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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231121
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-21
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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ibsv t- lildern» m»lw ter r o r 7r» r>E> „ii vdia». «h «o»r, HUler. tzmiedel. «chler. , 10 Ude. Nor«m« ig Lle - F«n»». » »>«u> ir.-vo, lr. erband: ronachrr. hinch»n . BdlMü« N«r . Solniar H. B««k«r »« 2«tzl«r I. wolle« »erfrau Dalldorf Ztemdach ;r Nikla« sroocn y. «ave n« Ple«, »p«l L. tze^l erfer >. Behirr k. Bodrn l. «itlmo . Frenz« l Nd). ,»-,,Uhr. «nrrchl: k 7>-, MnLvInummsr HSV ^Httttarüsn ^«rn-^u»S«d» i Gurw dir Volt In Deutschland monatlich ^r»UF»sZrEKw» s Ooldmark; Ausland S «oldmart etn- schlirßltch Dario. Erschelni lüaltch morgens, aufter Montags. Hdd. Sewan schlieht SrML. au». Schrtnl-tt .GrlchLNSst.DtUtkere«: ä««Vllg. JohauntSaafle S «Fernlpr.OnSaelpr. Gammel-Nr.: 70811 Ferngelpr. 17089-17092»; edenda u. in allen Filialen Anzeigen, und Adonnemenl-Annahme: auch nimmt iedes PoNamt BeUellungen an. Auzeigeu-raaeaprel« «M.'-Kll-SAK: inw-Letle U MI. «auswitnS 100 Ml.) Rabatt nach Tarti. Privat» Saanllenauzelgen Mk. SelegendettSai». priv. Natur u«d Ttellr»- angevoie 2b Ml. Steileug,suche 18 Mk. Amtliche Anzeigen «Doppel- Mw-Vetl^ 100 Rk, lür aus». 21>I Mk. Rellamezrtle 425 Mk.. s. aus». ^0 Mk. «La« »al »chlllftaka« l.«w «illiaas«. «u«l.ya,uü- ausschlag. Postscheckkonto Letpztg Nr Y«A>l SrtllllungSort Leipzig. Vas Setaziger Lag»»»«« antSLlt di« amUtch«» velM,«t»ach»»ae« d«g wallHatartMdt«»» L»t»»ta Ilr. 276 Berantworiltch sür den Tert: Ebelredakleur L. «»ldftei«. Leipzig. Verantwortlich Mr Inserate: Oswald «üllev, Leipl'g-Naunyot. Eigentum. Druck nnd Beriog: Leipziger Bern g druckcret m. b.H. AUttvock, äea 21. November 1926 Berliner Gcbritllettung: «ochstratze 21 (Seruiprecher .1600^ 366S> . . Dresdner Dchrtfrtcttung SadelSbergeritr. 24 (Ferulvrewer:147»4> 117. ILtzro« Hallesche Schristlettunq: Leipziger Gttatze 21 (Fernsprecher 85S8> Bemerkungen zur Währungsfrage Ir. Aus Berlin kommt die Nachricht, daß der Reichsbankpräsident Havenstein gestorben ist. Im Jahre 1908 wurde er Vorsitzender des Reichs- bankd.rektoriums. Mit großem Geschick und vielleicht noch größerer Energie den Privatbanken gegenüber hat er es verstanden, Ordnung in die deutsche Geldwirtsschaft zu bringen. Ihm ist es zu danken, daß das Deutsche Reich finanz ell wohlgerüstet in den Krieg eintrat. Die verfehlte Finanzierung des Krieges, unter der wir heute noch so schwer leiden, fallt nicht ihm, sondern dem Finanzminister Helfferich zur Last; wohl aber war er nach dem Kriege nicht mehr Mann genug, der gewaltigen Aufgabe, die ein verlorener Krieg und ein unerfüllbarer Friedensoertcag der deut- fchen Zettelbank stellen, zu genügen. Er, der vor dem Kriege in scharfer Gegnerschaft zu den Privatbanken gestanden hatte, den Blick auf das Gesamtwohl gerichtet, geriet jetzt in völlige Ab- hängigkeit vom Großkapital und dessen Sonder- zwecken. Seine Auffassung, daß es Zweck der Reichsbank sei, die Wirtschaft in Gang zu halten, spiegelt die Abhängigkeit von dem Geld hunger des Großkapitales — denn nur diesem konnte diese Auffassung zugute kommen — mit -erschreckender Deutlichkeit wieder. Iedes Zu- .geständnks, das auf das Wohl des gesamten deutschen Volkes abzielte, mußte der von Haven- stein geleiteten Reichsbank mit Mühe obgerungm werden. Es hatte nichts genützt, daß die Reichsbank unter dem Drucke der Entente für autonom erklärt worden war. Die Autonomie stand nur auf dem Papier. Während der Staat, der -.von seinen zahlungsfähigen Bürgern keine Steuern hereinbekommen konnte, um sein Leben zu fristen immer mehr Geld von der Reichsbank forderte und erhielt, und die Nutznießer der Geld entwertung bestrebt waren, sich diesen Zustand des leichtesten Verdienens ewig zu erhalten, ver elendeten die Massen des deutschen Volkes immer mehr. Und wie der Name des auf der Höhe seiner Schaffenskraft stehenden Havenstein mit der Ordnung des deutschen Geldwesens rühmlßh verknüpft ist, so ist der Name des alternden Havenstein unlöslich mit diesem Zersetzungs- und Verelendungsprozeß verbunden. Es ist die Tragik seines Schicksals, daß er als alter Mann auf einem Posten verblieb, dem er in einer jimgen, gärenden Zeit nicht gewachsen war, und daß er Leuten, die Vorgaben, Deutsch lands Bestes zu wollen, aber in Wirklichkeit die ärgsten Feinde des deutschen Volks waren, willig sein Ohr lieh und sich, zum Rücktritt schon entschlossen, doch noch überreden ließ, zum ^Wohle der Allgemeinheit" auf seinem Posten zu bleiben. So verfiel mit der deutschen Geldwirt- schäft auch die Reichsbank, und es bleibt ihr heute nichts anderes zu tun übrig, als den ersten deut schen Staatsbankerott der Nachkriegszeit zu liqui dieren. Als inländische Währungsbank ist an ihre Stelle die Rentenbank getreten, und dir Ver waltung des Geldwesens ist in die Hände des Währungskonnninars gelegt. Inzwischen entstehen neue Möglichkeiten, in Deutschland wieder zu gesunden Geldverhält- Nissen zu kommen. Ein Geld, das auch im Aus- lande anerkannt wird, gibt es gegenwärtig in Deutschland überhaupt nicht. Die Rentenmark ist ein ausschließlich inländisches Zahlungsmittel, und di« Papiermark hat wie im In lande so auch im Auslande jedes Ansehen verloren. Trotz der angeblichen Stillegung der Notenpresse mag niemand deren Erzeugnisse haben; so tief hat das M-trauen gegen sie Wurzeln geschlagen. In klarer Erkenntnis hat man sich, da von den in- ländischen DevisenkSnigen höchstens „gute" Rat- schlage, nie aber Geld zu erlangen ist, an das Ausland um einen Dährungskredit gpwandt. Erst der günstig« Abschluß dieser Ver- Handlungen wird in uns die Hoffnung erwecken dürfen, daß wir km Inlandc wieder zu Halbweg« Rprmalen Verhältnissen zurückkehren. Oie Offensive gegen Gtresemann Derliu, 20. November. (L i g. Tel.) Um Z42 Uhr eröffnet Reiäistoaspräsident Löbe di« Sitzung. Im Saale sind alle Bankreihen stark be setzt; die Tribünen weisen kaum eine Lücke auf. Es dauerte aber immerhin noch eine halbe Stunde, ehe die politische Aussprache einsetzt und Aba. Wels als Sprecher der Sozialdemokratie die Tribüne besteigt. Vorher gibt es noch den üblichen kommunisti schen Auftakt. Hol lein verlangt, daß der Reichskanzler zuerst bas Wort ergreife. Als der Reichstagspräsident darauf aufmerksam macht, daß die Geschäftsordnung keine Handhabe biete, dein Reichskanzler den Zeitpunkt vorzuschreiben, zu dem er in die Debatte eingreifen wolle, beantrag. Höllern Vertagung. Dieser kaum ernst zu nehmende Antrag wird von dem Hause auch mit Heiterkeit be gleitet und selbstverständlich gegen die Stimmen der Kommunisten abgelehnt. Um 2 Uhr beginnt Abg. Wels (Goz) Ich bedauere ebenfalls, daß die Erörterungen nicht mit einer Regier ungserklärunger- öffnet werden. Rian will die Opposition den Reigen eröffnen lassen. Diese Taktik wird der R^ierung aber als Schwäche ousgclegt werden. Es handelt sich um eine neue Regierung, die des Vertrauens des Reichs tages bedarf und di« daher zunächst ihr Programm entwickeln müßte. Die Regierung will offenbar den Eindruck erwecken, als ob sie die a l te Regierung sei. Sie ist aber eine ganz ander«, nicht nur wegen der Personenveränderungen, sondern weil sie nicht mehr die Ermächtigung hat wie das vorig« Kabinett. Dabei ist die Zeit unheimlich ernst. Not und Elend machen sich überall breit. Die Fetnv« der Re publik haben nur einen Schutzengel: PoincarL. . Die Neparationsvcrsuch« sind an einem Gegner ge scheitert: PoinearL Di^Mrbeiter haben eine ge- wattig« Arbeit zu erledigen, mn die Berg« des Haßes adzutragen, die Poincak zwischen beiden Ländern aufgerlchtet hat. Darum spreche« wir der englische« Brüdcrpartei unseren wärmsten Dank aus (Lebhafter Beifall links) für ihren Akt internationaler Eerechtig. Kit (Lachen rechts) und Solidarität. Leider klafft innere Zerrissenheit überall im deutschen Polke.i Unser Zukunftstraum: international; die Vereinigten Staaten von Europa; national: die deutsche Einheitsrcpublik. Der Redner verurteilt di« Ldtrsnnungsbestse- bungcn, an denen die bürgerlichen Parteien schuld seien. (Rufe rechts: Hoffmann-Kaisers lautern!) Gegen die Wahnsinnsplan« derjenigen, die im Westen ihre Industrieherzogtümer errichten wollen, erhellen wir hier laut unsere Stimme. Den Vertrag von Versailles aufkündigeu, bedeutet da« tun, was der Gegner will, und ihm zum Triumph verhelfen. Brennend empfinde ich die Schande einer Reichsregierung, die bei allen diesen verderblichen und lächerlichen Ereignissen di« Rolle des hilflosen Zuschauer« spielt! Es hat sich ja klar ergeben, daß in München Kahr und Ludendorff offenen Hochverrat begangen haben (Abg. Hergt, Dni.: Nehmen Sie nicht das Wort Hochverrat zu oft in den Mund!). Sie werden mich nicht hindern, eine Katze eine Katze zu nennen. (Stürmische Rufe rechts: 1918!) Erinnern Sie sich daran: 1918 waren Sie gar nicht do." Der Redner schildert die Maßnahmen Kabr« gegen die sozialistische Bewegung. Die Sozialisten seien so vogelfrei, wie Ebert und andere Politiker es nach dem Aufrufe der Münchner Putschisten sein sollten. Das Schlimmste, was von der Rechten über die sächsischen Zustande behauptet werde, sei geringfügig gegenüber dem, was in Bayern geschehe. Im Auslände hätten diese Vorgänge uns aufs schwerste geschadet. Selbst im Bismarckschen Deutsch land seien solche Willkürmaßnahmen des Militärs gegen die Arbeiterschaft nicht möglich gewesen. In die Reichswehr sei die Demorali sation getragen worden dadurch, daß ein meutern- der General in seinen Befugnissek noch gestärkt wurde. Wo bleibe da die deutsche Treue. (Gefachter rechrs! Zurufe: 1918!) Wir hoben eine andere Anschauung von Ntannes- mut. LEdendorff und Kahr hätten Mannesmut lernen sollen von der weißhaarigen Frau de« Genossen Auer, der die Pistole aus die Prust gesetzt wurde, und die doch den Aufenthalt ihre« Mannes nicht verriet. (Beifall bei den Soz.) Der Redner schildert weiter d'e Mißhandlungen der greisen Bürgermeisters«^, leute Lkymid und andere, gegen die die Taten der Räterepublik zurücktreten müßten. Herr v. Kahr habe Hitler und Genossen, die solche Taten vollbrachten, stet« unterstützt. Niemals sei «in Lvsse» sa Verlage« gewesen wie dasjenige Kahrs. Durch di« von Kahr geduldeten uud veranlaßten Iudenverfslgun- gen seien nur außenpolitische Verwicklungen und Repressalie» herbeigesührt worden. Auch Kahrs wirtschaftliche Maßnahmen hätten keinen Er- folg gehabt, sondern nur den Widerspruch der Münch- ner Handelskammer hervorgerufen. Niemals sei d'e Schwache der Reichsregierung und ikr mangelhafter guter Wille, dem Reiche zu geben und dem Reiche zu wahren, was des Reiche« ist, so klar vor Augen ge- führt worben, als mit der kläglichen Politik, die der sonst so redefreudige Herr Reichskanzler in äußerster Beschränkung gegenüber den täglichen und stündlichen Derfassu: gt^ruchen des Herrn v. Kahr an den Taz legte. Herr v. Kahr wollt« den Marxismus ver n-chten. Daran find schon weit Klüger« und Mäch tigere gescheitert. Er hat dem Marxismus nicht das geringste Leid angetan, um so Schwereres aber dem Deutschen Reiche im Innern und seinem Ansehen noch außen. „Aber reden wir doch deutlich mit- einander: diese Schwäche gegen Bayern war nicht notwendig und ist nicht notwendig, sondern sie ist gewollt." Als am 26. September der militärische Belagerungszustand verhängt wurde, sagte man uns, da« sei geschehen, um die bayrische Aus nahmeverordnung zu beseitigen. Aber di« Bayern kümmerten sich nicht um das Reichsrecht. Der mili- tärische Belagerungszustand, den das Reich ver hängte, zog sich respektvoll von Bayerns Grenze« zurück. Nichts geschah, um ihn in Bayern durchzu führen. Aber man hob ihn nun nicht etwa auf, son dern man ließ ihn weiter bestehen und führte ihn aufs kräftigste und rücksichtsloseste dort durch, wo er nicht notwendig war. So find wir zu zwei Ausnahmezuständen gekommen, einem im Reich und einem in Bayern. Beide werden sich immer ähn licher. Die militärischen Befehlshaber wetteifern in Verboten sozialdemokratischer Zeitungen, in der Per- Haftung von Gewerkschaftsführern bei Streik (große Bewegung links). Das ist in Berlin passiert und durchgeführt worden, trotzdem es geradezu als Irrsinn zu Pferde bezeichnet wurde. (Lache« rechts.) Geht das so weiter, dann wird Herr von Kahr auf seinen Marsch nach Berlin verzichten kosne«, weil hier ja ohne seine schätzenswerte Anwesenheit alles nach seinem Wunsche geht. Die von uns ver langte Aushebung de« militärischen Belagerung»- zustande» hat der Kanzler zurückgewiesen, und meu» Partei ist deshalb au» der Regierung ausgetreten. Wir haben damit gehandelt, wie wir handel« mußten, und können daher he»te einer Regierung, die diese Entwicklung der Dinge zu verantworten hat, unser Vertrauen nicht gewähren. (Lebhafter Beifall links). Der militärische Belagerung»-,ustand hat sich auegewirkt i« einer Weise, dr« ich als «ine Schande für Deutschland bezeichne. Der vom Reichskanzler für Sachsen ernannte Rnchskommrssar, Herr Heinze, hat, obwohl ehemaliger Reichs- justizminister, es in Dresden so eilig gehabt, die dortigen Minister zu erledigen, daß er die gesetzliche« Bestimmungen vergaß und die Minister mit klingen dem Sviel aus ihren Remtern entfernte, bevor die be treffende Verfügung im Reichsgesetzblatt erteilt wurde. (Lebhafte Zurufe rechts: Hoffmann, Zeigner.) Dabei über Dr. Zeigner zu sprechen, gibt gar keine Veranlassung. Bon Rechts wegen mußte der Reichskanzler durch Herrn Heinze jetzt alle Minister in Sachsen mit klingendem Spiel wieder in ihre Aemter einsetzen. (Lachen rechts.) Die Wirtschaft der Reichswehr im Gachse« »ad Thüringen hat sich zu einer wahren Tragödie für die Bevölke rung gestaltet. Ich stehe der Reichswehr nicht feind- lich gegenüber. Ich verurteile sie nicht in Bausch -vnd Bogen, aber ihre Angriffe, die hier nicht näher ge schildert werden sollen, zeigen, daß kein« Stunde mehr gewartet werden darf, um dem militärischen Belag«- rungszustand ein Ende zu machen. Di« Eingriffe der Reichswehr in Verfassung und Londrsvsr- waltung, die Verhandlungen zum Teil auch mit de« Mainzer Denunzianten, dir haarsträubende Behand lung der Verhafteten, die Festhaltung der Ver- hafteten acht Tag« in Haft ohne Vorführung vor die Richter und ohne Möglichkeit des Verteidigungs sprechens zeugen von dem Treiben der Reichswehr. Thüringen kann man al« das ruhigste Land Deutschland bezeichnen (Widerspruch rechts). Seit 1918 ist dort kein Blut geflossen, mit Ausnahme von dem, das die Reichswehr in Meiningen ver gossen hat. Aufgabe des Reichstages muß es sein, für Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände zu sorgen. Zwinge« Lie also die Negier««-, de« Ausnahmezustand auszuheben. Nun bleibt nur noch zu untersuchen, ob die Hand lungen der Reichsregieruny auf ankeren Gebieten mchr geeignet sinn, uns Vertrauen einzuslößen. In der Finanzjragc sprechen wir die oestimmte Er wartung aus, daß die Regierung dem Reichstage bald Gelegenheit gibt, gründlich über einzelne Fragen der Währung und Finanzen zu sprechen. Darum haben wir unsere Interpellation eingebracht. Mit allem Nachdruck hebe ich die Auffassung meiner Fraktion hervor, da für uns die Ordnung der Finanzen die Hauptsache ist. Dir Ordnung der Finanzen darf aber nicht auf Kosten der Arbeiter- sch.r ft geschehen, derart, daß dadurch die sozialen Errungenschaften, di« Fürsorge- und Unterstützung«- altipn von du Regierung demoliert werden. Die Sozialdemokraten habe» nach den Ereignissen der letzten Feit zu der gegenwärtigen Regierung nicht mehrvas Vertrauen, daß sie solchen Bestrebun gen des Landbund»s und des Reichsoerbandes der deutschen Industrie mit dem nötigen Nachdruck ent- gegenwirkt. (Sehr wahr.) Da» Berlangea, daß «it der Heranziehung der Besitzenden zur Steuerzahlung endlich Ernst gemacht wird, wird immer dringender, da das Reich und auch die kär der so gut wie bankuott find E« muß eine Neuordnung der Verhältnisse der Reichssinanzen »u denrn der Länder und Gemeinden erfolgen. Provisorisq müssen di« Reichszuschsssse für Länder und Gemeinden kontingentiert werde«. Dar olle» darf oder nur g-fcheh«n unter »sller WchrvHg der Steuerhoheit des Reiches und der Erhaltung d« Einheitlichkeit der Steuerveranlagung und -erheoun- Im Auftrage meiner Fraktion muß ich ein Wo« -ege« das ««»atzende Auftreten »es Var» skandea nnd der Verwaltung der Renteoba»! aussprechen, die sich erlaubt haben, dem Reichs kanzler eine große Reih, politischer Fordern», gen zu unterbreiten. Die Herren fühlten sich dabei offenbar mehr als Vertreter de« Landbundcs rin der Industrie, und nur im Nebenamt al» Leiter der Rentcnbank. Sie verlangten Beseitigung des Acht stundentages, von Tarifverträgen, eine vollkommene Aenderung der Erwerbslosenunterstüßung, kurzum, st« gebärdeten sich al» Wortführer de« reak tionärsten und ärgsten Scharfmacher- tum». (Sehr wahr! links.) Und nun erklärt ein offiziöses Lommuniguä, daß der Reichskanzler diesen Scharfmachern seine Zustimmung ausgesprochen hat. Der Reichskanzler hat sogar die Rentenbank al» Kontrollinstanz für die Finanzfrage anerkannt. (Hört, hört!) Er hat ihr sogar ei« fFortseßung nächste Seite) Reichsbankpräsident Havenstein s Ve «Ii«, 20. November. fEtg. Te I.) NetchtbarrkprLsldent Haveirstci« ist heut« «acht «ach 84 Uhr an einem Herzschlag verschiede«. Er war ans einem Urlaub znrückberuse« morde« und da«« a« eines schwere« Grippe erkrankt. Trotz seine« SO Aahre hatte er sich aber verhLkkri-« mLtzi- schnell wieder erholen können, so dah er imstande war, an de« Geschäste« der Reichtzbank teilzunehme». Er hat noch gestcrrr vormittag sowie am Abend mit anderen Herren des rirekto» riums kouseriert und gearbeitet. In der Nacht ist dann plötzlich eine Verhängnis» volle Wendung in seinem Gesundheit-, zustand eiugetveten. O Rudolf Havenstein wurde im Jahre 1857 in dem märkischen Städtä)en Meseritsch geboren. Er war ursprünglich im preußischen Iustizbienst tätig, und trat im Jahre 1890 zur Verwaltung über, wo er Vortragender Rat im preußischen Finanz ministerium wurde. 1896 wurde Havenstein Reichekommiffar bei der Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen, und 1900 erfolgte seine Er nennung zum Präsidenten der König!. See handlung, als Nachfolger des Freiherr» von Zedlitz. Nach dem Rücktritt des Präsidenten Dr. Koch übernahm Havenstein im Jahre 1907 die Leitung der Reichsbank, die er bis zu seinem Tode innehit'.e. Havcnsteins außerordentlich verdienstvolle Arbeit, die Reichsbmik wieder an die Spitze der deutschen Banken zu stellen, trat in der letzten Zeit in den Hintergrund vor den scharfen Angriffen, denen sein« Währungspolitik ausgesetzt war Gerade der Politik des Reichsbankpräsident-n schob man einen großen Teil der Schuld an dem Inflation«, elend und dein Währungszersall zu, wie man auch seine während des Krieges getroffenen finanziellen Maßnahmen stark kritisierte. Insbesondere wurde ihm dabei das N'chtheranziel)«» ausländischer Mittel zur Deckung der Krirgsausloqen zum Vorwurf an gerechnet. Alle Angriffe der öffentlichen Meinnng und der Parteien konnten ihn jedoch nicht veranlassen, zurückzutreten, obwohl dieser Schritt dringlich genug gefedert wurde. Havenstein war derart von einer Mission, die er erfüllen zu müssen glaubt«, durch drungen. daß er auch gegen eine Welt anzukämpse« bereit blrcb. Dollarparitäten vom 20. November New York svorbörse 10 000 «MiarvL» Mark, Praa 5580 Milliarde« Mark, Zürich «280 Milliarden Mark, Dlmfter* dam 4684 Milliarden Mark. Dollar la verlla am 2V. Hov. »mtUcder Littellcur«: 4200 ölllllardea 1 0oldm«rtz: 997^ ««ULrdea OelL 1002,8 AUIttardea vri«t Ooldbaletde 4200 ZUNi-rdea VoNiinrcdLl«mvElrnu»g — AUIUard. 1 StGllermark --- 1000 AUUlLrdeo Uktwizcher Seüwlww Oalckbvrr« Vordörr«
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