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Srakschrist für eine junge Krau Don Ruttolk S. IInetlNU Erde, o Erde sei leicht — Ich wir dir nicht schwer. Da» n ich noch dunkel umschleicht: 2 bin's nicht mehr. Falle, zerfalle, o Le b: Heilig entblößen! Ueber der Mutter, dein üöeib schwebt das Erlösen. »schüchtern aus schüchternen Krumen steigt es hinauf und in seligen Blunttn stehe ich auf. Krau Knut Don «Ir»eft?,IE Frau Knut war ein Faktotum. Sie wußte selbst kaam noch, was sie im Grönemannschrn Hause be» deutet«. Jedenfalls war sie nicht mehr daraus fort- zudenken. An dreißig Jahre hatte sie in dem feinen Wäschegeschäft gedient — vom Bater Grönemann war sie zum Sohn überaegangen, und nun betreute sie den Enkel. Da» kam so: Werner war das einzige Kind de« Prinzipals, ein zarte» Sorgenkind, da» nicht »ur Schule ging. Ihm immer ein» schützend« Aussicht zu geben, war nicht möglich, ersten» weil der häuslich« Unterricht Herrn Grönemann schon teuer genug wurde, zweitens weil kein Fräulein mehr bleiben wollt« (Herrn Grönunann» wegen), und dritten», weil da» Dienstmädchen, da» Frau Grönc- mann anstellte, immer eine solche Pflanz« war, daß sie gewiß da» kränkliche Kind allein in der Wohnung ließ. Die Eltern aber blieben Werners wegen selbst» verständlich nie zu Hause. Gründe genug, um wieder auf das alte Faktotum zurülkzuareiserr. Im Geschäft taugte Frau Knut schon lange nicht» «ehr — desl-alb mußte sie antreten, wenn Herr und Frau Grönemann ausgehen wollten. Das aber war fast jeden Abend der Fall. Di« Sach« verwickelte sich dadurch, daß Werners Eltern nie zu gleich die Wohnung verließen, denn Herrn Gräne» mann» Ziel »ar aanz selten auch Frau Grönemann« Alel. Da» Dienstmädchen hatte sich ebenfalls freie Abend« ausbedungen — sonst .ging" sie einfach. Go sich sich Frau Knut vor derselben sonderbaren Sach» läge: Luise »ar schon weg. Herr Grönemann tobte und sparte dabei die kräftigsten An,drücke nicht, Fran Grönemann beendete mit ihrem geheimnisvollen Lächeln ksie Toilette und warf ihrem Gatte» so ver ächtliche Blicke zu, daß es -en Beobachter fröstelte — dann ober erschienen die Eltern gemeinsam oder «inzeln, beide blendend schön in dem großen Eß zimmer, wo nur Frau Knut mit dein kleinen Werner wß, und verabschiedeten sich von ihrem Kind«. Da» »««säumten sie nie. E» laa immer etwas von echter, aber auch reuiger und furchtsamer Liebe darin. Noch einmal schienen die Gewissen aufzuklackern, um dann zu schlafen — bis zum nächsten Abschied. Jedenfalls blieb eia wunderlicher Eiker wach, daheim etwa» Reines und Gemeinsames zurückzulassen. Dor der Haustür trennten sich die Weae schon. Wann man zurückkehrte? Nun, Werner schlief dann schon viele Stunden, und Frau Knut war längst in ihrem Heim. Ihre religiös« Natur hatte schwere Kämpfe zu bestehen gehabt. Eie war nicht die liebe Einfalt, für di« man sie wokl hielt. Sie spürte seit Jahren den tiefen Sumpf de» Grönemannschen Heim» — ihre ehrlichen alten Füße kamen mit Müh« über diesen schwankenden Boden. Aber des Kinde» wegen hatte sie sich überwunden. Hier konnte sie eine treue Die nerin bleiben. Sie liebte Werner auch von Herzen, denn Frau Knut hatte, keine Kinder gehabt. Mit einer scheuen, rastlosen Mitleidsliebe wacht« sie bei dem kranken Knaben. Eine tröstliche Gewißheit gab ihr Nube: Werner war ahnungslos. Obwohl es sich sicherlich um ein sehr merkwürdiges, frühreifes Kind handelte — seine elfjährige Phantasie ging schon die seltsamsten Wege, und er konnte erzählen, wie ein Märchenpoet —, aber was um ihn Kerum vorging, kam ihm nicht üim Bewußtsein. Er hatte noch immer di« rein« Andacht vor seinen Eltern, die jedes Kind nach Frau Knut» Ueberzeugung braucht». Mochte ihm manche» sonderbar vorkommen, mochte er sich oft vernachlässigt fühlen da» Schicksal hatte ihn nun einmal zum Dulder gemacht und gab ihm die frühe Philosophen- ruhe. Diesen Glauben brachte Frau Knut auch an «ine« Winterabend mit, der ausnahmsweise eine gemein» same Verabschiedung von Herrn und Frau Grone» mann sah. Auch Luise war schon fort —, wie ikrr Herrschaft in Maske, denn es war die Zeit des Karneval». Frau Knut erledigt« noch die Arbeit, di« Luise liegen gelassen, dann nahm sie den kalte» Hasenbraten au» der Küche mit und ging zu Werner, der sicherlich schon Hunger hatte. Aber sic fand ihn in einer wunderlichen Stim mung. Sein« Augen glänzten heut« noch fiebriger al» sonst, er konnte nicht auf seinem Stuhl sitzen, und da» aut« Ess«n interessierte ihn nicht. Er erzählte unaufhörlich, er phantasierte, es sprudelte au» ihm ein fabelhafter Schaffensprozeß. Daß Frau Knut da war und zuhörte, war ihm di« Hauptsache — ob sie ihn verstehen konnte, bekümmerte ihn nicht. Er behandelt« sie mit tiefer Achtung, ad« « sah in ihr« lieben Augen, al» ob sie nur «in treu« Hund wär«. Frau Knut nahm sich bekümmert de» guten Esten» a». Ihr schlpirrt« der alte Kopf, denn st« härt« von Planeten und Sonnen und Dichtern, von Griechen, Phöniziern und Indern — e« sprüht« und leuchtet», farbiger Vet»heit voll, e» kam und verschwand. .M«in Gott, dachte st«, „er ist erst ess Jahr« alt. Dies« prächtige Junge.' Da» kann apch alle» au» ihm wer den? Leun « nur nicht vorher »«rückt wird! Für di» sll» Wäschmefchäft «L« « jeden fall» zu schade/ Endlich «achte Verner «ine Paus«. Er warf stch -Mtf da» Sofa, blieb dort zuckend liegen und verbarg -»» Gesicht in den Händen. Die Macht feiner V»r- WlwWM schien ihn »u überwältigen. - Da fragt» DM»MU MMWT ^HuifUiihs U7UU G du das nicht alle» mal aufschreiben, wa» du mir so erzählst, Verner? Da» gäbe doch 'ne wunderhübsche Geschichte. Heute war es wieder ein ganzer Roman." Er antwortet« erst nicht. Dann hörte sic ihn flüstern: .Meinen Sie? Das lohnt sich doch nicht. Das ich da sage, ist eben da» Leben." .Ach, Kind — wenn bas das Leben wäre — dann wär' e« besser, als es ist." Jetzt setzte Wrrner sich auf. Er war sehr bleich und seine Augen blitzten trotzig — .Ich möchte wohl misten, warum man sagen dürste, daß es ander» ist!" .Na, blesb» nur bei deinem Glauben. Der ist schön. Der ist das Peste für dich." Werner ging langsam zum Fenster und starrte auf di« Straße hinaus. Winterdunkel, von Nebel- Gestalt mir an den ^ls. .Du?" ries er. .Du bist c»? Und du kennst mich wieder? Du kennst mich wieder?" Er küßte mich, erschluchzte vor Freud«. „Bin ich er denn wirklich? Sage, du, sage es, sprich es aus: Wer bin ich?" , .Ei, der Joses Gugelhupfer bist du, der berühmte Ouellengräber, der das epochemachend« Lrläutc- rungswerk zu Schiller» .Spaziergang" geschrieben hat, .aus Grund einer topographischen Aufnahme der tzohenhcimer Landstraße". Das bist du, Doktor Josef Gugelhupfer, Germanist." .Ja, ja!" rief er erfreut und fiel mir wieder um den Hals. Aber pl^tzück riß er sich los, mit wilden Gebärden, mit rollenden Augen. .Weißt du es aber auch bestimmt? Täuschst du dich auch nickt? Sieh mich genau an! Sieh mich Mi/ «/er Z/onakKHrP 0AL ILLL/V 4 4 O/s sooäan erscktteuauo ddwwuioe » vnckicklik ur»// «ckkvencke» Lr/ednü«?, >ui«7 Xr/an/ot von tdia/ZA", c/itve- »»»räe knräe", ^Zeda»/iau Xäskvrv", Eedurk ckoe t/enus" onck amlkan/e Oosckttcki« u, wie „llkue »deuncke äckee", »l-a» Lo/a- küson", „?lckn»//e«'//eba". — ,/ckk s/ni-e Äuucken ukrrrüsFirn iui//, kau/? cka» na/svo,/ i/äu/r/er/e, v,i? edeam di/enes»anren kqp< ?Au^aedenck?u<k persar/a cka» d> a//en Zack- uack BadvdqH- /»uabäanck/u nyan, /s/osken anal ün A/rq/ke»äan«/e/ ou kadan »/. tteauck-,«»/» ?/aekx Sueddcknck/eescd/cksss/rad/. lichterp durchsetzt. Es surrte über den Kurfürsten- dämm. Autohupen — häßliche Daseinsstimmen. Eine namenlos« Traurigkeit log über der stillen ftknaben- gestalt. Frau Knut schob ihren Teller fort: .Wernerchen, willst du denn gar nichts essen?" „Ich kann nicht, Frau Knut." .Dir ist wohl heute gar nicht wohl, mein arm»« Kind?" .Ich weiß nicht, Frau Knut." Sie näherte sich ihm: .Wie wär « denn, wenn du jetzt schon in» Bett gingest, und ich setze mich zu dir und bringe dir noch einen schönen warmen Brei mit Himbeersaft, und dann plaudern wir noch ein Biertrlstündchrn, und dann schläft der gute Junge?" Ja, da» war da» Richtige. Willig ließ Werner stch in» Schlafzimmer führen und entkleiden. Ron lag er mollig im Bett. Doch al» Frau Knut mit dem Brei au« der Küche zurückkam, fand sie ihn bitterlich weinend. Go hatte sie ihn nie aefehen. Gr «ar zum ersten Male nur Kind — das erschütterte sie. .Aber Jungchen — liebste« Dernerchen —, was ist dir denn? Kannst du mir» nicht fayen?" .Doch", kam e» mühsam au« der gequälten Seele hervor. .Aber wenn das Leben — wenn es ander« — es ist natürlich ander« —" . „Wie?" „Aber man muß doch was haben — man muß spielen — man mutz dichten Hie ahnen ja nicht — ich weiß dock, wie sonst alles ist — bei uns zu Ha»ssel" Frau Knut beugte sich mit großen entsetzten Augen vor: Wa» meinst du?" .Ich weiß ganz genau, daß Papa und Mama, daß di« sich überhaupt nicht mehr lieb habe«, daß jeder immer w» ander« ist — wenn ste mir auch «inen Kuß geben bei» Fortgehen! E» ist schrecklich — ste haben beide solch schöne» Parsüm, aber ich finde, daß es stinkt! Ihne» hab' ich nie wa« davon gesagt, weil ich mich genier«! Aber jetzt sollen Sie e» wissen, damit Sie verstehen, warum ich was an» der es brauch«! Da» andere«! Verstehen Sie mich?!' Fvau Knut nickt« wie betäub!: .Io, ja — ae- wiß. . . Run »erbe nur ruhig, mein Kind. Ich werde dich nie mehr daran hindern. Ich will immer »uhören — immer. Und später, wenn du größer bist, schreibst du es doch vielleicht Mal auf." Ehemänner Von .E» ist de« Menschen bester," schreibt der heilige Hiervnymu», .da» Joch der <H« auf stch zu nehmen und auf dtt,platten Erd« zu bleiben, al, hohe Phan> t«ßen zu habe» und schließlich in den Nachen der Hölle hinabzustürzen." Und er mußte e» doch Wiste», den» er lebte ia mit zwei tugendhaften Jungfrauen «famman. Tja»t ..dachte ich. Und da e» zu schlummern begann, klappte ich da» fromme Vuch z» und stellt, es an feinen Platz. Dann zog ich den i Ulster an und stieg hinan» in den grauende» Regen- Sftuwick fchettt ich »em Wald M . . ' Zn «edek- geriefel, im tief« Wald. — Hal ... Sa« »ar — wa» wo^o»? W»r das nicht — umhrhaftigl Za «r M»r'»! Aases! Mensch, wo kommst du her?! Mit MMddrettetem Mantel mt» «tue Fledaiamu», dt,. Hemm »»»»imt^Mt fchtchem Hut, ftiwzt« «dm dmM» genau an! — Ha, du erschrickst! Zaa, jaa! Ich bin nicht der Josef Gugelhupfrr! Siehst du e nun? Ein Vär bin ich! Ein Bär! Ein Menschenfresser, ein Kannibale, ei» Troglodyte . . ." Mein Gott, was war da«? Was waren das für schauerliche Späße? Er war doch immer ein ernst. Hafter Mensch gewesen. Die hätte er auch sonst Germanist sein können? Ha, ein furchtbar« Ver dacht stieg in mir auf: Sollte er? . . . Natürlich, hier in der Gegend war ja ein Sanatorium. Sollte er von dort? ... .Josef," sagte ich mich vorsichtig nähernd, „bist du etwa?" . . . Er sah mich wild an. .Za," schrie er, „ich bin" — .Wirklich? O Gott, Josef, dn bist wirklich?"... .Wirklich!" „Du bist v« , . . .—heiratet!" Erschöpft brach er auf einem Baum stumpf zusammen. .Verheiratet?" Erleichtert atmete ich auf. .Ha, ha. kio, aber wa» machst du für Komödie? Ich dachte mindestens, du wärst verrückt, aus einem Tollhou» entlaufen." .Das dürste auch uyaefähr das gleiche sein." .Aber Junge/ sagte ich und schob meinen Arm unter den seinen, „dn scheinst dick schlecht verheiratet zu haben." .Da» ist au» mir geworden! Was ist aus mir geworden! Am Göngeljband! Bon morgen» bi» abends! Kommandiert werden: links um, recht« um! Auf Zehen gehen! Man ist ja doch ein Vär, ein Elefant, man trampelt ja, daß dt« Wände wackeln, man haut bi« Klinekn ab, glatt ab, wrnn »an die Türen öffnet, ein Varbar ist man. Erzogen muß man erst werden, erzogen! Heilige Ordnung, segens reiche —. Ein Schweinestall ist der Schreibtisch, wenn nicht holde Frauenhänd« darübcrkommen, sie müssen, sie müssen da Ordnung schaffen, müssen die Bücher .richtig" stellen — drei Stunden muß «an nachher suchen. Im Salon darf man nicht rauchen, im Wohnzimmer, im Entree, nirgend«, nirgend»! Im eigenen Zimmer, ja. Aber durch die Türntze „dampft" der Qualm: Madame fällt in Ohnmacht. Die zarten Nerven, die zarten Nerven! . . „Armer Junge! Armer Junge!" .Und dies« »täglichen Geisteskämpfe! Ideen . . . Idee—«n! Frauenbewcguna: Dieser Vläd—Vlöd— Blödsinn! Man redet sich die Zunge au» dem Halse, man begründet, man beweist: physiologischer Schwachsinn de» Weide». Kein Einsehen, kein Ein» sehen! Rein verbohrt, glatt« Phrasen und eine Logik wie «in Fastenkringel l Kein« Objekt vttät, kein wissenschaftlicher Ernst, kein Respekt vor der Germanistik! Diese literarisch« Oberflächlichkeit; Schiller» .Spaziergang," ohne Kommentar, verstan den, ver—stan—den! Richt zu überzeugen von der abgründigen Dummheit!" .Armer Junge! Du haft dich schlecht ver heiratet. Armer Junge!" „Aber — was fällt mir da et» . . . Gott, ift ja wahr! Ich hört« es ja neulich, du dkft auch neuer- dA» oAeirttt?" rE ick m^ fkahleud« Ange«, .ja, Joses, Ich bin «ch »«heiratet? Ula» — «t du? ... Wie-" „0, Z-s-f! Du machft dir sa keinen Ve-riff, wie glücklich ich « Mtrvffrn Heckel Ach 3-sef, st wa« wie hei ttr, Katzenmusik, !» »« gi-t e» bet un» Zar nicht. - Immer dt« ungetrübteste giebiges, so was Fügsame»; wie Wache ist ste in meinen Händen, wie Wachs. Und ich forme st« mir selbst herrlich so ganz meinem Wunsch und Wesen gemäß." „O, du Glücklicher!" .Ja, du, ich will dir mal sagen, e» liegt aber -uch viel am Mann. Sieh mal, du zum Belspiä, ich glaube du kannst nicht so richtig auftreten, mit männlichem Nachdruck, dir Respekt verschaffen, den Herrn zeigen. Den Herrn, weißt du, das ist e». Da» wollen ja doch die Frauen im Grunde bloß; den Herrn füh.en, sich dem Stärkeren unterwerfen. Wie sagt d.ch Zaralhustra: .Das Glück des Mannes heißt: ich will. . Das Glück des Weibe: er will." .Ach, ja ..." .Und siehst du, da bin ich so der richtige; der Herr und Gebieter, unerschütterlich, sic volo! Auftreten, ja! Der häusliche Imperator! Ich! Eigensinn.g; mein Ich! Ah, du, da lassen sich die Frauen um dcn Finger wickeln, um den Finger sag ich dir. Du wo f,t ja: Käthchen! Siehst du, so die Angewohnheiten, dis man so hat, die schlechten Angewohnheiten — ab- legen? Nicht» zu machen. Sie hat stch eben an mich zu gewöhnen. Zum Beispiel, ich bin gewohnt in drn Zimmern immer ganz leise auf Zehen zu gehen, nnmer aus Zehen, kein Geräusch zu machen, nicht zu husten, mich nicht zu räuspern — ia Donnerwetter, e» ist halt meine Natur, basta! Da sollte meüm Fr u mal verlangen, daß ich auf die Klinken haue und die Türe pfeffere, hoho! wer ist hier Herr? Ich macke es wie ich es will, da könnte sie kopfstehen, ich ließe nicht von meiner lieben Gewohnheit. Aber das weiß sie, sie fügt sich." „Bist du nicht auch Raucher?" ,Na, ob! Und wie egoistisch darin! Ich rauche nur für mich. Hoho, vielleicht meine Zigarren für die ganz« Wohnung verschwenden, — nee du, da sollte meine Frau mal verlangen, daß ich ihr den Salon blau rauche! Ich rauche nicht im Salon, nicht nn Eßzimmer, nicht in der Wohnstube. Immer ego fti'ch: nur in meinem Zimmer. Und dann auch noch kalt. Ia, mein« Gewohnheit, da darf keiner dran rühren. Und denkst du, meine Frau wagt das überhaupt?" „Aber die Geisteskämpfe! . . .Geisteskämpfe? Na, so was gibt'» bei mir gerade. Ich habe meine Ansichten und meine Frau hat st: zu teilen, fertig! Zum Beispiel, da schwärme ich doch so für die Frauenbewegung." — „Du? Aber seit wamr denn?" „O, schon immer, schon immer: und sehr, w.ißt du, sehr! Was bleibt da meiner Frau übrig? Mit machen, basta! Und wenn ich mich mol so über vie Männer lustig mache, blutig, we'ßt du, über d ese .Herrenmenschen de« Biertisches", diese .Spieß: - Wichtigkeiten"^ du kannst dip denken, es ist nicht l- cht für eine Frau, das Ideal der Männlichkeit so ver höhnt zu sehen. Aber dagegen opponieren? -Gibl's nicht! Sie muß eben lernen, durch meine Brille zu sehen, in jeder Hinsicht. Mein Erziehungsprinzip. Erziehung der Frau zur ehelichen Harmonie. Und dann mein Arbeitszimmer, das ist nun gar me n persönliches Reich, da toben stch so alle meine schlechten Gewohnheiten unumschränkt aus. Die Bücher, weißt du, wenn ich mit dem Arbeiten fertig bin, ach was, hinein in den Bücherschrank, — und dann mit dem Lineal gerade gerichtet. Meine Frau? Sie m: ß es halt nehmen, wie ich'» mache, mein Reich, da hat sie nichts zu sagen." „Hm, du scheinst dich doch ein bißchen verändert zu haben. Wenn ich so denke, früher, du warst doch geradezu ein Muster an Unordnung, Bummelei, In konsequenz." — „Geändert? Ich bin geändert? Hohoooo! Du, aber ganz der alte noch! Bummlich, vergeßlich, in- kosequent, na, da kann ich dir Beispiel« geben. Ver geßlich, haha, meinst du, daß ich auch nur einmal den Hausschlüssel einstecke, wenn ich weggeh«? Aber auch regelmäßig vergessen. Ich sage dtr, wenn ihn m r meine Fra« nicht richtig in die Tasche steckt, ich denke an nichts. Und ich Lnd're mich auch nicht, ich änd're mick nicht. Ich glaube, in zehn Jahren ist da» nach dasselbe. Ia, du sichst mich staunend an, mein armer Josef. . „Deine Schilderungen haben mir wohlgetan," sagte er ganz gerührt. „Der Anblick deine« Glücks hat mich ein wenig getröstet." Er drückte mir bedeutsam die Hand. Dann trennten wir uv». Armer Zunge, er hat sich wirklich schlecht verheiratet, armer Junge. Ja, di« Frauen find doch sehr verschieden. Äosr er versteht es auch nicht, aufzutreten. Bande ausdrücklich gesagt: ft, soll mir det Hemde anwärmen!" Sprach'» und verschwand in der Richtung zum Au» Glashaus nnd Kulisse Ftlmanekdoken von R»»»nt»»vn Die Filmfabrik hat ein Manuskript von mir er- worben und wir beraten über den Titel. „Pygmalion" sagt der Direktor. Zck «ehe ihn verwirrt an. „Wieso Pygmalion?" „Wieso nicht?" „Außerdem", sage ich, „sehen Sie mal, es gibt doch «in berühmte» Stück von Vernarb Shaw; viel- leicht habfn Sie schon davon gehört?" Wie so?" sagt der Direktor.. .Ich kann meine« Film doch „Pygmalion" kennen. Pygmalion — rin bekannter Name au» der Zoologie . . ." „Aus der Zoologie?" frage ich beunruhigt. „Wissen Sie das nicht? Da» Der, das immer dl« Farve wechselt . .." Ich -ehe durch den Korridor de» -roße» Film hause», al» mir plötzlich eine iunge Dome entgeaen- arstÜrzt kommt. S« befindet sich m jenem reizvollen Zustand, in dem die Ratur da» Weib aeschaffen hat. einzige, nm» st« trägt, ist ein Hemd; aber diese» t auf de» Körper, sonder« m der Hand. Sie mal det Hemd an", sagt st« zu mir.