnentlostcr gab cs da, wo junge Mädchen in dcr Furcht Gottes und der Verehrung der Gnadcnmuttkr unter der Obhut frommer Frauen erzogen wurden. Der Lärm dcr Welt verirrte sich nicht aus das qrasdurchwachscne Pflaster dcr Rosenstadt. Wohl aber stahl sich zu weilen in die stillen Gasse» ein zartes, heimliches Glück, das in der großen Stadt Gefahr lief, von viel taufend hastenden Menschenfüßen zertreten, von ein paar rücksichtslosen Ellbogen angebeult oder von einem zudringlichen Lächeln beschmutzt zu werden. Hier aber — wo die Rosen, die Dichter und die Liebende» reiften — gab cs nur altväterische Giebel häuschen mit Blumenbrettern, von denen Pelar gonien, Fuchsien und „brennende Liebe" fürwitzig über die Holzqittcr schaukelten, und ein ehrwürdiges Fürstenschloß mit einem feudalen alten Park. Beide — die Häuschen wie das Schloß — waren nicht neu gierig. Sie hatten viel Liebe und viel Leid in ihrem mehrere Menschenalter langen Leben gesehen und wußten, daß man mit Seelen, die von diesen Gütern befrachtet sind, behutsam umgehen muß, damit sie unter ihrer Last nicht zerbrechen. Und darum konn- ten die kleinen, scheuen Glücke, die hierher geflohen waren, um einige kostbare Atemzüge der Freiheit zu tun, ganz unbesorgt durch die Gasten stapfen, sich auf die Bänke des Schloßgartcns niedcrlasscn, durch hohe Ulmcnallenn wandern und auf dem Schloßteich in sauberen Booten schmeichlerisch nmhergleiten. Der greise Echloßgärtncr, der den ehedem fürstlichen Be sitz hütete mit dcr Gewissenhaftigkeit eines Mannes, der aus Freude am Dienen dient, dem sein Beruf gleichzeitig Liebhaberei ist, dieser greise Schloß- gärtner kannte die Menschen eigentlich nicht anders als Arm in Arm-, und es hätte ihn sicher wunder- genommen, zu hören, daß Menschen böse und nn- glücklich, grausam und erbittert sein können. Er kannte au» der Erfahrung des Schlossparkes nur lächelnde Menschenkinder, in deren Augen — Gott wohnte. Dass auch der Schmer» in der kleinen Stadt seine Stätte hatte, davon wußten der Garten und dcr Gärtner nichts. Denn dcr Schmerz, der hauste na türlich anderswo als in der du.tschweren Einsamkeit des Parkes und an den Ufern des Sees, wo sich die Träume Stelldichein gaben. Der Schmerz, ja, dcr hatte seinen Standort genommen auf dem Bahnhof der kleinen Stadt, dem einzigen neumodischen und darum häßlichen Gebäude des verkrochenen Welten- Winkels, in dem sonst alle Ubrcn auf Mittelalter standen. Auf dem Bahnhof, ja, da war e«- da heim, er, dcr Schmerz, der neidische, giftige, geifernde Gesell. Denn auf dem V.u»,»,-. t,... — Abschied zu nehmen. Abschied von — Stunden, Er lebnissen, Wundern. Von Tagen, die wie gläserne Glocken gewesen, durchsichtig und von süßem Klang: und von Nächten, die der Erde vergaßen und geradeswegs himmelwärts bcachrten. den Sternen entgegen. Ja, von solchen Dingen hieß es, sich trennen. Manchmal aber — und das war das Schwerste — galt es auch einen Abschied von Mensch zu Mensch. Nicht alle, die aus dem sta»bgrauen All- tag fröhlich, die Seele voll farbiger Wimpel, ge kommen waren, gingen ebenso. Vom Feste findet es sich mühsam zurück in die Weihclosigkeit der un- beseelten Tage. Aber — immerhin: die mitsammen kamen und mitsammen gingen: sie hatten eben ihre Gemeinsamkeit, die ihnen hiiuvabalf üb-r ben B-,--b zwischen dem Heute und dem Morgen. Andere aber waren, die kamen einzeln, der eine von rechts, der andere von links: und sie gingen einzeln, der eine nach rechts, der andere nach links. Und das waren sie. über deren Abschied die Fahnen auf Halbstock sanken, und zu deren Trennung der Schmerz seine hämischsten Fratzen zog. Ls ist seltsam: aber tote Dinge sind ost verstand- nisvollcr als lebende Menschen. Sie haben zuweilen Kopf, noch häufiger aber Herz, und wissen sich zu be nehmen. Hinter dem Bahnhof, so dass sie seine nüchterne Ziegelstirn ragend überhöhte, stand auf efeu- umwuchertem Unterbau eine altersgraue Wind mühle. die mit trägem Rhythmus ihre geflügelten Arme drehte. Sie hatte keine Eile. Da» galt für unvornchm in der Rosenstadt. Aber sie bewegte sich doch, so ungefähr, wie silberhaarig« Marquisen ihren Fächer bewegen. Jeder, dcr den Bahnhof kreuzte, musste sie sehen — al» Wahrzeichen der Stadt äugte sie i« die Ferne; und wenn einer kam, grüsste «r ihren sanften Schlag wohl hoffenden Herzens; und wenn einer ging, galt sein letzter Gruß und seine letzte Wehmut der Mühle Flllgelschlag. Und eines Tages geschah es. Da fuhr von dem Bahnhof der Rosenstadt ein ganz besonders großes Glück von dannen, und auf dem Bahnsteig bUcb ein ganz besonders tiefes, aber klagloses Leid zurück. Das schlug seine Augen, in denen lauter ungeweinte Tränen stehengeblieben waren, weil sie zu stolz ge- wesen, vergossen zu werden, wie hilfesuchend auf zu dcr Windmühle. Und siehe da — staunend blieb der Pl'ck haften —: die Flügel der W-ndmüble O^-d-n still. Reglos, still. Die Windmühle hatte eben be griffen, daß m dem Augenblick, wo d s q oße v-l.ck abgereist war, alles aufhören müsse, kein Ding mehr sich bewegen dürfe. Darum hatte die Wind- mühle rasch den Atem anqchalten und traurig die Arme Höngen lassen. Ja, so war sie. die Windmühle in der Rosenstadt. Sie wußte, was sich gehört. Das arme, tiefe Leid auf dem Bahnsteig aber war von dieser Zartheit so ergriffen und gerührt, daß es ein verlorenes Lächeln weinte. Wer wagt zu entscheiden ob in jener Minute wirklich die Windmühlenflügel aufhörtrn, sich zu drehen, od-r ob nicht immer, wenn eines im Herzen vergeht, alle Dinge einen Pulsschlaq hindurch stille stehen in Ehrfurcht vor dem grossen Sterben? Auf der Suche nach dem Srkäktungbazillu». Die amerikanische Regierung hat den staat lichen Gesundheitsdienst anfgefordert, den Erreger der gewöhnlichen Erkältung aufzuspüren und zu untersuchen. Tutankhamen» Locke. Aus Luksor wird ge meldet, daß im Grabe Tutankhamer» goldene und silberne Stäbe mit getriebenen Darstellungen des Königs in feierlicher Haltung vorgefundcn worden sind. In einer Büchse wurde eine Locke gefunden, die vom Haupte de« König«, als er noch ein Kind war, geschnitten worden. Einer der ge fundenen Stäbe hat in seinen Formen Aehnlichkett mit den christlichen Bischofsstäben. St» L«»i»-Atla». Seit einem Jahr arbeitet eine Redaktionskommission an der Ausgabe eine« grossen Atlas, die infolge einer Anregung Lenin» be- schloff«, morden ist und seinen Namen tragen soll. rtea 2V. veuenrder Später wurde Danach befördert die Kartoffel das Ein 1«I Äm v!< sie bekrev früher, rr versucht, - dem Hrer wie ein r Geftissi etliche T wußte, dc gestüm zr den Leutr hungrige Gesichter sprach, sn er fürsili« aber jchri wieder a gütig u.ll lächelte n nur au c Venedig ..Ja. t Ihr hie: freilich i Paris, u einer Si Leben dl verdiene lässt sich nichts, tr Jugend der groß den wild Die Lös, jäure. Koh Fcucrlöschm wurde cs zr brandes in „Umschau" zunächst in Lustzufuhr sondere Bo flaschen zu Von Zeit zu Herdes Gas auch die Ii Man verb 160 000 Kil löscht war. zugcsührt, Ausgaben f der ganze: Summe. 2 Der Süi Stille," so i alles Gebie Längengrai Hand geleo »üglichen l „Gazette o das allerdi: weit vcrbr erstreckt st Den ehemaligen Haussreund erschösse». In Bern, bürg wurde der Bankbeamte Hermann Schmidt au-, Gröna von dem Kaufmann Aaesecke erschossen. Schmidt kam auf dem Motorrad angefahrcn; iu der Nähe des Gebäudes dcr Landesbank holte ihn Raesecke durch einen Herzschuss vom Rade. Der Täter begab sich hierauf in die Landesbank, legte den Revolver auf den Tisch, erklärte,' dass er soeben Schmidt erschossen habe, und bat, die Polizei zn benachrichtigen. Schmidt hat früher in der Familie Naesecke freundschaftlich verkehrt. die Ehe Racseckes geschieden. Vor einigen Wochen veröffentlichte Raeseckc in einigen Blättern Verlobungsan zeige zwi Dcr Atlas wird in erster Linie ein genaues Bild der Länder des Sowjctbundes in politischer, wirt schaftlicher und ethnographischer Hinsicht geben .und in einem Anhang mit „h i st o r i s ch - m a r x i st i - schen" Erläuterungen versehen sein. O< Camille ! der Pariser „Rätsel k essantc Eheg ging. Flam zösischen Stc von seltener Backers. D unter auch sehr bevorzr nicht und sck Da sie wurde, sich in die Kirch an. In dcr jungen Mai Hut und B ihren Eltern falls heirate Im Sor von seinem Nechtsgelehr reich zu mc suchten dort treten und > kannte in il gesehen. D und lieben, heiratet. Es war Städtchen kc Diese w cinzclt da. wenn ich er kanntesten ' sehen, lange Alfreds er, meiner kannte The: borgenen B thekar des i im Traume unbekannt Nach der A wußter gl'vbtc, du cr dürfte si hat den V tauchte das auf. Der grc Flammario: ein eitler Methoden > Es ist besse mit Fähig! wirken unk sich in Trä: und die bi: eile Derlobungsan zeige zwischen seiner gc- chicdenen Frau und dem Bankbeamten Hermann Schmidt ohne Wisse» dcr beiden. Es ist deshalb von dcr Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihn eingcleitct worden. Wahr- scheinlich hat ihn das alles zu dem Morde bestimmt. Die älteste Frau Europa». In Sienna, einem kleinen italienischen Städtchen, ist die Greisin La- vagni gestorben. Sie erreichte das beispiellos host Alter von 128 Jahren. Die alte Frau starb ai Arterienverkalkung; in den letzten zehn Jahren ihrer. Lebens konnte sic ihr Zimmer nicht mehr verlassen, und seit drei Jahren hütete sie das Bett. Ihre Lebenslust bewahrte sie jedoch über hundert Jahr? lang. Als hundertjährige Greisin vermochte sie noch zu lesen und erfreute sich bis in die letzten Jahr? eines vorzüglichen Appetits. — Im Zusammenhang mit dem Tode dcr alten Lavagni, die aller Wahi scheinlichkcit nach die älteste Frau Europas gewesen ist, veröffentlicht Eduard Gachot im „Figaro" inter essante-Betrachtungen über seltene Fälle von Lang lebigteit. „Russland", schreibt cr, „ist das Doradv der alten Leute. Man sagt, die Kälte konservier: und ist der Gesundheit zuträglich. Es steht fest, dar nach statistischen Angaben, die kurz vor dem Krieg in Petersburg veröffentlicht wurden, in den ruß, schen Großstädten allein jährlich mehr als achtzig Personen ein Alter von über hundert Jahre, er reichten." Die Langlebigkeit kann unter Umständen auch erblich sein. Dies beweist die Geschichte de. württc m bergischen Familie Müller. Der Vater lebte 134 Jahre lang, seine älteste Tochter ist 100 Jahre, die jüngere 102 Jahre alt geworden. In Frankreich sind auch einige interessante Falle dieser Art zu verzeichnen. Der Matrose Annibal Co mox starb im 122. Lebensjahre. Dieses hohe Alter ist um so erstaunlicher, weil Camox ein unverbesser licher Alkoholiker gewesen. Er war bereits 119 Jahre alt, als ihn der berühmte Maler Harare Vernet bat, sein Porträt malen zu dürfen. Der be- kannte Schriftsteller und Gelehrte Fontenelle lebte auch über hundert Jahre. Als achtundneunzigjähr-ger Greis arbeitete er noch täglich sechs Stunden lang. Aelter als all die angeführten Urenkel deS Methu salem ist der ungarische Zigeuner Peter Zoltan ge worden. Wenn man den zeitgenössischen Berichte» Glauben schenken darf, erreichte dieser Zigeuner, der noch in der Armee Eugen von Savoyens diente, das beispiellose Alter von 187 Jahren. Er trank nie Wasser, nur Milch und ernährte sich hauptsächlich mit Obst. Die Braut ohne Gedächtnis. Das englische Ge richt hat sich mit einer jungen Dame zu beschäftigen, die eines schönen Tages an ihrem Finger einen R ng entdeckte, sich aber absolut nicht entsinnen konnte, wer ihr dieses Bindeglied angesteckt hatte. Auch als^der Schuldige die Rechte des Verlobten geltend machte, erklärte das Fräule-n Braut, von nichts eine Ahnung zu haben. Ihr schlechtes Gedächtnis blieb ihr auch treu, als sie ihrem abgeleugnetcn Bräutigam die Herausgabe des Ringes ver- weigerte. Nun soll das Gericht entscheiden, ob die Dame Braut ist bzw. wessen Braut, oder ob sie den Ring herauszugeben hat bzw. an wen. Karotten gegen Eifersucht. Eine französische Zeitung hat den Einfluß festqcstcllt, den die ver- schiedencn Gemüse auf das Temperament des Essers ausüben. . ' geistiqc Gleichmaß und wirkt gleichzeitig be- ruhigend; nur muß man sich hüten, zuviel Kar toffeln zu essen, weil das Ucbcrmaß des Genusses den Menschen apathisch mache. Leidenschaftliche, Kartoffclcsser neigen mehr zur verstandsmäßigen als zur gefühlsmäßigen Auffassung des Lebens. Ka^ rotten sollen nach dieser Fcststelliiung ein wirk sames Gegengift gegen Eifersucht und Reizbarkeit sein während Spinat den Ehrgeiz stärken soll. Oer Ma er Strmdberg In Stockholm wird, um Neujahr herum, eine Aus- stellung eröffnet werden, die weit über die Grenzen Schwedens hinaus, des Interesses wert ist. Der Kunsthändler Karl G u m m r s s o n hat den Plan ge- faßt, alles, was von August Strindbergs G c - mälden erreichbar ist, zu einer Gesam tschau zu vereinigen. So wird neben dem Dichter Strind- berg, den alle Welt kennt, fortan auch der Maler Strindbcrg stehen, dcr ein Lcbenswerk von iiv e hundert Gemälden hinterlassen hat. Die Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter", die in diesen Tagen eine Reihe von Strindbergs Werken reproduziert, schreibt: „Wäre er nicht als Dichter geboren, so wäre er Maler geworden. Und zwar wohl auch ein Maler des Durchbruchs, bei dem aus jedem Pinselstrich die Persönlichkeit leuchtet." Strindbcrg hat niemals nach dem Modell ge- arbeitet, sondern sich den Pinsel immer von sein r Phantasie und Inspiration leiten lassen — mit den ganz wenigen Ausnahmen, in denen er lebende Men- schen malte oder — modellierte. Denn erst jetzt er fährt ein größeres Publikum, daß der Diichter sich auch als Bildhauer versucht hat. „Dagens Nyheter" veröffentlichen jetzt zwei plastische Arbeiten des Dichters — die einzigen, die bekannt sind. Sie befinden sich im Besitz der Familie Sven Palme, in der StrindberP sehr viel verkehrte, als er in dem Stockholmer Villenvorort Djursholm seine Zelte auf geschlagen hatte. Beide sind in Ton gefertigt; das eine stellt Frau Palme, das andere einen ihrer drei Söhne dar. Strindbcrg hat selber genau gewusst, daß die Ähnlichkeit nicht sehr groß war, darum hat er, als er die Werke der Familie zum Geschenk machte, die Bitte ausgesprochen, sie möchten niemals von vorn gezeigt werden. Die Familie Palme hat das vor so langer Zeit gegebene Versprechen un verbrüchlich gehalten — und so können „Dagens Nyheter", da« diese Arbeiten des Dichters zum ersten Male reproduziert, von der Porträtbüste auch nur die Rückansicht geben.
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