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Das Reich in Tkoi Der Berzweiflungsschrei des Reiche», daß es sich »>lfesiehend an den Völkerbund um eine Anleihe vcrde wenden muffen, ist noch nicht »erhallt, und ul)vn kündigen sich nene, schwcre Steuern an. Der Rentenmarkkrcdit ist bald erschöpft, und der früher begangene Weg, sich durch die Notenpresse Geld zu verschaffen, versperrt. An die Zn- flationsgewinnler, deren kraffe Ver körperung etwa Herr Stinnes darstcllt und die mit irrem Griff in die Westentasche dem Reiche le cht aber die nächsten Schwierigkeiten hinwcghelfen könnten, kann man so leicht nicht heran, so erwünscht dies schon m t Rücksicht auf das Ausland wäre, das in Deutschland nur die Anhäufung großer Der- mögcnsinassen in einzelnen Händen, nicht aber aus der anderen Seite die gänzliche Verelendung der Menge zu sehen gewohnt ist. D'e Machtfülle des neu erstandenen strotzenden Reichtums und die un zähligen besoldeten Vasallen und kritiklosen Mit läufer, die er in den Dienst seiner Geld- anhäufungspläne zu spannen wußte, lassen sich nicht von heute auf morgen überwinden. Freiw llig aber ist von ihm kein Pfennig zu bekommen. Zn der Steuerankündigung d-'r Regierung wird nun zwar eine Inflationssteuer in Aussicht gestellt, doch erfährt man gerade über diese wicht gste und unzweifelhaft gerechteste Steuer nichts Näheres. Zunächst beschränkt sich das Reich in höchster Not daraus, Geld von dort zu nehmen, wo es überhaupt welches zu bekommen hoffen darf. Diel Geld braucht der Staat und schnell, wenn es nicht in nächster Zeit zu einem voll gen Zusammenbruch der Staatsfinanzen kommen soll. Das ist der Sinn der zum Te l schon ausgeschriebenen, zum Teil in den nächsten Tagen zu erwartenden Steuern und Steuer- vorausrahlunqcn. Eine Anknüpfung an die Steuer beträge früherer Jahre ist vielfach nicht möglich, weil die plötzliche Umstellung sämtlicher Steuern auf Gold basis eine organische Verbindung mit der Vergangen heit nicht zuläsit. Besonders fällt dies auf bei der Einkommensteuer für Handel und Gewerbe, die in die Form einer Umsatzsteuer gekleidet w rd. Wie sehr man sich dabei bewußt ist, daß gerade diese Steuer, die mit 2 Prozent des led gl ch um die Löhne und Gehälter verminderten Rohgewinnes festgesetzt wird, Härten in sich birgt, geht schon daraus hervor, daß besondere Unbilligkeiten bei der nächsten Ver anlagung, also am Schluffe des Kalenderjahres 1024, ausgeglichen werden sollen. Ebenso knüpft d e Steuer aus das landwirtschaftliche Einkommen nicht an das Einkommen als solches, sondern an das Vermögen an. Das Rückgrat der Einkommen besteuerung soll weiterhin die Lohnsteuer bilden, von der man 72 Millionen Goldmark im Monat erwarten Die Vermögenssteuer hält sich in den Grenzen des Erträglichen. Sie wird im Durchschnitt 5 vom Tausend betragen. Interessant ist, daß die Kapitalertrags st euer, die bekanntlich nicht mehr eingehobcn wurde, weil die Einhebungskosten größer war»n al« 'br EMr-'g al« ^'"-azenUge Steuer wieder auflebt. Bei der Erbschafts steuer Ut man sia> noch n.cht <nrug, ob man Deszen denten ersten Grades von der Steuer freilaffen soll. Der ursprüngliche Entwurf sieht Befreiung vor, doch ist eine Abänderung möglich. Jedenfalls kehrt die Absicht Erzberqers, in dessen Stenerbukett die Erbschaftssteuer bekanntlich eine Art von Der- mögenskonfiskation darstcllen sollte, nicht wieder. Wie sehr die steuerlichen Maßnahmen den Zweck haben, dein Reiche möglichst schnell genügend Geld mittel 'nznkübr"' >«'at brr--n^ers "nfsallerG d'e Art, wie die Frage der Hypotheken-Auf wertung beantwortet werden soll. Ein« Auf wertung der Hypotheken und Obligationen kommt danach nur so weit in Frage, als das Reich für sich daraus Nutzen zieht. Insbesondere sollen auch Obli- gationsschuldner, di« ihre Schuld in entwertetem Geld« beglichen haben, ihren Gewinn zum guten Teile nachträglich an das Reich abführen. Wie diese Fragen im einzelnen geklärt werden, darüber scheint man sich jedoch noch nicht einig zu sein. Gleichzeitig mit den neuen Steuern soll auch das Verhältnis zu den Ländern und Ge meinden neugeregelt werden. Die Meldungen, wie diese Neuregelung erfolgen soll, sind nicht ein heitlich. Es ist aber zu hoffen, daß auch den Län- dein und Gemeinden, deren Finavznot ja bekannt ist, einmal Beträge zucrkannt werden, die ihnen dos Leben ermöglichen. Schließlich sei noch erwähnt, Gute Bücher Neue Musikliteratur Der deutsche Musikoerlag blickt «ruf schwere Zeiten zurück. Wirtschaftliche Nöte lähmten, besonders seit einem halben Jahr, die musikalische, musikliterarische und wissenschaftliche Produktion. Enttäuschungen gab es nicht weniger für den Autor und das Publikum, als für den Verleger selbst, der sich mehrfach ge zwungen sah, den bereits begonnenen Druck von Büchern, Musikalirn usw. cinzustellen. So konnte beispielsweise das von Guido Adler bei der Frank furter Verlags-Anstalt herausgegebene Musik geschichtswerk, welches bei aller kunstwissen schaftlichen Zuverlässigkeit und strengen Methodik doch einem breiteren Publikumsbedürfms abhelfcn sollte, nicht rechtzeitig mehr zum Iahrcsschluß heraus kommen. Ilcbet-sieht man jetzt die Neuerscheinungen des Jahres 1924, so wird man eine Wahrnehmung, die man bereits seit längerem immer wieder machen kannte, crncut und kräftiger bestätigt finden: auf der einen Seite nimmt die Publikation von kostbaren Lieb st aber-Drucksachen infolge der Verbreitung bibliophiler Neigungen in der Nachkriegszeit un- geahnten Umfang an. Auf der anderen bildet sich ein förmlicher Typus von Handbücl>crn mäßigen Um fangs zum Ersatz für die unerschwinglichen Werke älterer Art heraus. Meist stehen dies« Ausgaben innerhalb festgel«gter, nach bestimmten mcthodisä-cn Gesichtspunkten geordneter Reihen. Dagegen das Musikbuch von normalem Mittelmaß, welche» bi» zum Kriege die wertvollste musikwissenschaftliche Produktion in sich aufnohm, schwindel immer mehr zugunsten jener Ausgaben mit rein bibliophilen oder popularisierenden Tendenzen. In Deutschland be müht sich eigentlich nur noch di« Deutsche Verlags anstalt systematisch und mit sichtlichem Erfolg, jenem älteren Typus des literarisch hochstehenden, wissen- schaftlich anspruchsvollen Musikbuchs Geltung zu er halten — oder wohl bester: nieder Geltung zu ver- schaffen; denn heut« beginnt ein gut gebundenes Buch auf gutem Papier für 6, 8, allerhöchstens 10 Mark wieder manchem erschwinglich zu werden. Allerdings sind auch in der bekannten Biographienveihe »Klassiker daß di« Bestimmungen über die Vorauszahlung bei den einzelnen Einkommcnsarten so gestaltet wurden, daß ein möglichst einfaches Veranlagungs verfahren erzielt wird. Die» ist ungemein wichtig. Denn nur bei möglichst einfachem Der- anlagungsverfastren kann der Zweck der neuen Steuern, dem Reiche so schnell wie möglich neue Mittel zuzuführen, erreicht werden. Berlin, 14. Dezember. (Eig. Tel.) Dec Ent' wurf der zweiten Gteuernotverord- nung, die das Reichskabinett gestern auf Grund des Ermächtigungsgesetzes beschlossen hat, wird in allernächster Zeit in der endgültigen Fassung ver- öffentlicht werden. Das Reichskabinett hat an dem Entwurf des Finanzministeriums einige Aende- rungen vorgenommen. Bei der Einkommen steuer für 1923 wurde auch der Lohnabzug gc- regelt, und zwar bleiben 12 Mark von den Einkommen der Lohn- und Gehaltsempfänger wöchentlich steuerfrei, statt, wie ursprüng. lich vorgesehen, 10 Mark. Noch dem Entwurf sollte der Steuerpflichtige ferner für je 1000 Mark der Veranlagung für 1922 2ä Goldpfenn-ge zahlen. Dieser Satz ist auf 40 Goldpfennige erhöht worden. Bei der Erbschaftssteuer «st die in den Ver handlungen so viel umstrittene Steuer auf das Erbe von Kindern und Gatten im Entwurf stehen geblieben. Das amerikanische Hilfswerk Berlin, 14. Dezember. Der amerikanische General Allen erklärt in einem Telegramm an den Reichs präsidenten, «ptaatsselretär Hoover habe bereits vor Empfang des Telegramms des Reichspräsidenten in einer Erklärung die Aufmerksamkeit der amcrika- niscl^en Ocffentlichkeit auf die Tatsache gelenkt, daß Hunderttnuscndc Deutscher in diesem Winter vor dem Verhungern stehen. Aus diesem Grunde habe er einen Hilfsausschuß für deutsche Kin- der organisiert und einen Plan in Angriff ge nommen, wonach für dieses durch die Quäker zu leistende Hilfswerk 10 Millionen Dollar in den Vereinigten Staaten aufgebracht werden sollen. Die Professoren Emerson und Peterson reisen noch in dieser Woche nach Deutschland ab-, sie werden, wie Allen betont, als unparteiische Beobachter in voller Unabhängigkeit das Hungerelcnd unter den deursi en Kindern studieren und unverzüglich darüber an den Hilfsnusschuß berichten. Der General teilt weiter mit, daß die Ouäker aus Mitteln, die der Ausschuß aufgebracht hat, bereits für mehrere hunderttausend Dollar Lebensmittel zur Verfügung haben, die auf schnellstem W-.'ge nach Hamburg gebracht werden Bayern gegen Schacht Im Rcichsrat hat sich nur eine Stimme für Helfferich gefunden: Bayern. Die übrigen Län der haben den Kandidaten des Reichs,bankdirektor'ums und des Ientralausschuffes einmütig abgclehnt. Daß hierbei irgendwelche politischen Motive mitbcstim- mend gewesen sind, ist kaum anzunehnren. Hclfscrich ist als der unglückliche Finanzminister der Kriegszcit derart belaste^ daß dies allein schon ein hinreichender Grund dafür ist, ihn von dem Posten eines Rcichs- bankprösidenten auszuschließen. Daß dem Reichs bankdirektorium derartige Bedenken nicht aufgcstoßen sind, braucht nicht weiter wunderzunehmen; l>at -och di« Reichsbank in den letzten Jahren auf das Verlangen des Volkes nach geordneten Währungs verhältnissen niemals Rücksicht genommen. Daß sich ferner der Zentralausschuß über solche Bedenken leicht hinwegsetzte, ist ohne weiteres verständlich, wenn man die einseitige Zusammensetzung dieses Gremiums kennt. Di« Vertreter der Wnder aber, die die Wünsche urrü Hoffnungen des Volkes kennen und berücksichtigen müssen, haben nur etwas Selbst verständliches getan, als sic Helfferich ablehntcn. Bis auf Bayern, das allein auch gegen die Er nennung Schachts zum Reichsbankpräsiden ten Einspruch erhob. Man darf wohl heute schon sagen, daß die Ernennung Schachts zum Währungskommissar ein glücklicher Griff war. Seine bisherigen Erfolge berechtigen durchaus, ihn als Anwärter auf den Posten eines Reichsbankpräsiden der Musik", die arm dem ehemals Schuster <8: Löfflerschen Verlag an die Deutsche Derlagsanstalt überge-gangen ist, manche Lücken offengeblieben. die bis Weihnachten hätten geschloffen sein sollen. Recht zeitig legt nur Paul Vekker wieder einen statt lichen Sammelband mit Aufsätzen aus früheren Jahren unter dem Titel »Neue Musik" vor. Das Buch enthält bekannte Arbeiten, die bereits einmal zerstreut in Brvschürcnfvrm erschienen sind, und bietet so den Vorteil einer bequemen Einsicht 'n das spekulative Gebäude Vekkerscher Kunstanschauung. Neu un- fesselnd ist ein Vorwort an Busoni, in dem der Verfasser die entscheidende Auseinandersetzung mit dem kunstgeschichtlichen Problem der musikalischen Romantik tn Form eines Buches über Wagner an kündigt. — Don Kurt Singer bringt derselbe Verlag eine analytische Studie über Bruckners Lhormusik mit besonderem Notenanhang. Sie ist das Werk eines echten Bruckner-Apologcten, aus gründlicher Kenntnis dieses am wenigsten beachteten Sondergcbiets Drucknerscher Kunst geschrieben; daher lesenswert trotz einer phantastisch-ausschweifendci: Ein leitung, in welche auch di« seit Halm üblichen, schroff subjektiven Werturteile einbezogen sind. — Das im Piper-Verlag erschienene, prächtig ausgcstattete Werk Otto Priesländers über Earl Philipp Emanuel Bach stellt den ernsthaften Versuch eine» enthusiastischen Dilettanten dar, do» V.ld seines Helden lebensvoll zu erfassen. Wenn etwas mehr sachlicher Ernst aufgebracht wäre an Stelle der törichten Polemiken gegen Hugo Niemann — Vries- länder neimt den größten und verehrungswürdlgsten Musikgelehren unserer Zeit einmal einen vollendeten Manioken und Fälscher! —, so wäre der Sache de» großen Sohnes von Johann Sebastian mehr genützt worden. Wie man der deutschen Musikbiographik besser, sachlicher und planvoller dient, zeigt die fleißige Arbeit von Walter Rohl, der bei O. E. Recht in München dea ersten Band der Konversation», hefte Beethoven» herausaibt. Lin Muster werk philologischer Treue, ein Prachtstück iu der äußeren Aufmachung. Und — was der Publikation doch erst recht den inneren Wert verleiht —: ein erschütternde» Deethoven-Dokument; ergreifend in seiner stumm-beredten Zeichensprache. — Diesem Beethoven-Buch möchte ich die kleine bei Breitkopf L ten zu nennen. Sachliche Einwände können es also nicht sein, die Bayern zu seiner ablehnenden Haltung bestimmten. Rian muß die Gründe auf andern Ge- bieten suchen, und findet sie vielleicht darin, daß es gewissen Kreisen nicht in den Kram paßt, einen Mann Nlit demokratischer Gesinnung al» Reichsbank. Präsidenten zu sehen. Diesen Kreisen ist Bayern dienstbar, nicht aber dem bayrischen Volke, dem die Erfolge Schachts ja auch zugute gekommen sind, und das keinen Grund hat, diesen Mann für einen Posten abzulehnen, wo er seine Fähigkeiten zum Besten Deutschlands voll entfalten kann. Am allerwenigsten aber stellt sich Bayern mit seinem Einspruch in den Dienst ---"«lchen Volkes, das stch noch Rübe sehnt und tüchtige Männer an den Stellen sehen will, wo sie chm am mepren nutzem Pflicht ist es für die, die das Volk mit verantwortlichen Posten betraut hat, seinen berechtigten Wünschen Rechnung zu tragen. Ls wäre richtig gehandelt, wenn man gegen den sachlich nicht zu rechtfertigenden Einspruch Bayerns die Ernennung des Reichsbankpräsidenten dem Wunsche der überwiegenden Mehrheit ent sprechend vollziehen würde. S everlngs staatspolitische Grundsätze Berlin, 14. Dezember. (Eig. Te l.) Der preußische Minister des Innern, Sevcring, hielt gestern im Landtag mit den Deutschnationalen und den Kom- munistcn Abrechnung in einer großen Antworr- rede auf die 21 Großen Anfragen und 7 Anträge, die die beiden Fraktionen vom rechten und linken Flügel eingebracht batten. Den Deutschnatio nalen hielt der Minister vor, daß sie auf die im Interesse des Dienstes erfolgte Amtsenthebung der Landräte v. Anders und v. Braun (letzterer war der Pressechef des Reichskanzlers Dr. Michaelis), mit dem wirtschaftlichen Liefer streik und einem Streik der A m t s v o r st e h e r gedroht hätten. Die Nachfolger der beiden entlassenen Landräte seien aber von der großen Mehrheit der beiden Kreistage gewählt worden. Auf Antrag des Ministers sei erst gestern wieder ein deutschnationaler Landrat er nannt worden und der größte Teil der politischen Beamten in Ostpreußen gehöre der Dcutschnationalen Polkspartei an. Wenn de Deutschnationalen ihm, Sevcring, wegen der Haussuchungen in Ost preußen Vorwürfe machten, so müsse er ihnen ant worten, -aß diese Maßnahmen in der Tatsache der Putschpläne ihre Rechtfertigung fände. Unter dem deutschnationalen Regime sei man früher noch ganz anders vorgcgangen. So habe man bei ihm, Sevcring, im Jahre 1898 Haussuchung abgehalten und er sei polizeilich überwacht worden, weil in der Schweiz die Kaiserin Elisabeth ermordet worden war. Die Kommunisten erinnerte Sevcring daran, daß sie die Verlängerung des passiven Wider standes verlangt hätten, obwohl sie doch gewußt hätten, daß die wenig befriedigenden Ernährungs verhältnisse im besetzten Gebiet durch die Lahmlegung der Kohlengruben bedingt gewesen seien. Die Schutzpolizei habe in einer schweren Zeit ihre Aufgabe in geradezu hervorragender Weise erfüllt, wofür ihr die Staatsregierung Dank und Anerken nung ausspricht. Wenn aber der kommunistische Ab geordnete K a tz in einer öffentlichen Rede die Vor bereitung des Bürgerkrieges empfohlen habe, dann dürfe er sich ebensowenig über das Vorgehen der Polizei wundern wie di« »Rot e F ahne" über ihre Beschlagnahme, wenn sie unter Ausnutzung der großen Notlage der Arbeiter die Arbeiterschaft in den General st reik zu Hetzen trachte. Di« kom munistische Beschwerde über den angeblichen Spitzel» avvarat der Reaierung sei Pharisäertum Die Kom munisten hätten ihrerseits Spitzel in der Polizei so- wie in der Reichswehr, und sie versuchten auch in den Ministerien zu spitzeln. Der Minister schloß mit -er Versicherung, sein System sei es, in dieser Zeit des Niederganges alle staatserhaltenden Kräfte zu sammeln, um mitzuhelfen, au» dem zerrissenen deutschen Volke eine Nation zu macyen. Der Beamtenabbau in den Ländern und Gemeinden Berlin, 14. Dezember. (Eig. Tel.) Entsprechend dem Antrag der Ausschüsse nahm der Rcichsrat gestern folgende Beschlußfassung über den Personal abbau in den Ländern und Gemeinden an: 4. Der Reichsrat hält es für dringend geboten. Härtel erschienen«, in ihrem Dekenntniswerr gewiß ebenso hochstehende wie klug entworfene Schrift über Gustav Mahler von Curt Rudolf Mengel- berg cntgegcnhalten. Mahlers Bild tritt auch aus den anregend plaudernden Erinnerungen der Frau Natalie Bauer-Lechner (bei L. P. Tal, Wien, er schienen) scharf un- wesentlich hervor; ein stattlicher Band, an dem die künftige Biographik so wenig vorbei- gehen kann, wie der Menschenfreund, dem Mahlers dämonisches Menschentum je aus seiner Musik entgegen geschlagen ist.—Das Wien-Züricher Derlagshaus Amal- thea bringt ein leichthin, so etwa in gehobenem Lchloß- Führer-Ton erzählendes Buch über Alt-Wiener Musik statten heraus. Karl Kobald faßt hier alles Wissenswerte sachlich, unter Beigabe reichlichen, guten Bildmaterials zusammen. Zeder bekannte große Wiener Meister erhält sein kleines literarisches Porträt. Dadurch schon gewinnt die Publikation ein mehr als lokalgeschichtliches Interesse. An die Grupp« -er schon bestehenden, fortlaufen den Sammlungen von Musikbüchern in Taschen format schließt sich nun auch die von Ferdinand Hirt in Breslau herauogegebene »Jedermanns Bücherei" mit dem ersten Musikbändchen an. Johannes Wolf redigiert die aus etwa zwanzig Nummern veranschlagte Musikabteilung, was von vornherein Gewähr gibt für mustergültige Durch führung des einheitlichen wissenschaftlichen Grmro- plans. Auf bestem Papier, in übersichtlichem Druck gibt ein diesem ersten Bändchen der Berliner Pro fessor und Spezialist auf dem Gebiet der In- strumcntenkundc Curt Sachs eine Darstellung der Geschichte und Art der Musikinstrumente, und zwar in durchs»» neuartiger Anlehnung an kulturgeschichtliche Daten. Der Bilderanhaug ist hinsichtlich Auswahl un- Ausführung ganz »nüber- trefflich geraden. — Denselben Zweck einer histori- sirrenden und gleichzeitig charakterisierenden Be- trachtung unserer Musikinstrumente verfolgt Adolf Aber mit seinem bei Dürr L Weber, Berlin, er schienenen Büchlein »Die Musikinstrument« und ihre Sprache". Lin halbe» Hundert klarer Abbildungen sind in den Text gestreut un- der be- son-cre Wert dieser Schrift liegt noch darin, daß fortlaufend ein« Art Instrumentationrlehre gegeben ist. — Einen ernsthaften pädagogischen Anstrich Hal da» neueste Bändchen der von Arnold Schering 8ooandenck, 6« IS. »«««»der den Dcamtenapparat in d«n Ländern und Gemeinden in größtmöglichem Maße -u varrin- gern. 2. Der Auffassung der bayrischen Regierung, daß der Artikel 48 der Personalabbauverordnung eine Bindung der Länder nicht zu schaffen vermöge, kann nicht veigetreten werden. Di« Abbauvcrord- nung enthält Bestimmungen, die ordnungsgemäß ge troffen sind. Soweit die» der Fall ist, sind oie Länder verpflichtet, entsprechende Verordnungen zu treffen. / 3. Im übrigen ist der Reichsrat in Uebereinstim- mung mit der Reichsrcgierung der Ansicht, daß die Abbauverordnung nicht schematisch für Lander und Gemeinden angcwcndet werden kann." Bayern machte den Vorbehalt, dak es in einem Streitfälle den Staatsgerichtshof anrufen werd«. Eine politische Konferenz Jena, 14. Dezember. Um die Grund fragen unseres deutschen Daseins und die Ideen unserer nationalpoli tisch e n A r b e i t zu klären, ist von der Schrift leitung der »Hilfe" (Gertrud Bäumer und Anton Erkelenz) für die Tage vom 2. bis ! 6. Januar 1924 nach Jena eine politische Kon ferenz einberufen worden. Die Einladung geht an einen geschlossenen Kreis sachverständiger Persönlichkeiten der verschißenen Parteien und Weltanschauungen. Es ist geplant, in kurzen Referaten die leitenden Gedankengänge -arzu- legen, im übrigen aber der Aussprache freien Sp elraum zu lassen. Tre Tagesordnung sieht folgende Referate vor: „Die Bedeutung des Staatsgedankens für die deutsche Zukunft"; „Das Problem der deut schen Einheit"; „Deutschlands wirtschaftliche Existenzbedingungen nach dem Versailler Ver trage"; „Finanz- und Steuerfragen"; „Außen- Politik". Zur Abhaltung einleitender Ansprachen haben sich u. a. bereit erklärt: Professor Dr. Graf Dohna (Heidelberg); Professor Dr. Misis (Wien); Neichstagsabgeordneber Joes (Mün chen Gladbach); Minister Dr. Hellpach (Karls- ruhe): Reichskanzler a. D. Dr. Wirth; Finanz- Minister Henrich (Darmstadt); Ministerial- -irektor Dr. Poetzsch (Berlin); Reichsminister a. D. Dr. Koch (Berlin); Staatspräsident Dr. Hieber (Stuttgart); Staatsminister a. D. Dr. Drews (Berlin); Ministerpräsident a. D. Dr. Hummel (Heidelberg); Syndikus Dr. Brandt (Berlin); Professor Dr. Kuczynski «Berlin); Direktor Hans Krämer (Berlin); Georg Bernhard (Berlin); Professor Dr. v. Blume (Tübingen); Professor Dr. Bonn (Berlin); Finanz Minister Dr. Schall (Stuft- gart); Max Lohen-Reuß (Berlin); Reichs finanzminister a. D. Dr. Hilferding (Ber lin); Reichswährungskommissar Dr. Schacht (Berlin); Staatssekretär a. D. Dr. Hirsch (Ber lin); Prof.ssor Dr. Hoetzsch (Berlin); Dr. Paul Rohrbach (Berlin); Frau Wally Zep- ler (Berlin). Es ist geplant, für die einzelnen Referate Leitsätze herauszugeben und den Teilnchmern zuzusenden. Anmeldungen zur Teilnahme sind an Frau Dorothee von Pol sen, Berlin SW. 11, Bernburger Straße 18, zu richten. Oer österreichische Streik endgültig beigelegt Die«, 14. Dezember. (Eig. Tel.) Der Streik der Post-, Telegraphen- und Telephonbeamten ist endgültig beigelegt. Nachdem die Post beamten bereits gestern nachmittag die Arbeit wieder ausgenommen hatten, ist heute auch der Telegraphrn- und Telephondicnst wieder ausgenommen worden. redigierten „Bücherei praktischer Musiklehre" (bei Breitkopf L Härtel): Schulmusik von Walter Kühn. Hier gibt ein pädagogisch befähigter Kopf, der sich auch über die philosophischen Grundlagen seiner engeren Disziplin im klaren ist, außerordent lich beherzigenswerte und zum Teil ja auch bereits öffentlich lebhaft aufgegriffene Weisungen und An- regungcn. — In der Reihe von Teubners kleinen Fachwörterbüchern hat der in seiner Buchproduktion fast sich überstürzende Hallenser Professor Moser ein Musikalisches Wörterbuch erscheinen lassen, das auf engem Raum eine unendliche Menge von Wissen komprimiert. Dabei alles auf die klarste, volkstümlichste und doch wissenschaftlich genügende Formel und — auf die Höhe der Zeit gebracht! Cur artiges Gegenstück zum „Niemann-Lexikon", auf alle Fälle weit mehr als ein »Wörterbuch". Eine paar fesselnde kleine Publikationen kultur geschichtlicher Art liegen mir noch vor, auf die bloßer Hinweis wohl genügt, um ihnen Interessenten zu sichern; es sind dies: Paul Nettel, »Alte irdische Spielleute und Musiker" (Ver lag Dr. Jos. Flesch, Prag); Jaap Kool, »Tänze der Naturvölker" (Ad. Fürftner, Berlin W ); endlich die rrisscnschaftlich sicher fundierte Schrift des Leipziger Tonkunstlers Dr. Hclmuth Thierfelder, »Entwicklung des deutschen Männer, gesangs" (Verlag Gadow, Hildburghausen). — Mit den kleinen instruktiven Schriften von 4 ans Gäl, »Anleitung zum Partiturlesen', Sechter-Eckstein, „Das Finale von Mo zart» Jupiter-Symphonie" und Franz Sauer, „Handbuch der Orgelliteratur", die der neue rührige Wiener Philharmonische Ver lag herausgibt, betreten wir schon praktisches Musikgebiet. Da über die Verlegertätigkeit nach dieser Seite hin noch in den nächsten Tagen zu sprechen sein wird, genüge hier der Hinweis auf diese ganz außergewöhnlich schöne Edition. Derselbe Ver lag legt auch zwei Dutzend prachtvoller Studien- Partituren (als Grundstock einer ganzen Samm lung) vor, deren Ausstattung, im Sinne einer zweck mäßigen Schönheit, keinerlei Vergleich vertragt.