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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-25
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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1 ar i» 4. »b sse n- d- et ür en n, ne ht. mit hu nche 1tt:r mich tust. >rrs- edes Au. l m- >old- )ochr Zöche alt», bas Hach- ttttel lichen vom sse X ahren ahren jattsn inter. »rdcn. uppen Orts« r den d 120. S'N- selb- tlichcn höchst- gen. hm-gte ohn - t Ent- lig be- «rviel- Reichs, »rwochr kchuet Lel> tz «tt- » kurz « von etelle» »ter» O-irg - wird Geltung ug vom «nsteuer» « ver- »gen der ltch für fr« je ig« Rind rr letzter« > Finanz- zur Ab» de» Lin» Werbung«» «träge Joost»,. 6« RS. Aov«ader ^«Kerberickt Das mit uns begrabe« Vir ¬ gum Totensonntag. E» gibt ötonomische Köpfe, die bei paffender und unpassender Gelegenheit rechnen, So kenne ich einen, dem wollen die Friedhöfe der Großstädte au» „voll», wirtschaftlichen Gründen" gar nicht gefallen. Seinem praktischen Sinn ist es zuwider, daß so ausgedehnt« und sich immer weiter ausdehnend« Flächen nutzlos brach liegen. Die Toten brauchen zu viel Raum, ugd den Lebenden fehlt er. Er möchte sogar dem Tod etwa» abgeizea und berechnet, welche Vorteile man au» diesen Debauungsflächen schlagen könnte, und der Verbrennungsofen erscheint ihm al« di« einzig gegebene Bestattungsform. Nun. auch ich möchte, wenn auch nicht gerade au» den gleichen Gründen, dereinst lieber verbrannt und in dl« freien Lüste geweht, als in einen Pappsarg begraben werden, in den das Regen- und Schnee- wasser eindringt. Mich fröstelt bei dem Gedanken an den zeitgemäßen Pappsarg, und ich würde meine Hinterbliebenen testamentarisch verpflichten, mir ein paar Gummischuhe mitzugeben. Aber selbst wenn ich in der Lage wäre, mir einen Zink- oder gar cincn Kupfersarg zu leisten, würde ich davon lieber ab. sehen; denn ich hatte kürzlich Gelegenheit, in der Gruft des Merseburger Doms die Zinksärge der sächsisch-mcrseburgischcn Fürsten zu besichtigen. Dies« einst prächtigen Behälter sind von einer Krankheit, der sogenannten Zinüpcst befallen, eine Art Räude des Metall, und sie sehen demgemäß aus: fleckig, zer- fressen und löchrig, und ich möchte, selbst um den Preis, ein sächsisch, merseburgischer Kurfürst gewesen zu sein, beileibe nicht in einem zinkpcstkranken Sarge liegen, der di« Luft dieser Zeit nicht rbhält. Denn da» enzige Vergnügen des Todes besteht doch darin, aus der Luft seiner Zeit hcrauszukommen: nur d°ese großartige Luftveränderung versöhnt einigermaßen mit dem Unfug des Sterbens. Außerdem bm ich der Meinung, daß Zink und Kupfer besser verwendet werden, um Rentenpfennige daraus zu münzen, ans die wir Lebenden nun schon lange genug warten. Beim Gang durch die Totenstcdt habe auch ich meine ökonomischen Betrachtungen; allein sie sind an derer Art als die des Praktikers, der ausrechnrt, wie viel Kohl und Kartoffeln man bei anderer Berwen- düng dieser Flächen gewinnen oder welchen Z'ns- ertrag der Boden abwersen konnte, Ich überschlage in meinen Gedanken, wieviel Unvollendetes, Ver hindertes, Gehemmtes, hier begraben liegt. Die heimliche Güte liegt da. di« vom harten Leben unter- drückt wurde: der Heimlichs Dichter liegt da, der sich nicht entwickeln konnte; di« feurige Überzeugung liegt da, deren Mut von der Niedertracht gebrachen wurde; di« Arbeitsfreude liegt da, dir der Unver stand mißbraucht und verdorben hat; dir gute Tat liegt da, dis ungetan blieb. Io, wenn man diese Werte heben könnte! Das wäre wohl was anderes als Kohl, Kartoffeln und Bodenzins! Das wäre m r di« wahrhafte Ökonomie: di« Oekonomie am lebendigen Menschen! Was hier liegt, ohne dos zu werden, was es hätte werden können, ist für ewig dahin. Wir müssen wohl oder übel schon bei den Lecbndigen anfetzen, wenn wir die heimlichen Werte, dis in ihnen stecken, herausholen und ver hindern wollen, daß die Wässer des Leben; ungenützt in der Fricdhofsexde versickern. ii. Vt. 115 609 Erwerbslose und Kurzarbeiter in Leipzig Der Arbeitsmarkt in Leipzig stand während der zweiten Novemberwoche im Zeichen der Entlassungen bei der Großen Leipziger Straßenbahn. Betroffen wurden Teil« des Fcchrpcrsoncls und der Derk- stüttenarbeiter. Die Folge war eine erhebliche Steigerung der Zahl der Erwerbslosen im Transportgcwerbe und in der Metallindustrie. Im übrigen hat die andauernde Verschlechterung, bie der Leipziger Arbeitsmarkt seit Monaten zeigt, in ter Berichtswoch« unverändert angehalten. In einigen Berufsgruppen hat sich das Mißverhältnis zwischen Arbeitsgesuchen und offenen Stellen unüberbrückbar gestaltet; so konnten beim Städtischen Arbeitsnach ¬ weis Leipzig in dir Beruf»gruppe für kaufmännische und technisch« Angestellte bei einem Zugang von 278 Arbeitsuchenden nur vier Vermittlungen getätigt werlrn. Im Malergewrrbe hat sich ein« größere Zahl selbständiger Gewerbetreibender arbeitslos ge meldet. Die Zahl der unterstützten Erwerbskosen und Kurzarbeiter betrug in der zweiten Rovembprwoche NS 660 gegenüber 110 200 in der Vorwoche. Die Steigerung entfällt in der Hauptsache auf die Ec- werbsloscn, die von 29S00 in der Vorwoche auf 84 200 in der Berichtswoche kamen. Die Zahl der Kurzarbeiter (81400 gegen 80 300 vorher) har sich wenig verändert. An Unterstützungen wurden 87 22V Billionen Mark gezahlt gegenüber 18981 in der Vorwoche. Roch keine Einigung in -»Metallindustrie Am Freitag sanden vor dem Demobilmachung»- kommiflar Derhoardlungen zwischen den Arbeitgebern und den ausgesperrten Arbeitnehmern in der Me- tallindustrie statt. Es kam jedoch zu keiner Einigung. Die Arbeiter sind zwar mit ihrer Forderung auf einen Stundenspitzimlohn von SO Gold- Pfennigen herabgeganaen, die Industriellen halten jedoch an ihrem Höchstgebot von 40 voldpfennigen fest. Es wird behauptet, daß bei höheren Löhnen di« deutsche Metallindustrie nicht mehr konkurreitz- fähig sein würde. Voraussichtlich werden am Montag die Verhandlungen wieder eröffnet. Kundgebung an die La«ü«»jynode. Eine im Saale des Luthergemeindehauses abgehalten« Versammlung der weltlichen Vertreter sämtlicher Leipziger Kirch- gemeinden, zu der auch -re Mitglieder der Landes- synode eingeladen war«n, nahm nach einem Porttag von Steuerinspektor Hanke, dem eine reg« Aus sprache folgte, einstimmig folgende Entschließung an: „Wir richten in tiefer Sorge um die Zukunft der Landeskirche an die Synode die dringende Bitte, darauf hinwirken zu wollen, daß 1. die auf dem Ge- biete kirchlicher Finanzwirtschaft eingetretenen un würdigen Zustande schnellstens beseitigt werden; 2. zur Erledigung dieser unbedingt wichtigen Auf gaben die oberste Kirchenbehörde eine entsprechend« Umgestaltung erfährt." Oss. ne Herze» »ad Hände! Von der Lehrer- schäft der S8. Volksschule wird uns geschrieben: Am Montag, den 12. November, erließ die Lehrerschaft der 58. Volksschule an die Geschäftsinhaber und an die industriellen Unternehmungen de» Ortsteile» Leipzig-Wahren einen Aufruf für di« hungernden Kinder. Bereits am gleichen Tage gingen so reiche Spenden ein, daß sofort mit der Epeistmg begonnen werden konnte. Wenige Tage darauf stiftete eine Gruppe führender Personen der hiesigen Industrie bis auf Widerruf eine Brot- und Aufstrichmenge, die es ermöglicht, täglich mindestens SO Kinder zu speisen. Ab Donne's'ag, den 22. November, gewährt die Direktion de» Lunaparkes wöchentlich einmal 250 Kindern der 58. Volksschule ein warmes Mittag essen. Möge jeder, soweit es in seinen Kräften steht, den edlen Spendern nacheifern, auch jenem jungen Mädchen, da» von auswärts nach hier aus Arbert kommt, von der Not der Kinder hörte und uns sofort ein Zweipfundbrot zur Verfügung stellte. * Die Beisetzung Havenstein». Für den verstorbe nen Neichsbankpräsidenten Dr. Rudolf Havenstein wurde Sonnabend im Lichthof des Reichsbankgedäude» eine Trauerfeier veranstaltet, an der außer den Ber- wanüten Dr. Stresemann, Vertreter der Reichs- Staats- und Kommunalbehörden, des Wehrkreis kommandos, der Handelskammer und der Handwerks kammer, führende Persönlichkeiten aus Handel, Indu. stri« usw. teilnahmen. Die Stadt Meseritz, deren Ehrenbürger der Verstorben« ist, hatte ebenfalls einen Vertreter entsandt. Lichow» Fluchtversuch. Die Berufung des früheren Marineoffiziers und jetzigen Bankbeamten Huld in Berlin, der den Fluchtversuch des Rathenau-Mörders Werner Techow au» der Strafanstalt in Sonnen burg begünstiat hatte und zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr verurteilt worden war, wurde vom Reichsgericht verworfen. Na« luxuriöse Baby Was so ein Babn kostet! Manch« Mütter können kaum die Windeln für ihren Liebling herbeischaffen, und daneben gibt es, heutzutage mehr denn je, einen ausgesprochenen Luxus in Erst ling »wäfche. Batist, Seide und Spitzen spielen da eine große Rolle, und der Säugling, der in der Wahl seiner Eltern vorsichtig war, liegt in seinem spttzenumflofsenen, blütenweißen und rosigen Wagen (natürlich Gummibereifung) wie in einem kleinen, luxuriösen Himmelbett. Früher gab es so etwas gar nicht: Erstlingshemden aus Seidenbatist mit Baken- «iennrspitzen. Heute wird solche Babywäsche in die Schaufenster gestellt und — gekauft. Das Geld ist ja vorhanden. Ich sah vor einem Scharffenster mit Erstlingvaffrstattung eine abgehärmte Frau, die staunend immer nur den Ksps schüttelte: .Di« feine Wäsche ... Wo machen da die Kinder eigentlich »ur hin?" . . . * Wenn kleine Mädchen mit Puppen spielen, so wird ihnen die» immer al» das erste sichtbare Zei- chen des erwachenden Mutterinstlnktr» angerechnet. Sieht man aber nach Jahrzehnten junge Mütter im Getändel mit ihren Babir», dann ist man »ft ver- sucht, das Umgekehrte zu behaupten. Spielt die junge Frau nicht mit ihrem kleinen Kinde wie mit einer Puppe? Mochte sie es uicht immer putzen u»d zieren, damit es nur recht recht reizend wie ein Püppchen aussieht? Die Lockung dazu beestht meist; denn ein zutgepflegtts Kind ist gewöhnlich so hübsch, daß es wirklich Freude macht, seine äußeren Reize durch die richtige Aufmachung zur Geltung zu bringen. Selbst der winzigste Säug ling wird heutzutage nicht mehr ins Wickel kissen gesteckt, strampelnd darf er sich »aus- leben*, und bei der Dagendecke, unter der er seine dicken Gliedcrchen streckt und dehnt, beginnt bereits der Einfluß der Mod« und die Aeuyerung des mütterlichen Geschmack». Sehr beachtenswerte Richt linien dafür finden sich in den von Hofrat Alexander Koch in Darmstadt herausgegebenen .Illustrierten Blättern für kunstliebende Frauen*. Der Schmuck des Kinderwagen» ist be sonders ausführlich geschildert. Bei der ganz modernen Equipage de» kleinen Erdenbürger» sollen Wagcndecke und Kiffen eine Garnitur, Sonnendach und Volant die zweite bilden. Die zunge Mama mit künstlerischem Empfinden allerneuestrr Richtung wird sich nicht mehr mit der Richelieu- oder Madeirastickereideck.e zufrieden geben. Das wäre gerade so, wie wenn Mama selbst noch im .Geradenfrontmieder" herumspaziercn wollte. Nein, Baby erhält ein« Wagendecke aus feinstem weißen Batist mit Inkrustationen aus doppelter Stofs- auflage, oder eine Batistdecke mit Flachstickerei und breitem Tüllbcsatz. Uebcraus geschmackvoll ist auch eine Decke, deren Mittelfttick Handarbeit trägt, wäh- vcnd die restliche Fläche au» Seidenvolants gebildet ist. - Das starre, schwarz« Dach des Kinderwagens, wie es früher allgemein üblich war, hat in der letzten Zeit dem weißen, gestickten und vor allem lus- durchlässigen Sonnenschutz weichen müssen. Auch dieser ist meist aus feinem Glasbatist und trägt ein geschmackvolle» Stickereimuster, das sich auf dem rlnar-um den Wagen zierenden Volant wieder holt. Nicht nur die Herstellung einer solchen Kindar- waqenausstattung, sondern auch deren Pflege ver- ursacht sehr viel Arbeit; denn strahlt der zart be stickte, weiße Ntull nicht in blühender Reinheit, so ist der ganze Grsamteindruck gestört. Es empfiehlt sich daher, die Wagengarniernngen wenigstens in zwei Exemplaren zu besitzen, damit sie wie andere Wäsche ausgewcchselt und gründlich gereinigt wer den kann. Aber auch für die Herstellung wo« Kinder- kleldchen gibt die genannte Zeitschrift wertvolle Winke. E» gehört'gegenwärtig nicht sonderlich viel Schneidertalent dazu, ein Kittelchen sür Baby an- zufcrtigen, aber gerade das von der Mutter genähte erste Gewand des Kindes kann für den künstlerisch verfeinerten Geschmack der jungen Frau Zeugnis ab legen. Da ist die Anregung zu einem Tragkleidchen aus quer gewundenen Streifen von we ßem und rosa Etamin gegeben, der für den Winter natürlich durch Flanell ersetzt werden kann. Die meßen Streifen zeigen von geschickten Mutterhänden ein ¬ gestickte kleine Rösche», die rosa Streifen bleiben glatt. Der Einfall dieser Babytoilette ist so reizend, daß ihn gewiß manche junge Mutter gern oMsnutzcn wird, und wer weiß, ob sie nicht nach dieser Grund Idee auch gleich eine Echlupfbinse für sich selbst an- fertigt ' Es iss ja augenblicklich sehr beliebt, «ine gewiße Harmonie in der Bekleidung oo» Mutter nndKind zu betonen. StUle-usg de» Sachfeswerke» Infolge Mei- nungsverschiödenheiten mit der Arbeiterschaft hü da» Sachsenwerk Radeberg seinen Betrieb bis auf weiteres stillgelegt. D«s Werk Nieder sedlitz wird hiervon nicht betroffen. Der K1»ia, der sich selbst verbannt. Bekanntlich hat sich der spanische König nach dem Vorbild seines italienischen Kollegen, um aus seinem Thröitchen sitzen bleiben zu dürfen, zum willenlosen Werkzeug der Diktators De Rivera gemacht. De Riveras politische Tätigkeit besteht nun Haupt sachlich darin, seine Gegner in die Verbannung zu schicken. Pariser Blätter erzählen dazu folgende boshafte Anekdote: Eines Tages überreichte der Dik- tator dem König ein« Liste mit hundertvierzig Namen zu verbannender Staatsangestellter, vom Feldwöchtec angesangen bi» zum Minister, zur Unterschritt. Alfon» XIII. la» di« Liste aufmerksam durch, fügte poch einen Namen hinzu und setzte seine Unterschrift daunter. De Rivera warf einen Blick auf das Blatt, dann sagte er erscherocken: .Sure Majestät scheinen mich mißverstanden zu haben. Ich habe nur um Ihre Unterschrift der D.ibar:- nungsliste ersucht." Alfon« lächelte: .Auf der List stehen albe Personen, die mein Vertrauen besessen habey. Wenn sie die Verbannung verdient haben, so verdiene ich auch, verbannt zu werden." - Aper» wieder aufgebaut. Ypern, das von den. heftigen Kämpfen an der Yser durch die beider seitigen Beschießungen zerstört wurde, ist inzwischen, wieder aufgebaut worden. In den letzten Iahrtn sind mehr al» 100000 Arbeiter damit be schäftigt gewesen, die Stadt wiederherzustcllen. Es wurden etwa 7000 Wohnhäuser neu errichtet und im Gegensatz zu früher mit allen technischen Neuerungen versehen, so daß jetzt die Wohnbedürf- niff« viel besser befriedigt sind als ehemals. Von den im späten Renaissancestil errichteten berühmten Tnchhallen, die auch dem Kriege zum Opfer ge fallen waren, sind nur die Ruinen erhalten, die ausgebaut wurden und als .Andenken" stehen bleiben. Die daran anschließende, im selben Stil erbaute Zakobskirche, von der nur da» Portal übrig geblieben war, ist dagegen ebenfalls neu erstanden. Bo« Ariegegiftga» zum Beilcheuduft. Amerika weiß mit seinen übriggebiiebenen Kriegsgiftgasen gute Geschäfte zu machen. Das als weitverbreitetste» Kampfgas berüchtigte Chlor wird seit Kriegsende in über 2000 amerikanischen Städten zur Desinfektion des Trinkwassers und zur Dauer desinfektion der öffentlichen Bäder verwendet. Aus den furchtbarsten Kriegsgasen fabriziert die Chemie Du ft stosse, so aus Phosgen das Veilchen-, aus Denzylazetat das Iasminparfüm. In der Text'»- färberei wird Dinitrophenol und in de? Kautschuk- fobrikation Lhlorschwefel aufgebraucht. Als mördc- rische Waffe finden die Giftgase auch jetzt noch Ver- Wendung beim Kampf der Landwirtschaft gegen di* Ratten und Mäuse und der schädlichen Insekten der Pflanzungen und Wälder. klus Gustav Mahlers Leipziger Jett Unveröffentlichte Briefe Mahler» an Max Stacgemann. Mitgeteilt von iian» r»ettnoor Wir verSftcnMchen dt< letzte, auiswlukretchitz: und interessanteste Gruppe der vor kurze» in dem Nachlatz eines verstorbenen Freundes und Mitarbeiters von Mar Tlaeaemann autqefun- denen NaHlerbrkle. Die kommentieren sich »erbst Und lithren obne Umwege in die damalige Situation am Leipziger Ld aier. Einigen noch nnler uns lebenden Mitgliedern aus der Aera Liaegcnwnn—Niktsch—Mahler sind die Einzel heiten jener Differenz zwischen Makler und dem 1905 verstorbenen Oberreal ffeur unh .Vvar- Diktator" der Leipziger Operndithne Soldverg vekannt. Vielleicht werden wir demnächst also da« Kapitel Mahler und Leipzig noch von einer anderen Seite beleuchten können. Hl. L « i p z i g, den 5. 1. 88. Lieber, verehrter Herr Direktor! Rohmen Sie es nicht übel, daß ich schreibe, da doch der Weg zu Ihnen nicht so weit ist. Ich bemerke schon seit geraumer Zett eine Ver stimmung an Ihnen, welche gewiß groß««theil« den kleinlichen Sorgen und Unannehmlichkeiten zuzu- schreiben, ist, mit denen St« e» so unausgesetzt zu thun haben; ich kann aber doch nicht umhin, ein wenig auch den Grund davon in mir zu suchen. Ich fürchte, daß diese Verstimmung wachs«» und endlich da» schöne Verhältnis ernst gefährden könnte, welche» mir so viel« Freude gemacht und meine Stel lung zu einer so angenehmen gestaltet hat. Ich geb« hiermit gern« zu, daß Sie Grund genug haben, sich über mich zu beklagen, da ich bereit» f«tt langem auf gehört hab«, meine Pflicht so zu thun, wie Sie e» «n mir gewöhnt waren. , Ich weiß auch, daß ich Ihnen gegenüber »icht »öthtg Hecke, Entschuldigungen vorzuhrtngen, da die Ursache meiner Nachlässigkeit Ihnen dieselbe «wl i» milder«» Licht« erscheinen lassen wird. Sie selbst, der Sie die gute Sach« qle ch von Anfang an w thackräftig und interesselos gefördert haben, sind Uwch emch der Erste, für ihr Gelinge» ein vpftr Dl i bringen, und auf ein« Kraft eine Zeit lang thcilweise Verzicht zu leisten, welche Sie für Ihr Institut vollauf I und ganz in Anspruch zu nehmen berechtigt sind. Nur noch ein klein wenig Geduld! Geben Sie Ihrem Mißbehagen keinen Boden zum Wachsen und bleiben Si« mir ein wenig gut. Lassen Sie noch zwei Monat« in'» Land gehen, und Sie sollen sehen, daß ich wieder „der Alte" sein werde. Und mm, nicht» für ungut! Ich wollte zwar noch viel sagen, — aber, ich über- lege mir eben, daß e» besser ist hier zu schließen, und »erspare mir den 2. Teil meine» Briese» auf ein« günstigere Zeit. Indem ich Si« versichere, daß mir N»re Anerkennung und Freundschaft zu den kost- barsten Gütern zählen, welche ich besitzen und mir erhalten möchtze, bin ich und bleibe ich Ihr von Herzen ergebener Gustav Mahler. p. S. (Ich vode also al» .Gemütsmensch". Na, manchmal darf -och selbst ein Kapellmeister Gemüt Hecken.) ' itz Leipzig, IS. Mai 1888. Hochverehrter Herr Direktor! In der bekannten zwischen mir und Herrn Sold- berg vbschwebenden Differenz muß ich nochmal« auf meine von Ihnen erbetene Entlassung zurück kommen. Indem ich mein bezügliche» Gesuch aufrecht erhalte und hiemtt ausdrücklich wiederhole, gestatte ich mir. Ihnen die Gründe, au» denen ich berechtigt z« sein glaube, die Enthebung au» de» Lontrakte zu verlangen, in folgendem darzulegen: Zunächst halte ich es schlechterdings mit der mir al» Kapellmeister zukommenden und für den Dienst nothwendigen Autorität »»vereinbar, daß ich un- gesühnt in der Welse vor dem Personal dloßgostcllt werde, wie es durch di« Handlungsweise de» L. G. gegen mich der Fall gewesen ist. Ich glaube de-halb meinen Dienst nach jenem Vorgang« nicht mehr mit der Autorität verwalten zu können, die in meinem Interesse ehenso nothwenbig ist, »ir in dem Ihrigen und de» des Kunstinstitut», de» ich angehöre. Ich vertret« daher i» erster Stelle die Ansicht, daß mir durch jenen Vorgang dle pflichtgemäße fernere t Leistung meiner Dienste geradezu unmöglich gemacht I morde» tp, «ad dah ich deshalb schon me» diese» 4 Grunde berechtigt bin, die Lösung meines Vertrages mit Ihnen zu beanspruchen. An 2. Stelle bin ich auch der Ansicht, daß Sie mir die erbeten« Entlassung thatsächlich bereits be willigt haben. Wie ich Ihnen bereits mitgetheilt, hat nach dem fraglichen Vorfall H. G. wörtlich und vor dem anwesenden Personal mir zugerufen: ,S i e haben heute zum letzten Male dirt- giert etc.!" Wenn auch nicht angenommen werden kann, daß H. G. in dem Augenblicke, als er jene Aeußervng that, in Ihrem ausdrücklichen Auf trage gehandelt Hot, so habe ich es für meine Pflicht gehalten, in meinem vom Tage nachher datierten Schreiben Sie besonders auf jene Aeußerung hin- zuweifen, um zu erfahren, ob Sie auch insoweit mit dem Vorgehen de» H. G. einverstanden find. E» wird Ihnen nun erinnerlich sein, daß Sie sich in der Unterredung, die ich am selben Tage mit Ihnen hatte, unter Bezugnahme auf meinen Brief ausdrücklich dahin erklärt hatten: «Was H. G. tut,tue ich. —Eytst Ich etc. . . ." Hieraus glaubte ich den Schluß ziehen zu dürfen, daß Sie auch mit der vbn H. S. in jener zweifellos gegen mich au-gesprochenen Entlassung einver- standen sind. Nach vorstehender Darlegung hoffe ich zuverficht- lich, daß Sie meinen recktlichen Standpunkt, und abgesehen hiervon, in jedenfalls allseitigem Interesse die von mir erbetene Entlassung bestimmt be- willigen werden. Mit dem Ausdrucke meiner ausgezeichnettu Hoch- achtung bin ich - ganz ergebrnst . Gustav Mahleei L Leipzig, 17. Mai 1888. Kapellmeister Gustav Mahler bittet ergebeast «« Dispensation man Dienste bis zur Erledigung seine» Gesuche«. Professor Karl Sndhoff, der Ordinarius für Ge - schichte der Medizin in Leipzig volleadet am 2«. November fei» 70. Lebensjahr. Sadhoff ist der Führer seiner Wissenschaft in Deutschland. Ouellea »ü seinen Werke» hat Sudhoff aus de» Ar chiven vnb Bibliotheken ganz Europa» hervor- gezogen, und bei dieser Arbeit wuchs er ganz von selbst ig Has hi» -ahin noch so gut »i« imrrschlsssen,. > < -- in Handschriften verborgene Schrifttum zur Medizi.: und Naturwissenschaft des Mittelalters und der Renaissance hinein. Seine Vcröffenr- lichunqen, deren Zahl heute weit über 500 beträgt, umfassen das ganze Reich der Mcdizinqeschichie. Der Umbau de« Münchener Ratlonallheater». Das Münchener Notkonaltheater befindet sich zur Zeit in einem großen Aus- und Umbau. Eine der Herr kicksten Köstlichkeiten der einstigen Wittelsbacher Residenz, der Wintergarten mit seinen Jahr hunderte alten Bäumen und Pflanzen, mußte dazu leider geopfert werden. An seiner Stelle erstand ein mehrgeschossiger Oberbau, der demnächst seiner Bestimmung übergeben wird. In ihm sollen Intendanz und Theaterverwaltung, Kaffen uno Kleiderlager «ntergebracht werden. Im National theater selbst wird ein neue» Treppensystem ein- gebaut, neue Lhorsiile, Probebühnen und Betriebs raume. Fenier soll de^ südliche Teil des Mar- stall« s für Werkstätten herangezogen werden. Hele»e Fs»r»e»t i» neuer Gestalt. Professor Kinkeling, der erste Gemälderestaurateur der MLn - chener Pinakothek, hat in dreijähriger Arbeit da« große, 1S35 gemalte Bild von Rubenü .Helene Fourment mit ihrem E öhn ch en' von einer im Charakter des späteren Rokoko um 1750 gehaltenen Uebermalung befreit. Die Aus beflerung von Sprüngen in dem Bild führten zu der Entdeckung, daß das Gemälde nach oben und unten und an der Äsite angestückelt war, und die weitere Untersuchung führte stufenweise zu der mit vhotoaraphischen Mitteln festgebaltenen Erkenntnis de» Werke«, bi» e» in seiner jetzigen Gestalt heraus -«schält war. Zeitgenössische italienische Musikkultur. Zu dcc illustrierten italienischen Wochenschrift „Zl Se colo tllustrato" jin-en wir ein amüsant.:. Kulturbokument: Neben de« Bilde ejnes llavic, spielenden Wunderkindes, Pietro Mazzini, ist di. bekannte Totenmaske von Beethoven dargestcur. SS soll die in der Tat auflallende Acbnlicbkett dc: Schädelbtldung, der Mund und Nascnpartic hervc. gehoben werden. Dat geschieht aber mit folgend > Worten: -Seine Mall« hat ein« einzigartige Lein ltchAtt *tt berjenl-en von — L-opt»? kLu 2Zl Secslo Ubrstrato" Iss nicht etwa ein provinziell. Winkel-Kittch««, sondern ein aroßHÜat- redigiert. Blatt, in da» sich sicht -loh Mussolini, sondern m;.> die AUnst« einer h«fo»d»r«n BischAin- «rjrenen.z
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