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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231206
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-06
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Latt« G 6«, O. v«««ida» Londoner Bagatelle« Läden — Mode — 'Frau'e'n — Jazz band. , Da ist etz» Lad«. Ia einer kleine» Nebenstraße von P.ccadiyv, ganz unscheinbar. Sin Diener mit Meisten Handschuhen öffnet «ine» di« Lür. Di« Au», lag« nicht demerttnswert. ..Eia« Masi» schöner, sauberer Pfeifen, Labak, Zigaretten, dankst alle». Ich kaufe -»et Pakete und «ine große Schachtel El r «4 ch- h 5 l - er, die herrlichen Dünger, die — mdü denkt wirküch brennen, nicht ausgehcn, bevor st« angegangen sind. All da» mir- säuberlich in einer Lite ver schnürt, «in »inetge» Paket, und — «an sraat mich, w»»»btag«sch»ckt»«rdenfolie. Ich nenne mria Hotel. Um 1 Uhr war ich rn de» Laden, u» 4 Uhr fand ich da« Paket vor. Bemerkenswert. Am bemerkenswertesten di« unerhörte Anhäufung der Dar«. Richt ästhetische, dekorativ« Momente sprechen, die War« spricht, sie schrei, daß man sie kaufen muß, «inen kleinen Anteil haben will an dec Ucberfüllr. Man verzichtet auf Aufmachung. So wird da» „sbopplog" zum Deranugen. Und tue Erleichterungen verführen. Ich sah Damen, auch ältere, ohn« Lhausfeur am Volant hre» Roll» Royce durch den allerstärkstem Verkehr, der sich selbstverständlich abspielt, beim .»koppinx". Der Wagen wartet dann, unbewacht, stundenlang. Bemerkenswert. ImHyde Park wird promeniert, besonder« Sonntag vormittag«. In der sogenannten Rotten Rom steht man die herrlichsten Pferd«, viel fach retten rettend aedreßte Linder wie die Er- wachsenen. Alle» geht spazieren, reich, arm, gut ge kleidet« und — nein, auch der schlecht ge kleidete Engländer ist gutangezogey. Er, nicht sie, die Engländerin — doch davon später. In diesem Lande ist man .nur* korrekt anaezogen. Der Engländer hat nie die bewußte Absicht, sich gut anzuztthen. Er wohnt gleichsam in seinen Kleidern, ist daher nie geschniegelt. Man will einen Hut kaufen? — .Bitte, hier diese Awei Formen führen wir." — .Nicht mehr?" — .Nein, diese Formen sind korrekL" — E« gibt keine Kleiderfrage, es gibt nur da» Korrekte, keinen ».Ratgeber der Eleganz". Die Tradition verbietet de« Engländer, sich laut, auffallend zu kleiden. Es mag langweilig erscheinen, inde» e» erzevgt Stil. D«n Sttl, die Tradition, die überall durchsiebt. Der Schutzmann, der Zeitungsjunge, die Kellnerin, die Leute aus der Bühne sind korrekt in ihrem Sinne. Der Frack, der eveninx ckress, Anzüge wie jeder ander«, in Lenen man abend» genau so zwanglos über die Straße schlendert, wie im Tagrsjackett. Die Damen indessen... Di« Damen? Ra jo. Fast ist es mir eine Genugtuung, au» der Be geisterung herauszukonlmen. Woran es liegt? Ich fand nicht gleich, woran e» liegt, aber ich glaub«, ich hab'». ' Die Dame trägt Dinge Pariser Provenienz. Da» ist e». Diese Kleider verpflichten. Sie besitzen ein unbewußte» Parfüm, eine unbewußte Grazie, sie verlangen unerbittlich eine Art getraaen »u werden (sagt schon Balzac). Man kann auf diese angel sächsischen Ehassi« keine lateinische Karosserie setzen, e» echt nicht zusammen. Der Gang der Engländerin ist hart, unmusikalisch, sietanz t s chl e Lt. Die DtrmL, i in de« Wunsch«, nach der Mod» M gehen, «lrh un sicher. Da» unbedingte Stilgefühl verläßt sie, wen sie da« Aeußerliche, und nur das Aeußerliche einer fremden Atmosphäre anzunehmen versucht. Die Folger .I'iux pnr" Richt in der Sportkleidung, nicht in dieser herr lichen Dolle, die ihr sau» dem Klima geborene») Element ist. Schade —, denn die Engländerin ist schön, so schön. Ich sah herrlich gearbeitete Gesichter, aber — auch hier ein aber! Sie strahlen nicht, brillieren nicht, find kühl, unerotisch. E« fehlt ihn« irgendwo an Leuchtkraft, sie glimmen höchsten«, entzünden* nicht. Vielleicht resultiert daraus di« äußerst blödsinnige Institution de« Flirt», da» sentimentale Gesäusle in den Revuen. Au» dem- selb« Grunde tanzen die Frauen ohn« zu tanzen, völlig platonisch, ohn« Hingebung, ohne von der Munk irgendwie gefanaen zu sein (auch die cttoru» zlirls). Geführt von Männern, die sicherlich viel besser und auch lieber Golf spielen, und deren Tanz spleen nur erklärlich wird durch d»e ganz, ganz aus gezeichnete Musik. Musik. — Jazz. — Blue». Der Liebesroman de« RLaberhauptmanu». In Spanien hat jetzt ein gewisser Carlo Pagan durch Selbstmord geendet, der vor Zehren an der Spitze einer verwegenen Räuberbande in der alger schen Hafenstadt Vtan Furcht und Schrecken v rbreitete. Er wurde schließlich ergriffen; es gelang ihm ober, au« dem Lazarett, in das er wegen einer Erkrankung übergeführt worden war. zu entkommen. Die Ge- " schworeneu in Oran mußten sich damit begnügen, ihn in oontumacttm zu 20 Jahren Zuchthau» zu ver urteilen. Der Verbrecher war in eincm kleinen Boot nach Spanien entkommen; die französische Po lizei war ihm aber auf der Spur; auf ihren Antrag wurde er vor einigen Wochen von der spanischen Polizei in Teuta verhaftet. Er sah seiner Aus lieferung entgegen. Während seines Aufenthalt» in Teuta hatte er aber ein junge« Mädchen rramn» Tarmen Trtgulo kennrngelernt, die sich leidenschaft lich in den Räuberhauptmann verliebte. Sie hatte esmuch durchzusetzen g-wi-ßt, daß ihr die Er- lanbni» erteilt wurde, dem Gefangenen täglich das Essen in» Gefängnis zu bringen. Diese Gelegenheit benutzte sie, um, in einem Brot versteckt, einen mir 6 Patronen geladenen Revolver in die Zelle des De- fanginen einzuschmugqeln. Nach Hause zurückgekehrt, schloß sich da« Mädchen in seinem Zimmer ein und erhängte sich. In derselben Stunde schoß sich Pagan in seiner gelle eine Kugel in« Herz. * Sin« peinlich« Verwechslung. Ein nicht all täglicher Geburtstag, der mit einer peinlichen Ver wechslung endete, ereignete sich im Dorfe Toruna (Spanien). Eine jugendliche Mutter und ihr, Toch ter schenkt«» in gleicher Stunde einem Söhnchen dem Leben. Eine große Schar von Verwandten umring ten und beglückwünschten diese zwei ungewöhnlich symmetrischen ^»freudigen Ereignisse". Trinksprüche wurden gehalten und die zwei neugeborenen Babies — Onkel und Neffe -- wurden von ihren Dcwun- derer» zum Küssen herumgereicht. Ein, halbe Stunde dauerte dies«. Gratulaftonscour, da trat peinliche Snlle ein. Welches Baby wat der Onkel und welches derNesfe? Die beiden waren im Eifer der Begeisterung verwechselt worden. Da Mutter und Tochter sich sehr ähnelten, waren auch ihre Söhnchen nicht zu unterscheiden. Auch die Aerzte Und Pflegerinnen bemühten sich vergeblich, diese Auf gabe zu lösen. Schließlich mußte man blind wählen und die Kinder wurden zwei Stunden spater getauft. Arm« Kinder! Sie werden nie wissen, welches ihre Mutter und welches ihre Groß mutter ist, und der Neffe wird möglicherweise sein eigener Onkel sein. Die Mutter kann die Groß mutter ihre» eigenen Sohne» werden und die Kvm- vlikation wird noch unangenehmer, wenn der Gatte der Tochter, der sich auf einer Geschäftsreise in Argen tinien befindet, zurückkehren wird. Wird er dann selben Sohn oder seinen Schwager begrüßen? Der Weltmeister i« Wurstest«». Die feine Ge sellschaft in New Bork hat dieser Tage tvieder einmal eine Sensation erlebt., da die Weltmeisterschaft im Wurstessen an einen neuen Ehampion Übergegangen ist. Da» Wettessen fand in einem ungeheure» Saal Man hat davon im allgemeinen «ine falsche Vor stellung von Lautheit, Geräusch, Unkultur. O nein, da» ist mit da» Herrlichste, Aufregendste, was ich ie gehört habe. Die Jazzkapelle — etwa di«, London-Band — spielt nicht Musik, sie spielt m i t stet Musik. Ei« amüsiert sich mit irgendein« banalen Thema, da» ste souverän var iert,'sich zuwirft von einem Instrument zum anderen. Jetzt in knalliger, roter Klangfarbe, jetzt grüngelb durch gestopfte Trompeten, jetzt mit grotesker Elegik durch ein klagende» Saxophon, dann wieder gehämmert von einem Klaviervirtuosen, nur durch Banjo und leise» Schlagzeug kegle tet, endlich alle zusammenlaufend zu einer Sinfonie der Blague. Geme'stert. kaum dem Auge sichtbar, von einem Geiger. (Die D'oline, da« einzige alte Instrument in dieser höchst modernen Gesellschaft.) Möglich, daß e* elownhaft wirken könnte, aber nicht, wenn von diesen tadellose» Sentlemen gespielt, di« diese Dina« ganz ernst nehme». (Nur da« Der- gnügen hat Sinn, da« man ernst nimmt.) Ein Konzert der vielgestaltigsten Instrumente, zu dem mqn tanzt, tanzen muß. Der erfolgreich« Operetten- komponist Hugo Hirsch (der Fürst von Pappenhrim), der im Savoy »oben mir saß. war gle'ch mir grenzen los bege stert. Hiern« so schlecht zu tanzen, wie ich es sah, dazu g-chört Talent, Kontratalent. Wen diese Mnstk nicht besessen macht, der ist n'cht wert, sie zu besitzen. ' N. ^»onurel Sech» Kinder Von tzkuUv »«rtaiewf ^ch bin ein Kindernarr" sagte er, »und muß gestehen, daß ich am liebsten da» ganz« Hau« voll Kinder hatte. Denn ich aber «einer Frau diese Bürd« zumute, so geschieht e» nicht nur au» Kinder- liSe an sich, sondern auch, weil ich jede» meiner Sprößlinge gegenüber ein böse» Gewissen und daher de» Dillen hatte, an dem nächsten Kind da» gut- zumachen, was ich an de» vorherigen verbrochen. Ich muß weit au»hol«n, um Ihnen da» ver ständlich zu machen, muß Ihnen eia Erlebnis au» memer eigene» Kindheit »tttrilea. Ich «ar s» ungefähr vier od«r fünf Jahr« alt, al» m«tn Baler, «in eifriger und Hingebung »voller Sammler von «lten Gläsern und Porzellan, ein«. Tage» au» Puri« «ine Sevrr«Schüssel mit nach Hause bracht«, dir au» irgendwelchen Gründen blonder» wertvoll »ar. Et« sogenannte» Unikum, wie sich bi« Sammler aiwzudrilcken pflegen. Kaum «ar di« Schüssel «tu«» gepackt und von den Familienmitgliedern gebührend bewundert worden, al» ich fi« auch schon in eia«« unberoachtrn Augenblick ergriff, um sie auf einen Stuhl zu stellen, auf de» ich st« besser seh»n konnte, al» «nf dem hohen Tisch. Und schon la- ich mit der Schüssel auf dem Fußboden und da» Unikum »ar i» Scherbe« gegangen. Ich blieb »ar Schrecken starr liegen, «eine Matter schrie wütend .Nichtsnutziger Bengel" »ab »it geballter Faust auf «ich los., Da», aber tat »ein Daker? Gr hob mich auf, nah« mich auf de« Ann, küßt« und streichelt« «ich und rief: ^Anam Bubi, hast du dir m** -la»? Vrackchst nicht zu »einen, laß bi« dummen Schekbea nur achi- lte-ea, die bösne dumm« Scherben, bi« «ei» Vabi so erschreckt haben, Mack btr nicht» draus, es -t-t mehr Sevrea-Parzellaa ever nur «in Bubst* Diese» «st« Kiabheitoertebntd, <m lla» ich cktch erinnern bann, eeirkt heute in prfi- so stark aewesen, daß es vielleicht mein ganze» Leben beeinflußt, au» mir da» gemacht hat, was man einen guten Menschen zu nennen pflegt. Und einen Kinder narren. Al« ich nun selbst -um erstenmal Vater wurde, hatte ich die fest« Absicht, «in solcher Vater zu sein, wie es meiner gewesen ist. Leider wider strebte hie und da diesem Vorsatz mein Temperament und eine gewisse Nervosität. Einmal hab« ich meinen Erstgeborenen, al« er drei Jahr« alt war, derb ge scholten und geschüttelt, weil er unterwegs bei einem Spaziergang nicht so artig gehen wollte, wie es mir gerade paßte. Worauf mich da« Kind groß und ver wundert au» seinen reinen unschuldigen Augen an sah. Diesen Blick, in de« Vorwurf und Frage lag, konnte ich nicht vergessen, er quälte und verfolgte «ich und immer wieder mußte ich mir sagen, daß mein« kleine Ungerechtigkeit aus da» Gemüt de» Knaben nachwirken, bös« Eigenschaften in ihm groß werden, gute unterdrücken könne. Bei« nächsten Kind darf dir da» nicht mehr ge schehen, sagt« ich mir, und konnte den Tag kaum er- »arten, da wieder so ein zappelnde» kleine« Wesen in der Dien« lag. E» geschah mir aber wieder. «» kam abermals ein Tag, da ich ein« zarte Kindersrett verletzt und gekränkt habe, und auch beim dritten, vierten, fünften Kind ist e» so gewesen. Da» sechst« ist erst «in Jähr alt, vielleicht daß es mir diesmal gelingt." Eta Blick ia dl« Jalaaft Unter Grillparzer» historischen and polt- tischen Studien sinder sich eine Art »oa weltgeschicht licher Perspektive «m dem Iah« 1«, di« ta «an- cher Beziehung erstaunlich zeitgemäß anmettet. Der betreffende -Abschnitt lautet: .Da» Traurigst, tn de» Ereignisse der letzt«» Zett besteht nicht in de» U»- da« ste über bi« Ge^aauU -edracht habe», senden» darin, daß der Glaube au bi« Perfektibilltir der Menschheit, an di« soaenanm« Erziehung de» , Menschengeschlecht«« darta höchst maulend gemordca ist? In de« Augeablttk, «l» man bl« Welt aus einer »e'.ß Gatt, «t» hohen Stus« der Pildun- glaubt», kommt der Tag der Prüfung, und sie steht schlechter Und alberner da al» jemal». Za, sie zeigt geradezu Re Slschettiuugen einer n-vfirt, gehenden ödet sich im Osten der Stadt statt, wo di« streitende» Gastro nomen ihre« koloffa.en Publikum kolossale Durst- mengen vorfraßen. Der bisherige Weltrekord »oa 44 Würstchen wurde diese» Mal geschlagen, indem der neue Weltmeister VS Würstchen verttlgte. Di« Glanzleistung brachte dc» Siege« etae» silbernen Pokal ein, und der Held de» Lage», der ohne Wü-stcheninhalt 380 Pfund schwer ist, wurde aus de» Schultern der begeisterten Menge nach Haus« ge tragen. Die Gurspamllde». Al» der Zirkus Sarrasaat seine Ausreise nach Südamerika «»kündete, liefe» daraufhin nicht weaiger al« 60 060 Bewerb»»-», schreiben zur Mitnahme ein — und viele tausend Menschen meldeten sich noch persönlich in den Städten, in denen dir Sarrasani^chau gastierte. Diese Bries sammlung, die der Zirkus ia Dresden zurück gelassen hat, ist «in Kulturdokument, und nicht» ist für unsere Zeit bezeichnender, al» der Dille zur Tkaffenslucht au» Europa. E» gibt wohl keinen Stand, der nicht unter den Bewerber» vertreten wäre, keine Gesellschoft»schicht, dir nicht irgendwelche Angehörige zu dem Heer der Brief schreiber gcszllt hätte. Die Aristokratie ist recht hänfig vertreten, auch der Offizier« st and hat zur Fülle der Bewerbungsschreiben beigetragen. Ein ehemaliger Kommandierender Gene ral der Kavallerie fragt an, ob man ihn nicht als Stallmeister beschäftigen könne, ja, einige frül-ere Pioirieroffizlere sind sogar bereit, eine Stel lung als Monteur oder Bühnenarbeiter bei dem Zirkus anzunehmen. Ein tscheoslowakischer Bergmann will noch zweitausend Kronen zuzahlen, wenn man ihn mitnimmt. Nur herau« wollen sie alle au» Europa. Es sind viele Frauen vnter den Brief- schreibern, die sich teils aus artistische Mitglieder, teils — und -war viel häufiger — al» Bureauperso nal anbieten. Einige gehen sogar so weit, sich al» Scheuerfrauen anzubieten. Die Rach« de» Tellist«». Da» klein« Städtchen Neusatz bei Peterwardein (Serbien) war d r Schau platz einer fürchterlichen Eifersuchtstragödie. In einem Bierrestaurant konzertierte seit einer Woche eine russische fflüchtling»kapclle. Sie war früher mit großem Erfolge in Peterwardein tätig gewesen, hatte aber die Stadt verlassen müssen, weil ein Skandal entstanden war, al« bekannt wurde, daß der erste Geiger mit der Frau de» Tellisten, der Mutter zweier kleiner Kinder, durchgegangen war. Der ver lassene Ehemann hatte gleich nach der Entdeckung vom Musikpodium herunter da» Publikum aufgrsor- dert, ihm die treulose Mutter seiner Kinder zu suchen. Seitdem waren er, sein Nebenbuh er und die Ehebrecherin verschwunden. Die Angelegenhnt schien auch in der Gegend wieder vergessen worden zu sein, zumal die russische Kapelle in eine andere Stadt übersiedelte. Eine« Abcnds erschien aber plotz- lich der längst verschollen geglaubte Tellist al» Gast tn dem Neusatzer Wirtshaus, fetzt« sich nahe an die Musikbühne und bestellte ein« Flasche Wein. Der Kapellmeister sah, wie sein ehemaliger Kolle-e in maßlos aufgeregtem Zustand« den Wein auf einmal austrank, aufstand und auf ihn -»ging. Der Tellist hatte weiße Haare bekommen und machte auch sonst den Eindruck eine« gealterten Manne». Er begrüß'« seine früheren Freunde kurz und bestellte bei dem Kapellmeister ein Lied, da» da» Liebling»lied seiner Frau gewesen war. Dann kehrte er an seinen Lisch zurück und hörte aufmerksam zu. Kaum war der letzte Ton verklungen, da sprang der Tellist auf und rief in den Saal: .Ihr Hunde habt g«wußt,. daß sie mich betrogen hat!" Im nächsten Augenblick zog der Russe einen Revolver und gab zehn Schüsse hintereinander auf die Kapelle ab. Drei Mitglieder und die Zitherspielerin brachen tot zu- sammen. Drei andere Kollegen wurden schwer ver letzt. Dann richtete er die Waffe gegen sich und tötete sich. In seiner Wohnung fand »an sein drei Jahre alte» Kind mit einem Wattebausch im Munde erstickt auf. Da« andere Kind ist spurlo» verschwun den. E» wird angenommen, daß es der betrogene Ehemann ebenfalls getötet hat. Die Mutter und ihr Liebhaber sind auch nach Dekanntwerden der Untat nicht zu finden gewesen. Angeblich sind sie nach Amerika geflüchtet. Ein uubekannter Krösu«. Ia England hab sich dieser Tag« der Fall ereignet, daß man erst nach dem Tode eines Mannes, der zwar nicht für arm, aber jedenfalls nicht für besonder» vermögend galt, zum allgemeinen Erstaunen erfuhr, daß der Verstorben« zu den reichsten Leuten de» Lande» ge- auflösrnden Kultur. Da» ist sein hypochondrischer Pessimismus, denn es kcurr allerdings ein Man» oder «in Ereigni» alle« wieder ia» Gleichgewicht b ürgen. Aber da. Und .echenb.rr, außer Recknu'- g.L.achc, dürfte es uns: :er Bildungsepoche rrcht ard-r» ergehen, al» e» der griechischen und römis i.en vor uns cryangen ist. Lrv natürlich« Drnkea -urch eia lLastlu^e» Gedankeasp el verdräng», die Vcr- l rc« le r. ttt'at, aber durch keine Urteil« ersetzt, dtt Empfindt. ng nur noch in der L»lbft«u!bt lebendig; Autorität und Vertrauen erloschen und die Recht schaffenheit einer erlogenen oder geträumten Groß artigkeit untergeordnet: wo wäre da noch «in fester Punkt, an de« man de» Hebel für ein Lmporztehen de. Versunkenen ansetzen könnte? A« übelsten daran ist Frankreich durch feine moralische und Deutschland durch seine geistige Verworrenheit. Ja, letztere» noch schlimmer, da mau au» de« Ver stand« eine wenigsten» notgedrungene Ehrlichkeit machen kann, au» de, Ehrlichkeit aber — selbst dies« den Deutschen zugegeben — ewig keinen Verstand. Wie di« Deutschen dazu komme» sollen, ihre» Eigendünkel zum Trotz vsn der hohen Stus, herab- »usteigen, di« ste erreicht zu haben glauben, und bl» Sache wieder anzufangen, wo Lessing und Kant und Goethe ste gelassen haben, da» übersteigt jede Vorau»sagung»gab«. Et» Monn, «i» Männl «in Königreich für »t,,a Manu» In Rußland aber «acht die ungeheure Kluft zwischen deu gebildeten Ständen und der rohen Masse de» Volk», daß die Durchschnitt»linie der Pildun-, die die Regierung rtnhalten muß, sich von der ge bildeten Hälfte allzuweit entfernt. Da» «erben sie unter de« Einfluß der europäische» Traditionen aus di« Läng« nicht ertragen, »ad «in« «»»alattoa kann kau« ausbleiben. Aber was bau»? Dann steht Pale» al» et» aatürltchar Alliierter Frank reich» da und Italie» «l« annatüriicher, aber für de» Augeabltck unzweifelhaften vielleicht, daß «tu neuer Napoleon der Revolutisa tu Frankreich dann b»u aemohntea Abfluß durch Raub und Eroberung verschafft und di« Ält d« Kreislauf »i^er durch, »umochen bat, de« kett» Dt»ter und kein«—kcm »tu elcmentarifthe» Atel sedt. Ich will nicht an dert« gZaub«, aber mau muß »ta stark«» Vertraue» tu di, Vorsehung haben, um nicht schwarz -u sehe». Ach «ie «muutzt die Arbettsrschaft ihr« frei« 8- Anläßlich der g. Internationalen Arbeit konfer« hört hatte. Maurice Mareu » au« Redhill in der Grafschaft Surre» bewahrte da» Geheimnt» seiae» Reichtum» gelt seine» Lebe»» so vortrefflich, daß erst die Eröffnung seine» Testament, der Mitwelt di« Offenbarung von dem Schatz de» Manne» bescherte, der still und beschetdeu seru Dasein auf Erden ver bracht hätte. Man wußte zwar, -aß Marcus al» Bankier ganz gut« Geschäfte »»achte, aber niemand akute, daß er es auch mit Diamautmiaen i» Süd afrika zu tun gehabt hatte und au» ihne» so große» Vorteil gezogen hatte, daß er imstande war, eia Ver mögen von nicht weniger al» 3 145 781 Pfund Ster- ling zu hinterlasse». Selbst die Geschäfts freunde de» Marcu» waren verblüfft, al» sie von dem Riesen nachlaß hörten. Erfreut aber waren der Fiskus und die Erben, am meiste» freilich jener, denn er bekommt da» hübsche Sümmchen von 1 384 000 Pfund Sterling al» Erschaftssteuer, weaiger schon di« Erben, wert Marcu» ia seine« Testamutt Bestimmungen getrost:n hat, die gerade di« nächste» Verwandten zmLcksetzen. «ie Imuutzt die Arbettsrschaft ihr« freie 8-t? Anläßlich der T. Internationalen Arbeits konferenz in Genf gelangt u. a. die Frage zur Sprache, wie die Arbeiter it>re freie Zeit benutzen. Das Internationale Arbeitsamt beb- fichtigt, für die Konferenz Material aus der ganzen Welt zu beschaffen. Das gesammelte Material w rd sodann im Druck erscheinen. Die genannten Te- Hörden find aber nicht ia der Lag«, ohne Mituric t der interessierten Kreise eingehende», genaue» M.- tcrial dem Arbeitsamt zu liefern, und werden Haber an die verschiedenen Korporationen entspreche de Fragebogen versenden, deren gewiffcuhaftc Bea. t- wortunq sie erwarten. Japanisch« Srdbebeustatistik. Di« japanische Re- gterung hat die Statistik der Opfer des großen Erd bebens vom September veröffentlicht. Die Gesamt zahl der Toten Ist 99 378. Davon entfallen auf Tokio 68 218 und auf Yokohama 29000. Die Zahl der Verletzten ist 113 071. 42890 Ver mißte werden al» tot betrachtet, so daß die Z hl der Todesfälle 143 000 erreicht. Mit Rücksicht auf iie für den Wiederaufbau der durch da» Erdbeben zcr- störten Gebiete notwendigen Kredit« muffen alle Budget» reduziert werden. D« Marine minister teilte mit, daß das Marinebudget für 1923 von 278 auf 239 Millionen Hens und dasjenige für 1924 von 279 aus 238 Millionen reduziert wurde. Die verkehrte Wett Kirschen blute ia Rußland — Schnee sturm in Südfrankrelch. Das Winterwctter dieses Jahres dürfte wohl den Rekord des Unnormalen erreichen. Nach Plätc:r- meldungen hat sich über Rußland eine Hitzewelle ausgebreitet, die hier einen zweiten Sommer gezeitigt hat. Während Rußland sonst um d se Jahreszeit bereits unter einer tiefen Schneedecke lag, herrscht heute dort Frühling. Ia Kiew blü-.t der Flieder, ia Odessa werde» frische Peil- chen verkauft, in der ganzen Ukraine stehen die Kirschbäbme in voller Blüte, und statt, daß dieser Landstrich wie sonst eine einzige Schireeflüche ist, .sind es dre Kirschblüten, die die Ukraine in blendende» Weiß tauchen. Die Durchschuittvtempcratur in diesen Gegenden beträgt 22 Grad Reaumur. Für die russische Landwirtschaft bedeutet dieses meteorologisch« Phänomen eine Katastrophe. Denn de Wintersaat begmnk bereits aufzugehen, und schon sfangen die Halme an anfzuschießen, währ nd sonst die Schneedecke die keimenden Früchte zu schützen pflegt. E« ist als» die Gefahr vorhanden, daß bei emtretendem Frost die gesamte Wintersaat der Ukraine, der eigentlichen Brotkammer Rußlands, vernichtet werden wird. Während aber im Norden Europas eine seit Menschengedenken yiö t beobachtete Hitze herrscht, wird ein Teil de» Sü ns unsere» Weltteile« von einer erschreckenden Kälte heimgesucht. Zn Nime», Avignon, Huere kaben große Schneefalle stattgefunden. Die Berge in diesen Gegenden find ganz mit Schnee bedeckt, furchtbare Stürme haben die schwersten Verwüstun gen angerichtet. Ja sogar in Nordafrika, in Algier, ist Schnee gefallen und sind T'mpervtu en beobachtet worden, wie sie so tief noch niemals ver zeichnet wurden. Ein Fall von Lepraerkrankung d» Berli». I» Berlin ist dieser Tage ein Leprafall festgestellt worden an einer au« Polen zugewandcrttn 6« Jahre alten Näherin, die sich seit einrgen Tagen in Berlin unangemeldet aufkalt. Sie wurde sofort nach der TharitS transportiert. stehe am Rande meiner Tage. G» ist nicht Besorgnis um mich, es ist meine begeisterte Liebe für da» Gurr und Schöne, was mich kleinmütig macht." 5 Gsldpfennkg« Tantieme. Zn Hamburq fand die Uraufführung von Alfred Brust» »Südser- spiel" statt. Der Bühnenvertrieb übersandte nun- mehr dem Dichter nach dem üblichen Entwertung», und verzögerung»prozeß die Tantieme in Höhe vcn 8 (fünf!) Goldpfennigen! Der Dichter hat der Bühn: da» Honorar durch eine wertbeständige 5-Psennig- Briefmarke dankend -uriickgereicht. Et» »ar»«»-«» Denkmal. Al» dauernde» Dar- »uno«»eichea ist in St. Louis in der belebtsten Geschäftsstraße ein Denkmal errichtet worden, da» -en schnell sichre nden Automobilisten in Erinnerung bringen soll, daß im Laufe de» letzte» Iahrc» 3 2 Kinder rücksichtslosen Fahrern zwa Opfer ge fallen sind. Da» Monument trägt die mahnend«. Inschrift: ,gum Gedächtnis der Kinder, die hier auf dem Alt ar -er Hast ua- -er Rücksicht»- lostgkeit geopfert wurden." Pt» XI, der Alpinist. Dieser Tage empfing Papst Piu» XI. eine Abordnung de» Mailändc.' Alpenklub» tn Audienz, di« ihm da» erst« fertig gestellt« Exemplar der Prachtausgabe seiner gefam- Welten alpinistischen Schriften überreicht«. Der ge lehrt« Priester Dou Achill« Rattt «ar nämlich auch ein leidenschaftlicher Veegstetger und anziehender Schriftsteller, dessen kunstgeübte Land die Hauptmomente seiner Bergbesteigungen i» Vilde sestzuhalteu verstand. Einig« dieser Berg- toure», wie die Besteigung der 4688 Meter hohen Gufsurspttz« de» Maate N»sa, -e» höchsten Punkte» -er Schweizer Alpe», über -tr Aumste in spitze, der Aufstieg zu« Moat Blaue mit dem Abstieg über den Domgletscher and die Besteigung de» Matter Hora» von Zermatt au» selten al» Höchstleistuagea. Die Adgeordaetaa Fraacesc» Mauro mrd G. Bobb« hab« sich der Sichtuog -« Material» anteqoae» «ad di« Bericht, über die genannten und «dem Alpentouren Dm» Achill« Ratti» z» e.ae» Baad» verrtnt, -en -tt Verleger Vertiert und Bau- -ettt -a «tu« la typographischer »ie illustrativer Hinsicht gleich, voryehmrv Prachtausgabe gestalt». < HSH. mini früh' in» < Absa In t noch r. S verb dagH s» dc wen entfa Mom Milli Oktal Milli Oktvl deistl hohe» brau, um aber ist v stand« könne mintx ausfä teue sächlic -er N gaben Los v Di fchle Hinzu wird e durchs, den, g ' Di, preise lich h< ande Gas, ten w gäbe zu bei denn begeben Sei rkppe, Rhe p, DI« Um a wirt' zsnische Lage einem müßten <!- V«»r kcywer. Der Etc und Yic fteaen a Iprüche. «inen S langweil tünjertu dem bei Die füni «eiiau eines L teil t Hilbnel »Piel .D men gui «rnit« T gewühlt — Den veherrscd Tack-2 Hanto der Lus' M e n ot »aaig v A i o w i Sbre Lei ämertkan . E 4j Gdb«lin »alberii «i»TaS Frau Regen sich nie sie da sic von der anderen «ie. Z mit art Vcmft he zu sehe. 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