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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231214
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-14
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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ein« verzinslich« Schatz« »wiisung de, Deutschen Reiche, samt 8 Coupon» über 200000 »K, ausgeged«» t» »ai 1923, die der Uhr. mach« für ein Papier aus Goldwährung angesehen hat. Den verbleibenden Usberschuß tonnt« er nicht herau»geben, weshalb er den Mann zum andern Laa« rviederbeftellte. Al, der Mensch d«n Laden verlasse« halt«, ent. deckt» der Uhrmacher den Betrug. In dem angegebe nen Hause war der Betrüger natürlich nicht bekannt. Mutmaßlich wird er dies« Schwindelei auch bei an- d«r«n Geschäftsleuten versuch en. Bei seinem Dieder» austreten lasse man ihn festnehmen. Der geschädigte Uhrmacher hat aus Wiedererlangung der Ware 80 Soldmart al, Belohnung au»gesetzt. Falsch« «eich^antnatm». Bon den in letzter Zett ausgegebenen Reichabanknoten über 10 Billioe» Mark mit dem Datum de« 1. November 19-3, die ihren Schutz in einem natürlichen Bierpaßmuster» Wasserzeichen tragen, sind Fälschungen aufgetaucht; die aus einem Wertzetchenpapier mit falschem Wasser» pichen angefertigt sind. Auch von den Reichsbank, noten zu 8 Billionen Mart mit dem Datum de« 1. November 1923 kursieren Fälschungen, die al« solche an dem Fehlen oder der mangelhaften Nach ahmung der Lchtheitsmerkmal« — Wasserzeichen und Pflanzenfasern — unschwer zu erkennen sind. Für die Aufdeckung der Falschmünzerwerkstätten und dabin führende Angaben zahlt di« Reichsbank hohe Belohnungen. Bernfung »0» Prof. Driesch »ach Lmeds». Prof. Dr. Han« Driesch, Ordinarius der Philosophie an der Leipziger Universität, wurde für vier Vorlesungen in» März 1924 an die Londoner Universität berufen. Prof. Driesch hat angenommen. Es handelt sich um dieselbe Art Berufung, die Prof. Driesch schon 1913 von der Londoner Universität erhielt, und der er auch damal« Folge leistete. * Siu« rertilauostellum» in Dresden. Di« wir hären, plant di« Iahresschau Deutscher Arbeit in Dresden nach Fühlungnahme mit der einschlägigen Industrie al» dritte Iahresschau im Sommer 1924 in Dresden ein« Textilausstellung. Es ist beabsichtigt, die Ausstellung zunächst nur der sächsischen Textil industrie zu widmen. Trotz der Schwierigkeiten der Zeitverhaltniss« sind di« Borbereitungsarbeiten in Angriff genommen worden. Mehr al» auf den beiden veraangenen Ausstellungen wird auf der Textilau«» stellung 1024 Wert gelegt werden auf di« Vorführung der Produktion und aus den Nachweis de« Volkswirt» schastljchen Werte« der gesamten Industrie, sowie auf geschichtliche und wissenschaftliche Darbietungen. Bierpvetmrbbau in Vager«. Wie aus Münch»» gemeldet wird, tritt nach einer Mitteilung de« Bay» rischen Brauerbunde« ab 12. d. M. eine Senkung der Bierpreis« ein. Danach betragen di« Au«schankpretse pro Liter für Dollbier 40 bzw. 43 Festvfcnnig, für Exvortbier 80 bzw. 84, für Märzenbier 80 Fest» Pfennig; alle» ohne Getränkesteuer. Da» Totenfchtff. Ein englischer Dampfer traf tm Eanal la Manche auf eine Bark«, an deren Bord sich fünf Tote befanden. E» handelt sich um da» Rettungsboot des untergegangenen Londoner Dampfer« »Rosa*. Der Dampfer war im Fanal g«» scheitert. Da« Boot wurde von einem Dampfer au« Cardiff, dessen Kapitän es unweit von Portland traf, nach Southampton geschleppt. Da« Boot schlug iedoK, al» sich der Cardiffer Dampfer näherte, uw, so daß nur zwei Leichen geborgen werden konnten. Ihr Zustand läßt darauf schließen, daß die Verunglückten schrecklichen Leiden ausgesetzt waren. Wahr, scheinlich befanden sie sich längere Feit auf dem Boot, das ohne Ruder und Segel war. Was kostet ein Kuß? Zn Thieago ist einem jungen Arzt in der Praxi« ein tragikomischer Zwischenfall passiert. Der Mann, der sonst ein guter Diagnostiker ist, beging bei der Behandlung einer jungen Krankenschwester einen Fehler: in der An» nahm«, daß ihr ein Kuß wohltun würde, gab er ihr «inen. Nachdem die harmlose Behandlung vorüber war. lief die undankbare Person »um Kadi und ver- klagtr ihren Herrn und Meister auf Schadenersatz. Für welchen Schaden sie den Ersatz eigentlich haben wollte, wurde in der Verhandlung nicht ganz klar; denn wa, ersetzt werden soll, müßte zum mindesten beschädigt sein. Aber die Tatsache, daß der Mann ihr einen Kuß geraubt hatte, wurde nicht bestritten. Er wurde zu 10000 Dollar Schadenersatz verurteilt. Ist Paptsrgetd billig? Die Frage, die hier aus» gvworfen uüä, klingt beinahe wi« Ironie. Ri« zuvor in der Weldgesck» chtt bat ein Land die Papier- gvldfabrlkation in so großem Stil betrieben wie »ähveud de« letzten Iahrstinft» da» Deutsche Reich. Di« Frage, ob Papiergeld billig ist, ist angesichts der beispiellosen Entwertung der Währung durchaus nicht müßig. Wie hoch stellt sich denn nun für den Staat, der sich durch ine Notenprefl« „billiges^ Geld beschafft, di« Herstellung diese« billigen Geldes? Ernst Schultze, der bekannte Leipziger Volkswirtschaft!er und Rektor der Handelshochschule, sucht diese Frage in dem soeben erschienenen crsten Band seiner Untersuchung über da« deutsche Dirt- schaftsschickfal, „Rot und Verschwendung* (bei F. A. Drockhau», Leipzig), zu beantworten. „Billig* kann di« Herstellung de« Papiergeldes höchsten« in einmu Lande mit niedrigen Löhnen oder in einem valutarisch unterlegenen sein. Di« Prvdlcktionskosten dm Papiergelde« steigen von eine« Jahr -um anderen lawinenartig. So gab die deutsch« Reich^bank tm Jahre 1921 für Bank» notenanfertigung 262^. Millionen Mark au», wohlgemerkt nur für di« Schein« von 20, 80,100 und 1000 Mark. Di« schnellst« Ausdehnung der Papier- geldfabrtkatton erfolgte seit dam jähen Sturz der deutschen Mark im IÄl 1922, der einen außrrorSent- ltchen Bedarf an Zahlungsmitteln herbetführte, ein« Entwicklung, die tm dritten und vierten Quartal 1923 schließlich ein giaantische» Ausmaß angenommen hat. Zuletzt gab es in Deutschland kaum noch eine leistungsfähige Akziderz- oder Zeitunasdruckerei, die nicht Tag und Nacht Papiergeld ausspi«. Trotzdem gelang es zeitweilig nicht, die Geldnot zu beheben. Infolge der ungeheuren Entwertung der Mark haben sich die Produktionskosten de» Papiergelde« binnen kurzem so in» Märchenhafte gesteigert, daß diese» Trug» med Schundgeld, ein Sinnbild der Wert» losigkett, jedweden Sinn und Nutzen verloren hat. Schon im Oktober überstieg der Stoffwert der kleinsten Noten ihren Nennwert. Am 10. Ok tober 1923 zahlte der Altpapierhändler für einen Tausendmarkschein 3000 Mark, für den Einmarkschein 28 Mark. Da« Kilogramm Papiergeld wurde schon vor zwei Monaten mit IN Millionen Mark bezahlt. Richt« war also so teuer wir da« Papiergeld. Bodenbefruchtvng durch Radium. Der bekannte chemische Forscher Professor Stokla»ka, Prag, machte erfolgreiche Versuche mit einem Verfahren, durch da» der Bodenertrag um 100 bis 120 Prozent vermehrt wird. Der Gelehrte hatte nämlich entdeckt, daß die Strahlen de« Radiums «inen ganz be deutenden Einfluß auf die rasche Entwicklung der Pflanzen ausllben. In den Boden, der nach dem Verfahren Professor Stoklaska« behandelt werden soll, werden Metallröhren versenkt, die mit radiohalttgen Erzen gefüllt sind. Hierbei werden ziemlrch groß« Ouantiäten von Uranerzen zur Verwendung gelangen. DI« wmeikrönt« Königin »0» Mesopotamien. Miß Gertrud« Bell, eine Engländerin, ist die herrschende und ausschlaggebende Pttsönlichkeit in den politi schen BerAltnissen Mesopotamiens. Ihr« offizielle Stellung in Bagdad gilt zwar nur als die einer Sekretärin bei Sir Percy Tor, aber sie ist eigentlich Minister de» Auswärtigen. Alle Scheich« der Düst«, di« nach Bagdad kommen, holen sich erst ihren Rat, eh« sie den „hohen Kommissar* besuchen, da« kommt daher, daß sie seit langen Jahren schon Syrien und Arabien bereist hat, jeden Stamm nach Raureif Geschichte, Einstelluiw Großbritannien gegen über kennt. Diese Frau soll nicht nur Einfluß auf den neuen König diese» Gebiet», sondern auch auf die angriffslustigen Araberscheichs haben. Et» Kampf mit «t»er Herd« Wildschweine. Vri Dis (Departement de, Drüme) wurde ein Bauer, der abends mit seiner etwa 15 jährigen Tochter nach seiner einsam liegenden Behausung yeimkchrte, plötz lich von einer au« mehr al« 20 Stück bestehenoen Herd« Wildsauen überfallen. Der Dauer, der einen dicken Knüppel trug, setzt« sich verzweifelt zur Wehr, während seine Tochter sich hinter ihn stellte. Durch einen schweren Streich auf den Kops erschlug er den ersten der auf ihn zustürmenden An greifer; al« eia zweite« Wildschwein ferne Tochter zu Boden warf, stieß ihm der Bauer den Knüpoel in den geöffneten Rachen, so daß da» Tier erstickt«. Der Rest der Herde ergriff dann die Flucht. Ich bin starr. Ab« schon korrigiert sie sich: „Rtt»? Stimmt nicht? Aber wie Sie Herrn Glasowsky öhn- lich sehen! Der hat hier nämlich 'nen Photograph«»' stand/ Aha, da» koemnt davon, wen» ma» eiaen bmtte», schwarze» Hut trägt. Der riesig» Festsaal bi»t»t «tu aewchtliche» Mrmi- lienuild. Aue« Ft da. Di» rotkärtert« Kaff«»- decke», öle betulichen, alten Kellner, dte Familien mit den ausgeyackten Abendbrotkdschen, dir Sei«» Vom Schicksal erdrückt Schauspielelub EL^a, 1923. Berli», tm Dezember. . c nrchmtttcw in Berlin v. Weit jenseits de: r Ler deutschen Grammatik. Die Groß« Fror. Iiraße Hot t« winterlichen Dunkel viel von ..20'tionellen Häßlichkeit verloren, lieber jedem ,'tznfreu Hau»tor klebt ein schlecht beleuchtete« Plakat, von dem seltsam ungeschickte, aufreizend« rote, Buchstaben herunterbrüllen, daß heut, Ball ist. Ode» Festvorstellung, oder daß die berühmt« Tän» zerin Dejanirah LemkS wieder mit ihren possierliche» Affe» auftritt. In den kleinen Photographienkästen darunter zeigen mickrige Männer mit durchgezogenem Scheit«! et» krompfige» Komikergesicht und Nein« onduliert« Haustöchter lüpfen verführerisch ein seiden» bestrumpste» Bein au» falschen Spitzendcssou«. Da vor rudelt sich die staunend« Jugend der Gegend, keß im Sonntagsdreß aus Taille geschnürt oder mit ge stärkten Waschkleidern, da« wosser-lattt Haar steif hochgekämmt. Dazwischen viel Kleinbürger, Nutten, hungrig« Beamt«, propre Ladnerinnen, Gesindel nrch au« den vierten und fünften Höfen. An einem solchen Eingang fesselt «in großer An schlag. Der „Schauspielclub Cäsar 1923* verspricht die Aufführung dm Kriminal-Sittenschauspiel, „Vom Schicksal »»drückt*. Dazu Konzert und Tombola. Der Verfasser ist «in Herr G. K» und »» wird versichert, daß „die Aufführung unter Mitwirkung de» Verfasser« gelangt.* Nun, wennfi« s« „gelangt*, da kann »an nicht widerstehen. Als« kokette» Gemüse. Man trinkt bescheiden Bohnen» kaffee oder Hauskaffee oder ein Bier. Und harrt der Dinge, di« da kommen sollen. Eine Anzahl Kinder, teil» Hund« an den Schwänzen ziehend, teil» auf Helle Kleider mit margarinefetten Fingern Muster zeichnend, kriecht zwischen den Tischen umher. An der Bühne sitzen drei alternde Musiker und Hanen alle Viertelstunden mit starken Echingdada auf Klavier, Pauke und Tello ein. Manchmal singen sie mit, um di« Stimmung zu beleben. Lieder von tiefem, volksliedhaftem Gehalt, wie: „Ich hab ein Mädchen — ein kleine» Mädchen — ich hab ein Mädchen — ja Gott sei Dank* Dann singt auch der Saal mit, und mancher Arm preßt sich in lyrischer Aufwallung um die Taille de» kleinen Mädchen» ohne Korsett. Bor einer halben Stunde schon hätte die Vorstellung beginnen sollen. Ab und zu ist auch schon das Licht ausgegangen, «a« der Thor de, Publikum» mit dem Worte Hach! begleitete. Dann ging es wieder an, und da» Publikum sagte Och! Dann kam wieder Musik und schließlich erschien vor dem Dorbang ein kleiner, aufgeregter Herr, der mitteilt«, daß die Sach« jetzt wirklich losging«. Der Verfasser (der übrigen», wie au» einigen Herumliegenden Zetteln hervorgrht der Inhaber einer mit einem Detektiv», Finanz-, und Immobilienbüro verbundenen Au»- dinftei t« Südostrn ist), könne allerding» di« Haupt rolle heute nicht spielen, „indem, daß er vor Auf regung an den Nerven zerrüttet sei,* aber ein Herr Soundso würde die Rolle „genau so bringen, wi« sie der Verfasser gebracht hätte und wie sie gebracht «erd« müßte.' Außerdem dank« man de» Der» gnüguna«verein Soundso für sein Erscheinen, und ma« möge da« Rauchen einstellen, denn wo zöge der Rauch hin, natürlich nach der Bühne. Donnernder Veisall. Daan hebt sich der Vorhang über dem Kriminal- sittenschauspiel. Im Mittelpunkt steht «ine gräfliche Familie ,»n u»d z» Tr«tt«»bur- (da» » ist Ri» Druckfehl«), der durch «inen böse» jüdischen Deldoerlether statt de» st» Afritza verschollenen Saß»»« «in bankerotter Lebe»»»» al» SprSßling und Erbe untergeschoben werden soll. Wir befinden uns in einer piekfeinen Atmosphäre. Di« Hauptpersonen find natürlich «Re adelig, «ad die Hälft« de» Stücke« bestcht au» de» Anreden Herr Groß Herr Barme, kr«tt»g, «tHa 14» 0»»<oU»«r Aus -em Gerichtssaal Si» Separiüsteaproze- »or -e» StOVts-eeichishOf Am Donnerstag begann vor de» Stzaatogerichto- Hof zu» Schutze der Republik die Verhandlung arge« den Grafen Karl Günther von der Schulen burg au» dem Haus« Veste bet Heiligenhaus. Ihm werden Straftaten gegen die ßß 80, 81, 84, 83 des Strafgesetzbuches und di« -K V, 10 und 18 de« Reichs- gesetzt« zu» Schutze der Republik zur Last gtteat. Al» Verteidiger fungiert, Rechtsanwalt Dr. Ewald (Leipzig). Genatsprasident Dr. Schmidt leitete die Verhandlung. Bet« Aeugenaufruf bediente sich dw Zeugin Frau Lina Gottreux der französischen Sprach«. Redakteur Paß legte Briefe des Grafen von der Schulenburg vor, di« er für sehr wichtig hält. Der Vorsitzende stellte dem Zeuge« anheim, die Briefe bei seinem Verhör zur Verlesung zu bringen. Aus der Anklage s.chrift ergibt sich, daß der Angeklagte fortgesetzt Hochverrat begangen haben soll und sich dabei mit einer auswärtigen Regierung in Verbindung gesetzt habe. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft, Landgericht»- rat Flöget, beantragte Ausschluß der Oeffentltchkeit. Zunächst wurde noch in dem Verhör de» Angeklagten fortgefahren. Dieser, 1865 geboren, ist wegen Geistesschwäche entmündigt, betonte aber, daß er sich im Besitze seiner vollen Geisteskraft erachte. Darauf wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft und de» Berteidiger» di« Veffentlichkeit für die Dauer »er Vernehmung des Angeklagten ausgeschlossen, da in der Vernehmung di« perverse Veranlagung de» Angeklagten zur Sprache kommen soll. Nach Wiederherstellung der Oeffentlichkeit wird in dem Verhör de« Angeklagten fortgefahren. Er behauptet, nur seine Ansichten al« Ethnograph verteidigt uist> hochgehalten, nicht aber, sich politisch betätigt zu haben. Er sei der Ansicht, das Deutsch tum sei von den salischen Franken, den Rheinfranken, geschaffen worden. Er sei immer empört gewesen, wenn die Rheinländer über die Achsel angesehen wurden. Es wird dann ein Brief de« Angeklagten an den Redakteur des „Journal de« Döbats* in Pari« ver lesen, aus dem hervorgeht, daß er der Ansicht ist, Schlesien gehör« topographisch und ethnographisch nicht zu Deutschland. Im Osten müsse noch viel mehr Land den Polen und Tschechen »ugeteilt werden. Er will den ursprünglich undeutschen Charakter Schlesien» au» der Geschichte beweisen und folgen daraus, daß e» ein Fehler sei, im Versailler Vertrag nicht ganz Schlesien und vstpommern den Polen zuzuteilen; mindesten« muss« ganz Oberschlesien den Polen abgetreten werden, das von Hau« au« slawisch sei. Im Anschluß an die Verlesung de» Briefe« er klärt der Angeklagte, e» sei s. E- für Deutschland besser, alle» Slawische au» seinem Volkskörper auvzu- scbeiden. Auf die Frage, wie der Angeklagte in die separatistische Bewegung hineingekommen fei, erklärt er, di« Vcstrebunge« zur Loslösung de» Rheinländer von Preußen und zur Selbstverwaltung de« Rhein lande» seien ihm stet» sympathisch gewesen; er will indes dafür gewesen sein, daß da» Rheinland ein Glied de« Deutschen Reiche« bleibe. Er kennt auch Dorten, den er ausgefragt haben will: dieser habe au» dem Rheinland einen deutschen Bundesstaat machen wollen. Später hat der Angeklagte sein« Be» ziehungen zu Dorten abgebrochen, nach seiner Av»- sage aber nicht, wie behauptet wird, aus gekrankter Eitelkeit. Auch Sme «t» hat der Angeklagte „aus gefragt* und später noch Drehungen mit ihm auf recht erhalten, angeblich, um ihn unschädlich-« machen. Smeet» soll einen Rheinstaat, gleichgültig ob inner- oder außerbalb de« Reichsverbande», auf kommunistischer Grundlage planen. Der Angeklagte will stets abgewiegelt haben, wen» e» um die Abtrennung de» Rheinland«» ging. Prä ¬ sident Dr. Schmidt ist im Gegenteil der Ansicht, daß der Angeklagte eher di« Absallbewegung geschürt habe. Es wird dann «in Hetzartikel au« Smeet»' „Rhei nischer Republik', deren. Mitarbeiter der Angeklagte war, verlesen. Di« Beziehungen de« Angeklagte« zu Smeet», dm erü recht innig waren, dann aber mit «ine» Krach endeten, der jedoch nicht auf di« deutsche Gesinnung de« Angeklagten zurückzufühve» ist, werden ausführlich erörtert. E» scheint so, al« ob das Zer würfnis mit Smeet» daher gekommen sei, daß der Angeklagte nicht wi« er beabsichtigte^ di« Füh rung in der separatistischen Bewegung erhalten habe. Der Angeklagte hat an versamumngen teil genommen, in denen auf die Loslösung der Rhein land« von Preußen hingewirkt wurde. Er hat die „Rheinische Freiheitspartei* unabhängig von Smeet» gegründet mrd für diese den Schutz der französischen Regierung erbeten. Ttrard hat ihn aber nicht vor- aelassen. Parteierfahrung hat er von seiner Wirk- samkeit al» Zentrum»d«l«ierter her. Im Anschluß an sein Eintreten für Offenhaltung de« Schwimm, bades in Bonn wird die „Freundschaft* de» An geklagten für Jugendliche gestreift. Im weiteren Verlauf des Verhör» tritt der ethnographische Fimmel de» Angeklagten immer deutlicher hervor. Das Organ der neuen Partei war die wegen Geldmangels nur dreimal erschienen« „Rheinische Zukunft', deren Redakteur der früher« Oberkellner Würger war. In Nummer 1 wird die Schaffung eines freien deutschen Rheinstaate» proklamiert. Den Leitartikel will der Angeklagte nicht gebilligt habe». Er hat nur rin Feuilleton über di« hl. Llotilde(l) verfaßt. — Zn einer Versammlung hat ein Sachs«, uie der An- geklagte angibt, ihn und seine Anhänger „Hoch verräter* genannt. Zn der Erörterung der einzelnen Versammlungen, an denen der Angeklagte teilnahm, wird fortgefahren. Er beteuert, er habe mr etwas andere» gewollt, al» die Gründung eines selbständi gen Bundesstaats im Deutschen Reiche. Eine elegante Diebin Viel Aufsehen erregt die Diebesaffäre der Frau Lydia Dickmann, der Frau eines angeblich holländi schen Großkaufmanns und Tochter einer angeblich russischen Fürstin, die jetzt vor einem Schöffengericht Gr wollte -en Doktor spielen Der Traum seines Lebens war für den Berliner Magistratsbürobeamten Harry Hartmann, dcn „Doktor" zu spielen. Ganz besonders legt« er sich auf das Studium der Sexualpsychologie. Danebc. besuchte er als wilder Hörer die Vorlesungen von Geh. Rat Dumm. Am sich nun auch praktisch zu betätigen, machte er sich an die Frauenwelt der durch ihren eigenartigen Charakter gekennzeichneten Dielen in der Nähe des Stadtbahnhofs Lharlottenburg heran. In der einen Diele in der Mommsenstraße war er mit seiner Frau Stammgast und nannte sich Dr. Heinh. Bald wurde der „Herr Doktor" von den in der Diele verkehrenden Damen in diskreten Fällen um Rai und Hilfe angegangen. Der „Herr Doktor" war mit seinen Ratschlägen auch g«m zur Hand, schrieb eifrig Rezepte aus und bestellte seine Patientinnen auch in sein sexualpsychologi sches Institut, das in der Wohnung de- bul garischen Medizinalstudenten Jacques Koko- schwelt etabliert war. Kokoschweli scheint das Studium nicht allzu eifrig getrieben zu haben, denn er schwärmte die Nächte durch und veranstaltete große Gelage. Einem Kriminalbetriebsassistenten war das Treiben des Dr. Heinh und seines „Assistenten" aufgefallen. Nach einem ausgiebige» Zechgelage, bei dem von Kokoschweli 50 Schnäpse spendiert wurden, entlockte der Beamte den an geheiterten Stammgästen das Eingeständnis, daß sie bei verschiedenen Frauen verbotene Eingriffe vor genommen hätten. Die Folge war, daß das „Sexual- psychologisch« Institut* und die beiden Inhaber des selben hinter Schloß und Riegel gebracht wurden. Die Strafkammer verurteilte Hartmann wegen schwerer Urkundenfälschung durch Ausstellung falscher Rezepte zu 1Z4 Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Drei Monate würden auf die Anter- suchungshaft angerechnet. Die gegen Kokoschweli wegen Beihilfe zuerkannten drei Monate Gefängnis sind durch die erlittene Haft verbüßt. Frau Baroneß usw. E» ist di« Dramatisierung irgendeine» alten Aehnpfennighestes, die eigenartig nur durch da« falsche oder komisch-gestelzte Deutsch wirkt, in dem sie geschrieben ist. Immerhin ist es einmal interessant, zu sehen, wie sich der Dienstmann Schulze 323 da» Leben in feinen Kreisen vorstrllt. Die Darsteller konnten e» denn auch in den Irr gängen eines Dienstbotendeutfch« (in dem ma« etwa statt „ich hab« mir di« Nase geputzt,* sagen würde, „ich habe mir meine Rase mit einem Taschentuch zu säubern erlaubt*) nicht aushalten, und entzogen sich ihm durch erfrischende Seitensprünge. Sitzt z. B. die Schauspielerin, die die ungetreu« Gräfin zu geben hat, in einem Gartenstuhl und winkt sich dämonisch mit einem Lorgnon dcn Privatsekretär heran. Sie ist furchtbar aufgeregt, verliert die dra matische Balance und ruft schließlich: „Alfa io», setzen Sie sich neben mir.* Oder der angeb lich verschollene Sohn ist nach Hause «kommen. Der Vater ist gerade bei der Umänderung oe« Testament«, stellt ihm zwischendurch seine zweite Frau vor und will dann weiter sich mit dem Testament beschäftigen. Da unterbricht ihn der Sohn mit dem klassischen Satz: „Aber lieber Vater, da» ist doch nicht so eilia. Soll ich nicht lieber der werten Frau Mama erst «in« von meinen Erlebnissen zum besten geben?* Später tut er da», aber vorher überfallt ihn noch süße Erinne rung. Er hat da» Schloß im heimatlichen Glänz wiedererkannt. Die Rührung reißt ihn au» dem Text und er stöhnt: „Es ist doch genau so wie da mals, al» ich fortjemacht bin.* Wird e« den Leser wundern, wenn ich ihm er zähle, daß auch «ine spanische Tänzerin vorkommt, di« Della Tarman heißt, und di» unser Verfasser immer di» schön« D«Na nenu«n läßt, so, al« wenn ma» auch saae» könnte, die süß« Bvnundz», oder daß ein Impresario, der auch Spanier ist, aus gerechnet Alfons von Rapp beißt und von sich be hauptet, daß mit jemandem, der „spanisch Blot* in den Ader» hab», nächt P» spaße» sei, oder daß dl» einzig jüdisch« Ruaor» des immer »eit Herr Bankier angrredeten Jacob Levy die ist, daß »r ab uckb.z» Gott der Gerecht» sagt. Bemerkenmomct bleibt nur, daß Reithose» i» Berlin-V. gegenwärtig da» mo dernst« Kuhneukostü» zu sein scheinen. Sogar VÄa Larmau, die Glutäugig«, aber blondlippig schüchtern« Tänzerin trug ß» nnter oft»« Cutaway Während die Musik den Tod de« Grafen Walde- mar von und zu Trottenburg mit schaurigen Wsiscn ahnungsvoll begleitete, floh ich, wie hieß doch das Stück?: vom Schicksal erdrückt! mzx. Wiedererökstuow der Zoologische» Statioa in Neapel. Zu den Opfern de» Weltkrieges zählte auch die einst von dem bekannten Naturforscher Professor Dohrn gegründete, weltberühmte Zoologische Station in Neapel, eine Stätte deutscher Wissenschaft, deren Andenken zugleich verbunden war mit dem an Han» v. Marse», der di« Bibliothek de« welt berühmten Museum« mit seinen Malereien geschmückt hatte, und an den Konrad-Fiedler-Krei», zu dem auch Dohrn und der verstorben« Bildhauer Hilde- brand zählten. Bon 1874 bi« zum Krieg« dauerte hier da» Forfchung»werk, begünstigt von der ita lienischen Regierung. Schon vor dem Krieg« war Anton Dohrn sein Sohn Reinhard (1909) in der Leitung gefolgt, dann kam der Krieg und in dessen Vsrlauf di« Schließung der Zoologischen Station. Nun ist bi« Beschlagnahme aufgehoben und nach einem mehrjährigen höchst verwickelten Rechtsstreite auf dem Woge eine« gütlichen Aus gleich« durch die italienisch« Regierung die Möglich elit geschaffen worden, die Zoologisch« Station als selbständige wissenschaftliche Anstalt unter dem , Schutze und der Oberaufsicht der italienischen Regie- rung «etterzuführen. Dem Verwaltung» rat gehöre» der Bürgermeister von Neapel al« Vorsitzender und Professor Dohrn al» geschäfts führendes Mitglied an. Vie Stadtmühl« vo» vttekelsbihl. Ein» der Perlen alter süddeutscher Städtekunst, Dinkelsbühl, hat vor einiger Zett einen schweren Verlust erlitten, die alt, Stadtmühle vra»ate bi» aus die U»sassung»mcmern nieder. Jetzt besteht erfreu- licherwets« dt» Absicht, den Schad«» zu reparieren. Die Stadtverwaltung und da» baorische Landesamt für Denkmalspflege haben sich zur llebernahm« ein » Teile» der Kosten de« Wi«»»r«»fba»«, bereit erklärt, bi» Stadt wird dafür «in« Holzwertonleih« aufnebmen. Di» Arbeiten haben bereit» begonnen, so daß do» kleine Stadtidyll bald wieder sein alte» Bild darbieten wird, zu dem di« charakteristische Er- scheieumg der groß«» Sdadtmühl» als «vesentlich gehört. i» B Dickm Zeit d mili nun, stähl oder die v< hegan, sdncn, »an, wieder «nem anoefv aufger, stöhlen sofort schmuck der Sc ein E Perlen Brillar weiter, Goldm schöpfte nahm f beobach versteck droschke Schmuc nn Po Tatsach liche T kommer Zett ker in «ir weite i «ertool sie wün Sachver Geistesz geklagte schwach v erstarrt wenn si ihnen zi den Au keinerlei also ein Da» G« Verurrei drei F8! 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