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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-28
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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l^gesderiCdt Liebesheirat mit - Motorrad Al» jüngst meine blauen Augen quer durch den Heiratsmarkt wanderten, hielten sie plötzlich inne: Bankbeamter, Sportsmann, jung, gesund, eleaante Er scheinung, au» gutem Hause, ersehnt ehr- bare Bekanntschaft mit junger, hübscher, el-rganter Dame, die ihm außer gemüt lichem Heim Motorrad in die Ehe bringt. „Sportsmann 300." So g'bt e» also doch noch Idealisten in dieser entoötterteu Welt. Brieftaschenidealisten, die au» wahrer, aus echter, aus purer Liebe eine Gattin er gattern wollen — aus Liebe zum Motorrad nämlich. Was für eine genügsame Seele ist doch dieses pumperlgesunde, elegante, ehemotorsporttreibende Prachtexemplar von einem Bankbeamten, der auf so gewöhnlichem Wege so Ungewöhnliches sucht. Pon so bescheidenem Naturell bn ich nun nicht, wenn ich mich dazu entschließe, deu Unfug de« Heiratens mitzumachen. Gewiß, die Frau, die mich beglückt, darf aussehcn, wie immer es ihr Pläsier macht, sie muß nickt unbedingt eine Kreuzung zwischen der Venus von Milo und der Anita Berber sein. Auch eine etwas ältere Konstruktion, gleich sam überfahrenes Modell, unmodernes Chassis, w rd mit Dank und Wonne angenommen, wenn nur selbst bewegliches Vermögen, die rollende Mitgift, winkt. 6 Zylinder Wanderer. 8-Zylinder N.S. U. oder sonst c ne internat onalo Marke. Engherzig sein liegt mir nicht. Mir soll cs auf einen, zwei Zylinder, ia auf lO. 20 ?. I. nicht ankommcn, die mehr da find.' Dahingegen leiste ich leichten Herzens Verzicht auf alle Eleganz der Erscheinung, auf Jugend, Hübsch heit. Ueberhaupt: die Frau (in meinem Falle ein unentrinnbarer Autozub-börteil, eine naturnot- wend'gs Ueberflüssigkeiti ist, mit Resvekt zu sagen, cni-mtit«i Nkrflisesdlc!. Bor und erst recht nach der Heirat. Nochmals, auf daß alle im Bild^ seien, die es angekt: die Frau meiner Wahl kann aller Mitgift en traten, nur ein Motorrad muß da sein: auch „K nderstube" muß sie nicht haben, lediglich eine — Garage. N, Leipziger Angelegenheiten Marlihallenwan-erung Am Dienstag wurden in der städtischen Markt fi lle folgende Preise verlangt: Frischfleisch: Rind 2H und 3 Goldmark, Kalbfleisch 2, Schn'tzel 32, Hammel 3, Schweinefleisch 3, Geschabtes 2F, gehacktes Rind 2,2, gehacktes Schweinefleisch 3.6 Goldmark. Leb'"- 2, Herz 1,2, Flecke 1/1, gepökelte Lchweinekopfe 12 Billionen. Gefrierfleisch: Rinderbrust 680, Rippe und Kamm 720. Keule 760, Rindfleisch olne Knochen 960. Numpfstück 1000. Roulade und Lende 12^0, Gehackt s 960, Hammelfleisch 1200. Kalbfleisch 1610 1680 und 2400 Milliarden. Wurst waren: Blut-, Leber-, Knack-, Mett- rrnd polnische Wurst je 8,6 Goldmark. Schinken und Sch'nkenspreck 6,8, geräucherter Speck 3.2 und 3 6 Goldmark. Fettwaren: Butter 3400 Milliarden, ameri kanisches Schweinefett 2 und 2L Billionen, Mar garine 1,2 und 1.3 Billionen, Speckfett 8,6, Talg 1,8 bis 2, Knnslspeisefctt 1 4 Billionen Mark. Eier 380 Milliarden das Stück. Fluß' und Seefische: Karpfen 2000. Eis» karpsen 18li0. Schleis 2600. Flußhecht 2090 Milliar den. Schellfisch 700 bis 1500, Kabeljau 1300, Gold barsch 1100, Rotzunge 1200, Heilouttzungr 10(0 Milliarden. Kartoffeln 60 Milli«'den, Zwiebeln 260, Kohlrüben 80, Kohlrabi 120, Meerrettich 1000 Rot kraut 250, Weißkraut 120, Wel>ch''ra«r 150, Kohl 1'0. S-llerie 100 bis 120. Pilze 200 bis 500 Rosenkohl 1000 Milliarden. Tafeläpfel 700 Musäpfel 400, T.fclbirnen 700, Tomaten 730 Milliarden. ' Oie Untermiete Da die amtlichen Bekanntmachungen über die Regelung der Untermiete immer noch gewisse Un- klirheiten zeigen, haben wir für einzelne Zweifels- f"lle an zuständiger Stelle Erkund'gungen einge- zogen und übermitteln der Oeffentlichkeit die un» gewordenen Bescheide. 1. Solange die -«fetz» llche Untermiete noch in Kraft Ist, find die Untermieter berechtigt, den Mierckbetrag in der ge setzlichen Höhe in Papiermark zu leisten. 3. Kein Vermieter ist berechtigt, feinen Unter mieter selbständig zu kündigen. Die Kündigung kann auf Antrag he» Vermieter« nur durch Mtet- gerichtsentscheid ousgesarochen werden. Gegen diese gerichtliche Kündigung steht dem Untermieter die Berufung beim Landgericht zu. Jede Kündigungsfrist betragt vier Wochen. 3. Ob die gesetzliche Untermiete pranum«. rando oder postnumerando zu zahlen ist, unterliegt freier Vereinbarung der Par teien. Bet etwaiger Aenderung der Vereinbarung gilt die gesetzliche Kündigungsfrist. 4. Auch be Verzug von drei bi» vier Tage» in der Mietzahlung kann Kündigung nur durch Ge richtsentscheid ausgesprochen werden. Ob ein Ent- wertungsz uschlag durch den Untermieter zu- gesichert ist oder nicht, spielt keine Rolle. 5. Der Vermieter kannr fü die Lichtkosten im allgemeinen nur die tatsächlichen Ausgaben gel tend machen. Der für Bedienung zu berechnende Betrag ist gesetzlich festgelegt. Für die Berechnung de» Frühstücks gilt freie Vereinbarung, die nicht ein seitig geändert werden kann. 6. Zn gwetfelsfällen firyrt da« M et:in o.nnae- amt auf Antrag ein Gtuachten darüber herbei, welcher Grundfri-drneprcis für die zu erbebende Untemiete als bestehend anzusehen ist. 7. Der Untermieter ist verpflichtet, neben der Mietszahlung für da» möblierte Zimmer zur Ge- samtmiete des Wohnungsmieter», gemäß dem be wohnten Flachenraum anteilig beizutragen. Ebenso hat der Untermieter an die laufenden Abgaben de» Wohnungsmieter» anteilig beizutragen. H—l. Gute Arbeit -er Polizei Elf Einbrecher und siebe» Hehler fe^evomwen. Durch zwei Polizeibeamt« der 11. Wacke wurden eines Morgens in der 4. Stunde zwei Männer in der Gabelsbergerstraße fest genommen. Man hatte Einbrecher erwischt, die in einem.Grund- stück in der Gabelsbergerstraße wiederholt Sekt und Kognak gestohlen hatten; ein Sack mit SO Flaschen Rum und Kognak stand wieder bereit zur Mitnahme. Es wurden auch die Hehler ermittelte Ls sind sechs Personen, die das Diebesgut hier und aus wärts an den Mann brachten, ermittelt. Bei einem der Hehler — es sind Leute ohne bestimmten Erwerb — fand man auch zwei Autoreifen, die acht Tage vorher in der Berliner Straße gestohlen worden waren. Ferner wurde auf frischer Tat ertappt in Schneider bei einem Schcmkasteneinbruch. Sein Komplice, ein Straßenbahuschafsner, kam gleichfalls in Haft. Nicht weniger als 30 solcher Schaukästeneinbruche wurden den b«Ü» n nachgewiesen. Endlich wurden festgenommen eine Bande von sieben Kellereinbrecher». Auroöl» und -fett, Wein und Lebensmittel in ansehnlichen Mengen war der Erfolg ihrer lichtscheuen Tätigkeit. Auch hier wurde der Hehler ermittelt. Der größte Teil des Diebesgutes wurde in allen drei Fällen wieder zur Stelle geschafft. Die Feftgenommenrn wurden der Staatsanwaltschaft zugeführr. Mysteriöser Raubübersall. Am 22. d. M. gegen 143 Uhr nachmittags brachten zwei Passanten einen 20jährigen Gerber nach der Polizeiwache in der Hof- mcistcrstraße, wobei sie angaben, ein Radfahrer hätte den Mann von der Querstraße aus durch die Schützen straße verfolgt und .Halt auf!" hinter ihm her ge- rufen. Der Verfolgt« sei in der Felixstraße in rin Haus gerannt, wo sie ihn herausgcholt hätten. Der Radfahrer hab« ihnen gesagt, der Mann h' tte soeben am Hahnekamm eine Handtasche gestohlen, diese aber auf der Flucht weggeworfen: er werde so- fort nach der Wach« fahren, und es dort melden. Zn» zwischen führten die beiden den Festgehaltenen nach der nahen Wache. Dort angekommen, stellte es sich raus, daß der Radfahrer sein Versprechen nicht ge- alten hatte; auf der Dache war von dem Vor allnichts bekannt. Da über den Diebstahl oder Uebcrfall eine Anzeige nicht erstattet worden ist, so mußte der Gerber, zumal er jede Straftat bestritt, wieder entlassen werden. Die Kriminalabteilung ersucht di« in Frage kommende Person, sich baldigst bei ihr oder der nächsten Polizeiwache zu melden. Vie Aerzieschast gegen -ie Regierrmg Bekanntlich enthält das am 30. Oktober iu Kraft qerrerene Ausnahmegesetz als Quintessenz die Befugnis der Krankenkassen, aus irgendwelchen Gründen «neu ihr u cht genehmen Kassenarzt ohne weiteres au» dem Kassendienst zu entlassen, auf deutsch also: ihn brot los zu machen, da heutzutage die deutschen Aerzte in ihrer Praxis zu 80 Prozent auf die Einnahmen aus dem Krankcnkaffendienst angewiesen sind. Das Gesetz hat in Leipzig und Umgegend insofern praktische Folgen gezeitigt, al« die Krankenkasse Leipzig-Lano vereits angekündigt hat, sie werde mehrere namentlich genannte Aerzte aussperren, da ihre Inanspruchnahme für die Krankenkasse mit der Erlegung allzu hoher Kilometergelder verbunden sei. Diese Androhung ist zwar bisher noch nicht Tatsache geworden, kann es aber gemäß dem Tenor des Ge- setzes jeden Tag werden. Um nicht dieser Eventualität, die in anderen Teilen Deutschlands schon zu praktischer Auswirkung gelangt sein mag, ausgesetzt zu fein, gleichzeit g aber auch in Wahrung de« Standpunktes, daß die Aerzte Angehörige eine» freien Berufes und nicht Beamte der Krankenkasse find, hat die gesamte deutsche Terzteschaft schärfsten Protest gegen das gekennzeichnete Aerzte-Ausnahme- gesetz eingelegt. D eser Protest wird, wenn nicht in letzter Stunde Wandlung eintritt, in wenigen Tagen aus dem Stadium der Geste in den Zustand prak tischer Abwehr umgeformt werden. Die deutsche Aerzteschaft mit dem Sitz in Leipzig hat die Regierung in Berlin wisse» lassen, daß sie da» in dem Ausnahmegesetz gegen die deutschen Aerzte zum Ausdruck gelangende Vorgehen der Regierung vrakt sch als eine Zertrümmerung der sozialen Gesetzgebung ansehen müsse. Sie werde durch das Ausnahmegesetz gezwungen, die Kranken kassen als nicht mehr bestehend anzusehen. Falls das Ausnahmegesetz nicht bis zum 1. Dezember zurück gezogen worden sei, würden die deutschen Aerzte nach dem 1. Dezember samt und sonders sich aus dem Krankcnkassendicnst als ausgeschieden betrachten. S e werden nach dem 1. Dezember zwar nach wie vor jedermann ärztliche Hilfe angedeihen lassen, aber auf sofortiger Honorierung durch den einzelnen Patienten bestehen. Das angekündiate Vorgehen der deutschen Aerzte schaft, einschließlich der Leipziger Aerzte, das, falls das befehdete Gesetz in Kraft bleibt, nach dem 1. Dezember Platz greifen wird, charakterisiert sich somit als e'u Kampfgegen die Srztefeind- ltche Regierung, nicht aber als eine gegen die Krankenkasse selbst geplante Maßregel. Ortskrant.nkassc und wertbeständige» Geld. Ls find in den letzten Tagen Klagen der Versicherten darüber geführt worden, daß die Kassen die Kranken gelder nicht in wertbeständigem Gelbe auezahlen. Die Kasse erklärt, daß sie bis jetzr wertbeständ'ge Gelder nur in so geringem Maße er halten hat, daß diese Beträge für di« Krankengeld- auszahlung nicht in Betracht kommen konnten. Die Rcichsbank ist vorläufig gar nicht in der Lag«, größere Beträge in wertbeständigem Geld« bereit- zustell«n. Sobald die Kae in ausreichendem Maße wertbeständiges Geld erhält, wird sie auch die Bar- und lonstigen Leistungen in diesem Geld« auszahlen. * Wertbeständige» Notgeld de« Meßamt«. Das Gerücht, daß da« Meßamt sein wertbeständige« Not- gelb nicht mehr gegen rote Reichsbankschecks ausgeben dürfe, ist unbegründet. Die Annahme von roten Reichsbankschecks war nur wegen großen An- drang«» am Montag zeitweise geschlossen. Ls kann nicht immer dafür garantiert werden, daß das Notgeld für die bi» 8K Uhr vormittags eingeliefer ten roten Reichsbankschecks noch am Nachmittag des selben Tages ausgezahlt wird. Jedenfalls gilt aber, was die Hauptsache ist, der Kurs dieses Tages. Außer gegen rote Reichsbankschecks wird das Meßamtsgeld wie bisher gegen Goldanleihe, Dollarschatzanweilun- gen und Devisen ausgegeben. Diese Ausgabe erfolgt Zug um Zug im Erdgeschoß des Meßamts (Inter nationales Perkehrshzjro^, Markt 4, während die Annahme von roten Reichsbankscheck» und die Aus zahlung von Notgeld dafiir im Meßamt 14 Stock hoch stattsindet. Falsche Goldmark-Notgeldscheiue. Falsche Skotgeld- scheine z«3Goldmark,in hellgrüner Farbe auf geringem Papier ohne Wasserzeichen ge druckt, sind vereinzelt im Leipziger Verkehr auf getaucht. Sic sind den vom Meßamt herausgegebenen Scheinen im allgemeinen nachgebildet, weisen aber sehr erhebliche Abweichungen auf; umbefondeo» trogen sie eine unleserlich« Unterschrift mit de» -aut- lichen Zusatz in lateinischen Buchstaben .Schatz meister". Me echten Rotgeldscheine de» Meßamts tragen die Unterschriften .Dr. Raimund Köhler" und „Sahr"; sie lauten, wie besonder» heroorgehobea fei, lediglich auf 20 Goldpfennige (dunkel grün) oder 1 Goldmark (rotaelb). Bor Annahme der falschen Scheine wird dringend ge warnt. "Wohumr-setnbruch t» der Kaste, WLHelm-Strch^. Al« ein Ehepaar am 24. d. M. aUtnd» gegen 11 Uhr nach Hause kam, fand es die Wohnuugstür offen vor. In der Zeit von wenigen Stunden Abwesenheit hatte sich ein Einbrecher durch Nachschlüssel Zu gang verschafft und alle Schränke und Be hältnisse durchwühlt. Der Täter hat insbesondere Schmucksachen erbeutet, u. a. eine goldene Damenarmbanduhr, eine goldene kleingliederige Damenhalskette, einen A. K. 1878 gravierten goldenen Trauring, einen Damensiegelring mit den Buamaben A. K., mehrere ander« golden« Ring« und Arm bänder, darunter eines mit böhmischen Granaten in Röschenform. Sin neugeborenes Mn- ia -er Dorflutschleuse Am 22. d. M. wurde durch einen Arbeiter de» Tiefbauamtes in der erste» südlichen Borflutschleuf« «in Bündel Kleider aufgeftscht, da», wie sich harausstellt«, den Leichnam ein«« ansch-inend neugeborenen Kindes enthielt. Die Kleidungsstücke wurden gereinigt und erwiesen sich al» ein« grau leinene Frauenschürze mit Latz, bereu beide Träger in der Höhe der Schultern abgerissen sind; ein Schurzenband fehlt gänzlich, das andere ist an die Schürze angeknüpft, und al» «in weißer Frauenrock, an dem sich ein IS Zentimeter breiter Volant mit Lochstickerei befindet. Auch bei ihm sind die Vindebänder nur angeknüpft. An einer Stelle de« Rocke» ist ein kleiner Fleck aufgenäht. Wer kennt die Eigentümerin oder die Mutter des Kindes? Tücher aazeigerr! Vom Wehrkreiskommando IV wirb uni» geteilt: Aus allen Teilen und Bevölkerungsschichten do» Landes gehen dem Wehrkreiskommando Klagen zu, die im einzelnen nicht beantwortet werden können, sie scheinen oft n cht unberechtigt zu sein und betreffen Preissteigerungen der notwendigen Lebensmittel, wie Fleisch, Wurst, Brot, Margarine und Fett, sowie die Forderung der Bezahlung in wert beständigem Geld durch den Einzel handel, obwohl die Papiermark durch Der» ordnune vom 7. November 1923 ausdrücklich al« gesetzliche« Zahlungsmittel anerkannt ist. Wenngleich das Einrechnen der Gesahrprozente für den Umtausch von Papier- in wertbeständige» Geld unter den heut gen Umstünden als unvermeidliche» Uebel hin- genommen werden muß, so ist das Ausnützen dieser Umstandes zu unberechtigten — in Enrzelfällen mehrere hundert Prozent gegen den Friedenrpvei» betragenden — Preissteigerungen um so verwerf licher, als es die armen Bevölkerungssch chten am härtesten trifft. Besonders erschwerend find die Fälle der Preissteigerung, wo nicht nur die Pre'sbemeffung nach Goldmark erfolgt, sondern auch Zahlung In wertbeständigen M tteln verlangt wird. Wer be gründeten Anlaß zu haben glaubt, daß im Einzel salle Wucher vorliegt, erstatte Anzeige bei der Kriminalpolizei oder Staatsanwaltschaft. Die Ge setze rechen zur Bestrafung solcher Dolksschädlinge aus. Der Geschädigte muß dabei aber den Mut zur Anzeige haben, dieser Mut wird oft nicht aufgebracht und deshalb trifft die Schuld an den Zu ständen zum großen Teil da» kaufende Publikum. Da» Wehrkreiskommando hat die Landes- usw. Be hörden angewiesen, gegen Verschlungen dieser Art vorzugehen und wird nach Befinden seinerseits gegen die Schuldigen kraft der ihm verliehenen voll- »iehenden Gewalt mit der ganzen Strenge des Ge setzes cinschreiten. Vom amerikanischen Konsulat. Am Donnerstag» 2V. November, sind die Räume des amerikanischen Konsulats in der Otto-Schill-Straße 1 wegen de» amerikanischen Feiertages (Danksagun-stag) ge schloffen. Di« künffl chen Molche Lin Stück Versuchsprotokoll. Bon IlloN Na»r Ter Zoologe Adolf Naos-dlgram gt»t in der „Neuen Züricher Zeitung' eine« Bericht arH seinem bioloailck^n Laboratorium, den wir Ltrr — mit geringen Kür,ungen — folgen lassen. Er liess ssa, wie eine spannrnd« Novelle. 4. Oktober 1923. Eines meiner Feuersala- nanderwcibchen ist über Nacht verunglückt, und die bunte Leiche gibt für einen meiner Stu denten ein schönes Sezicrstück ab. Zuerst entnehmen w r aber dcm trächtigen Tier die für nächsten Früh- l iH (April) vorbereiteten Keime! 6-förmig zu- ftmrncngebogen und regungslos, wie einst der Urahn im Sommerschlaf (Lrotopterus), finden wir im Ute rus dir etwa 40 Embryonen, die, sorgfältig knrauegeholt, im Wasser nach kurzer Besinnung wie fliehende Grundeln davonschießen. Ls sind in der Tat klein« Fischchen, am Hiuterkopf mit großen, zart rosa Kicmeufeoern, durch die man schon mit der Lupe bei jedem Herzstoß dos Blut sausen sieht. Auch der Körper ist so durchsichtig, daß man die Pulsa tionen genau »erfolgen kann. Das Bäuchlein ist noch von gelbem Dotter geschwellt, dem Nahrung»- vorrot, der im Mutterschoß bi» zum nächsten Früh jahr reichen sollte. Beim freien Leben im Aqua- rium wird er frvilich bald zu Ende sein, wenn die, sechs Monate vorzeitig Geborenen diesem überhaupt gewachsen sind. 8. Oktober. Meine Solamanderchen haben di« erste Mahlzeit erhalten. Jede« ein gleiche», weiße» Würmchen. Sech» Stück werden aber mit einem be- sonder« Braten bedacht. Ein künstliche» Würmchen aus Schilddrüsenfubstanz wird ihnen vor dem hungrigen Maul hin- und her gezogen. Schnapp, und der gefährliche Stoff ist drin. 14. Oktober. Sieh', die Schilddrüsen fresser seh« ja sonderbar an», und ihr seither täglich bewilligte» harmlose« Würmchen schmeckt ihnen nicht wie den anderv! We sechs haben ein« schmaleren Kopf be kommen, ihre Augen sind vergrößert, und doch sehen sie schlecht, schnappen stets daneben. Di« Flosse« und jüiemen beginnen zu schrumpfen, die Kiemenspalten Wtchm ßch lau^am, um so mehr treten dto Lua-s» in Tätigkeit. Oft hängen die Tierchen zappelnd mit dem Maul an der Wasserfläche; sie möchten aufs Land, während sogar ihr« Vettern, die ein Jahr alter und schon im Frühling (April) vollreif geboren sind, sich im Aquarium als normale Kaulquappen noch ganz wohl fühlen und sich neben diesen zarten Kunstprvdukten wie Stegokephalriesen aus der Dor- zeit ausnehmen. 17. Oktober. Di» sechs Gernegroße liegen als zwerghafte, aber fast fertig« Salamander am künstlich gebauten Ufersand, von Ahnungen eines neuen Lebens durchzogen. Die typischen Verände rungen sind sehr auffallend geworden. Statt im Mutterleib« roch ein halbes Jahr auf ein weiteres Semester Larvenkursus zu warten, wollen sie schon heute die Eroberung der festen Erde beginnen aus die der erste eb«n seinen kleinen Eidechsenleib zieht. Mit zögernden Schritten, die erstaunten Nasenlöcher nach allen Seiten reckend, zieht er auf« Land, über Lehm und feinstes Moos. 19. Oktober. Die Embryonensalamander haben sich in geetgnete Höhlen verkrochen, die sie wenig verlassen. Nur wenn ihr neue» Heim mit leichtem Sprühregen bedacht wird, werden sie abenteuer- lustig. Vielleicht haben sie nach viertägigem Fasten und aufregender Verwandlung wird« heilsame« Hunger bekommen? Richtig! Der Führer wendu den Kopf nach einem zappelnden Würmchen, fixiert r» scharf. Sr ist an der Luft nicht mehr weitsichtig, wie zuletzt im Wasser, und schon hat er da» Opfer mit seinen Kieferchen sicher -«packt. Wild schnop- send wird e» hineingeschlungcn, ganz ander« als früher, wo es durch «inen sinnreichen Saugmecha- ni»mu» noch Fischart sozusagen mühelos in den Rachen flog. Mit dieser Mahlzeit ist der Erfolg dieser klein«« Dergewolttaung der Natur bestätigt; der halbe Homunkulu» behauptet sich und zu» Stu- diu« der Formwnndlimg ist ein sehr kostbare» Ma- trrial gegeben. Die eben geschilderten Vorgänge entsprechen ganz den« ber normalen Metamorphose, di« ia der freien Natur, fall» kein beschleunigender Faktor (Trocken heit z. V.) mitwirkt, bei UN« im September durch» geführt wird, v- Die Möglichkeit, durch Schilddrüsen' fütterung di« Metamorphose der Froschlarven vor- zcktt- -u »eranlaffeu, ist seit Gudernotsch (ISIS) be ¬ kannt. Die hier durch einmalige Einwirkung er reichte Abweichung von der Norm ist nach Art und Grad trotzdem auffallend und verspricht weiterhin Aufklärung über sehr verschiedene Probleme (Form- bildung und Hormonwirkung, Vererbung, Morpho logie und Physiologie de« Uebergangs der Wirbeltiere vom Wasser- zum Land- leben überhaupt). Sie ist natürlich im Zusammen- Hang entsprechender Untersuchungen zutage getreten, keine Zufallsbeobachtung. 25. Oktober. Richtige kleine Feuersalamander sind meine künstlichen Molche doch nicht. Ihr Schwanz ist zu stark seitlich zusammengedrückt, und der eine und andere kehrt vorübergehend freiwillig jn seinen Teich zurück, der letzte Kiemenspalt und die letzten Reste der Kiemen schwinden langsamer. Ihre Färbung ist grau gesprenkelt, ähnlich wie bei den Larven. Erst heute bemerke ich da» Auftreten orange- brauner Fleckchen in dem Muster, nach Tönung und Anordnung verschieden von denen, die sonst vor normaler Metamorphose auftreten. Zur Naturgeschichte de« deutsche» Schriftsteller». Bei der Eröffnung der Münchner Vuchwoch«, deren Ausstellung von etwa SO Verlegern reich beschickt wurde, sprach nach Vertretern de« Münchner Duchhändlerveretns und des Deutschen Börsenver ein« der Dramatiker Max Halbe al» offizieller Vertreter der Schriftsteller ernst und humorvoll über die Eigenheiten seines Standes: „Bisher ist e« nicht Brauch gewesen, vom Schriftsteller offiziell Kenntnis zu nehmen. Die Tatsache, daß er da war, schloß man wohl au« Büchern und Theaterstücken, aber man zog den Urheber der -eisti-en Werke nirgend» heran, am wenigsten, wenn er nicht allein, sondern zu einer Grupp« zukammengeballt auftrat. Ader der Schrift- stiller wollte da» selbst nicht ander». Er «ar zu- frieden, «en« er im Diener»l««er de» hoch- herrschaftlichen deutsch»» Kulturpakast«» ungestört vom Lärm de» Vorderhaus«, seine» Sin- neu und Trachten nachfiängen könnte. Gr hatte Scheu vor der Oeffentlichkeit und sie vor ihm, »an begegnete sich innerlich und mied sich äußerlich. Und doch wa, dieser Zustand noch ideal, der deutsche Schriftsteller hatte weni-strn» ein Dach über dem Kopfe und war vor des Leben» Notdurft gesämgl, während er jetzt/ruf der Straße sitzt. Auch er mußte sich organisieren, er hat die Heilung der Leiden seines Stande», an der verschiedene Kultur diagnostiker herumdoktern, ohne Hilfe zu bringen, selbst in die Hand genommen. So haben sich Ver leger, Buchhändler und Autoren zusammen geschlossen — rein naturgeschichtlich betrachtet schon eine Merkwürdigkeit —, Löwe, Wolf und Lamm! Dieser Selbsthilfe gegenüber hat aber auch das Publikum Pflichten. Es muß Bücher kaufen." Der Nobelpreis für de» Steuertt»ku»! Au« Wien drahtet unser Korrespondent: Prof. Dr. Fritz Pregl von der Grazer Universität, der, wie bereits ge meldet, den Nobelpreis für Chemie im Be trage von 3 k Milliarden österreichischer Kronen er hielt, wurde durch die Steuerbehörde in unliebsamer Weise überrascht: sie forderte von ihm 2K Mil liarden Kronen Steuerabgabe, so daß ikm nur 1k Milliarden Kronen verbleiben. Der österreichische Fiskus scheint anzunchmen, daß der Nobelpreis für Chemie nicht dem Professor, sonder« dem Fiskus gegeben wurde. Da- Werk über Tutanchameu» Grab. Während d« englisch« Archäologe Howard Tarter jetzt daran geht, den Schreiu zu öffnen, in dem sich der Sarkophag de- Pharao Tutanchameu befindet, erscheint in London der erste Band de- wissenschaft lichen Werke-, da- diesem Fund« gewidmet ist. Da stattliche Buch, da- mit einer großen Anzahl von Pbotographien geschmückt ist, schildert die Dor- aeschichte der Grabung, da- langwierig« unermüd lich« Suchen Lord Larnarvon- im Tal der KöniqSgräber und da- fast abergläubisch« Dcrttauen de- Lord- darauf, daß sich auf dieser so viel er forscht« Stätte noch eia «euer Schatz finden müsse. Mit Spannung verfolgte «an di« Entdeckung der versiegelten Tür, die de« Namen Tutanchamen- zeiatt, und da- Eindringen in dl« Dorkammer, die erfüllt »ar „mit seltsamen Tieren, Statuen und vom Glanz de« Sold«--. — Wie Parfler Blätter aus Loudou berichten, ist auch ber -»eit« Mit arbeiter Lord Earuarvous, mit Namen Iook, ber akeichfall- bei ber Eröffnung de- Tutan- chamen-GrAbe- maeaen war, geftsrue» nenhangt, das » Deutsch. zlehkM»joücd^ liGMWtss Tel.) Rach »i« -»heim- o außgedeckt. .Erwachenden andfreies Pc- erhaftet. Die -te in einem mg abhtelten. ruf di« Spur Sachkenntnis ittt ausfindig gehören die en Geheim- rovinz Ort«. griaie« i.) UM d'.L rieren, vei- r „Daily : mögens - :leger. Dcr r Vermög-n m ober nur ft O. Dann )esitzer dcr g News', : sowie vdu lland, mit. vesitzer d.-r erale Im- anen. Ihm !ß", Lord ie „Daily , die üb:r r o n i c! c" ren unter- ittelt wer- nten. D:r ch Burn- !- Post", »thurst, stützt, vrr» i Sterling nicht iter- dann Wcn» , dcu j olle ucken. ständ- , «in von ziefit, cai'S» ! ge- über und Se st Erd ung, irrt, mft- ber- nan daß beu Ge- din, kch bi» »st bi« >en !N b^t Die on dcr » -wi rd dcß ri, um Gesst vcr- l Ra Zein- , leisten taufherr er eng- -er, der nieun l» Zenn er ihm eine re noch eheuren ', arg- ft, nicht kurrent, Ich nicht ! einem nackreu » Leben» Das ist ht stehen -nio Ins ! Grund- Menschen eru zum lmermeß- »wegen?) och nicht ckaa KG. Kavamdae
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