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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-08
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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»anz. irf al« mzlage in fei. kt, daß ng de* Em^ Gesetz- io» idischen > sind in ovft dünge» >e ver lebens' dieser n auch rungs- itgeber i Rot- 0- einung »u er' . Auf eral- sich ist »r unst ihrlich, de Re. Frank- r noch «d die »ter- r- ist Segne«: ein- Be.- die - kann ^rdung n an- di- ft der ri tu«« !, daß Minen erde», 's alle wärc, tu »- hätte. , rldtt«- !x bei >, der kosten- h dec lothck «rübe:: !e in« 8- w«e tcr- einer ligt^n . t die »rldeir : dos rank- nden. Zuge- schuß einer uchc«r erika i der nichr. grcuili N.(v,t7: :: immt ton -gen- I er" wei- rris" ho« der halte die- ihre Slatt fron- für 2uai tiers »lg- r in daß gut ffio, blich ge- oür- Das seit ten isch« in was ibel, und das nen ost- ««. r « nd- Srs Sounsdeock,E«r 8. venemdrr Ta^esderickt Neuer akademischer Beruf KerufsausdUdnng der sächsische» Bolk»fchull«h«r « de» U»to«rsitutr«. Das sächsische Ministerium für Volks- bildung hat dn di« Rektoren der neunstufigen hvycrrn iÄ)ranstalten folgendes Rundschreiben zur Bekanntgabe an die Schülerschaft der obersten Klassen g-richtet: „Auf Grund des Artikels 143 der Reicheoerfassuag und de» sächsischen Gesetzes nom 4. AprU 1923, das der Landtag einstimmig angenommen hat, wird die wissenschaftliche und di« praktische Berufsausbildung der sächsischen kolksschullehrer und -lehrerinnen an die Hochschulen de« Landes verlegt, die »u diesem Zwecke mit Pädagogischen Instituten aus- zurüsten sind. Bereits Ostern 1823 ist mit dem neuen Studium an der Technischen Hochschule zu Dresden begonnen worden. Nachdem der Gedanke der akadc- m rnen Lehrerbildung seine erste Bewährung .»r- fuhren hat, soll nun auch an der Landes universität Leipzig der neue Studienweg eröffnet werden. An die Abiturienten und Abiturien tinnen, die Ostern 1924 das Reifezeugnis einer neun- slu.igen höheren Lehranstalt erwerben, ergeht der >!uf, Eignung und Neigung vorausgesetzt, sich dem n.uen Studium in Leipzig zuzuwcnden. An. n.-tdnngen sind mit tunlichster Beschleun gung an das Ministerium für Volksbildung in Dresden zu richte i». Zn einer Zeit allgemeiner Berussnot und außer- ordentlicher wirtschaftlicher Unsicherheit bietet das pädagogische Studium nach dreijähraer Ausbildung«, zeit begründete Aussicht auf sofortige Der- Wendung im Volksschuldienst und damit auf eine auskömmliche und sichere Lebensstellung. Aber nicht die wirtschaftliche Versorgung soll für die B-russentscheidung ausschlaggebend sein. Ls darf von der Hochschulreifen Jugend erwartet werden, daß üe ihre Berufswahl vornehmlich aus den inneren Gründen der Neigung und des idealen Strebens trift. Der Volksschullehrerstand, durch besten Hand fast die gesamte Jugend der Nation geht, gehört zu den wichtigsten Stützen von Staat und Gesellschaft. Seit r nein Jahrhundert sind seine Bildungshöhe, sein Wirkungsbereich und sein Einfluß unverkennbar .m A chsen. Der verloren« Krieg hat sein Gewicht noch weiterhin verstärkt; denn die Hoffnung des deutsch-» Volkes richtet sich nach dem schweren Niederbruch auf innere Erneuerung. Dazu bedark es der Entbindung drr reichen, aber vielfach ungeweckten oder ver kümmerten Krfte des deutschen Volkes, einer groß- gedachten und tiefverankerten Polkserziehung. D>« freien politischen Formen des Reiches wie der Länder fordern und ermöglichen die Bildung zu verant- w^rtungsbereitem Staatsbürgertum und vollem Menschentum. Solche Aufgabe kann aur von Pollerziehern mit weitem geistigen Horizont und bestem pädagogischen Rüstzeug in Angriff genommen werden. Wen Liebe zur Jugend erfüllt, der stelle sich in den Dienst dieser großen nationalen Kulturaufqab« und wende sich der Bildung des kommenden Geschlechts zu. Damtt auch wirtschaftlich schwach« Familien ihre Söhne und Töchter dem neuen, ebenso aus^ '^reichen wie oe- deutsaen Beruf zuführen können, hält sich der Staat für verpflichtet, durch Studentenheime in Leipzig wie in Dresden das pädagogische Studium nach Kräften zu unterstützen. Anöki'ntt über den geblauten Ltndi«ngang erteil* für Dtudtenral Tr. Johannes Richter, Leip- Zlg-Eonncwi-, Hustav-Sreyiag-Drtitzc ZZ." Fleisch billiger! Infolge Rückganges der Preise für Schlachtvieh — Schweine wurden am Donners- tag in Leipzig etwa 19, das übrige Dich 29 Pro- -ent niedriger als am letzten Markttag an- acboten — hatten sich am Freitag die Preise für Frischfleisch ermäßigt. Rindfleisch wurde mit 1,6 bis 2 Goldmark, Kalb mit einer Mark, Schnitzel mit 2, Hammelfleisch mit 1,6, Geschabtes mit 1,8, ge hackte« Rind mit 1,4 und gehacktes Schweinefleisch mit 2 Goldmark angeboten. War st waren wurden zum Einheitspreis von 2,6 Goldmark verkauft. Gefrierfleisch war ebenfalls im Preis zu- rückgeaangen. Suppenfleisch wurde mit 60, Rippe und Kamm mit 64. Keule mit 68. Rindfleisch ohne Knochen mit 84. Rumpsstück mit 90, Roulade und Lende mit 120, Gehacktes mit 84, Hammelfleisch mit 80. Schweinefleisch mit 129. Schmer mit 140, Fettes mit 120 und Talg mit 100 Goldpsennigen anaebote». Butter schwankt« zwischen 2/4 bis 2,6 Gold- mark, Margarine zwischen 75 und 90 Pfennigen. Fett wurde mit 1^0, Talg mit 1, Kokosfett mit 1 und Speckfett mit 2 Goldmark verkauft. Kunstsveise- iett sollte 90 Pfennige koftcn. Geräucherter Speck pellte sich aus 2, Salzspeck auf 1,6 Goldmark. Fisch« und Gemüse hielten sich in der Haupt sache auf der Höhe des Vortages. Heringe waren etwas zurückgegangen. Kartoffeln wurden mtt 60 und 65 Pfennigen Mr 10 Pfund angeboten. Lier stellten sich aus 30 Goldpfennige das Stück. Weiterer Rückgang -er Le pziger Teuerungszahl Stichtag 7. 12 : 112 677 Milliarde» Mark. Stichtag S. 12.: 122 618 Milliarde» Mark. Der innere Wert der Mark ist seit 7. 12., gemessen an der Teuerungszahl de« Statistischen Amtes Leipzig <112 677 000 000), gestiegen am ü. 12. um 8 Prozent, 3. 12. 17 Prozent, 30. 11. 17 Prozent, 28. 11. 18 Pro. z«nt. 26. II. 17 Prozent, 23. 11. 12 Prozent. Der WertdesPfennigs färb'« Berechnung der städtischen Gebühren beträgt unver ändert IO Milliarden Mark. Oie Milchpreise Bom Presseamt der Stadt Leipzig wirb uns ge schrieben: Nach den Feststellungen, die die Preis- priifungsstelle bei einer größeren Anzahl von Milch händlern durch die Wohlsahrtspolizei (Ducherpolizei) hat treffen lassen, stellen di« meisten Milcdhändler eine eigene Kalkulation selbst nicht auf, sondern richten sich, wie sie angeben, nach dem ihnen vom Aentralverband der Milchhändler, teilweise mich von ihrem Lieferanten mitgcteilten Preis«. Die Milch händler werden unter Bezugnahme auf die bereits vor einigen Tagen in der Tagespresse erschienene Stellungnahme der Preisprüfungsstclle darauf hin- gewiesen, daß sie selbst zu kalkulieren baden, und insbesondere wissen müssen, Leiches der Einkaufs- bzw. Gestehungspreis der von ihnen zu verkaufenden Milch ist. Milchhändler, bei denen weiterhin da« Fehlen jeder rechnerischen Unterlage über den von ihnen genommen«» Milchpreis fest, gestellt wird, müssen damit rechnen, daß gegen sie unnachsichtlich mit der Schließung des Geschäfts vor gegangen wird. Die Bekanntmachung vom 28. August 1923 über Regelung des Milchverkehrs ist wegen verminderter Milchzufuhr vom Rat dahin abgeändert worden, daß vom 8. d. M. an Kinde«, bis zu 1 Jahr 1 Liter Pollmilch täglich, Kinder über 1 Jahr vis zu 6 Jahren Liter und Schwangere in den letzten drei Monaten vor der Entbindung Liter Bollnrilch täg lich beziehen dürfen. * Ruheftandsbezüge. Den au? Wartcaelb ge stellten und im Ruhestand befindlichen sächsischen Beamten wird bis zum 11. Dezember vorbehaltlich späterer endgültiger Regelung ein weiterer Abschlag aus die Äersorgungsgcbührnisse Pir die erste Dczemberhälste zur Zählung angewiesen werden. Diese Zahlung entspricht etwa der Hälfte der für das dritte und vierte Rovemberviertel angewiesenen Gebührnissc. Di« geschmackvolle» Diebe. In der letzten Nacht wurde in Berlin in ein großes Damenmodengeschäft am Kurtürstendamm eingebrochen. Die Diebe nahmen nur die ko st besten und schön st en Kostüme mit, alles andere ließen sie stehen. Einzelhan-esgegen den Preiswirrwarr Ko. Leipzig, 7. Dezember. In tSrgeuwan vsu vehsrde« ver- irrte« der »reffe fflrlt der HauptaaSsffuitz »«» 8rtpzt,«k »er»a«de» de» Einzel. Handel» etn« vrspreffuln«, «b. »n der der »v-rfftzende verntzard Etdma « n etn audsühr. UchrS «eleror «der da» »ett,r»«tze Iduna „ve»«»»n,de»»rei«»trrwar,»" erstattete. Der Redner Veto nie »le Rntwendi». kett sallttffter Laklulatl»« auf der stokddast« und devichnet« dt« tradtttonetle Vcrrckmun,«weise de» deutschen »aufmanu» — «esteffunssdret» »las eigener Verdienst — »l» durch die Aettlstusle üdertzalt. «u» »em fedr lestrretche» Vortrag seien n»ch«»lgrndr Hau»«, punkte wtcdrrgegebr«: Wir haben setzt werrdeständioes Geld und machen feit ein paar Tagen die Beobachtung, daß es « gent- lich gar n.cht mehr nölig war, die Papiermark besser zu bewerten. Wenn aber etwas grundsätzlich sich g«. zeigt har von dem w.r als Pertreter des Ein»el- Handels sagen können, es bestätige sich darin unsere seit Jahren vertretene Auftastung, so ist es das, daß man die w rtschaftlichen Dinge ntcht m.t behördlichen Reglements meistern kann. Nach allem, was wir er lebt, erweist sich, daß die Behörden nicht in der Lage sind, das Perständnis für die wirtschaftlichen Zu sammenhänge und Dinge aufzubringen, das not wendig ist, um Wirtschaft zu betreiben und zu führen. Am besten zeigt sich des in der Hand- habung der Preistreibereiverord- nung, mit der man glaubt, in die Preisgestaltung »ingrelse» zu dürfen. E n besserer Schutz der Verbraucher wäre es gewesen, wenn man stets darauf gedrungen hätte, den brc ten Masten der Konsumenten die der Preisentwicklung entsprechende Kaufkraft zu geben. Als ein Mangel der Gesetzgebung ilt es zu bezeichnen, daß sich in der Wirtschaft ein Weltmaßstab ent wickelte nu r für einen Teil der wirtschaft! chen Leistungen — für die Hergabe von Waren —, daß man aber für den anderen Teil — für die Arbeitskraft — nicht den selbe ir Maß- stab an legte. Lu Teil der Industrie ist heute immer noch der Auftastung, daß es falsch wäre, Gold löhne zu zahlen Wir sind der gegenteiligen Ansicht. Det den Preist« eibereivcrordnungen liegen die D nge so, daß man glaubt, sie müßten auf dle Preise ein wirken. Man hätte schon früher d e Umgestaltung der Wirtschaft infolge der Verwässerung der Kauft kraft der Mark und des Währungsverfalls vornehmen müssen. Es wird später zweifellos nicht verstanden werden, daß man am 4. August 1814 dem Noten institut die Pflicht ebnahm. d.e Banknote» in Gold einzulösen, daß man also acht Jahre lang eine falsche Währungspolitik getrieben hat und erst im achten Jahre «n der Rechtsprechung dazu gekommen ist, die Berücksichtigung der Geldentwertung bei der Preisgestaltung zu erlauben. Man wird auch weiter nicht verstehen können, daß die Er- Kenntnis derjenige», d'e an der Spitze unseres Polkes gestanden haben, nicht so klar war, daß, wenn man schon die Geldentwertung in der Preisgestaltung gelten lassen w ll. nicht angab, in welcher Weise das geschehen soll. D e Gesetzgebung Hit im vorigen Jahre und auch in der Juni - Verordnung dieses Jahres diese Frage offen gelosten und ihre Beant wortung der wirtschaftlichen Entwicklung überlassen, was zweifellos ein Fehler gewesen ist. Es ist ein Unding, daß das Wirtschaftsleben eines Staates, der so wie der d, Nische init der internationalen Wirtschaft verbunden st. einen anderen Maßstab für sich tu An spruch nehmen kein» als die gesamte internatidnale Wirtschaft. Der internationale Weltmaßstab ist das Gold. Statt dessen sagte das Aeichswirtschafts- ministerinm. inan solle als Meßzahl für die Geld- entwertung den Inder ansehen. Man hat sich ge- klammert an die Mark ist Mark Derselbe Fehler wird jetzt gemacht mit dem Begriff Goldmark. Es glauben heute noch manche Kreise, daß hinter ihm der Begriff der Kaufkraft steckt, die der Friede,rsmark eigen war. Man versucht daher, an dies« Fiktion — Goldmark gleich Bor- kriegskauskraft — die gegenwärtig« Geldbewertung zu binden, ohne sich davon ein Bild zu machen, wie dis Dinge in Wirklichkeit liegen. Jeder Kaufmann, dar den Begriff Goldmark anwendet, muß sich dar über klar sein, daß dieser Begriff nicht» andere» be- deutet als der des Wertes des 27S0ten Teiles eine» Kilogramms Feingoldes, d. h. dieser Teil Feingold wird seinem Werte nach am nächsten mit zehn Zwciundvierzigste! des Dollars ousg« drückt; denn der Dollar ist diejenige Währung, dle sich den Goldcharakter am besten erhalten hat. Der Kaufmann muß sich sagen, daß der Begriff Goldmark nicht identisch ist mit irgendeinem Begriff Mark, ganz gleich, ob Renten-, Goldanleihe, oder Schatzanweisungs-Mark. Der Einzelhandel muß hierauf seine ganze Kalkulation einstellen, un bekümmert darum, wie sich die deutsche Währung in der nächsten Zeit gestaltet. Die verschiedenartigsten Währungen laufen in Deutschland nebeneinander, und da sie verschieden fundiert sind, ist es selbstverständlich, daß sie nicht nur in der inter nationalen Bewertung, sondern auch in der innerdeutschen unterschiedlich be wertet werden müssen. Wir müssen uns deshalb vor dem Fehler küten, daß wir uns heute an den landläufigen Begriff klammern: Rentenmark, Schaß- anweisunqsmark oder Goldmork, obwohl sie jetzt durch de» Zwanqskurs momentan gleichgestellt find. Es ist undenkbar, daß lange Zeit hindurch eine ein zige Stelle im Reiche die Bewertung des Gelte» zwangsläufig vornehmen kann, wenn diese Stelle nicht in der Lage ist, die notwendigen Zahlungs mittel zu ' beschaffen. Wir müssen verlangen, daß als Kur« der Mark die Zahl herausgegebe» wird, die den Gesetzen der Wirtschaft entspricht. Denn man fick die Dinge zahlen mäßig ansieht und in Berücksichtigung zieht, daß zum Beispiel am 16. November in Gold gerechnet höchstens 220 Millionen Papiermarkzahlungsmittel in Umlauf waren bzw. täglich von der Reichsbank abgefordert werden konnten, und daß dafür bei der Reichsbonk eine Deckung von etwa 4SO Millionen Gold vorhanden war, so kann man sagen, daß die Papiermcrrk tatsächlich gedeckt ist. Man darf aber nicht vergessen, daß die Papiermark nnser einziges inter««tisnale» Zahlungsmittel ist. Es kann daher sehr schnell kommen, daß sie eines Tage» eine andere Bewertung erfährt, und daß es dann vielleicht richtiger wäre, wert beständige« Geld in der Tasche zu haben al» Papiermark. Die Frage, ob die Rentenmark von der Papiermark oder umgekehrt getrogen wird, und welche von den beiden Marksorten weichen muß, ist noch nicht geklärt. Vorbedingung einer jeden Währungsverbefferung ist aber, daß der Staat seinen Haushalt in Ordnung hält. Wieweit das jetzt schon gelungen ist, laßt sich schwer sagen. Die Sparmaßnahmen allein ge nügen nicht. Unser Eteuerapparat ist in sich viel zu teuer. Man scheint heute noch immer nicht so zu greifen zu wollen, wie es notwendig wäre. Lin- neue Währung muß sich auf eine aktive Zah- lungs- und Handelsbilanz stützen können, und aus einen ausgeglichenen Staoishaush «lt. Denn in diesen Tagen die Meinung auftauchte, der Preiswirrwarr mürde sich von selbst legen, so möchte ich sagen, daß dies nicht der Fall sein wird. Die große Maste der Verbraucher muß darauf hin gewiesen werden, daß die Wirtschaft nichts not- wendiger braucht als einen realen Maßstab. Linen besseren als den der Goldmark kann es aber nicht geben. Wenn man auf der reinen Goldmark Preise macht, dann liegt kein Anlaß mehr vor, das Wagnis der Geldentwertung mit einzu kalkulieren. Erforderlich bleibt nur, daß der Kaufmann die Preisfestsetzung richtig vornimmt, nämlich die Umrechnung in die verschiedenen Wäh rungen. Man muß ausgehen von der reinen Gold basis und sich klar darüber werden, wie steht da» Zahlungsmittel, das der Kunde gibt, im Verhältnis zum Goldwert. Weiterhin muß bei der Preis- gostaltung der Einzelhändler prüfen, ob die Kal^ kulationen von Industrie und Großhandel ohne diese verschiedenen Risiken, die in der Soldmark- Leipziger Konzert« Furtwängler erfüllte neulich mit der achten, diesmal mit der »weiten Sinfonie Beet hovens die ideale Forderung an den Rachschaffen- den: Ls gelanq ihm, mit der Kraft einer klaren, ein dringlichen Darstellung die musikalischen Spannuugs- Verhältnisse unmittelbar als seelische zum Bewußt sein zu bringen und einen Begriff von der Weite des yc.stigen Weltbildes zu geben, auf dessen Grunde sich deethovens Kunst erhebt. Seelische, sittliche Ener- oicn ergeben sich aus dieser Art, den Wesensgrund Leethovenscher Sinfonik musikalisch zu erfassen, und die Gemeinschaft der Hörer wird zu ganzer, nach- tcnkltcher Hingabe an de» Werk gezwungen. Ls ist das besondere Verdienst Furtwänglers, diese letzte, ethische Wirkung Beethooemcher Kunst richt nur durch die Wiedergabe sinfonischer Werke bewiesen zu haben. Lr versucht es. und es gelingt ihm ebenso restlos mit Werken, die zu den Selten- hciten des Konzertsaales gehören. So spielte er licsmal die Lhorfantasie, jenes merkwürdige Iariationenwerk. da» in stufenweiser Läuterung und Festigung der Form vom tönenden Lhao« einer Klavierfantasie zur gesungenen Menschheit»- Huldigung an die Macht der Schönheit hinaufführt. Tie Analogien zur Neunten Sinfonie treten in diesem choralen Hymnus mehrfach an den Tag. Der Dirigent erzielte mit den Sängern eine hinreißend« Lcistung. Den ungemein schwierigen Klavierpart — cine Aufgabe für Beethovenspirler von größtem Format — bewältigte Erwin Bodky technisch nicht o-inz einwandfrei; abrr durch und durch musikalisch, inst großem rhapsodischen Schwung. Dieser Beet- Hoven-Abend klang mit der Egmont-Ouver» iür« au«: im Sostenuto der Einleitung gedankltch dielt mlsgesponne«, um so mehr dagegen zusammen- Krafft und plastisch in den Alleqrosaßen. Da« Gewandhauequartett brachte außer dcm A-Dur-Ouartett von Robert Schumann zwei n-ue Werke der Kammermufiklitevatnr: ein Klavier- k o von Paul Graeaer und Maz Neger« erst« Klavierquintett (aus dem Nachlaß). Die Geschichte diese«.Nkger-Iugendwerke« von der Niederschrift im Jahre 1887 di» zur Drucklegung und erst« öffentlichen Bekanntgabe auf d«n Düsseldorfer konkiftMerfeft 1922 Hal »men sehr dunklen Punkt. Ein um die Mitte der neunziger Jahre sehr hoch- geschätzter Komponist und ein ebenso angesehener Krittler haben damals dem Verleger die Ucbernahme des Quintetts abgeraten. Der enttäuschte Neger verschloß es der Welt bis zu seinem Tode. Man spielt so gern den Komponisten gegen den Kritiker aus — damals irrten in seltener Einmütigkeit beide. Beide sind nur Organ der Zeit, Träger der Zeit- psyche und Widersacher des genialen schöpferischen Individuums. Sind wtt heute gegen ähnliche Irr tümer geschützt? Insofern, stifte man wenigstens glauben, als jene bttrgerlich-romantischc Kunstauf- fassung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die sich in dem ablehnenden Urteil über Reger geltend macht und die so deutlich mit der Mentalität des Wagner- schen Epigonentums zusammenhängt, mittlerweile einem weltbsirgerlich orientierten Krmstideal ge wichen ist. Dir spüren heute aus dem Werk des jungen Reger jene leidenschaftliche Sehnsucht über das eigene Ich hinaus und jener« Drang nach metaphysischer Er fassung de« Weltganzen. Rach der musikalisch- formalen Seit« abrr ist es uns mit seinem an de,« letzten Beethoven anknüpfenden Adagio con Va- riationi, den von überschwänglicher Melodik erfüllten Ecksatzen, dem streng alles Kleinliche, Genremäßige meidende« Intermezzo, keineswegs problematisch; nirgends wird di« musikalische Vorstellungskraft übermäßig belastet. Mit diesem abgeklärten Werk eines Neunundzwanzigjährigen verliert sich ein Faden, den erst der reife Reger wieder ausgenommen hat, am deutlichsten in der E-Moll-Violinsonote. Der Eifer, mit dem gegenwärtig der deiusche Musikverlay da« kammermusikalische Schaffen über- wacht, schränkt die Gefahr stark ein, di« noch einem Werke Reger« -m» Schicksal wenden konnte. Dem, et» Weftoerlag sich eines Werkes annimmt, bevor sich seine Qualität««, in der OeffenUichkcit beuährcn konnten, so ist jedenfalls der Idealismus der Ge sinnung anzuerkennen. Dieser Verlegeridealisiuua ist auch dem neuesten Trio von Paul Graen « r zu statten gekommen, eine» Werk, da« vorsichtig i» dir Moderne tastet, mit fetuem inner« Gesicht jedoch unzweideutig rückwärts auf die Romantik Schumann- scher and Bvadmsfcher Art gerichtet bleibt. Vas mir am bedenklichsten erscheint: daß Graener jeder ge danklichen Kongontrawon und formalen Straffung an» dem Bege geht, und sein« von Natur a«, nicht — i eben starken und prägnanten musikalischen Einfälle meist in ein flaches Delta ausflttßen läßt. Do er sich aber bewußter an ein Formfchema verschreibt, verliert seine Sprache die Ueberzeugung-kraft, seine Musik den Atem. Der Meister wird pedantisch. — Das Gewandhausquartett, unterstützt durch Otto Weinreich an, Klavier, entledigte sich geschickt und geschmackvoll der anspruchsvollen Aufgaben. Seftnoor. Schinkels Dekoration« zur „Zanberflöte*. Das Deutsche Opernhaus in Berlin wird bei der Neu- inszeniernng von Mozarts „ Z a u b e r fl ö te " die der heutigen Generation fast gänzlich unbekannten Dekorationsentwürfe von' Gottfried Schinkel zugrunde legen, die vor Jahrzehnten im Berliner Königlichen Opernhaus benutzt worden sind. Der neue Direktor de, Kupferstichkabinett« in Dre«b«. Der Kustos Dr. Loege von Manteuffel ist vom 1. Iannar 1924 ab zum Direktor des Kupfer- sttchkabinekio in Dresden ernannt worden. Et»« »neue Ethik" »o» Kaitt. Auf dem letzten Vortragsabend der Philosophischen Gesellschaft in Berlin teilte Professor Lassirer mit, daß e» dir Kant-Gefellschaft gelungen ist, ein bisher unbekanntes Kant-Manuskript zu erwerben. Das Manistkript enthält den Text eines Kollegs über Ethik, da« Kant ein^e Jahre vor dem Lr- scheinen seiner beiden ethischen Hauptwerke, der „Grundlegung zur Metapher der Sitten" (178ü) und der „Kritik dec praktischen Vernunft" (1788), ge lesen hat und ist deshalb als D o r a r b e t t zu diesen beiden großen Werken von höchster Bedeutung. Die Kant^vesellschaft beabsichtigte, die Sckirift ihren Mit gliedern im Frühjahr 1S24 al« Festgabe zum 200 jährigen Geburtstag des großen Philosophen zu verehren, indessen ist diese Absicht wegen der groyru Druckkoften des etwa 20 Druckbogen um fassende» Bande« nicht au«führbar. Doch wird die Gesellschaft ihren Mitnliedern Gelegenheit gebe», da» Derk zu einem ermäßigten Subskription»- prei« zu erwerben. Die klei»e Schwei, «G b«« «roße De»tschl«d. Au» Zürich drahtet unser Korrespondent: Zn Zürich hat sich eine Hilfsaktion für die l geistigen Schäden in DevtschlanH -ebildct, die einen Aufruf an die Presse erläßt, der vom Rektorat der eidgeiwssischcn Technischen Hochschule, der Universität Zürich und von zahlreichen wissen schaftlichen, akademischen, literarischen und künstle- rischen Vereinigungen unterzeichnet ist, in dem es u. a. heißt: Vergesse«« wir nicht: es sind unsere Geber, denen wir geben wollen. Kein Land, wenigstens nicht ein kleines im Herzen Europas, kann geistig sich selbst genug sein. Deuische Kunst und Wissenschaft sind eine Quelle unseres eigenen kulturellen Gedeihens. Diese Quelle soll nicht versiegen. Zugleich mit der leiblichen Rot beheben wir die geistige, zugleich mit der kulturellen Pflicht erfüllen wir eine menschliche. An der Spitze des Arbeitsausschusses steht der Professor der deutschen Literatur an der Universität Zürich, Dr. Robert Faesi. Der Oberlehrer „S«ch«»wtrth". Die „Wiener Arbeiterzeitung" schreibt: Aus den meisten Versamm lungsanzeigen unserer österreichischen Hakenkreitzler klingt der Refrain: „Hitler istgroß undPro- fefsor Suchenwirth ist sein Prophet!" Dieser -err ist, seitdem Dr. Riehl von der Leitung der nationalistischen Partei zurückgetreten wurde, tatsächlich der „geistige" Führer dieser Gruppe, fozu- iagen der österreichische Hitler. Allerdings ein Hitler tm Westentaschenformat. Zunächst schon in seiner äußeren Erscheinung; sieht er doch au» wie ein mcßig entwickelter Primaner und eignet sich demnach von züglich zum Herrn der mit Untersekundanern stark durchsetzten hakenkreuzlprischen Heerscharen. AI» Redner erinnert er an den jungen Dcmosthene», der bekanntlich anfangs auch mit der Zunge anstieß. Während aber der athenisch« Redner dieses ange borenen Uebel» dadurch Herr wurde, daß er sich an ten Meeresstraad begab, Kieselsteine in den Mund »ahm und so da» Brüllen der Brandung zu über tönen suchte, wird Professor Suchenwirth durch die Binnenlage Liens gehindert, seinem berühmten Vor bild auf diesem Weg« zu folgen Dagegen war e* ein überaus glücklicher Gedanke von ihm, seine» trockerw« tfch«chtsch«p A»«i1ir»»a«e» Suchan«? (tschechisch: «otv, deuffch: trocken) in den kerndeutschen und feuchtfröhliche» „Suchenwirth" umzutaufen. Schon dieser Name sichert seinem Träger iene Anziehungskraft ans die Seelen seiner Zuhörer, deren Mangel der Oberledrer Suchanek, wenn er »sr seiner Klaffe sieht, so ost schmerzlich empfinden
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