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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-27
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Vteustag, 6en 27. Covernder 8«tt« » Besuch beim T^entenpfennig G'n Gang durch die staatliche Münze In der Berliner staatlichen Münze herrscht Hochbetrieb. Boni einfachen Arbeiter bis zmn Direktor sind alle Hände beschäftigt, die neuen Rentenpfennige, Zrveipfcnnige, Fünfpfennigc, Zehnpfennige. Fünfzigpfennig«, dem Licht« Ser Welt, L. h. in diesem Falle der . Reichsbank, zu übergeben^ die die Zuteilung an dir Bevölkerung besorgt. Und auf den Lippen aller Be sucher, die^hierhrr in die Münze kommen, schwebt die Lange Frage: Wird die Rentcnpfenniger^eugung Schritt halten mit dem Bedürfnis der Bevölkerung - oder wird auch dieses Hartgeld wie so viele seiner Borfahren in irgendwelchen Hamstertaschcn verschwinden und wird das Portemonnaie weiter in Unehren gelassen werden? Mit Ueberstunden wird in den Werkstätten der Münze gearbeitet. Seit acht Tagen werden täglich gegen 7Aent»erEinpfennig stücke. d. h. etwa 150000 Stück hergestcllt. An einzelnen Tagen ist es etwas weniger, an einzelnen etwas mehr, wie gerade das Metall geschweißt ist. Bon den Hirsch. Kupfer-Werrken (Rri- nickcndorf), vom Mansfelder Bergbau, Hed dernheim, kommen die Kupfer-, Aluminium- und Zinkolocks. Ausgestapelt liegen sie im Tresor. Der Gang ihrer Bearbeitung ist etwa folgender: Die Zaine, d. h. die rechteckigen Metallklumpen, die aus den Blocks geschnitten werden, werden gewalzt und ge locht. Die so hergcstelltcn Stücke werden dann provt- sorisch gereinigt, aussortiert, gerändert und mit Weingeist gesäubert. Sie gelangen hiernach ins Prägewerk, weiter zur Abwägung und schließlich nach dem gahlamt, wo die Stücke gezählt und gebeutelt werden und von wo sie plombiert ihren Schlußweg rm internen Kreis der Münze nach der Kaffe an- treten. Der Laie staunt, wie schnell und übersichtlich sich dieser Hcrstellungsweg abspielt. Und doch in keinem d-r technischen Betriebe irgendwelche Hast oder Uebcrstürzung. Ofl sitzt so ein Arbeiter gewisser maßen mitten in einem Zwcipfennighausen, um ihn herum liegen die goldig glänzenden Stücke, und cs sieht aus, als wenn Spielmarken aufgeschichtet waren, die nur auf die Kinder warteten. Kein» der Stücke Ach: verloren; schon kommen andere Arbeiter und sammeln das Metall (es sind Stücke, die noch nicht geprägt und nicht gut gereinigt find), um sie von neuem nach der Schweiße zu ^fördern. Mit der Herstellung von 10- und öO-Pfennig- stücken hat man sich bis heute noch nicht beschäftigt. Man will erst einmal genügend kleinstes Rentengeld anfertigen, um dem gehaßten Kleingcldmangel vor- zubeugcn. Neben Berlin arbeiten mit Hochdruck die weiteren staatlichen Münzen in Hamburg, Stuttgart, München, Karlsruhe und Mulüenhilttc. Amerikanisch-englische Radiouuterhattung. Es hat sich herausgestellt, daß es möglich ist. in England die Darbietungen der amerikanischen Radiogesellschaften unter günstigen Umständen jede Nacht zu vernehmen. Anderseits.haben aber die Sendungen der britischen Broadcasting-Stationen in der Neuen Welt nicht dasselbe Glück. Das liegt ver mutlich weniger an einem Unterschied in E Wirk samkeit der englischen und amerikanischen Sende stationen, sondern vielmehr daran, daß die ameri kanische Nundfunkunterhaltung in England während vcr normalen Sendestunden cintrifft, also des Abends, wo die Dunkelheit dis verschiedenen atmo sphärischen Störungen verringert. Die amerikanischen Hörer müßten aber, wollten sie am englischen Rund funk teilnehmen, zu der weitaus ungünstigeren Tages zeit ihren Empfangsapparat in Aktion bringen. Trotzdem werden in diesen Tagen von je einer großen Radiozeitschrift in, London und New Port Versuche untcrncmmen, um eine dauernde und un gestörte Radiounterhaltung zwischen den beiden Völkern einzurichten. Sowohl die eng- lischen als auch die amerikanischen Sendestat'.anen wollen dann besondere Uebcrsecprogramme einrichten. Damit die amerikanischen Hörer die Unter, haltimg aus England jedoch zur günstigen Abend- zeit empfangen, ist es notwendig, daß die britischen Broadcasting-Stationen den amerikanischen Dienst in den frühen Morgenstunden beginnen, wenn für amerikanische Verhältnisse der Abend beginnt. Unwetter a» der pazifischen Küste Guatemalas. Einem uns zur Verfügung gestellten Briese aus Guatemala entnehmen wir: In der Zeit vom 4. bis 10. Oktober wurde die Westküste Guatemalas von e-nem schweren Unwetter heimgesucht. In den offenen Reeden von San Io,6 und Champcrico wurdet! 'n. folge des starken Wellenganges einige Dampfschlepper schwer beschädigt; Leichen wurden gegen die Küste geworfen und einige kleinere Schiffe gingen im Sturm unter. Die Molen selbst jedoch konnten dem Unwetter widerstehen uüd sind ziemlich intakt geblieben. Auf den. Lande selbst richtete der Sturm solches Unheil an, daß die an der Küste entlang führende Südbahnlinie des Landes über eine Woche lang unterbrochen wurde. Der Bab-^amm ist an vielen Stellen stark unter- waschen "v^er ganz weygespült. Aus die Kaffe«. Ernte dürfte das Unwetter kein en großen Ein fluß haben. Es ist "täglich mit geringen Schwierig keilen bei der Verladung des Kaffees zu rechnen. Nur in den Bourbon-Pflanzungen sind leichtere Schäden avgerichtet worden. Der Bourkonkaffee reift ziemlich früh und der Sturm hat hier die Kaffeekirschkn sort- gcriffen. Die großen Pflanzungen Arabiqo-Kaffee sind jedoch völlig unbeschädigt geblieben, da dieser Kaffee erst später reift. Man vermutet in diesem Unwetter einen Ausläufer des großen Erdbebens, das Japan und den ganzen Stillen Ozean heimgesucht hat. Dir Kaffecplantagen Guatemalas stehen zu einem großen Teil unter deutsche r Verwaltung, und es kann als ein glücklicher Umstand bezeichnet werden, daß auf den Plantagen selbst, die weiter im Innern d:r Landes liegen, keine Schäden anaerichtst worden sind. Leipziger Kunstkalender Aus den TsteatrrbüroS. (T P e r.) Tie sür Mittwoch. 28. November, anacsctzte Aufführung des „Rvein- gold" dirigier, Generattnusikr'irektor Gustav Brewer. Die Hauptrollen sind besetzt mit Soomer. Bockemwnn, Müller. Zilken. Zimmermann, Latzner. Margarete Krämer- Bergau. Rosa Lind. Hedwig BorKerS Tidam. Szenische Leitung: Walter Ekschncr. Heute Dienstag 8 Uhr im Städtischen Kaufbaus 2. Kammermusikadenp des LMaAtcbech Streichquartetts unter Mitwirkung der Pianistin Airgnstr Schachiedca- Oorockcr. Grete Btückgolv' Heute Uhr im Rat-aussaal« Liederabend. Klavier Frif, Weitz mann. Hous-Sachs-Aufführuvg für die Ltudentenhilie. Am Donnerstag, den 29. November, abends 7>z Uhr, findet im Festsaal des Neuen Rathauses eine Aufführung von Hans-Sachs-Schwänken statt, deren Reinertrag dem Mittagstisch für Studierende in der Fleischergaffe zusließen soll. Die Darsteller sind Mitglieder der Dramatischen Abteilung an der Universität Leipzig, die sich schon öfters auf Spielsahrten in das Erzgebirge und die Lausitz in den Dienst non Volkskunst und Student:n- hilfe stellte. Trotz des guten Zweckes sind die Ein- trittsvreise mäßig gehalten, was hoffentlich manchen noch veranlaßt, über dos geforderte Maß hinaus zu helfen, um damit der wirklich drückenden Not unserer Studenten zu steuern und ihnen ibr oft bitter schwer zu beschaffendes Essen zu sichern. — Karten zu 50 und 75 Goldpfennig sind zu haben bei Klemm, Althoff, in den Kanzleien der Universität, Akademie, Handelshochschule, des Konservatoriums und an den Türen des Saales. Festfeicr zur Einweihung der Akademiker-Gedächt- ntskirche St. Eeorg. Nachdem ain Sonntag-Vormit tag in Leipzig-Gohlis die neuerervaute Akademiker- Gedächtniskirche der katholischen Gemeinde durch den Bischof Christian Schreiber eingewciht worden war, fand am Nachmittvg noch eine Fe er im Großen Saale des Zentraltheaters statt, die von geschmack vollen künstlerischen Darbietungen umrahmt war. In seiner Festrede führte Julius Pfalz aus, daß die katholische Gemeind« unserer Stadt nun auf em über zweihundcrtjähriges Bestehen zurückblicken kann, und daß nun auch für den Norden eine Kirche als Symbol der Zusammengehörigkeit geschaffen sei. Er rCrfolyte das Werden der katholischen Nord gemeinde und gab damit zugleich ein Bild vom katholischen Leben Leipzig in den letzten Jahrzehnten. —- Schon 1905 wurde ein Fonds angelegt zur Er werbung eines Bauplatzes, aber erst 1922 konnte d^r Grundstein gelegt werden. Die wirtschaftlichen Nöte der Arik Haden den Bau noch oft gefährdet und ruhen kaffen. Aber mit dcr Unterstützung in- und aus- ländischer Freunde konnte er jetzt schließlich beendet werden. — Rach verschiedenen Ansprachen ergriff der Bischof unter allgemeinem Beifall das Wort und brachte zum Ausdruck, daß die Vollendung des Baurs als ein Sieg des Geiste» über das Materielle, gegen das er sich aggressiv wendete, anzuschen sei. — Der Festsaa! war bis -um letzten Platz besetzt. » Wiederaufbau des Abendlandes. Di-s war das Thema eines Vortrages, den der Theosoph koermanu Rudolph im Festmale de' Reuen Rathauses hielt. Seine Ansiührungen, die stark optiwiftisch-utopisti- schon Ebarakter trugen, versuchten das Wesen einer neuen Kultur, ihren Aufbau und ihre Struktur zu skizzieren. Rach der Ansicht des Referenten gilt ;s heute, vor allem eine neue Stellung zur Welt zu ge winnen und an der Erziehung eines innerlich wert volleren Menschen zu arbeiten, der sich vor der äußeren die innere Freiheit erwirbt. Die lieber- schätzung der intellektuellen Fähigkeiten muß euer höheren Bewertung der sittlichen Kräfte Platz machen und der heute dominierende Egoismus e'ner selbst losen Liebe. Die Gedanken des Vortrage» basierten im wesentlichen auf einem unerschütterlichen Glauben an die Möglichkeit einer inneren, ethischen Vorwarts- entw'cklung. Soweit sic sich an eine Kritik der gegenwärtigen Zustände wagten, dürste man sie aber immerhin als stark problematisch betrachten. Vereins,Nachrichten Verein für Bolkswoül Heute Dienstag 7*-) Uhr HSir Tr. Fritz Kopke den 4. «Sauutz-i Vortrag über .'Tswalv Spengler und sein Weltbild". Der Zutritt ist srci für jedermann. Morgen. Mitlwow 71? Uür. ist im Gewand- haus Kammermnfik' (Franz Schubert-Abend), tu dem die EtnlriirZpläne heute abend 6—8 Udr in der Geschäfts stelle. Löhrstratze 7. erhältlich sind. Leipziger Stenographen-Bcreln nach Stolze SchreN Lhrenwettschrcibcn für Geheimrat Kalbing. TicnS'aa- ah 7 Uhr. Schule jlir stöbere Frauenberufe, 60—106 Sil den. Mittwoch, ad 7 Ubr. Schule an« Jopannisplatz. Mittelgebäudc links, 120 Silvcn und darüber. Leipziger Stenographen Verein SlNzc-Schrcy. Heute abend 7 Ubr in den UebnngSzimmcrn des ^Vorwärte". iturstchrtst-Bereins StoNc Twren, Fraucvbernssfcbule. Zimmer 2 und 3 Schillerst-ahe 9 Kacding-Wer schreiben sür sämtliche Mitglieder der Leipziger Vereine nach Stol;c-Sckjrch in den Abteilungen 6o bis 100 Silben. Die Lohnsteuer (Wiederholt.) Infolge von Druckfehlern war die nachstehende Notiz in unserer Sonnabend-Ausgabe entstellt. Wir geben sie noch einmal richtig wieder. Die Derhältniszahl, mit der die in der zweiten Septemberhälfte in Geltung gewesenen Ermäßigungen beim Steuerabzug vom AiBeitslohn zu vervielfachen sind, beträgt, wie amtlich mitgeteilt wird, für die Zeit vom 25. November bis zum 1. Dezem ber 192.8 709 000. Bei der Berechnung des Steuer- abzugs von dem in der Zeit vom 25. November bis zum 1. Dezember 1923 fällig gewordenen und ge zahlten Arbeitslohn sind die Ermäßigungen der zweiten Septembcrhälftc mit 700 000 zu vervielfachen. Anter Zugrundelegung der Verhältniszehl 700 000 ergeben sich z. B. folgende Wochenermäßigungen: Für die Zett vom 16. bis 30. Scp'.ember 1923 (Grund zahl» für Steuerpflichtigen und EvZrau le 172 800 für jedes minderjährige (find 1 152 000 .((. für WcrbunaS kosten I ttO000 für die Zeit vom 18. bis 2t. No vember 1023 «dreihundcrttaufcndsackn für Steuerpflichtigen und Ehefrau »e 51 810 000 000 .4. sür jedes minderjälrl-ie Kind 315 600 000 000 für Wcrbungskostcn -132 000 000 000 sür die Zeit vom 25. November bis 1. Dezember 1923 (sieben! underttauscnd) für Steuer pflichtigen und Ehefrau je 120 950 000 000 -st. für jedes minderiäbrigc Kind 806 <00 000 0» <(. fl>r Werbung- testen 1008 000 000 000 .4. Geschäftlich»'. Sckilcttcrburg, Scl lcttcrstratze 16. Das Lokal gewährt in seiner neuen Ausmachung einen höchst ana. nehmen Aufenthalt. Paul BüGner. der rührige Geschäftsleiter, wird auch hier wieder einen flotten Betrieb cinsük.cn und die Gäste durch gute Bewirtung fesseln. Gin weiteres Zugmittel bilden auch die stimmungsvollen Konzerte und namentlich sind es die Svnder-Abende, die durch ihre nachhaltigen Darbietung«, sich auSzeickmen und gute Unterhaltung bieten. vier glückliche Menschen 4vs Roman von Llknor Sl>n Ehe Tankred noch recht gefaßt hatte, um was es sich handelte, war seine Frau in das vor dem Hause haltende Auto gesprungen und davon gerast. Wieder das Wort „Mimo". Das war der Na.ue, der Tristram verrückt machte. Jetzt mußte er Gew ßheit oaben — koste es, was es wolle! — Ohne weiteres Uebrrlegen riß Tankred Hut un- Mantel vom Nagel und rannte zur De- stürvrng der würdigen Diener die Gwsoenor- strctz: herunter und warf sich in einen zufällig haltenden Taxameter: „Ein Goldstück, wenn Sie incmer dem grünen Wagen folgen, der dort gerade um dir Ecke biegt!* Der Lhruffeur ging ins Zeug; und die Jagd hinter der Unwürdigen her, die es gewagt hatte, in dem Hause ihres Onkels mit ihrem Liebhaber zu sprechen, begann. Das grüne Auto immer in Sehweite behaltend, raste sein Taxameter die Oxford-, Regenten- und Mortimer-Straße herunter. Fuhr sie vielleicht nach der Eustonstat on, — Wartezimmer — zu einem jener von Laura beobachteten Rendez vous? Alles möglich! — Ern unaussprechlicher Ekel überkam Tristram. Nein, die Eustonstation war es nicht, und weiter ging d e Fahrt. Am Eingang der Lotten- hamallee plötzlich ein Ruck und ein Knall. Das fehlt« noch gerade! In ohnmächtigem Zorn sah Tankred da grüne Auto in eine Seitengasse einbiegen. Lr warf dem Chauffeur Geld zu, lief die kurze Strecke dis zur Biegung nach und — da hielt der grüne Taxameter. — Do aber hielt err Tristram griff unwillkürlich nach der Halsbinde; — in dieser Gegend hatte d e schöne Lady ihre Zusammenkünste — pfuil über da» Deib! E« dauerte eine Weile, bis ans das Klingeln das kleine schlamprige Dienstmädchen öffnete. „Ich wünsche zu der Dame geführt zu werden, die soeben eingetroffen ist,* sagte Tristram mit mühsam beherrschter Stimme. Da» Mädchen ging die Treppe vor«; ohne anzuklopfen öffnete sie die Tür eines Zimmers: „Der Doktor ist angekommen!* rief sie leise hinein. Kapitel XXXlX. Lird Tankred war eingetreten, und was er sah, war dieses: Ein ärmlicher Raum von zwei- felioser Sauberkeit. Die Atmosphäre durchsetzt von dem Geruch gewärmten Flanells und über- gelaufener Milch. Vor einer niedrigen eisernen In diesenr Bett lag Jahre alt, elend, ja Zara hielt die schwäch- Bettstelle knieend — Zara, ein K nd — ungefähr sech anscheinend im Sterben. . tige herabhängende Hand, und in ihrem sonst so kochmütigen Gesicht laa ein Ausdruck, von dem Tristram sich ganz objektv ergriffen fühlte — halb göttliche Liebe, halb Jammer. — Neben der knieenden Frau au der Erde bemerkte er ein mit Blut getränktes Handtuch. Zu Füßen des Bettes fi-ind er, Mimo — die stattlich« Gestalt mit der militärischen Haltung von trockenem Schluchzen geschüttelt. Durch die Stille klang Zaras Stimme, lieblich und voll Angst: „Mein Kleiner, mein M r:o!" Zum letzten Male im Leben schlug das ster- 'bende Kind die Augen auf, mit einem Blick, der in weite Fernen zu gehen sch en. Ein Ausdruck von Verklärung ging über das feine Gesicht hin, und über die Lippen huschte es wie ein Hauch: „Mama!* Ein paar Minuten noch und Mimo hob das Haupt; es schien, als ob er sich auf etwas be sinnen müsse: Ach so, der dort in der Tür stand, war der herbeigerufene Arzt. Den Finger auf den Lippen, schlich er auf den Fußspitzen Tristram entgegen: „Alas! Sic kommen zu spät; mein Kind ist zu Gott gegangen." Ohne ein Wort stahl sich Tanmd leise aus dem Zimmer. Die Tragödie, die sich hier ab- spielte, war angelegt für den Spruch: „Richtet nicht!" Für menschl che Rache war sie zu tief. Auf der Straße angelangt, sah Tristram eine Weile um sich, ohne doch wahrzunehmen, was um ihn vorging; zn ihm lebte nur ein dumpfes Empfinden, daß er etwas für die unglückliche Frau dort oben tun müsse. Das war also die Geschichte von Zaras Vor- leben. Fort von hier — fort von dem Schauplatz, auf dem sich das Letzte abgespielt! — Da stand ja noch das grüne Auto — ach nein! Das hatte sie bestellt. Weiter, weiter! Es würde sich schon ein anderer Wagen finden. Tr stcam stieg in den ersten besten Taxameter und fuhr in sein Absteigequartier nach der St.-Iames-Etraße. Rur allein sein! — Der Hausmann dort war erschreckt, daß nichts für Seine Lord schart bereit sei; aber Tankred wehrte mit der Hand. Er bemerkte es ja kau..'., daß das Zimmer eisig kalt und d e Luft darin so tot war. Einen von den Bezügen der Stühle herabreißend, warf er sich in den Sessel. Er ver- suchte es, die Gedanken in Vernunft und Logik zu bannen; um ein einigermaßen klares Bild über Zaras Leben zu gewinnen, mutzten Zeit- punkte festgestellt werden: Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt, hat sehe früh geheiratet; — da» Kind kann nicht weniger al» sech» Jahre zfihlsn, folglich muß jener Mensch 8port uvck ^urirerA Kölner Boxkampf Drei bculjchc Meister traten am Scnntag tm Kötner ' KriNallpalast in den »Ung: NaujokS. Rolauf und Graft, aufterdein der beliebte Nittelgewichtsborcr Wieyerr. Der schönste Kamp» war das Treffen zwi- sck«n dem dcuttcveii Mecker tm Federgewicht. Rolaut Berlin, gegen den deutschen BamamgewichiSmeister Graft-Köln. Las mit clncm -Blinkt siege des Kölners endete. Van der ersten b'S reimten Runde war ter Kamps lebhaft und Hari. Graft war durchweg an grtfssfreudiger. und darre infolgedessen schon ck den ersten Runden ein Punktplus au» seiner Sette: sonst zeichneten sich veide Kämpfer durch gute Technik aus. — Der deutsch« LeiKtgewimlSmeistcr N a u j o k z kümpstc unter scharfen Bedingungen <4 Unzen. Hatte Bandagen) mit kem Kölner ünfe > über 10 Runden unentschieden. Der Kölner war gut in Form, jedoch ging er ebenso wie Naujoks nich, ganz aus sicv Heraus, so daft dieser Haupt- kamv» zeitweise »ehr abl.'auic und da« Publikum niait recht warm wurde. Naujoks gelang eS nicht, die tadel lose Deckung des Kölners ,n beseitigen dessen Anyrttf wiederum au ver Härte und guten Avwcbr des Berliner Meisters scheiterte. Nur einige Malr im Verlaus der 10 Runden gab cs kritische Momente sür betde Kämpser. — Adol, Wienert (l:V Pfund) ttat Bongchr-Berlin (156i gegenüber (4 Unzen, barte Bandagen). In der ersten Munde scbon muftw sicv Vermehr ans.ähttn tasten. Wiegcrt hatte einen präckuiam Lcbcrbakcn angebracht, der de» ven Ansang an smart angreiscndcn Vongevr. der 18 Pfund Nevergewichs zu verieichnen Satte. k"r die Zeit aus den Boden streckte. — In dem Einleitnngskamps Mick'elscn Berlin (105) gegen H a r l o 1 - K S l n (117) siegle der Kölner nach Punkten. Mascorls Sie« ! Der Kamps zwischen dem sranzösischen komme», den Mann Mascärt und dem englischen ( Boxer Billv Matthews im Pariser Zirkus, der dem Franzosen einen sehr sckwer errungenen Sieg brachte stellt eine der bluttgstcn Begegnungen der letzten Zeit dar. Ter Engländer, der dem Franzosen während 11 Runden stark unterlegen war wnrdc von seinem Gegner »urchivar zugerick'tet. erwies sich indes als ein überaus harter Nehmer und stand viS in die 11. Runde, trotzdem er ost durch schreckliche Schläge zu Boden ge- sneckt war. In der 14. Runde stovptc der Dck>iedsrickUcr Bernstein den Kampf ab, um MattbewS vor weilc en un- nötigen Schlagperlei ungen zu bewehren. Der Kamps war jiir den Eng'ändcr lcvon lange verloren gewesen. Leipziger Schlachtfeldgau Der Leipziger Dcklachtscldlurngau hat bereits letzt jür das kommende Fahr sein Programm ausgestellt: 9. Mürz Fttihjah.Lgclündclauf, 11. Mai Frühjabrs-weit- kample, 25. Mai Staifettaus Lützschena—Leipzig, 1. Juni Gauincistersckaflcn, 15. Juni Städtewettkamps Hamburg— Berlin—Leipzig (LeichtathleiM, ü. Juli KrctSmcister- schatten. 10. August Jahnturnen in Freyburg/Unstrut. 17. August Volkstümliche Gaugruppenwettkämpfe. ZO. und 31. August Deutsche Meittcrschatten 14. September Herbst- geländclaui, 12. Oktober Kreiswaldla. s. — Außerdem sind zum 50jSbrlgen Jubiläum des ALI. Eonncwitz, des ATV. KlcinzsMomer und zum 75Iöh:tgen Jubiläum des ALB. Rcndnin Gaurcranstottungen geplant. Ein Lehr gang zur Ausbildung der BezirkSturnwartc Turn, und I Svortwarle in den volkstümlichen Ucbuuge« findet An fang Februar bis Ende März statt. Da dem Leipziger Schlachtfcldturngau im kommenden Jahre aau weitere ! Turn- un> Spielplätze mit Rundbahnen für Leichtathletik > ;ur Verfügung stehen, wird dem guten Material der > Turnvereine mehr Gelegenheit gebo.rn, in den Vorber- i gründ zu treten Ein lclchtot',le «scher Wettkampf Berlin-Hamburg. Letp'iq ist anläftlich des Kunstturnens der genann'en Städte fsil kommendes Jahr in Leipzig vorgesehen. Der Wettkampf erstreckt Och über 12 Konkurrenzen; jede Stadt stellt für jede Konkurrenz ze 2 Teilnehmer. Außerdem werden noch offene Wettbewerbe lür sämtlickw Mitglieder der Deutschen Tnrnerschaft ausgeschrieben. Ter von der Leipziger Gaugrupoe (Deutsche Turner schaft, in Wurzen abaebaktene Kursus ssir Leichtathletik wird ven über 100 Tcttnchmcrn besucht, ein für die Kkciustodk gutes Ergebnis. Wiener Schachkonqteh In, Schlcchtcr-Gcdcnllurnier des Qcsterreichischen SchachverbandeS konnte .Dr. Tartakowcr in der vierten Runde einen wichtigen Punkt erringen. Der Grohmeisier hatte als Anziehender gegen Grünfcld eine ausgeglichene Stellung, atS dem Meister von Deu.fch- land plötzlich ein grobes Versehen unterlief, nach dem er sofort ausgab. Ziel« er 'Budapest) behauptete ' (eine Posificn neben Tartakowcr durch einen Sieg über : Tr. Gruver. Dagegen siel Takacs zurück: er fand gegen ei» doppeltes, aber nicht ganz einwandfreies Ftguren- opicr von Becker nicht die richtige Verteidigung und lieft sich mal» setzen. Fischer siegte über P-ttav. Tie Begegnung Lpocensltz-Wolf endete uncn'sckueden. Tie Partie Reti—Sviclmann schwebt noch; Rett sollte den Sieg an sich bringen. Ter Sta n d ist je»»: Dr. Larta- ko wer und Steiner te 3',4 Punkte Becker und Takacs fe 2>). Rett 2 (1). Opoc-'nskv 2. Spielmnnn Itz (1), Fischer, Grünfeld und S- R. Wolf je 1'L. Dr. Gruber und Pamv je bereits während ihrer ersten Ehe ihr Geliebter oewesen sein. — Wie stand nun Markrute zu der Sach?? — Kurzes Besinnen —, der ahnte nichts davon. Schließlich hat sie sich durch ihn an mich verheiraten lassen, um mit dem Gelbe des Onkels die be den zu ernähren. So — da hiben wir's also! — Das ist „sie" — die Stolze, Reine! — und dabei niemals auch nur ein Anzeichen von Schuldbewußtsein oder Reue bei ihr! Mas für verächtliche Schauspiele rinnen die Weiber sein können — und ich blöder Narr, der an eine von ihnen geglaubt! Er rannte ein paarmal im Zimmer h'n und her und schluchzte plötzlich auf: „Nun von alle dem das Schrecklichste, das geradezu Unerträg liche: Ich, Tristram, Herr auf Wraith. der Mann mit dem unbefleckten Namen der Tankreds — ich liebe dieses Wub! O —- wenn ich ihr früder begegnet wäre — wenn mir die Treue geworden wäre, die sie dem anderen bewahrt, was hätte mein Leben sein können!* Als er einigermaßen zur Ruhe gekommen war, faßte Tristram die äußeren Verhältnisse ins Auge. Ein weiteres Zusammenleben mit Jara blieb ausgeschlossen, auch nicht einmal in demselben Hause. Vorläufig wollte er, um ihr Zeit zu innerer Sammlung und zum Begräbnis zu lassen, allein nach Wraith zurück, und erst in acht Tagen nach Par! Lane kommen. Hastig unter dem Briefpapier seines Schreib- tisches kramend, zog er den ersten besten Bogen hervor und schrieb: „Ich weiß alles! Trotzdem Du mein Leben zerstört hast, nehme ich Rücksicht auf Deinen Kummer. Für's Erste befreie ich Dich von meiner Gegenwart. In acht Tagen aber bitte ich Dich, mich zur Besprechung über unsere Trennung in Park Lane zu er- warten. Tankred.* Ein kurzes, hartes Klingeln nach dem „Boy*, und Tristram verließ die Wohnung. (Fortsetzung folgt.) DI« varlie-eud« Autgab« »»faßt 1« Veit«
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