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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-12
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Leit« 4 LlttvcxL, cken 12. veremd« »« im Kampf« zu verharren. Da die dessen lichtest et den Aerzt« feiten» der Regie rung Genüge geschehen, scheint e» notwendig, darauf Oie Situation im Aer-tekoafiiki Pom ilZerband« der Aerzt« Deutschland» wir- uns geschrieben: viach der neuesten geitungsperöfseat- tichung de» Reich»ard«it»minist«rium» muß die Oef- jentlichkeit glauben, daß die Verordnung de» Reichs präsidenten zu der »Verordnung über Krank«nhilft -ei den Krankenkassen' leiten» der Aerzteschast nicht berücksichtigt würde. Eoenso wird dadurch der An schein erweckt, als hätte die Aerzteschast, nachdem «inige Bedenken durch die Regierung beseitigt sind, andere Gründe „wirtschaftlicher' Natur x^fgeschutzt', Hiernach des Glaubens werden könnte, es Lebensnotwendigkeiten der Aerzt« festem 1 , 7 ' 7. , 7. hinzu weisen" daß dies keineswegs zutreffend Ist. Mit ven bisherigen Abänderungen der Verordnung über Krankenhilfe bei den Krankenkassen werden nur d.» OcsfculUchtcit besonders in di« Augen springend« und von dieser als besonders entwürdigend für di« Aerzteschast empfundene Gesichtspunkte gemildert, ein Iweck, dem auch die Veröffentlichungen in der Tagespreise zu dienen scheinen. Diejenigen Punkt« jedoch, zu deren Beurteilung eine besondere Sach kenntnis der Belange der Aerzteschast gehört und deren vernichtende und erniedrigen« Wirkung dem Nichtarzt weniger deutlich ist. sittd von der Abände rung teilweise ungenügend, größtenteils gar nicht berührt und fast in vollem Unifange erhalten ge blieben. Eine Bcrständigung hat die Aerzteschast von vorn herein nicht abgclchnr und tut dies auch jetzt nicht, muß jedoch vor Zurücknahme ihrer getroffenen Maß nahmen die Gewähr haben, daß di« noch bestehenden uncnräglichen Bestimmungen der Verordnungen be seitigt werden, insbesondere daß der Reichsauefchuß, welcher in Zukunft über alle Belange der Aerzte zu entscheiden hat, mit Unparteiischen besetzt ist, zu wel chen die Aerzteschast auch wirklich da» Vertrauen haben kann, daß diese das notwendige Derständni» für die Lebcnsnotwcndigkeiten des ärztlichen Stan des haben und daß die Wiederkehr von Verordnun gen der jetzigen Art unmöglich gemacht wird. E» sind also hiernach Berständigungsmöglichkciten durch aus vorhanden, und es liegt nur an der Regierung, -en Zusammentritt des Rcichsaueschusses und damit «ine Verständigung möglich zu machen. (Lin Rau-ü-erfall Am lO. Dezember, abends gegen 7 Uhr, sind zwei Damen im Alter von 73 und 59 Jahren in der Marschnerstraßc, in der Nähe des Drsmarckdcnkmals, von zwei Strolchen überfallen und beraubt worden. Eine der grauen lmtte von hinten einen Stoß erhalten, wodurch sie zu Boden stürzte und im Gesichr zum Glück nur leichte Verletzungen erlitt. Geraubt wurde eine schwarze, lederne Handtasche, etwa 25:15 Zentimeter groß, enthaltend einen Bund mit 5 Schlüsseln, ein weißes, mit dem Buch staben Z gezeichnetes Taschentuch, ein Regenschirm mit schwarzem, halbseidenem Bezug und gebogenem Driss, ein schwarzer Lamtpompadour mit zwei Schlüsseln, zwei Taschentüchern und einem Klemmer. Nie Beraubten können leider über die Täter nur «ngcven, daß cs zwei jüngere Manner von untersetzter Gestalt waren. Angaben, die zur Gr- mittluna der Räuber führen können, teile man so fort, der Kriminalpolizei mit. i. . Schweres Drandunglück im Bergwerk. Auf den Oclbrück sch ächten bei Hindenburg brach tn der Nacht zum Dienstag aus bisher unbekannten Gründen unter Tage Feuer aus, dem um 1 Uhr nachts eine Explosion folgte. Von den sich in der Näh: befindlichen Bergleuten haben 12 Mann erheb liche Brandwunden davon getragen und wurden ins Krankenhaus gebracht. 5 Bergleute, die «ingcschlossen sind, konnten bis zur Stunde noch nicht geborgen werden. Es ist zweifelhaft, ob sic überhaupt noch ge rettet werden können. Deutsche Kanarienvögel für Amerika. Der Eunard-Dampfcr „Audania", der sich auf der Fahrt nach New Port befindet, führt ein Heer von Sing- vögeln mit sich. Bon tvm Gezwitscher an Bord kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man hört, daß 8000 Kanarienvögel und 2000 exotische Sänger die Ucbcrfahrt in die Neue Welt mitmachen. Zeder Vogel befindet sich in einem licincn Extrakäfig. Drei Personen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, diesen schwimmenden Zoo zu bedienen. Di« Kanarienvögel stammen ausnahmslos au» Deutschs»»-. Geh« imni» volle Mord«. Dor einigen Monaten ist In Berti» der Billetthüadler Brosig offenbar von einem homosexuellen Freund ermordet wor- den, ohne daß es bt»her Gelungen ist, den Mörder -u entdecken. Jetzt verfolgt die Berliner Polizei ein« neu« Spur, die nach Dre » d « n weist, wo vor mehreren Wochen «in Lisenbahnsekrctär ermordet wurde. Di« Ausführung beider Morde stimmt in vielen Punkten überein und man vermutet, daß die Mörder, wenn auch nicht allrich« Personen, so doch Angehörige der gleichen bekannten Kreise wird. St» Opfer der Vörfe»fp«kvlatloa. In Buda- pest hat sich ein 17jähriger Schiller das Leben ge- nommen. Der junge Mann ist der Lohn eines Staatsbahninspektors und besucht« die Sekunda eine» Budapester Gymnasium». Er war zu Hause, al» dir Abendzeitung kam, und sprang nach einem flüchtigen Blick auf den Kurszettel auf und verschwand in seinem Zimmer Wenige Minuten später krachte ein Schuß. Der entsetzte Vater eilte hinzu und konnte seinen Cohn, der sieb eine Kugel in die Schläfe gejagt hatte, nur noch sterbend auf finden. In den Taschen der Kleidung waren fünf Brief«, in denen er seinen Angehörigen mitteilte, daß er große Dörsenengagcments ein- gegangen sei, und daß er wegen enormer Ver- luste gezwungen sei, au» dem Leben zu scheiden. Dl« kaiserlich« Jacht als französischer Der. gnügungsdampfer. Die ehemalige kaiserliche Jacht „Meteor', die im Hafen von Rotterdam unter dem Namen „Aar" liegt, ist nach Frankreich verkauft worden. Das Schiff soll für Vergnügungsreisen in Aussicht genommen sein. Der Trick einer Drillantendiebln. In dem eng- lischen Secbade Bournemouth erschien vor ein paar Tagen in einem vornehmen Hotel eine elegant ge kleidete Dame. Si« war in kürzester Zeit mit den übrigen Gästen eng befreundet. Besonderes Auf sehen erregte sie, wenn sie abends zum Diner mit einem wunderbaren Perlenkollier erschien. Dieser unschätzbare Schmuck wurde von den übrigen Damen gebührend bewundert und beneidet. Eines Tages bot die Besitzerin des wundervollen Schmuckes einer andern Dame an» ihr das Kollier für das Abendessen zu leihen. Di« andere ging auf den Vorschlag ein, um so mehr, al» die Dame zum Scherz vorschlug, man wolle einfach für den Abend den Schmuck tauschen, und sie selbst werde das Brillanten diadem der andern tragen. Als die Damen zum Diner erschienen, wurde der Scherz viel belacht. Während des Essens verschwand die Besitze- rin de» Schmuckes für einen Augenblick. Aber der Augenblick dehnte sich cn»s, und als das Diner vorüber war, stellte man fest, daß die Dame das Hotel verlassen hatte und abqereist war. Als sie bis zum nächsten Morgen nicht zurückkehrte, ließ man die hinterlassene Perlenschnur untersuchen, und nun wurde die Dame, die das Kollier gegen ihr Brillantendiadem eingetauscht hatte, nicht mehr be neidet: denn die Perlen waren falsch, die Schaden freude aber echt. Da» größte Mausoleum der Welt. Es sind in letzter Zeit in Europa zahlreiche Mausoleen gebaut worden, die aber alle an Größe übertroffen werden von dem, da» zurzeit auf dem Fairview-Friedhof in New P o r k errichtet wird. Mit seinen 10 000 Grüften und 5000 Nischen zum Äufstellen der Urnen wird es mit Recht das größte Mausoleum der Welt genannt werden. Heb«' 9000 New Porker Familien, unter ihnen die anges-hensten Namen, haben bereits Privat räume, Privaiabteilungcn und Krypten des Pracht gebäudes angekauft. Die Nachfrage nach Grabstätten ist derart groß, daß in absehbarer Zeit kein Raum mehr zu haben sein wird. -eirat»zwang in der Türket. In der National- Versammlung von Angora wurde ein Gesetzentwurf über die Wiederbevölkerung Kleinasiens eingebracht, der vorschreidt: 1. Jeder türkische Untertan ist ver pflichtet, sich spätestens bis zum 23. Lebensjahr eine Frau -u nehmen. L I«de Familie ist verpflicht.'t, jede» dritte Jahr für einen Kinder- zuwach» zu sorgen. Die Schauspielerin aus der Alterslist«. Die be- rühmte Pariser Schauspielerin Madame Louise Silvain, Mitglied der Lomödie Franyaisc, hat beim Pariser Gerichtshof gegen die genannte Bühn: einen Schadenersatzprozcß in Höhe von 300 0^-0 Franken angestrengt, da sie behauptet, zu Unrecht aus der Reihe der aktiven Mitglieder der ComL-üie Fran^aise Oer Hausgenosse Bon Sruno «. S0r8«l Ich hab: neulich die unliebsame Entdeckung wach.» müßen, daß ich einen neuen Hausgenossen bekommen yabe, der sozusagen al» blinder Passagier auf nu inen. Lebenswagrn mitsäyrt, ohne Uch um »eine „gütige Erlaubnis' zu kümmern: eine Blaus! Mäuse sind nun allerdings aueqrsprochene Kom- »unistcn, und die ineinige machte davon kein« Aus nahme, sondern wartete gar nicht erst auf Abfälle und lebte mit mir ui Gütergemeinschaft, wenn auch In qanz einseitiger Auffassung diese» Begriffes. Denn es fehlte von ihrer Seite jede Gegenleistung, »nd auch ihre „Hinterlassenschaften' sind für mich unbrauchbar. Ich habe einen sehr lebenslustigen Bekannten, der, wie er mir saot. auch mit einer Maus in Gütergemeinschaft lebt: aber da liegen die Dinge doch wesentlich anders. Dennoch ist mir die «eine lieber, da sie ihren eigenen Pelz besitzt »md »on mir so zu Weihnachten keinen erwartet. Eines Tages also bemerkte ich in meiner »Butter' >»d in meinem Brot Grübchen, die nagend« Zweifel «ufkommen ließen, ob sie von mir selbst herftammten, und schließlich erwiesen Funde anderer Art, über deren Natur ich diskret hinwegqehe, daß «ine Mau» die Sorgen ihres Daseins mir aufgebürdet hatte. Schlimm al'er wurde dieser Zustand erst, al» der verborgene Mitesser sich auch eine Wurst anschnitt, die eine liebenswürdige Ueberschätzerin meiner Fedcrfuchsercien im Kreise Prenzlau mir gewidmet hatte. Eie werden es begreiflich finden. Damen und Herren, daß bei Prenzlauer Landleber» wursten jede Gemütlichkeit cmfhört und ich mit Recht über einen vierbeinigen Kommunisten erzürnt fein konnte, der so — in de» Worte» verwegenster Bedeutung — an meinem literarischen Ruhm zehrte. Sin solcher Zustand ist auch juristisch ganz unhaltbar. Denn ich nicht irre, kommt st 42 in Fvape: »Wider- rechtlich« Aneignung einer fremden, bewegliche» Sache, in der Absicht, sie «a behalten.' Bei sehr milder Beurteilung de» Falle« kann man auch von »Mundraub' reden. Es mußte etwa» getan »erden, und — Ganz ü» Gegensatz M uns««« Mttttster» — beschloß ich, nicht nur etwas zu tun. sondern ich tat. E» erwachte zum ersten Male in mir der Iägertrieb. Ich pfiff den ganzen Tag das Iägerlied aus dem „Freischütz', beacht« zunächst aber die fette Prenzlauer in der Röhre eine» sowieso nur noch als Lühlraum dienen- den Ofen» unter und borgte mir «ine Mäusefalle. Nachdem das Mäusetier mehrfach hohnlächclnd die Spcckbrocken vom Häkchen abgespeist hatte, sagte es eines Tag«» Klapp und Schwapp in meiner Speisekammer, und der Verbrecher war gefangen. In seinem Drahtkäfiq. den das Fallgatter mit einem für das Mäuschen sicher furchtbaren Klang verschloß, saß cs, zu Tod« erschreckt, zusammengekaucrt, blickte aus den glänzend schwarzen Aeuglcin ängstlich nm sich, spitzte die Ohren, schnupperte erregt mit dem kleinen Näschen und sein Schnurrbärtchen zitterte nervös auf und ab. Lange habe ich cs betrachtet. Lin niedlicher Kerl eigentlich, mit seinem grauen Samtrock. Zart und winzig. Tin armer, kleiner Schelm: indessen des unzweifelhaften Diebstahl» überführt. Ja — — und nun? — — Anklage, Richterspruch, Stand- geeicht! Und je länger ich meinen Gesänge- nen betrachtet«, um so nachdenklicher, um so un- schlüssiger wurde ich. Zum Teufel nochmal, hatte ich denn überhaupt ein Recht, diese» Mitgeschövf zum Tode zu verurteilen? War sein Leben nicht so heilig — wenn man schon diese» Wort gelten lassen will — wie mein eigene»? Die unglaubliche Ueberheblich- keit de» Menschen den Tieren gegenüber, deren Recht auf Licht und Leben ebensogut oder auch ebensowenig verbrieft ist wie da» unsere: sie alle!» doch wollte sich hier zum Richter aufwerfen. Alter Schwede, sagte ich zu mir, noch immer den kleinen Gefangenen hinter den Gitterstäben aufmerk sam betrachtend, al» du neulich dazu verurteilt warst, Beisitzer eine» Gerichte» einen armen Teufel wegen Felddiebstahl» z» verurteilen, da sagtest du zu dir, daß e» dock» eigentlich «in« mißlich« Sache sei, wenn der Mann mit dem gefüllten Magen den Mann mit dem hungrig«, Magen um eben diesen Hunger nun verdamm« soll, und du wurdest nachher bei deinem Mittagessen da« unbehagliche Gefühl nicht lo», in Konflikt gekomme» « sei» mit deinem rein Person- lichcn Empfind« und deinem Rechtsempfinden. — Hier bist du nun dein eigener Richter. Der Fall liegt ähnlich. Diese» Mäuseti« will lebe» wi« der; ausgeschieden worden -u sein. Sie macht in ihrer Beschwerde Geltend, daß der einmütig gefaßte Br- sckluß de» Komitee», der die berühmte Tragödin auf die Altersliste setzte, die Frucht nner gegen sie ge richteten Intrige sei. Eine Rrihe von jüngeren Schauspielerinnen, die dem Komitee angehören wer- den namentlich aufgeführt, und es wird oers icht, den Nachweis zu erbringen, daß dies« die Entscheidung des Komitee» herbeigeführt hätten, um in oie Lage zu kommen, die bedeutenden Einkünfte der Madame Silvain unter sich selbst zu teilen. Au« de» dullkelste» Verlt». Di« Berliaer Polizei hat eine ausgedehnte Streife unternommen, um einer sehr peinlichen Erscheinung zu Leib« zu gehen. Seit einiger Zeit treiben sich in den Abend- und Nachtstunden jungeDurschen in Mädchen, kleidern an gewissen Stadtpunkten herum, di« i» unverschämter Weise Passanten belästigen. Besonder« sind der Potsdamer und der Anhalter Bahnhof mit ihren dunklen Nebenstraßen, auch die Budapester Straße und der Rand de» Tiergartens sowie tue Gegend um den Bahnhof Friedrichstraße da» Haupt feld dieser Burschen gewesen. Die Polizei hat nun gestern eine Razzia veranstaltet, bei der nicht wen ger als 32 solcher Transvestiten festgenommen worden sind. Sie wurden sämtlich nach dem Polizei- Präsidium gebracht. Der Erkennungsdienst konnte sofort mehrere dieser Burschen als schon lange gesuchte Verbrecher feststcllen. Die Relchsbank nnd der Berliner Dolkswltz. Die populärste aller Berliner Banken ist immer noch die Rcichsbank. Vielleicht nicht so sehr um ihrer archi- tektonischen Schönheit willen, sondern weil sie nach dein berühmten Berliner Volkswitz an der gleich- gültigen Ecke liegt: da ist Niquet, wo „alles Wurst', gegenüber der Konfektion, wo alles „Jacke wie Hose' ist: an der dritten Ecke liegt Treu und Nuglisch („alles Pomade') und schließlich an der vierten di« Rcichsbank selber, in der in saqenhaften Zeiten ein mal „alles gleich galt'. Pseifcusignale der Blind«. Um den Blinden jrd« nur erdenkliche Unterstützung durch ihre Mitmenschen angcdeihen lassen zu können, werden sie in Berlin nicht nur äußerlich durch das rote Emailleschildchen mit weißem Kreuz kenntlich gemacht, sondern auch mit einem kleinen Pfeifchen ausgestattet. Durch einen Pfiff werden sie den Schutzpolizisten, den Passanten, der sich in ihrer Nähe befindet, ja selbst den Wagenlenker auf sich aufmerksam machen. Kosmetika als Krebsursache? Der bekannte Lon- doner Chirurg Sir Lenthal Lheatle will eine bisher nicht beachtete Ursache für di« Entstehung der Krebskrankhcit gefunden haben. Er warnte in einem Vortrag vor dem Gebrauch gewisser Seifen sowie von Puder, Schminke und anderen parfümierten Kos metiken, da sie durch Reizung dn Haut zur Ent stehung von Krebs führen können. Der modernste Lhcscheiduvgsgrund. In der Ge- schichte der Ehe ist zum erstenmal als Ehescheidungs- gründ die Radiomauie aufgetaucht. Was man darunter zu verstehen hat, erfährt man aus der Ge schichte, von der die »Chicago Tribüne' erzählt. Frau Lora Whyte in Minneapolis in den Vereints ten Staaten behauptet, daß ihr Mann seit zwei Jahren von Nadiomanic befallen sei. Dieser Mister Whyte ist ein leidenschaftlicher Liebhaber von radio- telephonischen Anlagen, die i» seinem Hause einge richtet sind. Um mit seinen melt entfernten Freunden sprechen zu können, bleibt er bi» in die sinkend« Nacht wach, und zwingt auch seine Frau zum Ausbleiben. Weiter beklagt sich Frau Whyte darüber, daß ihr Mann den Haushalt aufs äußerste ein schränke und sogar das Kleiderbudget für sie und ihre Kinder so herabgesetzt habe, daß damit nur die allerdringcndsten Bedürfnisse befriedigt werden könnten. Das so ersparte Geld verwende er aus schließlich auf seine Radioapparate. Za, nicht genug damit, daß der Niann «in Nachtwandler unv Geizhals geworden ist, leidet auch seine gurr Erziehung unter der Radioman i«, denn so oft ihm lokale Stationen seine Radioverbindungen mit seinen auswärtigen Freunden stören, beginnt er in orüi- närstcr Weise zu schimpfen. Das alles hat Frau Whyte zu erdulden, und deshalb hat sie di« Sch:i- dungsklage cingercicht; vermutlich besonders wegen der Verminderung ihres Toilettenbudget». Nordpol und Luftschifsahrt. Präsident Loolidge hat eine aus Luftsclstffen und Aeroplanen zusammen- gesetzte Luftflotte zu einem Flug nach dem Nordpol im Lauf« des Jahres 1924 ermächtigt. Aus -em Gerichtssaal Aachttänge -um letzten polenaufstan- Ja Oberschlesien tobt« im Sommer 1922 der Polenausstand. Zn Breslau pulste da» Herz der deutsche» Gegenwehr. Generalfeldmarschall v. Höser hatte di« Selbstschutzverbände unter eine einheitlich Leitung zusammengezogcn. Breslau war sc^usag-:n der Sitz einer O. H. L. im Kleinformat. Dort gab» all« Einrichtungen wi« in einem richtigen Kriege: «in Kriegspressequartier mit einem weitoer-weigcen Nachrichtendienst, Kurier«, auch »Agenten' zur Aus- spähung von Feindgeheimnissen. Liner von diesen war der 22jädrige Kaufmann Antonezyk. Er kommt plötzlich von irgendwo her, rühmt sich seiner Beziehungen zur polnischen Propagandazentrale und wird beim deutschen Nachrichtendienst al» .Agent' eingestellt. Jetzt hatte er sich ror dem Reichs- ««richt wegen Spionage zu verantworten. A. sollte bei den Polen Nachrichten sammeln. Er so» te Li« polnischen Agenten sicher machen, indem er ihnen eigens -urechtgemachtes, also gefälschtes deutsches Mt terial übergab, ü. h. die Polen solten i'in als ihren Spion ansehen, solten nicht» merken. Die Pc len sind nicht blind, erkennen die Fälschungen und A geht ohne „Provision' au». Lr hat schließlich das Malheur, daß die Deutschen ebenfalls die po: ijchen Fälschungen erkennen, und geht auch hier leer aus. Aber er braucht Geld. Er kennt den berücht gten polnischen Propagandahäuptling Minarck persönlich unL verkehrt mit ihm. A. war ein „Gemütsmensch' und diente beiden Teilen. Di« Deutschen habe» ihn elngcksrkert. Minarek aber hat »hm unter dem Decknamen einer höchst ehrenwerten Zndustriefirma in den Kerker Geld für seinen Verteidiger gesandt und ihm für zwei Jahre eine Kaution gesichert. Damit ist zugleich das Gegenteil der Behauptung Les A., er habe den Deutschen mehr al» den Polen ge nützt, genügend erwiesen. A. hat eine Braut gehabt, die heute als Mitange- klagte seine ärgste Feindin ,st und sich auf seine Kosten reiuzuwaschen bemüht. Die Margret ist ein lockeres Ding, das in den schwachen Händen einer betagten Großmutter ein ungebundenes Dasein führte. Sic ist Vermittlerin, sie muß polnische Spione anlocken uud „Beziehungen' aufnehmcn. H ist die Selre- tärin, die in einer kleinen Kammer bei Kerzenlicht dre „Geheimakten' vervielfältigen muß. Wenn sie nrchr will, bekommt sie von ihrem Bräutigam Ohr- feigen. Diese Tätlichkeiten yat sie ihm nicht ver- gissen. Nun die Zeugen: Zunächst «in 22jähriger Kauf mann B., der sich so wie alle übrigen durch eine aus- falende Gedächtnisschwäche auszcichnet. Damals war der junge Mann Leiter einer Nachrichtenstelle; beute ist er als Mitglied jener Rechtsorganisation, d»e die Frankfurter Synagoge in di« Luft sprengen wollte, Untersuchungsgefangener. Nach ihm zwei Leutnants a. D., 25 Jahre. S. war Nachrickten- offizier beim Selbstschutz. M. ebenda Hauptleiter des Nachrichtendienstes. Nach knapp einem Jahre haben sie alles verschwitzt. Sie wifen heute nicht, wann der polnische Ausstand ausbrach, noch wann er endete, noch erinnern sie sich an den Tag des denk- würdigen Sturmes auf den Annaberg, der 300 Tote kostete. Das war der Hauptleiter des so übermäßig groß aufgezogenen deutschen Nachrichtenapparatcs. Und die Sache hat viel, viel Geld gekostet. Gewiß: O. H, L iy miniatur?! -. Aus der Anklagebank sitzen noch zwei Angeklagte, die zur Margret in staatlich-unerlaubten Beziehungen standen. Ader da schließt der Senat die Oeffent- lichkeit au». Natürlich auch die Presse, der man nichi genügend Takt und Verantwortungsgefühl zu- traut. Der Gerichtshof verurteilte Antonezyk wegen versuchten Verrat» militärischer Geheimnisse zu e» kann nicht dafür, baß die Menschen hier Wald und Heide, wo es sonst genügend Nahrung finden würde, mit Häusern bebauten, und daß es nun ge zwungen ist, in diesen Häusern seinen Lebensunter halt zu suchen. Ja. es ist doch aber nun einmal ungeschriebenes Gesetz, daß man die Mäuse fangen soll, um sie vom Leben zum Tode zu bringen, und du wirst einsehen, kleiner, ängstlich schnuppernder Diebsschelm jn deinem weichen Camtpelz, daß du nun, obwohl man dir doch eigentlich da» Recht auf Leben nicht ab streiten kann, dem Henker verfallen bist: denn es ist nun einmal eine Hauptstärke des Menschen, sich Paragraphen zu schaffen und nach Scbema ?, unter möglichst geringer Anwendung von Geist, mit diesen Automaten das Leben zu meistern. Daß auch du, kleiner Graurock, zu unfern „Brüdern im stil len Busch, in Luft und Wasser' gehörst, „ein heilig' Kunstwerk der Natur' bist, mit einem Herzen in der Brust, dos Schmerz und Freude kennt, wer kann darauf Rücksicht nehmen? Mäuse ersäuft „man"! — — Zudem! Mußtest du dich an diese Prenzlauer Landleberwurst vergreifen, die — in Ermangelung eines Lorbcerkranze» — meinem Dichterruhm ge widmet war! Aber plötzlich werd« ich nachdenklich. — Es war dieser Sendung au» dem nährenden Landkreise noch ein Brief beigefügt, und standen in diesem Briefe nicht die Worte: „Was mir so gefällt, da» ist Ihre Liebe zum kleinsten und unscheinbarsten Wesen der Natur, der lebenden wie der toten . . .' Za, demnach würbe ich ja di« fette Prenzlauer überhaupt «ar nicht mehr mit Brot und gutem Ge- wissen verzehren können, wenn ich diese» „kleine Wesen der Natur' da vor mir lieblo» au» Licht und Leben stoße» wollte! Mir blieb al» anständiger Kerl «ur dir Wahl, entweder die Prenzlauer, bi, mir nur die Liebe »u allen diesen Wesen der Natur eingetragen hatte, »urückzusenden, oder di« Mau» laufen zu lassen. — Egoist, der ich bin. entschloß ich mich für da» letzter«, aber au» der Sausmau» ist nun «in« Feldmau, ge- worden; di« Rach« «ine» Städter» an der Landwirt- schatt» . Ein Aufruf der Deutschen Schillersttftuvg. Der Verwaltungsrat der Deutschen Schillerstiftung wendet sich mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit, in dem es heißt: „Wir halten es für unser« unabweisbare Pflicht, wieder und wieder auf die noch immer steigende Not in den Kreisen der deutschen Dichter und Schriftsteller hinzudeuten. E, ist eine brennende Schande, die sich mit Würde und Fort- bestehen der deutschen Kultur nicht verträgt, daß die geistigen Erzeuger der deutschen Schriftwerke in immer zahlreicheren Fällen dem Hunger preis- gegeben sind. Mit Anspannung all ihrer Kräfte und Mittel vermag die Deutsche Schillerstiftung, seit übcr 60 Jahren zum Wohl« bedrängter deutscher Dichte: und deren Hinterbliebenen wirkend, die immer dringenderen Hilferufe ihrer Schutzbefohlenen kaum mit bescheidenster Hilfe zu beantworten. Erneut richtete si« an die öffentlichen Stellen und an alle Freunde der deutschen Literatur im In» und Auslande die eindringliche Bitte, ihr i» ihrem Hilfswert beizustehen. Spenden, die diesem Zweck dienen wollen, nimmt di« Zentralstelle oer Deutschen Scknllerstiftung (Konto: Bank für Thüringen, vorm. B. M. Strupp, Weimar, Post scheckkonto: Erfurt 25778) dankbar entgcge». Di« »Stadt David»' wjedergefuudc». VI« G»a- bungen, die Prof. Macalister auf dem Hügel von Ophel in Jerusalem, der biblischen Dav»d»staot unternimmt, haben jetzt zu wichtigen Ergebnissen geführt. Ls ist ein Feld von etwa 2000 Quadrat meter, eine der Terrassen, in denen bi« Derpabhünge »u dem Kidron-Tal heruntergehen, und bietet dem Auge nicht« von der Erinnerung an cln« große Der- gangenheit. In den oberen Schicht'« wurden bet den Grabungen zunächst Spuren einer byzantinischen und dann einer römischen Straße aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert aufgedcckt. Bei Len tieferen Grabungen ist e» aber nun Moralisier ge lungen, wi« er mitteilt» die »ordliche Stadtmauer dmI « buflt « r mit dem Turm freizulegen. Er ist also bi» zu jener Siedlung vora«drunge.i, die die Iebuftter etwa »m 1000 v. Ehr. befestigt hatten und bi« König Davttz erobert«. Er wandelte bann dies« Feste mit Namen „Millo' in seine eigene Burg um und, wi« es in der Bibel heißt, „wohnt» t» -er Feste und nannte sie die «tadx Davids
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