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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-09
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Satto , »»> - — 'S» —»» «»M — - » ->» setzt die von den beiden Vertragsparteien einander zu liefernden Nachweise und Unterlagen über Per sonal, Material und Bahnanlagen fest. Di« deutsche Reichsbahn wird di« im besetzten Gebiet gelegenen Lokomotto- und Wag«'» werkstätte» Dortmund und Limburg, sowie die Welche», werkstätte in Limburg betreiben. Auf Verlangen der Regie wird ihr die Hälfte der Arbeiten der letzt genannten Werkstätte Vorbehalten werden zu Be- dingungen, die in gegenseitigem Einvernehmen fest- gelegt werden. Die deutsche Verwaltung wird in Mainz einen Vertreter haben, der die Verbindung zwischen ihr und der Regle aufrechterh^lt. Einen weiteren Ver treter wird sie in Essen haben. Die Niederlage Baldwins Loudon, 8. Dezember. (Erg. Tel.) Die Wahl- ergebnrhe, die bis heute vormittag ftststanden, find folgende: Konservative 2S4, Arbeiter- parteiler 1S2, Liberal« 14», Unao- hängige 7 Die Verteilung der noch ausstehenden 13 Mandate, die die Vertretung der Univernt.ren und einiger schottischen Inseln umfassen, wird in der nächsten Woche bekanntgegeden. Die Konservativen haben V1 Sitze verloren, die Arbeiterpartei yat 48 und die Liberalen haben 41 gewonnen. Ab gegeben wurden für die Konservativen 8 417 OOS, sür dir Arbeiterpartei 4 178 000, für die Liberalen 4,255 000 und für die Unabhängigen 97 000, zu sammen 14 246 000 Stimmen, bei einer eingerrageneu Wählerschaft von 21313 000 Köpfen. Bei den vor- letzten Wahlen, im November 1922, wurden bet e.ner Wählerschaft von 20 263 000 Person», 13 647 000 Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung ist also von 70 Prozent auf 66 l4 Prozent zurückgcgangen. Zn London war di« Beteiligung am schwächsten. Zn zahlreichen Wahlkreisen ist sie fast um die Hätste der eingetragenen Wähler zurückgegangen. Fast alle Vertrauensmänner de» ehemaligen Premierminister», die im Uncerhause fasten, sind durch Asquith-Libe rale oder Arbeiterparteiler ersetzt woroen. Der Mißerfolg der Lloyd-George-Lide- ralen dürste einen erheb! chcn Einfluß auf d,r politischen Entscheidungen der nächsten Wochen aus- üben. Am Niontag wird da» Kabinett zusam- mcntretcn. In konservativen Kreisen nimmt man allgemein an, daß nach der Ablehnung des Schutz- so^programms Baldwin seine Stellung al» Ministerpräsident und al» Führer der konservativen Partei im Unterhaus« ni e d e r l e.g e n Im liberalen Lager ist man bitter darüber entrauscht, daß es nicht gelungen ist, die Arbeiter- Partei innerhalb der Opposit on auf den zweiten Platz zu verwelsen. D.e persönliche Niederlage der gesamten Anhänger Lloyd Georges würde es ermöglichen, daß aus der Asquith-Grupp« Lord Grey oder Asquith selber Premierminister würde, falls sich die konservative Partei entschließen sollte, unter Verzicht aus das Amt des Premier- Ministers auf kur'« Zeit wieder eine Koalition nut den Liberalen einzugehen. Eine solche Koalition würde übrigens auch unter der Führung Bal» spur», Derbys oder Austen Chamber lains möglich sein. Vorläufig stehen nur zwei Tatsachen fest: Die beiden Persönlichkeiten, die in diesem Wahlkampf am stärksten exponiert gewesen sind, kommen nach ihren persönlichen Mißerfolgen für di« Führung eine» Koalitionskabinetts oder einer Arbeitsgeme n- schäft nicht in Frage. Baldwin, der Protektio nist, ist für die liberalen Freihändler unannehmbar, und Lloyd George kommt sowohl für den rechten Flügel der Konservativen als auch für die Arbeiterpartei nicht in Frage. pariser Beklemmungen Frankfurt a. A., 8. Dezember. (Eig. T «l.) Die schwere Niederlage der englischen Konservativen hat in Pari», wie die „Frankfurter Zeitung* meldet, starke Beklem- mung erzeugt. Die Genugtuung über den Fall de» Schutzzollprogramm«, zu der Frankreich mtt seiner Ausfuhr in Höhe von nahezu 5 Milliarden allen An laß hätte, wird völlig in den Hintergrund gedrängt durch di« Besorgnis vor den außenpolitischen Konsequenzen, di« der Sieg der Liberalen und der Arbeiterpartei unvermeidlich macht. Der Gedanke an di« Möglichkeit eines neuen Kabinett» Lloyd George lastet, wenn auch nur vereinzelt ausgesprochen, gleich einem Albdruck auf jeder Zeile der Kommentare, di« die Abendblätter dem für di« europäische Politik so bedeutsamen Ereignis widmen. Man fürchtet, daß den Nachfolgern der Regierung Baldwins keine andere Dahl bleiben werde, al» in der Rückkehr zu jener traditionellen Politik de» po- litischen und wirtschaftlichen Gleichgewichts der europäischen Kräft«vocteilung das Heil England» zu suchen. Ueber die Rückwirkungen, die ein« solch« Neuorientierung der englischen Politik auf die Ein- stellung zu der Politik Frankreichs am Rhein und an der Ruhr haben müßte, darüber sind selbst in Pari» keinerlei Illusionen möglich. Kleine politische Nachrichten Da» Erscheinen de» „Miesbacher An zeigers* wurde wegen der Artikel „Um die Staatsführung* und „An die Ministermacher* auf drei Tage verboten. * Wegen der Veröffentlichungen aus den russi sche.» Geheimarchiven, di« in der „Hu- manit<* in der letzten Zeit vorgenommen wurden und auf Grund deren die „Humanitö* den „Matin* der Bestechlichkeit bezichtigt hatte, hat der ,Matin* ein« Schadenersatzklage über 5000 Franc» gegen dl« „Humanitt* angestrengt. Wei »ar, 7. Dezember. (Gig. Tel.) Ober- regierungsvat Dr. Neubauer, der dem thüringi schen sozialistisch-kommimisttschen Staatsmtntstrriual während der Zeit seine» Bestehen« al» Staatsrat im Innenministerium angehörte, sollte nach Preffrmlt- teilungen einen Urlaub angetreten haben oder aus- gerissen sein, nachdem bet einer Haussuchung durch Mitglieder der Reichswehr in seiner Woh nung ein bi» in alle Einzelheiten ausgearbeitrter Plan zum U«der fall auf di« mtt Thüriu- äerLandeepollzel b«l»gt« V»i»ar«r Kas»r»e beschlagnahmt worden »ar. Diese, Ge rücht bestätigt sich aber nicht. Tatsache ist vielmehr, daß gegen Neubauer et» förmliche, Dis)lplstun- verfahren «inaeleitet und fein« vorltzust-e Amt», enth-bnng verfügt worden ist. Der sächsische Beamienabbau Dresden, 8. Dezember. (Gig. Tel.) De» Land- tag ist im Wortlaut da» Personal.Abba», g«setz der sächsischen Regierung zugegangen. Wir entnehmen au» der Gesetzesvorlage im folgenden im Auszug die wichtigsten Ätze: Beamte und Beamten- anwarter dürfen bi»zum31. Mär- 1927 inde » Staatsdienst nicht mehr eingestellt werden. Anwärter, die durch Ableistung eine» vor geschriebenen Borbereitunqsd enste» die Befähigung für einen außerhalb des Staatsdienstes liegenden Beruf erwerben wollen, dürfen auch weiter in d:n Staatsdienst eingestellt werden; Unterhaltungs zuschüsse können aber nur dann gewährt werden, wenn durch ihre Tätigkeit andere Arbeitskräfte er spart werden. Don der Gesamtzahl der am 1. Oktober 1923 im Staatsdienst befindlichen Beamten müssen 25 v. H. ausschciden, und zwar 5 v. H. der Gesamtzahl vor dem 1. Februar 1924, weitere 8 v. H. der Ge samtzahl vor dem 1. Niärz 1924, weitere 8 v. H. vor dem 1. April 1924. Die infolge Ausscheidens von Beamten freiwerdcnden planmäßigen Stellen sollen ntcht w eder besetzt werden, ebenso dürfen b s zum 1. April 1024 keine weiteren Beför derungen vorgenommen werden. Staatsbeamte, die da» 58. Lebensiahr voll endet und eine ruhegehaltsfähige Dienstzeit von wenigsten» 10 Jahren zurückgelegt habcrz, können auf tt-ren An rag durch das zuständige ichne Nachweis der Dienstunfähigkeit unter B^willi- gung des gesetzlichen Ruhegehaltes in den Ruhe stand versetzt werden, sofern ihr Ausscheiden im Interesse der Verringerung be» Deamtenkörper» ihrer Verwaltung liegt. Unwiderruflich oder unkündbar angestellte Staatsbeamte, mit Ausnahme der Richter bei dem Oberlandes- gericht, den Landgerichten und den Amtsgerichten, sowie der Mitglieder des Oberverwaltungsgerichtes und de» Staatsrechnungshofes, können mit Gcwi h- rung de» gesetzlichen Wartegeldes einstweilen in den Ruhestand versetzt urvden. Beider Auswahl der in den einstweiligen Ruhestand zu versetzenden Beamten ist der Wert ihrer dienstlichen Leistungen für die Verwaltung ent sch ei- dend. Sind beide Teile eines Ehepaares Beamte, so hat unbedingt ein Teil auszu- scheiden, und zwar in der Regel die Fra u. Die Auswahl der in den einstweiligen Ruhestand zu ver setzenden Beamten darf nach dem Gesetze durch ihre politische, konfessionell« oder gewerkschaftliche Be tätigung und durch ihre Zugehörigkeit oder Nicht zugehörigkeit zu einer politischen Partei oder zu einem politischen, konfessionellen oder Derufsvere'.n nicht beeinflußt werben. Nuheqehaltsberecht'gie Beamte, die auf Grund dieses Gesetzes in den Ruhe stand versetzt werden, sind auf ihren Antrag auch ohne den Nachweis der Dienstunfiihiqkeit unter Be willigung de« gesetzlichen Ruhegehaltes in den dauernden Ruhestand zu versetzen. Vie Beamtengehälter Die finanziell« Rot des Reiches ist groß. Dis zum 18. November konnte es sich jederzeit Geld ver schaffen, indem es Schatzwechsel bei der Reichsbank disiont erte. Heute ist dieser Weg verschlossen. Mit 900 Billionen Rentenmari muß es zwe. Jahre aus kommen. und einen erheblichen Teil de» Kredit» bat es bereit» in Anspriuh genommen. Die Notwendig keit, die Einnahmen zu erhöhen, ist unabweisbar, aber noch dringender ist es, itze Ausgaben zu ver mindern. Aeutzerste Sparsamkeit ist die immer wiederkehrende Forderung, wenn di« Sanierung ge lingen soll. Deshalb ist man daran gegangen, den Beamtenapparat in einem Maße abzubauen, da» durchaus nicht ganz unbedenklich und led glich von dem Le tmotiv beherrscht ist, von zwei Ueveln da» kleinere zu wählen. Di« gleichen Gedankengänge liegen den Beamtengrhältern zugrunde, wie st« jetzt neu festgesetzt wurden. Man hat hierbei zunächst zu beachten, daß es sich um «'ne Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber, de» Staat«, und den Arbeit- nehmern. den Beamten, handelt, und wird ohne w» tere, anerkennen müssen, daß die Beamten in owitqeh-ndem Maße d«r Lage der Staatsfinanzen Veckmung getragen haben. Für di« Frag«, i» welcher W«U« di« Gehälter festzusetzen feien, war außer der Notlage der Staatsfinanzen und abgesehen von den Pensionen mb der Verpstequngsmöglichkeit durch Beamten-Konsumvereivr zu berücksscktigen, daß die Warenpre s« sich tn rückläufiger Bewegung befinden ,-ud nn-n t'? GrhMrr rh'r rl<- zu Staatsbeamten, deren Dienstverhältnis wider ruflich oder kündbar ist, ebenso n" plan mäßigen Beamten im Vorbereitungsdienst sowie wissensck' ktl kbeg Assistenten bei den Heimschulen kann eine Abfindungssumme gewährt werden, wenn sie infolge Derringung des Beamtenkörpers ausscheiden müssen. Gleiche» gilt von den Be amten, die ihr Au»scheiden aus dem Staatsdienste innerhalb 6 Monaten seit Inkrafttreten dieses Ge- setze» beantragen, sofern ihr Ausscheiden zur Ver ringerung des Biurmtenkörpers von Dem vorgesetzten Ministerium genehmigt wird. Als Abfindungssumme erhält ein unwiderruflich oder unkündbar ange- stellter Beamter, wenn er sich im zweiten und dritten Dienstjahre befindet, das einfache, im vie.tcn m d fünften Dienstjhre das zweifache, im sechsten und siebenten das dreifache, im 8. und 9. das vie.fack«, im IC da» fünffache, im 11. das sechsfache, im 12. und 13. da» siebenfache, im 14. und den weiteren Dienstjahren das achtfache des letzten Monats einkommens unter Zugrundelegung der am letzten Tage des Dienstjahres ihm znstchenden Bezüge. Staatsbeamte, die auf Grund des Gesetzes aus scheiden, können Zuschüsse zu be« Nrnzngskoftcn nach Maßgabe der von den Ministerien des Innern und der Finanzen zu erlassenden Grundsätze ^cwahrt werden, sofern der Umzug bi» zum Ablaufe von 18 Monaten seit dem Ausscheiden ousge- führt wird. Das Gesetz findet sinngemäße Anwen dung ebenso für die Lehrer an öffentlichen Volksschulen, Fortbildungs-, Berufsschulen, Taub stummenanstalten und an allen staatl.chcn höheren Unterrichtsanstalten wie auch für die Brannen der Universität und für die Professoren an der Univer sität Die Bestimmung über die Vertei lung der auszuscheidenden Lehrer aus di« einzelnen Schulgattungen, Lehrergruppen und Schulen trifft das zuständige Ministerium Die Abfindung»- und Umzugskosten trägt der Staat. Dre im Gemeindendienst auszuscheidende Zahl von Beamten und Lehrern wird für das ganze Land durch das Ministerium des Innern im Einvernehmen mit dem Ministerium für Volksbildung und dem Wirtschaftsministerium er- mittelt und festgestellt. Hierbei bleiben die Beamten in denjenigen Gemeinden außer Betracht, in denen am 1. Oktober 1023 nicht mehr als drei Beamte vorhanden waren. Die Verteilung der ansznscheidendeu Veamten auf die einzelnen Gruppen, Laufbahnen und Dienst zweige sowie die Auswahl der auszuscheidenden Be- amten selbst liegt der Anstellungsbehörde ob. Bei der Verteilung und Auswahl ist darauf Be dacht zu nehmen, daß der organische Aufbau des Deamtenkörper» erhalten bleibt. hoch festsetzen mußte. Gleichwohl scheinen die Der- tr-gsparteren doch etwa« zu tief gegangen zu sein. Fünfzig Prozent der Dorkriegsgehälter sind, wenn man die höheren Waren-Weltmarktprets« »n Betracht zieht, kaum mehr al» bestenfalls 38 Prozent des Friedcn^-Realeinkommen», und dies dürfte denn doch so niedrig gegriffen sein, daß eine alsbaldige Er höhung der Beamtengehälter durchaus nicht unmög- l ch erscheint Insbesondere die Gehälter der Unter beamten sind derartig niedrig, daß sie das Existenz minimum zumindest hart streifen. Wegen der mög lichen Rllckw rkung auf die Tendenz der Devisenkurse ist e ne Neufestsetzung der Beamtengehälter in kurzer Zeit jedoch keineswegs erwünscht. Aber nicht nur die Einkommen der niederen Beamten, sondern auch die „hohen* Deamtengehaltrr geben Anlaß zum Kopfschütteln. Da» Einkommen eine» Botschafters muß mtt 7000 Mark jährlich al» lächerlich gering erscheinen. Ein derartige» Gehalt war vielleicht in der monarchi schen Zeit möglich, wo für solche Posten nur Per sonen in Betracht kamen, die über aenüoend Privat- einküuste verfügten, um auf ein staatliche» Gehait nicht angewiesen zu sein. Ja der demokratischen Republik aber, und zumal in der Lage, in der sich Deutschland befindet, sollten stck gerade zu derartigen Posten bi« fähigsten Köpfe dränge«. Diese aber werden vielfach darauf angewlese« sei« wirklich mm ihrem Gehalt zu leben, u»d daher wohl oder Übel darauf Verzicht«, müssen, so mangelhaft bezahlt» Reich»ämter anzurmhmeru Oder sollten zu dem Vot- schaftergchalt ebenso wie zn dem gleichfalls völlig «n» Eirckvinn:?., nist'r„ m'd ! U«mß»g, 6« A. vmmmdar ... - — - Reichskanzler, überall Zuschlag« hinzukommen, bk eine tatsächliche Vervielfachung bedeuten? Dau» wäre es besser, auf den billigen Schein zu verzichten und jene Gehälter nicht in die BeamteuÄehalwstala aus- zunehmen, in die st« sowieso nicht gehören. Luch die Wirkung, die dre Festsetzung der De- amtengehälter auf die Privatwirtschaft haben wir-, darf nicht übersehen werde». Di« privaten Löhn« und Gehälter sind durch die Wertstabtlisierung zwar nicht in den Himmel gewachsen, doch vielle cht so festgesetzt, daß bei einiger Sparsamkeit ein Aus- kommen möglich ist. Di« tiefgegrifsenen Beamten- gehälter werden der Tendenz, die Lohn- und Gehallv- unkosten zu vermindern, unstreitig neue Nahrung zuführen. Die Gefahr ist hier um so größer, als d.e Privatindustrie sicher nicht versuchen wird, an das Vorkriegseinkommen anzuknüpfen, sondern nach ollen ErfahruiHea au» der Nachkriegszeit das Bestreben hat, diese Unkosten nicht über dos Existenzminimum steigen zu lassen. Wie wir erfahren, hat das Wehrkreiskommando den Oberrcgierungsrat Wacker beim Polizeipr si- dium Dresden seines Dienstes enthoben. Gründe wurden vom Wehrkreiskommando nicht an gegeben. Zeitfchristen-Rundschau von l^ulaestdaen Das letzte Heft der „Preußisches Jahr- bücher* en.hält e'uen längeren Aussatz von ü>eo g Steinhaufen über die „V e r f a l l sst i m m u u g im kaiserlichen Deutschland*, in dem de«. Verfasser mit Zitaten aus Werken oer L.tera ur, Kunst und W ffenschaft nachzuweisen sucht, daß das deutsche Volk durch seine Dekadenzerscheinungen i.n letzten Jahrhundert — also entgegen der Do.chstvß- legende — dem Zusammenbruch nach dem Welttn ge Angeführt worden ist. Ueber d e politische Verfalls stimmung n, alten Kaiserreich schreibt oer Verfasser: „Es bleibt dock' e gentlich erstaunlich, wie bald nach der Erfüllung langer Sehnsucht, nach der Gründung des Reiches, sich die verschiedensten Schichten in dem neuen Hause unwohl fühlten ode. zu fühlen glaubten. Die Zeiten einer "-schloffenen, sich am Reiche freuenden und an seinem Ausbau hoffnungsvoll tätigen großen politischen Mehrhe t gingen bald vorüber... So kam Bismarck zu sein m oft wiederholten Vorwurf der „Neichsfemdsch'.ft* gegenüber weiten politischen Kreisen Eine zutreffende Bcze chnung der Stimmung wurde in den späteren Jahren Bismarcks die sogenannte „Reichs verdrossenheit*. „Es gelingt nichts mehr* wurde ein bkl ebtes Schlagwort, das dann unter dem Nachfolger Bismarcks ebenfalls bald wieder laut wurde, jetzt aber m.'hr von feiten der Anhänger Bismarcks. Ucberhanpt wurden unter Wilhelm II mehr und mehr gerade die „nationalen* Kreise zu Trägern der Verdrossenheit, ja, wie wir sehen, einer ausgesprochenen Verfalls- st i m m u n g.* * Der Sturz Strcsemanns steht noch im Vordergrund des Interesses der politischen Zeitschriften. In einem noch vor dem Zustandekommen des Kabinetts Marx geschriebenen Artikel „Die Tragödie Strescmann* von Senator Dr. Stubmanu kescn wir in der demokratischen „Deutschen Einheit*: „So wie da» Bürgertum nicht zu einer sachlichen und national zusammenfassendcn Politik kommen kann, bei der auch der sozialistische Arbeiter — w e in England — zum mittegierenden Teil wird, s« wie jetzt unter dem blöden Schlagwort vou der „Be- kampfüng de» Marxismus* wieder da» Ideal des „Bürgerblocks* kontra Sozialdemokratie aufsteigt, — ebenso bringt es offenbar die Sozialdeuwkrot e mit ihrer ungefügen Reichstagsfraktion, die in allen Ab- arten der roten Farbe schillert, n cht fertig, ihre üblen Angewohnheiten aus der radikalen Zeit der „Nichts - als - Oppositionspartei* abzustreifen. Nur so ist es überhaupt denkbar, daß der Reichskanzler in offener Parlamentssitzung unterlag und nun eine Reg crungsbildung diskutiert wird, bei der d e Deutsche Republik ihr Geschick in die Hände anti- republikanischer M mster legen soll.* Ebenfalls in der „Deutschen Einheit* wird an anderer Stelle der französische Ministerpräsident als „der kleine Advokat aus Bar-le-Duc* bezeichnet. Dieser Ausdruck ist irreführend insofern, als Poincarv in der Tat einer der größten und be- kanntesten Advokaten in Frankreich gewesen ist, bevor er d e Fübrung der Regierung übernahm. Das deutsche Volk spürt ja am eigenen Leibe, daß ihm in Poincarö keineswegs nur ein Winkeladvokat gegen- übersteht. Nach dem Sturz des Kabinetts Stresemann hat der vormalige Reichsinnenminister Sollmann der Haltung der Sozialdemokratie qcgenüber der Deutschen Republik in der „Glocke* wie folgt ge kennzeichnet: „Wir haben den Kanzler zu Fall gebracht, aber eine Eiegesstimmunq habe ich auch auf der linken Seite unserer Fraktion nicht beobachtet. Wir fühlen uns, auch wenn wir außerhalb der Regierung stehen, für diesen Staat mit verantwortlich. Er ist e-n anderer als vor dem Kriege. Bei allen Unvollkcm- menheiten der formalen Demokratie ist sie eben toh ein wertvolle» Instrument des Aufstieg» der Massen Es ist richtig, daß der Staat sich vielfach nur in seiner Form verändert hat. An -en republikani schen Massen ist es, dieses Staatswesen mit ihrem Geiste zu erfüllen. Da» können nickt die paar repu blikanischen Minister und Parteiführer allein. Nur in langer Erziehungsarbeit wird der Untertanen- gcist zu überwinden sein, der in das deutsche D'ckk, zumal in seine ostelbische" Teile, hineingeprügelt ist.* In den „Sozialist i s ch e» Monats heften* tritt der Reichstagsabgeordncte Ouessel für die Wiederaufnahme der Repa- rationslelstungon ein, indem er behauptet, daß die Kosten der Nichterfüllung «in Viel faches der Erfüllung ausmachten. Zn dem .0 -f- 0 -12 000000 000* überschriebenen Aussatz schreibt Ouessel: „Die Erfüllung der Sachleistung« würde dem Reich monatlich auf 100 Millionen Goldmark zu stehen kommen, was pro Kopf der Bevölkerung e ne Belastunq von 2 Goldmark monatlich bedeutete. Die Nichterfüllung der Sachleistungen hotte zur Folge, daß im Ruhrgkbiet zwei Millionen Menschen durch Arbeitslosenunterstützung vor de» Derhunge n ge schützt werden mußten. Kostenvuukt: SOS Millionen Golbmark monatliche also dreimal sov el wie dir Erfüllung* Der Verfasser kommt zu de« Schluß, daß ssk 1923 die Gleichung der Nichterfüllung „null Sach lieferungen plu» null Barleistungen gleich »»bis Milliarden Goldmark* kaute, und das l» diese« Jahr« di« Nichterfüllung das ganz« Iahresetnlvmmcn D - - ttsckch?2d» -ortschftniD n 'haha.. Goldmarkrechnung und Nentenmark Berlin, 8. Dezember. (Eia. Tel.) An Erkenntnis, das die Mitarbeit der berufenen Vertretuuaen aller wirtschaftlichen Kreise notwendig ist, um de« Erfolg, der mit der Ausgabe der Renteumark begonnene« Aktion zur Festi gung unserer Währung sicherzustelleu, sind heute eingehende Besprechungen des ReichSwirtschastSministerS mit Vertreter« der Industrie, des Grost- handelS und des Kleinhandels gepsloger» worden. Die Verhandlungen ergaben allseitige Uebereinstimmnnq darüber, dast die von gewissenlosen Elemente« zu diskreditieren, «m mit ihr dasselbe Spiel zu treiben wie mit der Papiermark, schärfste Verurteilung verdienen und dast im Gegenteil alles geschehen müsse, um die wertbeständigen Zahlungsmittel wirklich wertbeständig zu erhalten, weil uns daS allein vor dem Währungschaos, das sonst unvermeidlich eintreteu und unseren letzte» Halt vernichten würden, noch retten könne. Nachträg lich trat der Vorsitzende des ReichSwirtschaftSrateS und Mitglied des Auf- stchtSrates der Rentenbank, Direktor Krämer (Berlin), der Aeusterung einer Re gierungsstelle entgegen, dast »Wecks Erhöhung des ReichSkrediteö eine Er höhung des Kapitals der Rentenbank vorgnommen werden sollte: Kein Mitglied veS Anfsichtsrntes der Rentenbank würde auch nur eine Stunde mehr sein Amt füh- ren, wenn ein derartiger Zwang auSgeÜbt würde. Einstimmig wurde nachstehend« Entschliestung angenommen: „Dieversamm- lurrg ist der Ansicht, dast unverzüal ich in allen Stellen der Erzeugung und Wareuverteilnug zu reiner Goldmarkkalkulatiou unter Beseitigung aller Risikozuschläge für Geldentwertung überzugeheu ist. Die in Umlauf befindlichen wertbeständige« Zahlungsmittel stnd angesichts der gegenwärtig bestehenden Uebereinstimmung in der Bewertung der Mark im In- und AuSlanve als vollwertig anzusrhen. Als wertbeständige Zahlungsmittel oelten: Rentenmark, Goldauleihe, Dollarschatzanweisunge» und die vor- schristSmästig durch Goldanleihegedeckten Rotzahlungsmittel, soweit und solange die Reichsbank ihre Einlösung vornimmt."
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