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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-20
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Goll unsere Jugend zugrunoe gehen? Groß ist zur Zeit die Verelendung und dir Rot, iu der unsere Leipziger Schuljugend -um größten Teile dahmlebt. Ausgewachsen m der Zeit der Hungerblockade und in Jahren, die der gesamten Bc- völkerung schwere Entbehrungen auferlegten, ist ihr der Segen einer glücklichen Häuslichkeit, eines behag- lichen Wohlstandes von der frühesten Kindheit an un- detennt geblieben. Bittere Not, tagtäglicher Hunger, Kälte im Herbst und Winter waren di« unzertrenn lichen Lcbensbeglciter dieser Jugend, mit der ein Ge schlecht hcranwachst, das schon im Schulalter zrr- mä'-bt und vielleicht bestimmt ist, ganz untcrzugehen in dem trostlosen Elend, das der kommende Winter vermehren und zur Unerträglichkeit, gestalten wird, wenn nicht helfende Hände eingreifen. Vielleicht wäre die Not nicht so groß, wenn Hch der wohlhabendere Teil der Leipziger Bevölkerung, ja weitergchend überhaupt jeder, der nicht mit unmittelbaren Nah- rungssorgen zu kämpfen, der noch das tägliche Brot zum Loben, ein warmes Zimmer gegen die Kälte hat, überhaupt der furchtbaren Lage bewußt wäre, in der die ärmeren Pcvölkerungssthichtcn und vor allem die hilflosen gegen die Not des Lebens besonders wider- stzandsunsähigcn Kinder dahinlcben oder vielmehr von Tag zu Tag dahinvcgeliercn. Der städtisch? Schul beirar hat in den Leip- tziger Volksschulen eine Umfrage veranstaltet, um an Ser Hand zuverlässigen Materials Nar und Stadt verordnete um eiligste Hilfsmaßnahmen gegen das Glend der Schuljugend zu ersuchen. Die „leipziger Lchrerzeitung veröffentlicht das ihr vorliegende Er- gednis der Umfrage von O Schulen, wo sich diese auf l »481 Kinder in 279 Klassen erstreckte. Von diesen 9421 Kindern sind 931 Ernährer als er- »erbslos, 2138 als Kurzarbeiter sestgestellt wor den. 435 Kinder sind am Tage der Umfrage in die Schule gekommen, ohne überhaupt etwas gegeßen zu haben. 534 Kindern konnten die Eltern kein Früh stück mitgeoen. 3 29 Familien waren nicht in der Lage, ein warm esEssenwedcram Mit tag noch am Abend hcrznsteUcrr. 65 Eltern ! haben ihre Kinder vom Schulbesuch zurück- gehalten, weil sie für ihre Kinder nicht» zu essen haben. Eine Mutter entschuldigte ihr > Kind damit, daß sie es zu Derr gelegt habe; im Bett 1 höre wenigstens das herzzrrbrechende Weinen und ! Betteln nach Brot auf. Ern Vater, der sein Kind mit lecremc Magen in die Schule schicken mußte, kommt ' während des Unterrichts zu dem Lehrer mit Ser Ditte, ihm das Kind auf kurze Zeit mit nach Hause z« geben. Er Hube sich ein paar Kartoffeln gebettelt und gekocht und wolle nun sein Kind mit essen lassen. Die Entschuldigungsschreiben für das Fortbleiben der Kinder aus der Schule lauten fast immer dahin, daß j Sie Kinder nicht kommen können, weil ihnen nichts j zu eßen gegeben werden kann und sie hungern. Der „Leipziger Winterhilfe" war es j möglich, 40 Leipziger Volksschulen Brot und Ferr für : die Zeit bis zum Beginn der Schulspeisungen zur Ver fügung zu Nellen, damit wenigstens ein Teil der hun- geraden Kinder gespeist werden kann. Notwendig ist Jedoch ein Ausbau de r S ch u l s p e t s u n g in , grösstmöglichstem Umfange, zu der Geld und immer ; wieder Geld notwendig ist, das unsere notleidende Stadtgeminde allein auch nicht schaffen kann. Darum ergeht nochmals ein Appell an > jeden, der nur irgendwie helfen kann, beizntragen, Nehrung und Notdurft für die Kinder, die Äermsten > der Armen, zu schaffen. Er vollbringt damit nicht j nur ein gutes Werk an den von einem unerbittlichen ! Schicksal so hart Mitgenommenen, sondern an dem , ganzen Volke. Er gibt nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Sachspenden, allo Kleidungsstücke, Nahrungsmittel, > Heizstoffe u. a., wolle man der Geschäftsstelle der „Leipziger Winterhilfe" im Stadthaus, Eingang Rat hausring, Untergeschoß, Zimmer 623, übermitteln: Barbeträgc dagegen aus das Konto der „Leipziger D'nterhilfe" bei der Stndtbank Leipzig Nr. 4298 über weisen. Speiseabgabe au« den Schulküchen. Vom 26. No vember an wird die Arbeit in den Schulküchen der Fortbildungsschulen für Mädchen darauf eingestellt, ! das dorr zubereitete Essen zur, Anschaffungspreise l an di« Bevölkerung abzugebrn. Zur Entnahme des Essens werden in den belrenenden Küch-n Diens tag» und Freitags auf den Tag la r'ende Speise marken ausgegeben. Der Preis für eine Portion beträgt zurzeit 25 Golppsen.ugc und ist im voraus zu bezahlen. Töpfe zum Lbholen sind mitzubrrngcn. Erstmalige Ausgabe der Ma'krn am Donnerstag, den 22. November, nachmittags von b bis 7 Uhr, und Freitag, d«n 23. November, vorm. von 12 dis 2 Ukr, in den betreffenden Schulgebäuden. Aus gabestellen sind: Hohe Straße 45, Erdq.; in Lonne- miß: Herderstraße 8, Erdg. 3 und Zwenkauer Straße Nr. .35; in Reudnitz: Rathausstraße 29, Neustädter Straße 1, Mühlstr. 14, Brandiser Straße 14, Lorck» straße 5; tn Gohlis: Elsbethstr. 2/4: in Eutritzsch: Theresienstr.; in Plagwitz: Amalienstr. Ist: in Lin- denau: Rietschelstr.; in Leutzsch: Hauptstr. 28; in Kleinzschocher: Dieskaustr. 76. Das Essen wird in der Regel mittags gegen 1 Uhr und abends 6 Uhr ausgegeben. Die genaue Zeit ist in den einzelnen Haushaltungskllchen zn erfragen. Sonnabends, in den Schulferien und an schulfreien Tagen findet keine Essenausgabe statt. " Sein Brot für di« Erwerbslosen. Die sächsische Negierung hatte beim Reichsrat beantragt, wenigstens für zwei Wochen je ein Bier-Pfund-Brot zu verab folgen. Der Reichsrat, der diesen Antrag ohnehin sehr verschleppte, hat in seiner letzten Sitzung vom Donnerstag den Antrag der sächsischen Regierung abgelehnt. Bierverstrueruug. Ruch einer Bekanntmachung des Hauptzollamtcs Leipzig haben Bierhändler, Wirte, Konsumverein«. Kantinen, Kasinos, Logen ujw. die am 19. November mehr als 2 Hektoliter Bier besitzen, bis zum 23. November ihren gesamten Bestand bei dem zuständigen Zollamt zur Nach versteuerung anzumeldcn. Bund der Klnderreiche«. Die Ortsgruppe Leipzig imd Umgebung bittet uns nm Veröffentlichung nach- stchmden Nnfrnfes: „Gedenket der hungrigen Kinder in unserer Stadt, denn gerade unter den kinderreichen Familien ist die Not am größten, zumal wenn der Ernährer erwerbslos oder Kurz arbeiter geworden ist. Dann fehlt es auch an Schuhen und Kleidern für die Familie. Die Ge schäftsstelle vom Bunde der Kinderreichen, Leipzig, N i k o l a i st r a ß e 10, nimmt gern Adressen von Familien entgegen, die Kinder zur Speisung mrftrehmen wollen. Auch norden aus Wunsch Boten gestellt, die Schuhe und Kleidungsstücke abholen. Für ein« gerechte Verteilung bürgt der Bund." Oefsentliche Mietrrversammluug. Der Mieter- schutzoerband schreibt uns: Nach den Beschlüssen des Rotes der Stadt Leipzig soll dl« Miet« 8 Broz. der Grundmiete nach dem Kursstände vom 24. November in Goldpfennigen berechnet werden. Dieses bedeutet für Sie Mieterschaft eine außerordentliche Belastung und rührt weiter zu der Frag«, wird die Miet« in Zukunft iu Gold gezahlt? Die in letzter Zeit vom Rat der Sradt Leipzig eingeführten Steuern und Ab gaben. gemessen an der Höhe der einzelnen Mieten, hat zu großer Verwirrung in den Devölkerungs- kreisen geführt. Zur Aufklärung über diese Frage» hat der Mieterschutz-Verband ssir Mittwoch, den 21. November, vormittags Uhr. eine öffentliche Versammlung nach deu Drei Linden, Lindenau (Darietchaal) einberufen. Es sind wichtige Fragen, die zur Tagesordnung stehen, und erwartet die Orga nisation eine zahlreiche Beteiligung der Bevölkerung. * Zerstöruagswütig, Bursche». Zn der Nacht zum 18. d. M. sind in L.-Eulritzfch mehrere gläserne Reklametafcln mit Glasmalerei zertrümmert und außerdem vom Kriegerdenkmal in der Delitzscher Straße der das Denkmal krönende bronzene Adler berabgestürzt worden; er wurde später im Teiche der Parkanlagen gefunden, wo ihn di« Rowd cs hin geschafft hatten. Di« Täter wurden ermittelt in den zwei Kutschern Richard Mcner und Georg Wies, ner ans L.-Mockau bzw. L.-Entrltzsch, die schon öfter infolge ähnl'cher Taten mit der Polizei in Konflikt geraten sind und tn der fraglichen Rackst sich in jenem Stadtteil umhergetrieben haben. Beide gaben die Taten auch zu. Mener erklärte: Was ist denn da weiter dabei, Geld -nm Bezahlen habe ich nicht, und ein Vierteljahr mache ich ab. Der andere, der Oester- reicher ist, erklärte: Für mich kann die Sache nicht schlimm werden, ich werde in der Tschechoslowakei Soldat. Ehe die Bestrafung erfolgt, bin ich fort. Oer Gute Don krlek» Ls war einer jener letzten Oktobertage, durch die die Natur uns noch einmal, wie zum Abschied, sagen ! will, was sie an tiefblauem Himmel und leuchtendem Sonnenschein uns geben kann. Ich war seit Tagen ! unterwegs, mit dem Rucksack, hoch oben in den bau- § rischen Bergen. Die Welt lag, längst vergessen, so fern im Dunst hinter mir wie das kleine, qualmige Rauchwölkchen am Horizont, das mir vom Wendel- , stein gezeigt wurde und von dem ich glaubrn sollte, ! es sei München. Auf einer verlassenen Alm habe ich Rast gemacht, mich in dem heißen Sonnenschein ousgestrrckt, und während der dünne Rauch der Zigarette langsam zwischen meinem Gesicht und den Hohen Tauern sich zum Himmel hinaufringelt, wandern meine Ge- dankcni . . Ich muß an die Bahnfahrt denken, die wich vorhin das Tal heraus zu dem kleinen Rest gebracht hat, von wo ich noch kargem Mahl im Baucrngasthof den Ausstieg angetreten habe, und das bereits tief unter mir in abendlichem Taldämmern liegt. Jetzt erst wird mir wieder bewußt, was mich diele ganze» Stunden bedrückt hat, so sehr, daß ich all die Schönheit um mich Kerum fast al» Vorwurf empfand. Auf dem Bahnhof in Partentirchen näm- lich hatte ich vom fahrenden Zug au» einem Zeitungs buben ein heimatliches Blatt entrissen. Und in dieser Zeitung stand es. Neben niclrn anderen Nachrichten über und unter dem Strich, die mich hier in meiner Dcrgcinsamleit recht wenig kümmerten, stand auch dos eine, traurige: Der Tod meines alten Lehrer». In Quarta hatten wir ihn das erstemal, als Klassenlehrer, nnd daran muß ich mich vor allem erinnern, später, als wir grcßer waren, da waren wir zu dumm, um ihn zu verstehen. Denn um ihn zu lieben, dazu gehörte der naiv« Instinkt eines Kin des, do» noch fühlt, wer es gut mtt ihm meint, nicht da» erst« Gären alle» verachtender Knabenjahre. Da seh« ich ihn zwischen un» kreischenden, brüllenden, raufenden Quartanern, wenn er am Ende der Pause In seinem langen, grauen Gehrock gemessenen Schrlt- tk» in unsere „Schwammschlacht" hineintrat und mit ! einer Stimme voll unendlicher Güte sagte: „Aber Kinder, aber Kinder, auf die Plätze. . ? Er ließ jeden alle» plaudern, wa» er auf dem Herzen hatte: baß seine Großmutter gestorben; oder daß er am Sonnabend tn den „T«ll" dürfe; oder daß die Tante sich gestern einen Stockzahn ausgebrochcn habe. Für jeden batte er Zeit, für jeden ein Wort liebevollen Verstehen». Kam die Feuerwehr oder gar ein grp- pelin in Sehweite unserer Schule vorbei, dann durs ten wir alle zwei Minuten lang auf dir Fenster- bretter klettern. Meisten» wurden es aber fünf. Ich sehe ihn noch, wie er einmal kopfschüttelnd, ohne ein Wort zu sagen, einem von uns ein Erlcmporalehest zurückgab, in dem viel Rot und wenig Weiß zu sehen war. Und als wir uns das Buch dann in der Pause ansahen, da stand unter der letzten Arbeit „Leider 4". Wurden wir aber manchmal gar zu wild, dann ver sprach er, „von nächstem Montag an andere Saiten aufzuziehcn". Diesen Montag haben wir nie erlebt. Der alte Lehrer war nicht verbittert, nicht miß trauisch, nicht kleinlich, wie mancher seiner Kollegen, er war auch nicht kalt und hart, sondern weich und gütig, fein, groß und warmen Herzens, da« offen dalag, jede Ostern dreißig Quartaner aufzunehmen. Und was ihn vor allem von vielen anderen seiner Zunft unterschied, war dies: er hielt jeden von uns zunächst für gut und anständig und ließ sich nur langsam, vielleicht nie, vom Gegenteil überzeugen. Er sah nicht in jedem seiner Schüler etwas Feind liches, sondern einen kleinen Freund, dessen Seelchen er Kegen und pflegen mußte. Darum ist er an jenem Oktobertag auch mir Er wachsenen al» lieber Freund gestorben. Di« Pietät der Herero- Don Rock« Hock» Die Premierminister der großbritischen Domi nions und Kolonien tagten jetzt in London — und man hört stolze Worte: wie glorreich England die ehcmal» deutschen Besitzungen in Afrika verwalte. Al» hott' ich ihn bestellt, trifft eben ein alter Freund au» Südwest in München «in und erzählt mir «in kleine», für Afrika und England gleich be zeichnende» Geschehnis, das er jüngst dort unten mit- angesehen hat. » Eh ich ober meinem Freund, dem Farmer, da« Wort erteile, muß ich an einige Ereignisse tn Deutsch- Südwest erinnern: Im Herbst 1903 hatten sich im Hochland de« Süden» die Hottentottischen Bondelzwart« gerührt. Während die Schutztruppe sie bekämpfte und be zwang, erhoben sich — der Norden de» Gebiete» war nun entblößt — -1« «tt stärkeren Herero, va» vlenatag, ckea 20. Hovomder Oie gefährdete Krankenversicherung Dir Allaemcine Ottttrankenkafl« für die DtakN Seivziq fchrcwt um»; Unter dieser Ueberschrtst bar der verband der Aerzie Dtu.scdlandZ auch den vtestaen Tayct^ttunarn «tn« länqer« Stnscnoung gesandt, tck« für unsere nage i« tetncr Weis« zutrifft und deshalb nicht in di« Lcipziaer Z«itt:ngcn gestört dättc. Wir d«richtigen ins besondere folgendes: 1. SS tti nicht richtig, datz hier den Acrztcn dl« Per- swreidung mickriger nnd unenivehrlicber Heilmittel, z. B. aller Jod-, Eifcn. und Arsenprüparate, verboten Word«» wäre. Die Lerswrcibung von Salversan dort in dcn Fälle», in denen «S nach ärztlicher Ansicht notwendig und erfolgversprechend ist, erlolgen. Die Einschränkung de» JalvarsanverbrauchS ist im Einvernehmen mit dem Vorstand der hiesigen Wirtschaftlichen Vereinigung der Aerzte crfolgi. nachdem sich ein Salvarsanmitzbrauch her- anSgrstellt batte. 2. Die Betiimmrmg, da- die Kassenmtrglicder 10 Pro zent der Kosten für Arzneien seilst zu tragen baden. ,N vom Reiche erlassen und must durwgefiibkt werden. Den Kassen kann deshalb niemand einen Borwurf machen. 3. Den Leipziger Acrzten ist mttgctrllt wordcn daß ste die für die laufende BercchnungSwochc zustcdenden Beträge, wie immer, pünktlich am 19. d. M. erhalten sollen. Un, ein« Verzögerung durch Uederwetsung zu vermeiden, werden die Betrüge sogar tn der Kasse bar ansgezablt. Den hiesigen Aerzten ist nicht erbssnet worden haft sie aus Bezahlung ihrer Arbeit nicht mehr rechnen könnten auch n.ckn, datz sie di« Behandlungs kosten unmittelbar von dcn Kranken einziehr» möchten. Das c^egenteil ist richtig: Jede Bezahlung an Aerzte. durch Kassen Mitglieder hat zu unterbleiben. 4. ES '.st nicht richtig, datz die Aerztc fast unent geltlich tiir die Kasten gearbeitet Hütten: ste leben viel mehr tast auSschlictzlich von dcn Krankenkassen, nachdem ihre früher^ Privatkundschast auSgcvliebe« ist. Der Vorstand der Wirtschaftlichen Vereinigung der Aerzte Leipzigs bat uns gegenüber wiederholt anerkannt, datz die Bezahlung der Aerzte in Leipzig ordnungS- matzt« erfolgt und die gegenseitigen Beziehungen an genehm sind. Um so mehr ist die Versendung des sür Leipzig nick» zutreffenden Artikels an die Leipziger Zeitungen zu deoaucrn. da dadurch ein ganz foLschos Bild erweckt wird. Wenn die Aerzte auch in Leipzig Kampf haben wollen und zur Stimmungsmache die Verordnung des ReichSarvctirministeriuiiN!» über Srankenbils« ver- wcndeu wollen, so können die Kasscnmitglicder dem in Ruhe entgegenscben. Die Verordnung bestimmt nichts anderes, alS dqtz Aerzte. die sich wiederholt schwere Ver- ktötze in der Kassenpraxis haben zuschulden komme» lassen, vouverKassenpraxisauSgeschlossen werden könncn. Datz es solche Aerzte auch in Leipzig gibt, ist ainU den! Vorstand der WirtfchasNichcn Ver einigung dvr Aerzte bekannt und veNmlb war diese Ver ordnung durchaus notwendig. Oer Kommunisten'prozeß (4. Verhandlung stag.) Die Verhandlung vor dem Reichsgericht be ginnt um 9 Uhr vormittags mit der Vernehmung der Belastungszeugen Irene Sommerfeld, Hanna Schneider und des Besitzers Sommerfeld aus > Gutengermendork. Die Zeugen mußten ihre Airssoge dahin beschränken, daß sie di« Wahrheit der von deu Angeklagten gemachten Angaben über den UeberkoU aus Gutengermendorf bestätigten. Die Angeklage- schrift hatte diesen Ueberfall wesentlich anders dar gestellt. Bei der Vereidigung der Zeuge» kommt es zu einem Zusammenstoß zwischen den Zuschauern und dem Dor- sitzenden, da ein Teil bei der Leistung der Eides formel nicht auiitehen will. Der Vorsitzende drokk den Sitzungssaal räumen zu lasten. Die Zuickiauer stehen infolgedessen lieber mir aui. Die Angeklagten bleiben bei Leistung der E dessorrnel sitzen. Das Gericht tritt dann in die Vernehmung de» Angeklagten Heß ein. Heß ist herzkrank und darf seine Aussagen sitzend mache:,. Er erzöhlr sehr aus führlich seinen Lebensweg. * Der verurtclltc Rechtrlonsuleat. Der Vrozeß- agent Hermann Krause in L.-Reudnitz wurde von üer zweiten Strafkammer des Landgerichts Leipzig wegen Betrug und Untreue zu einer Strafe uoir einem Jahr vier Monaten Gefängnis und drei Zabre» Ehrenrechtsverlust verurteilt. Der Angeklagte hatte als Angestellter einer Firma im November 1921 den Betrag von 3000 Mark erhalten, um einen Arrest gegen einen Kunden der Firma auszubringen, tn dem zweiten Falle hatte er von einer anderen Firma in Stamm der Bantu, ihrer 80 000 oder gar SO 000. An k ihrer Spitze stand der Großkapitän („Omuhona") I Samuel Maharero. Seine Stammburg, wenn i man so sogen darf, war Okahandja. Sie überfielen kurz nach Neujahr 1904 sengend und mordend die deutschen Gehöfte und Pfarreien in Darnaraland. Alle weißen Monn mußten zu den Fahnen eilen — Witboi hals — au« Europa traf Generalleutnant v. Trotha mit vieltausend Soldaten ein — dann erst, nach schwerem, wechselvollem Ringen, gelang es, Mitte August 1904, die Hereros am Waterberg ein- zukreisen. Sie wurden ausgerieben und verloren fast alles Vieh. Samuel Maharero aber mit Gruppen seiner Ge- treuesten brach nach Osten durch, tn das „Dursts«!!»* — Omahcke — eine buschige, trostlose Hochfläche von 300 Kilometer Tiefe. Man fand sie später mit Ge rippen der geflohenen Hereros übersät. Gehetzt und zerrissen, nach einem Marsch über ,',60 Kilometer Lustlinie, erreichte Samuel Maharero dcn Ngamisec in Britisch-Bctschuanaland und durfte sich dort niederlasscn. Und nun erzählt mein Freund: In diesem Frühling ist der greise Samuel Maharero in seinem Asyl am Ngamisce gestorben. Da richteten die Hereros eine Bittschrift an die Unionsregierung von Südafrika: es möge ihnen er laubt werden, die Leiche ihre» Großkapi» täns in der Heimat zu bestatten — zu Okahandja, wo schon der berühmte Vater Samuels ruht, gleichfalls Maharero mit Namen. Die Unionsregterung willigte «in; doch müßten die pietätvollen Untertanen die Kosten der letzten Reise ihre» Herrscher» selbst bezahlen. Keine kleine Reise: der gerade Weg, durch da» Durstseld, ist ungangbar. Man brachte die Leich« quer durch ganz Betschuana nach Bulawayo in Mata- ! beleland, Station der Kap Kairo-Bohn; von dort über Kimberley, Warmbad endlich an da» Ziel. (Wohl 3600 Kilometer Weg» — wie von Lissabon oi» Odessa.) Zn Okahandja nun, Juli 1923, ktvlte sich jene« merkwürdig« Sreigni» ab, von den» ich vorhin sprach; da» ein Schlaglicht wirst auf die Kolonialfysteme: Die Hereros nämlich waren in mächtigen Haufen erschienen, um die Leiche de« Großkapital,» im Vater land« zu begrüßen. Dir Empfangsfeier mußte von den Behörde» ver boten »vedea. der erst«» Halste de» Jahres 1922 Beträge m H-h, vvn 17405 bzw. 8952 Mark zur Bezahlung von nungen erhalten, in dem dritten Falle hatte er mehrere Einzrlposte» im Gesamtbetrag« von 350 000 Mark zur Bezahlung mehrerer Gläuv.ger erhalten, und in dem vierten Falle hatte er dem damaligen In- hover eines Geschäfts sich erboten, für dielen eme an- aeblich vor der Kriminalpolizei sclzwebenden Auge- legenheit zu vertreten und zu regeln. Durch dir Be- weisaufnahme ist als erwiesen angesehen worden, daß der Angeklagte die erhaltenen Belräge für sich ver wendet hat- * Todesurteil im Raubmordprozeß BÜUuer. Wie aus Hamburg gemeldet wird, sind Beistand, lungen über den bestialv «n Doppel-Raub mord an dem Händler-Ehepaar Arthur Rügener nunmehr zu Ende geführt. Auf Anzeige von Nachbarn fanden Polizeibeamte im April in der betrefiendcn Wohnung mich gewaltsamer Oeffnung auf dem Fuß- boden der Küche in einer großen Blutlache d e Laiche des Rögener, di« in der rechten Hand ein Stemmeisen umklammert hielt. Auf dem Küchen tisch lag ein großer Hammer. Die Leiche, der die Schädeldecke zertrümmert war, bedeckte «in großer Mandel und eine rote Jacke. Bei einer weiteren Durchsuchung der Wohnung fand man in der neben der Küche befindlichen Speisekammer die Leiche v o nF ra u R ö g e ne r mit Kopf und Hals in einem mit Wasser angefiilltcn Eimer. Di« Frau wies schwere Zkrletzung-n an der Schädeldecke und an der Stirn, sowie tiefe Schnittwunden am Nacken auf. Im Haar steckt« ein blutbeflecktes T schmesser. An ver schiedenen Stellen der Wohnung fand man zerstre te Geldbeträge und die Schränk« geöffnet. Goldene Wertgegenstände und Kleidungsstücke wurden ver mißt. Auf der Suche nach dem Mörder vergingen mehrere Wochen. Piötzlich traf anfangs Mai die Nachricht aus Dresden ein. daß aus Antrag der Hamburger Polizei dort der Täter, der Händler Moritz Ernst Büttner ermittelt und verhaftet worden sei. Einen großen Teil der Beutestücke habe er im Besitz gehabt. Gr leugnetedie Tat und will di« Sachen von einem Unbekannten gekauft haben. Büttner ist ein langjähriger Bekannter Rogeners und auch häufig in der Wohnung gewesen. Bei seiner Vernehmung hat er seinen letzten Besuch bei Rogener so geschildert, daß die Polizei annehmen konnte, er mässe am Mordtage dort gewesen sein. Bei dem Verhör verwickelte er sich häufig in Widersprüche. Der Indizienbeweis war andererseits so schlo.gerÄ», daß Ke Geschworenen aus Grund dieser Tatsache zu der Bejahung der Schuldfrage kamen. Das Gericht verurteilte daraufhin den Büttner zum Tode und dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Kunstkalender Kleines Tnectter. Am Dttttwow «ButztagV den 21. uud Zrettag, dcn 23. Rovcinvcr, wird neu cinstudierr Ludermonns Äh'auwiel: Hciinal- gegeben. In Veit Hauptrollen and beickäfrig:, die Damen: Koisswewika. Edrisien, Aürfteirau. Loewe: die Herren: Ketzler. Wedlick. Ulrich, -ÜauluS. Auch Sonniag (Dolensonmaz), den 2S. gelangt Hennat zur Aufjühlung. Donnerstag den 22. Novemver. wird lentmaliq „Klarlsses halbes Her;" gegeben. . » Uebrr kostbare Drulle (mir Ausstellung) spricht Dr. Julius Nodcnbera iu der Typographischen GrsellVaaii am Mittwoch (Bußtag) vormittags ^11 Uhr im Vor- tragssaale der Deutschen Bücherei. Cüäste, auch Dämon, sind herzlich lottUommrn. Leipziger Kunftvercin. Die gegenwärtige Ausstellung von Oelgemälven, Aquarellen. Zeichnungen und Vraph.k von Reinhold Neubauer Berlin, Hugo Bcctcx, Heinrich Hutzmann. Hann- Zetbmeyer, sämtlich Leipzig, Hand Meybodcn-DreSven und von plastisch«» Arbeiten von M. Alf. Drumme-Letpzig. erfreut sich in den Kreisen v:r Kunstfreunde regsten Interesses, das sich schon in ver schiedenen Verkäufen ausgcwirv har. Konzert «blinderer Künstler. Am Bußtag den 21. November, findet im Sanssouci. Elsterstratzc, ein Kon zert erblindeter Künstler statt. Da» 2. Oinfoniekouzeri der Deutschen Bühne Leipzig e. B. unter Mitwirkung von Prof. Gustav Hapemanu, Berlin (Violine), finde, am 23. d. M. abends 8 Uhr im Großen FestseaLe des ZentralthcatcrS statt. Zur Dar bietung gelangen Werke von Haydn, Accihoven und Wagner. Karten bei den bekannten Verkaufsstellen (siche auch AnschlagSMulen) und der Deutschen Biihne, Diliril- ring 17 (Fernsprecher 14 300). Die Hereros, einst Deutschlands geschworene Fc'nde, trugen nämlich wie e i n Mann schwarzwc ß- rote Armbinden, schwarzwcißrote Kokarden — vor- auf eine große schwarzweißrote Fahne. Erst als die verpönten Zeichen beseitigt waren, rrlanbte die Behörde die festliche Bestattung. Live Sammlung von Mcphistodarstelleru. Die Theatersammlung der Wiener Rational- bibliothek hat als SchenklMg eines Viag strals- offizials, Herrn R. Lumberger, eine Sammlung ge schenkt bekommen, die 102 Bilder der bedeu- tendsten Mephistodarsteller enthält. Sie hat unter den Raritäten Schauspieler wie Lobe, Seydelmann, Weiße, bringt berühmte Typen, wie Lewinsky und Mitterwurzcr, und geht bei den Mo dernen bi« zu Reinhardt, Jarno, Steinbrück, Basse.» mann und Klöpfer. Die schwere Kunst, gesund zu bleiben. Leicht hat es der Mensch wahrlich nicht, sich durch gewissenhafte Befolgung der Vorschriften der modernen Hygiene die Krankheiten vom Leibe zu halten und sich die Anwart schaft auf ein langes Leben zu sichern* Das bezeugen »ur Genüge die rigorosen Vorschriften, die Ke New Dork Akademie der Medizin zu Nutz und Frommen der Menschheit erlassen hat, und die die folgenden hygienischen Gebote als unerläßliche Vorbedingungen des menschlichen Wohlbefindens ver- künden: „Entferne fast alle Möbel aus der Wohnung und behalte nur das Allernotwendigste. Wirf alle Haustier«, Hunde, Katzen, Affen, Eichhorn- chen, weiße Mause, Hühner und Tauben «rbarmungs- los hinaus. Behilf dich ohne Vorhänge, Teppiche, Gemälde, Düsten und Nippe» und schaffe endlich alle« av» dem Zimmer, was al» Staubfänger und Staub träger anzusehen ist. Laß dein Zimmer nie mit dem Deseu fegen und dulde keinen Abtreter vor deiner Tür. Da» Parkett muß au» eisenhartem Holz lein- auch ist streng daraus zu achten, daß die Fenster deiner Wohnung ununterbrochen geöffnet bleiben." Ob» Lind x» hock». Di« Münchner Jugend" erzählt: Mit meine» Neunjährigen berat« ich die Ovationen zu Vater» Geburtstag. Da erkundigt sich der Junge nach de« Älter de« Pater». M Jahre," antwortete ich. „Weißt Du, Mutti," meint er darauf, „soviel Lichter können wir nicht anstecken. Wir nehmen 7 Stück und stellen rin Schild darunter: Multi- plikatar«" _
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