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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-15
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Vorureretug, ckeu IS. Hov««d«e Sett« » ^sgesderirkt Ludendorffs Keuertaufe Pom Münchner Kriegsschluplatz, der örtlich, -»ertlich und in jedem Sinne außerordentlich beschränk Ist, kommen immer neue Einzelheiten. Al» Ludendorff und Hirler noch der denkwürdigen Ausrufung der nationalen Revolution hoch zu Roß im LOpferd.gen Mercedes nach der Residenz fuhren, gefolgt von den Hitlerbanden, stießen sie aus die ersten Posten!erien der grünen Polizei. »Hitler forderte die Leute auf, sich zu ergeben. Ein Teil legte die Waffen wcq. Aber tsie andern wehrten sich Maschinengewehre begannen zu feuern. Hitler knickte zusammen... Im Nu lagen ungefähr zwanzig Leute auf dem Asphalt. Luden dorff war aus dem Auto gesprungen. Er blieb stehen und hob die Hände hoch: ,Ri^hl schie ßen I' Dann ging er, ein Hilierofstzier i^m zur Seite, auf die Kahrrruppen zu, während die Kugeln noch immer pfiffen. Als dir Kahrrruppen Luden- dorff erkannren, verstummte das Feuer. Ludendorff ging auf den tommandirrenden Offizier zu. Ein Gruß, ein paar Worte. Ludendorff ist lrcfangen!" Der Augenblick ist historisch Nicht etwa, weil Ludendorff gesungen wurde (wer weiß, ob das von Datier ist . . .), sonder» weil er zum erstenmul »n seinem Leben Kugeln pfeifen gehört und Pulver ge rochen hat. Spät, aber doch. Ein symbolischer Augenblick: Der ewige Kudetr empfang: als ab- gedankrer Generalissimus seine Feuertaufe. So rnndet sich eine militärische Laufbahn zu ihtir Vollendung. Selbst der Heldentod, den er so oft kommandiert hat, wendet sich, da er ihm auf sein? alten Tage zrun erstenmal in die Augen blickt, von diesem Feldmurschall ab. Di? Gelegenheit war für Ludendorff günstig, wie »roch nie in den fünf ver gangenen Jahren des Weltkrieges, aber Ludendorfs hob die Hände hock) und winkte ab: Ditte, nichr schießen! Für einen Generalissimus.ist kein Heldentod ge wachsen, und unrühmlich verläßt er diesen wie jenen Kricgsschanplatt. Daß aber solches möglich und nichr nur möglich, sondern selbstverständlich ist, sollten sich die Völker für künftige Kriege merken. Solange die Feldherren an der Spitze ihrer Truppen ihre Brust den Lanzen- spitzen, Pfeilen und Kugeln darboteu, wie jeder Soldat, war dec Krieg noch eine anständige An gelegenheit. Die heutigen Kriege aber, die den Strategen die Fenerrause ersparen, sind unanständig. Mau wird in Zukunft nach dem berühmten Muster eine? gloriosen und siegreichen Generals die Hände hoch hebe«! und den Heldentod mit einem „Bitte, nicht schießen!" abminlen; man wird den ehrenvollen Vortrirt in den Heldentod mit den Worten ablchnen: Mit Ihnen, Herr General, oder gar nicht! Und da die Sache einen persönliche» Ein sah erfordert, wird der Feldmarschall lieber r^r- zichlcn. Die kibpersvnlich: Haftung des Gene-alissi- mu? bedeut:: das Ende des Krieges. Irendsrl Leipziger TsKserrngszahl Ttichina 14. Nov.: 25 »43 vltt» l»vtt ftOV. ruch-tts, 12. Nov.: 17 LU 5 MU) <tt>0. Die inucre (HeiSrnt »vertu«« bclrng am 14. 11., gemessen an ver Tenernnc<sza!U Sc» Ttalistischen Amts 125 94:r M)<t OM)MlO.-1, seit: 12. 11. 45 Pro;., 7. II. 188 Pro»., 5. 11. 22» Pro;., 2. II. 1180 Pro;., 2». 10. 215» Pro;., 2V. 1V. 3014 Pro;., 24. 10. 4323 Pro;., 22. ;0. 1714 Pro;., 1». 10. 305» Pro;. Der Werr des Pstrr«»«» für die Bereck» nrnra ver städtischen (Hebühren (Dünger abfuhr usw.) beträgt heute 3 Milliarden Mark». Neue Löhne für Hausangestellte. Die Löhne der Hausangestellte» für Leipzig und Umgebung für die Woche vom 11. bis 17. November 1923 regeln sich in der Gestalt, daß auf die Löhne der Vorwoche 127 Prozent aufgerechnet «»erden. Heiraten noch möglich? Oie unerschwingliche Aussteuer — Wenn die meisten Ettern, mochte« sie es zugeben oder nicht, ee auch rech: gern sahen, daß ihre Töchter, besonders wenn sie deren mehrere hatten, : ziemlich seich umer die Haube kamen, so bedeutet: ' die Ausstattung der heiratenden Töchter für die Eltern auch vor dem Kriege bereits ein außervrdent- lich schwer zu lösendes Problem. Ja, es gab zahl reiche mit Glückogütern gar nicht gesegnete Eltern, die schweren Herzens darauf verzichten mußten, dem zukünftigen Eidam die Verehelichung mit den Töch tern des Halises durch die Milgabe einer mehr oder weniger umfangreichen Ausstattung noch will- tommener erscheinen zu lassen. In den Borkrregs- tagen, die uns heute als dir goldesten erscheinen, gingen bereits zahlreiche Mädchen aufs Standesamt in der Hoffnung, die mangelnde Ausstattung durch verdoppeltes Harrshnlten vielleicht noch nachträglich erwerben zn können. Als Portriegörcgel muß indes angesehen werden, daß die heira» t enden Töchter unseres Volkes die Wäsche- und Möbelausstattung in die Ehe mit brachten, mochte die Bereitstellung der not wendigen Mittel den Eltern auch recht viel Kopf zerbrechen machen. Es gab ja so viele Abstufungen im Umfange und in der Qualitär der Ausstattungen, daß schon eine Aussteuer arwfindig gemacht werden konnte, die in ihrer Preisgestaltung den Der- mögensverhälrnisien der Brauteltern entsprach. Uns liegt der Katalog einer der ersten Leipziger Braut- auestattungsfirmrn ans dem Frühjahr 1914 vor. Dieser sieht Zehn verschiedene komplette WäsmearlS- stattungen vor, deren billigste sich auf 847,22 Mark stellte. Zn größeren und kleineren Etappen wurde für die teuerste Ausstattung der respektable Preis von 11309M Mark erklommen. Besonders inter essant erscheint, daß bereits die billigste Ausstattung Lentebrtten und Leute- bctrwäsche vor sah. Es wurde also damals, in grauen, jetzt zehn Jahre zurückliegenden Vorzeiten als selbstverständlich erachtet, daß selbst das über be scheidenste Mittel verfügende stunde Ehepaar in der Lage war, sich Dienstboten zu halten. Im übrigen sehen alle zehn Ausstattungen aus dem Jahre 1914 gleichmäßig folgende einzelnen Bestandteile vor: Leibwäsche, Belten und Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher, Küchenwäsche, Leutebetten und ^Bett wäsche nnd dazu noch sämtliche dazugehörigen Bett stellen und Matratzen. Die teuerste Ausstattung unterschied sich von der billigsten also nur in der Dualität der Stosse. Der Katalog bemerk dazu uusdrücklich: «Die Zusammenstellung der Kosten anschläge ist hinsichtlich Quantitäten imd Größen dell heutigen Anschauungen angepaßt worden; die verschiedenen Preislagen sollen jeden Ansprüchen gerecht werden, nnd wir haben nicht etwa das Prinzip verfolgt, die höheren Preislagen durch ent sprechende Vermehrung der einzelnen Positioner» zu erreichen, denn bas wäre den heutigen Absichten nnd Bedürfnissen direkt entgegengearbeitet, sondern wir erreichen dieselben einzig nnd allein durch Vermehrung der Eleganz. Selbst verständlich können sämtliche Positionen nach dem jeweilig persönlichen Empsinden beliebig geändert werden." Das geschenkte Geschirr Mir der Sorge nm die Anschaffung des für das jnnge Paar notwendigen Küchen- und Tafelgeschirrs brauchten sich die Vra^teliern vor der» Kriege nur in vermindertet» Maße zu plagen, denn die jung« Frau konnte mir ziemlicher Sicherheit darauf rech nen, einen großen Teil des benötigten Porzellans. Glases und Steingutes, sowie Bestecks als Hoch- zeirsgeschent überreicht zu erhalten. Die «leisten Hochzeitsgäste waren froh, durch das Spenden der erwähnten Gegenstände aus der Ver legenheit: was sollen wir schenken? heraus zu sein. Abgesehen von der Frage der Wäscheausstat tung, blieb also den Eltern der jungen Frau Graue Theorie und grüne Praxis nur noch die Lösung des Rätsel» übrig: Wie be schaffen wir die Möbelaussteuer? Möbel waren gewiß teurer als Wäsche, hätten also häufig zu der Klivpe werden können, an der die redlichsten Ausstatrungsabsichten der Eltern hätten scheitern können, falls die überschüssigen Mittel zu ihrer Be schaffung nichr vorrätig waren. Da Kaisen die zahlreich vorhandenen Möbelabzahlungs geschäfte, die gegen verhältnismäßig geringe Anzahlung und kleine monatliche Abzahlungen den jung Verheirateten ohne weiteres die gesamte Einrichtung lieferten, die endgültig in deren Besitz überging, wenn der gesamte Kaufberrag voll er legt war. Wir dürfen also zusammenfassen, daß bereit» vor dem Kriege der Beschaffung des gesamten Heirats gutes nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten ent- gegenstanüen, daß diese aber, wenn auch bisweilen durch Zuhilfenahme des Abzahlrmgvmodus, doch mit verhältnismäßig geringer Mühe bewältigt werden konnten. Heute dagegen ? Selbst angenommen, die Goldmarkpreise wären gerum die gleichen geblieben, wie vor dem Kriege, was indessen, wie man weiß, keineswegs der Fall ist, würde eine durchschnittliche Wäscheausstattung sich auf c«. 1 000 000 000 000 000 gleich tausend Billionen Papiermark stellen. Wir glauben, daß die logische Folgerung aus dieser Zahl ohne weiteres gegeben ist: es ist heute fiir mindestens 95 Prozent aller Eltern unmöglich, ihren Töchtern, ja selbst'einer ein- zigen Tochter auch nur die tovlplette Wäschesteuer mitzugeben, von der Möbeleinrichtung, aber auch von dem notwendigen Geschirr, das nicht mehr als willkommene« Hochzeitsgeschent dargebracht wird, ganz zn schweiget». Diese Tatsache ist so ohne weiteres einleuchtend, daß es unnötig erscheint, sie noch besonders -u erhärten. Wir wollen daher auch nur noch beiläufig erwähnen, daß die oben er wähnte Firma nns mugeteilt hat, seit vielen Jahren bereits würden von ihr keine kompletten Ausstattun gen mehr gekauft. Die oben erwähnten zehn Brautausstattungen ans dem Frühjahr 1914 sind die letzten, die seitens der Firma znsammengestellt wor den find. Also seit zehn Jahren hat die heirats lustige Welt in Deutschland mehr »rnd mehr darauf verzichten lernen müssen, für die Heirat eine kom plette Ausstattung als unumgängliche Vorbedingung anzusehen! Nnd heute, da die Teuerung Dimensio nen angetwmmen hat, die man noch vor wenigen Wochen nicht geahnt hatte, wirb es den allermeisten Eltern unmöglich sein, für ihre Töchter auch nur kümmerliche Bruchteile einer Ansstattnng zu kaufen. Es wird weiter geheiratet Soll nun aus dieser Tatsache gefolgert werden, daß nun überhaupt nicht mehr geheiratet werden kann? Die Theorie sagt „Ja", da aber grau und verstaubt all? Theorie und grün nnd daseinÄejahend des Leben» goldener Baum ist, sagt die Praxis „Nein"! Mögen die Aussichten, das gemeinsame Da sein zu fristen, auch immer kümmerlicher werden, mögen die Eltern außer ihrem Segen zur Aus- ftatttulg nichts deisteucrn können, es wird dennoch, imd zwar in verhältnismäßig wenig vermindertem Umfange, weiter geheiratet. In gewisser Beziehung kommt sogar die Not der Zeit den Heiratsabsichten der jungen Leute entgegen. Da leerstehende Woh nungen so gut wie gar nicht zu haben sind, find die allermeisten Neuvermählten darauf angewiesen, es sich in möblierten Zimmern mw Wohnungen so behaglich wie möglich zu machen. Wozu brauchen sie alsv heute noch MLk>el, die sie doch nicht verwenden können und t:e von vornh?r:in verurteil: wären, auf muffigen Speichern zu verstauben? Und die Wäscheausstattung? Da muß eben, so gut es irgend geht, Mutters Wäsche- ' schrank, der noch Schätze aus alten Zeiten enthält, ! herhalten. Was irgendwie dem Elternpaare ent- ! behrlich erscheint, muß heraus und den Grundstock des Wäschcbesitze» der jungen Leute bilden, auf dem in hoffentlich nicht mehr allzu fernen glücklicheren Tagen weiter gebaut werden kann. Das gleiche gilt von der Lösung der Geschirrfrage, soweit nichr die Vermieterin der möblierten Zimmer oder der Woh nung sich bereit erklärt, gegen Entrichtung einer be sonderen Gebühr da« benötigte Geschirr leitiweis« aus ihrer eigenen Wirtschaft zu überlassen. Rein zahlen mäßig betrachtet, kann man also seit Jahren bereits nicht mehr heiraten. Da aber die Menschen ein an passungsfähiges Geschlecht sind, haben es die heirats lustigen jungen Leute in Deutschland durch Um stellung auf die Bedürfnisse und Möglichieiten der Jetztzeit bi» auf den heutigen Tag immer noch ver mocht, eine bejahende Antwort aus die Frag? „Können wie heiraten?" zu errechnen. 0r Direktoren md Bkiate ml» Wern Sc-ölten! Tragi bei zur Linderung der Rot der Aermsten unseres Volkes durch fortlaufende Hergabe eines bestimmte« GehallSleilS an die Leipziger Winterhilfe (Zahlstellen bei allen Leipziger Banken!) Die Grundbeiräge beim Tele gramm- und Fernsprechverkehr Wertbeständige Sähe ab 15. November Im Telegramm- und Herusprecbverkebr werden die Gebührensätze vom 15. November au durch Ver- vielfachuna von (Srundbeträgrn mir dem nm Tage der Zahlung geltenden Umrechuunastaq für die Oteuermark berechnet. Tie wichuqsren Gründ betrüge sind im Telegrammverkehr r M Fernte-eglannne Wortgebühr 9,10 OrtStelearamme „ 0,02 für em Telegramm werden mindestens 8 Wörter gerechnet Zustellung bei ungenügender Anschrift ..... 0,3) Vorausbezahlung der Eilbestellung .... 0,M Stundung der Telegrapvenaebübren 2 v. H. des Betrag« der gestundeten Gebühren und außer ¬ dem für jedes Telegramm 0.02 »Abgekürzte Telegrammanschristen jährlich.... 30M Regelmäßige besondere Zustellung jährlich . . . 30,00 Vereinbarungen über abgekürzte Telegrammonscvristen sowie solche über regelmäßige besondere Zustellung der Telegramme lärmen bis zum 15. Dezember 1923 zum 1. Januar 1924 gekündigt werden. Im Fernverkehr: Lin Ortsgespräch von einer Teilnehmersielle oder einer öffentlichen Sprech stelle aus 0,10 M. »Mindestens werden sirr einen Hauptanschluß monatlich angerechnet in Ortsnetzen mir nick» mehr als MHaupumschl. LO L nsgespr. „ milmebralsäOdiseinschl.IWO30 „ „ „ „ 1000,, „ 10000,, 40 , „ 10000 „ 50 , Für ein Ferngespräch von nicht mehr als 8 Mrauten Dauer werden erhoben bei einer Entfernung bis 5 km ein' ' "cb 0,10 Mttrt „ „v.mebralSö bis 15 0,20 „ . „ „„ „ „12 „ 2-. „ OA , . ; » A M „ OA . „ „ SO „ IM „ „ OI) „ darüber hinaus für je angef. IM km mehr 0,30 „ Für dringende Gespräche das Dreifache, für Blitz gespräche das Hundertfache der Gesprächsgebühr für ein gewöhnliches Ferngespräch. Vottagsanmeldung 0,10 Mark Auskunstsgebühr 0,10 „ StreichungSgebübr fiir Gespräche .... 0,10 „ XL'-. V- oder X-Gebühr für 1 »Person je . 0,40 „ für jede weitere Person 0A> » Unfallmeldegebühr.......... 0,60 » Ein Liter Milch 40 Milliarde« Der Preis für ein Liter Vollmilch beträgt nach einer Mitteilung ves Zentral« verbanves ver Milchhändler vom 15. No vember an bis auf weiteres 4 v Milliar den Mark. vier glückliche Menschen 37j Roman von LUnor Slvn Als beides instand gesetzt, zog Martrutc die Vorhänge zu. „Ich glaube, wir sind jetzt glücklich — wenigstens bin ich es," meint: er. Eihelridas erstelltes Gesicht sagte tWM»e. Am Feuer stehend, begann Markrute mit er regter Stimme: „Folgen Sie mir bitte in zurückliegende Tage und in den Palast einer düsteren Stadt. Sie, die ihn bewohnte, war eine Ballettänzerin, und gleichzeitig ein musikalisches Genie. Bor allem aber e ne gute und schöne Frau. Ihr Geliebter war ein Kaiser. Ihr und ihren beiden Kindern, einem Knaben und einem Müdä>en, hatte er den Palast geschenkt. Der Knabe hatte von jeher die ausgesprochene Neigung, den Dingen auf den Grund zu gehen, i Hrohi al» eia Erbteil seines Großvaters Mütter- i i licherse'ks. Dieser Großvater war Spanier, be- deutender Gelehrter und Jude. — Seine Gattin, die Großmutter des Knaben, stammte aus altem spanischen Abclsaeschlecht. Ich gehe mit meinem Bericht so weit zurück, um Sie darauf aufmerksam zu machen, welche Rassenverfchiedenheiten sich in dem Knaben ver ein gen. Die Tochter dieses Paares, die in dem düste ren Palast wohnende Geliebte des Kaisers, war eine reichbegab'e und außerordentlich glücklickie Frau — ebenso waren es ihre beiden Kinder. M t dem fünfzehnten Jahre verlor der Knabe sei?e Mutter: — seinen Vater, den Kaiser, sah er »ur selten, und die zwei Jahre jüngere Schwester war das einzige, was ihm zu lieben übriqblieb. Der Junge war sorgfältig erzogen worden, hatte aber einen Hang zum Träumen von jeher gehabt. Dieser Hang mußte bekämpft werden, und zwar durch d e Erkenntnis, daß Träunre mit dem Emporkommen eines Mannes nichts zu tun haben. Er fragte nichts nach der Krone, die sein Vater getragen; er hielt sich an das Erbteil, das ihm seine Mutter hinterlassen: die Fähigke t, durch eigene Kraft dem Sch cklal das Gleich gewicht zu halten. Als der Knabe zwanzig Jahre alt geworden, hatte er den Meißel an seine Zukunftspläne ge setzt. Es galt, ein großes Vermögen zu erwerben, und sich ein kleines Königreich, das nicht an Land und Herkommen gebunden war, zu grün den. — Von einem Engländer erzogen, schien ihm d-e englische Rasse als die gesündeste. Ec sand in ihr das meiste Verständnis für die Kunst zu leben. Demgemäß beschloß der Heimatlose, den keinerlei Patr ottsmus an die Scholle band, sich unter dem ihm sympathisä)en Volt Englands seine Stellung ;u verschaffen. Ls waren Jahre harter Arbeit, Vie zu dem Ziele hinführten; sie baden ihm als Lohn den klaren Blick für die . Jndioidual'tät seiner Mitmenschen gebrockt, t ohne Rücksicht auf Herkunft und Glauben. — Ms der Mann dann endlich nach dem Lande seiner Wahl kam, war er kein Suchender mehr, sondern ein Befehlender — Bei diesen Dorten erhob Francis Marlrute, der Besitzer, eines enormen Vermögens, der Herr über Wohl und Wehe so vieler Existenzen, das Haupt — und Ethelrida, die Tochter aus ur- altem Geschlecht, mußte, daß ihr Vater, der Her- zog, nicht stolzer sein konnte, als dieser Ä>hn einer spanischen Tänzerin. Etwas von des Mädchens verständnisinni gem Feingefühl ging zu Markrute hinüber. Sie, die dort in dem Schein des Feuers laß, das Haar von dem milden Licht der Eulenlampe versilbert, reichte ihm ihre leicht zitternde Hand. Er er- griff diese Hand und küßte sie, während er sich noch etwas unsicher neben sie setzte: „Sie verstehen mich," sagte er und dann lei- ser: „Meine Süße, me ne Heilige!" Langsam lehnte sich Ethelrida in das Kissen zurück, ohne den Versuch, ihre Hand aus der seiniaen zu ziehen: „Bitte fah.en Sie fort!" „In das Leben des Mannes trat ein großer Kummer. S^ine Schwester brachte Schande über sich und vie Ihrigen; sie starb unter auherordent- lich traurigen Verhältnissen, die ich hier »ur in sofern berühren möchte, als sie Kummer und Bitterkeit mit sich führten." Jäh abbrechend starrte Marirute ins Feuer. Der Ausdruck von Reue in seinem scharf ge schnittenen Gesicht veranlaßte Ethelrida unbe wußt, ihre feinen Finger fester um seine Hand zu schließen. „Der Mann war dann sehr Hari," fuhr der Bankier fort — „die Gunde, die seinem Stolz geschloßen worden, war zu tief. Stolz sollte der Antrieb zu großzügiger Handlunasweise sein, niemals darf der Stolze den, der gefehlt hat, mit Füßen treten. Das edle Weil», die dieses Bekenntnis hin- nimmt, wird alles Nähere der Tragödie erfahren, sobald sie solches wünscht. Die heutige Stunde aber soll dem Glück gehören. Gas heißt Glück? — Für mich umfaßt es da» ideal« Bild ein« Frau, wie es von Knabenzeiten an einer Men schenseele vorgeschwebt hat. Bor achtzehn Monaten dann, gelegentlich eines Hofballes, streifte den Suchenden wie mit sanftem Flügelschlage das Kleid einer Dame. Er schaute auf; und er wußte, daß „Sie" es end lich war, auf die er alle die Jahre gehofft. So wartete er auf ein weiteres Zusammentreffen, immer den Kopf voll wechselnder Pläne dafür, doch ohne anderes Resultat, als daß er sie ein oder zweimal flüchtig gesehen hatte. Schließlich kam der Tag einer großen Ein gebung. Da war seine Nichte, das Kind der Un glück! chen Schwester; schön, stolz — gut und ohne jedes Glück im Leben. Dieses Glück könnte sie an der Seite eines ihm bekannten edlen Aristokraten finden. Eine Sühne sollte diese Hei.at -'ein für die Härte, mit der er der Schwe ster einst begegnet. In erster L nie jedoch — es muß gesagt werden, eröffnete sich für den Mann selbst durch jene Heirat der Weg, der ihn seinem Ste'.n näher brachte." Markeute seufzte tief auf: „So ist es ge kommen." Er beugte sich vor und spähte nach Ethelridas Augen, in denen es feucht schimstiertze; ihre beiden Hände erfassend, küßte er deren rosige Flächen: „Ethelrida, Darling!" flüsterte er mit fast heiserer St'mme. „ich liebe dich mit nicrner gan- zen Seele. Sprich es aus, daß meine Frau werden willst." Ehe Ethelrida antworten konnte, hatte Franc»» sie bereits in seine Arme gezogen. Es gibt drei Dinge im Lel»en. die die Höhe punkte des Daieins bilden: es ist der Triumph des Feldhcrrn nach gewonnener Schlacht — dir Freude des Entdeckers; und die Wonne, welche die Liebe dem Menschen gewährt. Uni« der wachsamen kleinen Eule hatten zwei Menschen einen dieser Höhepunkt« erreicht. (Fortsetzung folgt.) Die vorllegende Ax-ade »»fatzt O Geilen
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