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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-11
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Besuch Don Vstsitse v. krumm»! Schwerer Strichregen in den japanischen Bergen. Ein junger Deutscher, erst kürzlich non den Bereinig» len Staaten nach Japan hereingeschneit, stampfte durch die dicht hcrniederrieselndc Nässe vorwärts. Am späten Nachmittage erreichte er ein hübsches Ge- birgsdorf. Eigentlich hatte er weiter gewollt, nach einem bekannten Sommerfrischenort, wo einige Freund« seiner harrten. Es hatte aber wenig Sinn, bereits völlig durchweicht, noch fernere zwei Stunden durch Wind und Regen zu marschieren. Da der Fremde ein Gasthaus entdeckte, das ihm einen guten Eindruck machte, blieb er in dem Dorfe. Eine Stunde nach seiner Ankunft hotte er bereits heiß gebadet und zu Abend gegessen, stand, in einen sauberen Hotelkimono gekleidet, an einer der offenen Schiebetüren seines Zimmers und sah in das Tal hinaus, das die wicücrackommene Sonne in gold grünen Glanz und feuchten Stlberschimmcr hüllte. Das mit Schindeln und Steinbelag gedeckte Nachbar haus versperrte ihm etwas die Aussicht. Er konnte jedoch dem putzigen, sauberen Holzhauschen mit sei nem hübschen Blumengarten nicht gram sein. Auf kstr braunen Holzvcranda des Nachbarn entdeckte er plötzlich einen großen Schirm, der oben zum Schutze gegen die tiefstehende Sonne und ihre schrägen, stechenden Strahlen aufgespannt wurde. Ein schlan ke», junges Mädchen darunter. Nachtfchwarzc» Haar, aber dos blaßblaue Kleid hell und licht, eine schöne Blutke, zur Freude der Menschen an die Straße ge» stellt . . . Unbeweglich, sinnend, sah sie in da» abendliche Land hinaus. Trotz aller wiedergekehrten Sonne lag es wie Schwermut über de» jungen Ge sicht». Waren es Sorgen, war es nur die dumpfe Stchmsucht der Jugend, die nun durch die lange S^mrernocht mit ihren Wünschen ins Leere ging?.. Der Fremde blickte sich um. Eine» der Hotel- mlhchen. Mit einem Knix trat es in» Zimmer, murmelte etwa» Unverständliches, breitet« Matten und Decken für da» Nachtlager auf hen Boden. Lächelnd verschwand e» wieder unter verbindlich«! Dorten und Verbeugungen. Die Störung war glücklicherweise nur kur, gewesen. Dl« Nachbarin immer noch da. Und nun, al» ob sie gefühlt, daß ein fremder Blick unbefugt und beobachtend auf ihr ruhe, sah sie plötzlich auf. Ein Auge, dunkel wie die reife Kirsche am Baume ihres Gartens, schaute in das des Fremden. Eine Sekunde nur. Und doch war es dem Gaste, als ob es ihm einen kleinen, nicht un freundlichen Nachbarinnengruß hcrübergesendet hätte, als ob dem Mädchen beim raschen und scheuen Wegwcnden des Gesichtes ein fast unmerkliches Lächeln wie ein Windhauch über das Antlitz ge huscht wäre. Schon vorbei. Alles wieder, wie es nach der Landeczitte wohl sich brav gehörte, unter getaucht unter dem großen Schutzschirm . . . Dafür wieder der Wirt mit hundert Komplimen ten zur Stelle und im Zimmer. Fragt etwas. Just im fatalen Zeitpunkt, wo drüben der Schirm zusam menklappt und die Schlanke im Dunkel des Hauses verschwindet. Dahin und verloren. Nur der Wirt bleibt. Der Gute fragt unentwegt weiter, stagt nun schon zum dritten Male. Was, weiß der Teufel oder ein japanischer Rachegott. Vielleicht, ob der Gast morgen geweckt sein will oder nicht. Wahr scheinlich etwas höchst Gleichgültiges, sicherlich aber etwas ganz Unverständliches. Nur um den nimmer müden Frager endlich los zu sein, nickt ihm der Fremde ein Ja zu, ein Ja, weil es für ihn einerlei ist, ob er Ja oder Nein sagt. Es kann immer ver kehrt gewesen sein. Morgen wird sich das alles schon weisen und enthüllen. Ein Bückling. Fort ist der wißbegierige Gasthofsbesitzer. Auch Blaßblan kommt nicht wieder, Blaßblau bleibt im Abendwind und bleichem Firmament? ver weht. Wer es wohl sein mag? . .. Die flinken Hotel, mädchen könnten sicherlich wunderschön von ihr be richten, könnten vielleicht gar Grüße bestellen. Venn man nur fragen, wenn man nur reden könnte! Ein sam sein, einsam ihr Abend. Und könnte ganz an- der» sei. Da» ist da» Leben!... Line Stunde nach seinem letzten Besuch schon wieder der Wirt. Mit wichtiger Miene und Ge horche. Der Wirt und dann noch etwas anderes. Nein, da» Auge täuscht nicht. Dlaßblou! . . . Sehr befangen und schüchtern. Halb geht ste, bald wird sie vom ermunternden Hamßpatron hereingezogen. Der redet wieder irgendein Kauderwelsch daher, Dlaßblau schaut dazu befangen auf den Boden, ge- ntert sich, die Arme, gräßlich. Rätsel und Frage- -eichen alle beide. —r-* Welichronit Oa< Temperament -er Krau Alle Frauen sind Melancholikerinnen. Wären sie die» nicht, so wäre der Ausspruch, daß sie Nicht» anzuztehen habe, nicht der Ausdruck- der Grundstimmung jeder Frau. Melancholie ist Borwegnahme künftigen Ungemachs. Für die Frau besteht die Welt aus nichts anderem all» au» solch künftigem Unbill. Sie ist mit dem Gegenwärtigen stets unzufrieden, da sie in ihm den Keim zu den kommenden Gefahren erkennt. Alles ist sonderbar furchterregend: zieht sich die Frau an, so sagt sie, daß sie so nicht aufd ic Gasse gehen kann —- sie fürch tet den schclen Blick jedes Passanten, der auf ihr Kleid fallen könne. Da» melancholische Temperament wurde von den Griechen als bejahrter Mann mit schwermütig auf dem Arm gestütztem Kopf, einem Dolch neben sich und umflattert von Fledermäusen, dargestellt. Es ist kein Zweifel, da ßdiese Darstellung eine mangelhafte war: die einzig richtige Allegorie für die Melancholie wäre eine Frau, welche nicht« anzuzichen hat, also etwa die Benusvon Milo. Daß aber alle Frauen sanguinisch sind, ist ebenso richtig. Eben weil sie abergläubisch sind, erwarten sie stets das große Wunder und Wielen in allen Lotterien. Jede Frau ist völlig , überzeugt, daß ir jede neue Mode steht ! und jeder neue Hut, ja nur ein paar neue Handschuhe l sind ihr Anlaß zue rneutem Lebensmut. In der Seele der Frau ist steter Frühling und deswegen ist der Friibling die Geburtsstunde er Iahresmoe. Und da die Mode außerdem außerdem viermal im Jahre wechselt, haben die Frauen viermal im Jahre Früh ling. Und alle Frauen erwarten mit jedem neuen, Kleid das Eintreffen des großen Wunders er Liebe. Es zeugt von einer unerhörten Kurzsichtigkeit, daß die Griechen dar- sanguini-'che Temperament in der Gestalt eines Jünglings verkörpert haben, wo es doch offensichtlich nur entweder melancholische oder aber Jünglinge mit Sch'ebergeschäktcn gibt, gegeben hat und geben wird. Was nicht hindert, daß jede Frau unbedingte LH o l-e r i k e r i n ist. In ihr ist er absolute Zorn, der Dernichtungswille gegen den Feind, und Feind ist alles, wag sich erfrecht, besser und reichhaltiger anaezogen zu sein, al» sieselbst. Sie ist voll heiligen Zornes, wenn ihre natürlichen Wünsche nach ff neuen Kleidern nicht promot erfüllt werden, wenn die Nuance des bei Tag gewählten Stoffes sie abends hoi künstlichem Lichte enttäuscht, aber wer sie im glühendsten und leuch tendsten Zorn sehen will, der besiielx: sie bei der Schneiderprobe, wenn sic einen Fehler im Kostüm entdeckt hat. Die Antike machte den Unsinn, den cholerischen Charakter als zornigen Krieaer, «inen Hohn zur Seite, zu versinnbildlichen. Wäre ich ein Grieche, ich würde das cholerische Tempera ment als Dome bei der Anprobe meißeln, einen ver- nicht-ten Schneider zu ihren Füßen. Keine Frau ist phlegmatisch. (Obwohl Sie erwartet haben, daß ich auch dies noch beweisen werde: nein! ke-nc Frau ist phlegmatisch!) Wäre sie es, so müßte sie durch die Straßen gehen, ohne eine Modeausiaae zu beachten, dürfte nicht wissen, daß es neue Kle-dcr gibt, dü-ftc nie, niemals eine Szene wegen eines neuen Pelzes gemacht haben und machen. Dies aber wäre Unnatur. Mit sicherem Takt babc-n daher die Griechen das Vblegma auch als dicken Mann mit einer SGlafwü^e, eine S-düdkröte zur Sei*e. snmbol'ü^f — di? Gr??, chen irt?n nie! —, obwohl ?s eigentlich genügt hätte, wenn sic den Mann schlechthin, einen Mrnn über- hauvt, für das Phlegma ausgestellt hätten. Ein Temperament für den Mann, drei fü- die rau. Und zwar für jede Frau. Die Frau scheint n nervöser Charakter zu sein. Eva ^I»»ekt Aoch kein Ende -es Aerztekonflikts Die von anderer Seite verbreitete Meldung, der Konflikt zwischen Aerzten und Krankcnkaffen stünde vor einer Lösung, entspricht, wie wir vom Verbände der Aerzte Deutschlands erfahren, n cht den Tat sachen. Das Arbcitsministerium hat noch keinerlei Schritte getan, um mit dem Aerzteverbande zu einer Verständigung zu gelangen. Da indes der Verband die allein berufene Stelle ist, mit der Verhandlungen geführt werden könne», kann eine Beendigung de» Konflikte» nicht i» Frage kommen, solange keine Fühlungnahme de» Arbeitsministerium» mit dem Verbände der Aerzte Deutschlands erfolgt ist. Bo» der Universität Leipzig. Der neuberufene Professor der Musikwissenschaft Dr. phil. Theodor Aroyer, wird Sonnabend, den 18. Dezember, 12 Uhr mittag», im Hörsaal 16 de» Universitäts hauptgebäudes seine öffentliche Antrittsvorlesung über das Thema: «Die neuen Probleme der Musikgeschichte*, obhalten. Oer To- -urch Leuchtgas Ein entsetzliches Unglück spielte ftch im Laus« vcs ronntagnachmittaf,! in Leipzig ab. Das Lischlcretzepaar Heinisch und ver bei rym zu Besuch weilende AlterSpensionür Marwitz wur» den durch aus strömendes GaS getötet. Wir erfahren hierzu folgende Einzelheiten: In der 1. Etage des Hause» Sophienstr. 31 wohnt der etwa 67 Jahre alt« Tischlermeister Alois Heinisch mit seiner zwei Jahre älteren Gattin Ida geb. Mac witz bei seinem verheirateten Sohn. Dieser harte am Sonntag mit seiner Frau die Wohnung verlassen. Bei dem alten Ehcpar weilte der ebenfalls in vcn sechziger Jahren stehende Bruder der Frau, der Aüterspcnsionär Hermann Marwitz aus Leipzig- Thonberg zu Besuch. Als das junge Ehepaar Hci- nisch gegen einhalb zehn Uhr abends nach Hause zurückkehrte, bot sich ihm ein erschütternder Anblick. In der großen Wohnküche, die das Elternpaar Hei nisch inne hatte, lag Frau Ida tot auf dem Sofa. Der Bater Alois saß wie schla fend am Tisch. Der Onkel Marwitz lag schwer röchelnd am Boden. Ein im Zimmer anwesender Schäferhund wand sich in Krämpfen. Lin starker Gasgeruch, der den Heimkehren den bereits im Treppenhaus ausgefallen war, machte sich bemerkbar. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod des alten Lhepares feststcllen. Wieder belebungsversuche, die mitte.» Sauerstoffapparate» an Hermann Marwitz angcstellt wurden, schienen zuerst von Erfolg zu sein. Man brachte ihn nach dem Krankenhau» St. Jakob, wo er im Laufe de» Abends an den Folgen der Vergiftung starb. Wie das Unglück geschehen ist, wird sich wohl nie ganz aufklären -assen. Das Ehepaar Heinisch lebte in geordneten Verhältnissen. Das Einvernehmen zwischen Eltern und Kindern war das denkbar beste. Auch Hermann Marwitz erfreute sich allgemeiner Be liebtheit und lebte frei von wirtschaftlichen Sorgen bei seinen Kindern. Die Vermutung, daß die drei Men Leute freiwillig in den Tod gegangen wären, entbehrt jeder Grundlage. Alle Umstände sprechen für einen Unglücksfall. Der gedeckte Kaffeetisch spricht dafür, daß die drei Verwandten sich einen gemütlichen Nach mittag machen wollten. Bei allem Unglück ist noch ein Glücksfall zu ver zeichnen. In dem gase'fülltcn Raume brannte die Petroleumlampe. Der schlechten Beschaffenheit des Leipziger Gases ist es zu verdanken, daß nicht eine Explosion erfolgte. Eie hätte bei der Menge des ausgeströmten Gases unabsehbare Folgen haben können. Eloer Masseufälschuug tu tschechischen 50-Kronen- Note» ist man in Königstein auf die Spur ge kommen. Seit etwa zwei Jahren scho.» tauchen .» Nordböhmen, besonder» in den Bezirken Aussig, Tctschen, Leitmcritz, Teplitz, Neichenberg und Brünn fortgesetzt falsche 50-Kronen-Noten auf, di« sehr ge schickt nachgemacht waren. Trotz eifriger Nachfor schungen war es nicht möglich, den Fälschern auf die Spur zu kommen. Jetzt sind unter dem Verdachte der Verbreitung dieser Noten das Ehepaar Beutler in Ulgersdorf und Hahme in Bensen, sowie eine An- zahl weiterer Personen verhaftet worden, die auch bereits ein Geständnis abgelegt haben. Danach hat der Lithograph Fährmann in Königstein, der wegen Banderolenfälschung bereits vorbestraft ist, Beutler und Hahme angebotcn, falsche Noten herzustellcn, und zwar in Schandau, wo sich die beiden Männer und Frau Beutler mit Fährmann trafen. Fährmann stellt« zuerst mehrer« tausend Stück 50- Kronen-Noten her, di« er den beide» Männern über gab und wofür er 8000 Tschechokronen al» Anzahlung erhielt. Als in den Tageszeitungen di« Nummern der falschen Noten bekanntgegebea wurden, bestimm ten Deutler und Hahme den Fährmann, neue Falst- fikarc herzustellen, was dieser auch tat. Er steht im Verdacht, auch falsche deutsche Banknoten hergestellt zu haben, und befindet sich inDresdcn in Haft. Autobeslher mit 600 Mark wtoaatsgehalt. In Mannheim wurden sechs untere Bankbeamte, die seit einiger Zeit -um amtlichen Kurse ausländische Zahlungsmittel kauften, um st« in Ludwigshafen zu wesentlich höherem Kurse im Freiverkehr zu ver kaufen, und damit Riesensummen verdient haben, verhaftet. Sie fielen dadurch auf, daß sie trotz ihres Monatsgehalts von 600 Mark an jedem Nachmittag in ihrem eigenen Auto abgeholt wurden. El» deutfcher Dampfer gestrandet. Der Dampfer „Düsseldorf* der Deutsch-Australischen Dampfschiff». Gesellschaft, der erst kürz- lich in Dienst gestellt worden ist, ist bei Ouintcros an der Westküste von Südamerika auf einen Fclsen aufgelaufen. Das Schiff wird als verloren be trachtet. Die Passagiere und die Mannschaft sind in Valparaiso gelandet. Kahr verbietet de» Fasching. Generalstaatskom missar von Kahr beabsichtigt, den Karneval und alle Faschingsveranstaltungen in München und ganz Payern für 1924 verbieten. (München hat seinen Fasching bereits am 8. November in Bürgerbräu- kcller avgehalten.) Auf der „Schwarzen Börse* ausgeraubt. Eine Buchhalterin wollte aus der „Schwarzen Börse" in der Grenadierstraße in Berlin für ihr Unter- nehmen 200 Dollar in Papiermark gegen einen höheren Kurs einwcchseln. Sie ließ sich auf der Straße von einem der Devisenhändler an- sprechen und folgte ihm in oen Flur eines Hauses. Kaum hatte sie ihrem neuen Geschäftsfreunde die Summe gezeigt, als sich schon 20 seiner Kol legen näherten, über sie herste! en, die Dollar raubten und entflohen. Nach einer Jagd durch zahlreiche Straßen gelang es, wenigstens einen der Verbrecher, den Schneider Max Deuter, festzu nehmen. Das verspeiste Kroto-il Exotische Leckerbissen in einem Wiener Gasthof Dor ein paar Wochen tauchte auf den Wiener Märkten ein exotischer Fischhändler auf, der eines Tages auch ein junges und leb haftes Krokodil seinen Kunden zum Kauf an bot. Diese hatten anfangs kein großes Interesse für die neue Ware: denn welcher Koch vermag ein sol ches Tier auch zuzubereiten. Schließlich erstand der Besitzer eines Ringstraßen-Restaurant» das übersee ische Vieh und ließ es als kriechende Re klame in seinen Speisesälen herumwatscheln. Eine Tierfreundin, die sich aus Passion und Naturleiden- schast für den Schönbrunner Zoo interessiert, erfuhr von der Existenz de» Krokodil» und machte die Schönbrunner Tiergartenverwaltung darauf auf- merksam, die schon lange auf der Suche nach einem Krokodil ist, doch die finanziellen.Kosten der An schaffung nicht aufbringen kann. Es bildete sich so gar ein Konsortium opferwilliger Tierfreunde, das den Kaufpreis im Subflriptionsweg aufbringen wollte, um das Tier al« Geschenk nach Schönbrunn zu bringen. Noch ehe diese Verhandlungen ab- geschlossen waren, schlachtete der Restaurateur das Krokodil und ließ es auf alle möglich« pikante Art zubereitcn. Die Stammgäste aßen ein paar Tage lang Krokodilfleisch in allen Variatio nen. Kein Preis war ihnen für den exotischen Leckerbissen zu hoch, und selbst für die Suppe, für «ine allerdings echte Krokodilsuppe, zahlten sie die ganz stattliche Summe von 14 000 Kronen, die auf der Speisekarte verzeichnet war. Das Krokodil ist also in den letzten Tagen den Weg alles Irdischen gegangen. Die Schönbrunner Freunde aber sind traurig und verfluchen die Dar- barei, die ein so seltenes Tier zu Ragout und Suppe verarbeitet hat, wie man es sonst nur mit den im Lande bekannten Tieren zu tun pflegt. Lea 11. v«»«nd« Aus -em Gerichtssaal Oie eigene Iran zum Tode verurteilt Vor dem Kriegsgericht zu Mons hatte sich der belgische Major Spourmont zu verantworten, weil er seine Frau zum Tode verurteilt und das Todes- urteil selbst vollstreckt hatte. Der Major war während des Krieges im Felde gewesen und nach dem Kriege wieder in seine Heimat zurück- gekehrt, wo seine Frau und seine beiden Söhne zurückgeblieben waren. Schon nach kurzer Zeit kam ihm das Gerücht zu Ohren, daß ihn seine Frau in seiner Abwesenheit mit einem andern Manne be trogen habe. Der Major sammelte daraufhin die Beweise für die Schuld seiner Frau und stellte si» dann vor ein F a m i l i e n g e r ich t, da» aus seinen beiden Söhnen bestand, von denen der älteste noch nicht 15 Jahre alt war. Unter der Wucht der Be weise gestand die Frau ihr Vergehen ein. Die bei den Söhne erklärten sic für schuldig, worauf der Vater sie zum Tode verurteilte. Er ließ ihr noch Zeit zu einem letzten Gebet, und dann erschoß er sie in Gegenwart seiner Kinder. Das Kriegsgericht hat den Major freigcsprochen. Die Verlobung bei ver Scheidung Vor der Tür des Zimmers im Wiener Justiz- palast, in dem Ehescheidungen verhandelt werden, standen zwei Paare, die die Lösung ihrer Ehe er warteten, das Ehepaar Pollak und ein anderes. Herr Pollak, dessen Ehe geschieden werden sollte, kokettierte während der Wartezeit mit der anderen Frau, di ' gleichfalls mit ihrem Mann auf die Lösung der Ehe wartete, und als dieser Mann sich entfernte, um das ausgefertigte Urteil mit der ausgesprochenen Scheidung zu holen, machte sich Pollak an die frisst- ycschiedcne Frau heran und vereinbarte fü-- den Nachmittag ein Rendez-vou«. Bei diesem Stelldich ein erzählte er seiner Freundin, daß er eine gute Stellung habe und soviel Vermögen besitze, um sich ein Lebensmittelgeschäft einrichten zu können. Die Frau habe ihm schon auf den ersten Blick gefallen und, da die Scheidung ausgesproechn sei. würde er mit ihr gern cine neue Ehe eingehen. Pollak, der sehr schlecht gekleidet war, erzählte ferner, er hätte sich nur so schlecht angezogen, um bei der Schei- du na besser wegzukommen, er habe noch gute Anzüge zu Hause, hätte nur aus gewissen Grün den kein Geld mitgenommen und ließ sich von seiner neuen Freundin die Zeche bezahlen. Er blieb mit ibr auch mehrere Tage zusammen wobei der Unterhalt Ist ttett 6 Is. verember erscheint Nett 7 Für me/dnsLÜ/üo- Froo-ü/mseü'ig- LrTv? eürs» /esseürckerr, üL-üüüen /nüo//.- unter anderem: Vie Lplnne im d-Ietr von steter / vrelklang 6er lischt von steul sto«nb-yn Svizchcn rvei Toten von ^rtur I^snärberzer Preis 1.20 Lichera 8ie «ich durch reck>trei«i?e stertellunx Ibren stedsrf biachliekerunxen von tickt 2—5 ru Vorruxrpreisen 0^8 I-LSLki 6er neue 1°yp 6er klonarssctuikr Doch was trägt Blaßblau unter dem linken Arme? Ein poliertes schwarze» Holzgcstell. Wie ein kleiner Schemel sieht sich das für den Europäer an, ist aber ganz, ganz etwas anderes, ist nicht für die Füße, ist für den Kopf bestimmt. Dem Fremden hat es be reits gedämmert. Die Japanerin nimmt dieses Ge- stell am Abend zur Hand, wenn ste zur Ruhe geht. Dann legt sic den Nacken i» den runden Einschnitt im Gestelle, damit die Frisur, die kunstvolle und mühsam gefertigte, nicht gar etwa im Schlafe zer drückt und zerstört werde. Nun ist dem Gaste auch klar, was der Wirt vor her so dringlich zu fragen hatte. Er wollte wissen, ob er, der Zugereiste, für den stillen Abend, die lange Nacht, nicht einen freundlichen und angenehmen Be such sich wünsche. Als er bejahenden Bescheid be kommen, hat der Wackere der Einfachheit halber gleich seine nächste Nachbarin, zu der er jenen G st wohlgefällig hinüberblicken sah, beigebracht. Dieser treffliche und unvergleichliche Wirt verdiente ent schieden einen hohen Halsorden. . . . Und Blaßblau ist mitgegangenü Sehr zögernd wohl. Harter Gewissensknmpf einer ganzen Stunde. Aber schließlich doch. Und warum mitgegangen? Hat er, der Fremde, ihr von weiter Sicht her ge fallen? Oder ist sie in Sorge und Not für sich, für Eltern oder Geschwister? Erhofft sie sich irgend welche Hilfe von ihm? . . . Wer, wer kann da» alles beantworten in diesem Land«, von dessen Sprache man kein Wort versteht? .. . Aber jedenfalls ist Dlaßblau nun einmal da, und auch, w-'e ihr Kopfg'stell besagt, bereit, zu bleiben und hier die Nacht zu verbringen. Das ist da einzig Sichere in der Flucht und Frage der Lrschei- nmnwn. Der Wirt hat sich bereits leise und diskret empfohlen. Man ist endlich allein. . . . Wenn er nun wenigsten» ihren Namen, nicht» dl« ihren blanken Namen wüßte! .... .Fraulein Namenlos,* sagt er endlich, nimmt ihr das Hotz- gestell ab und setzt e» neben da, Nachtlager hin. „Komm!* er führt ste an der Hand zur offenstehenden Türe, setzt sich, da e» keinen Stuhl gibt, auf den Boden, zieht sie zu sich herab, beutet in da» Tal hinaus, wo dem Bach entlang der Nebel dicht «mvor- steigt, wo leicht», fließende Gestalten i» weißen Schleiern um di« schwarzen Föhren weben und schwe be». .Schön, nicht?* ... Da Schelt ste ein wenig und nickt, nickt ganz ernsthaft. Sie hat ihn ver standen. Er nimmt ihre schmale Hand in seine, streichelt sie und schaut dabei, ohne weiter zu reden, in die fallende Nacht hinaus. Nach einer Weile beginnt plötzlich Fräulein Namenlos zu sprechen, erzählt mit einer Hellen, klaren Stimme nun wohl von ihrem schönen, grünen Tal, von Eltern und Brüdern, vom Häuschen und vom Garten, den Vögeln und Blumen darin. Auch von ihren kleinen und großen Sorg n. Der neue, plötzliche Freund tut so, als ob er alles begaffen. Jetzt meldet auch er sich zum Worte. Und nun ist sie es, die ganz im Bilde zu fein scheint. Und sind doch alles nur Worte, die, gegenseitig unent rätselt, aneinander vorbei in die Weite flattern. Aber Klang findet sich zu Klang, sogt beiden nur Gutes. Die laue Sommernacht lost die Scheu des M d- chens, weich schmiegt es sich in den Arm des fremden Mannes. Zikaden singen im breiten Ahornbamr.e neben dem Hause . . . Die ungebildete Elisabeth. Eine eigenartige historische Urkund« kam in London zur Versteigerung: ein Rech nun asbuch der Prinzessin, späte- ren Königin Elisabeth über ihre Haushaltungs ausgaben während ihres Aufenthaltes tn Hatfield vom 1. Oktober 1831 bis 30. September 1852. Ls sind 26 Pergamentblätter, jede« von Elisabeth ge zeichnet und von ihrem Kämmerer, Sir Walter Duckler, gegengrzeichnet. Zwei Eigenschaften ihre» Charakters zeigen sich in diesem Ausgabenbuch aufs stärkste: ihre fehlende Neigung für die Literatur auf der einen Seite, tk« Leiden schaft für Toiletten auf der anderen. Bucher hat sie in diesem ganzen Jahre nur zweimal ihrer Bibliothek etngefüat, dabei war das eine ein Ge schenk. Dagegen find die Ausgaben für Kleidung büchst stattlich, besonder» auffällig bei einer Frau, Vie sich auf jeder Seite als außerordentlich sparsam erweist. Daß sie so gor kein Interesse für Buchkänfe -eigt, zu einer Zeit, wo der eng lisch« Buch verlag in starkem Aufstieg war, stimmt recht wenig zu dem Bilde, da« später di« großen Schrift steller de» Elisabethanischen Zeitalter«, voran Eh^ke- speovr, von ihrer Königs» durch Dort und Schrift verbreitet habe». non der in eine den wo! ab und Koffer 1 zum Te richtige erschien, Frau de ermittel zehn M Ein zeit h Z mw nomn die ar du nt sorge» lür st So und sr --- ein Die K' eie Landger oerhand! der weg unter N Signale morgens in den ' den auß Seit.gkei zwei Ja sichrer 2 an, daß lässigkeit spätung durch du nllerd Vorzüge- I hr uu litt Anv Leipzi- gesehoj Let-zß alle B Eioe § werden gebeten: Not in fu der»? — hören — r aus tiefste rung, aus Hungerndei Ihr fehlen dige Beder Art ste ar Nein! Zh! begeistert > ein Opfer, tag, der fahrt, froh in anstren von Har sammeln: um wirksai gebt mir E — nicht un kung in F Beethovens! mittag um Führer) zu portal des Kinder 51. Volkssc jeden M Merkel unk -rot. 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