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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231113
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-13
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Seit« » l^gesderickt Dicniagssiimmung in -er Markthalle Die Woche bcgann auch diesmal wieder mir einem auflerordentlich flauen Geschäftsgang. Das Warenangedor war schwach. Die me freu, Verkaufs- st ndc h elten geschiosien. Auch die Käufer fehlten fast gänzlich. . Frischfleisch wurde nrchr gehandelt. Des- g'.e'.chsn gab es keine Eier 'Putten war nur an einer Stelle mit 860 Milliarden Hu haben. E- e f r i e r s l e i s ch war in reichlicher Menge vor handen. Suopenfleisch wurde mit 120, stippe und Kamm mir IIS, Keule mir ILO, Rmdstsiuh oh-.e Knochen mit 148, Rumpfstück mit 152, Rouladen und Lende mir 160, gehacktes Rind mit 148 Milliarden notiert. Kalbfleisch sollte LAI, 240 und 320 Milliarden, rdammeliieisch 280 und LOO Milliarden kosten. Wurst waren hatten abermals eine Erhöhung der Preise erfahren. Mut- und Leberwurst stellten sich auf 880, Poln sche, Knack- und Mettwurst auf je 020 Milliarden Mark. Mortadella.sollte 600, Sülzen» wurst 800 Milliarden kosten. Für Schinken wurde eine Villivn 120 Milliarden, für Schwarzfleisch eine Billion und 80 Milliarden verlangt. Speck fehlte. Auch Fettwulen waren nur schwach vertreten. Margarine schwankte zwischen 140 und 180 Mil liarden, Talg wurde mir 280 Milliarden angebotem Gewürztes Schweinefett sollte 400, KunsifpeiseftU 17o und 200 Milliarden kosten. Di: Fisch st ünde harten nur Weißfische aus- arleg.. Das Pfund kostete 100 Milliarden. Schorreu- hcrmze rrurven mit 80, Bücklinge mir 160 Milliarden das Pfund ungeboten. Weißkraut wurde mit 12, Weüchtlaur mit :»0, Rotkraut mit 20, Zwiebeln mir 17, Möhren mit '.2, Kohlrüben mit 10, Petersilie mit 5, Sellerie mit 10, Wurzeln mir 2a, Kurourn mir 25, Kohl mit b und Kohlrabi mit 20 Milliarden rwtisrr; Pilze schwanken zwischen 30 und 120 Milliarden Mark. Für Dirnen wurden 50 b's 80, für Tuftlvpsel 80 und für Musäpsr! 40 Milliarden verlang'.. Schi eßend« Fleischerläden Drohende Warenmangel infolge unerschwinglicher Preise Au' dem gestrigen Viehmaeiro, wo erstiuaiig auch Goldpreisen gehandelt wurde, haben sich dw Vieh preise g'-gerrübec donjenigtu d-r leyk-.n Morkrrages wirdrrrua um der« Mehrfache über schlagen. Ein gutes Rind von 12 Z-.nrn^r Lebendgewicht kostete 6 0 0 Dillionen, ein 2X o N7.'ur schweres Schwein 80 Dillionen Mark. Di er: Preise anzulegen wa.v süirm erheb' lick,en Teil der Leipziger Fleischer abfolur nicht möglich, r>',,u lanaren die inue.cr mehr zufauivre::» grschrimipsten Detriebsmii'.el nicht im entferntesten. Ec, -st infolgedessen leid'.r damit zu rechnen, daß kiu großer Tc'.l der Lripzigrr Fleischer wegen Ware u» mangel gezrrrnigea sein worden, die Geschäfte bis ans weiteres geschlossen zu holten. Das Liier Milch LV Milliarden Nach einer Mitteilung dcS ^eurral- verdarrde^ »»er Mtlchhanvter fttr Teiptig r»«ö Umgegend dedrügr de? Preis fite ein Liter Vollmilch vom 13. November ad bis ans weiteres 3 0 Milliarden Mark. W-Uervsraw.jccge für Dienstag, deu 14. Äsvrmver: Porübrrgeheade Pcwölkur'.gszuuvh.ue, zeirv-eisc Nebel und neblige Trübung, tagsüber meid, nachts vereinzelt noch leichte Fröste, schwache bis mäßig; südwestliche Winde. Zurück aus -em fernen Osten Line Unterredung mit Professor Driesch und seiner Gattin ia-ft «tAatzre,« »bl-xjodiH, ist Hk»,'. rstzesch, L«r c»s-iuiri»» i«r «a tz«1ejS«r U»I»«k sUÄ. i>e«l«<tel »»n !«tn«r SktUni, »»» «i»«r R«ts« »« »1« ««t. tzet»-s»k«h«t. «sch »«« KrM'^a L.-ystr1«a, »er t-rpp »vr I»« Velrrels« V«-»trt« di« u»-<« d»eSH«ir.ri> .Siril«!a-»dL«d euroi itzoa, dtledergtztL« l»»d, ttz Pros. Ha», Deieich d« «,ßx tt»lsch« PKUoiavk. -er d«S ri»di«r^mi»«r »L» Oe« Htrsa«! mit dem «roh«» L>b«V>»tz der «Seit —r!«gch, ->U. Bo» d«r chi « « (tsche « St«-i«r»»g di« zNtchtiiUorrsllä,«« Prkia, u»d N « « t i « » d«us»«, ha« P«,s. L«t«sch »e»i> tu Odin» sadoNN aus Slnladon^ der t«p<uUlchc» Netzermitg Ia »oririit« ^Oak«n, asd Ichticht ch, »«« siimdllch«« Uaiaerfil^te» M»is«d-a Laa ,)r»a,iLto a«d R«, A»rk mN ,,h«r»rdeaUich«r H«,jKchk«Ä a«s,b»«U»e,, AiakriLr darchqaert. Präs. Driesch tzai «I« POU»so»t> »i« e1>«aar1iDtz« V-«»lchlo»- ^»»»«««. M4 s«tzWer Zo.lo-e . i,i»z er i.i vec-SKaiem-tzi^ !»««» J»1»rra pir POi-t»s»^Ol« Lb«r -Rap d«r g»rsche»«ea au d«ar 2«« s,«t Si k»I»>cdolie sich kl». Ä«i>r« «am UltaUSoui«, sei», krdm<»s»lehrr uaä drr Wietl chkeittledr«. Oatzrmr «ri> «r»tz« Htveug« »aS KSchsr«. lultlktrueü^r LrUrft^acht. I. „Der Herr Professor celephouiert grundsäHiich nicht,' sagte mau mir, als ich im Hause Driesch an rief., Nun, da kann man nichts machen. Einem Philosophen ist es wirklich nicht zu verdenken, wenn er grundsätzlich nicht telephonier». Gegen eine persönliche Unterredung aber hat Professor Driesch nichts eiuzuwen^en. »Bitte, stellen Lis Fragen, was möchten Sie gern wissen?", beginnt Prost Driesch, als wir uns im Musikialon n cösr» lassen. „Ditte, erzählen Sie, ich werde, wenn Sie erlauben, dazwischen fragen. Aber zunächst: Wie sind Sie mir dem ,w i s s e n s ch a s t l k ch e n Er geb nie ihrer Reise zufrieden?" — „Meine Vor lesungen in den Universtlöten Peking und Nanking über „Kcuu und seine Nachfolger in Deutschland", § „Philosophie des Organismus", „Geschickte der suro- i päischm Philosophie". „Systematische Philosophie" 1 haben r.ir eins wertvolle Hörerschaft zugeführt. Die jungen Ehingen sind von hoher Intelligenz uud gut > oorgebildet. Ich hüll die Vorträge in deutscher und ' tnglischer Sptache, und Pros. Tschang ostdolmetschke sie, Gedanke für Gedankt. Diese Vorlesungen werden übllgcue demnächst u» chinesischer Sprache erscheinet». In Peking waren wir 5,'i, iu Nanking 2-j, Mo nate. In Japan wohnte t»er Minister des Innern, Vicomte Goio, und der deutsche Botschafter Dc. Sols zahlreichen Vorlesungen bei. Glänzend war die Auf- ! nähme durch die amerikanischen Universitäten, de reu j Gäste wir waren. Die Universitäten drüben find her vorragend eingerichtet. Die Philosophie steckt noch z ia den Anjängell, aber die Naturwissenschaften und f oi? Psychologie Mli) erstiiafstg ricersu." Unversehens sind wir in der Politik. Ich weiß nicht mehr recht, wie. Ja) glaube, von den Flag gen kamen wir ans d»»s politische Thema. Sobald «i»rn von Fahnen spricht, hl es auch schon unver meidlich. Die Glnnesen slaggten zir Ehren des be rühmten europäischen Gastes, aber wiewohl Ebirin eine Revolution hinter sich Hut, besitzt es — man r-ncke — doch nur eine Flügge. Hingegen flaggten nianch» Deutschen ir Ehina niik den Farben, die die 'ckeatrion bedeute,:. Dem gebildsreu Chinesen siel diese Mißachtung d.r Nestbsflagae aus. (So wirbt der Ar.r-iaudsden'.sche für ieiue icke im ul . . . Anne, des ! Atdl-foaae rr.) ^Wle sind dir poiinschen Verhältnisse In Ehinal'" ) -- ^In China gibt er- leine monarchisch« Reattio». Der I7)ährige .Kaisersproß kann in seinem Palast im Rordteil der verbotenen Stabt wohnen, die iu diesem Teil wirtlich verboten, im übrigen aber gegen Entree zu besichtigen ist. (Man zieg; die Parallele: Kaiser i Wilhelm als Gefangener in Potsdam . . . Anm. des ' Ansfeagels) Er ist Gefangener in seinem Bezirk, ! hat aber innerhalb seines Gebietes Macht über i Lebrr» uud Tod. China ist «in -urchaus demokratische» und liberale» Staatswesen. ! Vor erwm zwei Monaten wurde die Konstitution au- genommen, die der Weimarer Verfassung Tschung i-a: mir dem Sraatsmiuistec a. D. Dr. Hugo Preuß, den: Schöpser der Weimarer Versasiung, wiederholt kvrrespondiert. Die Wirren, i die innner rwch in China herrschen, haben nichts mit ! reatrionären Umtrieben zu tun, sondern sind auf das Intrigenspiel der Parteien und auf Machtsragen unter den ehrgeizigen Provinzgouverneuren zurück zuführen. Der mächtigste Gegner des neuen Präsi denten Tsao Kun ist der Gouverneur von Lüdchina Lün Hat Len, der in Kanton residiert, ein übrigens sehr gebildeter Main:. Die Armee, die aus dein beschäftigungslosen Kult- Proletariat gebildet ist, wird von den ehemaligen Gouverneuren geführt, die, entlasten, mitunter Bandenführer werden. Die entlassenen General« schreiben sehr viel über die Reorganisation der Armee. Dieses Söldnerheer genießt in China keine Achtung. Der chinesische Student ist pazifistisch und demokratisch; diese für China typische Gesinnung ist eine Folge des amerikanischen Einflusses, der ausschlaggeb-.nd ist. Neunzig Prozent der Ltudeureu studieren in Amerika, überdies unterhalten die Ver einigten Staaten 13 Missionsunioersitäten-in China." „Wie stehen China und Japan zu Deutschland?" „Sie sind ausgesprochen Seutschjreuudlich iwö franzojenfetudlich. Man verfolgt, auch in Amerika, den Lebenskampf des neuen Deutschlands mit der größten Teilnahme. Aber mit der Sympathie wäre es in dem 'Augenblick vorbei, da die Hitler- und Ludendorsf-Richrung zum Siege käme. Den passiven Widerstand verurteilt mau ebenso wie Franlreichs imrtnäckige Unversöhnlichkeit." „Haben Sie drüben den Eindruck gewonnen, als ob Amerika bereit wäre, Deutschland eine Anleihe zu geben?" ,Wer»i die Mark stabilisiert und die Repannimrs- summe fixiert wirb, kommt die amerikanische Anleihe, eher nick)!. Die öffentliche Meinung in Amerika hat für unsere WLH- rungsvcrhältnifse nur das eine Work: „siüto ccrentrst ?wiltckb: in !ü>torv." Ueüer das Verhältnis der Europäer zu den Chinesen erzähir Professor Driesch etwa soinendes- Mir Ausnahme der Amerikaner verstehen es die An gehörigen der fremden Staaten nicht, die Chinesen richtig zu beizandsln. Für den Europäer ist der Chinese schlechtweg der ^nnrive" (Eingeborene). Die Amerikaner betrachten ihre Arbeit in China als eine Kulrunnissiort, nicht rrur zum Rügen der Chinesen, sondern auch zu ihrem eigenen Vesten, weil sie so ihren jungen tvelehrten und Reizten in China günstige Ledensmöglichkriten schassen können. Cs- muß jeden Demokraten verletzen, »aß es den Chinesen verboten ist, im Park von Sämnghai spazieren zu gehen. Die Stadtmauer von Peking darf von Ehinr-sen nur iu euroM scher Kleidung betreten werden. (Enropärschs Mauern in China. Anm. des Ausfrngers.) Die europäische Kleidung ist auch in den gehobenen Gesellschaftskreisen ziemlich selter», wenngleich der Zopf nur noch von Kulis getragen wil-d. Der Chinese ist gegen die Fremden trotz alle dem sehr tolerant. Ein Beispiel: Bei einer religiösen Feier zu Buddhas Gevurrstug hielt Prof. Driesch in dem großen Tempel Fa-Hrurn-Szö vor einer riesige» Volksmenge, nachtwm zuvor der Abgesandte des Präsidenten gesprochen hatte, eine Rede über den Ein fluß des Buddhismus in Europa; nach ihm sprach dann noch «in amerikanischer Mssionar. Pros. Driesch blickt ans die Uhr und springt aus: Kolleg. „Meine Frau wird mich nun odiösen. . . Speisung von IS alle« Leute« Jur Nachahmung empfohlen Vom Zentraiverband der Arbeits-Invaliden und -Witwen Deutschland», Ortsgruppe Leipzig, Kohlen- straße 26, H. l., wird uns geschrieben: Eine edle Tar vollbringt Herr Anhur auf der Maa sch, L.-Lindenau. Er hat sich bereit erklärt, jede Woche 7Ü alte Leute unserer Organisation mir warmem Essen (mit Fleisch) zu bewirten. Die Nor dieser alten Lerne zu schildern, fehlen uns die Worte; dem edlen Spender zu danken, ist uns Pflicht. Den schönsten Donk wird der Geber haben, wenn er die kranken und schwachen Menschen sieht, wie dankerfüllt sie von der Gabe sind. Für viele ist es das erste warme Mittagessen seit Monaten. Da diese freiwillige Spende natürlich nur einen Teil zur Linderung der Not beiträgt und hierfür nur die Bedürftigen aus dem Westen Leipzigs in Frage kommen, so bittet die Organisation, daß diese» Beispiel auch in anderen Stadtteilen Leipzigs rege Nachahmung findet. Die Organisationsleitung ist jederzeit bereit, mit Spendern in Verhandlung zu treten. Einwohner Leipzigs, helft schnell und gern. Vor ollem die Industrie möge tatkräftig einareisen, denn die, welche Nor leiden, sind die Opfer der Arbeit. Dir Eßmarken gibt der Zentralverband au». Autounglück am Bölkerschtacht-entmai Am 12. Ü. M., nachts gegelt 12„30 Uhr, ist ein Pcrsoneniraftwagen mit einem mit Kartoffeln be ladenen Handwagen auf der Pteußenstraße -u- s a m m e n g e st o ß e n. Der Handwagen wurde von drei Personen nach der Stadt zu gezogen. Der Zu sammenstoß war so heftig, daß alle drei Per sonen schwer verietzt aufgehoben und nach dem Krankenhaus»' St. Jakob gebracht werden mußten. Der Führer und Bessrer des Kraftwagerrs be hauptet, durch einen ihm entgegenkommenden Kraft wagen mir zu grellen Schein werferlampe» geblendet worden zu sein und deshalb der» Handwagen nicht gesehen zu haben. Zeugen de» Un falles werde»» gebeten, sich baldigst bei der Krimino!- abteilirnq zu melden. ü» Noch ein AutounfaU Am 10. d. M. gegen 10 Uhr vormittags ist vor den. Hauplbahnhof ein 54jähriger Arbeiter durch einen Personenkraftwagen, der »ach An gäbe von Zeugen nicht zu schnell gefahren sein soll, ungefähren worden. Der Verunglückte ist am selben Tage im Krankenhausc St. Jakob seinen Verletzungen erlege n. Fremdes Ver schulden soll nicht vorliegen. Der E>oldumrech«u»g»jatz für die Reich^sieuern ! an» 13. November beträgt wie bisher ISO Milliarden. Klirgsveiwitdtgk UIIV Snegssttntervttrben« erbau«« ! DienKraz. den 13.. und Mitrwoch, den 14. November 1SSS, bou vorriittlugs 10 Nhr an <n drr Markthalle, Salerk, (Icke g^enttbei der Verwaltung, gegen Vorlegung Bc;uEarte deZ Oncamtt^ noaimaks 10—iLprozemIg.- j.ttbatttgc, iumirliepe -EausbaUschtnierseist- ,nn» KUspvetje von ckl Eroldpseumge«. Ersätze (kein Papier) m«bringen' Mutter, di- Du Dei»l eigenes Kind gut beköstigen kannst, laß ein darbende» Kind an Eurer Mahlzeit teilnehmen! Vermittlung dura- die „Winterhilfe", (Seschüftsstelle ZtadthauS, Eingang Rat» hausring, Untergeschoß Zimmer 023, Fernruf: Neues Rathaus Nr. 8S0 Meysrbeers Wiederkehr Neuinszenierung des „Propheten" ia der Leipziger Oper. Man muß den Versuch, Meverbeers „-Propheten" vor Gegenwart wieder zu gewinnen, von zwei ver schiedenen Gesichtspunkte»» werten. Und man kommt dann ebenso zur Ablehnung wie zur Bejahung. Ad- zulehnen: falls mit solchem Versuch gesagt sein soll, daß dies T bester der französischen Romantik unser Theater, diese stoffliche Welt Scrides unser« Welt, diese Musik Menerbeers unsere Musik sein könne. Anzucrkennen: falls man nur zeigen wollt«, daß in einem geschichtlich gewordenen Werk noch Werre ge borgen sind, die unsere Zeit achte«, m(erkennen, schöpferisch umwerren könnt«. Zweifellos schwingt um Meoerveers Oper mehr kulturgeschichtlicher Nimbus als nm dar Werk irgend eines mufikhisroristben 'Repräsentanten. Tir Musik Meverbcers, so wahltt-e sie vorhandene Ltilelemente aufsüngt und zu einem Pseudostil abrichre», spiegelt doch auf ihrer ganzen Fläche ein Ensemble von zeit geschichtlichen, sozialen Verhältnissen, welches sich b's in Einzelheiten «diesen läßt — falls jene Fläch« blank und von sauberen, kundigen Händen geputzt ist. Wir haben de»» dislorisckeu Adstmrd zu Meyer- beer' und seiner Zeit auf Kosten unserer eigenen Ur sprünglichkeit — im Schaffell, im Erleben — gewon nen; wir brauchen keineswegs besonders stolz darauf zu sein, daß wir auf Lpenglersckem Trave- doch in der Lust schwebend die Dinge fo genau zu erkennen vermögen und im aeschiäckitch Gewordenen Gr uns noch eine Aufgabe, ein« späte Verpflichtung zu ent decken glauben. Lleberdies ist unser Wissen um Meverbrer und das Paris der vierziger Jahr« des XIX. Jahrhunderts niLr neu; und nicht erst nach dem Durchschreiten des Wagner-Korridors sehen wir, auS welchem Geist und welchem Zukammentres- fen von Ereignissen das Kunstwerk jener Zeit be dingt ist. Schon Flaubert spottet über Dumas Romane: „Die Liebe dewavrt den Anstand, der Fanatismus ist ßköblich, die Blutbäder reizen -um ööcheln" . . . Sollen wir die tragische Masft-rad« bei Menerbcer etwa ernst nehmen? — Meverbeer ist uns historischer geworden als Händel. Tenn Händel uud die Barvckoper ist für vns überhaupt noch nicht dagewesen. Meyerbeer ist dagrwrien und ist in sublimierter Gestalt un- noch Wich ge-enrvärtig. (Zn Wagner; in unzähligen AusschtvinguttgLa der Musil des ueuuzelmten Jahr hunderts.) Die Ausgabe des mtwu Operntheaters liegt rück- ruärts Mencrbeer uud vorwärts Schreker; sie liegt «uüerhaw des neunzehnten Jahrhunderts, außerhalb der idealen Machrfphäre der Pariser „Große,: Oper". Solle» wir die dringenden Bedürfnisse der Gegenwart vernachlässigen wegen einer Ängeleaeudcit von Historischem Belang? Solettlge alltäglich uncudlich viel Mühe und materieller Aufwand an Opernkttnstc verwandt wird, die das Gewissen unserer Zeit eigentlich unerträg lich belasten müßten, soll getrost zwischendurch dem Genie Meperbeers zebuldigt werden. Tenn Meycr- beer — das hat diese Aufführung des „Propheten" wieder bewiesen — war ein Genie des Theaters, kein frivoler Macher von Effekten. Gewiß, er schlug fein Theater nich: in dem Lande auf, wo als höchste Bestimmung des Theaters gilt, moralische Anstalt za sein. Aber in der leidenschaftlichen Ehrlichkeit, mit der dieser Mann sich zu seiner erwählten Heimat, zum Pariser Theater seiner Zeit, bekannte, liegt wirkliche Gröhe des Charakters, di« jenes ethisch« Manko verschmerze»» läßt. Ob die Bemühungen unserer Oper um Meyerbeer mit der Absicht einer derartigen Wertbetonung ver bunden waren, oder ob sie rein der Verlegenheit, dem planlosen Suckien ent'prckngeu, das mag ent scheiden, wer für die lebten Verfügungen des provi sorischen Opernregimes überhaupt nvch nach Teu rungen sucht. Uns defcbäftigren heute dringlichere Fragen. Etwa dies«: Wie soll, nach den Ersahrunoen des gestrigen Open»adeud«, «ine einzige vollzählige Ausführung zustande kommen, solange die musi kalischen Bemühung«»« des Generalmusikdirektors »licht begleitet und 'getragen find von einem refor matorischen Will.» auf der Bühne? Wer glaubt im Ernst an die Möglichkeit einer theatralischen Ge sundung, solange das Bühnenbild nicht vor Mißgriff«»» und Skilkofigkeiten geschützt ist? Was sagt der künftige Operudirekror zu Bildern wie ftntM Ziegelsteinhaufen, der cin§» Raldausplan dar stellt oder zu der armseligen Majestät des Tom- inneren mit jenen odiosen Fenurrbildern? Was zu dem Tanzpalast des zweiten D'lde< das doch eine Schenke malen soll? Oder wie denkt man sieb küns- tig dl« A-gl«, wenn selbst in diesem Stück, wo di« Wftkunasmvol'chkcitei« so aus der Hand lieaen, alle theaterficheren Moment« geflissentlich übersehen ! werden? Menn sich Gruppe« und Grüppchen so I I disziplin- und tcilnahmlos aus der Szene bewegen? f Wenn in einer merkwürdige»» Art von Lichtscheu , ständig über alle Vorgänge und Bilder jene braun« Ateliersauce gesoffen »st — statt Glanz, Geflimmer, und volle Lichtschwere einer „Großen Oper"? Was gedenkt man mit einem Ballett zu tuu, das in» Widerstreit des alten und des neuen Stils gleichsau» seine zentrifugale tänzerische Bewegung verloren hat und jedes innere» Zusammenhalts ledig ist? Wie kann man von Meyerbeer eine Wirkung erhoffen, wenn jener prickelnd« Rhythmus der „Großen Oper" nicht in den Fingerspitzen des Dirigenten liegt? Wenn mit dem Ellenbogen dirigiert wird, fiat» mit vibrierender Hand? Herrn Topitz als Propyereu »st zu-uerkeunen, daß er mit großem Geschick bemüht war, sich «ach dem Format der Oper zu strecken. Mit ungemachtem, ungeschminktem Spiel und ernstem gesanglichen Be mühen gab er hier sicher die abgerundetste aller seiner bisherigen Leistungen. Noch stärkere Eindrücke kamen von der Kraemer-Bergau als Fides und von Soomer als Oberthal. Tie Leistung von Lian- Ma rtiny aber war unfertig. Die Wiedertäufer (Zimmermann, Salymann, Müller) ver- darden nichts. Fm Haus« herrschte viel Stimmung für das Stück. «»»»» Settnoor Wenn Krauen plündern Tie Plünderungen, die sich in Marienburg ereignet Haden, zeitigten, so bedauerlich sie an und für sich find, manche eraötzliche Szene. So entnimmt die „Tilsiter Allgemeine Zeitung" einem Bericht aus Marienburg folgende Schilderungen: In einem Laven der Lduggasse erschien pldtzlich ein Trupp Frauen und verlangt« Lebensmittel. Besonders ein« Frau, die gar nicht danach aussah, als ob sie es not wendig batte, füllte ihre Taschen und nahm außer dem einen großen Kohlkops in den Arm. Kaum war sie drauhen, so stellt« sie fest, daß ihr im Laden ihre f Geldtasche mit 200 Milliarden abhanden gekommen ! war — In ein Seisengeschäst kam «ine Frau, an den Händen kostbare Glacshandschuhe, am Hut einen Schleier, und verlangte Seisenpulver Natür lich umsonst! Sie wurde sortgeschickt mit dem Be merken, erst die Glacehandschuhe abzulege«. — In I einem anderen Geschäft ^schienen -wei Frauen am folgenden Donnerstag, entschuldigten fich bei dem s Inhaber vielmals, aber fi« hätte» E Mittwoch bei der Verteilung nicht da sein können, hätte»» ft» nichts abvekommcn, und man möchte ihnen nun deute geben. — Lin größeres Kaufhaus wurde von Frauen und Halbwüchsigen gestürmt. Kaum war ein kleiner Trupp in den Geschäftsräumen, da schloß fich die eisern« Tür, und Vie Plünderer waren ge fangen. Der Schreck ging einer Frau so in die Glie der, daß man ihr Stuhl und Wasser reichen mußt«. Tie anderen baten tränenden Auges um ihre Frei lassung, die ihnen dann auch durch die Hintertür gewährt wurde. Bekommen oder genommen haben sie nichts Bewegte Zeiten A.. . . . Die Preußen griffen mit voll« Wucht an. Cs entspann fich «in erbittertes Ninger», bi- nach fünfzehn Minuten der rechte Flügel der Bayern durchbrach und fich mit Vehemenz auf die überraschten Preußen stürzte. D.: O Gott! Wie entsetzlich! A. : Tie Preußen hatten mit ihren Schüsse« Pech. Es waren fast immer Fehlschläge. Fünf Minuten vor drei kam es zum Handgemenge. B. : Halten Sie ein mit diesem grauenerregende« Schlachtengemälde. A.: Ein wüster Knäuel von Leibern wälzte sich aus d«m Boden, Blut spritzt«. D.: Wafier! Ich werde ohnmächtig! Was für «in fürchterliches Verhängnis: dieser Bruderkrieg! A.: Was faseln Sie denn immer vom Krieg? Bruderkrieg? Blödsinn. Cs handelt fich doch nicht um Krieg. Sperren Sie Ihre Ohren auf und hören Sie richtig zu. Ich erzähle Ihnen doch vom groß«» Fußballwettkampf Preußen gegen Bayern. ILI»dun< Kultusminister Dr. Boelttz läßt unter dom Titel „Der Aufbau de, preußischen Bil- düng» wese ns" ein Werk im Berlage von Quelle L Meyer in Leipzig erscheinen, in dem er Rechenschaft darüber ablegt, um» in Preußen auf oem Gebiete de» gesamten Schulwesen» — von der Volksschule bis zur Hochschule — seit dem Weltkrieg geleistet worden ist. Da, umfassende Buch, in dem der Verfasser auf dem Raun»« von 300 Seiten dar legt, in welcher Weis« di« Unterrichtsverwalrung den Forderungen der Gegenwart gerecht wurde, oürne von größter L-beuttmg für unser gesamte« Bildung, und Schulwesen situ.
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