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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-15
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Sou»»d«n6, 6« IS. v«»«ad«r Dom Tage schärfster Kampf gegen -en Preiswucher g» «i»«r Gvapercu»»«« »«0 Wtimtzeriattlalle» f»r Pt» p,« » ßlsch « Jiu—v, V«r»eti»»« »ee0s>«t- Uchi de» PrlsiXiu »X S»»e«»»l Miamis «I», A». Wels»»« a» »i« pvliMioermalm»?«» kV« M« Golt- markmchimagki,. Dieier Nsmtisuntz ist «t», Sift, Ker LrMvMi., Droh- und Kletehandele»»« I» ast »er VertrlegsMit ssr -<« »ichtl^st-n gtemsstsi»»» pe« »glich«« Gsdar» d^-«ges-n. Der Prästdent de» Lanbespoli»«tamr» ruft c« Zolizeiverwaltungen auf» neu, zu schärfstem Kampf« egen den Wucher auf. In allen Fällen, tn denen Sucher mit Gegenständen oder Leistungen des täz - ich,n Bedarf» vorliegt, soll rüecsichtslo» «l.t» Geschritten werden. Gegen die Wueverer selbsi sollen -lle polizeilichen Mittel zur Anwendung kommen. Di« SpitzenverbLnd« von Industrie ,nd Handel haben kürzlich i» einer Besprechung >eim R»ichswirtschaft»minister beschlossen, unverzmi- ich zur reinen Goldmarkkalkulatton cnter Beseitigung aller Risikozu'cyläge ür Geldrntwertung»gesahrea Überzugehen. Diesem Beschluß sollt« unvrrweilt die Tat folgen. Da» ist um so nötiger, al« der bi» jetzt erfolat« Preisabbau, in», besondere bei reinen Industrioerzeugnisien, noch ganz iu. Mnglich ist. Jeder Fall einer Nichtherabsetzung der Preise auf da« für eu'ässig erkannte Mak od:r gar ein« Erhöhung der Gotvmarcpreis« wiro fcra,. rechtlich verfolgt. Der Emre!, und Zwischenhandel können zur Gesundung dadurch wesentlich beitragen» daß sie alle Fälle von Prelsüoerforderungen und un- gerechtfertiaten Zahlungsbedingungen der Wirtsckosts. oero. nde, Svndikate, Kartelle ufw. sowie der einzel nen Lieferanten den Behörden unverzüglich zur Kennt, nls bringen. Da» neue Kartellaese* stützt die - r- zeigenden au»drücklich gegen Schädigung ihre» Gr. schäfte», di« durch etwaige Bonkottverhangung ooer auf sonst eine Art eintrsten sollte. Die Bekanntgabe der Porkrieg»- preise wird nunmehr der i-efsintlichkelt in wete- stem Maß, eine Kontrolle über die Angemessener der geforderten Pre se ermöglichen. Der Preis iür Auslandsware wird entsprechend der all gemeinen Weltteuerung und ja nach dem Herkun,»«- land den Dorkriegspreis nickt mebr als m SO d s 7üProzent überschreiten dürfen. Bei In» land«waren, bei denen zwar auch Verteuerung». Momente im Vordergrund stehen, werden die End- I preise diese Höhe nicht erreichen dürfen. Bei Warrn van gemischter Herkunft, teil« Inland»-, teils Auslandsprodukten. wird ein Iwischenprris an- gemessen sein. Erhöhung -er Mieten Der Rat hat in seiner gestrigen Sitzung folgenden Beschluß gefaßt: f Die gesetzliche Miete, dir bisher jährlich 7LO Pro zent der Grundmiete betrug, mußte infolge Erhöhung insbesondere der Kosten, die der Betrieb der Grund stücke erfordert, auf jährlich 12,96 Prozent »er Grundmiete erhöht werden. Hiervon entfallen auf 1. Betriebskosten 7.20 Prozent, 2. laufende Instand« etzungsarbetten 4,82 Prozent. 3. große Instand- ctzungsarbeiten 1,44 Prozent, zusammen also »2,06 Prozent der Grundmiete. Da» sind für den Mo nat 1,08 Prozent der Grundmiete. Diese vom Rat festgesetzten Sätze sind noch nicht endgültig; sie tonnen noch im Deschwerdcoer- fahren durch die Kreishauptmannschaft abgelindert werden. Gegen -ie (Kol-miete In Dresden tagte der erweiterte Bundesvorstand des Bundes deutscher Mietoroareine »nd beschloß, an den Neichsprösioenten, den Reichs- lanzlsr, den Reichsarbeitsminister, den Nrichsfinai z- Minister und den Fünfzehner-Aueschuß des Reich», lege» folgendes Telegramm zu senden: .Die Relchsregierung beabsichtigt, aus Grund de» Ermächtigungsgesetze« die schwererkämpsten Mieter rechte zu beseitigen, das Reicbsmietengcsetz aufzu geben und die Goldmiete zugunsten de» Hauobisitz » »nd der allgemeinen Staatsfinanzen einzuführen. Ku dieser Frage hat der Bund deutscher Mictervsr' eine mit den Landes- und Ortsorganisationen Stellung genommen und den Bundesvorstand ein- stimmig beauftragt, sofort das Volksbegehren einzuleiten, fall» die Regierung ihre Absicht verwirklicht." Leipziger Teuerungszahl a« 11. 12.: 103 812 «Wiarden, am 1». 12.: 1VS SSL Milliarde«. Der inner« Wert der Mark ist am 14. 12.. ge. messen an der Teuerungszahl de« Statistischen Auua Leipzig tlWSir 000 000 000), gestiegen seit: Ist. 12. um 3 Prozent, 10. 12. ö Prozent, 7. 12. 8 Prozent, ö. Ist. 1ü Prozent, 8. 12. 23 Prozent, SO. 11. 24 Pro zent, stS. 11. »4 Prozent, 28. 11. 24 Prozent, SS. N. 19 Prozent. Der Wert de» Pfennig« für die Berech nung der städtischen Gebühren beträgt un- verändert 10 Milliarden Mark. Den Wert des Pfennig» für die städtischen Gebühren wird künftig nur noch mitgrteilt, wenn eine Veränderung eingeircten ist. Marrthallmuvaaderuva, Rach einigen Lagen der Ruh» delebte sich am Freitag da» weichäkt in der Leipziger städtischen Markthalle. Die Preise waren im wesentlichen unverändert. Lier und da wurden Keine Schwankungen beobachtet. Vuner steure " auf 8,4 Goldmark, Margarine au, KS bi» 7ö Pfennige. Di» übrigen Fettmoren hielten den Vortogapr,»». Arisch fiel sch wurde reichlich angeboten. Auch Kalbfleisch war wieder zu haben. Da» Pfund hatte sich auf 1F Goldmark erhöht. Schnitzel kosteten 2L Mark. Wurstwaren «urdc.n unverändert kur 8^ Goldmark verkauft. Gefrierfleisch konnte zu den seit einigen Lagen feststehenden Preisen no tiert «erden. Seefis«, lagen tn reieo», Auawahl zum Verkauf. V» auf keine Schwankungen harte sich auch hier nicht» geändert. Desgleichen in Wild «nd Geflügel. Auch auf dem Drmüseaearkt hielten sich di, Preise, Kartoffeln stellt« sich auf SO, Galat, lartoffeln auf 7V Pfennig, Kein Neuteumarr-HLchst-atrag i» PostscheKoerkehr. Der Reichovostmtnister hat von der ihm erteilten Ve» siignis, bei der jetzt zur Durchführung kommenden Umstellung de» Pqtfcheseerkehr» auf Rentenmart M di« Umrechnung der auf Konten vorhandenen Gut- haben tn Rentenmark ein« Höchstgrenze fest- -nsrtzen, keinen Gebrauch gemacht. Di« Guthaoen werben also ln voller Hohe tn Rentenmark um-,rechnet. * Befjeruag de» sächsische» «rbettamarkte». Der Arb«it*markt tn Sachsen hat in der letzten Berichts- woch« vom st. bi» 8. Dezember feit langer gelt Lrst- malig wieder «in« leichte Besserung zu vre- z»lchnen. Wenn die» auch in einzelnen Berufs gruppen, wie z. B. in der Süßwaren-, tn der Möbel- und Planoforteindustrte, zunächst dem nahenden Deihnachtssest« zuzuschreiben sein dürft«, so ist doch au» den Berichten verschiedener Arbeitsnachweise »u erkennen, daß sich im allg-meinaa eine begtnnrico« Reubelebuna des Wirtschaftsleben» bemerkbar macht, was vor allem dadurch zum Ausdruck kommt, daß Üillgelegte Betrieb« der Hauptindustrien, besonder» oer Metall- und Texttlbrancho, die Arbeit nach und nach wieder aufnehmen, und daß kurzarbeitcndc Be triebe wilder zur Dollarbett übrr- aehen. Ausgesprochen schlecht liegt eigentlich in dieser Verichtswoche nur der Arbeitsmarkt im Dau-, Gastwirt«- und Bekleidungsgewerbe, in der Industrie der Steine und Erden, in der Gruppe für häusliche Dienste, für ungelernte Arbeiter sowie für kauf männisch« und Dürsanaestellte. In den letzrerrn beiden Derufsgruppen durfte auch in nächster Feit noch mit einem ganz erheblichen Zuaona von Er werbslosen zu rechnen sein, da zahlreich« Bavlev einen Teil ihre» Personals für End« dieses Jahre« gekündigt haben, und von diesem Zeitpunkte ob uuch bereit« verschiedene Behörden einen Teil ihrer An gestellten auf Grund de» Abbaugesetze« zur Ent- lassung bringen. Die Reichsbcmkhauptsttlle Leipzig bleibt am Mon tag, den 24. Dezember, den ganzen Tag für da» Publikum geschlossen. Vorläufige Einstellung der Steuerverteiluugen. Di, vom Reiche in letzter Zeit auf den Landesanteil an der Einkommensteuer und Körperschaftssteuer, so wie auf den Demeindeanteil an der Umsatzsteuer an das Finanzministerium abgeltsferten Beträge sind, 'n Goldmark umgerechnet, derartig geringfügig, daß der einer Verteilung unter die Gemeinden auf die größte Anzahl der Gemeinden nur noch Pfennigbeträge oder sogar Bruchteile von Pfennigbeträgen entfallen würden. Eine finanzielle Hilf« könnte den Ge meinden durch ein« Drrtetluna der ihnen zukom- mendcn Steueranteile nicht aebracht werden. Mck Rücksicht hierauf hat da» sächsische Finanzministerium, da auch der sächsisch« Gemelndetag di«» dringend an geregt hatte, bi« zur Ansammlung größerer Beträge von einer Verteilung dieser Anteile untrr die Gemeinden abg«seh«n. Die zukommendvn Anteile sollen sofort nach Eingang bet dem Staate wertbeständig angelegt werden, so daß den Gemeind'» aus einer etwaigen Entwertung der Paviermark Ver luste nicht entstehen würden. Krnsauskhuß Der Kreisausschuß hielt am Freitag unter Vorsitz des Kceivhauptinanne Lange «tn« Sitzung ab. Es lagen zunächst einige Eteuerantrüg, vox. So hattcn die Iagdgerrossenschaften für den Bezirk Leipzig- Land beantrogt, di« Iagdsteuer auf 100 Goid- pfennig für den Hektar jagdvarer Fläch« anzusetzen, um aus den Mehreinnahmen Mittel für Wohlfahrts zwecke zur Verfügung zu haben. Di« Litjagdberech- tigten, also insbesondere Rittergüter, sollten die dop pelte Summe zahlen. Während dieser Wunsch be willigt wurde, fand man den genannten Betrag zu weit gegriffen und gewährt« nnr SO Pfennige, da die in der Nähe der Stadt gelegenen Reviere nicht so ergiebig seien. Die nächsten Punkte umfaßten Fragen der Ge werbesteuerordnung für den Bezirksverband Borna, Nachtrag« zur Schankerlaubntsfteuerorduung für den Bezirlrverband Oschatz und für Hartha, so wie Gemeindesteuerfraacn für Hartha und Leisnig. — Wichtiger waren di« Gesuch« von Hartha, Roß wein und Leisnig, di« um kurzfristige Darlehen nach- suchen Da der Geldbedarf dringend ist, Rccch und Staat aber nicht in der Lage sind, Unterstützungen zu leisten, hat sich die Kreditanstalt sächsischer Ge- meindcn bereit erklärt, die Darlehen zu gewähren. Der Kreisausschuß erteilte di« Genehmigung. Es handelt sich um Anleihen in der Löhe von 13 4L0 Goldmark für Roßwem, 10V00 für Hartha, und 80000 für Leisnig. Rückzahlung erfolgt bi, 1927. — Weiter liegen vor Gesuche der Firmen Richter u. Co, Leipzig, und Pilz u. Winkler, Lelpzig-Lln- denau, um Aufstellungeasnehmigung von Holz bearbeitungsmaschinen. Wegen der Nähe von Volksschulen liegen Bedenken vor, di« auch von der Lehrerschaft zum Ausdruck gebracht worden sind. Da aber di« Sachverständigen keinen Einwand er heben so wird unter Vorbehalt de» Widerspruchs und der Bedingung, daß außerhalb der Schulzeit eventuell nur gearbeitet werden darf, di« Zustim mung erteilt. E« wird ferner beschlossen eine Bezirksgrenzenänderung zwlschen den Amtvhaupt- Mannschaften Borna und Grimma, die durch ein«. Grenzbachverlegung bedingt wird, dem Ministerium gegenüber zu befürworten. Al« neuer Beirat?. Vorsitzender der Gefangenanstalt Waldheim wird Heim autqeheißen Die Wahldauer unbesoldeter Ratsmitglieder de« Etadtrat« Hartha wird di« 1. April 1084 verlängert und der Ausschuß ermäch tigt, auch anderen Gemeinden gegenüber gegebenen falls di« gleich« D« fügung zu treffen. Der Bereinigung der an Leipzig angrenzenden Rittergüter mit der Stadt Leipzig sta.»en bisher in Entschädigungsansprüchen Hindernisse gegenüber, die nun beseitigt sind. Di» Zustimmung zur Eimmrleibung der Rittegüter Möckern, Stöt teritz, Großzsckwcher, Schönefeld und anderer wird er. tritt. Rur m't Paunsdorf bestehen »och Schwierig- leiten. — Schließlich wird noch beschloss«», dl» Ge nehmigung zu einem Antrag de« Gemeindeversiche- rungsverbande« zu Leipzig zu erteilen, der vorsl'dt, daß di, körperschaftlich, Verwaltung de« Verband» zur Ersparung unnötiger Ausgaben an einen ge- schäfteführenden Ausschuß übertragen «erden soll. * Da» Lachbauamt bleibt selbstbudi-. Zn de, letzten Stadtosrordnetensttzung kam in der zwölften Nachtstunde folgender Antrag de» Hochauau»schusse» zur Beratung: .Zur Abrundung der wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Einheit de« Siedlung»« «utw» ist da» Lochbauamt diese« einzugltedern.' Der Verfassung»- und Lochbauou »schütz deontragt?, den Antrag an^unehmen und den Nat um Beitritt zu ersuchen. Rach ergiebiger Aussprache wurde der An- trag abgelebnt. Da« Sochbouamt bleibt also unter sein« Lotte» Gtadttavrat Dr. Vührtng Wie der Gerichtsarzt den Geisteszustand untersucht E« v«r»e-l kaum in rag. da» ntwl t« ««- rtchttsaal dt« Uaterluwung dc» GetsteSzustandc» etve» «ngeklaglen deschtoHen tvtrd. Der Late hat aber selten eine Borslellung. wie solck, eine Unter- juchung tn der Irrenanstalt vor sich geht. Sin deutscher Nervenarzt bericht« darüber folgend^: Nach einem gründlichen Reintgungsbad kommt der Neuankömmling in» Bett. Seine Kleider wer den gut verwahrt, so daß Fluchtversuchen noch Möglichkeit vorgebrugt wird. Diese Maßnahme hat wohl tn einzelnen Fällen da» Entweichen nicht oer- hindert, sei es, daß die unfreiwilligen Gäste nur mit dem Notdürftigsten bekleidet einen günstigen Augen- blick PM Entfliehen wahrnehmen konnten, oder daß ihre Flucht durch Komplicen und Helser«helser von außerhalb erleichtert wurde. Für jeden Anstalts insassen wird ein eigener Rapportbogen geführt, auf den alles Bemerkenswerte, jede verdächtige Hand lung, jede Halbwegs charakteristische Aeußerung ge- wissenhaft zu notieren ist. Besonder« Anhaltspunkte für di« Ueberwachung ergibt die ärztlich: Unter suchung, die nach allen Regeln der Kunst vor- genommen wird, wobei auch die kriminal- psychologischen Erfahrungen der Jetzt- zeit weitgehende Berücksichtigung finden. Besonder» wichtig für die Beurteilung de» Falles sind genaue Erhebungen über da» Do kleben des Anstaltskranken. An Eltern und Heimatbchördcn werden Fragebogen gesandt, die über alle nur irgendwie wichtige Daten aus dec Vergangenheit des Pfleglings Aufschluß verlangen. Wo keine An- gehörigen ausfindig zu machen sind, werden Erkun digungen bei der zuständigen Ortsbehörde ein- gezogsn. Eine Unmenge Fragen, dir über Familien- Verhältnisse, Belastung, frühe Kindheit und Entwick- lung des Kranken unterrichten sollen, stellen nicht gn- ringe Anforderungen an die Findigkeit und Gr- wlssenhaftigkeit der betreffenden Beamten. Die ein laufenden Antworten entbehren oft nicht eines ge- wissen Humors. Auf die Frage: Wie verlief die Geburt de« Kranken? fand ein Ortsgewaltiger die launige Antwort: Weiß ich nicht: bei un» werden die Bürgermeister nicht dazu gerufen! Ein Ortspolizei, diener äußerte sich bei einem reizbaren Alkoholiker zu der Frage: In welcher Weise wurde die Krank heit bisher behandelt? folgendermaßen: Wenn er (der Kranke) seinen Zustand hat. gebe ich ihm eine Ohrfeig«, und alles ist wieder gut! Da, wo die Auskünfte im Stich lassen, ist der beobachtende Arzt auf die Untersuckmng allein an- gewiesen, die in feder Hinsicht ergänzt wird: In- telligenzprüfungen werden vorgenommen, bei Verdacht auf organisch« Erkrankung Blut und Rückenmarksflüssigkeit untersucht: da. wo da» Der- gehen mit Trunkenheit entschuldigt wird, die Alkoholtoleranz geprüft. Besonders sorgfältig ist zu beoachten, wenn Verdacht besteht, daß Krankheit«, zeichen oorqetäuscht werden. Auch über diesen Punkt herrschen in Laienkrcisen noch vielfach irrig« Anschauungen. Vor wenigen Jahrzehnten, al» die psychiatrische Vorbildung der Aerzte noch nicht so allgemein war wie heutzutage, kam es nicht selten vor, daß man einen physisch Kranken für einen Simulanten hielt. Ist Simulation von Geistesstörung selten, so sind Uebertretbunqen (die Neigung zum so genannten Aggravieren) von Beschwerden etwa» All. täglicher. Lis al» solche zu kennzeichnen, fällt dem psychiatrischen Beolxrchter nicht schwer. Die Rechts brecher, die im Gefängnis den .wilden Mann" spielen, beruhigen sich in der Irrenanstalt meist sehr schnell; sie werden dort eben al« Kranke behandelt und genießen alle Vorteile de» Krankenhausaufent- holte». Zur Beurteilung de» Falles genügt unter ge wöhnlichen Umsiändrn die gesetzliche Beobachtungs frist von längsten« sich, Wochen. Der Arzt erstattet sodann sein Gutachten und entscheidet, ob der De linquent für seine strefLaro Handlung verantwortlich zu machen ist oder nicht; ob er haftfähig ist oder noch weiterer Anstaltspslegc bedarf. Die Ansichten ver- schiedener Gutachten gehen über den gleichen Fall oft «eit auseinander. Da» ist begreiflich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Zwischen geistiger Ge- sundheit und Krankbrttt oft fließende lieber- gäng» bestehen. Dio menschliche Psyche läßt sich eben nicht in ein« Schablone zwingen. Dt« psychia trischen Gutachten haben zuweilen mit manchen Ge- rlchtmirteisin da» eine gemeinsam daß sie in der breiten Masse kein Verständnis finden. Nicht selten begegnet man der Ansicht, daß der Dsychiater durch sein Urteil den oder jenen Toll den Armen der Ge, rechtiqkeit entreißen will. Nicht« ist irriger als dies. Die Psych'atri« leistet im Gegenteil der Justiz un schätzbare Dienste, indem sie dafür sorgt, daß nur der für sein Delikt die volle Schwere des Gesetzes zu fühlen bekommt, der für sein« strafbare Handlung auch die erforderliche Einsicht besitzt. Ett» SitpAig«, Heim-Atla». Der Derlaa Klinkhardt, Letvzig. betagt soeben die ,rwett«rt« und verbessert, Auflage von ^akob, Hiim-Atla»" heraus, der mit seinem reich«« Kartenmatertal sich vorzüglich für den Anschauung«unterricht in den Schulen eigne», dürst«. Dor Aufbau de« Werk» ist recht instruktiv. E« bsatnnt mit dem Stadt-Zentrum und den ein»c!- non Stadtteilen, bringt dann einen Ueberstchtsplai der Stadtgesamthoit und zeigt an einer Karte der weiteren Umgebung, wie Leipzigs Situation im geo graphischen Ganien ist und wie es sich in di« geo logisch« Landschaft der Leipziger Tieflandebucht ein gliedert- Angeschlossen ist eine Karte de» Freistatt« Sachsen. Einig« Bildbeiaaben varansci-aulichen sehr hübsch das historische Werden der Stadt. » Ee»«u den *»»au der Gcdur«. D!« Vereinigung der ssreund« und V»rd«wr d«r 5 »tealschul«. der Stiern, «usswutz und di« Lehrerschaft fitzten folgende ünt- fLIietzvnq: Di« im Schulfaal« der V. vealschvl» ver- lammolte glternfchaf« erh«»l einstimmig Protest gegen een von dar Netchsreatcruna geplanten Lehreravdau. tzehreradbau y,deutet siyulgbvau. Dt« Schul« ist kein« leerloufendc V,nvalti ng. kein unwtrtschaftltchrr vetr'.eb de« Otaaies, kein« üderflüMa» Behörde. Ein solchcr Uddau würde di« schwersten yolgen für Echul« mcd Staa, nach sich »««den. Uederfoa« Klaffen und aper- »»strengt« Ledrer füdren ,um Niedergang der Kultur und d«r «riiehung owt« t»r S^dwLwuna der «octo- -esundhett. Di« Regierung wird ersucht, v«t der not. Wendtgen SinfckirSntung der ailgemrinen «usgaden di« «roz, Bedeutung der vtzea« der KiUtur, da« Weiter, »«stehen «uch der HSHeren Schule« tn ivmtnd«sttns der zeitttchn, Eestaltuna, der «olttwohkfahrt und d«, getftt«« und khrpmichen guzendpftzo« g«n, desond^» w« ü vier eis« zu widmen und nach «hgltehket» »en hier- Mr «evl»nchn Uhtzau vnzuftelken. * DieustaugfLü »m 84- urrtz 81« Vetzemtze». Da» Gesamtministerium gibt bekannt, daß au» Gründen dar -ekzstoff-rsparuna der 24. und der 81. Dezember bei allen Behörden des Lande» grundsätzlich dienst frei »u lassen find. Durch Einrichtung eine» Sonder- dienst»» soll dafür Gmeg, »etr-Km werde», daß dringliche Sachen erledigt werden können. Die hier- durch au»fallenden Dienststunden sollen nachgeholt werden und auf Arbettatag» im Dezember 1923, ge- gebenenfall» auch noch im Januar 1924 verteilt werden. Nach dem Vorgang» de» Staates hat der Rat der Stadt Leipzig all» den gleichen Gründen beschlossen, die städtischen Kassen und Kanzleien, mit Ausnahme der Standesämter und des Leih- Hause» am 24. und 81. Dezember b. I. geschlossen zu halten. Der Rat stimmt zu. Dem Dringlichkeitsantrag der Stadtverordneten, der sich gegen den über- stürzten Abbau der Erwerbslosen unter- stützung richtet, ist der Rat beigetreten. Vie aufgelöste städtische Operette Die Stadtverordneten haben in ihrer letzten Sitzung dem Rate zur Erwägung anheimgesiellt, ob das Operettenorchester auch nach Aufhören der städtischen Operette noch iu städtischem Dienste behalten werden könne. Im Hinblick darauf, daß für diese» Orchester eine auch mir einigcrmaßcn au»rcich«nde Beschäftiguirgsmöglichkeit nicht gegeben sein würde, und mit Rücksicht auf die ungünstige Finanzlage der Stadt hat sich der Rat nicht in der Lage gesehen, das Op« rettenorchester im städtischen Dienst zu behalten. Es ist zu erwarten, daß das Orchester zum größten Teil von dem Nachfolger James Klein übernom men wird. Gehäkelte un- gestickte Kun? Um darzutun, was deutsche Kunststickerei und Klöppelei zu leisten vermögen, hat die Leipziger Firma Steckner in ihrem weschättsyausc an dec Pestersstraße eine bemerkenswerte Kunst- gewsibe-Ausstellung eröffnet. Diese bringt Damen von Geschmack sehr Pieles und nur Guter, und legt in ihrer Zusammenstellung Zeugnis für ein nicht gewöhnliches Kunstoerstöndn » der ausssillenden Firma ab. An dem Gelingen der Ausstellung ist übrigens auch Frl. Dr. Schütte vom Grassi- Museum in beachtenswerter Weise beteiligt. .Den Clou unter allen ausgestellten Herrlichkeiten bildet »ine märchenhafte weißscidene Äbend- toi leite mit verschwenderisch verteilter und sehr feiner Iapansticke rei und breitem Benisc Epihcnrand. Sehr schöne Matinee mit japan scher St ckerei und andere erlesene konfektionierte, gestickte Kleider, deren Stickereimuster fast durchweg nach eigenen Entwürfen de» Hauses Steckner hergestellt sind, reihen sich dem Prün« stück würdig an. Dem Liebbaber schöner Stoffe und dem Be wunderer fraulicher Kleinarbeit auf dem Gebiete der Stick- und Klöppclkunst fallen ferner reizende ge- st ckte Flügeldecken sowie eine handgemalte Matin^ angenehm auf. An den Wänden hängen Kabinett stücke türkischer Metallfadenarbeit mit geklöppelten Rändern Sehr aparte farbechte handgedruckte Stoffe für Kaffeedecken und Dirndlkleider seien nicht ver gessen. Kostbare, seidene, handgestickte Flügeldecken, modern gemusterte Tischdecken und ganz besondere prachtvolle Muster von unendlichem Fleiß zeugender Handf lc'stickerei fesseln da» Auge des Beschauers. Schneeberg im Erzgebirge, aber auch Saarbrücken baden ihr« besten Klöppclerzeugnisse geschickt. Unter den Saarbrückener Künstlerinnen fällt das Können einer Frau Vieler ganz besonder» ins Auge. Der Ueberblick über die Eteckncrsche Ausstellung darf nicht abschließen, eh, n'cht der reichhaltigen Schau Hand- gestickter Kissen und aparter Srrickkostüme Er- möhnung getan ist. 0r. H. Furtwängler» Englaudreise. Wie wir bereit» vor einiger Zeit gemeldet haben, wird Furtwängler einer englischen Einladung folgen und in London konzertieren. Gr soll, wie nunmehr bekannt wird, im Januar al» Gast des „Royal Philhar- mony Orchestra" und des „London Eym- phony Orchestra" in London auftreten. Vortrag von Prof. Dr. Driesch zum Besten der Winterhilfe. Am 9. Januar 1924, abend, 8 Uhr, wird Pros. Dr. Driesch im Kaufhaus «inen Vortrag über: „China und die Chinesen" halten. Der ganze Ertrag au« den Eintrittskarten wird dec „Winter- Hilfe" überwiesen. Prof. Dr. Driesch wird auch eine Anzahl von Lichtbildern vorführen, die er und seine Gattin aus dem Osten mitgcbracht haben. Dem Vortrag wird von weitesten Kreisen lebhafte Interesse entgcgengcbracht, so daß für die Winterhilfe ein schönes Ergebnis erwartet werden darf. Zur Hau»sam«lu»g für die Winterhilfe am Sonntag fehlt es noch an jugendlichen Helfern! Meldungen werden auch noch am Sonnabend von 8 Uhr vorm. bis 3 Uhr nachm. im Neuen Nathausi, -auptgcschoß, Zimmer 848 (Eingang gegenüber der Weststraße) entgcgengenommen. — Zum Besten der Leipziger Winterhilfe findet Sonnabend abend 8 Uhr im Neuen Rathaussaal ein Liederabend ' von Agne» del Earto, und am Sonntag im Hotel Astorta ein Wohltätigkeitsabend statt, bei dem hervorragende Mitglieder der hiesigen Theater auftreten werden. Hoffentlich bringen beide Wobl- tatigkeitsveranstaltungen reichen Ertrag. Di« Weihuochtsausstelluug i» der Leipziger Akademie gibt ein hübsches Bild vom Fleiß und Talent der Schüler. Von Schnitzereien unü Kelbearbeiten aller Art b s zu wild und mild kolorierten Holzschnittserien auf mehr oder minder schaurige Balladen, von hand geschriebenen schönen Gedichten und zierlich auf Pergament gezeichneten Einbänden bi« zu ganzen Vüchern, di« man selber illustriert?, druckt« und band, von flüchtigen kleinen Zeichnungen bis zu den feierlich großen Gemälden: alles ist da. Darunter: die Geschichte von den zehn kleinen Regerlein, preztö, gedruckt, geschmackvoll gebunden und mit amüsanten Holzschn tten von Heinrich Huß mann geziert, der sich hier weit glücklicher zeigt als in der neulich gewürdigten Ausstellung des Kunstserein«; wirklich witzige Karikaturen von Lichenberg; ernste, auf Lhr stentum und Prolet- kult fundierend«, begabte Graphik von Paula Jordan — und qern würde ich noch mehr Namen nennen, wenn ich st« hätte entziffern können. Kauf- lustigen Kunstfreunden sei dies, Ausstellung nach- drÜckltch empfohlen.
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