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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-05
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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LtttM<xL, 6« s. v«t«ad«e Symptome der Sesrro-tm- E».gibt Läden, die nicht mehr Punkt zwölf schließen, sondern ruhig Weiterverkäufen. Die Ware unter dem Ladentisch ist verschwunden, die zah- kungskräftig« Stammkundschaft wird nicht mehr an- gezwinkert, und der verkauf ist kein Gnadenakt, sondern ein Geschäft auf Gegenseitigkeit bei dem es der Verkäufer an einer gewissen Freundlichkeit nicht mehr fehlen läßt. * G» gibt Lest«, die um 8 Uhr nachmittag» nach dem Dollarkurs -u schauen vergessen und sich erst am Wend überzeugen, daß er selbstverständlich unverändert geblieben ist. Es gibt Gchieberkafsees, in denen sich kein Mensch um Dollars und hlländische Gulden reißt, und wo die Forderung, Goldmark» mit einem Agio „herüber- -unehmen*, Heiterkeit auslösen würde. » E» gibt keine Lagst mehr vor Substanz verlust, und warte, gar balde werden wir schon den ersten großen Saisonausverkauf zu sensationell herabgesetzten Preisen haben! * Es gibt kein« Leute mehr, die sich drängen, ihr Geld um jeden Preis los zu we7deu. Po.» jedem Preis ist gar keine Rede. Hingegen gibt es schon wieder Leute, die zu sparen beginnen; die hohe Kante kommt wieder zu Ehren. E« werden schon viel weniger Witze über die Mark gemacht und dos „finnige- Bekleben der Wände mit Papiergeld hat aufgehört. * Die Preise in den Läden werden nicht mehr täg lich dreimal heraufgeleht, wohl ober alle Tage einmal reduziert. * Wunder über Wunder! Es gibt Leute, die Gold gelb ausgeben und Papiergel Hamstern! Bisher wollte jeder an dem Marksturz verdienen; und de«chall> fiel die Mark. Jetzt muß man sich daraus i' «stellen, an der stabilen Mark zu verdienen; un" sie i st stabil. Richt nur der finanzielle Mechanismus, auch der Wille und der Glaube machen das Geld. -» E« gibt wieder Kaufleute, die aus die Frage „Wie wird das Weihnachtsgeschäft- nicht mehr „mies-, sondern „ausgezeichnet* antwor- ten; vorausgesetzt, daß die Stabilität aubält. Der psychologische Augenblick, sie festzuhalten, ist da, wie noch nre. Ihn entgleiten zu lassen, wäre eine un- verzeihliche Sünde. Raft. Oie Preise sinke« weiter! Auch am Dienstag war ein Sinken der Lebens- mittelpreife in der Leipziger städtischen Markthalle zu, verzeichnen. Waren Mer Art wurden in aus- reichenden Mengen angeboten. Die Be sucher zeigten wohl Kauflust, hielten sie jedoch immer noch in Schranken. Die Erwartung ein<s abermaligen Zurückgehens der Forderungen hat die Hausfrauen vorsichtig gemacht. Butter war gegen den Vortag um eia« Gold mark das Pfuud gefallen. Der Preis wurde mit 8 <.tt notiert. Billigere Sorten waren für 2H, beste Quali- ti't für 3L Goldmork zu haben. Margarine schwankte zwischen 85 Pfennigen und 1,10 Goldmark. Speck wurde mit 2, amerikanisches Fett mit 1^0 bis 1H0 Goldmark angeboten. Kokosfett stellte sich auf 1 bis 1«) ^l. Talg kostete ebenso viel. Kunstspeisefett wurde mit 1 angeboten. Frischfleischware» wäre» infolge Ueberangebot» auf dem Schlachtviehurarkt ebenfalls ermäßigt morde». Der teilweise Wegfall derGinkal- kulation der Risiko prami« in den Der- kaufspveis ermöglichte den Preisrückgang. Rind fleisch wurde mit 2 bis 2,4, Kalbfleisch 1F, Schweine ¬ fleisch mit 2,2 Doldmark angeboden. Am 24. Rovem- der wurden di« gleichen Fleischsorten mit 2 und S Goldmari do» Pfund angeboten. Wurstwave > hatten sich d«m Preisrückgang angeschlossen. Di« Einheitsforderung betrug 3 Gold mark. An einzelnen Stellen wurden noch 3B ver langt. Gefrierfleisch wurde in groß n Mengen angeboten. Die Preise waren gegen den Bortag un- verändert. Fisch« waren im Preis gefallen. Schellfisch schwankte zwischen 80 Pfennigen und 1,10 Kabel- sau und Seelachs wurden mit SO Pfennigen verkauft. Für Seehechte mußt« man 120, für Goldbarsch 70. für Rotzunge 110, fiir Karpfen 22V, für Schlei« 250 Gold- Pfennig« ankgen. Heringe blieben unverändert. Kartoffeln wurden noch immer für 7 Pfg. angeboden. Stellenweise konnte man sie für 6-) Gold- Pfennige erhalten. Di« verschiedenen Gemüse- arten waren gefallen. Zwar handelt« es sich nur um einen Rückgang um 1 bis 2 Pfennig«, doch muß auch dieser kleine Rückgang als Fortschritt be- grüßt werden. Brot - billiger! Die Seipztger BäLcrinnnuq tznt sich entschlossen, mit Wirkung vom 5. Dezember Vie Brotpreife herabzusetzen. Bib auf weiteres kostet ein Pfund 7N-roz. Roggenbrot 23 (bisher LS), ein Pfunv ttSproz. Brot 22 (bisher 24.5) Gold pfennige. Für eine Semmel wird nach wie vor 4 Pfennige verlangt. * Sin amtlicher Kommentar Der Rat der Stadt Leipzig schreibt uns: istachdem für eine Reihe von Lebensmitteln die Preise herabgesetzt worden sind, ist nunmehr von der Bäckerinnung der Brotpreis ad 5. 12. auf 23 Goldpfennige für die erste Sorte und 22 Goldpfennige für die zweite Sorte ermäßigt worden. Diese Anfänge eines Preis abbaues sind im wesentlichen dem Entgegen kommen der hiesigen Rcicksbauk, insbesondere Direktor Blumhoss, zu verdanken. Die Reichs- bank hat sich bereit erklärt, der Stadtverwal tung größere Posten von wertbestän digen Zahlungsmitteln laufend zur Verfügung zu stellen, um die Störungen in der Lebensmittelbeschaffung zu beheben. Diese wert beständigen Zahlungsmittel hat die Stadt den großen Einkaufsgenossenschaften und -oraanisa- tionen für die Beschaffung von Mehl, Fleisch, Fett, Nährmitteln u. dgl. zur Verfügung gestellt. Soweit ein Preisabbau »roch nicht erzielt werden konnte, ist auf verschiedene» Ge bieten wenigstens ein weiteres Anziehen der Preise verhindert worden. Welche unhaltbaren Zustände sich durch die Währungs- vechältniffe herausgedildct hatten, ist genug be- kaunt Tie Versorgung der Stadtbevölkerung im Großeinkauf mittels Papiermark hatte sich allmählich als unmöglich herausgestellt. Die weitere Preisentwicklung wird im wesentlichen davon abh ingen, in welchem Umfange die aus gegebenen wertbeständigen Zahlungs mittel im Verkehr bleiben oder ge hamstert werderu Jeder, der die neuen wert- bcstänÄigen Zahlungsmittel zurückhält. be günstigt unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Steigerung der Preise! Oh»« Rückport» — kein« Antwort. Bei den Ministern und den Ministerien qehen häufig An- fragen, Gesuch« usw. ein, für deren Bearbeitung und Erledigung die unteren oder mittleren Behörden, die Berufsorganisationen, Arbeitersekretariate usw. zu- ständig sind. Ls wird nochmals darauf hingewiesen, daß künftig an die Minister oder an die Ministerien anstatt an die zuständigen Stellen gerichtete Ein gaben nicht wcitergeleitet werden. Falls aus reichendes Rückporto nicht beiqefügt ist, wird der Einsender auch keinerlei Antwort erhalten. Un- Der Geliebt« Da« Knkon Seftnoek Auf der Fahrt. Montag. Süße Claudia: ich denke an Dich auf der Fahrt. S» ist die zweite Nacht schon, die zwischen Dir und mir liegt. Ich fahre immer noch. Ich sah ein paar Landschaften voll Herbheit und Anmut. In D. fiel ein Mann ariL dem Wagen. Am Mittwoch bin ich auf der ersten Station meiner Ferien. Ich bin ganz voll Sehnsucht; ich möchte jetzt mit D'r zusammen sein, vorbei an den Städten sh en, o" den blitzenden Nachidörfern, über die Brücken donnern. ' Ich bin Fieber, Feuer, Glut. Ungeheuer ist mein Durst nach Küssen. Ich grüße Dich eilig, herzlich, innig, freudig. Anino. Anio zu der jungen, kastanienbraunen und klin gend lachenden Dame im Coup«. . . . „Gewiß, meine Gnädigste, nicht» wäre für m'ch beglückender, al» mit Ihnen in Verbindung zu ble ben. D. ist eine reizende Stadt, verschwiegen, voll Grün, viele Gartenstraßen ... Ich Unterbrech« meine Fahrt gerne, eine famose Idee: ich bleib? den Tag und di« folgende Nacht. . . E» wird «lne iüße Nacht werden eine zarte Nacht ... Ich freue mich. Ich freue mich* ... Zn N. Liebe Llaudia: ich bin mm hier mitten i» wunderbare» und tiefen Wäldern, die den Atem ihre» Grün» Li» an die -Luser fAagen. Da» Gesicht de, Himmel« ist hoch und blau, eia Zug leichter Wolken segelt vor meiner F nsterscheib« vorbei. Gewiß: dies« Landschaft 'st schön und bezaubernd au« Wildnis und Grün. Di« WLldsr uralt, v r- moost w't herrliche» brennende» F ueruel'snwie «n. Die Wald bä ch« rauschen in meinen Schlaf her in. Der Mond ttegt wie auf Samt in den Rächten. Die Ruhe ist von unbeschreiblicher Feierlichkeit. Aber (ch trage trotzdem mein Herz unbefriedigt »ad »n* rastig hindurch, da« allein ist in der großen Fülle des naturhaften Rahmens. Aber so bin ich verbrannt von den Gefühlen der Sehnsiuht. Unruhe bewegt mein Blut und ich freue mich jetzt schon auf den Tag d?r Rückfahrt. Mein Herz ist aufgewühlt. Claudia! Mein Mund ist begehrend, Llaudia! - Ich gehe jetzt, geliebte Llaudia — es ist 1 Uhr nachmittags —, in den Wald, den schwarzen und schäumenden Sausbach entlang. Lin romanti'ch- melancholischer und wundervoller Weg über Fe s- trümmer und vermorschte Baumstümpfe hinweg. Vorher werfe ich Dir noch mein Herz zu, fange es auf und löste cs bei Dir ruhen. Mit leichten vhelen Küsten Dein Anio. Anio ging darauf wohl in den Wald, aber nicht allein. Mit ihm ging die Privatb amtin Elisabeth Pokorny aus Dien. Anio sagte zu Elisabeth: „Elisabeth, schau, dc» wird alle» nicht so schlimm sein, wenn du in Wien und ich wieder in Köln bin. E n bissel weit ist es ja. Das ist wahr. Aber für tiefe, wahrh fte Lieb» meine« Herzen« zu dir ist da» kein Hindernis, ja sogar ein direkter Ansporn. Du wirst sckaun eines Tage», ganz unvermutet, bin ich bei dir; dies« Uebec- raschung für dich. Also geh Elisabeth, sei nicht melancholisch de«, »egen komm, Süße», Droll'ges, laß dich küssen*... Meine Taube, ich schreibe Dir w?iter tief heraus aus der Mitter- nacht, in der ich fitze und an Dich denke. Immer die»: denken, denken, denken Dich um fliegen mit d m Geschwader meiner Gedanken. E, ist seltsam, die« alle» zu tun, e« ist aber ver- aeblich. Do« Körperlich«, da», was Du bist da» Fleisch, do» Haar, Arm, Augen, Mund, die Hände: ich zaubere e» nicht herbei. Cs geht vielleicht durch mein«« Traum und macht ihn unruhig und dun'el. Du bist fern, wie gewaltig ich auch Dein Bild in mir aufleuchten lasse. Du bist fern: ob »«endliche Tragik! Ich wort« auf Dich. Gesänge klingen in mir. Claudia: ich bin Feuer. Llaudia: ich bin Glut. G»te Nacht wetur Göttin, Stern« üb« Dich. ZaN« Z, beantwortet bleiben übrigens in sedem Falle und schon wog«n ihrer großen Zahl die eingehenden Stellen- und Arvektsgesuche. Derartig« Gesuche sind au«sicht»lo»; denn für absehbar» Zeit sind Einstellungen in staatlichen Aemtern und Betrieben nicht möglich. Re»e Lett»»- »e» PolttbilbungSawte». Um sich iu stärkerem Maße als bisher seiner akademischen Tätigkeit widmen zu können, hat Dr. Heller, der Letter des BolksdildungSamtes, erklärt, vom 1- April 1924 ab die Leitung dieses Amte« nieder legen zu wollen. Der Rat nahm in seiner letzten Sitzung hiervon mit Bedauern Kenntnis und wählte zum Nachfolger Dr. Phil. Herrn- berg, den derzeitigen Leiter der staatlichen Fach schule für Wirtschaft und Verwaltung in Bulin. * Einer Kontoristin 200 Billionen Mark gestohlen. Am S d M »/<1 Uhr nachmittags ist einer jungen Kontoristin vor dem Wechselschalter in der Commerz und Prtvai-Bank am Tröndttn- rtng, an dem das junge Mädchen Geld in Renten- markschetne umwechselte, vermutlich in einem unbewachten Augenblick, ein Geldbetrag von 200 Billionen in !0t, 300- und 500 - Milliarden « scheinen, verpackt in zwei Paketen, gestohlen worden Das junge Mädchen ist nicht tn der Lage, den Schaden zu tragen. Ahr Arbeitgeber hat 25',., des Betrages al« Belohnung ausgesetzt aus Wiedererlangung des Gelder. Verdächtige Be obachtungen teile man der Krim -Polizei mit. * Der Wert de» Pfe»»t-d für die Berechnung der städtischen Gebühren beträgt unverändert 10 PNlliardcn Mark. Entlaufener Schulwabe. Entlausen ist am 20. No vember der zehn Jahre alte Schulkuabc Walter Martens, genannt Giese, aus Gautzsch, Oetzscher Straße 3. Er treibt sich vermutlich in Leip- zig umher. Bet seinem Antreffen wolle man den Knaben dem nächsten Polizeibeamten oder Polizei- wache übergeben. Er war bekleidet mit grauer Joppe, dunkelgrauen Kniehosen und Holzpantoffeln und ging ohne Kopfbedeckung. Der Knabe ist Nein von Statur, hat blasses Aussehen und hellblondes Saar. * Vom Auto überfahren. Einen schweren Unfall erlitt an: 3. d. M. gegen U. Uhr vormittags ein 23jähriger Schlosser, an dessen Folgen er einige Stunden später im Krankenhause St. Jakob ge- starken ist. Er ist ans seinem Fahrradc aus einem Grundstücke in der Lützner Straße über den Fußweg auf die Fahrstraße gefahren und dort sofort mit einem Kraftwagen zusammengcstoßen, der im selben Augenblick oorübergesahren kam. Nach Zeugenaussagen ist der Verunglückte sehr schnell aus dem Hause herausgefahren, io daß es dem Kraft wagenführer gänzlich unmöglich war, den Zusammen stoß zu verhüten. Gefaßte Fälscher Am 28. Ätovember wurden zwei Leipziger, di« mehrere Falschgeldnoten in den Verkehr gebracht hatten, fesigenommen. Es gelang dies durch die Auf- merksamkeit eines Feischermeistcrs, bei dem die falschen Scheine in Zahlung gegeben wurden. Bei der Untersuchung durch die Kriminalpolizei stellte es sich heraus, daß man nicht nut die Verausgeber, sondern auch die Hersteller der falschen Scheine ertappt hatte. Einer der Täter ist Buchdrucker, der andere Steindrucker. Zur selben Zeit kamen vier Arbeiter und ein Han delsvertreter in Hast, die gleichfalls Geld scheine gefälscht hatten. Auch in diesem Falle ist die Entdeckung einer Geschäftsfrau zu danken. In beiden Fällen ist der angerichtete Schaden nicht be deutend, da die Festnahme der Fälscher in die An- fangszeit ihrer Tätigkeit fi«l. * Leipziger Winterhilfe u»d Sächsische« Volks opfer. Die beiden Organisationen hoben sich dahin greiniqt, daß die Leipziger Winterhilfe als Orts- gruppe des Sächsischen Volksopfers tätig ist. Die Geschäftsstelle der Leipziger Winterhilfe (Ortsgruppe des Sächsischen Polksopfers) befindet sich, wie bis her, im Stadthaus, Untergeschoß, Zimmer 623; Bank konto: Stadlbank Leipzig 4208, Vosiscbekkonto Leip- zig 6340. Sächsischer Index Rach dem Blande vom 3. Dezember be trage« die sächsischen Inderzlsserr» für die letzte Woche elnschlietzlich Bekleidung ins gesamt IVVtt Milliarde«, das ist gegenüber der Vorwoche eine Steige rung von O.OV Prozent; ohne Beklei dung sür die gleiche «seit 15Ü8 Milliarden, das bedeutet sür die gleiche Zeit der Vor woche eive Abnahme von 1.07 Prozent. Oie Post dementiert sich Rach dem Inkrafttreten der vierfach erhöhten Posttarife am 26. November verkaufte die Post die lO-Milliardenmarlen sür 40 Milliarden und die 20-Milliardenmarkeu für 80 Milliarden. Als nun die wertbeständigen Tarife tn Kraft traten, nahm die Post zunächst die 10- und 20-Milliardeu- marken nur zum aufgedruckten Werte in Zahlung, obwohl sie sich diese mit 40 dzw. 80 Milliarden hatte bezahlen lassen Dieses Vorgehen der Retchspost erregte den berechtigten Unwillen des Publikums. Auch die Postverwaltung hat nun mehr die juristische Unhaltbarkeit ihres Rücklaufs modus erkannt und diesen wesentlich abgemildert. Wer sich durch einen zu geringer! Rückzahlung« betrag der Post beschwert glaubt, erhält auf eine Eingabe, tu der glaubhaft versichert wird, daß die znrückgegebenen Marken nach dem 26. No vember etngekauft sind, den zu wenig er haltenen Betrag nachträglich vergütet. Wie lange es allerdings dauern wird, vis die glaubhaft be gründete Eingabe bearbeitet ist, darüber verlautet noch nichts. — Gegenüber der Darstellung ciucs andern Leip ziger Blatte«, daß die Bestimmung des Reichcpost- ministeriums, der Käufer von mehr als 100 Brief marken müsse die Hälfte in wertbeständigem Geld« bezahlen, im Gegensatz zu den Bestimmungen der s Reichsbank steht, die Paviermark bleibe geietzlichcv Zahlungsmittel, erfahren wir von der Leipziger Lbcrpostdirektton, daß dies nicht der Fall sei. Tic gekennzeichnete Maßnahme ist nur als Ueber- gangSmaßregel gedacht, um den vorläufig noch nicht sehr großen Vorrat der Postämter an wertbeständigen Marken zu strecken. Die Maß nahme wird noch verständlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, daß jemand, um seine Papier- markbrtrüge wertbeständig nnzulegen, ja nur Briefmarken in unbeschränktem Mäße zu kaufen brauchte. Daß solche Briesmarkenhamsteret die noch geringen Borräte der Postverwattung schnell erschöpfen würde, was einer Benachteiligung des großen Publikums gleichkäme, dürfte ohne wetteres einleuchten. * Ein abgeändrrter Plan der dritten bis fünfte» Klasse der 184. sächsische» Sandeslottcrie ist er- schienen. Danach beträgt für jede dieser drei Klassen der Preis für ein ganzes Los 30 Rentenmart, ein Zehntcl-Los also 3 Rentenmark. Wer keine Renten- mark hat, kann auch anderes wertbeständiges Geld sächsischer öfsentlich-rechtl cher Korporationen in Zah-- lung geben. Die Auszahlung der Gewinne er/ folgt auch in Ren ten mark, mit denselben Zahlungsmitteln. Die allgemeinen Bestimmungen für die sächsische Landeslotterie bleiben im großerr ganzen unverändert. Die dritte Klaffe wird am' 19. Dezember gezogen. Als Weihnachtsgeschenk steht ihr an erster Stelle ein Gewinn von 20 000 Nent n- mürk, im ganzen stehen aber 4695 Gewinne zur c° sügung, die mit 525 000 Rentenmark ausgestattet sind. Fiir die fünfte Klasse, die im Februar gezogen wird, ist im günst gstcn Falle der höchste Gewinn 150 000 Rentenmarf. Lösung der Ardeiter-Rückfahrkarten. Infolge Berechnung der Fahrpreise nach dein Goldmartkurs ist die irrige Ansicht entstanden, die Arbeiterrückfahr karten könnten unter Ausnutzung eines günstigen Goldmarkkurses innerhalb ihrer 7tägigen Gültigkeit im voraus gelöst werden. Dies ist unzulässig, diese Karten dürfen nur an den Tagen gelost werßen, an denen sie auch zur Fahrt berechtigen (also im Regel- solle am Sonnabend, Sonntag oder Montag)). Da gegen ist es nicht angängig, z. B. am Mittwoch eine Arbeiterrückfahrkarte zu lösen, mit der die Fahrt erst am Sonnabend angetreten werden soll. Flieder über Dich, Rosen über Dich, Wein und Pur» pur über Dich. Halleluja rufe ich Dir zu, bald bist Du da bei mir und ich bei Dir. Ich jubele Claudia, ich jubele . . . Dem Anio. Dnlo, zu sich selbst: „Lin hübsches Stubenmädel, di« Ines." Die Uhr ziehend: „Jetzt ist es zehn nach gehn. Um halb elf wird sie kommen. Liebe -einen Nächsten! Dem neuen DopperbeN des „Zwttbclitsch^ khcrau-gcqcben von Dr. Kun Manen» unk> Hans v Weder München) eninetnnen wir da» golfende: Da wächst mir, zu endloser Pein, ein Mensch Heron, den ich gar nicht kenne, dessen Existenz aber sich mir unabweisbar aufdrängt und mir die Nerven zerrüttet. Irgend ein Bursche haust in der Miet wohnung über mir und zwingt mich mit der Waffe unterschiedlicher Geräusche, stündlich cm seinem Leben teilzunchmen. Ich seh« ihn fast nie, aber ich höre ihn ohne Unterlaß. Mit Hand und Fuß und Stimme, mit Instrumenten und harten Gegenständen sorg» er dafür, daß ich über seinen Lhorakter, seine wechselnden Beschäftigungen und Interessen, seine ganze Ent wicklung auf» genaneste Informiert bin. Ich habe Kenntnis nehmen müssen von all feinen Spielsachen', den Reifen und Rollwäglein, die er al» Kind über die nackten Dielen trieb, den Si'cken- und Schaukel!- pserden, die er darauf tummelte, den Bauklötzen, au» denen er Türme errichtete und die er dann pol ternd in sich zusammenstürzen Uetz den Eisenbahn- zögen, die auf blechernen Schienen im Kreis herum rasten, den Kegel- und Krokettspielen, den Roll- schuhübungen, den Iohrmarktstrompeten, Okarinas und knarrenden Waldteufeln. S» blieb mir nicht verba-g-n, wenn er mit überschüssig«»» Kräfte» du'ch di, Stuben toste, noch wenn er graunzend al» Patient zn Bette lag. wenn er elgsnssnnio war und durchgeprügrlt wurde, w»nn er mit anderen Kin dern Feste feierte oder eintönig psalmodirrrnd feilte Schulausgaben paukte. Später wurde mir zu Ge müt« gcnlhrt, daß er musikalische Talen« hab«, »a» sich mir bald als Irrtum herausstellte, dem Eifer des Unterrichts aber keinen Abbruch tat. Don ihm geleitet, lebte ich mich in die Tonwelt der Zieh harmonika, der Zupfgeige und d«s Pianoforte ein. Neuerdings hat er sich auch unermüdlich dem Gesang ergeben. Sein Kehlkopf ist hart und rauh und knödclt. Die Lieder, die er -um besten gibt, sind von zermürbender Volkstümlichkeit. Gegenwärtig lerne ich mit ihm den Homer skandieren, mathematische Formeln bilden, die französische Sprache mit ober bayrischer Klangfarbe aussprechen, physikalische Apparate zimmern und die Lorelei im Brummbaß knurren. Wie langsam wächst er doch heran! Wann wird seine gründliche Ausbildung ein Ende nehmen! Noch fehlt ihm der Umgang mit Haustieren. Ich erwarte mit Resignation den Zeitpunkt, daß er sich Hunde zur Dressur anschafft und einem Papagei seine Kunst, zu pfeifen, beibringt. — Mein Gott, und wenn er erst Student geworden! Dann gibt es Schlagerklirren »nd nächtliche Zechgelage mit all den gutturalen Lauten der Besoffenheit und d«s Katzenjammer». D«r Werdegang eines rüst gen Menschen, er schöpfend dargestellt in allen dazu gehörigen Ge räuschen! Wer verdammt ist, ihn von Etappe zu Etappe zu verfolgen, führt schließlich kein eigenes Leben mehr. Ausgehöhlt, vernichtet lebt er nur noch in der anderen, stärkeren Persönlichkeit. Neue Naturschutzgebiete i» Deutschland. Durch neue Verfügung sind jetzt einige weitere Naturschutz gebiete in Preußen geschaffen worden. Vor allem wurde da« Dünen-Gelände der Insel Sylt -um Naturschutzgebiet erklärt, auch da» Morsnm- Kliff beim Steilufer an der Rordküste der Morsumer Held« (Schleswig) wurde einbegriffen. Die Halb insel Ellenbogen bildet überdies ein beson- der«» Dogelschutzgebiet, da» nur mit ausdrücklicher Erlaubnis betteten werden kann. Im Oberlahnkrei» wurde die -öhle Wildscheuer, d'e di rch v'el- vor- geschichtlich« Funde ausgezeichnet ist, al» Naturschutz, gebiet erklärt. Im Landkrei» Li'gnitz sind zwei Ge biete: .Der Peist' und „Da, »erkorene Wasser' geschützt worden. E« find zwei große forstsiskalisch« Seländestücke, die bemerkenewertc Pflanzen- und Tierwelt hab«.
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