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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-16
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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20 Ooläpfg. -- 200 WHiLktkn ßil. fsrn-/^uss»d« 011» a Durch die Po» in Deutschland sSr Monat ^kz»»gSHrrk»S« Januar üGoldm.: Ausland 9 Goldm rin- scvlletzltch Porto. Erscheint täglich morgens, auber Montags. LSH. Gewalt schließtSrsilll. aus. ScliriI«leii.,(ÄeichSOSst. Druckerei: Leipzig. JohanniSaafse 8 lffernspr.OrlSgespr. Sammel-Nr.: 70811. Zcrngcspr. 17089-17092): ebenda u. in allen KtOalen Anzeigen» nnd Avonnemenl-Annahme! auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. HandÄs-Ieituns . Mr die ««ka«t» (Stadt- u. Post«) «»Na«*: «NAklgrATPt-Akw. Die 12gcspaitene 2S mm breite mu, »Le,le lweiuudzwanzt- «oldviennige. r;amilienanzeigen von Privaten nu»A«ile lechs Goldpsennige. Gcicgenhcitsaiizeigen Stellengesuche. Neklamezeilen usw . nach Tarii. PreiSnachlatz bei Abschlutz. Piav und Datenvorschrislen unverbindlich. Kür das Ausland entsprechender Ausschlag. Erfüllungsort Leipzig Postschecl-tionto Leipzig 3001. La» «etr»ziaer r«aa»»arr «at»1Ur dt« a»<ttche» «»raaattaachaaaa« » » VaUa«ir»r»srdU»»» «»tast» Nr. 297 Verantwortlich sür den Text: Chefredakteur L. «oldttaia. Leipzig. Verantwortlich Mr Inserate: Oswald Müller. Leipzig-Naunhof. Eigentum. Druck und Verlag: Leipziger BcrlagSdruckerei G. m. b.H. Sooatng, äen 16. ve-ernder 1922 Berliner Gchriftleitung: Aochstrasze 21 lAerniprecher I'^iXI 3663» Dresdner Dchristleitung: Gabrlsveraerstr. 24 (Fcrnsvrccher 34793t Hallesche Schriftlrilung: Leipziger Strane 21 (Fernsprecher 8588) 117. /sdry. Oie Einleitung deutsch-französischer Verhandlungen Botschaftsrat v. Hoesch bei poincarö 15. Dezember. v—I. Der Faden Äer Verhandlungen zwi schen Deutschland und den kontinentalen West staaten, der durch den Einbrruh ins Nichrgebiet zerrissen wurde, soll neu geknüpft werden. Die Berliner Regierungsstellen sind eifrig bemüht, eine Aussprache in Gang zu bringen, und Paris zeigt sich durchaus nicht abgeneigt, mit dem bel gischen Trabanten am Verhandlungstisch zu er scheinen. Natürlich kann man auch jetzt in den französischen Blättern wieder Anzweiflungen der deutschen Aufrichtigkeit lesen. Diese Ergüsse sind aber umso weniger tragisch zu nehmen, als andere Preßäußerungen verraten, daß man es in Paris sogar eilig hat, mit Deutschland zu einem Abschluß zu kommen. Die augenblickliche Konjunktur ist für Frankreich ja auch äußerst günstig, nicht nur deshalb, weil man auf deut scher Seite den passiven Widerstand in Allem und Jedem eingestellt hat, sondern auch wegen der außenpolitischen Bewegungsunfähigkeit, die sich für England aus der krisenhaften Gestal tung seiner inneren Verhältnisse ergibt. Po in. care war offensichtlich bestrebt, durch allerlei Zu geständnisse auf dem Gebiet seiner deutschen Poli tik die Wahlaussichten der Regierung Baldwin zu verbessern, um sich diese zwar nicht unbedingt bequeme, im Grund jedoch wegen ihrer Willens schwäche für Frankreich höchst erwünschte Part nerin zu erhalten. Die kleinen Geschenke haben ihren Zweck verfehlt: das Kabinett Baldwin lebt nur noch von der Gnade der überlegenen Oppo» st ion, und im Hintergründe werden die Umrisse einer neuen Londoner Negierung sichtbar, der man die Absicht zuschreibt, ihre Politik von den Gedanken des europäischen Wiederauf baues und des Gleichgewichts der Kräfte bestimmen zu lasten. Diäse Ideen sind Verneinungen der französischen Tendenzen; wer den sie verwirklicht, dann gleitet Frankreich von der Höhe seiner erneuten Hegemonialstellung herunter. Darum spannt man am Quai d'Orsay alle Sehnen an, um die deutsche Ernte so schnell wie möglich in die Scheunen einzufahren. Die Grenzen, die der Versailler Ver trag Sondervechandlungen Deutschlands mit einem Teile der alliierten und assoziierten Mächte zieht, dürften von den Franzosen schwerlich als drückende Fesseln empfunden wer den. Frankreich hat im Lauf seiner Geschichte sattsam bewiesen, daß sein Machtstreben vor pajsiernen Schranken nicht halt macht, und wenn es vor offener Gewalt wirklich einmal zurück schreckt, dann bahnt es sich mit rabulistischer Aus legung geschriebener Satzungen den Weg. Die Reunionskammern und die Devolutionskriege Ludwigs des Vierzehnten sind für das Frank reich des Advokaten Poincarö leuchtende Bei spiele nnd eben dieses Frankreich ist unser Gegcnkontrahent bei den kommenden Derhand- lungen. Wir werden gut tun, uns vor Illusionen zu hüten. Frankreich will den Versailler Der- trag, der mrbedingt abgebaut werden muß, wenn. das deutsche Volk wieder zu Kräften kommen soll, wirtschaftlich und politisch noch er- weitern. Was es am Rhein und an der Ruhr crpr.ßc hat, soll ihm als rechtmäßige Erwerbung zuerkannt und darüber hinaus sollen ihm noch we tere Machtpositionen eingeräumt werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Poincarö versuchen m'rd, uns mit Zuckerbrot durch das zweite Kau- dmische Joch hindurchzulocken — die Peitsche ist ja keineswegs das einzige Instrument der fran zösischen Diplomatie —, doch das sollte nieman- den über die wahren Ziele Frankreichs täuschen. Vickoant consnlesl Die deutsckfe Negierung und ihre Unterhändler können sich für die Der- lxmdlungen gar nicht stark genug mit Vorsicht, Klugheit und Zähigkeit wappnen. Die Aktivi tät, zu der sich das Kabinett Marx bekennt, muß mit psychologischem Verständnis gepaart sein, wenn sie dem Vaterland zum Heil gereichen soll. Ob es angebracht war, daß man während der diplomatischen Fühlungnahme mit Paris plötzlich einen finanziellen Notschrei aus stieß, ist zweifelhaft. Im allgemeinen deckt man seine Karten erst im letzten Moment auf — zu mal dann, wenn man nicht viel Trümpfe in der Hand hat. Jedenfalls ist Aktivität nicht gleich- bedeutend mit Uebereilung. Unter Umständen ist das Mak von Tätigkeit, das erforderlich ist, um eine diplomatische Aktion so lange hinzu- ziehen, bi» ein Erfolg herangereist ist, wesentlich größer als dasjenige, das zu einem dem äußeren Sch in nach entschlossenen Schritt gehört. Deutsch, land hat wahrhaftig keinen Anlaß, sich Hals über Kopf den französischen Plänen zu unterwerfen. Paris, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Die heutige Unterredung Des Deutschen Geschäftsträgers in Paris, v. Laesch, mit Poineare bauerte von VA—10 Uhr vor, mittags. Der französische Miuisterpräsi- vent hat bie Darlegungen des deutschen Geschäftsträgers, v. Hoesch, mit groh em Ante resse angehört. An Viesen Dar legungen kam der Wunsch ver deutschen Regierung zum Ausdruck, ohne Störung der bevorstehenden Aktion der Repara tionskommission zu einer deutsch- französischen Unterhaltung über die schwebenden Kragen zu gelangen. Poineare hat zu den Darlegungen des deutschen Geschäftsträgers eine Reihe von Bemerkungen gemacht. Er hat den Geschäftsträger dann ersucht, seine Dar legungen in schriftlicher Ausferti gung zu übereichen. Poineare hat ver sprochen, in kürzester Frist eine schriftliche Antwort zu erteilen. Der deutsche Geschäftsträger wird die von Poineare erbetene schriftliche Ausferti gung unverzüglich dem Quai d Orsah zu gehen lassen, so dah der Ministerpräsident das Dokument in den ersten Nachmittags stunden vorfindet. ES ist zu erwarten, dah PoinearS feine schriftliche Antwort «och heute abend der deutschen Botschaft Hüstelten lässt. Paris und Brüssel Paris, 16. Dezember. sEig. Tel.) Da» .Echo de Paris" veröffentlicht, folgende Notiz:- Seit gestern ist ein außerordentlich lebhafter Mei nungsaustausch zwischen Paris und Brüssel im Gange. Gestern hat sich der belgische Botschafter zum Quai d'Orsay begeben, während der französische Botschafter in Brüssel dem belgischen Mi- nister des Aeußeren einen Besuch abstattete. Die Regierungen von Paris und Brüssel beabsichtigen, gleichlautend auf den deutschen Vorschlag all- gemeiner direkter Verhandlungen zu antworten, der heute sorge legt werden soll. Schtverin-ustrielle Besprechungen Paris, 16. Dezember. (Gig. Tel.) Die „Zournöe Industrielle" bestätigt heute, daß Vorbe sprechungen zwischen den deutschen und den französischen Schwerindusttiellen im Gange sind. Es handle sich nicht nur um den Austausch von Erzen und Kohle, sondern auch um „die Ein führung französischer Interessen in gewissen Betrieben des Ruhrgebietes in der Form von Beteiligungen oder von Lieferungs kontrakten." Das Blatt bemerkt dazu, daß man in Paris strenges Stillfckweigcn über diese Be- Lloyv George für eine Labour- Regierung mit liberaler Unterstützung London, IS. Dezember. (Eig. Tel.) Zn den letzten Tagen haben bereits zahlreiche Besprechungen zwischen Liberalen und Mitgliedern der Ar beiterpartei stattgefunden, um sestzustellen, unter welchen Bedingungen eine Zusammen arbeit der beiden Parteien im neuen Parlament möglich sein würde. Diese bisher streng vertrau- lichen Besprechungen haben einen gewissen Ab schluß erfahren, denn Asquith hat die Mit glieder der liberalen Unterhaus-Fraktton am Diens- tag nachmittag zu einer Sitzung einberufen, in der er selbst, Lloyd George und Sir John Simon programmatische Erklärungen abgeben werden. Aus einem Artikel Lloyd Georges im „Daily Lhronicle" geht hervor, daß die Liberale Partei erwartet, daß Ramsay Macdonald ein sür beide Parteien annehmbares Mißtrauensvotum einbringen werd«. Die Frage, was geschehen müsse angesichts der Tatsache, daß kein« Partei im neuen Unterhaus für sich allein über ein« Mehrheit verfüge, beantwortet Lloyd George folgendermaßen: „Die Wähler Haden durch die Wahlen des Jahres 1V22 den Gedanken einer Koalition zwischen zwei Parteien abgelehnt. Das Experiment einer Koalition kann weder nach rechts, noch nach link» erneuert werden.* Nachdem Lloyd George dann die Art, wie die Konser vativen die Koalition mit den beiden Flügeln zer brochen hatten, auseinandergesetzt und betont hat. dgß ihr Vorgehen ein« neue Annäherung zwischen mmservattoen und Liberalen au »schließe, fährt er au», baß die Arbeiterpartei zweifellos recht bedenklich« und, gefährliche Punkte in ihr Programm ausgenommen hab«. Es fragt sich aber trotzdem, ob die Tatsache, daß die Arbeiterpartei mtt der Unterstützung der Liberalen rechnen konnte.' wcht bereit» aewreispe, mn Unheil pi «rhttten. O» sprechungen beobachte, daß man aber in Deutschlanv anscheinend weniger diskret sei, und veröffentlicht entsprechende Auszüge aus der „Deutschen Berg- werksgeitung" vom 11. Dezember. Oie bevorstehenden Untersuchungen -er Reparation slommissi.n Paris, 15. Dezember. Nach einer Meldung des „New Pork Herald", der seine Angaben auf angeblich zuverlässige Informationen zurücksührt, sollen von der Reparationslo in Mission offiziell und inoffiziell als amerikanische Sachver ständige nur der bereits erwähnte General Dawes und der New Parker Rechtsanwalt und Finanzmann Owen Poung genannt werden, der mit mehreren Verbänden der Elektrizitäts- und anderer Industrien in Verbindung steht. Dawes habe bereits die Zu stimmung der Bundesregierung erhalten, aber die Kandidatur Poung scheine von anderer Seite auf gestellt zu sein. Die Teilnahme der ebenfalls ge- nannten Finanzleute Schiff und Morgan werde von der Mehrheit der Reparationskommission als inopportun betrachtet, da ihr jede Beteili gung von Persönlichkeiten unerwünscht erscheine, die direkt am internationalen Bankwesen interessiert seien: diese letzteren Persönlichkeiten würden erst dann zur Geltung kommen, wenn die Sachverstän digen der Reparationskommission ihr Gutachten er- stattet hätten, in dem voraussichtlich inter nationale Anleihen empfohlen werden. Man hoffe, daß die erste Sitzung der Sachverständigen in Paris in der zweiten Januarwoche statt finden werde. Voraussichtlich werde die Prüfung des deutschen Haushaltes auch zu Vorschlägen füh ren. daddle militärische Besetzung ein geschränkt werden sollte. Desgleichen erwarte man, baß die Sachverständigen einen Höchst- betrag angebeu würden, über den hinaus Deutschland in bar und in Waren eine lange Reihe von Jahren hindurch nicht werde zahlen können. Eine der Rsparationskommission angehörendc Per sönlichkeit habe diese letzte Notwendigkeit für selbstverständlich erklärt. Rom, 16. Dezember. Die Blätter melden die Er nennung von drei italienischen Sachver ständigen für die beiden Unterausschüsse der Re parationskommission. Die Erwählten sind: Alberto Pirelli, der Sohn des bekannten Mailänder Gummifabrikanten, Professor Flora, Dozent an der Universität Bologna, und Mario Albert, Di- rektor des Credito Italiano. Oie Möglichkeit amerikanischer Kredite London, 15. Dezember. (Eig. Tel.) Nach dem „Exchange Telegraph" wird in Washington erklärt, daß es möglich sein würde, eine Anleihe von 70 Millionen Dollar für Deutschland in Amerika unterzubringen, wenn die Anleihe privat aufgelegt wird. Eine staatliche Anleihe von 20 Millionen Dollar zum Ankauf von Lebensmitteln durch Deutschland könne dagegen nur planiert wer den, wenn die Neparationskommisston und die Alli ierten ihr Einverständnis erklären wü den. sei ein breites Feld vorhanden für ein« gemeins.me Arbeit beider Parteien auf dem Gebiete der Ar- beltslosigkeit, des Unterrichts, des Wohnungsbaues, des Gesund heits- wesens, der Landwirtschaft und der auswärtigen Politik. Die Vermögenssteuer und die Sozialisierungsmaßnahmcn müssen aoer zu gunsten von Maßnahmen zurückgestellt werden, die auf eine liberale Unterstützung rechnen könnten. Die Frage, ob unter diesen Bedingungen eine Arbester- reqierung möglich sei, beantwortet Lloyd George mit folgenden Sätzen: „Wenn der Geist der Ver fassung nicht verletzt werden soll, so scheint mir ein« Arbeiterregierung jetzt unvermeidlich zu fein. Jeder Versuch, di« Verfassung zuungunsten einer Partei auszulegen, würde das Vertrauen zur Handhabung der englischen Verfassung untergraben. Die Arbeiterpartei hat ein Recht darauf, stia/ von der Verfassung zu verlangen der sie gehörten soll. Jeder Versuch, die Arbeiterpartei um die Ge legenheit zu betrügen, zur Macht zu gelangen, würde ein«n Sturm de» Unwillen» Hervorrufen, der die Urheber solcher Versuche in Erstaunen s tzen würde. Man würde obendrein einer Verfassung einen nicht wieder gut zu machenden Schaden bereiten, die für ihr erfolgreiches Wirken auf da» Vertrauen aller Bevölkerunqsschichten zu strenger und nn- heilsamer Unparteilichkeit angewiesen ist." Dieser Artikel wttd in politischen Kreisen al» ein vorläufiger Verzicht Lloyd George« auf die Bildung eines liberalen Kabinetts oder einer Koalitions- regierung aufgefaßt. - Der Nordamerika nisch« Staatssekretär sür Arbeitsfragen schlug in einer Konferenz über die Einwanderung eine weiter« Deschräu- kung der Einwanderung vor. Er erklärte, der Mangel an Arbeitskräften, der vor einigen Monaten geherrscht habe, habe sich jetzt in Arbeit«losig- kett verwandelt, die möglicherweise drohenden Um- fang annehmen ktznne. Bei der Armee -er Separatisten Von unserem Sonderberichterstatter, li. Köln, Mitte Dezember. Die Bezeichnung: Armee betrachte mgn als den Ausdruck der Verlegenheit, um einen zusammen fassenden Namen für viele große und kleine Erupp.n junger Menschen zwischen 17 und 25 Jahren. Es gibt auch ältere Separatisten. Sic aber verteidigen ihre Ueberzeugunq nicht mit der Waffe in der Hand. Wenn sie nicht irgendwie Bürostcllung haben, ziehen sie sevor, dieEntwicklung zu Hause abzuwarten, höch stens Bersammlunge zu besuchen. Altive Separa tisten sind nur jene jungen Menschen, die von der Jlot oder ihrem Söldnertrieb zum Kampf komman diert werden. Sie fallen, ohne eine überzeugte An hänglichkeit, dem oder jenem Führer anheim. Und da es drei Hauptführer gibt, rann man eigentlich von drei Sonderbündlerarmeen sprechen. Diese drei bewaffneten Gruppen erinnern, wie das Rheinland überhaupt, an die Zeiten nnd Land.stnechte des Dreißigjährigen Krieges. - Die separatistischen Soldaten tragen eine groteske Zivilkleidung, an der buchstäblich nicht zwei Stinke von der gleichen Farbe sind.: K'arricitr Mützen, tief im Nacken oder schief auf dem Ohe, mit der rheinländischen Trikolore grünweißrot: ferner Waffen verschiedener Art: gewöhnliche Ho'zstäcre, kurze Halz- knüppel, Gummiknüppel, lederne Totschläger, eise ne Spiralen, Trommelrevolver ältesten Kalibers und moderne Handgranaten, Dolche und blanke Küchen messer, Jagdflinten und Militärgewehre. Ich kam zu den Separatisten nach Bad Ems. das eines ihrer politischen und militärischen Haupt quartiere bildet. Sie kehrten von ciner militärischen Uebunq zurück. Sie sollcn nach ihren eigenen Er zählungen fleißig exerzieren. Sie wohnen in Lfsent- licl-en Schulen und Privatquartieren, sammeln sich auf dem Hauptplatz, verpflegen sich selbst durch Re- quisitionen nnd beziehen eine Tageslönung von 2 bis 6 Goldmark. Ich sprach mit einem Unterführer, der eine seidene Binde am Arm trug. Ex behauptete, Feldwebel in der preußischen Armee gewesen zu se-n, — später Deserteur. Er war mit seinen 27 Jahren, wie er selbst zugab, der älteste seiner Gruppe. Er will von Beruf Kunstpfeifer gewesen sein und Mit- lied der Internationalen Artistenloge. Zu den Seva- ratiften sei er gegangen, weil er im Augenblick kein Engagement finden könne. In zwei Monaten will er nach Paris gehen. Er. will Empfehlungen mit nehmen. Ich frage: Können Sie französisch? — Nein! — Sie sind nicht Rheinländer? — Nein! Königsberger! — Sind viele aus Ihrer Hei- mat hier? — Ich bin der einzige. — Die andern sind Rheinländer? — Zumeist. Aber mich Ober schlesier, Berliner. Boyern. Di« Separatistentruppen sind ebenso wenig national einheitlich wie militärisch. Man trifft Abenteurer aus allen Gegenden Deutschlands und Europas. Im Nheingebiet leben ja seit der Ab sperrung des besetzten Gebietes die fragwürdigsten Existenzen: von der preußischen Polizei Verfolgte, aber auch von den französischen Behörden Gesuchte. Di« meisten haben falsche Papiere, falsch« Namen, ein« erdichtete Vergangenheit. Man trifft kommu- n'stische Spitzel und nationalsozialistische Agitatoren. Di« Leute vom Typus des erschossenen Echlagcter sind in der Minderzahl. Sehr häufig sind es Spione, die. hier viel verdienen sollen. In Mülheim a. d. Ruhr traf ich den Budapester Leo Papp, den ich aus der ungarischen Bolscl)«wik«nzeit kenne nnd später aus Oedenburg, wo er für den Karlistenfübrer Lehar Spitzel- und. persönlich« Dienste leistete. Papp lebt seit drei Monaten am Rhein, er w ll hier Kunstgegen. stände verkauft oder vermittelt haben. In seiner Ge sellschaft befand sich ein Herr Ruff ans München, der sich sehr orientiert in den Angelegenheiten der Orga nisation E zeigte und die Ratbenaumörber persönlich zu kennen vorgab. Man trifft hier Offiziere, die Dollarpariiäten an Auslan -sbörsen am 15. Dezember. Auf Mark umgerechnct kostete 1 Dollar in Amsterdam 4.5, in Stockholm 3 4, in London 4.2 nnd in New York (Vorbörse) 4.2 Billionen Mark. vollsr In Berlin sm IS. ver. »min der LLitteUcurs: 4200 stHHnrrlea 1 6o!6mnrlc: 997,S AlMlsrileo 6eIS 1002,5 «UMsräen vriek Lolünnleide 4200 ülUlllnrrlen voUarnednIrnaveisuog 4200 AitMnrck. 1 SteuermLrlc --- 1000 AliMLrrlea »««»timlMer Kelümsrikl * 8oor1erlcr>del r»e VorkSre» 1 »c«4» I» 1 . ZS. 12 1SS3 2-Z 122 rkoe! «4 Selckkurse cker Voed»^ I»»riUl' L ! Saelln -H »»»»veck
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