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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-23
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Vrattag, 6« LS. Hov««d« »atzt« S ^Lgesderickt Seltsame Dege zur She Märchen der Wirklichkeit. Dor einiger Zeit kamen drei junge Diadchm, die in ener holländischen Samenhandlung angestellt waren, auf den Gedanken, in ein Paket mit Pegoniensamen drei Zettel zu legen, auf die sie ihrs Namen und Adressen geschrieben hatten. Da» Eamenpaket landete bei einer Dame namens Frau Aeehr, die ihren Fund ihrem Sohn zeigte. Sie amüsierten sich über den Einfall, und der junge Mann beschloß, sich einen der Mädchennamen aufzuschreiben. Doch vergaß er dann die ganze Sache, ins er eines Tages den Zettel mit der einen Adresse in seinem Taschenbuch w ederfand, worauf er in einem Anfall non Mutwillen an das darauf genannte junge Mädchen schrieb, die sieh Bertie Smith nannte. Dies war der Anfang eines lebhaften Briefverkehrs, der nach einiger Zeit zum Austausch der Photo, .-raphien der beiden jungen Leute führte. Bertie Smitb» Bild gefiel dem rungen Riann so gut, daß er ihr daraufhin umgehend einen schriftlichen Hetratsantrag machte, auf den e- eine zu stimmende Antwort erhielt. Und es dauerte n cht lange, so waren die beiden, die sich brieflich kennen- gelernt hatten, glückliche junge Eheleute. In Lincinati wäre ein schönes junges Mädchen, l'ucy Raed, in einer großen Kartenfabrik beschäftigt. Auch sie legte eine» Tages, als sie ein Spiel Karten verpackte, einen schmalen Papierstrcifen bei, auf den sie Namen und Adresse sowie den Wunsch verzeichnet hatte, daß sie mit dein unbekannten Käufer des Kartenspiels in Briefwechsel treten möchte. Das Kartenspiel geriet an einen jungen Mann, der sich während de» Sommers in Buffalo aufhielt-, er sah, daß der der Brief sauber und zierlich geschrieben war, und so sandte er, ohne sich lange zu bedenken, der Schreiberin eine Antwort. Im Lauf« de» nun erfolgten Briefwechsels erzählte er ihr vor allem, was ihn selbst und seine Fämilienvehültnisse betraf, und sie vergalt dieses Bertrauen mit gleichem. Eie sandten einander ihre Photographie, und ehe ern halbes Jahr herum war, verabredeten sie eine prr- lönliche Zusammenkunft, die mit Verlobung und bald darauf mit der Hochzeit endete. Selbst eine Dynamitpatrone kann zum Ehevermittler werden. Ein junges Mädchen namens Daisy Lunn, Arbeiterin in einer Sprengstoffabrik zu Lonnertticut, hatte keinen Verwandten und fühlte sich sehr einsam. Als sie eines Tages wie gewöhn lich damit beschäftigt war, Dynamitpatronen einzu packen, und dabei wieder einmal, wie schon ost, über ihre Verlassenheit nochdachte, fiel es ihr plötzlich ein, ein paar geilen auf ein Stück Papier zu schrei- den, das sie dann mit den Patronen zusammen packte. Diese wurden noch eincm großen Steinbruch ver- Sandt. Ein Vorarbeiter fand den Zettel und zeigte ihn dem Besitzer des Steinbruchs, einem Mr. IoSb. Der nahm as Schreiben an sich und beantwortete es r sbald, und auch dieser Briefwechsel, der sich ent spann, endete mit einer glücklichen Ehe. Unseren jungen berufstätigen Mädchen sei diese reizende Methode zur Nachahmung lebhaft empfoh len. Wenn sie auch nicht -u so märchenhaften Er gebnissen führt, wie sie eben geschildert wurden, so kann es doch nicht» schaben, wenn der nüchtcree trüb selige Vcrkehrston in geschäftlichen und beruflichen Angelegenheiten durch gelegentlich heitere Ein streuungen etwas gewürzt wird. Aussperrung in der Leipziger Metallindustrie Lohndifserenzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hoben. in der Metallindustrie dazu geführt, daß am Donnerstag mittag in einigen Leipziger Metallfabriken die Arbeiter aus- gesperrt worden sind. Seit einiger Zeit schwebten zwischen dem Verband der Metallindustriellen und der organisierten M>-tallarb<'iterschnst die Verhandlungen über neue Lohnzuschläge. Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Angebot von 40 Goldpfenniaen als Spitzenlohn für die Stund« gemacht. Am Bußtag fand eine Funktlonärversommlung der Metallarbeiter statt, die sich mit diesem Angebot nicht einverstanden er- klärte, da» Angebot ablehnte und einen Stunden lohn von 73 Goldpsenniqen forderte. Oberreichsanwalt Vr. Aveigert 1- Der am IS. d. M. verstorbene Oberreichsonwalt Wirklicher Geheimer Rat Exzellenz Dr. Zwei gert hat eine glänzende juristische Laufbahn durch- messen. Im Juli 1873 wurde er als Referendar eidlich verpflichtet. 1878 wurde er Assessor, 1878 Kreisrichter, 1883 Amtsrichter, 1886 Staatsanwalt, 1891 Staatsanwalt am Oberlondesgencht m Eene, 1894 Oberlandesgerichtsrat, 1895 Hilfsarbeiter bei der Reichsanwaltschaft, 1897 Rcichsanwalt und 1908 Oberreichsanwalt. Seit 18. April 1921 befand er sich im Ruhestande. Die Verdienste, die der Der- storbene während seiner Zugehörigkeit zur Reichs- anwaltschaft sich um die Rechtspflege und die Straf rechtswissenschaft erworben hat, sind den deutschen Juristen bekannt. Sie führten schon im Jahre 1904 dazu, daß die juristische Fakultät der hiesigen Uni versität ihm die Würde eines Ehren- doktors der Rechte verlieh. Was der Ber- strobene später, als Aierreichsanwalt an die Spitze der deutschen Strafrechtspflege bernfrn, während ILjähriger Amtsführung mit seinem überragenden Wesen, seiner unermüdlichen Pflichttreue und seinem feinen Berständnis für die verantwortungsvolle Aufgabe seine» Amtes geleistet hat, gehört der Ge- schichte de» Reichsgerichtes an und hat der von ihm geleiteten Behörde den Stempel seiner Persönlich, keit aufgedrückt. Ihm vor allem verdankt es die Reichsanwaltschast, daß sie wegen ihrer Unparteilich- keit und Sachlichkeit allerorten anerkannt ist. Pom Reichskanzler Dr. Strese- mann lief folgendes Beileidstelegramm ein: An den Herrn Staatssekretär Zweigert. Au» Anlaß des Hinscheidens Ihres um das Wohl de» Reiches hochverdienten Herrn Baters spreche ich Ihnen und Ihren Angehörigen mein aufrichtigstes Beileid aus. Dr. Stresvmann. Außerdem gingen Beileidstelegramme ein vom Reichsfinanzministerinm, dem Reichsgericht nnd der Reichsanwaltschaft. Steuer vom Arbeitslohn Ist die steuerliche Belastung des Arbeitslohns nach Prozenten möglich? Die neuzeitliche steuerliche Erfassung des Arbeits- lohne» an der Quelle, di« am 25. Mai 1920 einsetzte, hat sehr umfangreiche Veränderungen erfahren, und jedesmal erhebliche Belastungen der Arbeitgeber betriebe — hauptsächlich Großbetriebe — herbei geführt. Schuld an diesen Veränderungen trug einzig und allein das Sinken des Markwertes. Mit jedem Sinken des Markwertes setzten auto matisch die Lohnerhöhungen ein. Die Heraufsetzung der beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu berück sichtigenden Steu ermäßigungen folgte. Es war aus verw rltungstechlüschen Gründen nicht immer möglich, bei der Heraufsetzung der Steuer ermäßigungen mit den Lohnerhöhungen gleichen Schritt zu halten. Die Folge war, daß sich di« steuer, liche Belastung des Einkommens aus Arbeit ganz verschieden auswirkte. So kam es, daß vor der Heraufsetzung der Steuerermäßigung der Steuer betrag erheblich hoch war, wohingegen nach der- selben fast durchweg' keine Steuern einzubehalten waren. Die Berechnung de» Steuerabzugs war trotz des aitgenfälligen Steuerausfalles in jedem Falle erfor-' derlich, weil sich der tatsächliche Steuerausfall erst nach der Berechnung ergab. Die Arbeitgebcrbetriebe hatten mithin erhebliche Leerlaufarbeit zu leisten. In vielen Fällen glaubten di« Betriebe nicht an einen Steurausfall und erkundigten sich immer erst an maß gebender Stelle, ob dies vom Gesetzgeber so beab sichtigt war. Eher hielten sie dabei Rechenfehler für möglich. Daß aber die verschiedenartige steuer! che Belastung d^ Arbeitslohnes in den Reihen der Herbstsrühling in Wien Don KIkrsck Die Sanierung, unaufhaltsam fortschreitend, übt hre Wirkung auch auf die Jahreszeiten. Da« Wiener Klima hat sich unter Genfer Einfluß merk bar verändere. Es wird immer gemäßigter. Was war da» noch für ein ekelhafter Herbst im Vorjahr, und wie steht er Heuer da! In den Gärten spielen, von gutgenährten Spatzen umzw tschert, fast eben- solche Kinder, ohne Ileberrock eilen der Geschäfts mann, der Gelehrte, der Künstler zur Börse, da« Laub fällt zwar, der Ordnung halber, traurig von den Bäumen, aber mit einer warmen, gemütlichen, das Herz streichelnden Traurigkeit, die Kohlen- i.ändler ballen das Fäustchen, und wer keinen Pelz hat. lacht sich in dieses. Das Jahr, obzwar im elften Monat schon, will nicht den Herbst gebären. Dieses gebesserte Klima — wer weiß, wie lange cs dauert? — nützt die Stadt, um aufzublühen. W en hat sich in der letzten Zeit sehr verändert, es ist geradezu zum Wiedererkennen. Allenthalben treibt das Pflaster und setzt neuen Asphalt an, dem nächtlichen Lichtervark sind zahlreich« Glühbirnen herangereift, ein frischer Autobus streicht belebend durch die Straßen, und die in Lethargie verfallene Stadtbahn w rd sich bald wie elektrisiert gebärden. Mit solcher äußeren Regenerierung halt die innere der Bewohner gleichen Schritt. Das Dogma: »Der Diener geht nicht unter" hat seine Feuer- und Kälte- probe bestanden, und auf ihm als sicheren Fundament baut sich die neue Lebcnsreligion, der alten - zum Verwechseln ähnlich. Essen und Trinken, lange Jahre hinduM mit dem Stigma der peinigen Notwendigkeit behaftet, sind wieder ein Kult, das Rindfleisch spaltet sich in seine zahlreichen wienerischen Darietaten, kein Gast, dem .Tafelsprtz" versprochen ward, läßt sich mit einem »schwarzen Scher»el" den Mund stopfe», in der Revue de« großen Partei» er regt die aufziehend« Deutschmeisterkapelle solchen Jubel, al» wäre Lemberg noch in unserem Besitz, die Studenten randalieren gegen die jüdischen Pro fessoren, einen haben sie au» dem Hörsaal getrieben, obgleich schon sei» Name, er heißt Kavpelmacher, ihm Anspruch auf studentisch« Pietät sichern sollt« (denn wo waren Glanz und Ansehen der deutschen Studentenschaft ohne die Kappelmacher?), da» Barock fühlt sich wie neugeboren, Hermann Bahr soll dem nächst nach Die» übersiedeln, und das Burgtbeater spielt auch schon, im Konzertsaal, Oedigkeit hinter Prunk verberge«d, Ealderonsch« Festspiele, tnde» da» malit'.öse Volkstheater sehr . . . S propo», den »Per- schwender" gibt, die Menschen haben wieder Schulden wie einst im Fmedcnsmai. Alle Propaganda für Liebe und Güte verpufft, das haben w r reichlich erfahren, in« Leere, und nicht an humanen und sozialen Ideen wird die Welt ge nesen, sondern an der Erkenntnis, daß der Altruis mus eine wichtigste Komponente wohlverstandenen Egoismus' ist. In d esem Sinn kann auch der Anti christ das Dibelwort akzeptieren: Was du dem ge ringsten meiner Brüder getan, das hast du mir ge- tau. Im Wiener lebte immer, unterbewußt zu- m ndest, gute Ahnung, daß die eigene Ver dauung durch Hunger des Neben menschen gefährdet sei. Solcher Ahnung ent fließt seine Gutmütigkeit, seine »Leben und Leben lassen".Philosophie, die alchymist sche Substanz, die aus fleischenen sogenannte goldene Herzen macht. Die Rekonvaleszenz der Stadt spiegelt sich klar in ihrer Tagesliteratur. Vorüber d e Zeit, da jeder Schreiber für den Druck ängstlich darauf bedacht war, sein soziales Alibi zu erbringen, seine Zugehör gke t zu den Enterbten zu betonen, gewissermaßen aus dem Stiefel, den er schrieb, die Zehen vorgncken zu lassen. Solche» ist heute demode. Das gute Leben findet wieder beherzte Lobredner, der Luxus un- befangene Schilderer, Toilettenschau verdrängt die Elendabetrachtungen, der Name Lastiglioni wird ohne Bitterkeit genannt, und die braven Frauen, tenen in den Zeitungen das Ressort der stimmungs vollen karitativen Zähre anvertraut ist, führen zwischen »Autorennen der Damen" und »Was trägt man Heuer?" ein beklommene» Dasein. Augenblicklich, wie gesagt, blüht der Optimis mus, das Gespenst des Unterganges ist verscheucht, die Leute, die da» Gras zwischen den Wiener Pflaster steinen wachsen gehört haben, sind ertaubt, über alle Lustlosigkeit der Börse siegt die Luft am Leben, und ein Herbst, dessen Milde ohnegle chen, versöhnt auch mit dem Tod. lehrend, wie man, wenn schon, in Schönheit stirbt. Vie »ledererstandene Wiesbadener Oper. Die Diederherstellungsarbeiten im Wiesbadener Staat«- theater sind dank der Energie de» Intendanten Hagemann und der Spenden de« An«lande« so weit fortgeschritten, daß da« ganze Hau« vorau«- sichtlich am 13. Dezember wieder eröffnet werden kann. E» handelt sich nicht nur um den Neubau de» durch den Brand zerstörten Bühnenraume«, da« Theater wird auch durch den Einbau einer Per Arbeitnehmer mehr oder weniger Unwillen aus gelöst hatte, soll hierbei nicht unerwähnt bleiben. Auf Grund der Gteuerberechnungen zu normalen Zeiten, d. h. zu Zeiten, wo Lohnhöhe und Steuer- abzug «in« gewisse Stabilität zeigten, kann einwand frei nachgewiesen werden, daß di« steuerliche Be lastung unterhalb der lOprozentigen Steuergrenze bei einem levtgen Arbeitnehmer burchschnttNtch S Prozent, »et etuem verheirateten Arbeitnehmer ohne Kinder dunh- schnittlich 8 Prozent, »ei einem verhetrateten Arbeitnehmer mit 1 Kind durch. schnttMch 7 Prozent, bet einem verbetratcten Arbeitnehmer mit 2 Kindern durchlckmttlltch ti Prozent, bet einem vrrhetrareten Arbettnehmer mt< 3 Kinder« L Prozent usw. für jedes weitere Kind 1 Proz. weniger ergab. Eine Verallgemeinerung dieser Sätze auf kommend« Zeit würde ganz sicher erhebliche Entlastung bei der Ermittlung des einznbehaltenden Steuerbettag« bringen, wobei für die wenigen Fälle, in denen es sich um Verwitwete mit Kindern handeln würde, der Einfachheit halber als Zwtschenbetrag 9)4, 8>j, 7)4, 6)4, 514 Prozent usw., und bei über 10 Prozent hinausgehender Iahreesteuerpflicht den Ver hältnissen angepaßte Durchschnittssätze angesetzt wer den könnten. Eine solche einheitliche steuerliche Belastung vlirde sich sogar gerade jetzt beim Uebergang aus der Papiergeldlöhnung in di« wertbeständig« sehr wohl tuend auswirken. Die jetzt erforderliche Umrechnung der wertbeständigen Löhne in Papiergeldwert, Ab setzung der in Papi«rg«ldwert festgesetzten Steuer ermäßigung, Restbettagermittlung und erneute Um rechnung in wertbeständigen Lohn, wär« sofort hin fällig. Noch schwieriger gestalten sich die Ernzsl- berechnungen, wenn ein Teil des Lohnes wert beständig ausgezahlt wird. Jeder Arbeitgeberbetrieb brauchte dann nur seine vorhandenen Prozenthilfstafeln zu Hilf« zu nehmen. Die Einbehaltung der Steuerbeträge würde keinerlei Verzögerungen erleiden, daneben aber di« Arbeit geberbetriebe endlich — wenigsten» teilweise — der ihrer unbezahlten behördlichen Arbeit entlasten. Verkehrsfragen in -er Handelskammer Der Bcrkehrsausschuß der Handels kammer Leipzig beschäftigte sich in seiner fitz ten Sitzung mit einer Anzahl wichtiger Verkehr»- fragen, im besonderen auch mit den Erschwernissen, die im Eisenbahn- und Postvrrkehr in letzter Zeit zutage getreten sind. Zu der Frage der Goldmarkrechnung im Eisen- bahnverkehr vertritt die Kammer den Standpunkt daß diese Rechnungsart entschieden verfrüht eingeführt worden ist, wodurch eine Uebertcuerung des Verkehrs eintrat Dessenungeachtet hielt sie es nicht für zweckmäßig, dagegen Stellung zu nehmen, weil die Eisenbahn dem Beispiele des Handel« ge folgt und ihrerseits verpflichtet ist, ihren Bedarf an Material in Goldmarkrechnungen auszuglcichen. Die Einschränkungen im Zugver kehr haben der Kammer Veranlassung gegeben, darauf hinzuwirken, daß sie bei weiterhin stattfin- denüen Festlegungen der Notfahrpläne zu den Be- ratungen hinzugezogcn wird. Die in Aussicht stehende Ermäßigung der Fahrpreise 1. und L. Klasse wurde ebenso wie die Ermäßigung der Gepäck- frachten im Interesse der reisenden Kaufmannschaft begrüßt, nachdem die Kammer sich bereit» in einer ihrer letzten Sitzungen mit diesen Angelegenheiten eingehend beschäftigt hatte. In einer weiteren Ver billigung des Verfihr» beantragte sie beim Reichs verkehrsministerium die Einführung von Ailometerheften. Hinsichtlich des Postverkehrs mehren sich die Klagen über den Mangel an Bargeld bet der Postverwaltung bei Auszahlung telegraphischer Anweisungen, über die verspätete Zustel lung von Eilbriefen und im besonderen auch über die hohen Gebühren für telegraphische Geldüberweisungen. Die Kammer hat Veranlassung genommen, mit den maßgebenden Stellen hierüber in Verhandlun gen zu treten, wobei ihr in Aussicht gestellt war- den ist, daß auf eine Beseitigung der be mängelten Zustande hingewi-kt werden wird. senkungsbühne unter die mit Mitteln modernster Thcaterrechnik ansgcstatteten Häuser gerechnet werden dürfen. Han« Freiherr v. Dolzogea in Rot. Der bekannte Bayreuther Schriftsteller und Freund Richard Wag- ners, Hane Freiherr v. Wolzogen, befindet sich in größter Not. Der greise Vorkämpfer Wagners be ging dieser Tage seinen 7 5. Geburtstag. Erfolge der deutschen Kunst in Rom. In Gegen- wart des Königspaares und des Ministerpräsidenten Mussolini ist im Kunftausstellungsgebäude an der Dia Nazionale soeben die Internationale Kunstausstellung in Rom eröffnet worden. Zum ersten Male seit zwölf Jahren ist dort die deutsche Kunst mit einer eigenen Abteilung ver treten, für deren Zusammenstellung Max Lieber mann di« Verantwortung getragen hat. Nach den römischen Blättern zu urteilen, hat di« deutsche Ab teilung, 50 in einem der größten Säle vereinigt« Bilder und Plastiken von Menzel bi» Kokoschka, 'gleich bei der Eröffnung einen starken Erfolg gehabt. Der König und Mussolini verweilten besonder» lange in d«n deutschen Saal. Di« französische und die englische Abteilung fallen da- neben im römischen Urteil sehr ab, obwohl auch gegenüber den modernsten deutschen Erzeugnissen, z. B. Kokoschka, die römische Kritik durchaus nicht schweigt. Tagore» ländliche Schale. Ein interessante» Experiment hat der »ndische Dichter-Philosoph Tagore in Bengalen in» Lebsa gerufen. In der Nähe feiner »Internationalen Universität" (Diswa-Bharati), nicht weit von Kalkutta, hat er eine ländlich« Schule gegründet, die in engster Beziehung zu der Universität steht. Einige Hektar Dschungel geben den Boden her für da» mit Problemen aller Art beschwert« Unter- nebmen. Di« Schule soll die Zwecke der Universität auf praktische Art fördern helfen. Diese Zweck« sind- da» Studium der alten, indischen Kultur in einer spezifisch indischen Atmosphäre-, di« Pfleg« de» internationalen Prinzip» durch jene ge meinsamen Wahrheiten, die die Gegensätze zwischen den Nationen verschwinden lassen. Di« aus der Sied- lung ansässigen Schüler find frühere Studenten der Universität, die kein« lohnend« Anstellung gefunden haben; man weist ihnen «in Stück Land an. auf da» jeder sein eigene« strohgedeöfie» Häuschen baut, und da» er zwei Stunden täglich bearbeiten darf, . di« übrig« Zeit ist de» Unterricht im Ackerbau gewidmet. Studentin»«» können auch an diesen Beschäftigungen Leipziger Angelegenheit«« Markchalleawaabenmg Gin Gang durch die städtische Markthalle zeigte am Donnerstag mit erschreckender Deutlichkeit, in welchem Maße sich die Lebenshaltung gegen di« Vorkriegszeit verteuert hat. Die Preise waren zum großen Teile in Goldmark angegeben. Frischfleisch wurde in reichliche« Mengen angeboten. Rindfleisch stellte sich aus 2H bis 3 Gold mark. Kalbfleisch wurde mit 2, Schnitzel, Hammel- und Schweinefleisch mit 3 Goldmork notiert. Ge hacktes Rind sollte 2F, gehacktes Schwein 3,4, Ge schabte» 3 Goldmork kosten. Für Rinderherz wurden 800 Milliarden, für Leber, Lunge, Kaldaunen und Rindskopf je eine Billion gleich ein« Goldmark ge fordert. Knochen sollten 800 Milliarden kosten. Gefrierfleisch hatte ungefähr die Borkriego- preise von Frischfleisch erreicht. Rinderbrust wurde mit 880, Ripp» und Kamm mit 720, Keule mit 760, Rindfleisch ohne Knochen mit 960, Rumpfstück mit 1000, Roulade nnd Lend« mit 1200, Gehacktes mit 960, Hammelfleisch mit 1200 nnd Schwarzfleisch mit 1600 Milliarden notiert. Wurstwaren hatten stark ang^ogen. Blut- und Leberwurst kosteten 4800 Milliarden, Knack-, polnische und Mettwurst dasselbe. Sulzenwurst uns Mortadella wurden für 4000 Milliarden abgegeben. Schinken und Schinkenspeck sollten 5600 Milliarde» kosteiu Seefische wurden gut gekauft. Kabeljau kostete 800, Seelachs und Rotzunge 700 Milliarden. Schell fisch wurde'mit 600 Milliarden abgegeben. Karpf« erforderte 2000, Schleie 2500 Milliarden Mark. Für Matj«sh«ringe wurden 400 Milliarden für das Stück, für Salzheringe 800 Milliarden für das Pfund notiert In Fettwaren war die Nachfrage größer al» das Angebot. Amerikanisches Schweine fett fehlteganz. Butter sollte 3,4 bis 3H Gold- mark da» Pfund kosten. Margarine wurde mit 1200 bi» 1500 Milliarden gehandelt. Kokosfett stellte sich auf 2000, Speckfett aus 4000 Milliarden. Schinken fett wurde mit 3200 Milliarden angeboten. Speck kostete 3000 und 3200 Milliarden. Eier waren nicht cnrf den Markt gerächt. Kartoffeln erforderten 3 Milliarden für da» Pfund. Weißkraut wuvd* mit 100, RotKaut mit 200. Welschkraut mit 150, Zwiebeln mit 170, Möhren mit 80, Kohlrüben mit 7o, Rosenkohl mit 450, Sellerie mit 100, Rettiche mit 60 bi» 70, Karotten mit 80, Kohl mit 80 Milliarden notiert. Pilz« schwankten zwsschen 180 und 800 Milliarden Mark. Tomaten sollten 600 Milliarden kosten. Tafelbirnen stellten sich auf 600 Milliarden, Tafeläpfel auf 500 bis 700, Mus- äpfel auf 350 Milliarden. teilnehmen — einige von ihnen haben sogar die Heirat bis zum 18. oder selbst 19. Jahre hinaus- geschoben —, um am Studium teilnehmen zu können. Wie mannigfaltig die Hindernisse für em solche» Unternehmen sind, geht daraus hervor, daß die Leitung zu den merkwürdigsten Mitteln greifen muß, um alte Vorurteile und Gewohnheiten zu überwinde». So konnten sich die Frauen nicht entschließen, ihre langen, faltigen Gewänder zugunsten einer praktischen Tracht bei der Landarbeit aufzugcben — die Lehrer ließen sie also im strömenden Regen graben —, doch ohne Erfolg. Sehr schwierig fand man auch die Aufgabe, Drahmanen, Buddhisten und Mo hammedaner gemeinsam zu beschäftigen, dazu noch mit Arbeiten, die die Berührung von Dung nnd der gleichen verlangen — Dinge, die oft im Widerstreit mit der Kaste oder den Religionsvorschriften stehen. * Der Wert de» Pfennig» für die Berechnung der städtische» Gebühre» (Düngerabfuhr usw.) betragt unverändert 10 Milliarden Mark. * Die WochenlShne für Hausangestellte betragen vom 18. bi» 24. November in Milliarden Mark: Jugendliche Hausangestellte von 14—16 Jahren 600; Anfangsstelle, im Elternhaus angelernt, 700; 1. Stelle nach der Lehre oder Haushaltfchul« 750—850; Haus mädchen neben der Frau oder Köchin 980—1190; Alleinmädchen nach 2- bis 4jähriger Tätigkeit im Haushalt ohne Selbständigkeit im Kochen 1190—1490; Alleinmädchen, selbständig im Haushalt und Kochen, 1490—1870; Kindermädchen ohne Vorbildung 850 bis 980; Kindermädchen mit fachlicher Vorbildung, erfahren in der Instandhaltung von Wäsche und KleidSng, 1490—1870; Köchin fiir einfache bürger liche Küche mit Hausarbeit 1490—1870; Köchin mit fachlicher Vorbildung in feiner Küche 2080—2640; Stubenmädchen, einfach, nach mindestens zweijähriger Tätigkeit 1190—1490; Stubenmädchen mit fachlicher Vorbildung, erfahren im Feindügeln, Ausbessern und Nahen, 1490—1870; Jungfern oder 1. Stubenmäd chen, perfekt in persönlicher Bedienung, erfahren im Frisieren, Wäscheanfertigen und Schneidern, 2080 bis 2640; Wirtschafterin oder Stütze in einfachem Haushalt 1490—1870; Wirtschafterin für großen Haushalt mit Personal 2470—3060. Für Schlafen lieber Lesen und Vorlesen Don kl«l« (Dresden) Es gibt verschiedene Methoden des Lesens: ...flk sich allein; vor anderen, zumindest, vor «ine» andern. Lesen für sich allein ist eine inwendig« Angelegen heit, Lesen vor anderen — oder vor einem andern — eine mehr oder weniger äußerliche. Lesen für sich allein: ein Spiel, «in wenig kunst volles. Ungleich schwieriger hingegen ist laute» Lesen. Wenige können e« richtig. E» ist eine Kunst. Der Lautlesend« wird am Anfang gut daran tun, nicht mehr al» einen Hörer vor sich zu haben — am besten sogar einen etwa» Schwerhörigen. Da» «acht ihn kühner und weniger scheu im Lautvorlesen. Er wird sicherer und unbefangener werden, in Gegenwart de» .neutralen" und unzulänglichen Zuhörer». Er wird sich bemühen müssen, ihn nicht einzuschüchtern. Er wirb höflich lesen, ohne Schroffheit, um ihm da» Derk, da» aeliebte, nahe zu bringen und zu Herzen dringen zu lassen. Einen fremdsprachlich««, in einer de« Hörer un bekannten Sprache geschriebenen Text laut zu lesen, ist nicht ratsam. E» ist, für »ein Empfinden, gegen den guten Geschmack, und — der Effekt ist gleich Rull. Erst nach »ehrmalieer Uebung, vor «ne» einzigen Zuhörer, such« sich der Rezitator ein zahlreicheres Publikum. Iss er begabt, wird er sich bald auch vor Tausenden hören lassen dürfen. Da» ist hauptsächlich eure Frage de» Bolnmen», de» Stimmlichen, »m- ß«h» fich
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