Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-16
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wegen ehrenrühriger Handlungen au« der Armee entlassen sind, vieie au» der alten österreichisch- ungarischen Arme« — noch in der alten Uniform, mit der schwarzen hohen Mühe. In allen LafL», in der Bahn, in Kinos und Theatern hört man ungarisch. Zn Trier soll ein katholischer Geist licher au« Oberösterreich, der wegen «ine« Sittlich- kcitsdelikts Amt und Brot verloren hat, eine Rolle als politischer Agitator spielen. Rusten und Polen, die au« Berlin kommen und angeblich auf der Durch reis« nach Pari« sind, halten sich ein« Weil« unter den Separatisten auf. Aber zum eigentlichen Kämpfen, Schießen und Exerzieren kommen nur dir Aermsten, di« Arbeitslosen des Lande«. Und auch sie nur dort, wo die Lebensgefahr gering ist. Der Unterstützung durch französische Truppen sind sie duvchau» nicht immer gewiß. Es gibt im Rheinland kein« einheitliche französisch« Sepa ratisten-Politik. Zeder französisch« Komman dant macht seine eigene, und je nachdem, ob ihm die Separatisten seiner Stadt sympathisch sind oder nicht, unterstützt er sie oder läßt sie ohne Hilfe. Oer Anschlag auf die deutsche Pfalz München, 15. Dezember. Wie das Pfalz kommissariat mitteilt, haben die Separa tisten in der Pfalz eine Bekanntmachung erlassen, in der alle Kraftwagenbesitzer aufaesordert werden, ihr« Kraftwagen der autonomen pfälzischen Regierung vorzuführen', zugleich muß eine besondere Gebühr an die Separatisten entrichtet werden. Die Separatisten befehlen in dieser Bekanntmachung, daß an Stelle der bisherigen Bezeicy- nung H 0 an sämtlichen Kraftfahrzeugen die Bc- Zeichnung ? („Palatinat Autonome") angebracht werden müsse. Ludwigshafen, 15. Dezember. Die bürger lichen Parteien der Pfalz lehnen in einer Kundgebung die der Pfalz unter Mißachtung der staatsbürgerlichen Rechte und unter Unter drückung der öffentlichen Meinung aufgezwungene Gewaltherrschaft der Separatisten unter stärkstem Protest ab und erklären, daß eine staat liche Umbildung entgegen den Bestimmungen der R c i ch s v e r fa ss u n g für sie nicht in Frage komme. Die Kundgebung ist unterzeichnet von der Bayrischen Dolkspartei, der Deutsch- Demokratischen Partei und der Deut schen Bolkspartei. Ein Lump größten Kalibers Frankfurt a. M., 15. Dezember. ((Eig. Tel.) Der Bankdirektor Dicken aus Lörrach, der im Zusammenhang mit der Perhaftung des Militär attaches der französischen Botschaft in Bern in Frank furt a. M. verhaftet worden «ar und sich jetzt in Stuttgart in Hast befindet, hat seine hochverräte rische Tätigkeit schon jahrelang betrieben. In den letzten Monaten wurde er besonders scharf über wacht. Bei der Verhaftung des Militärattache» fand man Korrespondenzen von Dicken vor, und io konnte auch Dicken überführt werden. Oer Eisenbahnverkehr in der englischen Zone Paris, 15. Dezember. Hava« berichtet au« Koblenz, gestern sei ein Uebereinkommen zwischen den französisch-belgischen und den bri- -tischen Delegierten über den Eisenbahnverkehr in der britischen besetzten Zone getroffen worden. Das Abkommen sei unter Vorbehalt abgeschlossen worden', es müsse erst noch die Zustimmung der Rheinlandkommission und der deut schen Behörden finden. Schließung des italienischen Parlaments Rom, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Der König unterzeichnete ein Dekret über die Schließung der Parlamentssession. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß dies das Vorspiel für die Auflösung der Kammer bedeutet, die durch die Schließung der Session bis zum Frühjahr ent sprechend einem Wunsche der Regierung hinaus geschoben werden soll. Inzwischen soll das Parla ment cks k»eto ausgeschlossen, die Abgeordneten ihrer Immunität entkleidet und alle vorliegenden Gesetz entwürfe annulliert werden. Die Auflösung der Kammer wird allseitig begrüßt. Man glaubt, Musso lini habe seinen Entschluß auch vielleicht au» inter nationalen Rücksichten gefaßt, damit er nach den Neuwahlen der Kammer in England und Frankreich mit größerer Autorität auftreten könne. Der Völkerbund «rat L»»dou, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Die .Times*' warnt in einem Leitartikel den Dölker- bundsrat, sich auf den Versuch einzulaflen, Ungarn nur eine beschränkte Befreiung von den Repa- rationslasten zu gewähren. Der finanziell« Reorga nisationsplan, den der Finanzausschuß de» Völker bundes ausgearbeitet hab«, könne nur dann erfotg- reich durchgeführt werden, wenn Ungarn während der Sanierungrperiod« von allen Lasten befreit werde. Oi< Asrßtrmrgen -er Verrtschsatiomilea Berlin, 15. Dezember. (Eia. Tel.) Der er weiterte Vorstand der Deutschnanonalen Dolkspartei hat gestern die Sitzung abgehalten, der man wegen der zu erwartenden Auseinandersetzungen über di« von der Reichstaasfraktion während der letzten Wochen betriebene Politik mit Spannung entgegenaeseyen hat. Ueber den Verlauf der Sitzung wird nicht» be- kanntgegeben. Die gefaßten Beschlüsse lassen aber deutlich di« Kompromiss« erkennen, zu denen es schließlich gekommen ist. Der recht matte Bericht gipfelt in den beiden Forderungen, da- die Lander und Gemeinden wieder eine eigen« Steuer hoheit bekommen, und da- so schnell wie möglich der Reich, tagaufgelä st werde. Di« Beschlüsse lassen deutlich den Einfluß de« bayrischen General staatskommissar« v. Kahr in Inhalt und Termtnoloaie erkennen. Al» Ziel der Deutschnationalen wird di« „christlich - nationale Erneuerung», gemeinschaft" für Deutschland hingestellt, zu welchem Zwecke ein« .nationale Regierung de« Ver trauen» und der Rettung*' unter Beseitigung einer sozialdemokratischen Vorherrschaft verlangt wird — eine Ausdrucksweise, die teilweise wörtlich von Herrn v. Kahr stammt. Besonder» bemerkenswert ist, daß die Partei mit de» Annah«u»g»versach«n an die deutschvLMschen AmWt^kr m»rLftg nicht» M tun haben will. Kohlenmagnaien«»- Reichsbahn D<tt Berliner Sklmres-Blakt al- Ankläqer der Rentenbank Bern«, 18. Dezember (Eig. Del.) Die Kvftlenlieferanten der Eisenbahn, die während der ersten Monate des Ruhrkam-fes der Eisenbahnverwaltmrg grofte Kredite gewährten, haben sich zu einem Ko » zern zusammengeschlosie«, um ihre ryorderunge» gegenüber dem zurzeit zahlungsunfähige« Reiche einzutrei- be«. Wie wir HSren, soll dies in der Weise geschehe«, dah ei« Deil dieser Forde rungen in der Form von Wechseln, welche da- 05lS«bigerromitee der Industriel len ans das Hentralamt der Reichseisenvahnverwaltung zieht, beglichen wird. Diese Wechsel wird die ReichSbank i« der üblichen Weise diskontieren. Da« Blatt de« Herrn Hugo Stinnes, oie „Deutsche Allgemeine Zeitung", wendet sich heute in einem Leitartikel gegen di« Renten bank, weil sic sich prinzipiell bereit erklärt habe, den Gläubigern der Reichsbahn einen Wcchselkred'.t im Betrage von 100 Millionen Doidmark und dar- über zu gewähren. Die gesamten Forderungen oer Kohlenlieferanten an die Reichseisenbahn betragen nach der „D. A. Z." zwischen 550 und 600 Mil - l-onen Goldmark. Wie wir aus dem Direkto rium der Rentenbank erfahren, sind mit der Rentrn- ban* keinerlei Verhandlungen über die Gewährung eines Kredites an die Gläubiger der Reichseisenbahn geführt worden. Die Rentenbank nehme keinen Einfluß darauf, aus welchen Beständen die Reichsbank ihre Wechseldiskontierung finanziere Damit wäre also nicht in Abrede gestellt, daß die Reichsbank den Wechselkredit an den Gläubig.r- konzern der Rcichseisenbahn aus den 1200 Millionen Nentcnmark gewährt, den ihr die Rentenbank nach dem Nentenbankgesetz für Wirtschaftskredit« zur Ver fügung stellt. Das aber macht das Stinnesorgan der Renten- bank zum Vorwurf, obwohl es zugebe» muß, daß oas Geschäft ein absolut einwandfreies, sichere» ist. Herr Stinnes, der sich anscheinend aus dem zuerst von ihm geführten Gläubigerkonzcrn ausgeschlossen hat. verfolgt mit diesem Angriff auf die Rentenbank nur den Zweck, seinen alten Plan, die Ue Ker le ttung der Reichseisenbahn in «in privates Erwerbsunternehmen, weiter zu betreiben Die Gefahr, daß bei diesem Angriff auch die Rentenmark und das Vertrauen in unser Geld erschüttert werden können, scheint ihn dabei kalt zu lassen, obwohl man sonst in allen Wirtschaftskrei- >cn selbstverständlich bemüht sein muß, die Renten- mork vor jeglicher Anzweiflung zu behüten und zu beschützen. Denn auf dem Vertrauen in das neue Geld beruht die letzte Hoffnung auf eine Konsolidir- rung unserer Wirtschaftsverhältnisse. Die ,D. A. Z.' stellt also neuerding» dieForderung auf, daß das Reich alle Betriebsverwaltungen, zunächst die Eisen bahn und Post, loswerden müsse. An dem Privat unternehmen, in da« die Reichseisenbahn unwewan- delt werden soll, könne sich auch ausländisches Kapi tal beteiligen, aber nur, wenn die Führung unbe stritten deutsch sei. Rach Keltisch« Rücktritt Eine Kandidatur Liebmanns? Dresden, 15. Dezember. (Eig. Te l.) Wenn der Mantel fällt, muß der Herzog nach. Fettisch stürzte, weil er Liebmann nicht lassen konnte. Was nun? Die .Dresdner Volkszeitung" zählt di« bestehen den Möglichkeiten auf: Ein Zusammengehen mit den Kommunisten, eine Koalition mit den Demokraten oder Neuwahlen für die Zukunft. Die Demo kraten hätten schon mehrfach zart mit dem Zaunpfahl angedeutet, daß sic für die Unterstützung der sozial demokratischen Regierung entsvrechrnde Konzessionen forderten, und die wichtigste sei der Eintritt in d»e Regierung. Dabei bleibe aber di« Frage offen, wie sich ein solcher Eintritt ermöglichen ließe. Stiller Teilhaber dieser Koalition wäre immer die groß kapitalistische Volkspartei. Das sei für das sächsische Volk, das in zwei Fällen eine sozialdemokratisch« Mehrheit ins Parlament geschickt habe, nicht gut tragbar. Bei der Auseinandersetzung mit den Kommunisten ist die „Dresdner Volkszeitung" über den kommunistischen Mißtrauensantrag sehr verschnupft. Die Kommunisten hätten aus sen jüngsten Ereignissen nicht genügend gelernt, als daß ihnen ohne weiteres einleuchtcn könnte, ein auf dem Boden der Verfassung, des Rechts und der Demo kratie stehendes sächsisches Kabinett zu unterstützen. Es bliebe also einzig und allein der Ausweg der Neuwahlen. Die V. S. P. D. gehe einer Wahlentscheidung nicht aus dem Wege, wenn sie verlangt werde, da dank der Ver- gewaltigungen, die am sächsischen und thüringischen Volk« unter dem Ausnahmezustand begangen worden seien, ein Wahlkampf allerhand Erleichterungen bringen könnte. Wie wir kören, hat die sozialdemokratische Frak tion bereits für heute eine Tagung der sozialdemo kratischen Landesinstanzen einberufen. Wie mitqettilt wird, soll in sozialdemokratischen Kreisen die Mög- lichkeit erörtert werden, daß diese Landeeinstanzen von sich aus über die Stellungnahme der Sozial demokratischen Partei zur Regierungsbildung be schließen, da die Einberufung des Parteitages mcht al« möglich bezeichnet wird. Die Deutschnationalen sind anscheinend bereit, mit den anderen bürgerlichen Parteien, die bekanntlich von 90 Landtagssitzen zusammen 46 zählen, eine bürgerliche Minderheitsregierung bilden und der Mittelpartei den Ministerposten zu zubilligen. Wie ei,» solche Minderheitsregieruim gegen die Stimmen der Linken zustande kommen soll, bleibt freilich unbestimmt. Ein neue« kommunistisch-sozialdemokratisches Kabi nett hat einstweilen die meisten Aussichten. Man hört bereit» von einer neuen Kandidatur Lieb mann» al» Ministerpräsident. Druck erzeugte von jeher Gegendruck, und di« Mehrheit der VSVD. ist nur für ein erneute» Zusammengehen mit den Kommunisten, wi« das bereits der letzte Parteitag der Säckssischen VSPD. in Dree-den nur allzu deut- lich gezeigt hat. Die Bedingungen der Demokraten au» dem alten Kabinett Fellisch werden in großen Umrissen bekannt durch eine Unterredung, die unser Dresdner Vertreter mit dem demokratischen Abgeordneten Dr. Dehne gehabt hat. Danach war von den De- mokraten ein Verlassen de» bisherigen kla sse nk ä m p f e r i s ch e n Standpunkte» der sächsischen Regierung gefordert worden, ein« Um gestaltung der Regierung und ein bessere» Verhält- ni» zum Reich«. Innenminister Liebmann, der damal» schon »um Ministerpräsidenten vorgeschlagen war, aber nicht die Beistimmung der Demokraten finden konnte, hatte, wie auch der frühere Kultu»- minister Fleißner, di« Aeußerun« getan, daß er nicht imstande sei, feine Gesinnung umzuändern. Lieb mann war von vornherein die schärfste Belastung de» Kabinett» Fellisch. Liebmann dürfte wohl so klug sein, keine reinen Kommunisten in ein von ihm gebildetes Kabinett aufMnehmen, dafür aber radikalste DSPD-Männer, also Kommunisten im sozialdemokratischen Gewand«. Ob noch einmal von irgendeiner Seite «in Antrag, wie Landtagsauflösung. eingrbracht werden kann, ist sehr fraglich, nachdem die Demokraten einen solchen Antrag bereit» abgelebnt haben und die Komm »nisten, di« sich wieder sehr nah» ihren allen Vstnfchen glauben, mit Sicherheit nicht für Laich. Oie (Sozialdemokratie gegen das Verbot radikaler Wahlvorfchläge Berlin, 15. Dezember. Im Auftrage der sozial demokratischen Reichstagsfraktion hat der Abg. D, tt - mann an den Reichstagepräsidenten ein Schreiben mit dem Ersuchen um Einberufung des Rechtsaus schusses des Reichstags gerichtet. In dem Schreiben wird die Verfügung des Dresdner Militär befehlshabers, der die Aufstellung von Wahl vorschlägen der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei, der Deutschvölkischen Freiheitspartei, der Kom munistischen Partei, der Allgemeinen Arbeiterunion, der syndikalistischen Arbeiterföderatton und des Bundes internationaler Kriegsopfer für die sächsischen Eemeindewahlen untersagt, als Verletzung de« Art. 17 der Reichsverfassung und des 8 107 des Strafgesetzbuches bezeichnet, da di« Verfügung die dort garantierte Freiheit der Wahl bei Gemeindewahlen für bestimmte Teile der Wähler schaft aufhebe. Ls sei die Pflicht und das Recht des Reichstags, dagegen Stellung zu nehmen. Gemeinsames Borgehen -er bürgerlichen Parteien in Vres-en Dresden, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Zwischen den nichtsozialdemokratischen Parteien in Dresden schweben Verhandlungen, um für die Gemeinde wahlen in Dresden eine gemeinsame Liste aufznstellen. Die Aussichten für das Zustandekommen dieser gemeinsamen Liste dürften günstig sein. In der Dolkspartei und in der demokratischen Partei ist man grundsätzlich dazu bereit. Die Deutschnationalen haben bekanntlich schon vor einiger Zeit ihre grund sätzliche Zustimmung zu einem solchen Vorgehen erklärt. Auflösung des thüringischen Landtags Weimar, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Am Schluß einer mehr als sechsstündigen Sitzung wurde kurz nach Mitternacht der Antrag der bürgerlichen Parteien auf Auflösung des Landtags an genommen. Außer den bürgerlichen Parteien selbst stimmten diesmal auch die Kommunisten für den Antrag, nachdem sie sich in der vorher- gehenden Sitzung des Gesetzgebenden Ausschusses im gleichen Falle der Stimme enthalten hatten. Oer Terror -er völkischen Studenten München, 15. Dezember. (Eia. Tel.) Die für heute angesetzte Rektoratsantrittsscier in der Uni versität ist abgesagt worden. Veranlassung dazu bot die Befürchtung, daß ein, wenn auch geringer, Teil der Stud erenden die Feier durch Demonstra tionen stören und dem einen oder anderen der an gekündigten Festgäste einen unliebsamen Empfang be- reiten würde. Herr von Kahr hatte bereit» vor her sein Erscheinen nicht in Aussicht stellen können. Da die Dogen der Erregung an der Universität immer noch sehr hoch gehen und die Zeit des Hitler- Prozesses voraussichtlich noch Veranlassung zu De monstrationen unreifer Jungen g^>en könnte, hielt das Rektorat es für angezeigt, im Augenblick allen Versuchen, di« Ruhe zu stören, die Spitze abzubrechrn. Ersah für die Rentenmark Esse», 15. Dezember. (Eig. Tel.) In der gestrigen Stadtverordnetenversammlung in Essen wurde bezüglich de» neuen, wertbeständigen Geldes für da» gesamte be etzte Ge biet mitgeteilt, daß es steh um einen Ersatz für die Rentenmark handele, die ja im besetzten Gebiet nicht einaeführt werden könne, weil die Be- satzungsbebörd« hier «ine Deckung durch Loldhypo- theken aus Landwirtschaft, Industrie usw. nicht zu lasse. Infolgedessen würden mit Rücksicht auf die Aus- gäbe de» Notgelde« statt der ursprünglich vor- geschlagenen 3,2 Milliarden Rentenmark nur 2/4 Milliarden ausgegeben. Di« mit »ur Deckung vorgesehenen Golbschatzanweisungen ve» Deutschen Reiches würden in der Weise zur Ver fügung gestellt werden, da- da» Reich die Summen für die Beamtevgehältrr im besetzten Gebiet in kur» aetigM Miuveisungen überweis«. Zeitschriften-Rundschau Don « Kutuettduott Die letzte Reichskrise steht noch im Vorder gründe des Interesses der pol.ttschea Zeitschriften dieser Woche. Bei der Erforschung der Gründe dieser Krise kommt die demokratische Reichstags abgeordnete Gertrud Bäumer in einem Auf satz: „Die Krise der Krise" in der „Hilfe" zu folgendem Ergebnis: „Die entschlossene wirtschaftliche Macht des großen Sachbesitze« und seine Trabanten reißt urter der Parole de» Kampfes gegen den „Marxismus" immer wieder die bürgerliche Front nach rechts und zur Reaktion hinüber, und jede Formation, die für den republikanischen Volksstaat Bürgertum und Arbeiter schaft sammeln will, wird sofort den Ailgriffen dieser Macht ausgesetzt sein. Die bisherige Parteibildung bietet schlechthin keine Möglichkeit zu derjenigen Sammlung republikanischer Kräfte, die sie zum Widerstand gegen die Naktion stark genug macht, n cht nur zahlenmäßig, sondern auch geistig durch die Klarheit und Geschlossenheit ihres Wollens. Aus diesem Zustand gehen die dauernden Krisen hervor, die erst aufhören werden, wenn im Bürgertum ent weder die Reakt on endgültig gesiegt hat oder aus der Demokratie aller Lager eine neue Willens gemeinschaft hervorgegangen ist." In einem „Die Krise" überschriebenen Artikel d'r „Wcltbühne" glaubt Klaus Römer die Ursache der letzten Krise einfach in dem gesünderen „Blutumlaus" der Republik gegenüber dem der Monarchie feststellcn zu können. Er schreibt: „... wenn unser politisches Leben jetzt solche Fieberschauer durchmachen muß, so kommt's daher, daß ihm unter der Monarchie die frische Dlutzufuhr gefehlt hat. In einer Republik wird schneller ge wertet und daher einer nach dem anderen beise te- geschoben, lieblos, aber mit dem unbeirrbaren Wunsche nach dem besseren Manne. So etwas konnte die Monarchie nicht, weil der Blutumlaus des Einzel herrschers um keinen Preis schneller vonstatten gehen durfte, als dem Allerhöchsten Stoffwechsel vonnöten war, ob auch die Völker darunter an Verstopfung litten. Hingegen die Republik sondert aus..." Bei den Versuchen zur Lösung hat bekanntlich auch di« Haltung der Bayrischen Dolkspartei eine n'cht unerhebliche Rolle gespielt. Eines ihrer Organe, die in München erscheinende „Allgem. Rund schau", fällt unter der Ueberschrift „Das Reichs- kabinett Marx und seine Aufgaben" das folgende Urteil über den Reichekanzler: „Persönlich unantastbar und uneigennützig, ver dient der vierte kathol sche Reichskanzler seit 1918 jedes menschliche Vertrauen. Und sollte es ihm und seinen Mitarbeitern wieder nicht gelingen, unser Volk aus dem Elend emporzureißen, so verschone man mit den Vorwürfen die leitenden Männer. Man rechne es lieber dem System an, das den Führern eigenes freies Handeln so schwer macht, man rechne es dem Volke an, das sich nicht einigt, unterordnet und führen läßt." * Vielfach sind di« Krise und die Schwierigkeiten ihrer Lösung auf gewisse Fehlerquellen im deutschen Parlamentarismus zurückgeführt worden. So meint in der „Deutschen Einheit" P. Gabe (Schkeud tz) das Derhältniswahlverfohren als eine Ursache unserer innerpolitischen Verwicklungen zu erkennen. Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß die nunmehr fünfjährig« Wirksamkeit der Verhältnis wahl ihre Unbrauchbarkeit für die deutschen Verhält nisse bewiesen habe. Einmal sei der „Autoritäts- glaube", d. h. der Glaube des Wählers an di? Un fehlbarkeit der Parteien bei der Aufstellung der Wahllisten, auf dem die innerliche Berechtigung der Verhältniswahl beruht, stark erschüttert. Ein zweiter Fehler sei die übermäßige Größe der Wahl» kreise, die von den Listenkandidatcn nicht genügend bearbeitet werden könnten. Das System der Ersatz männer habe sich gleichfalls wiederholt zum Schaden der Allgemeinheit ausgewirkt, indem der Ersatzmann meist nicht die Eigenschaften mitbringe, die für d-e auszufüllende Lücke notwendig seien. Da« Havvt- übel des Verhältniswahlsystems aber sei, daß es in der Praxis die Parteizersplitterung, zu der der Deutsche leider neigt, eher fördere als hindere. Der Verfasser kommt zu folgender Forde rung: „Zur Festigung der deutschen Einheit könnte es beitragen, wenn man ein Wahlrecht bekäme, das der verderblichen Zersplitterung ein Ende macht und Dauerparteien mit politischer Tra dition schafft. Wenige große, regierungsfähige Parteien, zusammengehalten durch ein straffes W, hl» recht — das ist ein besseres Ideal al« das jetzige, d--s ein mathematisch genaues Abbild fordert, zugleich aber indirekt die Zersplitterung fördert." Meine politische Nachrichten Nach dem diplomatischen Berichterstatter der „Agenee Havas" liegt den Rechtssachverständigen der französischen Regierung zurzeit eia Kompromißplan für eine schiedsgerichtliche Entscheidung in der Freizonenfrage vor, der demnächst der Schweiz unterbreitet werden soll. * Nach Meldungen aus Lissabon ist die neue Kabinettskrise darauf zurückzuführeer, baß in der Kammerdebatte über den Putschversuch vom 10. Dezember der Dertrauensantrag der Nationalisten abgelehnt wurde. Da« Kabinett trat darauf zurück. Texeira Gomez hat die Neubildung der Regierung übernommen. Die neuesten au» Konstantinopel eingetroffenen Meldungen besagen, daß Ismet Pascha entschlossen sei, alle Personen, die innerhalb der Türkei für eine Wiederherstellung der politischen Mackt de« Kalifen seien, diwch da« neu- aeschasfene Sondergericht zum Schutze de» türkischen Staate» aburteilen zu lassen. Er habe den Flügeladjutanten de» Kalifen und einen ehemaligen Abgeordneten der Rational versammlung, die in diese» politische Treiben ver wickelt gewesen seien, bereits verhaften lassen. * An Stelle de» verstorbenen französischen Vor sitzenden des Zentralausschuss«» für di« Rhein schi ffa h rt, Lhargeraud, wurde der Letter der VSlk«rbund»abt«iluna i« französisch« Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Gout. zum Vorsitzenden des Ausschusse» ernannt. Dieser eröffnete gestern in Straßburg seine neue Tagung. >
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)