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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-18
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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vleantng, 6« IS. vEBEroder begütert« Klaff« (Mittelstand). Aber richtig ist, daß i» dies« FamUi« meist ein Bildungs kapital vorhanden ist, daß diese Kinder meist arm ciner Bildungssphäre des elterlichen Kaufes ein ge- wisse» geistige» Erbgut mitbringen. Ls ist ein Fehler, zu meinen, daß durch «ine ge meinsame achtjährige Schulzeit (Einheitsschule) die inner« sozialen Klüfte geschlossen werd« könnten. Don der Schulbank aus läßt sich noch keine ge meinsame GefühlSeinheit schaffen. — Lins der edel- sten sozialistischen Bekenntnisse ist der Drang nach ob«. In dem Entwurf der neu« Schule glaubt Dr. Litt ihn vermiss« zu müsse». Und schließlich: von aller» Bildungsgütern bean- sprnchsn die wissenschastlichön ein« lang« Gang. Ls ist gleichgültig, ob man d« UnterUnssen-Unterricht wissenschaftlich nennt oder nicht. Es kommt darauf an, das Wissenschaftliche vorzudereitsn. Unser privates Leb« ist so mit Wissenschaftlichkeit durch wachs«, daß der Verzicht darauf ein Sink« des geistig« Niveaus bedeut« würde. Wissenschaft ist ein vitales Interesse aller Stände, denn sie können ohne Ingenieure, Chemiker usw. nicht existieren. Und so formulierte der Rektor der Universität es in der Aussprache: auf der höher« Schule steht das Hochschulwesen, auf der Hochschule steht die deutsche Bildung. Cs war schon fast Mitternacht, als man sich zu folgender Resolution im Sinne der Ausführungen Les Vortragenden entschloß: 1. Bei der Reform des höher« Schulwesens müssen parteipolitsche Gesichtspunkte ausgeschaltet werden. L Die höheren Schulen müssen nach der Ver schiedenheit ihrer Aiele äußerlich und innerlich einheitlich aufgebaut sein. Die Möglichkeit de» Uebergangs von einer Schulart zu einer anderen soll gesichert werden. 3. Alle Lehrer, die an einer höher« Schule in wissenschaftlichen Fächern unterrichten, müssen eine wissenschaftliche Vorbildung haben, die hinter der heute erforderten nicht zurücksteht. 4. Die Reform der höheren Schulen muß in Len zuständigen Ministerien von sachverständigen Per sönlichkeiten bearbeitet werden. Eie müssen au« der höheren Schule hervorgegangen, philologisch- fachmännisch und sonst derart vorgebildet sein, daß sie die Belange der höheren Schule und ihre Be deutung für Wissenschaft, Kunst, Technik und Wirt schaft beurteilen können. 5. Notwendige Verbesserungen im höheren Schulwesen dürfen durch falsche Sparmaß nahmen von Staat und Gemeinde nicht ver hindert werden. 6. Grundlegende Aenderungen im Aufbau der höheren Schulen der Länder sind durch Reichs gesetz bis zu der dem Reiche durch die Verfassung vorbehaltenen Aufstellung von Grundsätzen für un zulässig zu erklären. Die Durchführung der in einzelnen Ländern schon getroffenen Äende- rungen ist einzustelleu. _ Milica, -ie Giftmischerin Vor den Diener Geschworenen hat sich in den letzten Tagen ein Sensationsprozeß abgespielt, der zugleich cm ganz merkwürdiges und rätselhaftes Drama des weiblichen Herzens auf rollte. Ein hochgebildetes, ungewöhnlich begabtes Mädchen, die 29jährige frühere Bürgerschul- lehrerin Milica Vukobrankovics, Tochter eines früheren österreichischen, vor Jahren gestorben« Bez rkshauptmanns, ist de» versuchten Giftmordes an der Familie des Derlagsbuchhändlers Stülpnagel, des Inhabers der bekannten alten Wiener Verlagsbuchhandlung Konegen, dessen Selre- tärin sie zuletzt war angeklägt. Die Ungewöhnlichkeit des Falles wird dadurch erhöht, daß diese Frau bereits im Jahre 1918 unter der Anklage des versuchten Gift mordes gestanden hat und damals nur fre gesprochen worden war, weil von den zwölf Geschworenen nur sieben mit Ja gestimmt hatten. Sie wurde damals in jenen Punkt«, die die Pergiftungsfälle im Hause des Landcsschulinsvcktors Rudolf Piffl betraf«, fre gesprochen und nur wegen Verleumdung des Stiefsohne» P.ffls verurteilt. Die Sekretärin und der Ehef Milica war im Mai 1920 als Sekretärin bei dem Buchhändler Stülpnagel eingetreten und hatte bald wegen ihrer außerordentlichen Tüchtigkeit eine be sondere Stellung im Hause erlangt. Sie vertrat viel fach den Chef selbst, der sie außerordentlich schätzte. Bald entsvannen sich aber zwischen dem Chef und der sehr büschen, gebildeten und geistreichen Sekretärin intimere Beziehungen, und diese führten bei dem stark hysterischen Temperament Milicas in einem Zeitpunkte, als diese Liebe nicht ohne Folgen blieb, zu sehr erregten Auseinander setzungen, wobei auch die Eifersucht, weniger in bezug auf die Hrau, eine Rolle spielte. Uebrigens ahnte niemand »m Geschäft und in der Familie de» Her« Stülpnagel, wo Milica sehr freundlich ausgenommen worden war, daß irgendwelche Bez ehungen näherer Art zwischen dem Hausherrn und seiner Sekretärin bestanden. Im Mai 1922 verlangte Miliea von Stülpnagel, daß er sich von keiner Frau scheiden lasse und sie heirate. Ale sich Stülp nagel entschieden weigerte, faßte M lica den Plan, die Gattin und die beiden Söhne ihres Ehef» an» dem Wege zu räumen. So be hauptet wenigstens die Anklage, obwohl eine völlige Klarstellung der Motive, die das Mädchen zu seinen nun folgend« Handlungen bewogen, nicht gelungen ist. Denn auch Stülpnagel erkrankte an Vergiftungs erscheinungen, und Miliea selbst blieb davon nicht frei. Es wird angenommen, daß Mil ca zur Herbei führung einer Frühg « burt auf das in nordisch« Ländern hierzu nicht selten verwendete BletwetH kam und daß ihr, al» sie im Besitze de» Gifte» war, der Gedanke aufst eg, e» zu einem Racheplan gegen die Familie Etülpnagel zu verwenden. Es ist auch erwiesen, daß sie zu jener Zeit da» bekannte Buch „Psychologie de» Giftmordes* von Ministerialdirektor Dulffen, Dresden, erwarb und la». Da» Gift tu der Speisekammer Jedenfalls kam auf eine damal» kaum zu er- klärende Weise Blqiweiß in die verschiedenen LebensmittelvorrSte der Familie Stülp nagel, und die Frau und die K ader erkrankt« schwer, bi» endlich der Arzt die Anzeige erstattete. Es stellte sich herau», daß die Lebensmittel, die ein gekauft worden waren, zumeist er st iw Kontor der Buchhandlung abgeliefert worden waren, daß dort die Sekretärin das Bleiweiß hineinmischte und sie dann erst in di« Speisekammer des Stülp- nagelschen Haushaltes gelangten. Da Herr Stülp nagel selbst meist nicht zu Hause speiste und häufig durch Reisen abwesend war, so war die Wahrschein, lichkeit geringer, daß er das seiner Familie «gedachte Schicksal teilen würde. Jedenfalls war das halbe Kilogramm Bleiweiß, da» auf die Lebensmittel oer- teilt war, namentlich auf Mehl und Staubzucker, geeignet, mindeste ns zwanzig Menschen zu röten. Daß die Familie trotzdem dem Anschlag nicht zum Opfer fiel, kam daher, daß zum Glück wiederholt auch Lebensmittel verwendet wurden, die von Lieferant« direkt ins Haus gebracht worden waren. Milica iw «erhör Jetzt steht »mn Milica Vukobrankovics vor d« Geschworenen. Eia schöner slawischer Typ, ungemein sorgfältig gekleidet, in eleganter Persianerjacke, selbst- sicher und von einer verhalt«« Energie, die sich bald sehr elementar geltend macht. Denn gleich zu Be ginn der Verhandlung, während der Verlesung der Anklageschrift, erhebt sie sich und ruft mit erregter Stimme zum Gerichtshof: .Ich bitte um den Ausschluß der Oeffent- lichkeit. Erstens, weil diese »ntimen Dinas die Zuhörer nichts angehen, und zweitens, weil ich sehe, daß Operngläser verwendet werden. Es ist ein trauriger Anlaß, und man benimmt sich wie im Theater.' Der Vorsitzende weist die Saaldiener an, die Zu hörer, die Overngläser verwenden, sogleich aus dem Saale zu führen. Dann beginnt das Verhör, und die Angeklagte erklärt laut und bestimmt: .Ich be kenne mich nicht schuldig.' Sie erklärt jedoch nochmal», daß es sie aufrege, wenn hier Menschen sitzen, die nur do sind, sich an ihrem Unglück zu weiden. .Wenn Sie von mir verlangen würden,' sagt sie zum Dorsitzend«, .ich soll mich Herstellen und splitternackt ausziehen, so würde da« ein« Schrei der Entrüstung Hervorrufen. Aber Sie verlang« von mir Aergere«. Sie verlang«, daß ich vor diesen neugierigen Leut« wem« Seele euthälleu soll- Das tue ich nicht. Ich weiger« «ich, zu antworten, solange diese Leute hier sitz«. Eine Ge richtsverhandlung ist kein Operettentheater.' Schließlich gelingt es doch, die Angeklagte zu einem richtigen Verhör zu bringen, und es wird zu- nächst von dem Giftmordprozeß im Jahre 1918 ge- sprachen. Damals war ste Lehrerin in einer Bürger schule, deren Direktor Herr Piffl war, ein Bruder des Kardinals von Wien. Die Frau Viffis erkrankte, da ihr gewisse Mengen Ars« und Phosphor beigcbracht worden waren. Der Flach der Bukobraukovir, Auf die Frage, ob sie es vielleicht gereizt habe, durch Beseitigung der Frau Piffl eine Schwägerin des Fürsterzbischofs von Wien zu werden, sagt sie: .Ich sage mit Prosa: Ich kann nicht Fürstenoiener sein. Uebrigens', fährt sie nonchalant fort, .hätte ich mich selbst Fürstin nennen können. Die Vukobrankovie» sind fürstlichen Geblüts. Meine Vor fahren sollen Könige von Möfien gewesen sein, und weil sie auf dem Amselfelde di« Serben an die Türken verraten haben, so ist da» Geschlecht von einem Fluck belegt worden. Ein serbisches Volksepos sagt die Pers«: Gott verdamme Vukobrankovics, Nicht» gedeihe ihm von sein« Händen, Richt der weiße Weizen auf dem Feld«, N cht die saft ge Rebe auf den Bergen, Nicht die Kinder in verfluchtem Hause.' Auf die Frage, ob sie sich für geistig gesund halte, sagt sie: .Es 'st schwer. Zeder Narr hält sich für gesund, und mancher Weise ist eigentlich ein Narr. Ich habe manchmal da« Empf nd«, daß mein Be wußtsein — wie soll ich sagen — parzelliert ist. Wenn ich mich sehr aufrege, dann spalten sich Teile meines Bewußtseins ab.' Dorf.' .Der eine mischt Gift, und der andere bereut e».' Sie erklärt dann ihre Handlung damit, daß sie infolge der erlittenen Frühgxburt in einen merkwürdigen Schwächezustand geraten sei und in dieser Lage gewissermaßen traumhaft Bleiwe ß in die für die Familie Etülpnagel bestimmten Lebensmittel gemlskbt habe. Als der Vorsitzende feststellt, daß die Gutachter die Angeklagte für geistig gesund erklärt haben, sagt sie wegwerfend: .Die Gerichtsärzte erklär« nur eine Gestorbene für krank.' Der Ehef al, Zevgr Das Zeugenverhör bringt zunächst die Aussage des Herrn Ernst StiUpnagel. Er erklärt, daß eine Ehe mit der Angeklagten unter allen Umstand« ausgeschlossen gewesen wäre. Er habe sich deshalb vergeb«« d« Kopf zerbrach«, welche Motive Milica bei brr Tat hätten le t« können. Sie hätte sich doch unmöglich e'nbilden können, daß er sie geheiratet hätte, wenn durch ihre Schuld seine Familie, an der er sehr hänge, zugrunde gegangen wäre. Er gibt zu, daßEisersucht da» bewegende Moment habe sein können. Die Erörterungen sind der Angeklagten höchst un angenehm. Sie «ft: .Ich hätte genug Männer finden können. Ich bin Herrn Stülpnagel nie nach gelaufen.' Großmutter« Tagebuch Schwer belastend ist die Aussage der Schwieger mutter Etülpnaaels, der 74jährigen Frau Konegen. Sie hat merkwürdigerweise ein Tagebuch über die Erkrankungen ihrer FamUie angelegt. Danz kurz: Am 2. Juni die Kinder krank. Am 12. Juni Dorothea krank. Am 20. Juni Dorothea sehr unwohl. Am 20. und 21. Juni starkes Erbrechen. Am 29. Juni Dom Verschlimmerung, fortwährend Erbrechen. Der Arzt wird gerufen. Am 13. Juni: Der Doktor hat Bleiweißverg'ftung festgestellt. Bors.: Wieso hab« Eie denn diese Aufzeichnung« gemacht? — Zeugin: Weil mir die Geschichte nicht gefallen hat. Der abgebaute Staatsanwalt Da der Vorsitzende noch weiter in sie dringt und dabei die «ine oder andere sarkastische Bemerkung nicht unterläßt, sagt die Angeklagte plötzlich: .Herr Präsident, darf ich eine Frage stellen?' — Vor sitzender: .A«» wen?' — Angeklagte: .An Sie, Herr Präsident.' — Vorsitzender: .An mich?' — An- geklagte: .Jawohl. Ich möchte nämlich fragen: Diingl es mit dem Beamtenabbau zusammen, daß der Vorsitzende auch die Geschäfte des Staatsanwalt» besorgt?' Der Prozeß schloß mit der Verurteilung der Angeklagten zu 3>Z Jahren schweren Kerkers. Zum Scheunenbrand in Eutritzsch Bei d« Aufräumungsarbeiten durch die Feuer wehr wurden noch einige eigenartige Klum pen gefunden, die im inneren eine zähe leim- artige Masse enthielten. Sie wurden zweck» genauer Untersuchung dein Institut für gerichtliche Medizin übergeben. Die Erörterungen über die Entstehung de» ffcners sind noch nicht abgeschlossen. Der Verdacht der fahrlässigen Brand- stiftung bleibt nach wie vor auf jenem Menschen haften, der in dem Teile, wo das Feuer ausbrach, sich eine Zigarete und ein Licht angesteckt hat. Er schwert werden die Ermittlungen dadurch, daß ver schiedene der Insassen in der Strohscheune kurz vor Ausbruch des Feuers in der Luftscheune geraucht haben. Die weitaus größte Zahl der Leute, die zur Zeit de» Feuer» in der Feldscheune übernachtet haben, sind ermittelt worden. Einige werden noch gesucht, mit deren Hilfe voraussichtlich auch di« Namen der Personen ermittelt werd« können, die im Hinteren Teile auf dem Klee geschlafen, im übri gen aber mit den« im vorderen Lager nichts zu tun gehabt haben. Zwei der Leute, die im Klee geschlafen hab«, sind ja dem Feuer zum Opfer ge fallen. Sie werden die Wornungsrufe nicht gehört haben und im Rauch^erstickt sein, noch ehe sie in das Freie gelangen Vnnten. Abgesägte städtische Obstdöumc. Als ein Akt besonderer Roheit ist es zu bezeichnen, wenn d»r Stadt Leipzig gehörige tragbare Obstbaume an den Landstraßen nur des Holzes wegen abgesägt werd«, wüe es in letzter Zeit mit 17 solcher Bäume an den Straßen nach Gautzsch, Albersdorf und Großzschocher geschehen ist. Wenn auch schon der Materialschaden nicht unbedeutend ist, so ist der durch das Absagen der Bäume entstandene Schad« infolge des Ernteausfalles auf Jahrzehnte hinaus viel größer. Au»g<hob«e, Spielern« st. Durch die Leipziger Kriminalpolizei wurde Sonntag nacht» ein ge heimer Spielklub non dreißig Personen in der Privatwohnung eine« Ausländer» in der Karl st raße ausgehoben und die Spiel- einrichtung sowie eine ansehnliche Geldsumme be schlagnahmt. Die Wohnung wurde versiegelt und der Inhaber verhaftet. Alle dreißig Personen, Mannlein und Weiblein, mußten auf einem Lastauto eine Fahrt nach der Wächierstraße unternehmen. 3« Kessel verbrannt. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich bei einer Dampfkesselreini gung am Sonntag vormittag in den Prestowerkcn in Chemnitz, wo der Kesselreinrger Hermann Göttlich, sein IKjähriger Sohn o'ritz und der 19 Jahre alte Gehilfe Langer den am Sonnabend nachmittag be reits abgcfeuerten Dampfkessel reinigen wollten. Als die Arbeiter die Flugasche aus dem Kessel bereits vor die Feuerung gebracht hatten, entzündete sich die Asche, die bekanntlich nicht völlig erkaltet, so daß die Leute durch da« Feuer aus dem Feuer loch kriechen mußten, um ins Frei« zu gelangen. Dabei erlitt« sie so schwere Brandwunden, daß der Sohn Göttlich» in der Nacht zum Montag im Krankenhaus verstarb. Weniger Studien röte. Der Bremserlaß des preußi schen Kultusministeriums beginnt zu wirken-, der Au- ström zum Studium der Schulwissen, schäften geht zurück. In den letzten drei Jahren gaben nur insgesamt 573 Abiturient« an, sich dem höheren Schulfach widmen zu wollen. Da» »st ein Rückgang etwa auf ein Viertel des Nachwuchses de» Studien-ahres 1910/11. Im verflossenen Schuljahre haben sich von 9043 Abiturienten nur 205 oder 227 Prozent neuerdings dem Studium der Schulwissen- schäften zugewandt, wahrend es vor dem Kriege bis zu 48 Prozent war«. Gan- besonder» klejn, von den Theologen abgesehen, erscheint unter ihn« die Zahl der Altsprachler, deren Aussicht« aller- ding» auch wenig günstig find. Der Tilberschatz t» Stadtpark. Ein großer Silberschatz wurde in diesen Tagen im Altonaer Stadtpark gefunden. Bei» Uorrode« vov Lau», stümpsen stießen Arbeiter auf ei» in Zettungspapier vom August 1914 gewickelte« Paket, i» de» sich schwersilbern« Löffel, Bestecke »mb an dere Gegenstände befanden. Ma» nimmt an, daß die Sach« von einem im Jahre 1914 «»»geführten Diebstahl herrühren, da sie in Aettu»g»papier vom Jahre 1914 etngewickelt wav«. E» könnte aber auch sein, daß der Schatz freiwillig von seinem Besitzer vergrabe» worden ist, an» Furcht, in Krieq»»eiten darum beraubt zo werden. Warmen« nor «angenehme» Telegramme». Ei» amerikanisch« Telegraph engesellschaft hat ein« inter essante Neuerung eingeführt. Die Direktion fand es für nötig, die Empfänger unangenehmer Telegramme schonend auf den erschüttern den Inhalt vorzubereiten. Wenn also künftig auf den von der Gesellschaft bedienten Linie» trau- rige Mitteilungen von Bankerott», Todesfälle», plötzlichen Erkrankungen usw. befördert werde», fs werden di« Telegrammformulare außen «it eine» rote» Siegel versehen werd«, au» dem der Empfänger sofort ersieht, daß der Inhalt ei« peinliche Ueberraschunq für ihn sein wird. Lr wird sich also hoffentlich erst richtig hinsetz«, m» sich gebührend auf die Nachricht vorzubereite». Manche Leute »»erden allerdings über die War» nungsmarke schon so erschreck«, daß man für sie z» besonderen Schutzmaßregeln greifen muß. Man wird dann wohl dazu übergehen müssen, die Tetz- gramme in einen besonderen Umschlag zu tun, a»f dem eine Marke aufgeklebt sein wird, au» der der Empfänger ersehen kann, daß auf dem inliegend« Telegramm eine Marke aufgeklebt sein wird, die ih» schonend aus den traurig« Inhalt der Depesche vor» bereit« soll. Der erste Radtonttnister. Die kanadische No gierung hat al« erste der Welt einen Radi» Minister in ihr Kabinett gewählt. Er heißt ErneU La pointe. In Kanada hat da» Radiowes» einen derartigen Aufschwung genommen, daß man um die Schaffung eines neuen Portefeuille» nicht herumkam, zumal der Post- und Verkehr» Minister, dem da» Radioreffort bisher in Verwal tung gegeben war, die Aufgaben nicht wehr bewä^ tigen konnte. Lapointe wird wahrscheinlich nicht lange der einzige Minister dieser Art bleiben. Di» Vereinigten Staaten werd« diesem Betz spiel bald folgen, zumal es dort dringend notwendig ist, namentlich da» Sendewelcn zu systematisier«. Der vielbeschäftigt« Slasermeister. Charlie Chap lin» Ide« in dem Film-Lustspiel „The Kid', sich al» Glaser durch Einschlagen von Fensterscheiben Arbeit zu verschaffen, hat in Reichenhall eine» praktische» Nachahmer gefunden: ein Glasermeister wurde er tappt, al» er ein« Stein in ein Schaufenster warb Die polizeilichen Ermittlung« ergaben, daß er seit Tagen all« Hände voll zu tun gehabt hatte: 1. durch Einschlagen, 2. durch Reparieren und L. durch Ei» kassier«. Die Pariser -eiratsmeffe. Der Pariser hoÜ sich seine ganze Laushaltung und alles, »ras er »um Leben bedarf, am liebsten und am billigst« «och seinen Märkten und Messen. Es ist darum zu vev- wundern, so lesen wir i» der „Baseler Rational zeitung', daß eine ganz feinfühlige Gesellschaft nämlich die ,^mio»1« äe 1» Jenaessc, I^nrisiena«' auf den Gedanken kam, auch eine Messe zu orgaatz- sieren, auf der man sich die hübsche Vrauß oder den schüchternen Bräutigam au»- lesen kann? Sie fand in dies« Tage» zu« erst« Male statt und hatte einen Bombe«» erfolg. Piel junge» Volk strömte in de» Dallsaal, in dem der Hetratsmarkt einge richtet worden war, zusammen. Die jungen Her» lein allein oder in kühnen Eroberergruppen. DI» jungen Damen in sittsamer Begleitung der zukün^ tigen Schwiegermütter. Auch ältere Junggeselle» und verblühte Jungfrauen hatten sich in kleiner Zahl auf den Markt gewagt. Wer heiratslustig «ar, darf erhielt beim Eingang ein« kleine Nu « » « rt^ angeheftet und mußte ein kleine« Exame» durch» machen: er wurde genau über seine Verhältnisse un» seine guten Charaktereigenschaft« untersucht. Diese Personalien waren in einem hübsch ausgestattet« Register in Reihenfolge der Nummern eings- schrieben und standen den Teilnehmern zur Ver fügung. Natürlich mußte getanzt werden. Jazz band ersetzt heute die romantischen Mondschei» Promenaden im dunklen Garten oder die still« Stunden in der weiten Landschaft. Die Mütter sitzen in großem Umkreis und schauen dem bunt« Gewirr zu. Die kleine Nummer 15 hat schon lange und voll Sehnsucht den hübschen Burschen Rui» i mer 8 beobachtet. Er tanzt so entzückend.. Er siehk ' so bescheiden au». In der Pause -wisch« denr^' Foxtrott und dem altmodisch« Walzer, der in Pari» nie fehlt, hüpft sie eilig nach dem Kartenregister und sucht: Nummer 3, 4, 5, 7, endlich 8! Sie liest; j „Eduard R., 24 Jahre alt: Dankkommis. Er kam» ! etwas ausgelassen erscheinen, aber in gewissen Stun den ist er voll Sehnsucht und stiller Bescheidenheit Sein größter Wunsch ist ein ruhiges Heim, in wel chem er an der Seite einer werksam« Gattin die glücklichsten Jahre seine» Lebens zubringen möchte. Er ist ein fleißiger Arbeiter, dem der Weg zn höheren Stellen offensteht.' — Wie das klingt! Wie ein Traum, den sich die kleine Rümmer 1k geträumt hatte. Und wenn alle» klappt, werd« Nummer 15 und Nummer 8 ein glückliche« Paar . . . Dl« Znrückgewiesen« von Lang Island. „Daily Lhronicle' meldet au» New Pork: Die Zahl der deutschen Einwanderer hat sich seit zwei Monaten verdreifacht. Da» vom Kongreß festgesetzte Einwande rungskontinqent ist langst überschritten. Zn Lang Island lieg« an 15 000 Einwanderer, die nicht mehr zugelassen wer d« und »urücktransportiert «erden müssen. Diele von ihn« sind in trauriger Rod lage. /)»0 IXIEncksN Sitte, Ser-mättkÄ, SeLr-aeLen. LeÄsHaekstt, IsrieTioeststt, Ltttttsk, Lostüms, Heitren. LSeke, Skmsn Oer c^ol/e M/wr/ »»Ml» 'tiMMMWM»»»»»»» Si« -itts ckis ^aias « cksn
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