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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231202
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-02
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Sauotas, ckea 2. ve»«»d«r I ^a^esberickt Advent Tü' roßen und kleinen Herrlichkeiten in den Schaust».,-ern haben nun ihr Tannenzwciglein und ein blaues Bändchen angelegt; daS bedeutet: er ist ang.-kommen, der liebe Geist dieser Wochen, das Fest ist im Anmarsch, die Vorbereitungen find im Gange, das Geschäft kommt in Schwung. Auf den Küchenbalkonen hängen kopfabwärts die Hasen und lasten sich munter steif frieren; daS be deutet: der Festbraten ist gesichert. Gänse hingegen hängt man lieber nickt auf den Balkon. Erstens wäre das noch zu früh, und dann — man braucht den Nachbarn keinen Anlaß zu geben, die abenteuer- licksien Kombinattolren zu spinnen, wie man in diesen Zeiten zu einer Gans komnrt. Tie Schaufenster bieten ihre ganze Phantasie aui, um den kleinen und großen Kindern zu zeige»», waS es alles gibt. Man kann ganze Puppenhäuser mit Herren-, Schlaf-, Eßzimmer, Boudoir, Badezimmer (mit richtiggehendem fließe»rden Master) erwerben, weitläufige und komfortable Wohnungen, die «ine mittlere Liliputsamilie bequem beherbergen könnten. Wie wär's mit dem Wintersport im Kinderz immer? Die Rodelbahn mit elektrisch anaetrtebencn Schlitten und das Sporthotel mit allein LuxuS der Neuzeit! Und die Puppen, alle ttp-top wintersportmäßig gekleidet. Kinder reicher Leute können daS Milieu gar nicht früh genug kennen lernen, damit sie dereinst wissen, wie sie sich in Partenkirchen und Oberhof zn be- nebmen haben. ''Iber schon ein paar Watte-Schneeflocken, an daS Schaufenster geklebt, genüge»», um die Ahnung deS W.'ibnachtSi'esteS herbeizuzaubern, llebrigens fanacn die Kinder von heute (von fünf Fahren aufwärts) bereits zu fragen an, was etwas kostet; daS An staunen von unerreichbaren .Herrlichkeiten ist fa so »veit Hanz hübsch, aber viel schöner ist dock die Ge- wißhe»t, daß man jene Puppe oder diesen kleinen Kaufladen eines Tages sein Eigen nennen wird. Den ganzen Advent-Vorbereitungen fehlt die rechte Freu- digkeit, wenn nicht das weihnachtliche Budget seststeht. Mar» muß misten, waS man auSaebcn kann. Und der hübscheste Schmuck der weihnachtlichen, tannenzweiggeschmückten Aigarreukistcken, .Herren hemden, Likörflaschen, Bilderbücher, Delikateßkörtze (m denen fick die Oclsardinen aus Portugal mit der Ananas aus Indien zu einer artigen Inter na! onale vereinigen) si»»d die kleine»» Preis- -eitel, die nun doch allmählich wieder ein ver nünftiges Zahlenbild zeigen. Daß eine Puppe für 4 Mark und ein Wäschestück für 6 Mark zu haben sind, und daß diese Beträge durchaus nicht mehr phantastische Summe»» bedeuten, daS klingt wie Verheißung. ES geht ein Raunen von Stabili tät drrrch diese Adventszeit. Nun, auch dieses Raunen, mag eS auch nicht gerade rveihnachtlick- poetisch sein, sei uns willkommen. Bei der hübschen, runden Gleichung 1 --- 1000 000 000, bei der mir gerade jetzt stehe»» und, wie es auSfieht, stehen bleiben, wird eS sich wohl zunächst lebe»» lasten. ES kommt nur darauf an, daß diese Gleichung, an die sich das Leben anzupassen beginnt, nicht wieder zerstört wird. Schon munkeln die Kundigen etwas von „wertbeständigen Weihnachten*. Auck diese Wortverbindung ist nicht gerade weih nachtlich und lyrisch, aber der Klang des Geldes m''ckt sich i« diesem Jahr stärker denn ie in das F-'t der Liebe. Auch dieser Zwe'klong kann eine H-rmortte cracken: denn der Mensch ist gut — wenn er gute Geschäfte macht. btvlr. Leipziger An^elegenheiien * Handelskammerbeittäge. Nack der amtlichen Be- konutlnackunq vom I V November sind die Dezember beitröge (auf 1000 Mark des Iunibeitraqs 13 Gold- Pfennig) in zwei Raten zu zablen. und zwar war für das erste Drittel der letzte Zahlungstermin der 20. November. Für die restlichen zwei Drittel ist der letzte Zahlung st er min der 3. De- -ein der, worauf wir hiermit nochmals nachdrück lich verweisen. * Wertbeständige» Geld. Die Handelskammer schreibt uns: „Mit Rücksicht auf die große Nachfrage »wch unserem wertbeständigen Notgeld, besten Aus gabe sich im 1. Stock de« Börkengebiiudrs, Tröndlin- ring 2, Treppe B, befindet, haben wir zwei Fern- sprechanscklüfle für diese Stäle eingerichtet, und zwar lediglich die Telephon-Nummern 23 510 und 25 317. Wie wir bereit» vor einigen Tagen schon mitteilten, hat die Handelskammer, dem Bedürfnis nach kleinen scheinen entsprechend, 10, 20 und SO Pfenntgschei« fi» genügenden Mengen zur Ausgabe bereit. Ls empfiehlt sich, größeren Bedarf telephonisch bereit stellet» zu lasten." * Dir städtische SetrSukestener. Nachdem die Steuersätze ab 1. Dezember 1923 in Soldmark fest- gesetzt worden sind (zu vgl. Ratsbekanntmachl ng vom 27. November 1923), wird wegen der Entrich tung der Steuer folgendes bestimmt: Die Steuer kann wie bisher allmonatlich bis zum 7. de« nächsten Monats au die Hebestelle 8 im Stadtsteueramt, Rat- hauaring 3, I, Zrmmer 18, gezahlt werden, wenn die Zahlung in wertbeständigen Zahlungsmitteln erfolgt. Wer nicht gewillt ist, die Steuer in wertbeständiacn Zahlungsmitteln zu zahlen, hat di-? Steuer binnen drei Tagen an die obengenannte Zahlstelle zu ent- richte»». Bei Ueberschreitung dieser Frist gilt der höhere Seldumrechnungssatz am Zahlungstage. * Die Umfatzsteuerabschlagszahluua für Novemb.r kann bis 7. Dezember 1923 noch in Papiermark ent richtet werden. Pom 8. Dezember 1023 ab erfolgt jedoch Aufwertung in Goldmark. Zur Vermeidung langen Wartens wird dringend empfohlen, nicht erst an den letzte»» Tagen an bei» Zablstellen des Umsatz, stcucramtes zu erscheine»». Mitzubringen sind die letzte Quittung und eine schriftlickc Voranmeldung. Letztere muß enthalten: 1. Nummer der Umsatzsteuer» rolle, 2. Nummer des Umsatzftcuersollbuchs, 8. den Zeitraum (Monat), für den gezahlt wird, 4. die H-lhe des Umsatzes, 3. den Steuersatz, t>. Untersckrift, Ort und Straße. Bei bargeldloser Zahlung sind diese Angabe»» auf dem für das Umsatzsteueramt bestimm ten Abschnitt anzubrinqcn. Bankschecks (außer be stätigten Reicksbankschecken) werden nicht in ^-'»lung genomen. Das gleiche gilt für die Pressenot- abgabe (Holzabgabe). * Aerztcstrelk. Die Allgemeine Ortskrankenkasse für di« Stadt Leipzig veröffentlicht in der heutigen Nummer eine Bekanntmachung, auf die wir besonders Hinweisen. Der Ankauf von Reichssilbermünzen erfolgt vom 3. Dezember d. I. an dis auf weiteres unverändert zum 4VOmilltardensacken Betrage des Nennwertes. * Die Leitung de» Kristallpalaste» bittet uns mit zuteilen, daß bis -um 25. Dezember nur bas Variets und das Kabarett geschlossen bleiben, daß aber die andere»» Räume (Restaurant, Kaffee und Alberthallcn-Lichtspiele) nach wie vor ge- öffnet find. Goldwert-Freimarken Oie Umstellung bei der Post Der Uebergang von der Papier- zur Gold- und Rentenmark bringt für die Post bei der Vielseitig keit ihres Betriebes eine besonders starke Mehr belastung. Voin 1. Dezember an laufen die Frei marken auf Goldwerte, die beim Verkaufe mit dem Umrechnungskur» der Steuermark zu vervielfältigen find. Für die Versicherung»- und Steuermarken, die Wechselstempel- und statistischen Marken wird diese Verrechnungsart voraussichtlich in Kürze folgen. Voraussichtlich werden weite Kreise, besonders die Geschäftswelt, dazu übergehen, die wer r beständigen Freimarken wieder wie fcüher in größeren Mengen einzukaufen, wett sie sich üaduch die häufigen Wege nach der Post uns das Warten am Postschalter ersparen. Wenn des halb auch eine Entlastung der Schalter eintreten dürfte, so wird doch durch die Um echnung der Werte gegen bisher eine gewisse Mehrarbeit entstehen. Sie beeinflußt neben der Gebühren erhebung und -Verrechnung alle Dienstzws'ge der Post, am unmittelbarsten und stärkst?« den gar» en umfangreichen Geldverkehr, den die Post vermittelt: den Postanweisungs-, Nachnahme-, Postauftrags. Postscheck-(Zahlkarten)-Derkehr usw. Das Reickspost.uinisterium hat umfangreiche Vorsorge getroffen, um -en gesteigerten Anforderung gen zu genüge»» und gleichzeitig auch den Poft- Es geht mir besser Auto-Suggestion als Heilmittel. Vor kurzem ging eine Meldung durch di« Zei tungen, daß die französischen Aerzte Coue und Baudouin (Nancy und Genf) ihren Patenten v" ordneten, sich den Satz: «Tons les jours, ä ton» polnts cks vu«, jg vais cke mieux «n wieu»' (Jeden Tag geht mir's in jeder Hinsicht besser) vor und nach dem Schlafen etwa 20mal vorzusprechen »nd damit die verschiedensten Krankh iten heilen wollte»». Ein Ve icht in dieser Kürze war nur - e guet, die ern sten Forschungen der beiden Gclehreten l'ch riich zu machen. Die theoretisch? Erklä ung und Begrün- d- i.g der mehr praktischen Versuche Loists hat Charles Baudouin, Professor am Institut Jean Jacques Rousseau in Genf, bekantnltch in seinem Buche „Suggestion et Autosuggestion' gegeben. Darin betont er, -aß Suggestion ständig, w:nn auch unbemerkt, in uns vorgehe, wie frische Luft unbemerkt unter der geschossenen Tür? ein » Z mmer» eintritt. Unser ganzes L ben wären wir ihr ausgesetzt. Es gelte nur, die R chtnng ihrer Wirksamkeit vom Schädlichen aufs Rützl che zu l »»len. Mit dem Willen, den die meisten für das Wesentliche der Suggestion halten, sei dabei ni^ts anzufangen. Der erreiche, wie das Beispiel der Gcdächtnisanstrengnng beweise, das gerade Gegen teil. Suggestion habe mit dem Willen nichts zu tun, sie sei eine geistige Tätigkeit, die ganz unabhäng'g vom Willen im Unterbewußtsein vor sich gehe. Das Unterbewußtftin ' (Lous sagt Un- bewußtsein) ist ein Gebiet unsere» Seelenlebne», da» sich, wie die sieben Achtel dr» vom Meer« be deckten Eisberge«, unserer direkten Beobactzung ent zieht, darum aber nicht weniqer vorhanden und sogar während de» Schlafe» tätig ist. Auf diese» Unterb wußtsein, als da» wesenticherel Gebiet de» Lcb nsprozesse», muß die Suggest on wirken. Nach Bandonin ist sie da, unterbewußt Ver- wirkliche- oder Wirkkamwerden eine» Gedanken», nicht da» bloße .Einvflanzen eine« Ge- -nnk-ns in sich selbst durch sich se'bst', wie Cous st« definiert. Die bloße Darstellung de» wünschn»- ^»rtm, Ziele» ^nüge dazu, daß da» Unterbewußt» sein selbst für di« zur Erreichung dies-» Ziele» nöti gen Mittel sorge. (Baudouine Ges tz de-- unter bewußten Teleologie). Zu« B weise führt Bau douin folgenden Fall an: In die Klinik Couös kam eine Frau, die außer einer leichten Krankheit nn offenes Geschwür hatte. Sie erwähnte nur die Krankheit, ohne etwas von dem Geschwür zu sagen. Aber unter dem Einflüsse der Suggest on verschwanden be^de Krankheiten. Obwohl das Ge schwür anderen Heilversuchen widerstond-n hatte, war es durch allgemeine Suggestion einer Besserung der Gesundheit mit geheilt worden. Nun wird man auch einfthen, warum inan in der Reg l nicht von Einzelheiten einer Krankheit bei der Suggestion spricht, sondern eine allgemeine Tormel anwcndet, welche die Vorstellung einer Besserung der Gesundheit enthält. Ls kommt d-bei gar nicht auf einen bestimmten, olleinsel'gmackenben Wort laut an, wie bei einer Zaubersorm l. Couü läßt sagen: .I'den Tag geht mir'» in jeder Bezieh >ng besser.' Nur möchten die Worte der Formel nicht offensichtlich unwahr sein: ». B. soll man nickt, wenn man krank ist. sag-n: »Ich bin gelund.' „Ich gesunde' kann wahr sein. Die Formel wieder holt man allab'ndlich etwa 20mal ku-z vor dem Einschlafen und morgens sofort nach dem E wachen, ohne Mühe anzuwendenl Im Gegensatz zur Hypnose — aus der übrigens die Erkenntnis der Suggestion histor sch sich entwickelt hat — ist der für die Suggest on gün stigste Geisteszustand ein Zustand geist'gcr Samm- lung ohne zu große Aufmerksamkeit, jedenfalls ohne Anstrengung, wie er beim hvonotischen Schlaf und auch kurz vor dem gewöhn ichen Schlaf besteht. Deshalb muß man die Gel genheit vor dem Einschlafen nützen. Begünstigt wird d'e Suggestion durch starke, angenehme Gefühle und Darstellungen, wahrend »»»»gekehrt Frucht oder Zweifel die Er füllung hindern. Der Einfluß der Furcht sogar auf den physischen Zustand ist ja niemandem unbe- kannt. Freude und Vertrauen wirken eben enr- gegengesetzt. Zur Hebung de« Vertrauen» behandelt Couö seine Kranken zeitweise gemeinsam, wobei sie sich von den Fortschritten d?r anderen überzeugen können. Di« Generalforwel (Ied« schalterverkehr wieder in glattere Bahnen -u lenken; die Betriebsvorschriften und die Tarife weben so weit tunlich vereinfacht, alle irgendwie entbehrlichen Kräfte werde»» au» dem Postverwaltungsdienst in den Post betrieb überführt. Die Schalter beamten werden weiter für ihre Aufgaben beson- der» und gründlich unterwiesen und mrr technischen Hilfsmitteln (Schlüsseln, Hilfstaseln usw.) ausgerüstet. Zur Bewältigung de» stärkeren und vielseitigen Verkehr» ist da» Oflenhalten von Schaltern in weiterem Umfange, die praktische Ver teilung der Leistungen «nd -ie deutliche Bezeichnung der Schalter angeordnet. Den größeren Geschäften wird im eigenen und im allgemeinen Inteeesse drin- acnd nahegelegt, ihre Einkäufe an Wertzeichen und ihre Auflieferungen in Zeiten schwächeren Verkehr» zu besorgen. Von der Leipziger Technischen Messe In der Generalversammlung der Leipziger Messe- und Ansstellungs-A -G. (Techn.sche Abteilung des Meßamts) am 22. November, wurde die Satzung in sofern geändert, als an Stelle eines Aufsichtsrats- Vorsitzcndeir ein dreiköpfiges Präsidium gewählt wurde. Es besteht aus dem Leipziger Ober bürgermeister Dr. Rothe, dein Vorstand des Meß amts Dr. Raimund Köhler und dem Bankier Hans Kroch. Weiterhin wurden -um Aufsichtsrat hinzu gewählt: Geb. Kommerzienrat Schmidt, Vorsitzen- der der Leipziger Handelskammer und Inhaber des Bankhauses Hammer te Schmidt, der Vorsitzende des Reichsverbandes der Deutschen Industrie Dr.-Ing. Sorge, Ri. d. R., der Leipziger Stadtverordnete Fabrikbesitzer Julius Krause, der Generaldirektor der Deutschen Werke A.-G. Henrich und der Geh. Regierungsrat Artur Norden, Ministerialrat »m Reichsfinanzministerium. Es wurde davon Kenntnis genommen, daß der für die Schwerindustrie be stimmte Neubau der Leipziger Messe- und Ausstel» lungs-A.-G. auf der Leipziger Technischen Mess« gurr Fortschritte macht. Zusammenstoß mit Oemonstrauten Am Sonnabend nachmittag zogen ausgesperrte Arbeiter und Arbeitslose in größerer Zahl au» der Gegend von Lripzig-Lindenau nach dem Stadinnern. Als sie am Fleischerplatz ankamen, war die Menge auf zweieinhalb bi» drciausend Teilnehmer angewachsei». Am Fleischerplatz mache der Zug Halt und einer der Versammlungsteilnehmer hielt eine aufreizende Rede. Die fortgesetzt anschwellendc An sammlung drohe einen ordnungsstörenden Charakter anzunehmen. Zwei Autos mit 40 bis 50 Schupo leuten, die vom Polizeipräsidium herbciaezogen wurden, vermochten die Demonstranten nicht sogleich zum Auseinandergehen zu bringen. Erst als Ver stärkung auf weiteren Autos anrückte, zerstreute sich die Menge. Aufgeregt debattierte Menschenaruppen hielten sich »roch längere Zeit am Fleischerplatz und in den angrenzenden Straßenzügen. Wie uns von Augenzeugen versichert wird, gingen die Schupoleute von vornherein sehr energisch gegen die Demonstranten vor. Sie machten sofort von ihrem Gummiknüppel Gebrauch und cs gab da her eine ganze An,zahl von Schlagverletzungen. Dazu kam, daß die attackierte Menge, die übrigens vor- wiegend aus älteren Leute»» bestand, bei ihrer regel losen Flucht sich zum Teil selbst niederstieß. Die Nachfolgenden stürmten über die Gestürzten hinweg. Naturgemäß kamen in diesem Gedränge zahlreich«, wenn auch leichtere Verletzungen vor. Verhaftete wurden, wie uns von der Polizei mit- geteilt wurde, bisher nicht eingebracht. Grober Unfug. Ter Interssse»»-Verband deutscher Kraftfahrer schreibt »»ns: „Mit dem eintretenden Schneewetter bat fick der schon im vergangenen Jahre vielsack gerügte Unfug wieder eingestellt, daß balbwüchfige Burschen Kraftfahrzeuge bzro. deren Führer mit Schneebällen be- werfen. Die Uebeltäter sind sich in den meisten Fällen der Schwere ihrer Handlungen nickt bewußt und bedenken nicht, daß durch Bewerfen des Wagen führers das Fahrzeug führerlos und für Insassen wie für den übrigen Straßenverkehr verhängnisvoll werden kann. Der Interessen-Verband deutscher Kraftfahrer bat eine eigene Kontrolle für derartige Fälle eingerichtet. Cs ist ihm hierdurch möglich ge wesen, vor einigen Tagen «ine ganze Reih« bald- wüchsiger Burschen der Polizei zu übergeben. In allen Fällen ist sofort Strafantrag gestellt worden. An Eltern, Erzieher und Lehrer ergeht die Bitte, ihre Pflegebefohlenen daraus ausmrrksam z« machen, mit welcher Gefahr da« Bewerfen von Fahr zeugen mit Schneebällen Verbund«»» ist.' * Der Bert de» Pfennig» für die Berechnung der städtischer» Gebühren beträgt unverändert 10 Mill arden Mark * Da« Siuzug»v«rfahren tu der Invalid««, und Htnterbltebenenverficherung erfährt mit Wirkung vom Montag, den 3. Dezember, an eine grundlegende Aenderung. Von diesem Tage ab sind die Beiträge nicht mehr von den Krankenkassen einzrcheben, son dern von den Arbeitgebern zu entrichten, und zwar in der Weise, daß die Arbeitgeber bei der Lohn- -ohlung für -ie Dauer der Beschäftigung Marken nach der Lohnklasse der Versicherten in die Quittung«, karten kleben. Der Ankauf der dazu notwendigen Marken durch die Arbeitgeber bei der Post hat spä testens am Sonnabend der Woche zu erfolgen, in dec die Lohnperiode beendet wird. Die bei den Kranken kassen hinterlegten Ouittungskarten sind spätestens dis zu dem auf den 3. Dezember folgenden Lohnzah- kungstag abzuyolen. Weiter« Auskunft erteilen tue Krankenkassen. b. Neuer Eiseabahu-Tierlarlf. Am I. Dezember d. Z. trat ein neuer «Deutscher Eisenbahn-Tiertartf'. der für den Tiervcrkchr auf der Eisenbahn wesentlich« Acnderungeu bringt, in Kraft. Die Tiere sind künftig mit einem besonder«« Tierfrachtbrief mit neuem Vor druck and grünem Rand aufzugeben, mit Ausnahme der in Käfigen, Kisten, Körben oder anderen Be hältern verpackten, die wie bisher mit Eilfrachtbries aufzuliefern sind. Die bisherige Aufgabe auf Be- förderungescheine fällt weg. Im Interesse einer be schleunigten Beförderung der Tiersendungen wird auf Antrag und flogen Entrichtung einer Gebühr von 4 Mark zugelafien, daß auf einer Station «in fahr- planmäßig durchfahrender Zug zum Aufnehmen oder Absetzen von Viehwagen ankält. Die Frochtberech- nuny für die unverpackten Tiersendungen ist gründ' sätzuch geändert und geschieht für mindestens 5 Km. Entfernung nach einem neuen Tierfrachtzeiger, dec nach einzelnen, der Anzahl der verladenen Stücke entsprechenden Stufen gegliedert ist. I». Notgeld der Reichsbahn. Das nicht wert- bestängide, auf Reichsmark lautende Notgeld dec Deutsciien Reichsbahn wird in den nächsten Wochen an allen öffentlicken Kassen des Reichs, und soweit es sich »im Stücke von mindestens tOO Milliarden han delt. auch an allen Kassen der Reichsbank eingelösi und in Zahlung genommen. Da» nach Ablauf der Uebergaugszeit noch im Verkehr befindliche Eisen- bahngeld wird von der Reichsbahn in Reichsmark oder in wertbeständige» Eisenbahngeld, das der Goldanleihe völlig gleichwertig ist, umgetauscht. Da» wertbeständige, wie auch das nicht wertbeständig« Reichsbakngeld ist vollwertiges Zahlungsmittel. Markthalleruoaudenmg. Im -llgemeinea hatte sich das Bild in der städtischen Markthalle gegen da» des Vortages wenig geändert- Die Kauflust hielt an. Die Preise hielten sich im allgemeine« auf dem Stand des Freitags. In Fett war «in« kleine Ermäßigung zu verzeichnen. Der Preis schwankte zwischen 1,7 und 1H Goldmar». Gefrierfleisch und Frischfleisch, Wurst waren und Seefische wurden unverändert notiert. Auch Butter, Eier und Fettwaren hielten dir Vortragspreise. Speck war auf 2,4 Goldmack zurückgegangen.' Kartoffeln wurden wiederum mit 7 Goldpfennigcn ongeboten. Bei Abnahme von lO Pfund stellte sich der Preis auf 67H Goldpfennige. Pilze schrvankteir zwischen 20 und 25 Pfennigen. Tomaten wurden mit 00 bis 80 Pfennigen, Tafel 8 pfcl und Btr - nen zu selben Preis angeboten. Für Musäpfel wurden 25 bi» 50 Pfennige verlangt. ' Wieder Zngeinschräntun^cn. Vom 1. Dezember -. I. an fallen folgende Züge fort: 339 von Zeitz (ab 10,43 nachm.) bis Leipzig (an 1212 vorm.). Vorzug 340 Sb. L e i p z i g - P l a g w i tz (ab 1,28) — Pegau (an 2,12) und 390 Leipzig (ab 11^1 nachm.) — Zettz (an 1,34 vorm). ' Rentner, Fürsorgeempfänger «sw. Brikett- ausg aber Am Dienstag, den 4. Dezember 1923, für alle Nummern in Sellerhausen, Bciinigsenstraße (Matz L Co.) und am Donnerstag, den 0. Dezember 1923, auf dem Freiladebahnhof Eutritzscher Straß«. Tag . . . .) müssen sie daneben zu Hause tagtäglich anwenden Wie schon gesagt, beruht die Wirksamkeit der Suggestionsformel nicht auf einem bestimmten Wortlaut. Vielmehr kann man für be'ond.'re Zwecke (z. B. gegen Lampenfieber) eine beliebig an- dere Fassung erfinden. Nur soll der Wortlaut der Suggestion nicht in verneinender Form gesoßt sein (.ich werde nicht . . ."), sondern soll das Ziel positiv bejahen. Die günstige Wirkung dirser Art Suggestion ist nun nicht etwa auf Funktionsstörungen beschränkt, wie viele glauben. Man kennt die Grenze der Wirksamkeit h«r Suaqestion noch nicht, aber sic ist sicher nicht die gewöhnliche Grenze zwischen Funk- tions- und organischen Krankheiten. Selbst wenn irgendeine organisch- Krankheit der Suggest'on nicht weicht, kann doch d'e Verfassung des kranken sehr viel gebessert werde« durch Beseitigung des ungünstigen seelischen Zustandes, der die Krankheit des Körpers begleitet. (Naiv einem Bericht der Genicr Ssveraiuazettn»»». deMlch von Gustav Kavsrr.l Dentsche dürfen Wetter machen. Die internatio nale Konferenz der Direktoren aller meteoro logischen Zentralinstitute hat auf ihrer Utrechter Tagung die seit dein Kriege aus geschlossenen deutschen und deutsch-österreichischen Vertreter einstimmig wieder in ihren Kreis ausgenom men. Geh. Rat Hergesell von der Berliner Universität, Direktor des Observatoriums in Linden berg wurde -um Vertreter Deutschland« gewählt, außerdem eine Reih« deutscher Gelehrter zur Teil nahme an der Arbeit der einzelnen Ausschüsse. Di« allrussisch« Gelehrteukoufereuz. Die iu Mo s kau abqekaltene erste allrussische Konfe renz der Wissenschaftl««, au der 8000 Männer der Wissenschaft Rußland» teilnahmen, be schäftigte sich mit der Frage der Arbeit» a»mrln- schäft mit be: Arb«it«rH«fs«. Ne Stel lung der Konferenz hierzu kam nach Referaten Sinowjew«, Lunatscharskis, Lemaschko» in einer Ent schließung zum Ausdruck mit dem Leitgedanken, daß der einstig« Gegensatz zwischen den Intellektuellen rmb bar A«b*it*rktaGe ßsgr»«jirtiG bvch >t« Amitzchr Gemeinschaft in dem Prozeß de» Wiederaufbau» der Wirtschaft und der Kultur des Landes verdrängt sei. ,Peter»b«rger Träum«' von Dostojewski. Ein« gründliche Dostojewski-Forschung hat in Rußland erst in den kriegsjahrcn eingesetzt, und auch der Nachlaß der Witwe wird erst setzt der Wissenschaft erschlossen. Bedeutsam« Funde, dir neues Licht auf das Schiffen des großen Dichter« werfen, werden in einem bei R. Piper in München erscheinenden Band .Peters burger Träume' zum ersten Mole in deutscher Sprache veröffentlicht. Dem Nachlaß entstammen verschiede»« großartige Zusätze zu den .Dämonen' und dem .Jüngling', sowie Auszeichnungen zu dem leider nie geschriebenen Roman .Leben eine» großen Sünder»'. Dazu kommen wichtig« Briefe des Dichters und zahlreiche verschölle»« Auf sätze, darunter Notizen über Schiller, E. T. A. Hoff- mann, Poe n. a. Ren« deutsche Volksmärchen. Soeben erschien im Verlage Eugen Diederich» ein zweiter Er- gänzungsband zu den Grimmschen Märchen unter dem Titel .Märchen fieit Grimm', her ausgegeben von Paul Zaunert, so daß die deut schen Mütter jetzt wieder zn Weihnachten ihren Kindern bisher unbekannte alte Volksmärchen neu erzählen können. Zugleich kommen auch noch in der gleichen Reihe der .Märchen der Weltliteratur' Irische Volksmärchen heraus, die in ihren Heldensagen -e«n Offtankreise nahestchen. D'Aldett» Mareile von NiMwegen, über die unser Hamburger Mitarbeiter vor kurzem berichtete, scheint trotz ihre» relativ geringen Erfolge» den Weg der bekannten Bühnenwerke ihr«» Autor» g«h«n zu wollen. Nach Hamburg und Bremen wird Berlin, München, Breslau, Königaberg und Freiburg ball» mit Aufführungen folgen. Andere in- und aus ländisch« Theater zeigen Interesse für da« Derk. Gch»«tzM dramatisch, «ollaknnfl. Di« Vertret«» von »<hn Sch««1»«r Th«at«ro«reia«» hab«, «In Initiativkomitee beauftragt, zur Hebung der schweizerischen dramatisch«, Volk»kunst be» Zu sammenschluß aller Verein», di« dramatisch« Aus führungen veranstalten, berbeizufllhren. Der zu gründende Verband ist in erster Snie al» jch«»t»tch8» WdachL
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