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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-18
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Vom Tage Wohnungsnot — -ei «r-ettsloftgleli im Baugewerbe D>« Bereinigung LeS daugewerdltchcn Arbeitgeber- b»»d«» »nd der Innungen Leip« g» vermchaltete« i» Leipziger Zo» BortrSge aber da« obig« Thema, die bei der fiarkdrluchten Berlaimniung lebhaft«» Int«ress« aot'.Ssten. Das private Leipziger Baugewerbe will die Ar- b itslosigkeit im Baugewerbe besei- trgen durch Instandsetzung der verfallenen Häuser und durch Belebung der Neubautätigkeit. Als Ned- ner sprachen Architekt Iuh risch und Stadtverord neter Baumeister Schneider. Architekt Iuhrisch führte folgendes aus: Im Dau- gewerbe besteht eine niegekanntc Arbeitslosigkeit, trotz reicher Arbeitsmöglichkeit. Die Ursachen zur Einstellung der Bautätigkeit und daraus entstande nen Wohnungsnot liegen ausschließlich an der Zwangswirtschaft. Im Jahre 1S17 erfolgte das Bauverbot. Nach Kriegsschluß folgten der Mieterschutz und das Reichsmietengesetz. Eine Ver ordnung jagte die andere. Statt Miete und Zinsen dienst den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen anzupassen, hat man nur darauf gesehen, die Miete so niedrig wie möglich zu halten. Man hat helfen wollen und Unheil geschaffen. Die Wohnungsnot wuchs sich zum Wohnungselend aus. Alle Verord nungen wirkten nur nach einer Richtung hin, als Bauverbot. Baukostenzuschüsse und Wohnungsbau abgabe erwiesen sich als Schlag ins Wasser. Belastet mit allen bürokratischen Hemmungen, konnten diese Maßnahmen zu keinem Erfolg führen. Alle Ersah- rungcn der Zwangswirtschaft gipfeln darin, daß es auf diesem Wege nicht weitergehen kann. Wir müssen zum freien Wohnaingsrecht der Vorkriegszeit zurück kehren. Das Reichsbaugesetz muß allmählich beseitigt werden. Nirgends ist so viel geschrieben worden, wie über das Kapitel Wohnungsfrage; es ist dabei aber kein Wort vom Ertrag der Wohnuug gefallen. Der Wohnungsuchende muß sich klar wer den, daß er entweder die Mittel zum Dau einer Wohnung selbst aufzubringen oder die in Woh nungen angelegten Gelder zu verzinsen hat. Staat und Gemeinde haben durch ihre Wohnungspolitik nach dem Kriege nicht daran gedacht, eine solche Der- zinsung zuzubilligen. Damit war jeder Anreiz ge fallen, neue Wohnungen zu erstellen. Wenn dem entqegengehalten wird, daß die neu» zucrbauenden Wohnungen frei von jeder Zwangs wirtschaft sind, so fehlt den Kreisen, die Wohnungen errichten, das Vertrauen dafür, daß eine Verzinsung ihres angelegten Kapitals der Regierung als Selbst verständlichkeit erscheint. Bor dem Kriege ist die Wohnungsherstellung durch private Bautätigkeit er- folgt. Nicht da« Großkapital, sondern die kleinen Sparer waren es, die ihr Geld dazu hergaben, um es in Hypotheken anzulegen. Daher muß wie der aus dem Volke heraus die Wohnungswirtschaft gesunden und in die berufenen Hände der Privat wirtschaft gelegt werden. Da» Reich muß dazu di« Grundlagen schaffen, die zur regen Entfalt««- private« Bautätigkeit nötig sind: 1. Durch staffelweiseu Abba« de» Reich»mteteu- gesetzes und des Mieterschutzgesetzes, mit Aufwer tung des im Wohnungsbau angelegten eigene» und fremden Kapital«. 2. Durch Schaffung wertbeständiger Zah lungsmittel und Stabilisierung der Währung. 3. Durch Kreditgewährung beim Woh nungsbau und Unterstützung privater Neubauten. Die Notwendigkeit der freien Wirtschaft wird am ehesten die große Zahl der Wohnungslosen erkennen, die unter den bisherigen Experiment» um alle Hoff nungen gebracht sind. Worin sollen die Unterstützungsmaßnrchmen des Reichs für die freie Wirtschaft bestehen? Vor allem muß der Sparsinn im Volke gehoben werden, es müssen Sicherheiten dafür gegeben sein, daß das ersparte Kapital nicht über Nacht wertlos wird. Die Steuergesetze müssen so beschaffen sein, daß der Sparsinn nicht bestraft wird: Die schwierigste Frag« ist Vie Vefchaff««- de» Krrdtts. Im Frieden wurden S5 Prozent aller Wohnungen unter Zuhilfenahme geliehener Gelder gebaut. Das Vertrauen zur Beleihung der Grundstücke ist durch di« zwangsweise niedriggehaltcne Verzinsung de» im Wohnhaus angelegten Kapital» schwer erschüttert. Eine Notverordnung will die Aufwertung der Hypo theken verbieten und den Nutzen für das Reich ein ziehen. Daß damit jeder Anreiz zur wertbeständigen Be leihung der Wohnhäuser verloren geht, ist verständ lich und wird in Zukunft da» ersparte Kapital in andere Kanäle leiten. Für die Uebergangswirtschaft im Woh nungsbau müssen vermehrte Erleichterungen gewährt werden. Insbesondere müssen der Staat und di« Gemeinden Land billig zur Verfügung stellen und di« Restkaufgelder als Hypothek an zweiter oder dritter Stelle stehen lassen. Straßen- und Ballab gaben sind auf das geringste Maß zurückzusühren. Die Prüfung und Genehmigung der Bauvorhaben müssen vereinfacht und beschleunigt werden, es darf nicht vorkommen, daß die Genehmigung erst dann er teilt wird wenn der Dau ziemlich fertiggestellt sst. Mit der belebten Bautätigkeit wird das ganze Wirtschaftsleben zur Gesundung kommen, e» werden neue Sachwert« entstehen und versiegte Steuerquellen wieder in Fluß kommen. Dafür mutz jede Zwangswirtschaft' zum Wohle des Ganzen fallen. Als ausführender Baumeister unterstrich Stadt verordneter Baumeister Schneider die Ausfüh rungen des Vorredners. Er weist darauf hin, daß nicht nur die Bauarbeiter, sondern auch der selb- ständige Meister arbeitslos geworden ist und mit seinen Gehilfen Unterstützung beziehen muß. Die Architekturateliers sind verwaist, die Architekten haben sich mit wenigen Ausnahmen anderer Beschäf tigung zuwenden müssen. Wohin bürokratische Maßnahmen führen, zeigt die Tatsache, daß in Berlin dec Ertrag der Woh nungsbauabgabe so viel einbrachte, um die Druck kosten für die Deranlagungsformulare zu decken. In Leipzig brachte die Wohnungsbauabgabe 96 Mil liarden, ein Ergebnis, das nur dadurch gemildert wird, daß gleiäszeitig der Düngerabfrchrbeitrag er hoben wurde. Ein Unternehmen, das aus politischen Erwägun- den entstand, ist die städtische Ballgesell schaft. Dank der reichlichen Mittel, die ihr die Stadt zur Verfügung stellte, hat sie große Material lager im Besitz. Das private Baugewerbe hat als Steuerzahler dazu beitragen müssen, daß ein emp findlicher Konkurrent lebensfähig wurde. Da das städtische Unternehmen Steuern nur für solche Ar beiten zahlt, die ihm von privater Seite zugehen, ist es dem privaten Baugewerbe gegenüber stark bevor- -ugt, die Stadt verliert aber dadurch von der pri vaten Bauwirtschaft reiche Steuerquellen. Als Mieter nahm Reichstagsabgeordneter Land- gerichtsdirektor Dr. Wunderlich das Wort zu kurzer Aussprache und betont«, daß auch der Mieter unter der Zwangswirtschaft im Wohnungswesen leidet. Er ist an die Wohnung gefesselt, sein« Häus lichkeit ist belastet durch Zwangsmieter, mit denen er die Räume teilen muß. Er empfindet es als Un- glück, daß der Abbau der Zwangswirtschaft erst heute kommt, wo Beamtenabbau, niedrig« Gehälter und Arbeitslosigkeit den Uebergang zur freien Wirtschaft erschweren. Trotzdem gelt« es, das Ziel, frei« Wohn wirtschaft und freie Dauwirtschaft zu erreichen. Blüht die Bauwirtschaft, so blüht das ganze Wirtschafts leben. Die Versammlung nahm am Schluß eine Entschlieft««- an, dis Befreiung des Wohnungsmarktes von der Zwangswirtschaft und Sicherung der Kreditgebung für Neubauten fordert. Architekt Dk tlrLmsr Beitragspflicht der Untermieter zu städtischen Ab gaben. Das Presseamt der Stadt Leipzig schreibt uns: Die Ortsgesetze über die Feuerwehrabgabe, die Düngerabfuhrgebühr und die Schleusen, und Straßen- reinigungsgebühr haben zu Zweifeln darüber Anlaß gegeben, ob die Untermieter zu diesen Aufwendungen Märchen-Variationen Die wohlbekannte Frau Holle wurde von dem nicht minder wohlbekannten Knecht Ruprecht Wil- denhain so gut betreut, und Nitsch« hat ihm mit seiner buntesten Palette so geholfen, daß der Sams tagabend-Premiere im Schauspielhaus weiter nichts fehlte als die Kinder, die man nun einmal zwischen ^8 Uhr abends und >L11 Uhr nachts lieber ins Bett als ins Theater tut. Das große Publikum war mit Kindcraugen und Kinderstimmen nur eben ein bißchen gesprenkelt. Schade. Da man die der Schule bereits entronnenen Zuschauer das ganze Jahr hindurch genießt, wären einem einmal im Jahre die noch nicht schulpflichtigen als die originellsten und temperamentvollsten wirklich die liebsten. Der einzige diesmal eingeerntete Kinderausspruch ist, auf die Frage was am schönsten gewesen sei, die Antwort: „Alles!" Bubi hatte das Weihnachts märchen demnach offenbar durchaus unkritisch als Urcrlcbnis gewürdigt oder doch jedenfalls als Ge- samtkunstwerk genossen und würde den folgenden durch Reinhold-Wildenhain» „Frau Holle" in dem erwachsener Betrachter angeregten Er- Wägungen noch unzugänglich sein. Die dramaturgische Struktur ist im klassischen Text der Brüder Grimm gegeben: Die gute Marie springt in den Brunnen — kommt bei Frau Holle an — dient und geht durch» Goldtor — kehrt goldig zurück, und die schlechte Marie springt hinunter — kommt zur Frau Holle und wird durchs Pechtor wieder weggeschickt — kehrt mit Pech zurück. Au». Bon diesem heiligen Original weichen Märchen tante und -onkel durch folgende drei Kon-essionen ab: Ersten» an die Erwachsenen: Die gute Marie kriegt einen Märchenprinzen zu heiraten. Unnötig. Zweiten» an die Weihnachtstradition: Zu den sechs gegebenen Bildern ein siebentes bei Knecht Ruprecht. Nicht nötig, aber sehr nett. Drittens an da» „kindliche Gemüt". Da» Mär chen schließt: „Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen/ „Zu grausam", sagen Sknte und Onkel. „Bei un» muß sie schnell Butze tun und das Pechkkeid wird ihr gleich wieder ausgezogen." Drei Stunden lang ein Aas und in drei Minuten ein Engel. Ich bin dagegen. H)ie Welt ist «richt so, und auch di« schlechte« Mariechens nicht. Bei mir dürfte die Pechmarie höchstens wie der geprellte Teufel an die Rampe treten und etwa sprechen: „Sei ein guter Bubi — oder eine gute Madi — und folge mir nicht nach!" Die tragische Erschütterung möchte ich — wenn auch in mildester Form — den Allerkleinstrn nicht unterschlagen. Und ich würde sie trotzdem heiter zu entlassen wissen mit dem dionysischen Schlußchor: „Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie." Es dürfte nur eben noch, sozusagen appollinisch, da- zwischen krähen: „Unsere goldene Jungfrau ist auch wieder hie." Soviel über Grimm und die Märchentanten. Nur daß die Tante auch Frau Hollen selbst vernied licht hatte, das alte Weib mit den schrecklich großen Zähnen hat sie zur „gnädigen Frau" (Lina Earstens) gemacht. Fräulein Thelemann ist der Gold- marie noch mehr als der Millerin entwachsen. Sehr lirblich, aber eine liebliche Gouvernante. Fräulein Gervan, die das Aas spielte, war trotz technischer Mängel viel lustiger. Die Extempores der ganz Kleinen, die bei Frau Hollen auf das Geborenwerden warten, waren das beste, dazu die Phantasiesprünge des Maler» Nitsch«. Schwere Reiterei auf galoppierenden Schaukel- pferden. Ein Wackelreigen der Schneemänner, die wie lauter steifgefrorene Raffte» aussahen. Höhe punkt: ein verfrorener Miniaturraffte, der sich vor den Souffleurkasten stellte und stumm glotzend im Publikum anscheinend nach Bekannten sucht«. N»n» Da» Mannheimer Natiouattyeatrr gesichert. Au» Mannheim wird der „Frankfurter Zeitung" ge meldet: Nachdem di« Stadtverwaltung erklärt hatte, daß das Nattonaltheater auf weitere Barzuschüsse nicht mehr zu rechnen habe, war ein Aufruf zur Dorauszeichnung von Abonnement» er. lassen worden. Da» Ergebnis ist bi» jetzt sehr günstig. Bon 2460 Plätzen, die abonniert werden mußten, find bi« jetzt 2200 Plätze fest vermietet. Eftrsteft» ft» Holland. Au» dem Haag wird un» gedrahtet: In einer Versammlung zahlreicher Ge- lichrter wurde Prof. Einstein soeben die gol- d«ne Medaille der „Genossenschaft zur F-rdei der Natur- >md Heilkunde" überreicht beizutragen haben. Nach den Ortsg«setzen sind zwar die Hauseigentümer und die Hauptmieter der Steuer behörde gegenüber di« Zahlungspflichtigen, da» schließt aber die Beitrvgspflicht der Untermieter nicht aus. Durch alle drei Abgaben erhöhen sich die Auf wendungen der Hauptmieter für ihre Wohnungen, und sie sind deshalb auch berechtigt, einen Verhältnis- mäßigen Beitrag von ihren Untermietern zu fordern. Fällige Rhein Nirhr-Adgabe Amtlich wird nochmal» darauf hingewiesen, daß am Dienstag, den 18. Dezember 1V2S, die dritte Rate der Rhein-Ruhr-Abgabe fällig ist, deren Höhe bereits bekannt gegeben wurde. Für die Zahlung ist grundsätzlich maßgebend der Gold- umrechnungssatz de» Zahlungstages E» wird pünkt liche Zahlung dringend empfohlen; wer nicht pünkt- lich zahlt, setzt sich der Gefahr hoher Zuschläge aus. Die letzte Zahlung auf die Einkommen- und Körperschafts st euer 1823 ist noch nicht im Dezember, sondern er st im Januar zu entrichten. Der Termin für diese Zahlungen wird noch bekannt gegeben werden. Sitzung der Handelskammer. Am Mittwoch, den 19. Dezember, nachmittag 8 Uhr, wird im großen Sitzungssaale der Handelskammer, Neues Börsen gebäude, Aufgang Treppe vom Blücherplatz, eine öffentliche Sitzung abqehalten. Auf der Tages ordnung stehen u. a. folgende Punkte: Errichtung eines Schiedsgerichts für Aufwertungsforderungen; Fre gäbe des Devisenhandels; Umstellung der Eisen bahn Gnkertar'ke auf Goldmark. Umsat-fteuerzahlungrn sind nicht mehr an da- Stadt steueramt, sondern nur noch an da» Umsatz steueramt Leipzig zu richten, da- Mr den bar- geldlosen ZadlungSvertchr folgende Konten unterbLlt: Postsckn-clkon'o Nr 55 65i beim Postscheckamt Leipzig. Girokonto Nr. 890 bei der Girokasse Leipzig. Scheck- konto Nr. 62»12 bei der Allaemeinen Deutschen Kredit- Anstalt Leipzig, Scveckkonto Nr. 21» bet der Stadtbank Leipzig und Konto bei der ReichSbankhauptstelle Leipzig. Wer aus ander » en zahl oder überweist, Hai wegen nicht recht,eltigen Eingangs di« Abforderung von Zinsen und Zuschliiaen ,u gewärtigen. Personalabbau, Beamtengehälter Der Bezirk Leipzig des Reichsverbandes deutscher Poft- und Telegraph e »-Be amten hielt am Sonntag nachmittag eine große Mitgliederversammlung im Auquste-Schmidt-Hau» ab. Das Thema behandelte die aktuellen Fragen des Deamtenabbaucs, unzulänglicher Goldgehälter und verlängerter Arbeitszeit. Die Bezirke Halle, Dres den, Chemnitz und Erfurt hatten Vertreter entsendet. Reichstagsabgeordneter Koch (Essen) war als Referent gewonnen worden. Er stellte die zu behandelnden Fragen in das qroße Ganze von Politik und Wirtschaft und zeigte, daß sie nicht los gelöst aus dem Gesamtkomplex des sozialen Lebens betrachtet werden könnten. Er übte Kritik an der Regierung, vor allem aber auch an Industrie und Landwirtschaft, die die Lrfüllungspolittk sabotiert und nicht im Rahmen des Möglichen die Opfer ge bracht haben, die nötig gewesen wären, um Deutsch- land vor einer Katastrophe zu bewahren. An einigen Beispielen illustrierte er seine Feststellungen. — Run versucht man, an den Beamten möglichst zu sparen. Der Redner gab zu, daß ein Volk nicht mehr ver- brauchen kann, als es erarbeitet. So wird man durch die Not gezwungen sein, manches aufgcben zu müssen, worauf man später wieder zurückkommen wird. Es muß da auf Bergarbeiter oder Metallindustrie hin gewiesen werden, die sich aus eben diesen Gründen ebenfalls zu einer Mehrarbeit entschlossen haben. Die 54stündige Arbeitswoche wird auch in den Staatsbetrieben Minimum werden. Heute sind bei der Reichsyostverwaltung 100 000 Menschen mehr als im Frieden trotz des Detriebsrückganges tätig. 1013 beschäftigte die Post 266 400 Kräfte, am 1. April 1923 aber 375 000. Die Erhöhung der Arbeitszeit macht nun zweifellos eine bedeutende Menge Be- amten überflüssig Uebrigens befassen nicht nur wir uns, sondern auch Holland. Lettland und andere Staaten sich mit dem Abbau. Aber selbst wenn jetzt 7000 Telegraphen- urbeitcr gekündigt bekommen, so sind immer noch 10000 mehr da als vor dem Kriege. Mit der Tat sache des Abbaues muß man sich auf jeden Fall ab- geftSer 6er neue 6er ^lonstssäirfti tlekt 7 ist ersctüe»«» d/gpl «inen kaosetn«/«», KAc/k/odsu /nda/k.- uater aackerem Oie 8pinne im dletr von Peter Klo? / Oretzlisnx 6er dlsctu von P-W Kosenboxn, Svirchen rvei Toten von ^rtur ftrmcirberger. Das »sie blau» von Oiseio von fierzer, T«ajn von 86itk kielen Oitsno / Oercdicbte ein« Lan« von ^rpaci fiererlic / Das anäcre I„»-er von 8^1» 8s!är, kUc 17V Lickern 8ie »ich cturch rechtreili-e Lertelluag ihren 8«6a»f dlschsieferunjken von lieft r—5 ru Vorrugrproiroa finden. Heute gilt es nur, einen sozial möglichst gangbaren und gerechten Weg zu finden. Er setzte daraus die größtenteils schon bekannten Maßnahmen auseinander- Versetzung in den Ruhestand aller Be amten von über 65 Jahren. Beamte können vom 58. Jahre an freiwillig in den Ruhestand treten. Verheiratete Beamtinnen können gekündigt wecden. Gegenwärtig haben wir 81 000 Postbeamttnnen. Der Referent gab einige interessante Tatsachen über deren Arbeitsfähigkeit. Prozentual entfallen auf die ver heirateten Beamtinnen jährlich 66, aus die un verheirateten 35 Krankheitstage. Bei den männ lichen Beamten dagegen sind es nur 18. Solche Zahlen stellen natürlich die Existenzberechtigung we b- kicher Kräfte in dieser Laufbahn sehr in Frage. Die Post darf nicht zum Versorgungsinstitut werden. — Zur Gehaltsfrage betonte er, daß das Vor- kriegseintommen gering war und nicht die Löhne des Inknistriearbeiters erreicht hat. Nach den jetzigen Plänen nun gar kommen wir wieder zu den Gehäl tern von vor 35 Jahren. Und dies bei der ungeheu ren Verteuerung der Lebenshaltung. Es ist ver- stündlich, wenn ^bei so kärglicher Entschädigung aus die große Gefahr hingewiesen wird, daß unsere bis her so zuverlässigen Beamten schließlich in Notlagen einmal vom rechtlichen Wege abweichen. Ferner hob er das groß« Spannungsverhältnis zwischen den Ge hältern der einzelnen Besoldungsgruppen hervor. — p S " Die Gemeinde wählen. Wie verlautet, Hal sich die sächsische Regierung mit der Frage einer etwaigen Verschiebung der Genrerndewahlen infolge des be kannten Verbotes des Generals Müller über die Aufstellung von Kandidatenlisten der verbotenen Parteien und Verbände befaßt, aber beschlossen, von einer solchen Verschiebung abzusehen. " Gültigkeit der Sonutagsfahrkarten zu Weih nachten und Neujahr. Anläßlich des bevorstehenden Weihnachts- und Neujahrsfestes gelten die vom Sonnabend, den 22. d. M., mittags ab gelösten Sonntagsrückfahrkarten bis zum Mittwoch, den 26. d. M., und die vom Sonnabend, den 29 d. M., mittags ab gelösten bis zum 1. Januar 1924. Musikalisches Versteckspiel Das kunstinteressierte Leipziger Publikum wird vermutlich in den nächsten Tagen vor die Tatsache der Gründung einer Ortsgruppe der „Inter- nationalen Gesellschaft für neue Musik" unter dem Vorsitz Furtwänglers gestellt werden. Diese Vereinigung ist bekanntlich eine verzweigte Organi sation, die systematisch die Propagierung jüngsten Musikschaffens betreibt imd den Gedanken eines internattonalen Zusammenschlusses zum Zwecke ge meinsamer Förderung neuer Kunst und neuer künstle- rischer Ideen in alljährlichen Kammermusikfesten auch nach außen kundgibt. Der Gesellschaft liegt unseres Wissens jeder private und esoterische Zweck fern, sie betont — wenigstens nach außen — ihren Gemein schaftscharakter und wendet sich dementsprechend auch wieder an eine Gemeinschaft, an ein ideales Publikum. Das Streben der Gesellschaft sollte also dahin gehen, ein wirkliches Publikum und eine Re sonanz aus den breiteren kunstempfangenden Schich ten zu finden — oder der ganzen Bewegung ist von vornherein die Stoßkraft gebrochen (was klug und kühl erwägende Kritiker bereits mehrfach behauptet haben). Gleichwohl wäre auch un» eine Ortsgruppe unter einem so prominenten Führer willkommen gewesen, wenn durch sie ein lebendiger Zusammenhang aller der- jenigen hergestellt worden wäre, denen am Schicksal junger Kunst und Künstler ernsthaft gelegen ist. Die Art aber, wie di« Gründung der Leipziger Filiale vor sich geht, läßt durchau« auf ein« Der- kennung der ideenhaften Ziele und — rund heraus gesagt — auf ein« seltsame Verquickung privater und öffentlicher Interessen schließen. Jedenfalls müssen wir es durchau« sonderbar finden, wenn ein Teil der Leipziger Presse in völliger Unkenntnis über den Stand der ganzen Angelegenheit gelassen wird — bi« allenfalls in dem offiziellen Kommunion^ eine» >ck kov zusammenaetrommelten, bunt au» L"!«n, Fachleuten und berühmten Namensträgern gemischten Zehn männerkollegium» di« vollendete Tatsache festgestellt wird. E» erbebt sich die Frage, ob dies« Art der Ein» führung eine» der Hebung de» Mufikinteresse» dienen den Verein« im Sinne der »um Vorsitz bestimmten PersSnltchlM ißtz 0». N slM. Juteruatlonalcr Philosophischer Kongreß ft« Neapel. Im Anschluß an die Jubiläumsfeier der vor 70 Jahren erfolgten Gründung der Universität Neapel, der berühmten Wirkungsstätte des hl. Thomas und Giordano Brunos, deren große philosophische Tradition noch jetzt durch die bei allen Kulturnationen in höchstem Ansehen stehende Per- sönlichkeit Bencdetto Lroces aufrechtcrhalten wird, wird Ende Mai 1924 ein Internationaler Philosophischer Kongreß in Neapel statt finden. In den nach Deutschland gesandten Einla dungsschreiben wird in der herzlichsten Weise betont, daß Italien die Bewegung des deutschen Denkens immer mit Sympathie verfolgt habe und dies auch heute noch tue, und daß es mit daran arbeiten wolle, die Feindschaft zwischen den Nationen zu beseitigen. Besonders herzliche und dringliche Einladungen sind von Prof. Aliotta an di« Kant-Gesellschaft gerichtet worden. Die Kant-Gesellschaft wird eine Delegation nach Neapel senden, die aus den Pro- fessoren Hans D r i e sch - Sechzig und Artur Liebert - Berlin besteht. Theophil« Steiulen, der bekannte Zeichner und Maler, ist in Pari« gestorben. Steinlen ge hört« wie Eheret, Lautrer u. a. zu dem Kreise der Maler vom Montmartre; sein Name war vor ollem in den 80er Jahren durch seine Plakate für Pvette Gullbert sowie durch feine Katzen berühmt ge- worden. Die kritischen Gesamtausgabe« der musikalischen Klassiker, in deren Bcständen seit dem Ausbruch des Weltkriege» erheblich« Lücken entstanden waren, sollen jetzt wieder frisch ergänzt werden. Der Neudruck einer stattlichen Reihe von Bände» erfordert natur- gemäß eine großzügige Finanzierung. Der Verlag Brettkopf L Härtel in Leipzig hat jetzt in allen Landern eine Subskription eröffnet und übermittelt Interessenten Icichnungsscheine und nähere Auskunft. Ei« Prophezei»« Melauchthon». Philipp Melanchthon war ein Freund der Ehiromantte der Wahrlagekunst aus den Händen. Als er einst be- einem Bürger in Wittenberg zu Besuch war, betrach tet« er mit Freuden die Hände eine» der Kinder seine» Mrte» und sagt«: „Dies Püblein wird einst ein großer Gott»»Gelahrter werden." „Domine Philippe," entgegnete der Vater, .»en»'« »nr Hfti Dirnloin Mr«/
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