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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-08
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Lett* 2 wichtige Rolle spielen. Bon vem Enebnis dieser Verhandlungen wird e- abhSngeu. ad die demokratische k-raktio« das Kadi, nett Hektisch weiterhin unterstütze», kann oder nicht. Lresdeu, 7. Dezember, ltttg. Del.) Wie wir von zuverlüsstger Leite ersahren, hat die deutsch » demokratische Hraktto « an die sozialdemokratische Hrakttou Vie Aufforderung *ü neuen Verhandlungen gerichtet. An den Verhaudluugeu dürste die Stellung de» A «neu Ministers Liebmann eine Nie Stellung der Demokraten zum Kabinett Keltisch gnnackt haken, um Ker Arbeiterpartei di« Stellung der stärkte» Oppont.onspartci zu nehmen, scheinen bis jetzt l ? t-n en. großen Erfolg gehabt -u Haven, Die L ..c.ir.Party behauptet ihre Position nicht nur kraft der Mandate, die sie siegreich verteidigt hat, sondern auch vermig« neug'«vonneuer Eitze. Part». 7. Dezember. (Ltg. Tel.) Die politisch kutereisierten Kreise von Pari» erwarten den Au», gang der englischen Wahlen mit ungeheurer Spannung, weil Stück Wirkungen auf die innere Lage in Frankreich für möglich gehalten wer« den. Gin Wahlsieg Baldwin» würde die Etel» lung Potncaräv wenigstens vorübergehend de- festigen, weil Poincare in den letzten Wochen offen bemüht war, dem englischen Ministerpräsidenten auf jede Weise cntgegenzutommen und ihn al» gcgebe« nen Partner sirr Verhandlungen über ein französisch, englische» Einvernehmen auf breitester Grund« löge hinzustellen. Lallte dagegen Lloyd George aufs neue zur Macht gelangen, so würde Poincarä aller Voraussicht nach zurücktreten müsien, um Loucheur oder Briand die Wiederaufnahme der englisch.französischen Verhandlungen von Tanne» zu ermöglichen. Die Pariser Morgeublätter erklären auf Grund der ersten Wahlergebnisse einen Sieg der Liberalen und der Arbeiterpartei für wahrscheinlich. Na» historische Mittelmeer Land»«, 7. Dezember. (L i g. Te l.) Da» »nter- essantestc Moment bei dem behaupteten französi» schen Entgegenkommen gegenüber dem « ngl i sch «v m« r i k an i s ch e n Standpunkt in dir Reparation», und der Ruhr, frage besteht darin, daß Frankreich nicht etwa »n erster Linie gemeinsame interalliierte S'chcrheits- umßnahmen gegen Deutschland verlangt, sondern zunächst Verhandlungen über ein Marine, und F l o t t e n a b k v m m e u für das Mittelmeer führen möchte. Ungeschickte Offenherzigkeit des spanischen Ministerpräsidenten in der neapolitanischen Zeitung „Mattino" hak zunächst in franzbnschen, aber auch in englischen Marine- kreisen lebhafte Beunruhigung über die näch sten Ziele der spanisch-italienischen Entente hervor- gerufen. Wie hier verlautet, befürchtet man eine gemeinsamc Seerüstung Italiens und Spanien», die den Zweck hätte, Frankreich zu verhindern. Truv. pen au« Afrika nach Europa zu schaffen oder Eng. land zu zwingen, die Route Gibraltar-Malta-Port Said künftig für Truppentransporte von beziehungs- weise noch dem Osten nicht mehr zu benutzen. Aranksutt a. M., 7. Dezember. (E ig. T el.) Aus Rom wird" gedrahtet: Obwohl di« Tanger- Konferenz schon seit einigen Tagen beendet ist, hat Italien von den teilnehmenden Mächten entgegen deren ausdrücklichem Versprechen bisher kein« Mitteilungen über ihre Beschlüsse er halten. Diese Rücksichtslosigkeit verstimmt bier uM- wmehr, als nach einer unwidersprochenen Meldung der „Timis't die französischen Vorschläge fast unverändert angenommen wurden-. Infolgedessen geht der Südposten am Mittelmeer, der bisher unter neutralem Regime stand, in die Hände der Franzosen über, was die italienischen Interessen verletzt. Sitzung darauf geeinigt, den zurücktretenden Dr. K rausneck nicht mehr mit der Führung de» Finanzministeriums zu betrauen. Die Wahl scheint auf Dr. Hergt, den Direktor der hiesigen Filiale der Disronto-Gesellschaft, gefallen zu sein. Dr. Hergt, der für einen energischen und rücksichts. los durchgreifenden Mann gehakten wird, war früher al» Regierungsrat im Finanzministerium tätig. Im letzten Finanzministerium de« König, war er di« reckte Hand des Ministers Breun ig. Noch dem Kriege leitete er die bayrische Heeresgutvernralrunc«. gesellschaft. Dann wurde er Direktor der hiesigen Stelle der ReichstreuhmGgesellschaft. Parteipolitisch ist er nach keiner Richtung hin engagiert. Vie Hamburger Setverlschafien machen sich selbständig Hamburg, 7. Dezember. (E i g. Tel.) Die Han,, kurzer Gewerkschaften haben schon nach den August-, noch stärker aber nach den OttoberHnruhen ongs- kündig«, daß sie sich politisch selbständrg und von den bestehenden politischen Parteien un- abhängig machen wollten- Den ersten Schritt auf dresem Wege kündigt« nunmehr in einer poli tischen Versammlung der Betrieb«., Arbeiter«, Ange, stellten« und Peamtenräte der Vorsitzende der Ham. kurzer Gewerkschaften, Ehrentett, an. Am 14. Dezember soll in Hamburg ein eigene« Ge- werkschaftsblatt, der „Porwärt« Hamburg»* erscheinen, der die wirtschaftlichen und wirtschaft«., politischen Interessen der Arbeiter, Angestellten und Beamten vertreten soll. Lyrenteit führte weiter aus, daß man die Stunde der Aufstiegsmöglichkeit unge- nutzt habe vorübergehen lasten. Heut« nach fünf Jahren Kampf, sehe sich die Arbeiterschaft ln der gleichen Lage wie nach dem Kriege. Es müsse jetzt eine Atempause in der Lohn- und Streikbewegung eintreten, damit di« Gewerkschaften erkennen können, auf wen Verlaß sei. Vie Arbeit-zeitfrage Im Bergbau Berlin, 6. Dezember. Für di« Steinkohlenrevier« Ober- und Niederschlcsien, Sachsen. Ibbenbühren und Niedersachsen fanden im Reichsarbritsminisier». m Verhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverbande und den Gewerkschaften über eine Steigerung der Arbeitsleistung statt. Die Verband- lungen erstreckten sich auf di« Frage einer Ver- langerung der Arbeitszeit und auf einig« Bestimmungen der Lohnordnung. Da ein« Der- ständiguu, hierüber in den zweitägigen Der. Handlungen nicht zu «rreiche« war, übernahm da» Reichsarbeitsministerium di« Einleitung eine» Schlichtungsverfahren». Die Gewerkschaften lehnten e» ob, sich an einem Schlichtungsverfahren über di« Frag« der Arbeitszeit »u bet'iugen. Dl« verhand« lung n m ?!:a daher abgebrochen »erden. Ver Beichsfchulgescheatvurf BesN», 7. Dezember. Im Reichstags- »»»schuß für Pildungswes«» erklärt» Für den Belehrdaren ist unsere Gegenwart sine ausgezeichnete Vermittlerin geschichtlicher Erkenntnis. Sie zeigt vor allem, daß politische Spannungen, die aus geographischen Tatsachen heroorgehen, den Wechsel der sogenannten Zeit alter überdauern. Die Periode, in der die abend« ländische Kultur um das Becken des Mittel meeres gesammelt mar, ist längst vorüber, doch immer noch lagern machtpolitische Gegensätze über seinen Gewässern. Der italienische Fas« eismus mit Ler altrömischen Geste, der ja aus dem Wettbewerb der wirtlichen Großmächte rasch wieder ausgeschieden ist, möchte wenigstens im Mittelmver die Rolle des Gebieters spielen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Wunsch §u den Triebkräften für den Abschluß des italienisch-spanisch en Bündnisses gehört, dessen Konturen seit einigen Wochen er. kennbar sind. Es ist auch durchaus verständlich, daß Spanien nach dem nahezu restlosen Ver« lust seiner atlantischen wie seiner pazifischen Besitzungen das Verlangen enrpfindet, pch wc- nigstens in dem Binnenmeer, das die Osthälfte seiner Küsten bespült, wieder etwas freier zu «gen. Nicht minder klar ist nun aber auch, daß die Tendenzen, die sich in der italienisch-spanischen Gemeinschaft auswirken, den Westmächten unbehagliche Empfindungen verursachen. Die im Bedarfsfälle beteuerte Liebe Frankreichs zur „lateinischen Schwester" Italien ist nicht heftig, daß sie politische Rivalität ausschlösse, und wo ein Besitz von dem Werte des französi schen Nordafrika sicherungsbedürftig erscheint, da verstummen verwandtschaftliche Gefühle im Augenblick. England wiederum ist von der Mög lichkeit, daß feine über die Flottenstation Malst» laufend« Verbindungslinie zwischen der West- und der Ostpforte des Mittelmeeres eines Tage» bedroht oder gor unterbrochen werden könnte, peinlich berührt. Dazu kommt bei ihm die Befürchtung, Spanien möchte eines Tage ernstlich davangehen, den englischen Pfahl, der ihm nun schon länger als zwei Jahrhunderte im Fleisch steckt — Gibraltar — endlich herauszuziehen. E» ist tatsächlich nicht ausgeschlossen, daß die hier gewürdigten Zusammenhänge in da» Bereich hineinwirken, dem augenblicklich unser politisches Hauptinteresse gilt, nämlich in den Komplex der sogenannten Reparation »frage. Die gemeinsame Mittelmeer S^rge könnt« unter Um- ständen ein ftanM'ch.ergll chr» Gegenseitig, k i'r eschäst zunrrge brt gen, bei dem Deutsch- la".d etwa» besser führe ald bei der bisherigen Gewichtsvertrilung. Doch das liegt vorläufig noch im Schoße der Zukunft. Bereit sei» ist alles — zumal siir Deutschland, der geiamren Polizei des Freistaates auf Grund ihrer politischen Zuverlässigkeit und partei. politischen R-chtung antündigt. Solche Er. lass«, einen Beamt, napparat auf Herz und Nieren zu prüfen, haben stet» etwa« Mißliche» und ösfnen der GcsinnnnqsschnMelet und dein Denuniantentuo» die Türen. Es heißt in der Verordnung, daß die jenigen Beamte» der Polizei und Landesgendarmeris, von denen ihre. ParteizugehäriAkeit nach nicht zu erwarten sei, daß sie den veränderten Ver hältnissen Rechnung trage» wer den, von ihrem Posten zu entfernen secen. Die Staats- ^ollzewerwattung hätte besser daran getan, sich in einem so wichtigen Erlaß, der da» Schicksal v eler Menschen betrifft, klarer auszudrücken. Eine Wendung wie „den veränderten Verhältnissen Rechnung tragen" läßt in der Praxi» v ele Deutungen zu. — Wenn auch ein guter Teil der verfassungsmäßigen Rechte, in Sachsen nusgehoben ist, dies steht dennoch fest! Jeder Stnalsbürger hat das Recht auf die freie Wahl se ner Partei, sofern e nicht verboten ist. Mit kaum einem zweiten volitischen Schlagwort wurde von reaktio närer Leite M.ßbrauch getrieben wie mit „Ent politisierung" und „Ueberparte.lichkeit". Wie denkt, sich die Staatspolizeiverwaltung übrigen» Sie „Reinigungsprozedur"? Di« Pol-zeipräsidien und Amtshauptmarmschaften, so heißt e» in der Per« ordnung, sollen der Staatspolizeiverwaltung bis spätestens 8. Dezember die „h ernach" in Frage kommenden Beamten namhaft machen! Gerade vom demokratischen Standpunkt muß man darauf dringen, baß zwischen der Parteizugehörigkeit und der Amtstäl gleit eines Polizeiorgans scharf unter schieden werde. Die „Entpolitisierung' ist nicht der Weg, auf dem man zur Zuverlässigkclt des Polizei apparates gelangt. Auf diese unbedingte Zu- oerlässigkeit im Dienst der Republik und des öffent lichen Wohles kommt es an, nicht auf eine etwa miß liebige Parteizugehörigkeit. Wenn die Deutsch demokratische Partei ihre Aufgabe rchtg erfaßt, wird sie diesen Säubecungsprözeß in der säch sischen Staatspolizei wachsamen Auges verfolgen müssen. , - tt. Der neue Polizeipräsident von Dresden Dresden, 7. Dezember. (C i g. Tel.) Nachdem daS Wehrkreiskommando den bisherigen sozialdemo« tratischen Polizeipräsidenten von Dresden, den Ab- geordneten Bernhard Menke, seines Amte» ent- hoben hatte, blieb die Frag« zunächst offen, was daS Wehrkreiskommando zu tun gedenke. Wie wir erfahre»», fleht jetzt di« Wahl des bekannten Ober- regierungsrateS Putzger zum Nachfolger Menke- bevor. Puhgsr steht der Deutschen Volks- Partei nahe und hatte unter dem zweitägigen Heiuze-Kabinett bereit- wichtige Funktionen inne. Er ist der Neffe des augenblicklichen Dresdner Oberbürgermeister« Dlüh « r. De» vor einiger Zeit festgenomme»»« Erwerbs« losenführer Karl Bellmann, der sich beim Land« gericht Dresden in Schutzhaft befand, sollt« am S. Dezember zu näher«» Feststellunrn nach sein« Wohnung geführt werden. Es gelaug ihm aber, seinem Transporteur zu entweichen. Der Aus. enthalt Bcllmanns ist unbekannt. Zum Verständnis dieser Meldung ist c» wicht g, die Vereinbarung Liebmanns mit den Kommumsttn zu kenuen. Iu den Etat für 1820 sollte zur Be kämpfung innerer Unruhen e.n Posten von zwanzig M llioneu eingestellt werden. Damit sollte also ein Fonds für außerordentliche Polizeimaßnahmen ge- schaffen werden. Die Kommun stHy erklärten damals, k-aß diese- Geld nur dazu dicucn solle, Arbeiter zu ermorden, und wrigertcn sich, für diesen Poften zu stimmen. Da gerade damals das Kabinett Buck ße« stürzt wurde und die Regierung Ze.gner an seine Stelle trat, lag den Sozialdemokraten sehr viel daran, die Zustimmung der Kommunisten zu diesem Dispositionsfonds zu gew.nnen. Der damalige Ab geordnete und spätere Innenminister Liebmann ver- s idclt«! deshalb mit den Kommunisten, und man einigte sich schließ! ch auf ein Abkommen des Inhalts, daß die 'N Millionen nur zur Bekämpfung von rechts radikalen Unruhen verwendet werden sollten. Dieses Abkommen wurde von Liebmann und dem Kom, niunisten Renner unterzeichnet Am Tage darauf, am 23. März, sprach der demokratische Abgeordnete Dr. D.'yuc im Landtage den Verdacht aus, daß hinter den Kulissen etwas vorgegangen sei, da die Korn- niunisten plötzlich ihre Zust.inmung zu der ursprüng lich aogclrhnten LO-Millionen-Forderung ausspracheu. Da die Regierung trotz Dehne» Aufforderung, sich zu äußern, schwieg lehnten auch die Demo kraten damals die Forderung ab. Vor einigen Taoer. iir diese Vereinbarung in der Presse veröffentlich »-irden. Eg ist zweifefios, daß Staatsmittel, die zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung bestimmt sind, gegen alle Ruhestörer, auf welcher Seite sie auch stehen möge«, angewendet. »»erden müsse». In dieser Frage gibt es für den Staat keine Parteien. Da» Abkommen Liebmanns mit den Kommunisten war also zweifellos eine Un gehörigkeit. Anderseits ist es aber auch aufs schärfste zu verurteilen, daß die republikserndlichc Press« diesen Einzelfall zum Anlaß einer neuen Hetz« gegen die Republik ausschlachen will. Das Vorgehen der Demokraten zeigt, wie derartige Vorfälle, die keine«, weg» eine Folge des republikanischen Systems sind, behandelt werden müssen. Eine politische Gäuberungsaltion irr Ver Staatspolizei Die staatliche Polizcioerwaltung in Dresden ver öffentlicht einen Erlaß, in Kew sie ein« Lurchsiebung Vas Regime -es Herrn v. Kahr Münch«», 8. Dezember. Der Ständige Au», schuß de» Landtage, setzte heute di« Aus sprach? über die Red« des Minister. Präsidenten fort. Abg. Dr. Mölln (Dem.) erklärte, die Tatsache, daß Dr. v. Kahr nicht nur eine «xekut.ve, sondern auch eine legislatine Tätigkeit ausübe, daß er «in Sozialistengesetz, eine Zuchthausvorlage usw. erlassen habe,st» «in staatsrechtlicher Zustand, der e»nzi g da» siehe. Der Generalstaatskommissar sei dem M-ni. steriu m ebenso untergeordnet wie jede andere Behörde, und da» Gesamtministerium sei wiederum dem Landtay« für die Tät.gkeit des General, staatskommissanats verantwortlich. Die Art und Weise, wie Dr. v. Kahr eicksseitia Pol tik mache und die Presse geknebelt yabe, sei un- erträglich. Di« wiederholten Konflikt« mit dem Reich«, auch der im Falle Lossow, seien die zwang»lciufige Folge der Ernennung Dr. v. Kahrs zum Gcueralstaatskommissar. Die volle gericht liche Aufklärung der Purschvorgänge, eventuell auch eine solche durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß, dürfe auch vor Dr. v. Kahr n cht Haltmachen. Die vaterländisch« Bewegung sei vielfach in ein gefährliche, politische« Fahrwasser geraten-, es habe sich sogar ein politisch?» Rowdytum yerausgebldet. Abg. Held (Bayr. Dpt.) führte au», »in Volk könne nicht zurechtkommen, wenn e, nicht geleitet werde durch «ine starke Autorität. An dieser Autorität hätt-n sich nicht nur die Kre.se von link», sonder» auch solche der äußersten Rechten freventlich vergangen. Die Konflikte zwischen Bayern und dem Reich« hätten sich kaum er. eignet, wenn in Berk n auf di« berechtigten bayrischen Wünsche Rücksicht genommen worden wäre. Der Rcichsgcdnnke sei unter allen Umstanden bochgehalten worden, dies habe aber nicht« mit der Gestalttma des staatsrechtlichen Verhältnisses der Länder zum Reiche zu tun. Der Fall Lossow wäre überhaupt n cht vor» gekommen, wenn sich Geßler und v. Seeckt mit der bayrischen Regierung in» Benehmen gesetzt hätten. Auch der Generalstaatskommissar könne da» Volk au» dem Wirrwarr und E'end n cht von heute auf morgen hrrausführen. Auch seine, des Redners, Partei verlange, daß der Hitler-Putsch m . t allen Konsequenzen voll liquidiert und d:m Gerichtsverfahren freier Lauf gelassen werde. Da» Verhältnis Bauern» zum Reiche sei d e Zukunftsfroge für die bayrisch« Regierung. Es werde kein« bayrische Regierung geben können, die n cht die Um- gestaltung d«»» Reiche» auf föderalistischer Grundlage al» ihr« höchste Aufgabe ansähe. Abg. Hilpert (Mitteln.) erklärt«, seine Partei lehue es ab, Bayern ak« Koloniolland von Berlin anzuerkennen, und sprach sich gegen generelle Zettungsverbot? an«. Abg. Sti del« (Bi "—mb) me nte, da» G*n—al- sta^tskommissnrlat dürfe k'n« dauernde En- r'"bt»ng «erden. Ver fünft -e bayrische Ainanzminister Müuche». 7. Dezember. (Et^ Tel.) Di« Payttssch» Vokk-partei hat sich In Ihrer gestrigen Sstp H. vOMMdae »--- — - — ..... Staatssekretär Schulz, der Reichsfinanz» Minister habe den Reichsschulgesetzentwurf al« «tuen solchen bezeichnet, der angesichts der Finanzlage de» Reiche» nicht »eiter zu verfplgen fei. Der Ausschuß stellte sich auf den Standpunkt, daß bei der augenblicklich« Lage die Deiterberatwig de» Reichsschulgesetze» tatsächlich nicht möglich sei. Sine Mehrheit für alsbaldige Beratung de» Gesetz entwurfes ist nicht vorhanden. Lebenemittelanleihe und Reparattonskommifslou Die Meldungen über einen «»»»ländischen Lebensmittelkredit für Deutschland sind kurz vor dem Sturz, de» Kabinett» Stresemamr auf- getaucht. Während aber di« gleichzeitioen Meldungen über einen Wähcungskredtt sich bald in» Sande ver- liefen, haben sich die Bemühungen um einen Lebens- Mittelkredit zähe erhalten, ein Zeichen, daß dieser Kredit nicht nur für den Kreditnehmer, sonder»» auch für de» Kreditgeber dringlich ist. Der ÄKhrungs- kredit mochte ein gutes Geschäft für den Kreditgeber sein, der Lebensmittelkredit ist für ihn eine Rot- Wendigkeit ebenso wie für Deutschland. Allerdings ist es nach amerikanischer Meinung notwendig, »ine kleine Formalität zu er" Men, bevor wir den Kredit erhalten können. Auf dem gesamten deutschen Besitz haftet dieGeueral- Hypothek au» dem Versailler Vertrag. Ln sich ist eine Generalhypotbek natürlich nicht «alifierbar und deshalb recht ungefährlich; aber sie ist sehr gefährlich, wenn sie als Mittel benutzt wird, irgend welche Re- preffalien durchzuführen. Deshalb fällt e» Frank- reich schwer, auf sie zu verzichten. S« ist aber noch eine andere Frag«, die hier hineinspielt und die' Sachlage verwirrt, nämlich di« Frage der inter nationalen Schuldenregelung. Es ist nicht ganz unbegründet, wenn di« Gegner, einer Aufhebung der Generalhnpothek ein- wenden, daß da» beschlagnahmte beutsche Ver mögen in Amerika als GarantR für die Lebcnsmittelkredite genüge. Und «an kann das beharrliche Verlangen Amerika« nach Aufhebung der Denevalhypothek nur verstehen, wenn mau an- nlnrmt, daß dafür Gründe maßgebend sind, die weniger mit dem Lebensmittelkredit al» mit der Frage der internationalen Schuldenregclung zu tun haben. Frankreich steht auf dem Standpunkte, daß es Deutschland höchstens so weit entzegenkolmucu könne, als ihm selbst Schulden nachgelassen werden. Amerika aber lehnt eine Schuldenstreichung auf alle Fälle so weit ab, als Frankreich zahlungsfvhig wäre, venu e» nicht gar so hohe Ausgaben für Rustu»»- gen, Besetzungskosten und ähnliche» hätte. Am liebsten aber will es von eirwr . Schulden- streichung gar nichts Horen. Leider sind wir bei dieser MeinunHsoerschiedenbeit nicht der Dritte, der sich »reut, sondern der Unglückliche, auf dessen Kosten der Zank ausgetragen wird. Wenn Frankreich der Aufhebung oder Einschränkung der Generalhypothek zustimmt,- bsgibt es sich eines Rechte» gegenüber Deutschland und damit gleichzeitig einer Waffe in» Kampfe um die internationale Schnldenregeluny. Ls wird also vorn legend darauf ankomryen. wie weit Frankreich seinen Standpunkt vor der inter nationalen öffentlichen Meinung aui-.-ourcii rechterhaltel» dann. Die» um so mehr, als nach cin«r Rsutermeldung Amerika in der Reparorionskomm'^. . flon erklär« will, die Regierung der Vereinigt-» ,. Staaten willig« e^r, daß dem Lebensmittekkrcdit die Priorität vor der Generalhypothek zugestanben werde, wenn die Reparationskommission über dos entsprechende deutsche Ansuchen entscheidet. Frank, reich hat sich bisher erfolgreich zu wehren verstanden. Es mußte allerdings in der letzten Zeit das Zuge ständnis machen, daß ein Sachverständigenausschuß der Reparationskommission die Möglichkeit einer Stabilisierung der deutschen Währung untersuchcn soll. Vielleicht* also, daß der Zeitpunkt für Amerika nicht ganz unyünstig ist. Aber eines ist sicher: in der Tasche haben wir den Lebensmittelkredit noch nicht, so dringend wir ihn auch nötig hätten. Diplomatische Zwischenspiele Part», 7. Dezember. sLig. Tel.) Man nimmt hier an, daß die Reparation»kommission in ihrer heutigen Sitzung nur laufende Angelegen- heiter» von untergeordneter Bedeutung er» ledigen und alle wichtigen Fragen bi, auf wei. ter«, zurück stellen werde. Der „Tri de Paris" berichtet, daß zwischen Poiacar 4 und Barthv»» Meinungsverschiedenheiten wegen der Sachverständigen bestünden. Poincorö halt« möglichste Beschränkung der Kompetenzen die- ser Ausschüsse stür geboten, «ährend Darthou ihre Zuständigkeit lieber erweitert sähe. Da» Blatt teilt ferner mit, zugunsten der Kandidatur de» fran zösischen Fiaanzdelegierten Parmentier für einen der Unterausschüsse sei in Kressen de» Ouai d'Orsay geltend gemacht worden, daß Parmentier» Mission tndenPereinigtenStaate« erfolg, l o» geblieben sei. Der amerikanische Beobachter tu der Reparationskommisston hab« jedoch betont, daß Parmentier persönlich in Amerika sehr gut gefallen habe, und daß der Mißerfolg seiner Mission nach Lage der Dinge von vornherein unvermeidlich gewesen sei. Der amerikanisch« Botschafter soll ge radezu erklärt haben, die Bereinigten Staaten wür den die Ernennung Parmentier» begrüßen» Vie separatistische a Vaa-aleir Frantsurt a. »., 7. Dezember. (Li-. Tel.) Da» ReqierunAsgebaud« in Sveier wird seit Wochen durch die Separatisten in der brutalsten Weis« zerstört- L» find dort separatistisch« Truppen unterqebracht, d. h. da» Gebäude ist in eine Kasern« verwandelt worden, und alle», wa» nicht niet- und nagelfest ist, di« kleinen Möbel, Uhren. Schreibmaschinen usro., ist ««stahlen und weggeschafft worden. Lu» den Lederseffeln ist da§ Leder herausgrfchnitten, Vorhänge und Gardinen sind verschwunden, so daß da« Grbäude ein« trost losen Eindruck »nacht Der Reich, Präsident hat de« Prasid n ei der Reichebohndirektion Vr«»lau, Johanne« Vogt, zum Staat«s«kretär sm Reich»»«rkehr«. Ministerium al» Nachfolger de» au» Gesund- heitsrückfichtrn au»q«schieden«, Staatssekretär» I Stieler eraanuL,
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