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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231213
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-13
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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5eNr, p.or-netcn givilbernf kommen, and denen die Charge in den Kops gestiegen ist. Sic verordnen nach Laune, Willkür und Veranlagung Einquartierungen, Strafe»», Polizeistunden, und ob die Separatisten in den Aemtern, in denen sie sich festgesetzt haben, -leib«» sollen oder nicht. Denn cs gibt keine einheitliche französische Separatistenpolittk, die Entscheidung Urgt bei den Offizieren und wird von dein Grad ihrer Sympathie für die jeweils in einem Ort sitzenden Separatistenfübrer bestimmt. Nicht weniger wichtig als die Frage des Ver hältnisses zwischen Bevölkerung und Besatzungsmacht ist die des Verhältnisse» zwischen Arbeitern und Unternehmer n. Während des passiven Wider standes hat die Schwerindustrie an der Inflation sehr viel verdiu't. Dieses Geld wurde in Neubauten an gelegt. Es wurde nicht gefördert, aber jahrzehme- ultc Schäden wurden ausgrbessert. Der Rest wurde in Devisen ai grleyt. Dos Argument der Schwer industrie, daß sie Arbeiter entlasten müsse, weil die Produktion unrentabel wäre und finanziert werden müßte, wird von der Arbeiterschaft nicht geglaubt. Zwar kostet die englische Kohle 22 Goldmark — und die deutsche dank der französischen Belastung 32! Aber die Arbeiter meinen, daß die Iirdustric Devisen genug habe, nm ihre i^rentivle Produktion selbst zn finanzieren. Sic sieben auf dem Standpunkt, daß es Pflicht ist, in dieser Zeit das deutsche Element im Ruhrgebiet zu stärken. * Keine englisch-französische Vereinbarung Londou, 12. Dezember. (Eig. Tel.) Di« „Times dementiert kategorisch eine Sensa- tionsmeldung der schwerindustricllcn Telegrase.». Union, die gestern berichtet hatte, kurz vor den Wahlen in England sei zwisck)en der englische»» und französische»» Negierung eins Eini gung über die Ruhr- und Reparation»- krage in dem Sinne erziel» wocdm, daß die Ruhr besetzung in ein einfaches System stuonzicllcr und wirtschaftlicher Kontrolle unter Teilnalvi! Englands abgeändert werden solle. Die „Times' bezeichnet diese Meldung als „eine Berliner Ente' und fügt hinzu: „Wir sind autorisiert wordcn, die Nichtig, leit dieser Meldung aufs nachdrüultchstc zn de nun- tieren. Dos angebliche Abkommen besteht nur in der Phantasie seiner anonymen Leu oster." Oie Rheinlandswährung Zu drn größten Sorgen Deutschlands gehört die Ääh-ungsfrag«. Mit der Renten mark ist eine Beruhigung in das Land eingczogeu, die man kurz vorher noch für unmöglich gehalten hatte. Staat und Wirtschaft habe» wieder fester» Boden unter den Füßen. Das Reich kann darangchen, seine Finanz.» »n Ordnung zu bringen und die Wirtschaft zur kaus- mannischcn Kalkulation zurückkehrcn, während dre Konsumkraft der Bevölkerung durch die Stabilität des Geldes stark zugenommen hat. Es gilt also eines vor allem: die bestehende Wertbestiindiykeit de« Geldes zu sichern und zu erhalten. Die Kräfte, die dagegen ankömpfcn, haben in dem Willen des Staare» und des Volke« ein unüberwindliche« Hindernis ge sunden, und die Versuche der inländische»» Geld- entwertuugshvänen, die Rcntenmork aus ihrer festen Stellung z» Heden, sind kläglich gescheitert. So kann »nun denn auch die Angriffe, die der Direktor der Banqu ede Fran e, wie wir gestern gemeldet haben, gegen die Rentenmark richtet, lediglich so ver stehen, daß stabile Geldverhältnisse in Deutschland den Franzosen schmerzliches Unbehagen verursachen. Mit einem Deutschland, das sich in Geldentwertungs- kämpfen verzehrt, können die Franzosen machen, was sie wollen. Daher die Wut, die sie gegen die Renten mark empfinden und auch noch verbe ßen wüsten, weil sie ihre Zerstörungspläne vor der Welt scheinheilig zu verleugnen gezwungen sind. Die Verärgerung wird noch dadurch gesteigert, daß durch die Stabilität der Devisenkurse der französische Franken im besetzten Gebiet so gestürzt isi, daß man ihn im Straßcnhandel dort billiger bekommen kann als an der Berliner Börse. Es ist leicht begreiflich, daß die Franzosen versuchen werden, mit der Rhcinlandswährung eine Degenbcwcgung zu inszenieren. Die Frage der Rhrinlandswährung bildet in Berlin den Gegenstand von Beratungen. Man kann die Renteumark nicht offiziell ins Rheinland ein- führen. Einmal best-Pt die Gefahr, daß die Franzosen dann die billige Gelegenheit benutzen würden, um ihr Mütchen an ihr zn kühlen, zum anderen ist sie im Rhein lande nicht fundiert, da die Herrschafksgcwalt der Franzose»» dort die Maß nahmen des Reiches sabotieren kann, wenn sic sich in die französischen Pläne nicht cinfügcn lasten. Die Papiermark kommt immer weniger als deutsche» Zahlungsmittel in Frage. Als Teil des D lchen Reiches bedarf das besetzte Gebiet jedoch eines wert- beständigen Zahlungsmittels, llnd so hat man sich zunächst dahin geeinigt, eil» einheitliche», wertbeständiges Notgeld für das besetzte Gebiet zu schaffen, das durch verschiedene Steuern fundiert ist. Ein Notgeld stellt allerdings niemals eine wirkliche Lösung dar. Anderseits aber bestehen Bedenken gegen eine Goldnotenbank für das besetzte Gebiet, dem damit ein währungspolitisches Ueber- gewicht gegeben würde, das von den Franzosen leicht mißbraucht werden könnte. Zumindest wüßten Garantien gegeben sein, daß die rheinische Gold« Notenbank sich ihrer Selbständigkeit begibt, sobald eine Geldnotenbank für das gesamte Reichsgebiet geschaffen wird. Dav sind Schwierigkeiten, die sich kaum überwinden lasten, solang« die Franzosen als Gegenspieler darauf au» sind, Deutschland i:» einem Zustand möglichster Wehrlosigkeit zu halte»». Vielleicht ergibt die Konzession, die die Franzosen in der Reparationekom Mission machen mußten, günstigere Ausblicke. Da auch die Ameri- kaner an den Sachveritändigenausschüsscn teil nehmen, deren einer die Möglichkeit einer Stabili sierung der deutschen Währung zu überprüfe»» hat, so ist es immerhin möglich, daß fruchtbarere Arbeit al» bisher geleistet wird. Jene Ausschüsse werden nicht umhin können, die Frage der Rhelniandswabrung al» eine gesamtdeutsche zu betrachten, die eine Unter' scbeidung zwischen besetztem und »»»»besetztem Gebiet nicht vertragt. Lin derartiger Standpunkt würde den deutschen Währunqssorgen »mstreitig entgegen- kommen und auch die Schwierigkeiten, die heute noch ein« rheinische Goldnotenbank bietet, beseitigen. Die Zwischenlösung durch einheitliches Notgeld durste bis zu diesem Zeitpunkt« ausreichend sein. K3l» 1L. Dezember. (Eig. Tel.) Der sozial!, demokraksche Kölner Relt-stagcabgeorbnete Dr. Meer seid hat in einem Dortrog vor seinen Parteimitgliedern ein« Darstellung der Lay7 gegeben, in die da» Rheinland durch die Unklarheit über die Stellungnahme -er Reichsregierung geraten ist. Meeerfsi- Pest «ine Aenderung der Politik ck« IS. voEmdg» Vorläufig kein freier Devisenmarkt Berit«, 12. Dezember. sStz. Del.) Am AusammexhauM «ti dem stär keren Sl«stebot vo» Devise«, da» r« ei«er Veaknrra der ^schwarze» Devise»2«rse" bis aus ve» amtlichen, wenn nicht unirr de« amtliche« Kurs geführt hat, wird vielfach die Forderung «ach der Kretaade ves Devisenverkehrs erhöbe«. Die zu» stünsiacn Stellen stehe« Viesen Wünsch»« keineswegs ablehnend gegenüber, aber gewisse Hindernisse machen eine sasor * ige Freigabe « « mSglich. SS ge hört vahi« di« Unmüglichkeit, zurzeit Devisenkredite oder Golvkredite zu gewähren, Vie zum Teil auf ven technischen Unvollkommenheiten ver vorläufigen Währungs regulierung, zum Teil auf Vern bisherigen Mangel auslänvischer Anleihen beruhen; Doch steht Vie Freigabe veS Deviferwerkehrs im Vordergrund der derzeitigen finanz politischen SrSrterungen. Oie finanzielle Bedrängnis -es Reiches Stuttgart, 12. Dezember. Der wüutembergische Finanzmwister Dr. Schall machte im Stuttgarter Verein der Demokratischen Partei bemerkenswerte Acugcruugen über die finanzielle Lage Deutschlands. Rach der Stillegung der Noten presse müsse das Reich bis zur Palancierung des Etats mit den 1200 Millionen Rentenmark auskommen, die ihm von den Rentenbank zur Ver fügung gestellt werde»». 550 Millionen davon seien bereits angewiesev, 400 M llionen schon in den ersten 14 Tagen verbraucht, davon 100 Millionen für das besetzte Gebiet. Ohne den schleunigst durchzuführenden gründliche,» Abbau der gesamten staatlichen Der- waltung und dam t des Peamtcnkörpers sei der Zu sammenbruch unserer Finanzwirt, schäft unabwendbar. Der Mln ster schloß jrdoch mit Versicherungen, die über da» Verantwortungs gefühl und den zlelbewußten Willen der leitenden Männer keinen Zweifel ließen und darum geeignet sind, Le», lähmenden Pessimismus zu verscheuchen, der sich etwa brcitmachcn könnte. Berlin, 12. Dezember. (Eig. Tel.) Au den finanziellen Schwierigkeiten de» Reiches äußert sich heut« der offiziell« Pressedienst der Zentrumspartei und macht Mitteilungen, die schon deshalb besonderes Interesse beanspruchen, weil Reichskanzler Dr. Marr der Zcntrumspartei angehört. Die Kor- respondenz erklärt, die Regierung müsse sich jetzt bald darüber klar werden, in welcher Form sie offiziell die Hilfe des Auslandes an rufen wolle. Räch den schlechten Erfahrungen mit der Reparationskommission und der Botschafter! onferen» sei es erklärlich, daß sich innerhalb der Reichsreqierung eine starke Stro- mung für einen Appell an den Völkerbund nach dem Muster Oesterreichs geltend mache. Deutsch- land müsse sich dabei freilich bewußt sein, daß äußer« Hilfe ohne sehr erhebliche Einschränkungen der deut, scheu Souveränität gerade auf finanziel lem Gebiete nicht erhältlich fein werde. Die Erfahrungen, die Oesterreich mit der sogenannten «anierungsaktion des Völker ¬ bundes bereits geuuuht hat und.die eben jetzt durch den großen Streik des Verkehrsflersonals schmerzhaft vermehrt werden, sind wahrhaftig nicht vazu angetan, uns Reichsdeutsche zur Nach- ahnlung des österreichische Hilferufs zu ermun- tern. Uebrigens dürfte ein solcher Appell schon wegen dec Einschränkungen unserer Souveräni tät, Sie er in» Gefolge hätte, keinesfalls einem engen Gremium Vorbehalten bleiben; das deutsche Volk als Ganzes müßte seine Stimine erheben, wenn cs wirklich nur von einer Auslandshilfe dec angedeuteten Art Rettung zu erhoffen hätte! Oie Verteilung -er Rentenm arl Berlin, 12. Dezember. Don der Rentenbank sind bisher Rentenbriefe »roch nicht verausgabt worden; die ersten Stücke werden erst in einigen Tagen ausgefertigt sein. Jetzt werden täglich 100 Millionen Mark Rentenbankscheine fertiggestellt. Die Scheine werden nach best mmten Grundsätzen über das ganze Reich an die Reichsbank, anstalten verteilt. Ehe diese Verteilung nicht ab geschlossen ist, kann der Giroverkehr in Renteumark in der Provinz nicht eröffnet werden. Bayrische Wirtschastsfragen Mü» her», 12. Dezember. (Eig. Tel.) Der stän- dige Ausschuß des Landtages beschäftigte sich gestern mit einer wirtschaftlicben Debatte. Der Demokrat Dirr polemisierte gegen die, die die Rentenmark in der Oeffentlichkeit diskreditieren. Dee Handels- Minister Meine! erklärte, Bayern sei jetzt mit hin- reichenden Beträgen versorgt. Durch Besprechung:»» mit den Banken sei erreicht, daß der Habenzinssatz auf 180 Prozent pro Jahr festgesetzt worden sei und daß Platzscheck, und Konweinzahlungen bereits einen Tag nach Eingang gutgeschrieben würden. Die Banken hatten keinen wucherischen Ge winn. di« Jahresabrechnungen würden -eigen, daß es mit ihrem Verdienst nicht »seit her sei. Die von einer bestimmten Seit« geforderte Beschlagnahme der Devisenbestände der Banken würde nur den Erfolg habe»», daß der Kredit Bayern» zerstört würde. Mit der Prägung der Rentenpfennig« werd« bald begon- nen werden. Ein« Kreditbenachteiligung Bayerns durch den Reichstag, wie der Abgeordnete Rothmeter behauptet habe, sei nicht erfolgt. fest, die seit der Uebernahme der Regierung durch Dr. Marx eingetretcn sei. Er beklagt sich darüber, daß der Wirtschaftsausschuß des Rheinlandes, der »m Einverständnis mit der Reichsregierung geschaffen wurde, keine klar umrifsenen Voll machten erhielt. Allerdings sei erklärt worden, daß di« Vollmachten sich nur auf das wirtschaftliche Ge biet erströckken. Es müßte aber der Reichsrcgierung bekannt sein, daß im besetzten Gebiet alle wirtschaft lichen Fragen auch politische Auswirkungen haben, da Frankreich eben in erster Linie politische Ziele verfolge. Wenn aber, wie es geschehen sei, das Rheinland wirtschaftlich vom Reich im Stich ge- lasse»» werde, so müßte eine Regierung, die so weit gegangen sei, auch den Mut zur Verantwortung frn- den und dem Ausschuß ausreichende Vollmachten in aller Oeffentlichkeit bewilligen. Meerfeld ist der Ansicht, daß unter Dr. Marx insofern ein Umschwung eingetreten sei, als man jetzt beabsichtige, das besetzte Gebiet mit dem »rnbe- setzten Gebiet gleichzustellen und dadurch die poli tische und wirtschaftliche Last von dem Ausschuß weg zunehmen. Es bestehe aber wenig Hoffnung, daß dis Leistungen des Reiches für da« besetzte Gebiet die breiten Masten auch nur vor dem schlimmsten Hunger schützen. Zm übrigen sieht Dr. Mcerfeld angesichts der klaren französischen Pläne die ganze Rheinland- frage sehr pessimistisch an. Er erklärt, Frank- reich ziele mit allem Nachdruck auf die Zersetzung de« Rheingebietcs in mehrere Staaten hin. Die deutsche Politik dürfe um keinen Preis die tausendjährige Zugehörigkeit der Rheinland«! zum Reiche ändern. Vie Reparationsverpflichlungeu gegen Süvflawien Frankfurt a. M., 12. Dezember lEig Tel.) Der deulsch: Geschäftsträger in Belgrad. Lega tionsrat Etsenlohr, überreichte dem Außenmini, sterium eine Note der deutschen Regierung, in der in Erwiderung auf die Antwort der südslawischen Regierung vom 23. November dargelegt wird, daß di« deutsche Regierung in der R-paralionssrage nicht nur nicht die Absicht habe, die Rechte der entschädi- gungvberechtigtcn südslawischen Bürger zu verletzen, sondern auf dem von Südslawien bestellt:« und bereite in Bearbeitung befindlichen Material gerade daraus abzielc, jeder Verletzung dieser Rechte vor- -»beugen. Aus diesem Grunde habe die deutsche Re- gierung die Frist für die Stcllungnahmr der südsla- wischen Besteller in dieser Hinsicht bi« zum 10. Januar nächsten Jahre» verlängert. In der Slote wird der Zuversicht Ausdruck gegebe.., daß die aufgttauchten Mißverständnisse hiermit be hoben sein würden. Ole neueste Srfchü terimg des österreichischen Wirtschaftslebens Vie», 12. Dezember. (Eig. Tel.) Der Streik dauerte Dienstag nachmittag in unvermindertem Um fange an. In einer Massenversammlung -er Be amten wurde der Beschluß gefaßt, der Regierung Seipel in ultimativer Form bekanntzugeben, daß, falls nicht innerhalb von achtundverzig Stunden die gesamten Forderungen der Dundesangcstellten bewilligt seien, der Ausstand auf weitere Derwaltungszweige ausgedehnt wer den solle, »somit offenbar der gefürchtete Eisen- bahnerstreik gemeint ist. Die Radio- stationen des Landes haben sich dem Ausstand an geschlossen- Di« Kraftfahrer der Minister- autos sind gleichfalls in einen Sympathiestreik ge treten und haben nicht nur dem Bundeskanzler Dr. Seipel, sondern auch dem Völkerbunds kommissar Dr. Zimmermann die Führung von Kraftwagen versagt. Die Bundesregierung ver suchte auf verschiedene Weise, mit den Behörden der Länder in Verbindung zu kommen, doch wurden alle ihre geheimen Maßnahmen in kurzer Zeit von den streikenden Angestellten entdeckt und durch- kreuzt. Anderseits konnten die Streikorganisa- tionen das den Aerzten, Rettungsgesell schaften, Feuerwehren usw. gegebene Ver sprechen, ihnen telephonische Verbindungen zu er möglichen, nur in sehr geringem Umfange einläsen. In parlamentarischen Kreisen wird be dauert, daß der Birndeskanzler diesmal in den Ver handlungen sich weniger geschickt gezeigt und dem österreichischen Staatsbudget eine so schwere Be lastung und Schädigung verursacht Hobe. Ls werden auch Vorwürfe gegen den neuernannten General direktor der Bundesbahnen, Günther, erhoben, da er durch die Bewilligung von Wcih- nachtsprämien an die Eisenbahner den Bundes kanzler vor ein Präjudiz gestellt habe. Einige größere Budapester Bank- und Dorfenfirmen habe»» einen Luftverkehr -wischen Wien und Budapest eingerichtet. Die», 12. Dezember. In der gestrigen Sitzung des Nationalrat«» ergriff Bundeskanzler Dr. Sei. pel das Wort zur Besoldung, Novelle, deren sofortige Beratung durch das Parlament er erbat. Seipel erklärte, die Regierung sei bereit, Ao- änderungcn zilzugestchen, jedoch ohn« Wcsent- liche» preiszugeben. Der Bundeskanzler tadelte den Streik eines Teils der Dundesangestellten als «inen Versuch, einen Druck auf die Gesetzgebung auszuüben. Die Regierung, die sich redlich bemühe, zu einem Uebereinkommen zu gelangen, hab« bereit» ver schieden« Zugeständnisse gemacht, doch seien ihr durch da» Sant«rung»«erk Grenze« gezog««. Noch den Erklärungen de» Bundeskanzler» trat der Rattonalrat sofort in die Aussprache ein. Nach deren Abschluß trat der Finanzausschuß zusamar«. Nachträge zum sächsischen Etat Dr««-«, IS. Dezember. Die Regierung hat dem Landtag einen Nachtrag zum Staat »Haus- Haltsgesetz für ISA und Nachträge zum ordent lichen und zu» außerordentlichen Staatshaushalts plan für ISA oorgelegt und dabei um sofortige Ucberwcisung an die Haushaltsausschüsse gebeten. Der Entwurf über einen Nachtrag zum Staatshalts- hatlsgesetz für 1023 erhöht die im Haushaltsgesetz für 1923 festgestellteu Gesamteimrahmen und Aus gaben des ordentlichen Staatshanshaltplans für 1023 um 821 596 Billionen Mark und den zu außer ordentlichen Staats-Wecken ausgesetzten Gesamtbetrag um 833 6 Billionen und bring! einige Abände rungen des Polizeiausglcichrs. Die kur- noch der Verstaatlichung der Polizei einsetzende Veränderung des Geldwertes hat die Unzulänglichkeit des bis- herigen Zahlungsvrrfahrens ergeben. Die Regierung wünscht die vierteljährlichen Vorauszahlungen in monatlichen Teilzahlungen umzuwandeln, die sich aus dem Verbrauch des Vormonars aufbauen. Die im Nachtrag zum ordentlichen Staarshauo- halt aufgenommenen Etaatsbedürfniffe sind nicht er- schöpfend, da sie zu den verschiedenxn Zeiten der dlufstellung der Entwürfe berechnet worden sind, und so der Verschlechterung der Mark nicht voll Rechnung tragen können. Der höher« Bedarf für Besoldung ist zusammengefaßt in Kapitel 110. Für einen Teil der nach dem 31. März 1920 im Staatsdienst angestei'tei» Verwaltung»-, Justiz- und Polizetassistenten (Be- soldungsgruPpc V) wünscht die Regierung die Ge währung der Bezüge der Besoldungsgruppe An sachlichen Veränderungen ergibt der Haushalt der Ueberschüsse bei dem Kapitel Forsten 35,48 Vil - lionen Mehreinnahmen, bei dem Kapitel staatliche Elektrizitötsunternehmungen 6ä Billionei: "Mark, dem Kapitel 20 Abgaben 301836 Billionen Mark, bei dem Kapitel 21 Zuweisungen durch das Reich 8I8 53SZ5 Billionen Mark Mehrein nahmen. Im Haushalt der Zuschüsse sind an besonders hohen Mehrausgaben zu verzeichnen 10 000 Mari für Verzinsung der Staat s schul den, 10 805 Billionen Mark für Wohlfahrts- pfleg« und 800 000 Billionen Mark Rücklagnr, davon 800 000 Billionen für Besoldungen und 200 000 für Mehraufwendungen bei den sächlichen Ausgaben der Staatsverwaltung infolge Preissteigerungen und Lohnerhöhungen. Zm Slachtrag zum außerordentlichen Staatshaus- Haltplan Irrten für 1923 keine allzugrvhen Summen Hinze». Keine Wahlvorschläge verbotener Organisationen Dresde», 12. Dezember. (Eig. Tel.) Das Wehrkreiskommando teilt mit, daß durch di; Verord nungen de« Chefs der Heeresleitung die Organi- sationen und Einrichtungen der Natioualsoziali- stischen Arbeiterpartei, der Deutschvölkischer» Fre:» heitspartei, der Kommunistischen Parier Deutsch- lands, der Allgemeinen Arbeiterunion (einschließlich der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands), der Syndikalistischen Arbeiterföderation und des Bundes internationaler Kriegsopfer verböte» sind. Mit Rücksicht hierauf ist die Aufstellung von W ah hl Vorschlägen dieser Parteien für die sächsischen Gemeindewahhleu uuler- sagt. Bereits eingereichte Wahlvorschläge sind für die Wohlorgane unbeachtlich. Sie sind zuiück- zugcben, neue dürfen nicht ausgenommen werden. Oie Verhaftung -es Regierungslommiffars Miersch Dresden, 12. Dezember. (Eig. Tel.) Die „Meißner Zeitung* beschäftigt sich wüt der Verhaftung de« Regierunqskommissars Miersch durch di: Reichswehr. Beim Regierungskommistar Miersch habe man bei der Hausdurchsuchung nur einen Zett l mit einer Adresse gefunden. Durch Haussuchung bei dieser Adresse habe man Dlateriol gefunden, auf Grund dessen die Verhaftung des Regierung»- kommissars notwendig geworden sei. Man Hobe nämlich die Pläne für die eigentliche Pedentung und Verwendung der Grünen Poizei im Sinne des Ministers Liebmann aufgefundim. L Der in letzter Zeit des öfteren gewarnte Bürger meister von Klingenthal, Dr. Zimm er- mann, der vor kurzem verhaftet, aber dann wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, ist abermals durch einen Oberleutnant der Reichswehr verhaftet worden. * Auf Veranlassung des Ministerium« des Innern ist 86 Arbeitern des Bades Elster gekündigt wor den. Versuche der Badedirektton, die Kündigungen bi« nach Weihnachten aufzuschieben, blieben erfolg- los mit der Begründung, daß es die trostlose Finanz lage des Staate» nicht erlaube. Kleifchhöchstpreise i« Berlin Derlt», 12. Dezember. Die Wucherpolizei griff auf dem heutigen Schlachtviehmarkt in die Preis festsetzung ein. Am letzten Sonnabend hatte« die Schweinefleischpreise um 20 Pffnvig für da» Pfund Lebendgewicht angezogen. Da das nicht oha« Rückwirkung auf den Großhandel blieb, wurd « heut« morgen Höchstpreis« für Schwein«, fletsch, und zwar «in« Mark für da» Pfund im Großhandel festgesetzt. Im übrigen find die Leben»- mittelpreife feit gestern durchgängig unverändert mit Ausnahme -er Eier, für die ma« im Grrßhasdel 12 Mark für da« Schock be»chlM
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